• Keine Ergebnisse gefunden

=> Übersicht

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "=> Übersicht"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

1. Baugeschichte

Am 16. Oktober 1909 wurde vom Warenhauskonzern Wert- heim das Grundstück der heutigen Hausnr. 35 erworben.

Hierfür war der Bau eines Fabrik- und Lagergebäudes als betriebseigene Produktionsstätte geplant. Die Fassade wur- de nach Entwürfen von Fritz Eicke gestaltet. Die ausführen- de Firma war das Berliner Unternehmen Czarnikow & Co.

Nach Fertigstellung zu Anfang des Jahres 1912 wurde das Gebäude genutzt von der Berliner Fleischwaren Fabrik GmbH und der Berliner Konfitüren und Kakes Fabrik GmbH.

Zusätzlich wurden bis 1917 in einem provisorischem Bau auf dem Grundstücksgelände Fleischkonserven zur Belie- ferung des Heeres des Deutschen Kaiserreichs hergestellt.

Während des Zweiten Weltkrieges erlitt das Gebäude kaum Schäden, die nebenstehenden Wohnhäuser wurden jedoch zerstört. Im Zuge der Arisierung wurden die jüdischen Wert- heim Familienmitglieder enteignet und die Wertheim GmbH als deutsch erklärt und in AWAG umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird es weiter von der AWAG verwaltet.

Ab 1973 kam es schließlich zum Leerstand. Seit 1991 wird es vom Kulturfabrik e.V. genutzt. In der Zeit seit 1990 fanden Reparaturen am Dach, sowie eine schrittweise Entkernung statt. Weitere Sanierungsarbeiten gab es bisher nicht.

2. Objektbeschreibung

Von der Lehrter Straße aus betrachtet zeigt sich das Gebäu- de als schmales, fünfgeschossiges Haus mit repräsentativer Fassade. Links schließt ein Mietswohnhaus an, rechts eine freie Fläche. Der gesamte Gebäudekomplex besteht aus Vorderhaus, Seiten- und Quergebäude. Der Hof, die Durch- fahrt und die Treppenhäuser sind mit weißen Glasursteinen verkleidet.

Die Fassade ist durch ihre Gliederung in drei Achsen stark vertikal betont. Die großen Fensterflächen ziehen sich über die gesamte Geschosshöhe. Sie sind unterteilt von Brüs- tungsfeldern. Den oberen Abschluss bilden drei Rundbogen- fenster. Das Erdgeschoss setzt sich mit einem Muschelkalk- steinmauerwerk ab. Eine Tordurchfahrt und zwei Fenster mit eisernen Gittern sind unterhalb der Fensterachsen an- geordnet. Der oberste Fassadenabschnitt wird hervorgeho- ben durch ein Balustradenband. Mehrere dekorative Relief- felder befinden sich jeweils zwischen den Fensterachsen.

Den Übergang zum Dach bildet das mehrteilige Hauptge- sims. Zur Fassadengestaltung wurden unterschiedliche Ma- terialien verwendet. Im Sockelbereich der schon erwähnte Muschelkalkstein. Die wandpfeilerartigen Flächen sind mit einem Spritzputz verkleidet. Sämtliche Relief- und Brüs- tungsfelder sowie Baluster sind fabrikmäßig vorgefertigte Betonwerksteinelemente. Die Fensterflächen sind umrahmt von weißen Glasursteinen, diese finden sich ebenso im Ba- lustradenband und im Hauptgesims wieder.

3. Be- und Zustandsbeschreibung

Der materialsichtige Flächenputz der Wertheim Fassade besitzt eine hellgraue Farbigkeit mit Glimmerzusatz. Er ist zweischichtig auf dem Trägermauerwerk aufgebaut. Der Un- terputz, mit einer feineren Zuschlagskörnung als der Ober- putz, besitzt eine hellockerne Farbigkeit. Der Oberputz ist als Spritzputz aufgetragen.

Vermutlich handelt es sich um einen Edelputz. Laut Definiti- on ist dieser ein „fabrikmäßig hergestellter und verbrauchs- fertig an den Bau gelieferter Mörtel“.

Schadensphänomene sind: Verschmutzungen, die stärker in den weniger bewitterten Bereichen sind, teilweise stark zurückgewitterte Oberflächen, große und tiefe Risse im obersten Fassadenabschnitt und Totalverluste in Bereichen in denen der Putz auf die glatte, unbearbeitete Betonwerk- steinoberfläche aufgebracht wurde.

Unter Betonwerkstein versteht man fabrikmäßig hergestellte Werkstücke, aus einer Mischung von Zement, Sand, Kies, farbigen zerkleinerten Gesteinskörnungen oder anderen ge- eigneten Zuschlägen sowie Wasser, welche durch Einpres- sen in Formen eine bestimmte Gestalt erhalten.

