Prof. Dr. Benjamin Klopsch Sommersemester 2019
Algebra Blatt 8
Abgabe der Lösungen bis zum 27.05.2019, 10:30 Uhr in den dafür vorgesehenen Kästen Bitte geben Sie Lösungen zu den ersten beiden Aufgaben ab; weitere Informationen auf
http://reh.math.uni-duesseldorf.de/~internet/Algebra_SS19/.
Aufgabe 8.1 (8 Punkte)
Sei R ein gauÿscher Ring, und sei Prim(R) die Menge aller Primelemente von R . Sei P ein (vollständiges und irredundantes) Vertretersystem für die Assoziiertenklassen in Prim ( R ) ; d.h. es sei P ⊆ Prim(R) und zu jedem q ∈ Prim(R) gebe es genau ein p ∈ P mit p ∼ q . Jedes Element a ∈ R ∖ {0} läÿt sich dann eindeutig schreiben als a = e
a∏
p∈Pp
vp(a), wobei e
a∈ R
∗und die Exponenten v
p( a ) ∈ N
0bis auf endlich viele Ausnahmen allesamt gleich 0 sind. (Das formal unendliche Produkt reduziert sich also auf ein einfaches endliches Produkt, indem man Faktoren, die gleich 1 sind, wegläÿt.)
(a) Beschreiben Sie, mit Hilfe der Bewertungsabbildungen v
p, einen gröÿten gemeinsamen Teiler von a = e
a∏
p∈Pp
vp(a)und b = e
b∏
p∈Pp
vp(b)in R ∖ { 0 } .
(b) Ein Element v ∈ R heiÿt kleinstes gemeinsames Vielfaches von a, b ∈ R , falls gilt:
a, b ∣ v und ∀w ∈ R ∶ a, b ∣ w ⇒ v ∣ w . Wir schreiben dann v KGV a, b .
Beschreiben Sie, mit Hilfe der Bewertungsabbildungen v
p, ein kleinstes gemeinsames Viel- faches von a = e
a∏
p∈Pp
vp(a)und b = e
b∏
p∈Pp
vp(b)in R ∖ { 0 } .
(c) Es gelte d GGT a, b und v KGV a, b in R . Zeigen Sie: ab ∼ dv .
(d) Sei R ein Hauptidealring. Es gelte d GGT a, b und v KGV a, b in R . Begründen Sie: (i) aR + bR = dR , (ii) aR ∩ bR = vR , und (iii) aR ⋅ bR = dR ⋅ vR .
Aufgabe 8.2 (8 Punkte)
(a) Sei ϕ ∶ R → R
′ein surjektiver Ringhomomorphismus mit Kern I . Zeigen Sie:
Die Zuordnung J ↦ J ϕ
−1= { x ∈ R ∣ xϕ ∈ J } liefert eine Bijektion von der Menge aller Ideale von R
′auf die Menge aller Ideale von R , die I enthalten.
Weiter gelten die folgenden Aussagen für J, J
1, J
2⊴ R
′: (i) J
1ϕ
−1⊆ J
2ϕ
−1⇔ J
1⊆ J
2,
(ii) J ϕ
−1⊴
maxR ⇔ J ⊴
maxR
′, (iii) J ϕ
−1⊴
primR ⇔ J ⊴
primR
′,
(b) Sei R ein kommutativer Ring und P ⊴
primR , sodass S = R ∖ P keine Nullteiler enthält. Verizieren Sie, daÿ S nicht leer und multiplikativ abgeschlossen ist. Betrachten Sie sodann die natürliche Inklusion ι ∶ R ↪ RS
−1.
Zeigen Sie: R ̂ = RS
−1ist ein lokaler Ring: Es gibt genau ein maximales Ideal, nämlich das von P ι in R ̂ erzeugte Ideal P ̂ .
Zusatz: Gibt es eine natürliche Beziehung zwischen den Ringen R/P und R/ ̂ ̂ P ?
Bitte wenden!
