• Keine Ergebnisse gefunden

Fluid-Struktur-Wechselwirkung in der Energie-Finite-Elemente-Methode

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Fluid-Struktur-Wechselwirkung in der Energie-Finite-Elemente-Methode"

Copied!
147
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Fluid-Struktur-Wechselwirkung in der

Energie-Finite-Elemente-Methode

Vom Promotionsausschuss der Technischen Universität Hamburg-Harburg

zur Erlangung des akademischen Grades Doktor-Ingenieur (Dr.-Ing.)

genehmigte Dissertation

von Marius Karger

aus Hamburg

2017

(2)

1. Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Otto von Estor 2. Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Alexander Düster Tag der mündlichen Prüfung: 31.03.2017

(3)

Shaker Verlag Aachen 2017

Schriftenreihe des Instituts für Modellierung und Berechnung der Technischen Universität Hamburg-Harburg

Band 26

Marius Karger

Fluid-Struktur-Wechselwirkung

in der Energie-Finite-Elemente-Methode

(4)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Zugl.: Hamburg-Harburg, Techn. Univ., Diss., 2017

Herausgeber:

Prof. Dr.-Ing. Otto von Estorff

Technische Universität Hamburg-Harburg Institut für Modellierung und Berechnung Denickestraße 17

21073 Hamburg

Telefon: 040/42878-3032 Fax: 040/42878-4353 E-Mail: estorff@tu-harburg.de Internet: http://www.mub.tu-harburg.de

Copyright Shaker Verlag 2017

Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdruckes, der auszugsweisen oder vollständigen Wiedergabe, der Speicherung in Datenverarbeitungs- anlagen und der Übersetzung, vorbehalten.

Printed in Germany.

ISBN 978-3-8440-5235-0 ISSN 1860-8221

Shaker Verlag GmbH • Postfach 101818 • 52018 Aachen Telefon: 02407 / 95 96 - 0 • Telefax: 02407 / 95 96 - 9 Internet: www.shaker.de • E-Mail: info@shaker.de

(5)

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1

1.1 Einführung . . . 1

1.2 Stand der Forschung . . . 3

1.2.1 Statistische Energieanalyse (SEA) . . . 3

1.2.2 Energie-Finite-Elemente-Methode (EFEM) . . . 4

1.3 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit . . . 5

2 Grundlagen der Energie-Finite-Elemente-Methode 7 2.1 Leistungsbilanz . . . 9

2.1.1 Herleitung der EFEM-Parameter . . . 10

2.1.2 Zusammenfassung der Parameterbestimmung . . . 20

2.2 Kopplung der Basiselemete . . . 22

2.2.1 Punktkopplung . . . 24

2.2.2 Linienkopplung . . . 24

2.2.3 Flächenkopplung . . . 26

2.3 EFEM-Preprocessing . . . 29

2.4 Numerik der EFEM . . . 31

2.4.1 Finite-Elemente-Ansatz/Schwache Form . . . 31

2.4.2 Kopplung der Basiselemente . . . 35

3 Parameteranalyse für ungekoppelte Modelle 41 3.1 Verizierung des EFEM-Modells . . . 41

3.2 EFEM Prämissen . . . 45

3.3 Sensitivität der EFEM-Parameter . . . 51

3.3.1 Eingangsleistung . . . 51

3.3.2 Parameter der Energieausbreitung . . . 52 i

(6)

3.4 Validitätskriterien . . . 55

4 Transmissionskoezienten 57 4.1 Plattenkopplungen . . . 57

4.1.1 N-Platten-Kopplungen . . . 58

4.1.2 N-Platten-Balken-Kopplungen . . . 66

4.2 Fluid-Struktur-Kopplungen . . . 72

4.2.1 Abstrahlgrad einer quadratischen Platte . . . 73

4.2.2 Abstrahlgrad komplexer Geometrien . . . 80

5 Numerische Analyse 87 5.1 Systemmatrix der EFEM . . . 87

5.2 Konvergenzverhalten . . . 93

5.2.1 Wohldeniertheit der Problemformulierung . . . 93

5.2.2 Konvergenztheorie der EFEM . . . 95

5.2.3 Konvergenzordnung ausgewählter Beispiele . . . 97

6 Validierung der EFEM anhand schistypischer Strukturen 103 6.1 Abstrahlung eines Motorfundamentes . . . 103

6.1.1 Versuchsaufbau und Berechnungsmodelle . . . 103

6.1.2 Numerische Ergebnisse und Validierung . . . 108

6.2 Abstrahlung einer getauchten Stahlsektion . . . 116

6.2.1 Versuchsaufbau und Berechnungsmodell . . . 116

6.2.2 Numerische Ergebnisse und Validierung . . . 118

6.3 Die EFEM als alternatives Berechnungsverfahren . . . 121

7 Fazit und Ausblick 125

(7)

Kapitel 1 Einleitung

1.1 Einführung

In einer fortschrittlichen Gesellschaft, in der die Lebensqualität an Bedeu- tung gewinnt, steht industrieller Fortschritt zunehmend im Zusammenhang mit akustischen Fragestellungen, beispielsweise die Schallreduktion zur Einhal- tung der Arbeitsschutzbestimmungen, Anwohnerschutz vor Verkehrslärm oder Umweltschutz. Auch eine Maximierung der Komfortstandards in zahlreichen Bereichen greift auf akustische Optimierung zurück. Gängige Probleme in der Automobilindustrie sind unerwünschte Schallabstrahlung sicherheitsrelevanter Ausstattung oder Steuerungssysteme sowie Resonanzeekte bei Freisprechein- richtungen in Fahrgastzellen.

Zur Analyse akustischer Phänomene stehen heutzutage zwei Bereiche zur Ver- fügung, die numerische Simulation und die messtechnische Erfassung. Beide Bereiche sind in die Entwicklungsprozesse vieler Unternehmen integriert und nden häug kombiniert Anwendung.

Die numerische Akustik hat in den letzten Jahren durch die Entwicklung von Hochleistungsrechnern und modernen Randelemente- und Finite-Elemente- Verfahren [3, 4, 49], die bis in den hohen Frequenzbereich eine detaillier- te Abbildung der Realität ermöglichen, stark an Bedeutung gewonnen. Bei der Anwendung dieser Verfahren wird das Simulationsgebiet diskretisiert und an einer endlichen Anzahl von Punkten werden die akustischen Gröÿen be-

1

(8)

2

rechnet. Aus der Anzahl der Unbekannten und den diskreten Punkten erge- ben sich die Freiheitsgrade des Systems, die den Speicherbedarf und die Re- chenzeiten beeinussen. Mit zunehmender Berechnungsfrequenz und räumli- chen Ausmaÿen des Berechnungsgebietes steigt die Anzahl der Freiheitsgrade.

