S «s i Josste ins t u.
von Stoffen und Zubereitungen in Wassergefährdungsklassen
eingereicht als Abschlußarbeit im Postgradualstudium Toxikologie
von Dr. Bernd G. Bierling
an der Universität Leipzig
Halle, August 1992
l. 0 Einf ühruncf
2.0 Selbsteinstufunqskonzept der Leuna-Werke AG für wasser- qefährdende Stoffe und Zubereitungen
2.1 Organisatorische Regelungen
2.2 Katalog wassergefährdender Stoffe
2.3 Bewertungsgrundsätze für Stoffe und Zubereitungen 2.3.1 Definition wassergefährdender Stoffe
2.3.2 Ausmaß der Gefährdung
2.3.3 Eigenschaften von Stoffen und Zubereitungen hinsicht lich einer Wassergefährdung
2.3.4. Obligatorische Vorprüfung
2.3.4.1 Akute orale Säugetiertoxizität 2.3.4.2 Akute Bakterientoxizität
2.3.4.3 Akute Fischtoxizität
2.3.5 Ermittlung der vorläufigen WGK
2.3.6 Obligatorische und fakultative Nachprüfung entlastender und belastender ergänzender Kriterien
2.3.7 Gesamtbewertung
2.4 Selbsteinstufung von Stoffe 2.4.1 Allgemeine Regeln
2.4.2 Spezifische Regeln 2.4.2.1 Anorganische Stoffe 2.4.2.2 Schwerlösliche Stoffe
2.4.2.3 Stoffe der Liste I und II der EG-Richtlinie 80/68 EWG 2.4.2.4 Konzerogene Stoffe
2.5 Selbsteinstufung von Zubereitungen 2.5.1 Allgemeine Regeln
2.5.2 Spezifische Regeln
2.5.2.1 Zubereitungen aus Stoffen bekannter WGK 2.5.2.2 Wässrige Lösungen
2.5.2.3 Polymerdispersionen 3. Literaturverzeichnis
1. Einführung
In der Bundesrepublik Deutschland werden nach Umfrage des VCI ca.
5.000 Stoffe mit mehr als 10 t/a hergestellt. Zusätzlich sind ca.
l Mio verschiedene Zubereitungen auf dem Markt.
Im Hinblick auf technische Maßnahmen zur Abwendung von Gefährdun- gen des Wassers durch Unfälle beim Lagern, Abfüllen, Umschlagen und Befördern von Stoffen und Stoffgemischen werden gemäß Wasser- haushaltsgesetz (WHG) (1) wassergefährdende Stoffe mittels Ver - w a l t u n g s v o r s c h r i f t ( 2 ) n ä h e r b e s t i m m t u n d e n t s p r e c h e n d i h r e r Gefährlichkeit in Wassergefährdungsklassen (WGK) eingestuft.
E r g ä n z e n d z u r V e r w a l t u n g s v o r s c h r i f t e r s c h e i n t e i n K a t a l o g d e r offiziell eingestuften wassergefährdenden Stoffe (3). F ü r d i e B e s t i m m u n g u n d E i n s t u f u n g d e r S t o f f e i n W a s s e r g e f ä h r - d u n g s k l a s s e n u n d F o r t s c h r e i b u n g d e s K a t a l o g s w u r d e b e i m B e i r a t
"Lagerung und Transport wassergefährdender Stoffe" des Bundesmi- n i s t e r i u m s f ü r U m w e l t , N a t u r s c h u t z u n d R e a k t o r s i c h e r h e i t ( B M U ) e i n e K o m m i s s i o n z u r B e w e r t u n g w a s s e r g e f ä h r d e n d e r S t o f f e ( K B w S ) eingerichtet, in der Bund, Länder und Industrie vertreten sind.
D i e g r o ß e A n z a h l d e r i n d e r B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d h e r g e - stellten und vorkommenden wassergefährdenden Stoffe und Zuberei- tungen erlaubt der Kommission nicht, die Einstufung aller Stoffe in einem angemessenen Zeitraum vorzunehmen.
Durch die Industrie sind deshalb zunächst zahlreiche Stoffe und Zubereitungen selbst einzustufen, ohne daß diese die Einstufung durch die KBwS ersetzen kann.
Da die Selbsteinstufung möglichst nach demselben System vollzogen werden soll, besteht bei gleichzeitig sorgfältiger und fachkundi- ger Durchführung die große Wahrscheinlichkeit, daß eine spätere Überprüfung durch die KBwS zum selben Ergebnis führt.