S. 1/2
Algebra Blatt 8 S. 2/2
Aufgabe 8.3
Sei R ein Integritätsbereich, und seien a, b ∈ R . Erläutern Sie, warum die folgenden grund- legenden Aussagen korrekt sind:
(a) a ∣ b genau dann, wenn bR ⊆ aR ; (b) a ∼ b genau dann, wenn aR = bR ;
(c) a ist eine Einheit in R genau dann, wenn aR = R ;
(d) a ist irreduzibel in R genau dann, wenn aR ein von {0} verschiedenes maximales Hauptideal von R ist;
(e) a ist prim in R genau dann, wenn aR ein von { 0 } verschiedenes Primideal von R ist.
Aufgabe 8.4
(a) Gemäÿ Aufgabe 6.1 ist der Ring R = Z [ i ] = { a + bi ∣ a, b ∈ Z } ein euklidischer Ring bzgl. der Gradfunktion ∂(a + bi) = a
2+ b
2. Bestimmen Sie für die Elemente x = 2 + 4i und y = 5 + 3i mittels des Euklidischen Algorithmus einen gröÿten gemeinsamen Teiler d in R sowie r, s ∈ R mit d = rx + sy .
(b) Zeigen Sie, daÿ der Ring Z [
√
2 ] = { a + b
√
2 ∣ a, b ∈ Z } euklidisch ist. (Hinweis: Verfahren Sie ähnlich wie für Z [i] ; vgl. Aufgabe 6.1.)
(c) Bestimmen Sie in R [X] den (normierten) gröÿten gemeinsamen Teiler von f = X
2+ 3X + 2 und g = X
5+ 2X
4+ 5X
3+ 6X + 2.
Leiten Sie daraus eine möglichst konkrete Beschreibung des Ideals ⟨f, g⟩ ⊴ R [X] ab.
(d) Bestimmen Sie für die in (c) angegebenen Polynome f, g ∈ R [ X ] auch das (normierte) kleinste gemeinsame Vielfache.
Zusatzaufgabe
(a) Zeigen Sie möglichst präzise mit Hilfe des Auswahlaxioms: Jede unendliche Menge X enhält eine abzählbar unendliche Teilmenge Y , d. h. eine Teilmenge Y die in Bijektion zu den natürlichen Zahlen steht. (Hinweis: Verwenden Sie die aus dem Induktionsprinzip abgeleitete Methode der rekursiven Denition.)
(b) Zeigen Sie möglichst präzise mit Hilfe des Zornschen Lemmas: Jeder Vektorraum V über einem Körper K besitzt eine maximale linear unabhängige Teilmenge von Vektoren.
1Folgern Sie: Jeder Vektorraum besitzt eine Basis.
2(c) Sei I ⊆ R ein oenes Interval, und f ∶ I → R eine reellwertige Funktion. In der elemen- taren Analysis werden die folgenden Stetigkeitsbegrie parallel verwendet. Die Funktion f heiÿt folgenstetig in x ∈ I , falls sich für jede Folge ( y
n)
n∈Nin I aus y
n→ x für n → ∞ stets f (y
n) → f (x) für n → ∞ ergibt. Die Funktion f heiÿt ε - δ -stetig in x ∈ I , falls es zu jedem ε ∈ R
>0ein δ ∈ R
>0gibt, so daÿ für alle y ∈ I gilt: aus ∣x−y∣ < δ folgt ∣f (x) −f (y)∣ < ε . (i) Vergewissern Sie sich, daÿ ohne Verwendung des Auswahlaxioms gilt: Sei x ∈ I . Ist f ε - δ -stetig in x , so ist f auch folgenstetig in x .
(ii) Zeigen Sie unter möglichst präziser Verwendung des Auswahlaxioms:
3Sei x ∈ I . Ist f folgenstetig in x , so ist f auch ε - δ -stetig in x .
1In der Linearen Algebra I hatten wir verschiedene Kennzeichnungen kennengelernt; benutzen Sie hier:
M ⊆V ist linear unabhängig, falls fürr∈N,a1, . . . , ar∈Kund paarweise verschiedenev1, . . . , vr∈M aus
∑ri=1aivi=0 stetsa1=. . .=ar=0 folgt.
2Verwenden Sie hier:M⊆V ist eine Basis, fallsM linear unabhängig ist und V aufspannt:V = ⟨M⟩.
3In der Literatur wird auf die Verwendung an dieser Stelle oftmals nicht explizit hingewiesen.