Dies begrenzt die Anwendung dieser Verfahren, sobald akzeptable Rechen- zeiten und vorhandener Speicherbedarf überschritten sind. Die Simulation von Strukturen im hohen Frequenzbereich mit hinreichend groÿen räumlichen Aus- maÿen, wie bei Fähren, Tankern oder Containerschien, stellt die Ingenieure vor groÿe Herausforderungen trotz leistungsfähiger Verfahren. Diese sind bei- spielsweise Randelemente-Verfahren mit adaptiver Cross Approximation [46], Randelemente-Verfahren basierend auf hierachischen Matrizen [18] oder ezi- ente Lösungsalgorithmen für Finite-Elemente-Verfahren [43].

Um Berechnungen akustischer Phänomene von Strukturen mit groÿen räum- lichen Ausmaÿen durchzuführen, die auÿerhalb des Anwendungsbereiches der oben erwähnten Randelemente- und FE-Verfahren liegen, wurden in den Acht- zigerjahren energetische Verfahren entwickelt, bei denen nicht hochfrequente Wellenfunktionen, sondern gemittelte Energieniveaus die Akustik beschreiben.

Eine weitverbreitete energetische Methode ist die Statistische Energieanalyse (SEA) [30], bei der durch angemessene Modellierung die Struktur in Subsyste- me zerlegt wird und jedes Subsystem ein konstantes Energieniveau repräsen- tiert. Dieses Verfahren ermöglicht die Berechnung einer relativ groben Energie- verteilung in Abhängigkeit der Subsystemzerlegung bei geringem numerischen Aufwand.

In der vorliegenden Arbeit wird eine alternative Methode zur SEA, die Energie- Finite-Elemente-Methode (EFEM), als ein elementbasiertes energetisches Ver- fahren vorgestellt. Dabei vereint die EFEMdie Vorteile der beiden Verfahren und ermöglicht durch eine detaillierte Subsystemzerlegung sowie glatte Lö- sungsfunktionen eine Approximation mit hoher Informationsdichte, kombiniert mit geringem numerischen Aufwand.

(9)

3

1.2 Stand der Forschung

Die energetischen Verfahren sind in den letzten Jahrzehnten stetig erweitert und verbessert worden, was zur Anwendbarkeit auf eine Vielzahl von Problem- stellungen geführt hat. Im Folgenden ist die Historie dieser Verfahrensklasse mit besonderem Fokus auf die Statistische Energieanalyse und die Energie- Finite-Elemente-Methode dargestellt.

1.2.1 Statistische Energieanalyse (SEA)

Die Grundlagen der energetischen Verfahren und die seines populärsten Vetre- ters, die Statistische Energieanalyse (SEA), wurden von Lyon, Maidanik und Eichler [29, 31, 32] entwickelt. Basierend auf diesen Grundlagen veröentlichten DeJong und Lyon 1995 ein umfangreiches Werk zu dieser Methodenklasse [30].

Die SEA etablierte sich zunehmend in der Industrie und wird für Simulationen im mittleren und hohen Frequenzbereich bei Personen- und Lastkraftwagen, Bussen, Zügen, Schien, Flugzeugen und Satelliten eingesetzt [2].

Bei der Statistischen Energieanalyse wird ein wellenbasierter Ansatz zur Be- schreibung der Energieausbreitung durch Transversal- und Longitudinalwellen verwendet. Die sich aus diesem Ansatz ergebene Energieverteilung auf der zugrunde liegenden Geometrie beschreibt ihr Schwingungsverhalten. Zur Be- rechnung ist die Gesamtstruktur in verschiedene Subsysteme zu zerlegen und für jedes Subsystem ein interner Verlustfaktor zu bestimmen, der die Dissipa- tion von Energie in diesem Subsystem beschreibt. Zusätzlich wird ein Energie- austausch der Subsysteme untereinander durch lineare Kopplungsbeziehungen realisiert, welche die Interaktionen zwischen den unterschiedlichen Wellenty- pen der Subsysteme beschreiben. Diese Zerlegung der Geometrie in Subsysteme erfordert genaue Kenntnis und Erfahrung in der Anwendung dieser Methode, da für jedes Subsystem der interne Verlustfaktor und die Kopplungsparameter zu den angrenzenden Subsystemen zu spezizieren sind. Bei komplexen Sub- systemen sind diese durch Erfahrung abzuschätzen oder durch Messungen zu bestimmen.

(10)

4

1.2.2 Energie-Finite-Elemente-Methode (EFEM)

Die Energie-Finite-Elemente-Methode bildet den Kern dieser Arbeit und somit ist die Historie dieser Methode von besonderer Bedeutung. Anfang der Sieb- zigerjahre haben Rybak und Belov die Grundlagen der EFEM [5, 40, 41, 42]

geschaen. Im Jahre 1977 zeigte Belov durch Transformation der zugrunde- liegenden Energiebilanz in eine partielle Dierentialgleichung die Äquivalenz zwischen der Energieausbreitung und der stationären Wärmeleitung [6]. Die Berechnung dieser partiellen Dierentialgleichung wurde erstmals 1987 von Nefske mittels einem Finite-Elemente-Ansatz umgesetzt [38] und als Energie- Finite-Elemente-Methode bezeichnet.

Aufbauend auf den Arbeiten von Nefske sind bedeutende Entwicklungen der EFEM im Folgenden skizziert:

Wohlever und Bernhard beschrieben 1992 die Anwendung der EFEM auf einfa- che eindimensionale Balkenstrukturen [51]. Bouthier erweiterte 1992 die EFEM von den eindimensionalen Strukturen auf Oberächengeometrien [51]. Die be- trachteten Beispiele beschränkten sich weiterhin auf akademische Modelle.

1993 entwickelte Cho die Theorie der EFEM für bestimmte Anordnungen von Platten. Erste anwendungsorientierte Balken- und Plattenstrukturen wur- den simuliert sowie theoretische Grundlagen für Fluid-Struktur-Kopplungen beschrieben [10]. Bitsie setzte 1996 erste akademische Simulationen schallab- strahlender Platten in Luft mit der EFEM um [7]. Mit einem in sehr grobe Sub- systeme unterteiltem Fischerboot gelangen Vlahopoulos und Zhao 1999 erste Berechnungen mit der EFEM einer realitätsnahen Struktur [48]. Die Wechsel- wirkung der sich im Wasser bendenden Struktur mit den umgebenen Fluid wurde allerdings nicht mit in das Modell integriert. Wang setzte in seiner Dissertation 2000 einen Ansatz für orthotrope Platten um [50] und Moens er- weiterte 2001 die EFEM um von der SEA abgeleitete Validitätskriterien [35].

