Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 23|
10. Juni 2011 A 1259Erstmals steht die Lehre im Fokus eines nationa- len Förderpro- grammes.
Die Bundesregierung hält Schät- zungen des Schadens für problema- tisch, der sich aus fehlerhaften Krankenhausabrechnungen ergibt.
„Der über eine lineare Hochrech- nung der Ergebnisse von beanstan- deten Krankenhausrechnungen auf alle Krankenhausfälle ermittelte Schaden für die gesetzliche Kran- kenversicherung (GKV) dürfte über- schätzt werden“, schreibt die Bun- desregierung in ihrer Antwort (17/5742) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (17/5646).
Die Abgeordneten hatten mit Verweis auf Medienmeldungen ei- nen Schaden von 600 Millionen Euro bis 1,5 Milliarden Euro zu- grunde gelegt. Die Regierung be- tont, in der Regel würden die Kas- sen alle Rechnungen auf Auffällig- keiten oder Verdachtsmomente prü- fen. In der überwiegenden Zahl der FEHLERHAFTE KRANKENHAUSRECHNUNGEN
Regierung hält Schätzungen für problematisch
Fälle führe diese Vorprüfung nicht zu einer Einschaltung des Medizini- schen Dienstes der Krankenversi- cherung (MDK). Wegen der Vor- prüfung sei davon auszugehen, dass die Fehlerhäufigkeit bei den vom MDK geprüften Rechnungen größer sei als bei den ungeprüften Rech- nungen, heißt es in der Antwort.
Die Regierung erläutert, die Prüfquote durch den MDK betrage zehn bis zwölf Prozent der stationä- ren Behandlungsfälle. Nach Aus- kunft des GKV-Spitzenverbandes habe sich der Anteil der als falsch festgestellten Krankenhausabrech- nungen in den vergangenen Jahren wie folgt entwickelt: 34,8 Prozent 2006, 35,4 Prozent 2007, 39,2 Pro- zent 2008 und 42,6 Prozent im Jahr 2009. Für 2010 liege mit einer Falschabrechnungsquote von 44,2 Prozent ein vorläufiger Wert vor. hil
Nicht nur die Elite, nicht nur die Forschung will der Bund fördern und setzt ein Zeichen: 111 Hoch- schulen werden ab dem Winterse-
mester 2011/12 bei der Verbesse- rung ihrer Studienbedingungen und der Lehrqualität unterstützt, erklär- ten Bundesbildungsministerin An- nette Schavan und der Vorsitzende der Gemeinsamen Wissenschafts- konferenz, Jürgen Zöllner, bei der Vorstellung der Ergebnisse der ers- ten Auswahlrunde des von Bund und Ländern getragenen „Qualitäts- QUALITÄTSPAKT LEHRE
Förderung startet zum Wintersemester
pakts Lehre“ am 17. Mai in Berlin.
In den Genuss der Finanzspritze kommen in den nächsten fünf Jahren sowohl regional orientierte Fach-
hochschulen als auch for- schungsstarke Universitäten, von denen 20 auch über eine medizinische Fakultät verfü- gen. Bis 2016 will der Bund ihnen etwa 600 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um Studienbedingungen und Lehrqualität zu verbessern.
Zusätzlich hat der Bund etwa 400 Millionen Euro vorgese- hen, mit denen er weitere Hochschulen in einer zweiten Auswahlrunde fördern will, an der sich diese noch bis zum 30.
September beteiligen können.
Auch eine Anschlussförderung ist möglich: Bis zum Jahr 2020 will die Bundesregierung zwei Milliar- den Euro für den „Qualitätspakt Lehre“ zur Verfügung stellen. Be- schlossen wurde das Programm vor knapp einem Jahr als dritte Säule des Hochschulpakts 2020. ER
RANDNOTIZ
Heike Korzilius
Berühmte Menschen tun es, gänz- lich unberühmte Menschen tun es ebenfalls. Auch Organisationen, die Wert auf ein modernes Image legen, sind dabei. Die Welt twittert. Groß - ereignisse wie den jüngsten 114.
Deutschen Ärztetag in Kiel können die Follower auf diese Weise haut- nah im Internet verfolgen. „2. Juni“, liest man da. „Vizepräsident Mont- gomery bedankt sich bei Hoppe für
die geleistete Arbeit/Standing Ova - tions.“ Oder: „2. Juni. Minutenlanger Applaus“. Zugegeben, maximal er- laubte 140 Zeichen sind kein üppi- ges Maß, um Beeindruckendes auf sinnvolle Art mitzuteilen. Zumindest ist der Follower aber im Bilde dar - über, was gerade vor sich geht.
Im Bilde waren auch die Follower von Mary Wycherly und Martin Carr im fernen Großbritannien, die dank Twitter die Hausgeburt des ersten Kindes der beiden live mitverfolgen konnten. Die englische Tageszei- tung „The Guardian“ hat Auszüge dokumentiert. „Oh Mann, ich habe die Couch mit Fruchtwasser ver- saut“, teilt die werdende Mutter der Welt da mit. Parallel dazu twittert der werdende Vater: „Na super, mir ist das Bier ausgegangen. Das wäre im Krankenhaus nicht passiert.“
Nach endlosen Stunden dann die erlösende Nachricht des jungen Va- ters: „Es ist ein hübsches Mädchen.
Sie weint. Es ist erstaunlich.“ Und die Mutter fügt hinzu: „Tut mir leid, dass ich euch alle hängen gelassen habe. War für eine Weile ein biss- chen durchgedreht. Egal, @mary twocats geht’s gut, und sie ist wie- der voll dabei.“
Apropos „voll dabei“: Selbstver- ständlich twittert auch das Deutsche Ärzteblatt – Nachrichten. Einträge wie: „Sitze am Schreibtisch. Denke über eine gute Überschrift nach. . .“
sucht man vergebens.
Überall
Gezwitscher
Foto: ddp