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Archiv "Die elektrische Zigarette: Ein nebulöses Produkt" (26.10.2012)

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A 2122 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 43

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26. Oktober 2012

DIE ELEKTRISCHE ZIGARETTE

Ein nebulöses Produkt

E

in neues Produkt ist dabei, sich auf dem Markt zu etablieren:

die elektrische Zigarette. Sie besteht aus einer oftmals zigarettenähnli- chen Hülle aus Plastik, einem elek- trischen Vernebler, einer Stromquel- le (Batterie, Akku) und einer aus- wechselbaren Flüssigkeitskartusche.

Der Inhalt der Kartusche, ein Ge- misch aus Propylenglykol, Aromen, zumeist Nikotin und in manchen Produkten auch Glyzerin, wird beim Ziehen am Mundstück vernebelt.

Elektrische Zigaretten können nicht zum Gebrauch empfohlen werden, da ihre Wirkung auf die Gesundheit nach derzeitigem For- schungsstand unklar ist. Die Her- steller legen keine Spezifikation al- ler Inhaltsstoffe und keine chemi- sche oder toxikologische Analyse vor; Fehldeklarationen der Inhalts- stoffe sind keine Seltenheit (1). Oft- mals enthalten die Kartuschen we- niger Nikotin als angegeben, oder es befinden sich in als „nikotinfrei“

deklarierten Flüssigkeiten Spuren von Nikotin (1, 2). Sehr variabel ist auch die Effektivität, mit der das Nikotin vernebelt wird: Je nach Pro- dukt gelangen 21 bis 85 Prozent des Nikotins in das Aerosol, wobei die

Nikotinmenge im Aerosol auch in- nerhalb eines einzigen Produkts sehr inkonsistent sein kann (2). In einzelnen Flüssigkeiten oder deren Nebel wurden krebserzeugende Substanzen wie tabakspezifische Nitrosamine oder Aldehyde nach- gewiesen (1, 3). Zudem wird von technischen Problemen (Auslaufen der Kartuschen, Fehlfunktionen) berichtet. Bedenklich sind auch Nachfüllpackungen, da diese toxi- kologisch gefährliche Nikotinmen- gen enthalten können und der Kon- sument beliebige Substanzen mit unbekanntem gesundheitlichem Ge- fahrenpotenzial zumischen kann.

Einzelne akute Vergiftungen Das in den Lösungen enthaltene Ni- kotin kann abhängig machen. Stu- dien zu langfristigen gesundheitli- chen Auswirkungen zum Gebrauch von E-Zigaretten liegen bisher nicht vor. Einzelnen Studien zufolge ver- ursacht der Gebrauch kurzfristig Trockenheit in Mund und Rachen (4) und beeinträchtigt die Lungen- funktion (5). Daneben wurde von einem Fall berichtet, in dem der E-Zigarettenkonsum eine exogene Lipidpneumonie auslöste (6), und in

Einzelfällen kam es Presseberich- ten zufolge zu akuten Vergiftungen durch übermäßigen Gebrauch. Zu- dem ist eine gesundheitliche Ge- fährdung Dritter nicht ausgeschlos- sen, da beim Konsum die Raumluft mit ultrafeinen Partikeln und flüch- tigen organischen Komponenten belastet wird (7).

Einer der häufigsten Gründe, war - um Raucher elektrische Zigaretten verwenden, ist die Annahme, mit ihrer Hilfe den Zigarettenkonsum senken oder sogar beenden zu kön- nen. Einer Umfrage zufolge hoffen in Deutschland etwa sieben Prozent der Raucher, die einen Rauchstopp versuchen, die elektrische Zigarette würde ihnen helfen, mit dem Rau- chen aufzuhören. In derselben Um- frage gibt aber keiner der erfolg - reichen Exraucher an, elektrische Zigaretten als Hilfsmittel beim Rauchstopp verwendet zu haben (8).