Die vorliegende Arbeit stellt das Konzept dar, nach dem im Unter- nehmen Leuna-Werke AG wassergefährdende Stoffe und Zubereitungen selbst eingestuft werden.
2.0 Das Selbsteinstufungskonzept der Leuna-Berke AG für wassergefährdende Stoffe und Zubereitungen 2.1 Organisatorische Regelungen
D i e S e l b s t e i n s t u f u n g v o n S t o f f e n u n d Z u b e r e i t u n g e n e r f o l g t d u r c h eine Kommission (KSwSZ) unter Leitung des Fachgebietsverantwort- lichen für Produktentoxikologie und Chemikalienrecht und Mitar- beit von Vertretern des Zentralbereiches Umweltschutz sowie der jeweiligen Zentral- und Geschäftsbereiche.
Anträge zur Selbsteinstufung sind durch die Zentral- und Ge- schäftsbereiche schriftlich an die KSwSZ zu richten. In
Abstimmung mit dem Antragsteller wird das für die fachgerechte Einstufung erforderliche Datenmaterial durch
* Datenbank- und Literaturrecherchen
* Auftragsvergabe und wissenschaftliche Begleitung toxikologi scher und ökotoxikologischer Prüfungen
beschafft.
Im Ergebnis der Selbsteinstufung wird ein Protokoll erarbeitet, das die Einstufung nachvollziehbar dokumentiert.
Die Selbsteinstufungen werden in offiziellen Dokumenten, wie Sicherheitsdatenblättern u.a. eindeutig als solche ausgewiesen.
Die Bewertung von Sonderfällen ist ausschließlich der KBwS zu übergeben. Die entsprechende Antragstellung erfolgt durch die KSwSZ.
Zu den Sonderfällen zählen flüssige Stoffe mit großem Produkti- onsvolumen, große Umschlaghäufigkeit und weitgehender Aufteilung außerhalb des Verantwortungsbereiches des Herstellers oder Inver- kehrbringers, ggf. auch Stoffe, deren Bewertungsdaten wegen Schwerlöslichkeit experimentell nur fehlerhaft zu ermitteln sind.
2.2 Katalog wassergefährdender Stoffe (3)
Der Katalog wassergefährdender Stoffe erfaßt eine Reihe von Stoffen, die vornehmlich im Verkehr sind und ausschließlich durch die KBwS eingestuft worden sind.
Die Stoffe sind nach ihrem Wassergefährdungspotential in vier Wassergefährdungsklassen (WGK) eingeteilt.
WGK 0 : im allgemeinen nicht wassergefährdend WGK l i schwach wassergefährdend
WGK 2 : wassergefährdend
WGK 3 : stark wassergefährdend
Zusätzlich enthält der Katalog Ubersichtstabellen eingestufter Stoffklassen, aus denen die Zuordnung noch nicht eingestufter, strukturell ähnlicher Stoffe bei der Selbsteinstufung in WGK abgeleitet werden kann.
Zu den ausgewählten Stoffklassen zählen u.a.:
- aliphatische Amine
- halogenaliphatische Verbindungen - Glykole und Polymere
- Triazine - Tenside
- Fettgrundstoffe
- aromatische Amine und aromatische Nitroverbindungen
Die Einteilung der Stoffe in WGK ermöglicht angemessene und abgestufte Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Gewässer beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, die in Regelanforderungen, z.B. an Behältnissen, Lagervolumen, Anlagenausstattung, Uberwa- chungs- und Anzeigepflichten zum Ausdruck kommen, und gibt ferner wichtige Anhaltspunkte für Maßnahmen nach Schadensfällen mit wassergefährdenden Stoffen.
Bei der Bewertung des Wassergefährdungspotentials eines Stoffes kann der Vielschichtigkeit möglicher Wirkungen auf Gewässer nur begrenzt Rechnung getragen werden.
Im Einzelfall sind deshalb bei der Beurteilung der Wassergefähr- dung über die WGK hinaus noch weitere Gesichtspunkte zu berück- sichtigen.
Stoffe, die im Katalog, z.B. als allgemein nicht wassergefährdend (WGK 0) bezeichnet sind, können u.U. bei besonderen örtlichen Verhältnissen trotzdem besondere Sicherheitsmaßnahmen erfordern.
Ebenso können Verunreinigungen oder Beimengungen in technischen Produkten das Wassergefährdungspotential erhöhen.
