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Wolfgang Lempert: Berufliche Sozialisation oder: Was Berufe aus Menschen machen. Eine Einführung, Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung, Bd. 16, Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 1998, ISBN 3-89676-078-5, 215 S., DM 29,80

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Academic year: 2021

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Wolfgang Lempert: Berufliche Sozialisation oder:

Was Berufe aus Menschen machen. Eine Ein- führung, Grundlagen der Berufs- und Er- wachsenenbildung, Bd. 16, Baltmannswei- ler: Schneider Verlag Hohengehren, 1998, ISBN 3-89676-078-5, 215 S., DM 29,80

In diesem Buch führt Wolfgang Lempert, dessen berufspädagogische und berufssoziologische Ana- lysen das Forschungsfeld „Berufliche Sozialisati- on“ in Deutschland wesentlich vorangebracht ha- ben, theoretische und empirische Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie, Arbeits- und Berufs- soziologie sowie der Berufspädagogik zusammen.

Wie nicht anders zu erwarten und einem breiten Leserkreis bekannt, stellt er seine Argumentation in den Rahmen von Gerechtigkeit und Demokratie, wie er dies in seinen Studien über das Wechselver- hältnis von Arbeitserfahrungen und moralischem Bewusstsein exemplarisch untersucht hat. Dieses Buch verbindet Alltagsnähe mit einem theoriegelei- teten Erkenntnisprogramm und bezieht sich auf die Wirkungen traditioneller Ausbildungsberufe im technisch-gewerblichen Bereich auf die Persönlich- keitsentwicklung der Auszubildenden und Beschäf- tigten.

Lemperts Anliegen ist es, die Wirkungsweisen von Ausbildung und Berufstätigkeit insbesondere auf soziale Orientierungen und Persönlichkeitsei- genschaften zu entschlüsseln. Sein Buch wendet sich vor allem an zukünftige und schon praktizieren- de Berufsschullehrerinnen und -lehrer sowie Prakti- ker in der beruflichen Bildung und bietet eine erfah- rungsbezogene Analyse des Verhältnisses zwischen Berufsarbeit und Individuum in einem interaktions- theoretischen Bezugsrahmen auf Grundlage empiri- scher Studien an. Durch die Selbstthematisierung der persönlichen Erfahrungen im Berufsleben soll das Verständnis für die Grundannahmen und Ergeb- nisse der beruflichen Sozialisationsforschung ge- weckt werden. Diese Absicht verfolgt Lempert bei- spielsweise an einer vergleichenden Interpretation von vier Fallgeschichten über Berufswahl und Aus- bildungserfahrungen, aus der er theorierelevante Folgerungen zieht: Sozialisation ist als Wechselwir-

kung, als Interaktion zwischen beruflichen und be- trieblichen Umwelten und Persönlichkeitsstruktu- ren zu verstehen, also als sozial eingebettete Selbst- sozialisation. Eine vertiefte und zugleich systemati- sche Analyse des Erkenntnisfortschritts über beruf- liche Sozialisation wird durch ein in der Darstellung und Diskussion des Forschungsstands immer wie- der eingesetztes Schema angeboten, das die Bedin- gungen, Prozesse und Auswirkungen beruflicher Sozialisation in einem Ursache-Wirkungs-Rückwir- kungs-Zusammenhang darstellt. Dabei legt Lem- pert besonderes Gewicht auf die Person-Um- welt-Interaktionsprozesse, die es durch psychologi- sche Vermittlungstheorien und persönlichkeitstheo- retische Basiskonzepte zu klären gilt.

Durch Skizzen von sechs mehr oder weniger bekannten Studien über Ausbildungs- und Erwerbs- verläufe wie z.B. der von Meyer/Schumm (1981), der Lemperts besondere Anerkennung gilt, da sie praxisrelevante Einsichten in die Interaktionspro- zesse zwischen betrieblicher Ausbildung und die Entwicklung des gesellschaftlichen Bewusstsein geliefert habe, wird die Bedeutung der Berufsarbeit für Lebenskonzepte von Jugendlichen, die Persön- lichkeitsentwicklung von Facharbeitern und die doppelte Sozialisation von Frauen herausgearbeitet.

Dazu kommen spezielle Themen der beruflichen Sozialisationsforschung, darunter die moralische Sozialisation im Beruf und der ungenügende For- schungsstand zu den sozialisatorischen Auswirkun- gen von Arbeitslosigkeit und nicht zuletzt die beruf- lichen Schulen als Sozialisationskontexte für Aus- zubildende und Lehrpersonen.

Anstatt einer Zusammenfassung hebt Lempert im letzten Kapitel wieder die Chancen zur biogra- phischen Selbstreflexion des Berufsverlauf hervor und bietet dazu einen Leitfaden an. Im Anhang finden sich Hinweise auf die Wissenschaftsgeschich- te der beruflichen Sozialisationsforschung, eine Erläuterung von Grundbegriffen und Lösungsbei- spiele für die in verschiedenen Kapiteln gestellten Übungsaufgaben.

