Gegen Infektionen der obe- ren und unteren Luftwege gel- ten Makrolide als Mittel der Wahl. Bei guter Verträglich- keit erzielen sie klinische Er- folgsquoten von über 90 Pro- zent. Resistenzen spielen – zu- mindest in Deutschland – kei- ne wesentliche Rolle. Azi- thromycin (Zithromax®) kann als einziges unter den neueren Makrolid-Antibiotika nur ein- mal täglich über drei Tage eingenommen werden. Diese Kurzzeittherapie verbessert den Behandlungserfolg be- sonders bei Kindern, wie auf einem von Pfizer veranstalte- ten Symposium in Wien be- richtet wurde.
Charakteristisch für Azi- thromycin ist die lange Halb- wertszeit von 20 bis 40 Stun- den und die hohe Anreiche- rung im infizierten Gewebe.
Diese pharmakokinetischen Eigenschaften ermöglichen bei den meisten Indikationen ei- ne Drei-Tages-Gabe, die ei- ner zehntägigen Therapie mit einem Standardantibiotikum ebenbürtig ist. Die prakti- schen Vorteile sind evident.
Darüber hinaus habe eine eu- ropäische Befragung von mehr als 3 000 Personen ergeben, dass Patienten die Effektivi- tät eines Antibiotikums umso höher einstufen, je kürzer die Therapie dauert und je schnel- ler das Medikament wirkt, er- klärte Dr. Otmar Lambrecht in Wien.
Obwohl Infektionen der oberen Atemwege primär vi- ral bedingt sind, kommt es be- sonders bei Kleinkindern zu bakteriellen Sekundärinfek- tionen, zum Beispiel als Otitis media. Antibiotika seien im- mer dann indiziert, wenn sich neben einer Rötung des Trom- melfells auch Sekret hinter dem Trommelfell nachweisen lässt, sagte Prof. Dietrich Hofmann (Frankfurt). Eine Otitis wird am häufigsten
durch Pneumokokken und Haemophilus influenzae aus- gelöst, ergänzt durch Mora- xella catarrhalis. Bei akuter Otitis media gilt Azithromy- cin nach einer Reihe von Stu- dien als eines der wirksam- sten Antibiotika.
Die akute banale Bronchi- tis ist im Kindesalter sehr häufig. Sie wird in der All- gemeinpraxis aber auch am häufigsten falsch behandelt, denn sie ist auf keinen Fall ei- ne Indikation für Antibiotika.
Hingegen sollten Antibiotika bei der komplizierten Bron- chitis gegeben werden, die lange andauert und immer wieder rezidiviert. Unzurei- chend behandelt, führe diese Erkrankung oft zur chroni- schen Bronchitis im Erwach- senenalter, warnte Hofmann.
Von der obstruktiven Bron- chitis sind 25 Prozent aller Säuglinge und Kleinkinder ein- oder mehrmals betrof- fen. Eine Antibiotikatherapie ist angezeigt, wenn eine fie- berhafte Bronchitis über vier Tage andauert oder Fieber am vierten oder fünften Krank- heitstag auftritt, sowie bei allen Fällen einer kompli- zierten Bronchitis. Hält bei einer obstruktiven Bronchi- tis die Dyspnoe auch unter antiobstruktiver Therapie län- ger als 24 Stunden an, kann man mit hoher Wahrschein- lichkeit von einer bakteriellen Sekundärinfektion ausgehen und mit Antibiotika behan- deln.
Im Schulalter verschiebt sich das Keimspektrum
Pneumonien im Kindesalter sind häufiger als allgemein angenommen und auch häufi- ger als bei Erwachsenen. Eine erhöhte Atemfrequenz bei Kleinkindern spricht mit ho- her Wahrscheinlichkeit für eine Pneunomie, so der dia-
gnostische Tipp des Pädia- ters. Etwa ein Drittel der Fäl- le wird durch Bakterien ver- ursacht. Eine Abgrenzung zur viralen Pneunomie ist am Krankenbett kaum möglich, daher ist in der Praxis im- mer eine empirische Antibio- tika-Therapie angezeigt.
Im Kleinkindesalter über- wiegen Pneumokokken, Hae- mophilus influenzae und Sta- phylokokken. Im Schulkin- desalter verschiebt sich das Keimspektrum; vorherrschend sind dann Mykoplasmen und Chlamydien, gefolgt von Sta- phylokokken. Für die Aus- wahl des Antibiotikums be- deutet das, dass bei Säuglin-
gen und Kleinkindern ein breites Spektrum an Antibio- tika in Betracht kommt. Wo- hingegen bei Pneumonien im Schulkindesalter Makrolide die Therapeutika der ersten Wahl seien, betonte Hofmann nachdrücklich.
Eine rechtzeitige Behand- lung sei wichtig, da Mykoplas- men lang anhaltende Lun- genschäden verursachen kön- nen. Vergleichsstudien haben ergeben, dass eine dreitä- gige Therapie mit Azithromy- cin bei ambulant erworbenen Pneumonien genauso wirk- sam ist wie eine zehntägige Therapie mit anderen moder- nen Makroliden. Ulrich Ravens V A R I A
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A1006 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 15½½13. April 2001
Makrolide
Kurzzeittherapie ist bei Kindern vorteilhaft
Unternehmen
Mikropille mit Drospirenon
Antimineralkortikoid durch neues Gestagen
Das orale Kontrazeptivum Petibelle® (Jenapharm) un- terscheidet sich hinsichtlich des Gestagenanteils deut- lich von anderen Präpara- ten zur hormonalen Emp- fängnisverhütung. Die Ein- phasenmikropille enthält ne- ben 30 µg Ethinylestradiol 3 mg des Gestagens Drospire- non. Diese neuartige Wirk- substanz lässt sich weder den bisher bevorzugten 19- Nortestosteronderivaten noch den Progesteronderivaten zu- ordnen. Drospirenon ist ein Abkömmling des 17a-Spi- rolactons und besitzt ei- ne Alleinstellung unter den gestagen-wirksamen Substan- zen.
Während die bisher in der oralen Kontrazeption einge- setzten synthetischen Gesta- gene nicht antimineralkorti- koid wirken, fördert Dro- spirenon die Natrium- und Wasserausscheidung. Neben dieser antimineralokortikoi- den Wirkung verfügt Dro- spirenon lediglich über ge- stagene und antiandrogene Eigenschaften, wobei die an- tiandrogene Wirkungsstärke
etwa 30 Prozent des Cypro- teronacetats beträgt.
Das in Ovulationshemmern enthaltene Ethinylestradiol ist über eine Aktivierung der An- giotensinogen-Bildung in der Leber in der Lage, das Renin- Angiotensin-Aldosteron-Sy- stem zu stimulieren. Dies führt zu einer deutlichen Er- höhung des Spiegels des in der Nebenniere gebildeten Mine- ralokortikoids Aldosteron; als Folge lagert der Organismus vermehrt Wasser ein, was viele Frauen als Gewichtszunahme und/oder prämenstruelle Be- schwerden empfinden.
Mit einem bereinigten Pearl-Index von 0,09 und mehr als 90 Prozent zwi- schenblutungsfreier Zyklen gilt Petibelle® als sicher und zyklusstabil. Das Kontrazepti- vum ist gut verträglich und verfügt über eine hohe en- dometriale Sicherheit. Auf- grund der antiandrogenen Partialwirkung des Gestagens Drospirenon vermindert Peti- belle die Sebumproduktion und die Zahl von Akneläsio- nen – mit positiven Effekten für Haut und Haar. EB