Zusätzlich setzte Moens anhand eines akademischen Beispiels Impedanzrand- bedingungen für 3-dimensionale Fluidkavitäten um. 2003 wurde die EFEM von Zhang, Wang und Vlahopoulos um theoretische Ansätze für Zusatzmassenef- fekte erweitert [55]. Dong und Vlahopoulos unternahmen 2007 erste Versuche der akustischen Abstrahlung von Strukturen mittels einer Kombination aus

(11)

5 EFEM und EBEM [14]. Die EBEM bezeichnet eine energiebasierte Randele- mente Methode.

Die aufgelistete Entwicklung der EFEM von 1992 bis 2007 zeigt enorme Fort- schritte in der Anwendbarkeit dieser Methode auf praxisnahe Problemstel- lungen. Mit der EFEM können komplexe Balken- und Oberächenstrukturen, erweitert um den Einuss von Zusatzmassen schwerer Fluide auf die Struktur, berechnet werden. Ein 1999 betrachteter Anwendungsfall ist eine halbgetauch- te Struktur, beispielsweise ein in Wasser schwimmendes Schi. Allerdings zeigt die Historie ebenfalls Grenzen der Anwendbarkeit, welche sich auf die Schallab- strahlung in das umgebene Fluid komplexer Strukturen bezieht. Simulationen mit der EFEM für diese in der Praxis relevante Problemstellung sind noch nicht detailliert analysiert und an komplexen Modellen veriziert und validiert worden. Aufbauend auf den bisherigen Stand der Forschung vertieft diese Ar- beit mit Analysen und Validierungsprozessen die Fluid-Struktur-Simulation mit der Energie-Finite-Elemente-Methode.

1.3 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit

Im Rahmen dieser Arbeit wird im Zusammenhang mit dem durch das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Forschungs- projekt Eziente Prognose vibroakustischer Eigenschaften in der Schisent- wurfsphase [27] die Energie-Finite-Elemente-Methode für die Anwendbarkeit praxisnaher Problemstellungen in der Schifahrtsindustrie weiterentwickelt.

Anwendungsfelder von besonderem Interesse sind die Fluid-Struktur-Wechsel- wirkung und die Schallabstrahlung in das die Struktur umgebende Fluid.

Zunächst werden die grundlegende Theorie der EFEM sowie deren Parame- ter und die Implementierung beschrieben. Die Methode wird daraufhin an Beispielen veriziert und die Abhängigkeit der grundlegenden Parameter eines Subsystems untersucht. Ist die EFEM für ein aus einem Subsystem bestehen- den Modell veriziert, werden komplexe Modelle betrachtet. Zusätzlich werden numerische Eigenschaften des Verfahrens untersucht.

(12)

6

Ein besonderer Fokus liegt auf der Analyse und Umsetzung der Fluid-Struktur- Interaktion (FSI). Aufbauend auf der grundlegenden Theorie wird ein sehr wichtiger Parameter der FSI, der Abstrahlgrad, detailliert untersucht. Zusätz- lich wird der Einuss von schweren Fluiden auf die Struktur betrachtet und die EFEM hinsichtlich komplexer Anwendungsfälle in der Schifahrtsindustrie veriziert und mithilfe von Messdaten validiert.

Die Anwendbarkeit der Energie-Finite-Elemente-Methode hinsichtlich Problem- stellungen mit einer Fluid-Struktur-Interaktion stellt das letzte fehlende Binde- glied einer gesamten Prozesskette dar: Bei gegebenem Anregungssignal besteht jetzt die Möglichkeit die Schallausbreitung innerhalb der Struktur, die Fluid- Struktur-Wechselwirkung und die Schallabstrahlung in angrenzende Fluide zu berechnen. Jedes Glied in dieser Prozesskette bietet Verbesserungs- und Er- weiterungspotenzial, doch die Fluid-Struktur-Interaktion ist das letzte fehlende Bindeglied, um diese Prozesskette einheitlich mit der Energie-Finite-Elemente- Methode abzubilden. Somit stellt die Fluid-Struktur-Interaktion einen wichti- gen Fortschritt in der praxisnahen Anwendbarkeit der Energie-Finite-Elemente- Methode dar.

(13)

Kapitel 2

Grundlagen der

Energie-Finite-Elemente-Methode

Angenehme Klänge und Töne, aber auch Lärm und störende Geräusche brei- ten sich mithilfe von Schallwellen räumlich aus und können von unterschiedli- chen Empfängern wahrgenommen werden. Diese Wellen benötigen ein Übertra- gungsmedium, welches ein Fluid, zum Beispiel Luft oder Wasser, aber auch ein Festkörper, wie Stahl oder Aluminium, sein kann. Durch die Wellengleichung

2p(x, t) = 1 c2F luid

2p(x, t)

∂t2 (2.1)

mit dem orts- und zeitabhängigen Druck p(x, t) und der Ausbreitungsge- schwindigkeitcF luidsind das Schallfeld und die -ausbreitung im Fluid mathe- matisch beschrieben. Als Quelle solcher Schallfelder dient oft ein schwingender FestkörperΩ, wobei sich dessen Bewegungsgleichung

Mx¨+Bx˙+Cx=F (2.2)

aus einem MassentermM, einem DämpfungstermB, einem FedertermCund einem AnregungstermF zusammensetzt. Handelt es sich bei dem schwingen- den Festkörper um eine Stahlplatte, lassen sich die beschrieben Terme (2.2) anhand der Bewegungsgleichung für Biegewellen

ρh∂uz

∂t2 +D(1 +iη)∇4uz = F (2.3) ρh∂uz

∂t2

Massenterm

+D∇4uz Federterm

+ iηD∇4uz Dämpfungsterm

= F

Anregungsterm

(2.4)

7

(14)

8

beispielhaft spezizieren. Hierbei beschreibtuzdie Verschiebungen, wobei die SteigkeitD, die Plattendickeh, die Dichteρ, die Dämpfungskonstanteηund die imaginären Einheit igegeben sind. Der schwingende Festkörper ist über die Äquivalenz

∂vF K|∂Ω

∂n =∂vF luid|∂Ω

∂n (2.5)

der OberächenschnellevF K undvF luid in Richtung der äuÿeren Normalenn mit dem Fluid gekoppelt. Umgekehrt wirkt das Fluid durch die Last des akus- tischen Druckes auf den Festkörper.