2.3 Bewertungsgrundsätze für Stoffe und Zubereitungen
2.3.1 D e f i n i t i o n w a s s e r g e f ä h r d e n d e r S t o f f e
W a s s e r g e f ä h r d e n d e S t o f f e s i n d g e m ä ß W E G S t o f f e o d e r d e r e n R e a k t i - o n s p r o d u k t e i m W a s s e r , d i e g r u n d s ä t z l i c h o d e r v o n e i n e r b e s t i m m - t e n M e n g e o d e r K o n z e n t r a t i o n a n d i e B e s c h a f f e n h e i t v o n G e w ä s s e r n d i r e k t o d e r i n d i r e k t s o z u v e r ä n d e r n v e r m ö g e n , d a ß
a) die Gesundheit des Menschen und seine belebte Umwelt bedroht oder anderweitig nachteilt beeinflußt oder
b) die örtlich gegenwärtig und zukünftig in Betracht kommenden Nutzungen von Gewässern nachteilt beeinflußt oder über eine im Gesamtinteresse aller Nutzer toleriertes Maß hinaus beein trächtigt werden.
2.3.2 Ausmaß der Gefährdung
Das Ausmaß der Gefährdung des Wassers durch einen Stoff bzw. eine Zubereitung hängt ab, von
- örtlichen Verhältnissen, - der Menge und
- den Eigenschaften
der Stoffe bzw. der Zubereitung.
Für die allgemeine Regelung werden nur Stoffeigenschaften heran- gezogen.
2.3.3 Eigenschaften von Stoffen und Zubereitungen hinsichtlich einer Wassergefährdung
In Anlehnung an die LTwS Nr. 12 (3)werden nachstehende Stoffei- genschaften zur Bewertung herangezogen:
für obligatorische Vorprüfung;
Eigenschaft Parameter
* akute Fischtoxizität
* akute Bakterientoxi- zität
* akute orale Säugetier- toxizität
Bestimmungsmethode u. a. OECD 203
u. a. DIN 38 412 L 8 u. a. OECD 401
für obligatorische Nachprüfung
Eigenschaft
* biologische Abbaubar- keit
Parameter Bestimmungsmethode OECD 301 E
Daneben können statische Methoden wie Sturm Test (OECD 301 D) , Ciosed bottle Test (OECD 301 D) und weitere zur Bewertung heran- gezogen werden.
Ergänzungskriterium für fakultative Nachprüfung zur Malus/Bonus- Bewertung
Je nach Stoff- und Datenlage sind zuberücksichtigen:
Eigenschaft
* Daphnientoxizität
* Algentoxizität
* Bioakkumulierbarkeit
* Kanzerogenität Mutagenität Teratogenität
Bestimmungsmethode EC5Q (mg/1) EG
L251/155 EC10 (mg/1) DIN 38 412 log P0/w, BCF EG L251/57
z.B. MAK-Wert-Liste Literaturhinweise abiotische Abbaubarkeit Hydrolyse, Photolyse
Oxidation, Reduktion
* Bodenmobilität
* sonstiges
KQC, Wasserlöslichkeit physko-chem. Eigenschaften
kritische Metaboliten, niedrige NOEL, Verunreinigungen
LC0 (mg/1) EC0 (mg/1)
LDgQ Ratte,
Parameter
Die stoff- und zubereitungsspezifischen Eigenschaften werden anhand von Testverfahren nach DIN, OECD und EG ermittelt. Auf eine GLP-gerechte Prüfung ist grundsätzlich zu orientieren; bei Altstoffen kann davon abgewichen werden.
2.3.4 Obligatorische Vorprüfung .2.3.4.1 Akute orale
Säugetiertoxizität Als Versuchstiere werden Ratten bevorzugt.
Bewertungskriterium ist die LD^Q oral in mg/kg Körpergewicht.
Die Prüfungsergebnisse werden in ein angepaßtes Zahlensystem transformiert (Bewertungszahl BZ).
m g / k g _ B e w e r t u n g s z a h l ( B Z l
< 25 7
25 - 200 5
200 - 2000 3
> 2000 l
Bei Stoffen ist bei Vorhandensein von Literaturdaten auf Versuche zu verzichten.
2.3.4.2 Akute Bakterientoxizität
Vorgeschlagen wird der Zellvermehrungshemmtest (nach Bringmann- Kühn) . Als Ergebnis (in mg/1) wird die Konzentration gefunden, bei der eine beginnende Hemmung des Bakterienwachstums erkennbar
ist. Diese Konzentrationsangabe ist äquivalent dem Relativmaß ppm.
Zur besseren Handhabung dieser Verhältniszahlen wird von diesen der negative dekadische Logarithmus gebildet.
