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P H Y S I K I M A L LTA G

5 Physik Journal 12 (2013) Nr. 3 © 2013 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

M

anchmal jagt ein Techno- logiewandel den nächsten fast unbemerkt vom Verbraucher.

Organische Leuchtdioden sind ein Beispiel dafür. Vielen Besitzern eines Smartphones dürfte nicht bewusst sein, dass sie längst auf ein Display aus OLEDs schauen.

Selbst bei Fernsehgeräten werden OLEDs künftig eine bedeutende Rolle spielen. Auch für die Raum- beleuchtung, wo sich der Verbrau- cher gerade erst mit Leuchtdioden anfreundet, gibt es bereits die ers- ten Leuchtmittel auf OLED-Basis, wenn auch nur in Nischen.#)

So wie ihre kristallinen Namens- vetter sind organische Leuchtdio- den Halbleiterbauelemente. Aller- dings sind ihre Licht emittierenden Schichten nur einige hundert Nanometer dick. Die organischen Schichten in OLEDs sind elektrisch leitfähig, weil ihre Moleküle delo- kalisierte π-Elektronen enthalten.

Die Leitfähigkeit lässt sich einstel- len – vom Isolator bis zum Leiter, so wie es von einem Halbleiter zu erwarten ist. Im einfachsten Fall einer OLED befindet sich auf einem Substrat eine Anode, die häufig aus Indium-Zinn-Oxid (ITO) besteht, und darüber die Lochlei- tungsschicht. Über dieser liegt die Emitterschicht, die einen Farbstoff

enthält. Auf sie folgt die Kathode, die oft aus Metall besteht. Liegt ein Strom an, injiziert die Kathode über die Elektronenleitungsschicht Elektronen in die Emitterschicht, und die Anode erzeugt Löcher in der Lochleitungsschicht (Abb. ). Im Idealfall treffen sich Löcher und Elektronen in der Emitterschicht und bilden ein Exziton, also einen gebundenen Zustand. Entweder handelt es sich bei dem Exziton bereits um den angeregten Zustand des Farbstoffmoleküls, oder das zerfallende Exziton liefert die Ener- gie für die Anregung. Durch die Wahl des Farbstoffs und die damit einhergehenden unterschiedlichen Energieabstände zwischen ange- regtem und Grundzustand lässt sich die gewünschte Wellenlänge des emittierten Lichts einstellen.

Meist sind OLEDs aber kom- plexer aufgebaut: An Anode und Kathode schließen sich jeweils Schichten an, die die Injektionsbar- riere für Löcher bzw. Elektronen absenken („Vermittlungsschicht“).

Danach folgen eine Loch- bzw.

Elektronenleitungsschicht, mit de- ren Hilfe sich besser steuern lässt, an welchem Ort Löcher und Elek- tronen in der zentralen Emitter- schicht rekombinieren. Die OLED besteht also aus sieben Schichten.

Bei einem alternativen Aufbau, der sog. PIN-Diode, entfallen die beiden Vermittlungsschichten, weil

die Lochleitungsschicht mit einem p-dotierten Material versehen wird und die Elektronenleitungsschicht mit einem n-dotierten Material.

Diese Dotierung verbessert die Ladungsträgerinjektion der Elek- troden und die Leitfähigkeit der Materialien. Um das emittierte Licht auf den gewünschten Spek- tralbereich einzustellen, sind auch mehrere, übereinanderliegende Emitterschichten möglich. In heutigen OLEDs, die aufgedampft werden, handelt es sich bei den Licht emittierenden Materialien um organische Metallkomplexe.

OLEDs haben gegenüber LCDs, die vor einigen Jahren bei Displays das Maß aller Dinge waren, Vor- teile: So erzeugt ein LCD Bilder, in- dem seine Pixel eine Hintergrund- beleuchtung unterschiedlich stark abschatten. Dagegen emittieren OLED-Pixel selbst Licht, kommen also ohne Hintergrundbeleuch- tung aus, was für höhere Kontraste in der Bildwiedergabe sorgt. Der Betrachtungswinkel eines OLED- Displays ist dadurch größer als bei einem LCD. Und die Bautiefe kann natürlich geringer ausfal- len – ein wichtiges Argument bei Mobilgeräten (Abb. 2). Zudem lassen sich OLED-Displays sehr schnell schalten.

Dass sich OLEDs bei Displays noch nicht allgemein durchgesetzt haben, liegt neben technologischen

Helles Licht aus dünnen Schichten

Immer mehr Displays beruhen auf organischen Leuchtdioden.

Vereinzelt tauchen diese OLEDs inzwischen auch als Raumbeleuchtung auf.

Mit OLEDs lassen sich Flächenstrahler mit einer Bautiefe von wenigen Milli- metern herstellen. Der hohe Preis der

Lichtkacheln beschränkt ihren Einsatz zurzeit auf Designerstücke oder Licht- insze nierungen für Gebäude oder Events.