Zur numerischen Berechnung vibroakustischer Phänomene hat sich im nied- rigen Frequenzbereich u. a. die Finite-Elemente-Methode etabliert. Für hoch- frequente Schwingungen ist diese Methode aufgrund der dann erforderlichen sehr feinen Diskretisierung nicht zielführend. Die Historie der EFEM (Kapitel 1.2) bestätigt hingegen, dass für hochfrequente Berechnungen die energetische Betrachtung mit der EFEM im Vergleich zu klassischen Verfahren Vorteile besitzt. Hierbei werden nicht die Verschiebungen betrachtet, sondern zeitlich und räumlich gemittelte Energiedichten. Die Lösungsfunktionen eines verschie- bungsbasierten Ansatzes stellen hochfrequente Wellenfunktionen dar, wobei die gemittelten Energiedichten fallenden Exponentialfunktionen entsprechen.

Hierdurch sinken die Anforderungen an das Berechnungsgitter und führt zu ei- ner Verringerung des numerischen Aufwandes. In Abbildung 2.1 sind beispiel- haft die unterschiedlichen Anforderungen der Diskretisierung der energetischen Betrachtung mit der EFEM und der verschiebungsbasierten Betrachtung mit der FEM skizziert. Hierbei lassen sich über die gemittelte Energiedichte in der EFEM trotz der geringen Anzahl an Stützstellen hinreichend genaue Aussagen über den gemittelten Schallpegel treen.

Abbildung 2.1: Anzahl der Stützstellen FEM/EFEM

(15)

ΩR3

Ω

∂e

∂tdΩ =

Ωπin−πdissdΩ−

∂Ωq·n d∂Ω

=

Ωπin−πdissdΩ−

Ω∇ ·q dΩ.

πin

πdiss

qn

Ω

Ω

∂e

∂t

πin

πdiss q

n

∂e

∂t= 0

∂e

∂t=πin−πdiss− ∇ ·q πin=πdiss+∇ ·q.

e

(16)

10

ein diuses Schallfeld (A2) erzeugen. Aus der Äquivalenz der zeitlich gemittel- ten kinetischen und potentiellen Energie1(A3)

ekin,t=epot,t, (2.9)

folgt für die Gesamtenergiedichteet= 2·epot,tund für die dissipierte Leistungs- dichteπdiss,tdie Beziehung

πdiss,t=ωηet, (2.10)

wobei die Kreisfrequenz durch ω = 2πf und der Dämpfungsfaktor durch η gegeben sind [35]. Der über eine Periode zeitlich gemittelte Energieuss qtist antiproportional vom Gradienten der Energiedichte abhängig

qt=−a∇et. (2.11)

Hinter dieser Vereinfachung verbirgt sich eine Fernfeldbetrachtung (A4), eine lokale räumliche Mittelung über eine Wellenlänge (A5) und eine geringe Dämp- fung (A6). Bei der Bestimmung des Parameters a Raus Gleichung (2.11) wird in Abschnitt 2.1.1 detailliert auf die Annahmen (A1) - (A6) eingegangen.

Aus der stationären Leistungsbilanz (2.8) ergibt sich die EFEM-Basisgleichung

πin,t=−aΔet+ωηet (2.12)

und ein in alle Richtungen gleichmäÿiger Energieuss von den Quellen in die Senken.

2.1.1 Herleitung der EFEM-Parameter

Die EFEM ist eine wellenbasierte Methode, bei der komplexe Geometrien in EFEM-Basiselemente (Balken, Platten, Kavitäten) zerlegt werden. Die EFEM- Basisgleichung (2.12) beschreibt die Energieausbreitung innerhalb jedes Ba- siselementes, wobei der Parameteraeine maÿgebliche Gröÿe ist und für jeden Wellentyp des entsprechenden Basiselementes separat zu bestimmen ist. Die Kopplung der verschiedenen Basiselemente und die Assemblierung zum Ge- samtmodell sind in Unterkapitel 2.2 und 2.4 detailliert beschrieben.

1Der Index t bezeichnet die zeitliche Mittelung über eine Periode T mit et(x) = T

0 e(x, s)ds.

(17)

e q πin J

m W Wm

J m2

W m

W m2 J

m3 W

m2 W

m3

a

Iy Iz

IP J

Ec=E(1 +iη)

Gc=G(1 +iη) ν ρ

(18)

12

In den folgenden Absätzen sind die zugrundeliegenden partiellen Dierential- gleichungen für jeden Wellentyp beschrieben. Für die Biegewellen sind zudem zwei Theorien, die Euler-Bernoulli- und die Timoshenko-Theorie, erläutert. In den folgenden Ausführungen bezeichnet k= 1/λdie Wellenzahl mit der Wel- lenlängeλ∈R≥0,t∈R≥0die Zeit undidie imaginäre Einheit.

Longitudialwellen beschreiben die Verschiebungenuxdes Balkens in axialer Richtung. Die Bewegungsgleichung der Longitudinalwelle in einem Balken ist gemäÿ

2ux

∂t2 −Ec

ρ

2ux

∂x2 =fx(x, t)

ρA (2.13)

eine Kombination aus dem Hookschen und dem Newtonschen Gesetz [19, 35], angeregt durch eine Streckenlastfx(x, t). Zudem ist die Ausbreitungsgeschwin- digkeit der Longitudinalwelle durchcL=

E

ρ gegeben.

Mit einem Lösungsansatz für diese Dierentialgleichung, bestehend aus ebenen Wellen

ux(x, t) = ALe−iklx+BLeiklx

eiωt (2.14)

und der Vereinfachung des Dämpfungsterms in der Ausbreitungsgeschwindig- keitcL=kω

1 +−1

durch die ersten zwei Glieder der Taylorreihe 1 +

−1

= 1−η

2i, (2.15)

ergibt sich aus der zeitlich gemittelten Energiedichte2

eL,t=EA 4

∂ux

∂x

∂ux

∂x +ρA 4

∂ux

∂t

∂ux

∂t (2.16)

und dem Energieuss

qL,t=EA∂ux

∂x

∂ux

∂t (2.17)

die Beziehung

qL,t= c2L ηω

a

∇eL,t. (2.18)

2Der Operator mit der Notationbeschreibt die komplexe Konjugation.

