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Anja Pietzuch (2015): Hochqualifizierte in Integrationskursen – eine fallstudienbasierte Analyse zu Zweitspracherwerb, Identität und Partizipation.

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Academic year: 2022

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N E U E B Ü C H E R A U S D E R W E I T E R B I L D U N G S F O R S C H U N G DOI 10.1007/s40955-017-0084-2

ZfW

veröffentlicht in Zusammenarbeit mit

Anja Pietzuch (2015): Hochqualifizierte in Integrationskursen – eine fallstudienbasierte Analyse zu Zweitspracherwerb, Identität und Partizipation.

München: IUDICIUM Verlag. 354 Seiten, 45,00 C, ISBN 978-3-86205-404-6.

Hannes Schröter

© Der/die Autor(en) 2017. Dieser Artikel ist eine Open-Access-Publikation.

Das Erlernen der deutschen Sprache wird als Schlüsselfaktor bei der Integration von Migrantinnen und Migranten in die deutsche Gesellschaft angesehen. In ihrer Dissertationsschrift untersucht Anja Pietzuch den Zweitspracherwerb von Hochqua- lifizierten und dessen Zusammenhang mit Identität und Partizipation anhand einer fallstudienbasierten Analyse. Hierbei steht die Frage im Vordergrund, wie hoch- qualifizierte Migrantinnen und Migranten ihre (sprachliche) Teilhabe an relevanten zielsprachigen Gemeinschaften verhandeln und wie sich die ausgehandelten Posi- tionen auf Selbstbild und (sprachliche) Entwicklungsperspektiven auswirken.

Im theoretischen Teil der Arbeit gibt die Autorin zunächst einen Überblick über die deutsche Integrationspolitik seit den 1990er-Jahren, diskutiert die Bedeutung des Deutscherwerbs für die Integration von hochqualifizierten Migrantinnen und Migranten und hinterfragt, inwieweit Struktur und Inhalte von Integrationskursen den Fähigkeiten und Bedürfnissen dieser Adressatengruppe entsprechen. Nach der Verortung der Forschungsfrage im Feld und einem Überblick über den sogenannten

„social turn“ der Spracherwerbsforschung werden das soziokulturelle Paradigma so- wie zentrale Dimensionen soziokultureller Forschungsansätze (Lerner, Lernkontext, Identität) und deren Bedeutung für die vorliegende Arbeit vertieft dargestellt. Zudem wird das Modell der alltäglichen Identitätsarbeit von Heiner Keupp und Kollegen eingeführt, welches als Grundlage für die Modellbildung genutzt wird.

Den umfangreichen empirischen Teil der Arbeit bildet eine qualitative Studie. An- hand von drei teilnehmerbezogenen Fallbeispielen wird die Entwicklung des Zweit- spracherwerbs, der gesellschaftlichen Partizipation und des Selbstbildes von Aka- demikerinnen und Akademikern lateinamerikanischer Herkunft über einen ein- bis zweijährigen Zeitraum nachvollzogen, die zum Zeitpunkt der Untersuchung einen

PD Dr. H. Schröter ()

Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Bonn, Deutschland E-Mail: schroeter@die-bonn.de

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H. Schröter

Integrationskurs besuchten. Hierbei wurde eine Triangulation von narrativen Leit- fadeninterviews und Interaktionsdaten zur Analyse von Identitätskonstruktion und Spracherwerb vorgenommen, wobei die Interaktionsdaten von den Teilnehmenden selbst in zumeist alltäglichen Sprachbegegnungen innerhalb mehrerer Monate aufge- zeichnet wurden. Anhand fokussierter Interviews, die einige Monate später durchge- führt wurden, werden Perspektiven in Bezug auf den weiteren Zweitspracherwerb, die gesellschaftliche und berufliche Partizipation sowie die Identitätsentwicklung aufgezeigt.

Aufgrund Ihrer Analyseergebnisse schlussfolgert die Autorin, dass eine erfolgrei- che Aushandlung langfristiger sprachlicher Partizipation insbesondere dann gelingt, wenn eine hohe Übereinstimmung zwischen dem sozialen und kulturellen Kapital, welches ein Lernender in eine relevante Gemeinschaft einbringen kann, und der Struktur dieser Gruppe (Handlungsziele, soziale Praktiken, Erwartungen an Mitglie- der) besteht. Die Autorin schlägt ein zweitspracherwerbsorientiertes Identitätsmo- dell als Erweiterung des Modells der alltäglichen Identitätsarbeit vor, in dem zum einen der Lernkontext stärkere Berücksichtigung findet und zum anderen ein direkter Zusammenhang von Handlungsinitiative, sprachlichen Aushandlungsprozessen und Identitätsgefühl angenommen wird. Abschließend diskutiert die Autorin mögliche Anpassungen des Integrationskurssystems an die spezifischen Bedürfnisse Hochqua- lifizierter und gibt einen Ausblick auf mögliche weiterführende Forschungsprojekte.

Die Dissertationsschrift liefert mit der Untersuchung des bis dato in der Forschung nur wenig berücksichtigten Zweitspracherwerbs hochqualifizierter Migrantinnen und Migranten und der Einbeziehung der individuellen Biographien und Lebenssituatio- nen einen wertvollen Beitrag. Die sprachliche Darstellung ist überzeugend und die Arbeit ist klar und übersichtlich gegliedert. Die Entwicklung der deutschen Integra- tionspolitik und die Auswirkung gesetzlicher Regelungen auf die Integration dieser Zuwanderergruppe werden strukturiert zusammengefasst und durch die Ergebnisse relevanter Projekte und Studien flankiert. Die Darstellung des theoretischen Hin- tergrunds, die Ableitung der Forschungsfragen und die Verortung im Feld sind gut nachvollziehbar. Allerdings hätten relevante (quantitative) psycholinguistische und kognitive Forschungsansätze differenzierter dargestellt werden können. Der empiri- sche Teil der Arbeit zeichnet sich durch ein angemessenes Forschungsdesign und eine präzise Beschreibung der Methodik aus. Die Vorstellung der Fallstudien basiert auf einer zumeist gut nachvollziehbaren Analyse und Interpretation der erhobenen Daten. Die wichtigsten Ergebnisse werden prägnant zusammengefasst, ihre Genera- lisierbarkeit bleibt aufgrund der geringen Fallzahl jedoch beschränkt.

Die Dissertationsschrift ist sicherlich nicht nur für Expertinnen und Experten der Zweitspracherwerbsforschung von Interesse. Sie gibt einen aufschlussreichen Einblick in das „Innenleben“ hochqualifizierter Migrantinnen und Migranten wäh- rend und kurz nach ihrer Teilnahme am Integrationskurs und macht deutlich, dass auch diese Zuwanderergruppe große Herausforderungen bewältigen muss, um die deutsche Sprache zu erlernen und gesellschaftliche Teilhabe zu erlangen.

Open AccessDieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Li- zenz (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfäl- tigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Com- mons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.

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