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Die Chemie des Penicillins

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B E R I C H T E

Die Chemie des Penicillins

Das Penicillin, der antibacterielle Wirkstoff des Schimmelpilzes P. notatum Westling, wurde im Jahre 1942 durch F1 o r e y und C h a i n isoliert1. Un- mittelbar darauf begann die „Oxford-Gruppe", be- stehend aus E . P . A b r a h a m , W . B a k e r , E.B.

C h a i n und R . R o b i n s o n , die chemische Bearbei- tung des Problems, die im Herbst 1943 zur Aufstel- lung zweier möglicher Konstitutionsformeln führte.

Über diese Arbeiten berichtete R . R o b i n s o n am 19. Januar 1946 auf einer Sitzung der Société Chi- mique de France2.

Die reinsten Penicillinpräparate wurden durch chromatographische Adsorption an durch Zerset- zung von Aluminiumamalgam frisch bereitetemAlu- miniumoxyd erhalten. Die Analyse des Bariumsal- zes ergab die Zusammensetzung C1 4H1 906N„Bal / 2. Eine Bestätigung dieser Summenformel wurde durch die Analyse der Penillinsäure (acide pénil- lique-I), einer bei vorsichtiger Hydrolyse mit ver- dünnter Salzsäure entstehenden, dem Penicillin isomeren Dicarbonsäure erbracht.

Wurde die Säurehydrolyse hingegen in der Wärme ausgeführt, so entstand neben 1 Mol. Kohlendioxyd eine Aminosäure, Penicillamin. Das Penicillamin ließ sich mit Bromwasser in der Kälte leicht zu einer neuen Säure, der Penicillaminsäure, oxydie- ren, die ein prächtig krystallisiertes Kupfersalz lieferte. Bemerkenswerterweise wurden bei dieser Oxydation 3 Atome Sauerstoff aufgenommen, so- daß die Anwesenheit einer Sulfhydrilgruppe im Penicillamin in Erwägung gezogen werden mußte

(SH-* SO3H). In der Tat ergaben neue Analysen, daß das Penicillin Schwefel enthält, woraufhin die bisherigen Bruttoformeln revidiert wurden :

Penicillin (Ba-Salz) Penillinsäure

Penicillamin Penicillaminsäu re

C1 4H1 904N2SBa1 / 2, C ^ F L ^ O ^ S ,

C - Hj j O j j N S ,

C X a n s .

Bei weiterer Untersuchung der Hydrolysenpro- dukte konnten aus der Lösung nach Abscheidung

1 Vergl. die Zusammenfassungen von K i e s e , Klin.

Wschr. 22, 505 [1943]; L o e w e , Chemiker-Ztg. 68, 178 [1944] u. W a l l e n f e l s , Chemie 58, 1 [1945], Über neuere Ergebnisse in der Chemotherapie mit Penicillin berichtet K i e s e , Klinik u. Praxis 1, 1 [1946],

des Penicillamins — als Quecksilber-Komplex — ein Aldehyd C8H1 30„N in Form krystallisierter Derivate und Glyoxal als Arylosazon isoliert wer- den. Das Glyoxal hatte sich bei weiter fortgeschrit- tener Hydrolyse aus dem Aldehyd gebildet.

Inzwischen war in Amerika als Formel für das Penicillin (als Natriumsalz) Cl cH1 704NoSNa auf- gestellt worden. Ein Vergleich der Produkte zeigte, daß zwei verschiedene Penicilline existierten. Das in England untersuchte wurde in der Folge als Penicillin-I, das in Amerika untersuchte als Peni- cillin-II (oder G) bezeichnet.

Penicillin-II lieferte bei der Säurehydrolyse ebenfalls Penicillamin, daneben aber trat Phenyl- essigsäure auf. In Analogie zur Hydrolyse des Pe- nicillins-I sollte auch hierbei ein Aldehyd entstan- den sein, aber, nach dem Unterschied der Brutto- formeln (plus C2, minus II0), von der Zusammen- setzung C10H1:lO2N. Der vermutete Aldehyd wurde aufgefunden, und da ein Derivat der Phenyl- essigsäure der Zusammensetzung C0Hr) . CH., CO.(NH3C) . CHO vorlag, konnte die Konstitution nur sein : C6H5 . CH2 . CO . NH . CH2 . CHO.