(19)

13 Torsionswellen beschreiben die VerdrillungΘxin axialer Richtung eines Bal- kens. Die entsprechende Bewegungsgleichung3

2Θx

∂t2 −GcJ ρIP

2Θx

∂x2 =mx(x, t) ρIx

(2.19) ist ebenfalls eine Kombination aus dem Hookschen und dem Newtonschen Gesetz [19, 35], angeregt durch ein Streckenmomentmx(x, t). Aus dieser Glei- chung ergibt sich eine Ausbreitungsgeschwindigkeit der Torsionswelle von cT =

GJ ρIP.

Durch die Lösung dieser Gleichung mit einem Ansatz bestehend aus ebenen Wellen

Θx(x, t) = ATe−ikTx+BTeikTx

eiωt (2.20)

und der Vereinfachung des Dämpfungsterms (2.15) ergibt sich äquivalent zur Longitudinalwellenausbreitung für die zeitlich gemittelte Energiedichte

eT,t=GJ 4

∂Θx

∂x

Θx

∂x +AIP

4

∂Θx

∂t

∂Θx

∂t (2.21)

und für den Energieuss

qT,t=GJ∂Θx

∂x

∂Θx

∂t (2.22)

die Beziehung

qT,t= c2T ηω

a

∇eT,t. (2.23)

Die Biegewellen beschreiben VerschiebungenuB(x, t)quer zur Balkenachse.

Für diese ergibt sich aus dem Impuls- und dem Drallsatz sowie den beiden Elastizitätsgesetzen [17, 52] ein System aus partiellen Dierentialgleichungen nach der Timoschenko-Theorie mit VerschiebungenuBT(x, t)

ρA¨uBT

∂x

GcA ∂uBT

∂x + Ψ

= q (2.24)

ρIyΨ¨

∂x

EcIy

Ψ

∂y

+GcA ∂uBT

∂x + Ψ

= 0 (2.25)

3Die Parameter der Bewegungsgleichung (2.19) sind in der allgemeinen Einführung des Balkens beschrieben.

(20)

14

und der Streckenlastq(x, t), welches zu einer Gruppengeschwindigkeit der Bie- gewellen voncBT =∂{k}∂ω führt [52].

Werden bei den Bewegungsgleichungen der Timoshenko-Theorie (2.24) und (2.25) die SchubverformungΨ =∂ω∂xund die RotationsträgheitρIyΨ¨vernach- lässigt, ergibt sich die Gleichung der Euler-Bernoulli-Theorie mit den Verschie- bungenuBEB(x, t)

ρA¨uBEB+ 2

∂x2

EcIy2uBEB

∂x2

=q. (2.26)

Aus der Euler-Bernoulli-Theorie ergeben sich in Abhängigkeit der Auslenk- ungsrichtung der Biegewelle und dem entsprechenden axialen Flächenträgheits- moment Gruppengeschwindigkeiten von

cBEB,y = 2· 4

ω2EIy

ρA (2.27)

cBEB,z = 2· 4

ω2EIz

ρA. (2.28)

Aus dem Lösungsansatz mittels ebener Wellen

u(x, t) = ABe−ikBx+BBeikBx+CBe−kBx+DTekBx

eiωt, (2.29) der Vereinfachung des Dämpfungsterms des komplexen Elastizitätsmoduls

cBEB= 2· 4

ω2EcIy

ρA = 2· 4

ω2EIy

ρA 4

1 +=

1−ηi 4

· k

ω (2.30) durch die ersten zwei Glieder der Taylorreihe −4

1 += 1ηi4, eine Fernfeld- betrachtung |exp (−kBx)| →0 sowie der lokalen räumlichen Mittelung über eine Wellenlänge

¯ a=

x+λ2

x−λ2 a(x)dx (2.31)

ergibt sich für die zeitlich und räumlich gemittelte Energiedichte

¯ eB,t=EIy

4

2u¯B

∂x2

2¯uB

∂x2 +ρA 4

∂u¯B

∂t

∂u¯B

∂t (2.32)

und dem Energieuss

¯ qB,t=1

2

EIy3u¯B

∂x3

∂u¯B

∂t

+1 2

EIy2u¯B

∂x2

2¯uB

∂t∂x

(2.33)

(21)

¯

qB,t= c2B ηω

a

∇¯eB,t.

A h

Ec =E(1 +iη) ν ρ

(ux, uy)

2ux

∂x2 +1−ν 2

2ux

∂y2 +1 +ν 2

2uy

∂y∂x = ρ(1−ν) Ec

2ux

∂t2

2uy

∂y2 +1−ν 2

2uy

∂x2 +1 +ν 2

2ux

∂y∂x = ρ(1−ν) Ec

2uy

∂t2 .

(22)

16

nen Wellen für die Verschiebungen ux(x, y, t) =kx

Axe−ikxx+Bxeikxx Aye−ikyy+Byeikyy

eiωt (2.37) uy(x, y, t) =ky

Axe−ikxx+Bxeikxx Aye−ikyy+Byeikyy

eiωt (2.38) sowie durch die Dämpfungsabschätzung über die ersten zwei Glieder der Tay- lorreihe

1η2i

für die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Longitudinalwelle cL=

E

ρ(1−ν2) und für die der ScherwellecS= G

ρ.

Weiterhin ergibt sich für die zeitlich gemittelte Energiedichte der In-Plane- WelleneIn,tdie Gleichung

eIn,t=eIn,kin,t+eIn,pot,t

= Eh

4(1−ν2) ∂ux

∂x 2+

∂uy

∂y

2+ 2ν

(1 +iη)∂ux

∂x

∂uy

∂y

+...

1−ν 2

∂ux

∂y 2+

∂uy

∂x 2

+ (1−ν)

(1 +iη)∂ux

∂y

∂uy

∂x

+...

ρh 4

∂ux

∂t 2+

∂uy

∂t 2

(2.39)

und für den EnergieussqIn,t= (qIn,x,t, qIn,y,t)die Gleichungen qIn,x,t= −Eh

2(1−ν2)

(1 +iη) ∂ux

∂x +ν∂uy

∂y

...

∂ux

∂t +1−ν 2

∂ux

∂y +∂uy

∂x ∂uy

∂t

(2.40)

und

qIn,y,t= −Eh 2(1−ν2)

(1 +iη)

∂uy

∂y +ν∂ux

∂x

...

∂uy

∂t +1−v 2

∂uy

∂x +∂ux

∂y ∂uy

∂t

.

