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Südasien Burrow,

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469 Orientalistische Literaturzeitung 1958 Nr. 9/10 470 (oder umgekehrt) glücklichst zu verweben ver­

steht. Allerdings ist es beileibe kein Baedeker!

Das Buch ist reich und i n s t r u k t i v illustriert, nur die R e p r o d u k t i o n von Miniaturen läßt zu wünschen übrig. Mehrere ganzseitige Bilder ent­

behren der Legende, die dem orientalistisch nicht vorgebildeten Leser sicherlich nicht unwillkommen wäre. Persische u n d persisch­indische Miniaturen werden nicht auseinandergehalten. Auf S. 143 er­

w ä h n t Monteil zwei Typen von Moscheen, die auf die sasanidische B a u k u n s t zurückgehen; dazu k o m m t noch eine dritte Art, die „ a r a b i s c h e " : es wäre entschieden von Vorteil, dies dem Leser auch bildlich zu vergegenwärtigen. Wundervoll ist die A u f n a h m e des kleinen Schulmädchens vor der Tafel (S. 16).

Ein ü b e r a u s instruktives u n d dabei geistreich a m ü s a n t e s Büchlein, ein Reiseführer der intelligen­

ten Welt durch Iran und dessen großartige K u l t u r .

Südasien

B u r r o w , T.: The Sanskrit Language. L o n d o n : Faber &

F a b e r [1955]. V I I , 426 S. 8°. 55 s. — Bespr. von Her­

m a n n B e r g e r , München.

In dem in der Reihe „ T h e g r e a t l a n g u a g e s "

erschienenen Buch geht es Burrow d a r u m , einen über den engeren Bereich der Fachleute reichenden Leserkreis mit dem Sanskrit u n d den d a m i t ver­

k n ü p f t e n sprachgeschichtlichen Problemen ver­

t r a u t zu machen. Aus diesem populären Anliegen sind einige Eigentümlichkeiten zu erklären, an die m a n sich erst gewöhnen muß, vor allem der konse­

q u e n t e Verzicht auf alle L i t e r a t u r a n g a b e n u n d eine ausführlichere B e g r ü n d u n g eigener neuer Theorien. Die einseitige H e r a u s a r b e i t u n g der indo­

germanistischen Seite der Indologie ist, wie auch im Vorwort (p. V) a n g e d e u t e t wird, der Berück­

sichtigung spezifisch englischer Bedürfnisse zu d a n k e n , denn anderweitig besteht wohl schon aus wissenschaftsgeschichtlichen G r ü n d e n k a u m die Gefahr einer U n t e r b e w e r t u n g der vorindischen P r o b l e m a t i k , während über der E r f o r s c h u n g der Prähistorie nur allzu oft die innerindischen Ge­

s i c h t s p u n k t e vernachlässigt werden. Aber wenn der Stoff auch a l t b e k a n n t und schon viele Male durch­

geackert ist, so h a t es B. doch v e r s t a n d e n , seine Darstellung mit zahlreichen neuen Einfällen zu würzen u n d ihr eine ausgeprägte persönliche Note zu verleihen.

Die einleitenden Kapitel über die Vorgeschichte u n d Geschichte des Skt. lassen keinen wichtigen P u n k t außer acht u n d zeugen von dem weiten historischen Blick des Verfassers, aber im Gegen­

satz zu der ausführlichen E r ö r t e r u n g der indo­

iranischen Periode (p. 18—34) scheint die inner­

indische E n t w i c k l u n g des Skt. doch etwas zu kurz g e k o m m e n zu sein. Zwar werden alle Verände­

rungen der vedischen Sprache zur klassischen getreulich v e r m e r k t , aber m a n v e r m i ß t eine ange­

messene W ü r d i g u n g der äußerst komplexen Pro­

30*

blematik der späteren Sprache, die, weit davon entfernt, n u r ein etwas v e r a r m t e s Vedisch darzu­

stellen, durch das Mit­ u n d Gegeneinanderwirken der verschiedensten kulturhistorischen u n d sozio­

logischen T r i e b k r ä f t e zu einem der seltsamsten Gebilde der allgemeinen Sprachgeschichte gewor­

den ist. Vor allem der E i n f l u ß des Mi. l ä ß t sich nicht durch die A u f z ä h l u n g von ein p a a r Vokabeln in mi. L a u t g e s t a l t (p. 56) erschöpfend aufzeigen.