Philips

Abb.  In Anlehnung an Leitungs- und Valenzband bei kristalli- nen Halbleitern spricht man bei einem organischen Halbleiter von LUMO (lowest unoccupied molecular orbitals) und HOMO (highest occupied molecular orbitals). Liegt eine Gleichspan- nung an den Elektroden an, können die injizierten Elektronen und Löcher in den organischen Schichten rekombinieren und Licht emittieren.

z

Energie E

ITO

Aluminium Kathode Anode Lochleitungs-

schicht Emitter-

schicht Elektronen- leitungsschicht Elektronen- injektion LUMO-Levels

HOMO-Levels Lochinjektion

Exzitonbildung

elektrisches Feld strahlender Z

erfall + +

+ + + + + +

Osram

#) vgl. das Schwerpunkt- heft zur Organischen Elektronik, Physik Jour- nal, Mai 00, ab S. 

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© 2013 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 12 (2013) Nr. 3 51 und strategischen Überlegungen an

Problemen bei der Skalierung der Produktion. Die wenigen Hersteller von OLED-Displays sind voll aus- gelastet, zudem haben sie bei der Fertigung von Displays mit großen Diagonalen, wie sie für Fernseher erforderlich wären, bislang immen- se Probleme mit der Ausbeute. So kommt es, dass zwar bereits seit Jahren marktreife OLED-TVs an- gekündigt werden, aber erst jetzt tatsächlich Modelle in größeren Stückzahlen auf den Markt kom- men. Erkennbar sind solche Geräte an ihrer extrem geringen Bautiefe von wenigen Millimetern.

Mehr Licht!

In der Raumbeleuchtung haben sich OLEDs allerdings noch nicht durchgesetzt: Für Displayhersteller ist es wichtig, dass ihre Produkte farbgenau arbeiten und dass jedes Subpixel der RGB-Pixel genau ansteuerbar ist. Die erforderlichen Leuchtdichten sind jedoch sehr moderat, rund 400 Candela pro Quadratmeter genügen. Dagegen müssen OLEDs für die Raumbe- leuchtung die zehnfache Leucht- dichte erreichen. Das gelingt erst seit kurzem und ist nicht einfach, denn die Licht emittierenden

Schichten sind ja nur wenige hun- dert Nanometer dick.

OLEDs für die Raumbeleuch- tung müssen meist weißes Licht erzeugen. Dies verlangt, verschie- dene Farbschichten zu kombinie- ren, damit der gewünschte Farbton entsteht, und möglichst viele Schichten zu verwenden, damit die Leuchtdichte entsprechend hoch ist. Zwar sind die organischen Schichten der OLEDs im sicht- baren Spektralbereich nahezu transparent, aber natürlich müssen die Entwickler gut abwägen, ob durch zusätzliche Schichten eine höhere Lichtausbeute resultiert oder doch die Absorption zu hoch wird. Auch viele konstruktive Maßnahmen, die nichts direkt mit der Lichterzeugung zu tun haben, tragen zur Effizienzsteigerung bei.

So sorgen Folien dafür, dass sich Streulicht im Bauteil effizient aus- koppeln lässt.

OLEDs für die Raumbeleuch- tung bestehen meist aus Stapeln or- ganischer PIN-Dioden, sie sind also in Reihe geschaltet. Dadurch sind die gleichen Leuchtdichten möglich wie bei einem einfachen Bauteil, aber die erforderliche Stromstärke kann geringer ausfallen. Niedrigere Ströme haben immer weniger Wär- me zur Folge, die ja zwangsläufig zu irreversiblen Prozessen im Bau- teil führt. Das Stapeln verlängert also die Lebensdauer der OLED- Beleuchtung. Bei heute verfügbaren Produkten fällt der Lichtstrom nach 10 000 bis 15 000 Stunden auf 70 Prozent des Ausgangswertes ab.

OLEDs ermöglichen in der Raumbeleuchtung zwei Dinge, die bislang mit keinem Leuchtmittel zu erreichen waren: Sie sind echte Flächenstrahler, also nicht nur ge- schickt verbaute Punktlichtquellen, und sie haben eine Bautiefe von we- nigen Millimetern. Das ermög licht beispielsweise Designs mit Licht- kacheln, die man in Wände oder Möbel integrieren kann. Auch die Automobil industrie experimentiert mit OLEDs. Solange die OLED-Ka- cheln jedoch noch etwa 7000 Euro pro Quadratmeter kosten, werden sie bei der Raumbeleuchtung nur Nischen besetzen können.

Michael Vogel Abb. 2 Inzwischen verfügen viele

Smartphones über OLED-Displays.

Sie erreichen wegen der nicht nötigen Hintergrund beleuchtung höhere Kon- traste als LCD-Displays und teils gerin- gere Bautiefen.

Samsung

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