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Archiv "Toxoplasmose-Test: Argumente für ein Screening" (08.03.2013)

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A 446 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 10

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8. März 2013

TOXOPLASMOSE-TEST

Argumente für ein Screening

Bei rechtzeitiger Diagnose können die Erstinfektion in der Schwangerschaft effizient behandelt und Schäden beim ungeborenen Kind vermindert werden.

T

oxoplasmose-Erreger werden durch Kontakt mit Katzen be- ziehungsweise kontaminiertem Erd- boden oder durch Verzehr von unzureichend erhitzten Fleischpro- dukten übertragen. Während Er- wachsene (Schwangere) die Infekti- on meist gar nicht bemerken, kann sie beim Ungeborenen zu schwe- ren Schäden führen. Ein Toxoplas- mose-Test soll daher helfen, diese zu verhindern. Laut IGeL-Monitor

wird ein solcher Test jedoch als schädlich angesehen.

Weder ein positives noch ein ne- gatives Testergebnis sei aussage- kräftig, sondern führe meist zu wei- teren diagnostischen Maßnahmen – wie der Amniozentese, die die Ge- fahr einer Fehlgeburt berge. Im Fal- le eines positiven Ergebnisses sei zudem unsicher, ob die Einnahme von Antibiotika tatsächlich helfe.

Nach Angabe von Wissen - schaftlern zahlreicher Institutionen (BÄMI, DGHM, DGGG, DGPI, PEG, RKI) unter Schriftleitung von Prof. Dr. med. Uwe Groß, Direk- tor des Nationalen Konsiliarlabors Toxoplasma an der Universitätsme- dizin Göttingen, muss dieser nega- tiven Einschätzung des Toxoplas- mose-Tests widersprochen werden.

Bei rechtzeitiger Diagnose und dar - aus ableitender Therapie könnten die Erstinfektion in der Schwanger-

schaft effizient behandelt und Schä- den beim Kind vermindert werden.

Die Wissenschaftler argumentie- ren wie folgt: Beim Meinungsstreit über die Aussagekraft von Scree- ningtests werden häufig zwei Ziel- setzungen vermischt: das Erkennen der mütterlichen Infektion und ihre Folgen für das Ungeborene.

Das Schwangerschafts-Screening ist primär eine Maßnahme zum Er- kennen einer mütterlichen Infekti- on. Aktuelle Daten aus Deutschland weisen darauf hin, dass nur noch 20 bis 25 Prozent aller Schwangeren im ersten Trimenon eine Immunität besitzen (seropositiv). Für 75 Pro- zent der seronegativen Frauen aber besteht das Risiko einer Erstinfek - tion während der Schwangerschaft.

Entgegen der Angabe im IGeL- Monitor kann eine frische Toxo- plasma-Infektion durch einen ge- eigneten Screeningtest oder kombi- nierte IgG-/IgM-Untersuchung sehr früh erkannt werden. Die Qualität der Diagnose, die primär auf dem Nachweis von Antikörpern beruht, ist in Deutschland hoch und unter- liegt einer regelmäßigen externen Qualitätskontrolle.

Dabei wird in Speziallaboren ei- ne Spezifität und Sensitivität von nahezu 100 Prozent erreicht: Hoch- wertige Tests erfassen spezifische IgM-Antikörper bereits ein bis zwei Wochen und IgG-Antikörper meist drei bis vier Wochen nach der To- xoplasma-Infektion.

Test-Fehlerrate ist gering

Entgegen den Angaben des IGeL- Monitors ist die „Fehlerrate“ gering oder sind „Fälle, in denen der müt- terliche Infektionsstatus falschposi- tiv dia gnostiziert wurde“, selten.

Die Fehlerrate kann maximal so hoch wie der Anteil IgM-positiver Schwangerer sein. Dieser Anteil lag

im Jahr 2005 zwischen 1,6 bis 2,5 Prozent. Marker aus mütterli- chem Serum, die eine direkte Risi- koabschätzung für den Feten erlau- ben, stehen derzeit nicht zur Verfü- gung. Wie bei anderen pränatalen Infektionen (zum Beispiel CMV) kann gegebenenfalls nur die invasive Pränataldiagnostik Untersuchungs- material liefern, welches bei posi - tivem Erregernachweis eine fetale Infektion sichert.

Pyrimethamin und Sulfadiazin

Allerdings wird in Deutschland – im Gegensatz zu Frankreich und Österreich – eine invasive Diagnos- tik nicht routinemäßig empfohlen;

einer aktuellen Studie zufolge wird eine Amniozentese aber nur in etwa zehn Prozent der Fälle durchgeführt (Clin Infect Dis 2012; 54: 1545– 52).

Stattdessen steht bei auffälliger se- rologischer Konstellation der Mut- ter die antibiotische Therapie im Vordergrund. In der Frühschwan- gerschaft (bis zur 16. SSW) steht Spiramycin zur Verfügung, danach die Kombination aus Pyrimethamin und Sulfadiazin. Dieses Regime wird ohne Nachweis der fetalen In- fektion über mindestens vier Wo- chen verabreicht.

Nur bei auffälligem Ultraschall- befund und/oder Nachweis einer fe- talen Infektion beziehungsweise maternaler Infektion im dritten Tri- menon wird die Kombinationsthe- rapie bis zur Geburt durchgeführt.

Beginnt die Medikation inner- halb der ersten vier Wochen, wei- sen nur circa 15 Prozent der infi- zierten Kinder klinische Manifesta- tionen auf, bei Therapiebeginn nach der achten Woche aber steigt die Rate auf circa 70 Prozent an. Die- se deutschen Ergebnisse stehen im Einklang mit einer US-Studie, wo- nach bei fehlender Therapie 85 Pro- zent der infizierten Kinder schwe- re klinische Symptome aufweisen (Pediatr Infect Dis J 2011; 30:

1056–61).

Eine abschließende Beurteilung der Therapieeffizienz erhofft man sich von einer prospektiven, rando- misierten Studie (NCT01189448), deren Ergebnisse für 2015 erwartet

werden.

Dr. med. Vera Zylka-Menhorn Der Parasit Toxo -

plasma gondii unterscheidet sich je nach Entwick-

lungsstadium in Form und Größe.

Die Zellen der in- fektiösen Form sind in flüssigen Medien oder Frischpräpara-

ten bogenförmig.

Foto: SPL/Agentur Focus

M E D I Z I N R E P O R T

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