Er war zu allen Zeiten in der Semasiologie, der S y n t a x u n d der W o r t b i l d u n g ü b e r m ä c h t i g u n d ist indirekt auch schuld an Entwicklungen, die nicht eigentlich prakritisch sind, wie z. B. der u n m ä ß i g e Gebrauch von Komposita, den B. zwar mit R e c h t als ,,purely literary d e v e l o p m e n t " bezeichnet (p. 55), der aber letztlich sicher darauf b e r u h t , daß die s y n t a k t i s c h e E i n f a c h h e i t der gesprochenen U m g a n g s s p r a c h e auch im Gebrauch des Sanskrit den Sinn f ü r differenziertere Kategorien v e r k ü m ­ mern ließ u n d das weiterhin bestehende Bedürfnis sie auszudrücken n u r mehr in der W o r t b i l d u n g ausbaufähige Ansätze v o r f a n d . Lediglich die rein materielle, in dem künstlich beibehaltenen archa­

ischen L a u t g e w a n d bestehende äußere Ähnlichkeit t ä u s c h t uns über die innere E n t w i c k l u n g hinweg u n d läßt uns n u r die „ P r a k r i t i s m e n " erkennen, bei denen die Sanskritisierung mißglückt ist oder ver­

sehentlich ü b e r h a u p t unterlassen wurde. Aber auch die P h o n e t i k wird schwerlich die Festigkeit g e h a b t h a b e n , die B. ihr zuschreibt (p. 36). Da m a n den B u c h s t a b e n nicht ansieht, welche L a u t e sie be­

zeichnen u n d die ü b e r k o m m e n e Aussprache k a u m viel älter sein k a n n als die P r ä t i s ä k h y e n , in denen sie gelehrt wird, m u ß m a n n u r die Zahl der Pho­

neme als alt a n s e h e n ; ihre Realisation ist erst f r ü h ­ mittelindisch. D a ß die Monophthongisierung von ar. ai u n d au erst in nachvedischer Zeit u n d nicht, wie B. meint, schon u n m i t t e l b a r n a c h dem Ein­

dringen in Indien s t a t t f a n d (p. 33), zeigt deutlich der äußere S a n d h i ; aber auch andere indo­arische V e r ä n d e r u n g e n (*nizda > nida, *väks > väk usw., p. 33) können erst viel später in den V e d a t e x t hineingetragen worden sein.

In der L a u t l e h r e zeigt sich B. als überzeugter Anhänger der Laryngaltheorie, allerdings in stark vereinfachter, individuell abgewandelter Fassung.

Die n u n schon klassische Dreiheit s»l5 d2, s>3 ersetzt B. d u r c h ein einziges 77, weil dies f ü r indische Zwecke genüge (p. 88); das wird aber n u r d a d u r c h ermöglicht, daß B. die Aspirierung von voran­

gehendem Verschlußlaut nicht wie sonst üblich auf <?2 b e s c h r ä n k t , sondern auf dx a u s d e h n t u n d auch noch in anderen Sprachen als dem Indo­iran.

wirksam sein läßt. Da es f ü r beides keine sicheren Beispiele gibt1, m a g dies V e r f a h r e n zwar der Klar­

x) Burrows Verbindung vom gr. napütvoc, mit Tröp-ru;, TröpxaH „ F ä r s e " und ai. prthuka „ j u n g e s Tier" ( p . 70) ist ganz unsicher, auch ist die Gegenwart von § nicht erweis­

bar; bei ­rr\d­&avov (B. versehentlich TcXd&avoc,) „ f l a t board for making cakes" ~ ai. prthü, gr. •nXaTÜc, scheint B. in der Bedeutung nachgeholfen zu haben, denn bei Liddell­