(2.41)

Unter Berücksichtigung der Annahmen und des Lösungsansatzes mittels ebe- ner Wellen (2.37) und (2.38) folgt zwischen dem Energieuss qIn,t und der EnergiedichteeIn,tfür die beiden Wellentypen die Relation

qIn,t= (qIn,x,t, qIn,y,t) =−c2L,S ωη

a

∇eIn,t. (2.42)

(23)

17 Zu den Out-of-Plane-Wellen gehören nur die Biegewellen, welche Transver- salwellen sind und somit ihre Auslenkungen orthogonal zur Ausbreitungsrich- tung haben. Weil die Ausbreitung nur in der Plattenebene erfolgt, sind die Verschiebungen ebenfalls zur Plattenebene orthogonal. Für die Out-of-Plane- Wellen werden zwei theoretische Ansätze vorgestellt, die Kirchho-Theorie und die Mindlin-Theorie.

Die Plattentheorien basieren auf einigen Annahmen zur Geometrie und zum Werkstoverhalten. Diesbezüglich besitzt eine Platte eine ebene Plattenmit- teläche, ist homogen und isotrop mit linear elastischen Materialeigenschaften und konstanter Dicke, die geringer ist als die Länge und Breite der Platte.

Zudem müssen Verzerrungen und Verschiebungen hinreichend klein sein.

Der Kirchho-Theorie liegt zusätzlich die Annahme zugrunde, dass sich die Plattenquerschnitte stets normal zur Plattenmitteläche verdrehen und in sich eben bleiben. Diese Querschnitte bleiben auch im verformten Zustand senkrecht zur Plattenmitteläche. Zusammenfassend ist die Kirchho-Theorie eine schubstarre Formulierung einer Platte mit den Biegewinkeln φx = ∂u∂xz und φy = ∂u∂yz. Wird diese Formulierung in eine schubweiche überführt, er- weitern sich diese Biegewinkel um zusätzliche Verzerrungen φx = ∂u∂xz+γxz

und φy = ∂u∂yz +γyz, welche in der Mindlin-Theorie berücksichtigt sind. Die Out-of-Plane-Verschiebungen sind für die Kirchho-Theorie durch das Glei- chungssystem vierter Ordnung

Dc4uz+ρh∂2uz

∂t2 =PK(x, y, t) (2.43) mit der SteigkeitDc=D(1 +iη) = 12(1−vEh32)(1 +iη)und einer Punktkraft PK beschrieben.

Mit dem Ansatz mittels linearer Wellen, geringer Dämpfung, Vernachlässigung des Nahfeldes und räumlicher Mittelung in der Plattenebene über eine Wel- lenlänge

¯ a=

x+λ2

x−λ2

y+λ2

y−λ2 a(x, y)dxdy (2.44)

(24)

18

folgt die Relation zwischen Energiedichte

¯

eK,t= Eh3 3(1−v2)

∂u¯z

∂x 2+

∂u¯z

∂y

2+ 2v

(1 +iη)∂u¯z

∂x

∂u¯z

∂y

...

...+2(1−v) 2¯uz

∂x∂y 2

+ρh

4 ¯uz

∂t 2

(2.45)

und Energieussq¯K,t= (¯qK,x,t,q¯K,y,t)

¯

qK,x,t= 1 2

Dc

∂xΔ¯uz∂u¯z

∂t 2u¯z

∂x2 +v∂2¯uz

∂y2 2u¯z

∂x∂t ...−(1−v)∂2u¯z

∂x∂y

2u¯z

∂y∂t

(2.46)

¯ qK,y,t= 1

2

Dc

∂yΔ¯uz∂u¯z

∂t 2u¯z

∂y2 +v∂2u¯z

∂x2 2u¯z

∂y∂t ...−(1−v)∂2¯uz

∂y∂x

2u¯z

∂x∂t

(2.47)

analog zur Betrachtung des Euler-Bernoulli-Balkens ¯

qK,t= c2 ωη

a

∇¯eK,t (2.48)

mit einer Gruppengeschwindigkeit voncK = 24 ω2Eh2

12(1−ν2.

Die oben erwähnten Vereinfachungen nden auch bei der Mindlin-Theorie An- wendung, wobei an dieser Stelle nur die entsprechende Ausbreitungsgeschwin- digkeit durchcM=∂{k}∂ω zu ersetzen ist. Aus der WellenzahlkMin der Mindlin- Theorie

kM2 =ρh3ω2 24Dc

+ ρω22Gc

±

ρh3ω2 24Dc

+ ρω22Gc

2

+ρhω2 Dc

(2.49) mitκ=π2/12ergibt sich die Gruppengeschwindigkeit der Biegewellen [34, 35]

cM = ∂ω

∂ {kM} (2.50)

= 2 {kM}

ρh3 12D+κ2ρG

ω±

2

ρh3 24Dρ2G2

ω2+ρhD ρh3

24Dρ2G2 ω2+ρhD

. (2.51)

(25)

19 Kavitäten

Ein weiteres Basiselement der EFEM ist eine mit Fluid gefüllte Kavität. Diese wird über die räumlichen Ausmaÿe und die Materialeigenschaften des Flui- des, Dichte ρF luid, Schallgeschwindigkeit cF luid und die Dämpfung η in die- sem Medium bestimmt. Die Schallgeschwindigkeit lässt sich ebenfalls über das KompressionsmodulKausdrückencF luid=

K/ρ. Da in Fluiden keine Scher- kräfte existieren, ndet die Energieausbreitung im Gegensatz zu den anderen Basiselementen nur mittels Longitudinalwellen statt. Die entsprechende Wel- lenausbreitung in einem mit Fluid gefüllten Gebiet, der Kavität, wird mit der Helmholtz-Gleichung beschrieben. Zusätzlich ist die dämpfende Wirkung des Mediums zu beachten, die durch Ergänzung eines Dämpfungsterms in der Helmholtz-Gleichung Berücksichtigung ndet

1 +τR

∂t

2p− 1 c2F luid

2p

∂t2 =−ρF luid∂q(x, y, z, t)

∂t , (2.52)

wobeip den Druck,ρF luid die Dichte des Fluides und q(x, y, z, t)den Anre- gungsterm darstellt. Auÿerdem istτRdie Relaxationszeit, die ein Maÿ für die Trägheit des akustischen Mediums ist und in Beziehung zur Dämpfungη=ωτR

steht. Die RelaxationszeitτRbeschreibt die charakteristische Zeit, in welcher sich ein akustisches Medium durch einen Druckimpuls angeregt wieder dem stationären Zustand annähert. Nach der Dauer einer Relaxationszeit hat sich das akustische Medium merklich auf seinen Gleichgewichtszustand zubewegt und nach dem drei-bis sechsfachen der Relaxationszeit ist von einer weitge- hend abgeschlossenen Relaxation auszugehen.