Die Angabe dieses Logarithmus erfolgt mit einer Stelle hinter dem Komma
BZg = -log Toxschwelle in ppm Beispiel i
T o x i z i t ä t s s c h w e l l e _ B Z T
o
,
005 mg/1= o,
005 ppm = 5 X10 -8 . 7— D
,
1
mg/1 ___ *| ppm 1 X1 30
~"D 6 ,
0 1
5
mg/1 = 15 ppm 1 , 5
X 10~5 4 ,
B 1250 mg/1 = 1250 ppm = 1 ,
2
X 10~3 2 ,
9
2.3.4.3 Akute Fischtoxizität
Die Bewertungszahl BZp ergibt sich aus der in mg/1 (ppm) erhalte- nen Toxizitätsschwelle (LCg -Wert) analog unter 2.3.4.2 beschrie- ben.
Für die Toxizitätsprüfung ist eine obere Konzentrationsgrenze von 20 g/l einzuhalten.
Stoffe und Stoffgemischen werden ebenso wie bei der akuten Bakte- rientoxizität in wässriger Lösung getestet.
Bei Stoffen ist bei Vorliegen von Literaturdaten auf Versuche zu verzichten.
.2.3.5 Ermittlung der vorläufigen WGK
Die Bewertungen der Vorprüfung werden als gleichwertig angesehen und arithmetisch gemittelt.
Die so erhaltene Zahl ist die sog. Wassergefährdungszahl (WGZ).
Sie wird mit einer Stelle nach dem Komma angegeben:
WGZ = BZ£ + BZE + BZF 3
Die vorläufige Wassergefährdungsklasse (WGK) ergibt sich aus der WGZ nach folgender Tabelle 1:
Tab., l - Ermittlung der vorläufigen WGK aus der WGZ
WGZ _________ WGK ____ Eigenschaft des Stoffes od. Zubereitung 0 - 1 , 9 0 im allgemeinen nicht wassergefährdend 2 - 3 , 9 l schwach wassergefährdend
4 - 5 , 9 2 wassergefährdend
> 6 3 stark wassergefährdend
2.3.6 Obligatorische und fakultative Nachprüfung entlastender und belastender ergänzender Kriterien
Die Vielfalt der Stoffeigenschaften sowie die Umweltgefährdungen verlangen, neben den obligatorischen Eigenschaften besonders schwerwiegende Bedrohungen des Wassers und insbesondere der menschlichen Gesundheit über das Wasser zu erfassen und in geeig- neter Weise durch fakultative Nachprüfung einzubeziehen, sofern aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse Anlaß gegeben ist.
Anlaß kann auch gegeben sein, wenn
* nach 3 obligatorischen Testverfahren die Bewertungszahlen erheblich differieren,
* eine Bewertungszahl wegen geringer Löslichkeit nicht bestimmt werden kann und bei der vorläufigen Bewertung eine Null einge- setzt wird.
In solchen Fällen ist eine einfache arithmetische Mittelung der Bewertungszahlen nicht zulässig.
Die Daten der Ergänzungskriterien für die Nachprüfung gemäß Pkt.
2.3.3 sind möglichst aus der Literatur zu entnehmen und entspre- chend nachstehender Tabelle 2 aufzubereiten.
Für Zubereitungen sind Einzelstoffbetrachtungen anzustellen.
Tab. 2 - Entlastende und belastende Bewertung von Ergänzungskri- terien
PrüfkriteriuB entlastend (positiv) belastend (negativ)
* biolog. Abbaubarkeit
* Daphnientoxizität
Kanzerogenität
* abiotische Abbaubarkeit Bodemobilität Sonstige
leicht abbaubar (ready biodegrad.)
z.B. rasche Umwandlung zu indifferenten Endprodukten
z.B. schnelle Festlegung als indifferentes Endprodukt z.B. leichte Rückholbarkeit
persistent oder schwer abbaubar herausragende aquat.
Toxizität im Vergleich zur HGK-Vorprüfung
z.B. bei Stoffen der HAK-Kategorie III Ä und III B oder bei anderen relevanten Befunden z.B. Bildung besonders gefährlicher Unwandlungs- produkte
z.B. Grundwasserschäden
z.B. keine angelassene Eliuinierbarkeit oder HOEL: EC < 1:100
2.3.7 Gesamtbewertung
Durch vergleichende Bewertung der in der Vorprüfung ermittelten WGK mit den entlastenden bzw. belastenden Ergänzungskriterien der obligatorischen und fakultativen Nachprüfung wird die endgültige WGK ermittelt.
Je mehr Ergänzungskriterien berücksichtigt werden, um so höher ist die Sicherheit der Selbsteinstufung.