Bislang liegen auch keine evidenz- basierten Studien zum Nutzen der elektrischen Zigarette als effektives Hilfsmittel zu einer dauerhaften Ta- bakentwöhnung vor. Zwar können elektrische Zigaretten Entzugs- symptome lindern (1, 9) und dazu beitragen, dass Raucher ihren Ziga- rettenkonsum reduzieren oder sogar beenden (4, 9), aber langfristig er- halten die Produkte – anders als pharmazeutische Nikotinersatzpro- dukte – offensichtlich die Nikotin- abhängigkeit aufrecht, denn einige Konsumenten geben an, sie fürchte- ten wieder mit dem Rauchen anzu- fangen, wenn sie die elektrische Zigarette absetzen (10). Bevor elek- trische Zigaretten als Hilfsmittel in der Tabakentwöhnung zugelassen werden können, müssen erst evi- denzbasierte Studien deren Sicher- heit und Effektivität nachweisen.

Insgesamt sind elektrische Ziga- retten – egal ob mit oder ohne Ni- kotin – aufgrund der beschriebenen Produktmängel in der Deklaration, Qualitätssicherung und Sicherheit sowie wegen der unklaren Gesund- heitsgefährdung nicht als Konsum-

produkt geeignet.

Katrin Schaller, Martina Pötschke-Langer, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg

@

Literatur im Internet:

www.aerzteblatt.de/lit4312

Das Deutsche Krebsforschungszentrum rät vom Konsum der elektrischen Zigarette ab: Unklar ist die Wirkung auf die Gesundheit, und auch als Hilfsmittel zur Tabakentwöhnung ist sie nicht geeignet.

Foto: dapd

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 43

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26. Oktober 2012 A 2

P O L I T I K

LITERATURVERZEICHNIS HEFT 43/2012, ZU:

DIE ELEKTRISCHE ZIGARETTE

Ein nebulöses Produkt

Das Deutsche Krebsforschungszentrum rät vom Konsum der elektrischen Zigarette ab: Unklar ist die Wirkung auf die Gesundheit und auch als

Hilfsmittel zur Tabakentwöhnung ist sie nicht geeignet.

LITERATUR

1. Etter JF, Bullen C, Flouris AD, Laugesen M, Eissenberg T: Electronic nicotine delivery systems: a research agenda. Tob Control 2011; 20(3): 243–8.

2. Goniewicz ML, Kuma T, Gawron M, Knysak J, Kosmider L: Nicotine levels in electronic cigarettes. Nicotine Tob Res 2012; EPub ahead of print, doi:nts103[pii]10.1093/

ntr/nts103.

3. Uchiyama S, Inaba Y, Kunugita N: Determi- nation of acrolein and other carbonyls in cigarette smoke using coupled silica car- tridges impregnated with hydroquinone and 2,4-dinitrophenylhydrazine. J Chro- matogr A 2010; 1217(26): 4383–8.

4. Polosa R, Caponnetto P, Morjaria JB, et al.: Effect of an electronic nicotine delivery device (e-Cigarette) on smoking reduction and cessation: a prospective 6-month pi- lot study. BMC Public Health 2011; 11:

786.

5. Vardavas CI, Anagnostopoulos N, Kougias M, et al.: Short-term pulmonary effects of using an electronic cigarette: impact on respiratory flow resistance, impedance, and exhaled nitric oxide. Chest 2012;

141(6): 1400–6.

6. McCauley L, Markin C, Hosmer D: An un- expected consequence of electronic ciga- rette use. Chest 2012; 141(4): 1110–3.

7. Schripp T, Markewitz D, Uhde E, Saltham- mer T: Does e-cigarette consumption cau- se passive vaping? Indoor Air 2012; ac- cepted article.

8. TNS Opinion & Social: Special Eurobaro- meter 385 / Wave EB77.1. Attitudes of Europeans towards Tobacco 2012.

9. Caponnetto P, Campagna D, Papale G, Russo C, Polosa R: The emerging pheno- menon of electronic cigarettes. Expert Rev Respir Med 2012; 6(1): 63–74.

10. Etter JF, Bullen C: Electronic cigarette:

users profile, utilization, satisfaction and perceived efficacy. Addiction 2011;

106(11): 2017–28.

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