A 956 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 17|
29. April 2011 mydien mehr in der Zervix nach-weisbar sind, was etwa jede zweite Patientin betrifft? Was kann ein Screening einmal im Jahr bei ei- nem Therapiefenster für die Salpin- gitis von nur wenigen Tagen hin- sichtlich der tubaren Sterilität über- haupt bewirken?
Dem Fazit der Deutschen Agentur für Health Technology Assessment des Deutschen Instituts für Medi- zinische Dokumentation und Infor- mation im Vorfeld der Screening- entscheidung und im gesetzlichen Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit aus dem Jahr 2005 ist auch heute nichts hinzuzufü- gen, wenn es dort heißt: „Ange- sichts der vorliegenden Evidenz ist es nicht zu erwarten, dass durch eine isolierte Aufnahme des Scree- nings für Chlamydia trachomatis in den Leistungskatalog der GKV im Rahmen der Früherkennungs- leistung . . . bevölkerungsgesund- heitliche Ziele tatsächlich erreicht werden können, wenn das Scree- nung nur auf Frauen begrenzt sein soll . . . und die Früherkennung nicht im Rahmen eines gezielten Programms von altersgerechten Maßnahmen zur Aufklärung und Primärprävention von Chlamy- dieninfektionen (eventuell auch von STD im allgemeinen) einge- bettet wird.“
Für eine erfolgreiche Umsetzung des Chlamydienscreenings fehlt die Basis, was nicht bedeutet, dass das 1995 etablierte Screening in der Schwangerschaft nicht sinn- voll war und ist. Daneben sollte bei entsprechender Anamnese und/oder Klinik stets gezielt un- tersucht werden, bei Verdacht auf Salpingitis sind auch laparosko- pisch gewonnene Tubenabstriche heranzuziehen. Und: Vor dem Hintergrund des verordneten ge- nerellen Screenings sollte sich in der Praxis ein Gynäkologe trotz aller Zweifel derzeit nicht von der Maßnahme ausschließen, um nicht forensisch in Bedrängnis zu gera- ten.
Literatur beim Verfasser
Univ.-Prof. Dr. med. habil. Prof. Dr. h. c. Udo B.
Hoyme, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, HELIOS Klinikum Erfurt, 99089 Erfurt
Die legalen Suchtmittel Alkohol und Tabak zählen zu den gefährlichsten Gesundheitsrisiken weltweit. Viele chronische Erkrankungen entstehen oder verschlimmern sich durch den Tabak- und Alkoholkonsum. Alko- hol bahnt den Weg für viele Unfall- verletzungen. In Deutschland ster- ben jährlich mehr als 40 000 Men- schen an den direkten Folgen des Alkohols und mehr als 110 000 an tabakbedingten Erkrankungen. Es könnten einige weitere gewichtige Gründe für die Entwicklung dieses Lehrbuches aufgezählt werden, das sich detailliert mit den physischen und psychischen Folgen des patho- logischen Alkohol- und Tabakkon- sums beschäftigt. Erweitert um den Gesamtkomplex „Tabak“ und füh- rende deutsche Suchtforscher in der Herausgeberschaft entstand es aus dem erstmals 1999 von Singer und Teyssen herausgegebenen Werk
„Alkohol- und Alkoholfolgeerkran- kungen“.
„Alkohol und Tabak“ gliedert sich in neun aktualisierte Kapitel, die den medizinisch Belesenen kom- petent und ausführlich über kulturel- le, pharmakologische, organbezoge- ne, diagnostische, präventive und ju- ristische Aspekte des krankhaften Alkohol- und Tabakkonsums infor- mieren. Auch die besonderen Risi- ken bei Schwangeren, Adoleszenten, älteren Menschen, Intensivpatienten, SUCHTMEDIZIN
Einzigartige Informationsdichte
Mehrfachmedizierten und Infekti- onserkrankungen werden berück- sichtigt. Eine Zusammenfassung am Ende eines jeden Unterkapitels er- leichtert das „behaltende“ Lesen.
Tierexperimentelle Daten sind ab- sichtlich weitgehend herausgehalten worden, wenn sie nicht direkt zum klinischen Verständnis der Sym - ptomentwicklung beigetragen ha- ben. Bei der Neuauflage werden die Berücksichtigung der negativen Fol- gen des Tabakkonsums auf das Herz-Kreislauf-System sowie ein Unterkapitel aus dem Notfall- und Rettungsdienst empfohlen.
Insgesamt ist dieses Lehrbuch bisher einzigartig in seiner klini- schen Informationsdichte zum The- ma Alkohol und Tabak im deutsch- sprachigen Raum und besticht durch seine kluge Gliederung und
Didaktik. Udo Bonnet
Manfred V. Singer, Anil Batra, Karl Mann (Hrsg.): Alkohol und Tabak. Grundlagen und Folgeerkrankungen. Thieme, Stuttgart, New York 2011, 638 Seiten, gebunden, 149,95 Euro
Medizin/Naturwissenschaft
Yuan Heping: Chinesische Zungendiagnostik. 6. Auflage, Urban & Fischer, Elsevier GmbH, München 2010, 200 Seiten, gebunden, 41 Euro
Martin Sack: Schonende Traumatherapie. Ressourcenorientierte Behandlung von Traumafolge- störungen. Schattauer, Stuttgart 2010, 248 Seiten, gebunden, 29,95 Euro
Hans-Peter Wolff, Thomas R. Weihrauch: Internistische Therapie 2010 · 2011. 18. Auflage.
Urban & Fischer, Elsevier GmbH, München 2010, 1351 Seiten, gebunden, 99,95 Euro Hans-Georg Gieretz (Hrsg.): Begutachtung in der Kardiologie. ecomed Medizin, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm, Landsberg u. a. 2010, 358 Seiten, gebunden, 49,95 Euro
Dirk Windemuth, Detlev Jung, Olaf Petermann (Hrsg.): Praxishandbuch psychische Belas- tungen im Beruf vorbeugen – erkennen – handeln. Gentner Verlag, Stuttgart 2010, 398 Seiten, gebunden, 78 Euro
Horst Huismans: Diabetes mellitus – von der Antike bis zur Gegenwart. UNI-MED Science, UNI-MED Verlag, Bremen 2010, 96 Seiten, Hardcover, 29,80 Euro