Die Betonwerksteinelemente der Wertheim Fassade wurden als Muschelkalkstein imitierendes Material ausgeführt. Die Bindemittelmatrix ist an der Oberfläche hellgrau bis grau und ist dunkler als die Zuschlagskörner. Diese setzen sich aus hellen Gesteinsbruchstücken zusammen. Die Oberfläche ist scharriert. Die Betonwerksteinelemente bestehen aus Kern- und Vorsatzbeton.

Vorhandene Schadensphänomene sind die dunklen bis schwarzen Verschmutzungen in den Vertiefungen und Un- terscheidungen, wobei es sich um Gipskrusten handelt, au- ßerdem die zurückgewitterten Oberflächen, an denen das Material spröde und brüchig ist, die großen spaltenden Ris- se, die auf statische Fehlkonstruktionen zurückzuführen sind und schließlich der Totalverlust des Gesimsabschlusses über eine Länge von 3,90 m aufgrund von Ablösung der rücksei- tigen Verankerungen. Das übrige Gesims wird derzeit mit ei- ner notdürftigen Stützkonstruktion gesichert. Zur Sicherung vorm Herausfallen wurden auch einige der Baluster abge- nommen.

4. Materialität

Ziel war es zum einen die Schadensprozesse und Scha- densphänomene aufzuklären. Zum anderen sollten Mör- telkennwerte bestimmt werden. Die genaue Erfassung der verwendeten Materialien, die Bestimmung ihrer chemisch- mineralogischen und physiko-mechanischen Kennwerte er- möglicht, neben der dokumentarischen Funktion, die Entwick- lung von angepassten Ergänzungs- und Reparaturmörteln.

Folgende Untersuchungsmethoden wurden angewandt:

• Bestimmung der chemisch-mineralogischen Mörtelkenn- werte mittels Dünnschliffmikroskopie,

• Bestimmung der kapillaren Wasseraufnahme mit Mess- röhrchen nach Karsten,

• Bestimmung des dynamischen E-Moduls,

• Thermogravimetrieanalyse zur Bestimmung der Binde- mittelzusammensetzung.

4.1 Flächenputz / Edelputz

Mittels Polarisationsmikroskopie konnten Quarz, Kalkstein, Hornblende und Glimmer identifiziert werden. Mit etwa 90 – 95% macht Quarz den Hauptanteil des Zuschlags aus. Die Bindemittelmatrix weist auffallend viele Zementklinker auf.

Der Oberputz weist einen höheren Bindemittelanteil als der Unterputz auf. Färbende Zugaben in Form von Pigmenten konnten nicht beobachtet werden. Im Bindemittel des Ober- putzes sind keine Zementklinker zu erkennen. Eine eindeu- tige Aussage über die Bindemittelzusammensetzung konnte anhand des Dünnschliffs nicht getroffen werden. Eine ther- mogravimetrische Analyse ergab, dass der Mörtel mit einem Zement und Kalk oder hydraulischem Kalk gebunden ist.

4.2 Betonwerkstein

Die mineralogische Bestimmung der Zuschläge ergab einen Hauptbestandteil an Kalkstein. Außerdem konnten Marmor und Feldspate ausgemacht werden. Ein weiterer Zusatz länglicher, faserartiger Bestandteile konnte nicht identifiziert werden. Im Dünnschliff sind keine Pigmente auszumachen.

Auch hier finden sich relativ viele unhydratisierten Zement- phasen.

5. Konservierungs- & Restaurierungsmaßnahmen

Für die Entwicklung eines praktikablen Konservierungskon- zepts ist es neben den theoretischen Vorüberlegungen und Entscheidungen über Zielvorstellungen unerlässlich Probe- reihen durchzuführen. Im Rahmen der Diplomarbeit konnten lediglich die Materialien Betonwerkstein und Edelputz be- rücksichtigt werden. Hierbei lagen die Schwerpunkte auf der Reinigung bzw. Reduzierung der schwarzen Krusten sowie auf der Entwicklung von geeigneten Ergänzungs- und Repa- raturmörteln.

5.1 Reinigung

Bei den dunklen bis tiefschwarzen Verschmutzungen handelt es sich um eine Vergipsung der Oberfläche. Diese Schmutz- krusten werden meist als eine Gefährdung für das Material angesehen, daher wird grundsätzlich zur Entfernung oder im mindesten einer Reduzierung geraten.