Auch wenn die Lektüre der empirischen Studi- en, die quasi als ausführliche Rezensionen einge- bracht werden, streckenweise mühsam ist und ein- zelne Studien allzu detailliert referiert werden und

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das kommentierte Inhaltsverzeichnis eigentlich red- undant ist - das Buch ist doch äußerst übersichtlich aufgebaut und der Argumentationsgang leicht zu verfolgen -, so ist Lempert insgesamt ein durch starkes pädagogisches Engagement, theoretische Präzision und empirische Fundierung gekennzeich- netes Einführungsbuch gelungen. Ein Buch, das auch dazu beitragen kann, in der derzeitigen Debatte über die Erosion von Beruf bzw. Beruflichkeit durch den Akzent auf die persönlichkeitsförderlichen Aspekte der Berufsarbeit einen Kontrapunkt zu set- zen.

Prof. Dr. Walter R. Heinz (Bremen)

Arne Heise: Grenzen der Deregulierung. Institu- tioneller und struktureller Wandel in Großbri- tannien und Deutschland, Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung, Bd.15, Berlin: editi- on sigma, 1999, ISBN 3-89404-875-1, 211 S., DM 27,80

Die 1995 begonnene Untersuchung über die ökono- mischen Wirkungen institutionellen Wandels auf den Strukturwandel einer Wirtschaft (Tertiarisie- rung) und deren Rückkopplung zum Beschäftigungs- system (Beschäftigungsentwicklung/Arbeitslosig- keit) ist als Teilprojekt des Forschungsschwerpunkts 'Wirtschaftswandel und Beschäftigung im Globali- sierungsprozess' am WSI in der Hans-Böckler-Stif- tung entstanden.

Durch die vergleichende Analyse des institutio- nellen und strukturellen Wandels in Großbritannien und Deutschland von den siebziger Jahren bis An- fang der neunziger Jahre sollen die ökonomischen Effekte von Regulierungsformen und Regulierungs- niveaus in den industriellen Beziehungen und Lohn- bildungsprozessen bestimmt werden, um aus den positiven und negativen Wirkungen von Regulie- rungen Erkenntnisse über die ‘Grenzen der Deregu- lierung' gewinnen zu können.

Mangels der Möglichkeit echter Experimente in den Sozialwissenschaften wählt Heise als Testfall das natürliche Experiment, dem beide Gesellschaf- ten in ihrer politisch-ökonomischen Entwicklung in den achtziger Jahren unterworfen waren. Im Kern geht es darum, zu überprüfen, ob Thatchers Revolu- tion mit ihren Deregulierungen zu besseren ökono- mischen Ergebnissen für die Beschäftigung geführt hat, als das ‘Modell Deutschland', in dem nach dem Regierungswechsel 1982 die Deregulierungseingrif- fe vergleichsweise gering blieben. Für den betrach-

teten Zeitraum Ende der siebziger bis Anfang der neunziger Jahre fällt die Gesamtbilanz für Wachs- tum und Beschäftigung zugunsten des ‘Modells Deutschland und seines ‘Innovations- und Konsens- regimes' aus.

Das Ergebnis des komperativen Tests, nach dem das ‘Modell Deutschland' keineswegs von der

‘Olsonschen Sklerose' befallen ist, die in der politi- schen Rhetorik seit 15 Jahren von neoliberaler Seite permanent beschworen wird, mag angesichts des Forschungskontextes der Untersuchung nicht be- sonders überraschen. Ihr Verdienst liegt vorrangig in der differenzierten und theoretisch-methodisch wohl überlegten Anlage des Vergleichs.

Um den Zusammenhang von institutionellem und strukturellem Wandel und beider Rückwirkung auf die Beschäftigung theoretisch zu konzeptuali- sieren und empirisch zu überprüfen, bedient sich Heise vier verschiedener ökonomischer Modelle:

eines neoklassischen Standardmodells, eines Kor- poratismusmodells der Lohnfindung, eines Modells des dynamischen Strukturwandels und eines post- keynesianischen Modells sektoralen Strukturwan- dels, das Heise in früheren Arbeiten ausführlich begründet hat. Dabei betont er immer zugleich die Grenzen und die Leistungsfähigkeit der jeweiligen Modelle, um die beschränkenden Bedingungen für die jeweiligen Schlussfolgerungen hervorzuheben.

Ähnlich differenziert erörtert er verschiedene Regu- lierungsformen (ad hoc R., kodifizierte ex ante R., ordnungspolitische Rahmensetzungen) und Flexi- bilitätskategorien, um durch notwendige Unterschei- dungen in den catch-all-Begriffen Regulierung und Flexibilisierung präzise aufzeigen zu können, auf welchen Ebenen welche Re-Regulierungen für wel- che Akteure gerade auch in Thatchers Deregulie- rungsprozess neu eingerichtet wurden.

Insgesamt vollzieht Heise eine Parallelisierung (Synthese wäre zu anspruchsvoll) von mikroökono- mischer Betrachtung und makroökonomischer Ana- lyse, um den Ergebnissen seiner empirischen Über- prüpfungen entsprechend für ein stärkeres Gewicht der makroökonomischen Analyse in der analyti- schen und letztlich auch politisch-praktischen Be- handlung von Beschäftigungsproblemen zu argu- mentieren. Vom Analyseduktus her wendet sich Heises Untersuchung vorrangig an Ökonomen/-in- nen, aber auch Soziologen/-innen und Politologen/

-innen sollten sie zur Kenntnis nehmen. Allerdings verlangt der Nachvollzug der Argumentation eini- ges an ökonomischen Kenntnissen.

Prof. Dr. Hartmut Neuendorff (Dortmund)

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