Die entlastenden positiven und belastenden negativen Kriterien können von unterschiedlichem Gewicht sein. Erst ihre zusammenfas- sende Abwägung führt zu einer Bonus/Malus-Vergabe oder zu einer Bestätigung der bei der Vorprüfung ermittelten WGK.
Eine Bonusvergabe führt zu einer Abstufung der WGK um eine Klas- se, die Malusvergabe um eine Erhöhung bis zu 2 Klassen.
i --- > - Bonus (bis 1) --- 1
WGK-Vorprüfung --- 1 --- > + Malus (bis 2) --- 1--- > WGK l l
1 ---
> ± Bestätigung (0) ---' 2.4 Selbsteinstufimg von Stoffen
2.4.1 Allgemeine Regeln
- Stoffe, die nicht im Katalog wassergefährdender Stoffe enthal ten sind und somit nicht durch die KBwS eingestuft wurden, sind vorsorglich als WGK-3-Stoffe anzusehen, es sei denn, daß sie durch Selbsteinstufung bei hinreichender Datenlage durch die KSwSZ in eine niedrigere WGK eingestuft wurden.
- Der Selbsteinstufung von Stoffen sind die Bewertungsgrundsätze gemäß Pkt. 2.3 zugrunde zu legen.
- Lebensmittel werden nicht in WGK eingestuft.
- Natur- und Kunststoffe werden, soweit sie fest sind, nicht dispergiert, wasserunlöslich und indifferent, als WGK-0-Stoffe betrachtet.
- Der Wissenstand über chemische Eigenschaften und biologische Wirkungen von Stoffen entwickelt sich ständig weiter, die gewonnenen Erkenntnisse können unterschiedlich interpretiert werden.
Besonders im Grenzbereich zwischen 2 WGK sind unterschiedliche Gesamtwertungen der ermittelten Kenndaten bzw. Unscharfen der Einstufung in der Größenordnung einer WGK möglich.
- Einstufungen in WGK 0 und WGK 3 müssen Extremfällen vorbehalten bleiben.
- Klassifizierungen nach WGK 0 sind besonders sorgfältig abzusi chern .
- Sofern zur Einstufung erforderliche Daten fehlen, kann in begrenzten Fällen die Einstufung auf der Basis von Analogiesch lüssen zu bereits eingestuften Stoffen, auch unter Verwendung der im Katalog wassergefährdende Stoffe eingestuften Stoffklas sen bei strukturähnlichen Einzelstoffen, erfolgen.
2.4.2 Spezifische Regeln 2.4.2.1 Anorganische Stoffe
- Soweit es sich um lonenverbindungen handelt, sind den Bewer tungszahlen die auf das Formelgewicht des wasserfreien Salzes bezogenen Testergebnisse zugrunde zu legen.
- Beruht die Einstufung einer lonenverbindung auf der Analogie zu einer Modellverbindung, so ist auf diese Modellverbindung zu verweisen.
10
- Ein Bonus oder Malus ist in den Fällen anzugeben, wenn besonde re Stoffmerkmale des zu klassifizierenden Stoffes (z. B. explo sive Reaktion mit Wasser, geringe Löslichkeit) zur Zuordnung einer höheren bzw. niedrigeren WGK gegenüber der Modellverbin dung führen.
- Bei anorganischen Salzen wird die biologische Abbaubarkeit in der Regel nicht berücksichtigt.
- Für anorganische Stoffe, die in wässrigen Systemen in Ionen zerfallen, ist das Wirkion aufzuführen*
Unter der Voraussetzung, daß im Versuchssystem immer das freie Wirk-Ion vorliegt, ist der Schluß bei der Klassifizierung von einer def. Verbindung auf die Substanzklasse des Wirkions erlaubt (z«B. Dinatriumhydrogenarsenat für Arsenate).
- Die Prüfungen der akuten Fisch™ und Bakterientoxizität ist in neutralem Medium möglichst durchzuführen» Abweichendes ist zu vermerken.
2.4.2... 2 Schwerlösliche Stoffe
- Es ist sowohl die Wirkung der gelösten als auch der ungelösten Phasen zu berücksichtigen.
Auf eventuelle Anreicherung von Einzelkomponenten in der wäss- rigen Phase ist zu achten»
Die Wirkung der gelösten Phase wird nach 24 h Rühren/Schütteln und Messungen des Gehaltes an gelöster Substanz bestimmt. Die Bewertungszahl ist auf den Gehalt der gelösten Substanz zu beziehen.
Bei schwerlöslichen Stoffen ohne toxischen Effekt in gesättig- ter Lösung ist dies in einer Fußnote zu vermerken. Bei der ungelösten Phase sind physiko-chemische Eigenschaften und biologische Gesamtwirkung zu bewerten.