Scott steht nichts von „ f l a t " . Originalveröffentlichung in: Orientalistische Literaturzeitung. Berlin, 1958, S. 469-474

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471 Orientalistische Literaturzeitung 1958 Nr. 9/10 472

heit der Darstellung, aber schwerlich dem Ansehen einer i m m e r noch u m s t r i t t e n e n Theorie förderlich sein, u n d B. b e n i m m t seiner geistvollen Herleitung von ai. rdtha aus *rotd-o zu lat. rotä < *rotad (p. 71), die ja den h e r k ö m m l i c h e n Bedingungen genügen würde, selbst u n n ö t i g viel von ihrer W a h r ­ scheinlichkeit. Ausgesprochen mißglückt ist der Versuch, die Theorie von d e m a n a p t y k t i s c h e n i bei S c h w u n d von 9 (sthitd < *stetö) d u r c h die A n n a h m e von S u f f i x v a r i a n t e n zu ersetzen (p. 104ff.). Selbst ein A n h ä n g e r von Burrows Derivationstheorie (vgl.

den n ä c h s t e n Absatz) wird sich schwer d a v o n über­

zeugen lassen, d a ß die allenthalben zu beobach­

t e n d e K o p p e l u n g des i­Suffixes mit a­haltigen S t ä m m e n auf Zufall b e r u h t .

Sehr viel Neues bietet der Teil über die Nomi­

n a l s t a m m b i l d u n g , aber auch hier scheinen die K l a r h e i t der Darstellung u n d die u n v e r k e n n b a r souveräne Bewältigung des vielgestaltigen Stoffes weitgehend d u r c h eine ungebührliche Verein­

f a c h u n g der historischen P r o b l e m a t i k e r k a u f t . Nach B. k o n n t e n fast alle idg. L a u t e als Suffix dienen (p. 117), alle m e h r l a u t i g e n Suffixe sind n u r d u r c h A n e i n a n d e r r e i h u n g der einlautigen e n t s t a n ­ den (p. 118), u n d alle diese Suffixe, die einfachen u n d die z u s a m m e n g e s e t z t e n , b e d e u t e t e n ursprüng­

lich dasselbe, ja, sie h a t t e n eigentlich ü b e r h a u p t keine B e d e u t u n g1 (ib.). Mit solchen G r u n d s ä t z e n k a n n m a n freilich jedes Suffix g l a t t „ e r k l ä r e n " u n d im Bedarfsfalle auch neue d a z u e r f i n d e n2, aber was g e w i n n t m a n d a m i t f ü r die K e n n t n i s u n d das Ver­

s t ä n d n i s sprachlicher E n t w i c k l u n g e n ? Die An­

n a h m e , die A n f ü g u n g eines Nominalsuffixes sei ein d u r c h keine semasiologische u n d g r a m m a t i s c h e Notwendigkeit bedingter Luxus, war f ü r die Gene­

ration verzeihlich, die die morphologische S t r u k t u r der idg. G r u n d s p r a c h e noch ganz mit der der vedi­

schen K u n s t s p r a c h e gleichsetzte, in der ja die Neu­

p r o d u k t e einer übersteigerten, in sprachlicher T r e i b h a u s l u f t vollzogenen Derivationstätigkeit t a t ­ sächlich neben die ü b e r k o m m e n e n Bildungen s t a t t an ihre Stelle gesetzt werden, b e d e u t e t aber in unserer Zeit einen argen methodischen R ü c k s c h r i t t . Solange sich diese Gleichsetzung auf Bildungen mit Ü b e r e i n s t i m m u n g in Wurzel u n d B e d e u t u n g und verschiedenen Suffix in den Einzelsprachen b e r u f t (gr. eroc; neben ai. parut, ai. dvis neben dvesas bei B. p. 118), m a g m a n sie noch h i n n e h m e n , zumal sie, wenn a u c h nicht in der Theorie, so doch wenig­

stens in der P r a x i s weitgehend mit der h e r k ö m m ­ lichen indogermanistischen Arbeitsweise überein­

*) ,,In some ways they have no m e a n i n g " .