Bei der Wahl der Reinigungsmethode ist darauf zu achten, dass es sich um ein möglichst schonendes und zerstörungs- freies bzw. –armes Verfahren handelt. Der gewünschte Rei- nigungsgrad sollte dennoch erreicht werden können. Hier- bei ist im Voraus die Wirtschaftlichkeit nicht zu vergessen und zu hinterfragen. Bei den erprobten Reinigungsverfah- ren handelt es sich um Trockenreinigung, Nassreinigung mit Wasser, Dampfstrahlverfahren, Mikrotrockenstrahlverfahren und Gipsumwandlungsverfahren mit zum einen Ammonium- carbonat und zum anderen Ionenaustauscherharz.

Als geeignet erwies sich die Gipsumwandlungsmethode mit dem Ionenaustauscherharz. Nachteil des Ionenaustauscher- harzes ist die relativ große Menge an Wasser, die benötigt wird, um es feucht zu halten. Auch ist der Reinigungsfortgang während der Arbeiten aufgrund der verdeckten und feuchten Oberfläche nur schwer zu beurteilen. Mit Hinblick auf Effizi- enz und Wirtschaftlichkeit ist diese Methode aufgrund der hohen Materialkosten und des Zeitaufwands im Nachteil. Mit Rücksicht auf denkmalpflegerische Aspekte ist sie zu emp- fehlen.

Als geeignet erwies sich auch das Mikrotrockenstrahlverfah- ren mit den Strahlmitteln Glaspudermehl sowie dem Edelko- rund. Die regulier- und kontrollierbare Arbeitsweise ist von Vorteil. Von Nachteil ist, dass diese Methode auf dem Prin- zip des Materialabtrags basiert. Mit Hinblick auf die ökono- mischen Anforderungen ist dieses Reinigungsverfahren zu empfehlen.

5.2 Reparatur- und Ergänzungsmörtel für die Betonwerk- steinelemente

Ziel der Probereihen war es, geeignete Mörtel für zum ei- nen die Reparatur kleinerer Ausbrüche sowie zurückgewit- terter Oberflächen und zum anderen die Ergänzung größe- rer Fehlstellen sowie gesamter Betonwerksteinelemente zu entwickeln.

Eine Hürde bei der Nachstellung historischer Betonwerkstei- ne ist das Finden geeigneter Gesteinszuschläge. Hier rückte sehr schnell die naheliegende Rüdersdorfer Kalksteinlager- stätte ins Blickfeld. Kalksteinschotter wurde von der CEMEX OstZement GmbH zur Verfügung gestellt. Des Weiteren wur- de Dolomitsplitt und Kalkbrechsand der Ostrauer Kalkwerke GmbH verwendet. Bei den für die Materialproben verwende- ten Zementen handelt es sich um:

• Dyckerhoff PZ Doppel, Portlandzement

• Dyckerhoff HOZ Doppel, Hochofenzement

• Cemex Portlandkompositzement

Da sich während der Proben die Bindemittelfarbigkeit als zu

hell erwies wurden die Pigmente Eisenoxidschwarz sowie Französisch Ocker und die Marmormehle Mori-Gelb und Schwarz als Färbemittel erprobt.

5.2.1 Ergänzungsmörtel für größere Fehlstellen

Die Entwicklung eines Ergänzungsmörtels geschieht mit Hin- blick auf die größere Fehlstellen und Totalverluste. Anforde- rungen an das Ergänzungsmaterial sind:

• Anpassung an physiko-mechanische Materialkennwerte,

• Anpassung an Struktur, Zuschlag und Gefügemerkmale,

• Annäherung an ursprüngliche Farbigkeit oder Farbigkeit der gealterten, gereinigten Oberfläche.

Zur Diskussion steht, wie weit die Anpassung an die ur- sprüngliche Form und Oberflächenbearbeitung führen soll.

Die ersten Probemischungen dienten der optischen Beur- teilung von Korngrößenverteilung und Bindemittelfarbigkeit.

Hierbei wurden Zuschlags- und Bindemittelart variiert.

Eine weitere Probereihe wurde mit dem Ziel der Bestimmung physikalischer Eigenschaften durchgeführt. Die Probemi- schungen variierten in Bindemittelart und B/Z Verhältnis.

Als zufrieden stellend erwies sich das Zuschlagsmaterial aus Rüdersdorf in Kombination mit dem Kalkbrechsand der Ostrauer Kalkwerke. Als unbefriedigend stellte sich die Bin- demittelfarbigkeit heraus. Es ist möglich diese durch Zugabe von Marmormehlen zu optimieren. Dennoch blieb sie auch bei den letzten Probemischungen noch zu hell um sich in das gealterte Fassadenbild eingliedern zu können. Ein Punkt, der in die durchgeführten Probereihen nicht mit einbezogen wurde ist die Oberflächenbearbeitung.