- Die Einstufung gasförmiger oder stark geschmacksbeeinträchti gender oder nicht angemessen analysierbarer Stoffe ist im Rahmen bereits eingestufter Stoffe einzuordnen.
2.4.2.3 Stoffe der Liste I und II der EG-Richtlinie 80/68 EWG vom 17„12.79
Stoffe der Liste I und II sind im Sinne des § 19g Abs. l des WHG wassergefährdend und folglich bei der WGK-Einstufung von Stoffen und Zubereitungen zu berücksichtigen.
Nachstehend ist eine Auswahl von Metallen, Metalloiden und ihrer Verbindungen genannt.
Liste li
- u.a. Stoffe, die im oder durch Wasser krebserregende, mutagene oder teratogene Wirkung haben
- Quecksilber oder Quecksilberverbindungen - Gadmium und Cadmiumverbindungen
- Mineralöle und Kohlenwasserstoffe
.11
Liste II;
- u.a. folgende Metalloide, Metalle und ihre Verbindungens
Zn, Cu, Ni, Cr, Pb, Se, As, Sb, Mo, Ti, Sn, Ba, B, U, V, Co, TI, Ag
- Stoffe, die für den Geschmack und/oder Geruch des Grundwassers abträgliche Wirkung haben
- Ammoniak und Nitrite
Sofern bestimmte Stoffe aus der Liste II krebserregende oder mutagene Wirkung haben, fallen sie unter Liste I»
2.4.2.4__Kan.z.er.o.gene. Stoffe
In Auswertung der bisherigen Praxis zur WGK-Einstufung kanzeroge- ner und kanzerogenverdächtiger Stoffe durch die KBwS wurden durch Roth (5) Kriterien erarbeitet, die bei der Selbsteinstufung durch die KSwSZ Berücksichtigung finden können.
Je nach Kenntnisstand zur Kanzerogenitat der Stoffe ergibt sich folgender Bewertungsmaßstabs Einteilung in Gruppens
Gr„ 0 eindeutige Feststellung der Gefährdung nicht möglich, karzinog. Potential oder Eingruppierung z,Z. geprüft
Gr. l Stoffe, die in MAK-Wert liste unter III B oder gemäß Literaturbeschreibung dementsprechend eingestuft werden müssen
Gr. 2 in GefStoffV als "gefährdend" eingestuft in lARC-Liste mit H oder A gekennzeichnet oder in Schweizer Giftverord- nung als krebserregend ausgewiesen H = kann bei Menschen Krebs erzeugen
A = kann bei Tieren Krebs erzeugen
Gr. 3 Stoffe, die in GefStoffV als «stark gefährdend» aufge- führt oder als "stark gefährdende" eingestuft werden müssen.
Gr* 4 Stoffe, die in GefStoffV als "sehr stark gefährdend"
eingestuft oder den in der GefStoffV aufgeführten Stoffen gleichzustellen sind»
Unter die Gruppen 2, 3, 4 fallen auch alle III AI™ und III A2- Stoffe der MAK-Wert-Liste.
Hieraus ergibt sich für die WGK folgende Einstufung, wenn weitere wassergefährdende Eigenschaften bei einem Stoff hinzu kommen.
krebserzeugende Stoffe der Gr. 4 in --- > WGK 3 Gr„ 3 --- > WGK 3
Gr. 2 --- > WGK 3 oder 2 Gr. l --- > WGK 2 oder l Gr. 0 --- > WGK l oder 2
12
2.5 Selbsteinstufung von Zubereitungen 2.5.1 A l l g e m e i n e R e g e l n
D i e E i n s t u f u n g v o n Z u b e r e i t u n g e n i s t p r o b l e m a t i s c h .
A n g e s i c h t s i h r e r g r o ß e n A n z a h l i s t e s u n m ö g l i c h , f ü r a l l e Z u b e - r e i t u n g e n d i e z u r E i n s t u f u n g e r f o r d e r l i c h e n P r ü f e r g e b n i s s e z u e r a r b e i t e n u n d e i n e B e w e r t u n g g e m ä ß P k t . 2 . 3 v o r z u n e h m e n .
A n d e r e r s e i t s k a n n s i c h d i e E i n s t u f u n g n i c h t a u s s c h l i e ß l i c h a n d e r K o m p o n e n t e m i t d e r h ö c h s t e n W G K , u n a b h ä n g i g v o n i h r e m A n t e i l , orientieren.