2) Z. B. -avana, durch das lavana „ S a l z " über *slavana mit lat. sal verglichen werden soll (p. 151). Hier weist aber hindi non auf eine alte Dissimilation aus *navana, die Dublette nün ferner auf eine Nebenform *nuvuna, die indirekt in santali bulun (< *lubun) vorzuliegen scheint und wegen pers. namak, haplol. < *namanak und nord­

iran. *namadaka (pasto mälga, minjani namalya, sariqoli nimadj, vgl. G a u t h i o t MSL 20, 5), dissimil. < *namana vielleicht fremdes *nomon, *novon mit kurzem o ersetzt h a t .

s t i m m t ; bedenklich wird es aber da, wo B. eine s e k u n d ä r e semasiologische Spezialisierung eines Suffixes a n n i m m t . So sollen z. B. die verschiedenen Präsensbildungen ursprünglich alle dasselbe bedeu­

t e n u n d erst später teilweise eine besondere F u n k t i o n erhalten („acquired") h a b e n (p. 301); aus der laut­

lichen Verschiedenheit der Personalendungen beim V e r b u m von den Personalpronomina soll hervor­

gehen, daß die K o n j u g a t i o n nicht durch Anwachsen v o n P r o n o m i n a , sondern d u r c h Vereinigung ver­

schiedener Nominalableitungen zu einem Paradig­

m a e n t s t a n d e n (p. 316f.) i s t1; das a in ­ä, -l, -ü war ursprünglich n u r eines der vielen A d j e k t i v f o r m a n ­ tien u n d ist erst später auf das F e m i n i n u m fest­

gelegt worden (p. 193), usw. Welcher geheimnis­

volle Vorgang hier von einem prähistorischen F o r m e n c h a o s zu späterer g r a m m a t i s c h e r Sinn­

erfüllung g e f ü h r t h a b e n soll, bleibt unerfindlich;

lebende Sprachen zeigen jedenfalls, daß eine Oppo­

sition immer n u r aus einer Opposition entstehen k a n n , u n d sei es auch über die wunderlichsten Umwege.

Es ist natürlich, daß die Auffassung von der völligen V e r t a u s c h b a r k e i t der Nominalsuffixe auch dazu v e r f ü h r t , innerhalb eines P a r a d i g m a s kurzer­

h a n d zwei verschiedene S t ä m m e anzunehmen, die eine schlichte analogische D e u t u n g ohne weiteres auf einen reduzieren k a n n . So läßt sich der gut b e o b a c h t e t e Wechsel von dhdnus im Nom.­Akk. sg.

gegenüber dhdnvan der obliquen Kasus im RV (p. 226) viel einleuchtender durch das Bestreben, den Wechsel von r und s im äußeren Sandhi zur U m f o r m u n g eines im System vereinzelten r-n- P a r a d i g m a s *dhdnur: dhdnvanah zu benützen, als durch die S c h a f f u n g eines neuen Heteroklisietypus erklären. Ähnlich k a n n die g e n a u u m g e k e h r t e Verteilung von n- u n d s ­ S t a m m im P a r t . perf. akt., auf die sich B. dabei b e r u f t , d a d u r c h e n t s t a n d e n sein, daß m a n zu einem regulär aus *vidväns ent­

s t a n d e n e n sigmatischen Nom. sg. *vidväs einen (in den nicht­partizipialen S t ä m m e n noch erhaltenen) Vok. *vidvas, weiterhin vidüsah usw. bildete und später n a c h den mant/vant-Stämmen, die die Um­

bildung auf den Vok. sg. b e s c h r ä n k t und im Nom.

wieder n eingeführt h a t t e n (Nom. sg. hdrivän f ü r

*hdriväs < *härivän(t)s: Vok. sg. hdrivas), analo­

gisch einen neuen Nom. sg. vidvdn und später auch noch ein aus beiden S t ä m m e n k o n t a m i n i e r t e n Akk.

sg. vidvärhsam bildete. Da der Schwund von n zwischen langem Vokal und s nach dem Ausweis von Akk. pl. fem. *täs < **täns neben Akk. pl.

mask. *tons bereits grundsprachlich ist2 und der

J) Eine E n t s t e h u n g der Personalendungen aus ande­

ren Elementen als den entsprechenden Pronomina ist schlechthin u n d e n k b a r . Die lautliche Differenzierung im Idg. kann die verschiedensten Ursachen haben, z. B.

starke lautliche Veränderungen, falsche Abstraktion, Auseinanderfall eines früher in Genus, Numerus usw.

komplizierteren Systems, und aus einer weit zurück­

reichenden, f ü r uns längst nicht mehr faßbaren prähisto­

rischen Periode s t a m m e n .

