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Archiv "Der Totentanz: Bilder vom Sterben und vom Tod" (13.05.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 19

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13. Mai 2011 A 1073 DER TOTENTANZ

Bilder vom Sterben und vom Tod

Das Forum Jacob Pins in Höxter zeigt Bilder und Holzschnitte des gleichnamigen Künstlers sowie Grafiken aus der Sammlung Dr. Alauneh.

U

ns alle erwartet die eine Nacht, und einmal müssen wir den Weg des Todes betreten“

(Horaz). Insbesondere Totentanz- darstellungen (Danse macabre), seit dem 14. Jahrhundert ein weitver- breitetes Genre der Gegenüberstel- lung von Leben und Tod, verbildli- chen das „Memento mori“. Dafür war und ist vor allem der Holz- schnitt mit seiner Klarheit, meist in hartem Schwarz-Weiß-Kontrast, ein beliebtes künstlerisches Ausdrucks- mittel. In dieser Tradition steht auch der 1917 in Höxter geborene jüdi- sche Maler und Grafiker Jacob Pins. Er beschäftigte sich bereits als Schüler mit dem Thema Totentanz.

Als 19-Jähriger emigrierte er wegen der nationalsozialistischen Juden- verfolgung nach Palästina. Seine Eltern, Ida und Dr. Leo Pins, konn- ten hingegen nicht mehr aus Höxter fliehen: Sie wurden deportiert und ermordet. Jacob Pins studierte bis 1945 bei dem ebenfalls aus Deutsch - land emigrierten Expressionisten Jakob Steinhardt in Jerusalem, der an der dortigen Bezalel School Holzschnitt lehrte.

Pins’ großes Interesse für fern- östliche Kunst, der Einfluss des japanischen Farbholzschnittes und die Strömungen der europäischen Kunst des frühen 20. Jahrhunderts prägten sein weltweit ausgezeich- netes und anerkanntes künstleri- sches Schaffen. 1978 erhielt er eine Professur an der Bezalel-Kunstaka- demie. Pins besuchte 1988 anläss- lich des 50. Jahrestages der Reichs- pogromnacht in seiner Geburtsstadt die Ausstellung „Juden in Höxter“.

Auf einem Foto aus dem Jahr 1941 erkannte er seinen Vater bei der Deportation auf dem Bahnhof in

Bielefeld. Trotz aller leidvollen Er- fahrungen entwickelten sich freund- schaftliche Beziehungen zu Bür- gern seiner Geburtsstadt. Dieser übereignete er 2002 als Zeichen der von ihm vollzogenen Versöhnung ein großes Konvolut seines künst - lerischen Nachlasses: zum Anden- ken an seine Eltern sowie ehemali- ge jüdische Mitbürger Höxters, die Opfer der Shoa wurden.

Die 2003 gegründete „Jacob Pins Gesellschaft – Kunstverein Höxter“

verwaltet den Hunderte von Wer- ken umfassenden Nachlass. Deren Vorsitzender, der Pädiater Dr. med.

Dieter Schuler, war maßgeblich an der Entstehung des „Forum Jacob Pins“ im aufwendig restaurierten historischen „Adelshof Heister- mann von Ziehlberg“ aus dem 13.

Jahrhundert beteiligt, in dem die Stiftung seit 2008 ihren festen Platz gefunden hat. Dort sind in wech- selnden Themenausstellungen Pins’

Gemälde, Holzschnitte und Zeich- nungen aus dem umfangreichen Fundus zu sehen. Darüber hinaus

wird auch ausgewählten zeitgenös- sischen Künstlern an diesem Ort ein Ausstellungsforum geboten.

Pins, der 2005 in Jerusalem starb, hat sich in seinen Werken mehrfach mit Sterben und Tod aus- einandergesetzt. Sein Nachlass ent- hält zahlreiche Studien zu diesem Thema. In der aktuellen Ausstel- lung „Der Totentanz – Bilder vom Sterben und vom Tod“ sind unter anderem seine Linol- und Holz- schnitte mit Totentanzdarstellungen zu sehen. Gleichzeitig stellt der Chirurg Dr. med. Issa Alauneh aus dem benachbarten Holzminden, ausgewiesener Kenner verschiede- ner Kulturkreise sowie deren Reli- gionen und Philosophien, mehr als 40 Arbeiten auf Papier bedeutender Künstler aus der Zeit des Mittel - alters bis zur Gegenwart für diese Ausstellung zur Verfügung. Seine imposante, weitaus mehr Werke umfassende Sammlung zum The- menkreis „Schmerz, Leid und Tod“

hat er über viele Jahre zusammen- getragen. Ein 2009 erschienener Katalog erfasst diese Werke. Ergän- zend stellt das Stadtarchiv Höxter dieser Ausstellung den vollständi- gen Totentanzzyklus des deutschen Historienmalers Alfred Rethel (1816–1859) zur Verfügung. ■

Dr. med. Stephanie Krannich Die Ausstellung „Der Totentanz – Bilder vom Sterben

und vom Tod“ ist bis zum 13. Juni im Forum Jacob Pins, Westerbachstraße 35–37, 37671 Höxter zu sehen. Öff- nungszeiten: vom 15. März bis 1. November: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, vom 2. November bis 14. März: dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr, montags ge- schlossen. Besuche und Führungen sind außerhalb der genannten Öffnungszeiten nach Absprache jederzeit möglich. Telefon: 05271 6947441. www.jacob-pins.de

Kataloge: Jacob Pins: Künstler, Sammler, Freund (24,80 Euro); Pins: Woodcuts, 1942–2000 (22 Euro), Pins: Drawings and Oilpaintings 1942–2000 (22 Euro).

INFORMATIONEN

Jacob Pins: „Danse macabre“, 1957

Abbildunng: Forum Jacob Pins

Referenzen

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