A l s Z u b e r e i t u n g e n w e r d e n a u c h n i c h t z i e l g e r i c h t e t h e r g e s t e l l t e G e m i s c h e u n d Z u b e r e i t u n g e n ( k o n t a m i n i e r t e W ä s s e r u n d A b f a l l - s t o f f e ) b e t r a c h t e t , d i e i m U n t e r n e h m e n g e l a g e r t , t r a n s p o r t i e r t u n d g e h a n d h a b t w e r d e n , s o d a ß d i e s e E i n s t u f u n g s e r g e b n i s s e f ü r S t ö r f a l l a n a l y s e n , G e n e h m i g u n g s u n t e r l a g e n , A n z e i g e p f l i c h t u . a . s i n n g e m ä ß a n g e w e n d e t w e r d e n k ö n n e n .
E s w i r d d e m V o r s c h l a g d e s V C I g e f o l g t , n a c h V o r b i l d d e r E i n s t u - f u n g u n d K e n n z e i c h n u n g g e f ä h r l i c h e r Z u b e r e i t u n g e n g e m ä ß G e f a h r - s t o f f v e r o r d n u n g , e i n e E i n s t u f u n g , b a s i e r e n d a u f W a s s e r g e f ä h r - d u n g s k l a s s e u n d P r o z e n t a n t e i l d e r i n d e r Z u b e r e i t u n g e n t h a l t e n e n St of fe v or zu ne hm en .
I m a l l g e m e i n e n f ü h r t d i e s z u e i n e r s c h ä r f e r e n E i n s t u f u n g a l s d i e B e u r t e i l u n g v o n P r ü f e r g e b n i s s e n .
D i e E i n s t u f u n g a n h a n d v o n P r ü f d a t e n e i n e r Z u b e r e i t u n g g e h t e i n e r E i n s t u f u n g a n h a n d v o n B e s t a n d t e i l e n v o r .
2.5.2 Sp ez if is ch e Re ge ln 1 7)
2 . 5 . 2 . 1 Z u b e r e i t u n g e n a u s S t o f f e n b e k a n n t e r W G K
W e n n k e i n e k r e b s e r z e u g e n d e n S t o f f e e n t h a l t e n s i n d , g i l t :
S t o f f a n t e i l e v o n < 0 , 2 % M a s s e n a n t e i l e w e r d e n b e i Z u b e r e i t u n g e n , M i s c h u n g e n u n d v e r d ü n n t e n L ö s u n g e n i n W a s s e r n i c h t b e r ü c k s i c h t i g t (Berücksichtigungsgrenze).
WG K- Ei ns tu fu ng ;
W G K 3 s i n d a l l e Z u b e r e i t u n g e n u n d G e m i s c h e m i t > 3 % M a s s e n a n t e i l e W G K 3 - S t o f f e
A l s W G K 3 - S t o f f e g e l t e n a u c h a l l e S t o f f e , d i e i n d e r V w V w S n i c h t g e n a n n t w e r d e n u n d d e r e n W G K n i c h t s i c h e r i m S i n n e d e s B e w e r t u n g s m u s t e r s d e s U B A s e l b s t e i n g e s t u f t s i n d .
W G K 2 s i n d a l l e G e m i s c h e u n d Z u b e r e i t u n g e n , m i t
> 5 % M a s s e n a n t e i l W G K 2 - S t o f f e 0 , 2 b i s < 3
% M a s s e n a n t e i l W G K 3
13
WGK l sind alle Gemische und Zubereitungen mit >
3 % Massenanteile WGKl-Stoffe oder 0,2 bis < 5 % Massenanteile WGK2-Stoffe
WGK-3-Stoffe dürfen oberhalb der Berücksichtigungsgrenze nicht enthalten sein.
WGK .0 sind alle Gemische, Zubereitungen und Lösungen mit < 3 % WGK l-Stoffen
W G K 2 - S t o f f e u n d S t o f f e , d e r e n W G K n i c h t s i c h e r b e s t i m m t sind, dürfen nicht > 0,2 % enthalten sein» E s d ü r f e n
d i e s e n G e m i s c h e n a u c h k e i n e S t o f f e z u g e s e t z t werden in Konz. > 0,2 Ma%, die in WGK3 eingestuft sind.
- We n n k r e bs e r ze u g en d e S t o ff e ge m ä ß A n ha n g I I Ge f S tV ( 6) b zw . MAK-Liste III AI und III A2 vorhanden sind, werden diese ab >
0,1 Ma% berücksichtigt, soweit im Anhang II, Nr. 1.1. GefStV in Gruppe III nicht niedrigere Prozentsätze genannt werden.