2) B. freilich erklärt die Nasallosigkeit von *tas aus seiner ursprünglichen I d e n t i t ä t mit dem Neutr. pl. auf -a

(3)

473 Orientalistische Literaturzeitung 1958 Nr. 9/10 474

Nom. gerade bei Partizipien der wichtigste Kasus

ist, bedeutet es wohl keinen Mißbrauch dieser Er­

klärungsweise, wenn man auch im Griech. nicht nur den skt. vidüs- entsprechenden 5­Stamm eibuTa

< *vidusia, sondern auch den obliquen Stamm eiöoT­ einer Uminterpretation des mehrdeutigen Nom. sg. döwc; zuschreibt, die sich von demselben Vorgang in

qpüjc;,

gen.

qpuuTÖc;

~ ai.

bhäs,

gen.

bhäsäh

nur durch die Beibehaltung der alten Quantitäts­

differenzierung unterscheidet. — Es muß freilich zugegeben werden, daß diese unbekümmerte, rein auf das Materielle gerichtete Betrachtungsweise Burrows stellenweise Zusammenhänge aufdecken kann, die dem mit semasiologischen und chronolo­

gischen Skrupeln behafteten Forscher verborgen bleiben, weil er die jungindogermanischen Denk­

kategorien seiner Muttersprache unbewußt auf die Ursprache überträgt, ohne die naheliegende Mög­

lichkeit zu erwägen, daß sich diese typologisch von allen historisch bezeugten Einzelsprachen viel stärker unterschieden haben kann als die Einzel­

sprachen sich untereinander. In ihrer gedachten, für uns noch nicht faßbaren archaischen inneren Sprachform mag Burrows Identifizierung des Suf­

fixes der 3. pl. *-ont(i) mit der gleichlautenden Partizipialendung (p. 317) oder die Deutung des Komparativsuffixes -tara als thematische Erweite­

rung von tar­Neutra (p. 149) tatsächlich eine reale Grundlage haben; der Beweis dafür müßte freilich noch mit ganz anderen Mitteln als dem der bloßen Identifizierung erbracht werden.

Bei der Behandlung des Verbums dehnt B.

seine Zergliederung in Lautatome auch auf den Wortstamm aus. Aus einer Reihe von Fällen, in denen sich Wurzeln mit ähnlicher Bedeutung nur durch den Endkonsonanten unterscheiden (rup — ruj) oder eine dreikonsonantige neben einer zwei­

konsonantigen steht (ci — cit), zieht B. den er­

staunlichen Schluß, daß alle dreikonsonantigen Wurzeln durch ein einlautiges Suffix aus zweikon­

sonantigen erweitert worden seien (p. 293). Diese Annahme müßte man aus allgemeinen Erwägungen heraus auch dann für höchst bedenklich erklären, wenn reichlicheres und besseres Material als das von B. gebotene (p. 289—291) zur Verfügung stünde. Nirgendwo auf der Welt ist in einer Sprache die Zahl der bedeutungstragenden Phoneme in der Wurzel festgelegt, nur im Semitischen ist auf Grund phonetischer Sonderbedingungen

1

darin eine Normalisierung entwickelt worden, aber hier

(p. 235f.); vgl. aber ai. mds „ M o n d " , gen. mäsdh neben gr. [xei?, (j­riq, gen. y.r\voc, aus einem alten P a r a d i g m a *mäs

(<C **mäns), *mänos.