Für den EFE-Ansatz wird die Schallausbreitung nur durch ebene Wellen an- genommen, was zur Ansatzfunktion für den Druck

p(x, y, z, t) = exp(iωt)

j={x,y,z}

Aje−ikjj+Bjeikjj

(2.53) führt. Weiterhin folgt aus der Annahme einer geringen Dämpfungη1und der Denition der Wellenzahl der akustischen WellekF luid=

k2x+k2y+k2zdie Approximation des Dämpfungsterms von

1 + 1−iη2

. Mittels dieser Voraussetzungen und den Formeln für die zeitlich gemittelten Energiedichte

eF luid,t=1 4

1

ρc2|p|2+ρ |vx|2+|vy|2+|vz|2

, (2.54)

(26)

20

die über den Druck pund die Schnellev= (vx, vy, vz)beschrieben sind, und den EnergieussqF luid,t= (qF luid,x,t, qF luid,y,t, qF luid,z,t)

qF luid,x,t = 1

2 {ρvx} (2.55) qF luid,y,t = 1

2 ρvy

(2.56) qF luid,z,t = 1

2 {ρvz} (2.57) sowie der räumlichen Mittelung über eine Wellenlängeλ= (λx, λy, λz)mit

¯ a=

x+λx 2

x−λx2

y+λy

2

y−λy2

z+λz 2

z−λz2 a(x, y, z) dxdydz, (2.58) erhält man mit der Euler-Gleichung der linearen Akustik

v= i

ρω∇p (2.59)

die gewünschte Beziehung zwischen Energieuss (2.55) - (2.57) und Energie- dichte (2.54)

¯

qF luid,t= c2 ηω

a

∇¯eF luid,t. (2.60)

Damit ist die Herleitung des basistypspezischen Parameters afür die EFEM- Basiselemente (Balken, Platten, Kavitäten) abgeschlossen. Um einen Über- blick über die Erkenntnisse der ausführlichen Herleitung dieser Parameter zu erlangen, folgt im Abschnitt 2.1.2 eine Zusammenfassung.

2.1.2 Zusammenfassung der Parameterbestimmung

Für jedes EFEM-Basiselement wird der Parameterain der Gleichung

¯

πin,t=−aΔ¯et+ηω¯et (2.61) durch das Setzen von Prämissen wie die Vernachlässigung des Nahfeldes, räum- liche lokale Mittelung und geringe Dämpfung auf a=c2W Tωη zur EFEM-Basis- gleichung

¯

πin,t=−c2W T

ηωΔ¯et+ηω¯et (2.62) umgeformt, wobei cW T die wellentyp-spezische Ausbreitungsgeschwindigkeit beschreibt.

(27)

21 Eine ausführliche Herleitung der Parameter für die einzelnen Wellentypen der verschiedenen EFEM-Basiselemente ist detailliert in der Literatur [7, 10, 35]

beschrieben. An dieser Stelle fasst die Tabelle 2.2 die Ausbreitungsgeschwin- digkeitencW T und die gesetzten Prämissen für jeden Wellentyp zusammen.

Tabelle 2.2: Wellentyp-spezische Ausbreitungsgeschwindigkeit

Prämisse: q¯t=c2W Tωη ∇¯et (A1) (A2) (A3) (A4) (A5) (A6) Balken:

Longitudinalwelle cL=

E ρ

Torsionswelle cT=

G ρ

BiegewelleEuler-Bernoulli cBEB= 2 ω2Eh2

12(1−ν2

BiegewelleTimoshenko cBT S=∂{k}∂ω Platte:

Longitudinalwelle cL=

ρ(1−νE2)

Torsionswelle cT=

GJ ρIP

BiegewelleKirchho cK= 2 ω2Eh2

12(1−ν2

BiegewelleMindlin cM=∂{k}∂ω Kavität:

Longitudinalwelle cF= K

ρ

Die EFEM-Basisgleichung (2.62) beschreibt die Energieausbreitung in allen EFEM-Basiselementen für die jeweiligen Wellentypen. Diesbezüglich sind in Tabelle 2.3 die in den jeweiligen Basiselementen auftretenden Wellentypen zu- sammengefasst. Die Energieausbreitung kann somit in allen Basiselementen mittels der EFEM-Basisgleichung beschrieben werden, wobei nur die wellentyp- spezische Ausbreitungsgeschwindigkeit anzupassen ist. Um die Energiever- teilung einer aus Basiselementen zusammengesetzten Struktur zu berechnen, sind Kopplungsbeziehungen zwischen den unterschiedlichen Basiselementen und Wellentypen zu ergänzen. Die Herleitung dieser Kopplungsbeziehungen

(28)

22

ist im Unterkapitel 2.2 beschrieben.

Tabelle 2.3: Wellentypen in den EFEM-Basiselementen

Basiselemente Wellentypen

Balken Longitudinal-, Torsions- und zwei Biegewellen Platte Longitudinal-, Scher- und Biegewellen

Kavität Longitudinalwellen

Die Energie- und Leistungsdichten der EFEM-Basisgleichung (2.62) werden im Folgenden stets als räumlich und zeitlich gemittelte Gröÿen betrachtet, d.h.

¯

πin,t→πinund¯et→e, was zufolgender EFEM-Basisgleichung mit geänderter Notation führt

πin=−c2W T

ηω Δe+ηωe. (2.63)

2.2 Kopplung der Basiselemete

Um die Energieverteilung einer komplexen Struktur berechnen zu können, ist diese zunächst in Basiselemente zu zerlegen. Die EFEM-Basisgleichung (2.63) beschreibt die Energieausbreitung innerhalb der einzelnen Basiselemente. Die Verbindungen dieser Elemente sind durch zusätzliche Kopplungsterme zu be- rücksichtigen.

Diese Kopplungen lassen sich in drei Kategorien, in Punkt-, Linien- und Flä- chenkopplungen einteilen, welche sich auf die geometrische Schnittmenge der gekoppelten Basiselemente (BE) beziehen. Über diese Kopplungsstellen ndet ein wellentyp-spezischer Energietransport statt, der mittels Transmissions- koezienten

τinc,ref l/trans=Qref l/trans

Qinc

=Q

Q+ (2.64)

modelliert ist, welche ein Verhältnis zwischen dem Netto-Energieuss Q+oder Qincder einfallenden Welle und dem Netto-EnergieussQoderQref l/transder transmittierten Welle für die interagierenden Wellentypen beschreiben. Dies führt bei einer Kopplung von zwei Basiselementen BE 1 mit n-Wellentypen und BE 2 mit m-Wellentypen zu einem Gleichungssystem der Transmissions-

(29)

23 koezienten der Form

⎜⎜

⎜⎜

⎜⎝ Q1 Q2 ...