Für den Aldehyd CgH1 302N aus Penicillin-I, der den Namen Penillaldehyd-I erhielt, konnte nun- mehr die Formel C5H9 . CO . NH . C H2. CHO auf- gestellt werden, wodurch sich auch die Entstehung des Glyoxalosazons, nämlich über NH2. CH,. CHO als mutmaßliche Zwischenstufe, erklärt.

Weiterhin ließ sich der Penillaldehyd-I zu Gly- kokoll und einer Fettsäure mit gerader Kette hydro- lysieren sowie zu einer Säure C5H1 0. C O . N H CII2 . CO„H oxydieren. Diese Säure ergab bei der oxydativen Aufspaltung mit Permanganat in saurer Lösung Propionaldehyd, so daß der Penillalde- hyd-I folgende Konstitution besitzt:

CH3 . CII2. CH : CH . CH2 . CO . NH . CH.,. CHO, eine Annahme, die durch die Synthese bewiesen wurde.

Das Penicillamin besaß eine auffallende Änlich- keit mit dem Cystein C3HT02NS und ergab eben- falls bei der Chromsäureoxydation nach K u h n - R o t h 1 Mol. Essigsäure. Dem Mehrgehalt von

2 Bulletin bimensuel de la Société Chimique de France, Nr. 3, Februar 1946.

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( C H , ) , C - S CO,H

^ C H • C H • N H • CO • CaH9

HOuC • R C - ' S a

A

( H3C )2C - S

" \ /

CH • CH HO..C • H C - N H CO • 0 / \

C

C9H4 zufolge handelte es sich vermutlich um das ß-Äthyl- oder das $,$-Dimethyl-cystein. Die Syn- these der racemischen und optisch aktiven Formen bewies, daß die zweite Annahme zutraf; ein Ver- gleich der Drehwerte zeigte an, daß das Penicill- amin, ( C H3)2C ( S H ) .GH(NH2) . C02H, die „un- natürliche" d-Form besaß.

Die Zusammensetzung des Penicillins-I ist die des Penicillamins plus Penillaldehyd-I, plus C02, minus 2 H20 .

Das CO„ entstammt einer instabilen Carboxyl- gruppe, und die Titrationskurve des Penicillins, das an und für sich eine Monocarbonsäure ist, zeigt das Auftreten einer zweiten Säuregruppe in stär- ker alkalischem Medium an. Da das Penicillin weder —SH noch —NH2 enthält, wurde eine Thi- azolidingruppierung angenommen, und so schien es wahrscheinlich, daß es sich beim Penicillin-I und bei der Penillinsäure-I um Anhydride der Säure A handle. Diese Säure wurde Penicilloin- süure-1 genannt. Bei der Penillinsäure-I, die zwei Carboxylgruppen enthält, kann die Anhydridbil- dung nur über die enolisierte Ivetogruppe nach Formel B erfolgt sein. Bestätigt wurde diese An- nahme durch Umlagerung (Isopenillinsäure), Ab-

( C H3)2C - S

HO„C • H C - N

CH • CH • CO.,H

C = N C,HI n

B

( C H3)2C - S

CH

HO„C • H C - N CH • N H • CO • C.H„

v

CO D

bau (Penillamin) und schließlich durch die Syn- thesen des Penillamins und der Penillinsäure-I selbst.

Für das Penicillin-I mit nur einer freien Carb- oxylgruppe kommen die beiden Formeln C und D in Betracht.

Die Natrium-, Kalium- und Rubidiumsalze des Penicillins-II wurden eingehend röntgenogra- phisch untersucht. Die vollständige F o u r i e r - Analyse des Moleküls bewies eindeutig das Vor- liegen einer ß-Lactam-Gruppierung, womit die For- mel D die größere Wahrscheinlichkeit erhält.

Viele weitere Arbeiten haben sich mit der end- gültigen Sicherung der Konstitution und mit der Synthese des Penicillins und seiner Abbaupro- dukte befaßt. So wurde gezeigt, daß die Carboxyl- gruppe im Molekül des Penicillins frei ist. Derivate der Penicilloinsäure sind in 4 stereoisomeren For- men hergestellt worden, von denen eine mit der aus Penicillin-II erhaltenen Substanz identisch war.

Das Problem der Penicillinsynthese ist noch nicht restlos gelöst; zwar wurden penicillinhaltige Lö- sungen erhalten, jedoch betrug die Ausbeute nur etwa l°/oo.

A l e x H e u s n e r .

Verantwortlich für den Inhalt: H. F r i e d r i c h - F r e k s a und A . K l e m m Druck der Hoffmannschen Buchdruckerei Felix Krais Stuttgart

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