J) Die Fähigkeit zur Differenzierung der Vokale war durch die extrem laryngale Artikulationsbasis so ver­

k ü m m e r t , d a ß sie nicht mehr in der Wurzelunterscheidung sondern n u r noch in der gegen phonetische A u f h e b u n g e n weniger empfindlichen Derivation verwendet werden konnten. In einer Sprache, die keine Folge von m e h r als zwei Konsonanten und keine Doppelkonsonanz im An­

und Auslaut duldet, m u ß t e aber die durch die Derivation bedingte Normierung der Vokalfüllung fast notwendig auch zu einer Normierung der Konsonantenzahl führen.

müssen es drei Konsonanten sein, und schon eine rein gefühlsmäßige Schätzung sagt einem, daß dies auch in Sprachen mit ähnlichen Tendenzen die Norm sein müßte, da man anders schwer den Bedarf der Sprache an Lautzeichen für unableit­

bare Begriffe decken kann. Hier zeigt sich B. einem in der Sprachwissenschaft bereits traditionsreichen Irrtum verfallen, der die Möglichkeit, daß auch alle synchronisch unableitbaren Lautkörper einer Sprache letztlich auf ältere Ableitung oder Kompo­

sition zurückgehen, mit ihrer tatsächlichen Ana­

lysierbarkeit verwechselt.

Wertvoll für den Benutzer ist das abschließende Kapitel, das erstmalig in übersichtlicher Form die Ergebnisse der modernen indischen Lehnwortfor­

schung zusammenstellt. Daß dabei das Dravi­

dische, wo B. hauptsächlich die Ergebnisse eigener erfolgreicher Bemühungen anführt, den Haupt­

anteil stellt, beruht wahrscheinlich viel weniger auf den tatsächlichen historischen Gegebenheiten, als auf der bisherigen Vernachlässigung anderer nicht­

arischer Sprachen, vor allem des Munda. Daß B.

allein von den zehn Wörtern, die er als sichere Ent­

lehnungen aus dem Austroasiatischen ins Sanskrit anführt (p. 378f.), selbst vier auch ins Dravidische entlehnt sein läßt (marica, karpäsa, längala, sar- sapa), ist bezeichnend genug; weitere Forschung wird wohl noch vieles Andere aus Burrows vor allem durch seinen Umfang imponierenden Material als gemeinsame Entlehnung aus einer dritten Sprache (die nicht unbedingt das Alt­austroasiatische sein muß) bestimmen können und möglicherweise auch die scheinbar bereits vedischen Entlehnungen aus dem Dravidischen (p. 386) in anderem Lichte er­

scheinen lassen

1

.

Daß Burrows Buch in vielen wesentlichen Punkten zum Widerspruch reizt, spricht nicht unbedingt dagegen, sondern kann auch als An­

zeichen für seine wissenschaftliche Originalität gewertet werden. Daß seine eigenwilligen Theorien die uneingeschränkte Zustimmung der Fach­

genossen finden, hat B. wohl selbst nicht erwartet, aber gleichwohl wird auch die vermutlich nicht geringe Anzahl derer, die in prinzipiellen metho­

dischen Fragen unvereinbar anderer Ansicht sind, das flott geschriebene Buch als eine Quelle von interessanten Anregungen und Deutungsvorschlä­

gen zu schätzen wissen.

W a c k e r n a g e l , J a k o b : Altindische Grammatik. Nach­

träge zu B a n d II, 1. Göttingen: Vandenhoeck & R u p ­ recht 1957. I I I , 96 S. gr. 8°. DM 14.—. Bespr. von M. M a y r h o f e r , W ü r z b u r g .

Von den in rascher Folge erscheinenden Nach­

kriegsbänden der „Altindischen Grammatik" liegt

*) Skt. mayüra, tamil mayil, maniiai „ P f a u " z. B. sind wegen der L e x i k o g r a p h e n v a r i a n t e n marüka, mayükha nicht von santali marak', savara mära, mon mrak, bah­

nar mra und skt. barhin zu t r e n n e n ; vgl. J. Bloch, B S L 25, 16 f., Turner, Nepali­Dict. s. v. mujur.

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