Gemische und Zubereitungen mit krebserzeugenden Stoffen ober halb der Berücksichtigungsgrenzen sind in WGK3 einzuordnen.
Falls der entsprechende Stoff in WGK2 eingestuft ist, ist die WGK2 zutreffend.
Zubereitungen der WGKO dürfen auch unterhalb der Berücksichti- gungsgrenze keine krebserzeugenden Stoffe enthalten.
- Die Regeln sind nicht anwendbar bei
* Gemischen, deren Komponenten miteinander reagieren bzw. auf verschiedene Phasen verteilt sind,
* Gemische mit herausragend toxischen Komponenten (z.B. PCDD, PCDP),
* Gemische, bei denen Anhaltspunkte für eine starke gegenseiti ge Beeinflussung der Wirkung vorhanden sind.
Hierzu zählen auch Gemische, bei denen die Bioverfügbarkeit schwerlöslicher Stoffe, z.B. durch den Zusatz von Emulgato- ren, erhöht sein kann.
In diesen Fällen ist eine Einzelfallentscheidung unter Konsul- tation der KBwS erforderlich.
2. 5.. 2. .2 wässri ge . Lösungen
B e i s o r g f ä l t i g e r P r ü f u n g d e s E i n z e l f a l l e s k a n n n a c h f o l g e n d e n Regeln vorgegangen werden;
- Vorrangig ist die Teilkomponente mit der höchsten WGK für die Einstufung (Konzentrationsgrenze vgl. Pkt. 2.5.2.1).
- W G K 0 i s t i m a l l g e m e i n e n n i c h t d u r c h V e r d ü n n e n v o n S t o f f e n höherer WGK erreichbar.
- WGK1 kann gegebenenfalls durch Verdünnen eines Stoffes der WGK2 um l bis 2 Zehnerpotenzen erreicht werden, je nachdem, ob die Einstufung des WGK-2-Stoffes näher bei der WGK1 bzw. bei der WGK3 liegt.
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- Bei Stoffen der WGK3 in Lösungen und Gemischen ist eine Herab stufung nur in Sonderfällen möglich, wenn die ursprüngliche Einstufung in WGK3 nicht wegen herausragenden Gefahrenpotenti als, wie z.B. Kanzerogenität veranlaßt war.
In diesen Sonderfällen gilts
- auf WGK2 eine Verdünnung um mindestens 2 Zehnerpotenzen, - auf WGK1 eine Verdünnung um wenigsten 4 Zehnerpotenzen»
Die Anwendbarkeit von Verdünnungsschritten ist im Einzelfall verantwortlich zu prüfen.
Diese Regeln sind nicht auf Mehrstoffsysteme anwendbar, deren Komponenten vollständig oder teilweise miteinander reagieren bzw.
Mehrphasensysteme bilden.
2.5,2.3 Polymerdispersionen
Polymerdispersionen sind aufgrund ihrer physikalisch/ehern. Eigen- schaften, die die Beschaffenheit des Wassers nachteilig verän- dern, grundsätzlich nicht in WGKO einzustufen.
Für ihre Einstufung sind Rahmenrezepturen gemäß Positivliste des Kataloges wassergefährdender Stoffe (3) verbindlich. Sind Stoffe in höheren Konzentrationen enthalten als in den Positivlisten aufgeführt bzw. enthalten Polymerdispersionen Komponenten, die nicht in Positivlisten erfaßt sind, muß im Einzelfall geprüft und bewertet werden.
Für Restmonomere gelten folgende Berücksichtigungsgrenzens - Monomere, die in III A und III B der MAK-Liste genannt
sindi > 50 ppm
- Restgehalte an sonstigen, nicht umgesetzen Monomeren; > 5000 ppm
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3.0 Literaturverzeichnis
(1) Wasserhaushaltsgesetz (WHG) vom 23.09*86
(2) Allgemeine Verwaltungsvorschrift vom 09.03.90 über die nähere Bestimmung wassergefährdender Stoffe und ihre Ein stufung entsprechend ihrer Gefährlichkeit (VwVws)
(3) Katalog wassergefährdender Stoffe LTwS Nr. 12, Januar 1991 herausgegeben vom Umweltbundesamt
(4) Selbsteinstufungskonzept des VCI, Oktober 1987 (5) Rothf Wassergefährdende Stoffe
ecomend-Verlag
(6) Verordnung über gefährliche Stoffe vom 25.09.91
(7) Kommission Bewertung wassergefährdender Stoffe, Vorschläge der Zuordnung der WGK bei Stoffgemischen vom 29.6.92
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