Qm+n

⎟⎟

⎟⎟

⎟⎠=

⎜⎜

⎜⎜

⎜⎝

τ1,1 τ2,1 · · · τn+m,1

τ1,2 τ2,2 · · · τn+m,2

... ... ... ...

τ1,n+m τ2,n+m · · · τn+m,n+m

⎟⎟

⎟⎟

⎟⎠

τ∈[0,1]n×m

⎜⎜

⎜⎜

⎜⎝ Q+1 Q+2 ...

Q+m+n

⎟⎟

⎟⎟

⎟⎠. (2.65)

Die Dissipation innerhalb der Kopplungsstellen wird bei diesem Ansatz ver- nachlässigt und somit gilt, aufgrund des Energieerhaltungssatzes, für jede Spal- tensumme%n+m

k=1 τj,k= 1∀j= 1,2, ..., n+m. Damit entspricht die Summe der transmittierten und reektierten Energie an einer Kopplungsstelle stets der eingeleiteten Energie.

Zudem sind für die Herleitung der Kopplungsterme der verschiedenen Kopp- lungstypen einige Beziehungen zwischen Energieuss- und Energiedichte von grundlegender Bedeutung und werden somit vor der detaillierten Beschreibung jedes einzelnen Kopplungstyps aufgeführt.

Für jede wellentyp-spezische Energiedichte in einem Basiselement an einer Kopplungsstelle gilt das Summationsprinzip (Energy Summation Principle)

e=e++e, (2.66)

wobei sich die gesamte Energiedichteeals Summe der Energiedichte der einfal- lenden Wellee+und der ausfallenden Welleedarstellen lässt. Des Weiteren gilt für den Vektor des Energieussesqdie Vektoraddition

q=q++q. (2.67)

Der Energieuss zweier entgegengesetzter Wellen lässt sich ebenfalls als Die- renz der Beträge beschreiben

q = q+−q (2.68)

= cW Te+−cW Te, (2.69) die wiederum von der Energiedichte und der Gruppengeschwindigkeit der Wel- len abhängen. Der Netto-EnergieussQlässt sich ebenfalls mittels einer Dif-

(30)

24

ferenz darstellen

Q = Q+−Q (2.70)

= (I−τ)Q+ (2.71)

und durch die Matrix der Transmissionkoezienten τ und die Einheitsmatrix I auf den Netto-Energieuss der einfallenden Welle reduzieren.

Die eingeführten Gröÿen dienen als Grundlage für die Beschreibung der Kopp- lungsbeziehungen für die Punkt-, Linien- und Flächenkopplung.

2.2.1 Punktkopplung

In der Kategorie der Punktkopplungen benden sich alle Kopplungen, bei de- nen die geometrische Schnittmenge der beteiligten Basiselemente punktförmig ist. Diese Schnittmenge entsteht bei der Kopplung von zwei Balken [8, 11, 39]

sowie eines Balkenendes mit einer Platte oder einer Kavität. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Fluid-Struktur-Interaktion hinsichtlich abstrahlender Flä- chen und es werden stets Modelle ohne diesen Kopplungstyp betrachtet. Der Vollständigkeit halber sei diese Kategorie dennoch aufgeführt, allerdings sind nur die Energieussterme der einzelnen an der Kopplung beteiligten Basisele- mente

QBalken = qBalken,n [W] (2.72)

QP latte = qP latte,n∂Ac [W] (2.73)

QF luid = qF luid,nAc [W] (2.74)

angegeben. Der an der Kopplung beteiligten Balkenquerschnittsäche ist durch Acmit dem Rand∂Acgegeben. Die Herleitung der Kopplungsterme für die Kategorien der Linien-und Flächenkopplungen wird nachfolgend ausführlich dargestellt.

2.2.2 Linienkopplung

Bildet die Schnittmenge von miteinander gekoppelten Basiselemente eine Linie, wird dies als Linienkopplung bezeichnet. Die Abbildung 2.5 zeigt beispielhaft eine Kopplung von zwei Platten.

(31)

q Platte q+ Platte

q+P latte

qP latte )

Lc

QBalken = qBalken,Anf ang+qBalken,Ende

Lc [W/m]

QP latte = qP latte,n [W/m]

QF luid = qF luid,nhKF [W/m]

qBalken,Anf ang

qBalken,Ende

hKF

cW T,P latteeP latte= qP latte+ +qP latte

= Q+P latte+QP latte= (I+τ)Q+P latte.

(32)

QP latte1

QP latte2

= (I−τ)(I+τ)−1. . .

. . . ·

cW T,P latte1 0 0 cW T,P latte2

eP latte1

eP latte2

.

q+F luid, qF luid qP latte+ , qP latte

QP latte

QP latte= 1 Sc

Γc

qP latte,nc W/m2 QF luid

qF luid,n

QF luid=qF luid,n W/m2 .

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Von der einfachen mechanischen Verformung bis zur Wechselwirkung von Festkörper und Fluiden unter allen möglichen physikalischen Einflüssen wie Druck, Temperatur- und

Von der einfachen mechanischen Verformung bis zur Wechselwirkung von Festkörper und Fluiden unter allen möglichen physikalischen Einflüssen wie Druck, Temperatur- und

Von der einfachen mechanischen Verformung bis zur Wechselwirkung von Festkörper und Fluiden unter allen möglichen physikalischen Einflüssen wie Druck, Temperatur- und

Von der einfachen mechanischen Verformung bis zur Wechselwirkung von Festkörper und Fluiden unter allen möglichen physikalischen Einflüssen wie Druck, Temperatur- und

Implementieren Sie dann den Fehlersch¨atzer aus der Vorlesung (die Terme zur Approximation von f und χ brauchen Sie nicht zu implementieren, da diese im Beispiel auf den Gittern

Zentrum für

Erstellen Sie eine Datei mit einer neuen Makrotriangulierung, wie in der Skizze angedeutet, welche die verschiedenen Randtypen beinhaltet (+1 f¨ur Dirichlet-Rand, −1 f¨ur

Im letzten Kapitel wird eine nicht-isotherme Hohlraumstr¨ omung bei großer Rayleigh- Zahl Ra = 1, 58 × 10 9 untersucht, f¨ ur die sich eine zeitabh¨ angige turbulente Str¨ omung