5.2.2 Reparaturmörtel zur Konservierung der Oberfläche und Schließung kleinerer Ausbrüche

Zur Konservierung der zurückgewitterten und spröden Be- tonwerksteinoberflächen sollte ein Reparaturmörtel entwi- ckelt werden, der zum einen die Stabilität wiederherstellt und zum anderen einen angemessenen Wasserablauf ermög- licht. Anzupassen ist der Reparaturmörtel in Bezug auf seine Zusammensetzung, Farbigkeit, Struktur und Festigkeit.

Es wurde zum einen auf ein verarbeitungsfertiges Produkt der Betonsanierung zurückgegriffen – Remmers Betofix RM und zum anderen auf Materialien, die den bauzeitlichen ent- sprachen.

6. Konzept zur Konservierung und Restaurierung

Priorität bei der Fassadeninstandsetzung hat die Sicherung des Bestands. Anschließend folgen ästhetische Aspekte.

Grundsätzlich gilt es den Materialcharakter im Sinne des ge- wählten Restaurierungsziels zu erhalten, irreversible Verän- derungen zu vermeiden, Maßnahmen durch Vorversuche auf ihre Anwendbarkeit hin zu erproben sowie sämtliche Maß- nahmen fortlaufend zu dokumentieren. In der Diplomarbeit wurden Maßnahmen aufgeführt, die für ein Gesamtkonzept zur Konservierung bzw. Restaurierung der Fassade zu be- rücksichtigen sind:

• Beheben bestandsgefährdender Schäden und Ursachen

• Reinigung

• Wiederanbringen demontierter Baluster

• Schließen trennender Risse in Betonwerksteinfeldern

• Umgang mit Altreparaturen

• Behandlung korrodierender Bewehrungen

• Fehlstellenergänzung im Flächenputz Betonwerkstein:

• Reparatur kl. Ausbrüche & zurückgewitterter Oberflächen

• Ergänzung größerer Fehlstellen und ganzer Elemente 7. Offene Fragen

Unbeantwortet blieb die Frage nach den Festigkeitswerten des Bestandsmaterials. Die Ergebnisse der durchgeführten E-Modul Messung schienen wenig plausibel und konnten nicht als Vergleich für die Entwicklung eines geeigneten Er- gänzungsmörtels herangezogen werden. Des Weiteren hat sich das Thema der Eigenfarbigkeit der Bindemittel eröffnet.

Ist es möglich allein mit einem spezifischen Portlandzement und ohne Zugabe färbender Gesteinsmehle einen – farblich betrachtet – geeigneten Ergänzungsmörtel zu entwickeln?

FACHHOCHSCHULE POTSDAM / FACHBEREICH ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU / STUDIENGANG RESTAURIERUNG

Die Fassade des ehemaligen Wertheim Fabrikgebäudes in Berlin Moabit

Erfassung von Materialität und Technologie der Betonwerksteinelemente und Edelputzflächen.

Entwicklung eines Konservierungs- und Restaurierungskonzepts.

Diplomarbeit SoSe 2012, Annett Baack, Erstprüfer: Prof. Werner Koch, Zweitprüfer: Dipl.-Rest. Andreas Schudrowitz

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

(z.B. Grundprobleme der theoretischen Philosophie, Ethik und Philosophie der Biologie, Grundprobleme der praktischen Philosophie; teilweise werden auch Ein- führungskurse

Là-bas, non seulement vous trouverez le soleil et la possibilité de pratiquer plusieurs sports comme le golf et le tennis, mais vous pourrez faire plus ample connaissance avec le

Au cours de l'assemblée générale de la Fédération vaudoise des syndicats d'élevage du menu bétail, il a été décidé de demander un effort particulier aux éleveurs vaudois,

à cause de mon père que nous avons choisi cet endroit pour notre première action de ce genre, nous a dit Jacques Montandon.. On ne doit pas nous remercier, car c'est nous qui dsvons

Lorsque vous entrez dans cette bâtisse datant de 1701, vous ne vous sentez plus vivre au XXe siècle, mais vraisemblablement en plein XVIIIe.. Et s'étalent devant vos yeux des

Die ständige Ausstellung infor- miert die Besucher auf rund 90 Quadratmetern über Ge- schichte, Tradition und kultu- rellen Stellenwert der Bratwurst im gesellschaftlichen Leben im

Bei einer überhöhten oralen Dosis jedoch ist die Kapazität der Leber während dieser ersten Passage rasch erschöpft und ein entsprechender Teil des Nalo- xons gelangt unverändert in

Pädagogische Hochschule Niederösterreich 2020 Hollabrunn, Dechant Pfeifer-Str..