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Supply Chain Management in der fleischerzeugenden Kette: Möglichkeiten des Einsatzes webbasierter Informations- und Ma- nagementsysteme

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Academic year: 2021

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Supply Chain Management in der fleischerzeugenden Kette:

Möglichkeiten des Einsatzes webbasierter Informations- und Ma- nagementsysteme

LUDWIG HORVÁTH, MÜNCHEN

Abstract

The concept of Supply Chain Management (SCM) has been widely recognized in recent years.

Its objective is to optimize the flow of goods, information and money in a value chain. A ma- jor task of SCM in the meat production chain is to enable the flow of information up and down the supply chain in order to secure traceability, transparency and quality. Web-based systems for information and management provide a solution for this problem.

1 Einführung

Der nachfolgende Beitrag befasst sich mit der Bedeutung von Informations- und Manage- mentsystemen für das Supply Chain Management (SCM) in der fleischerzeugenden Kette.

Das Konzept des SCM wird allgemein und in seiner Anwendung auf die Fleischproduktion vorgestellt. Die Anwendungsmöglichkeiten von Informations- und Managementsystemen werden erläutert und anhand eines Praxisbeispiels verdeutlicht.

2 Das Konzept des Supply Chain Management

In den vergangenen Jahren hat die Gestaltung und Lenkung der betrieblichen Versorgungs- ketten (Supply Chains) eine zunehmende Beachtung erfahren. HAHN (2000) identifiziert hier- für folgende Hauptgründe :

1. zunehmende Globalisierung mit erweiterten Beschaffungs- und Absatzmärkten, 2. zunehmende Arbeitsteilung weltweit mit internationalen Standortstrukturen, 3. Zunahme der Kundenanforderungen im Hinblick auf Qualität, Zeit und Preis,

4. exponentielle Verbesserung der Informations- und Kommunikations- (IuK-) Technologie als Chance zur Bewältigung der zunehmenden Komplexität.

In der Literatur existiert eine Vielzahl von Definitionen für den Begriff Supply Chain Mana- gement. Sie reichen von der Beschreibung des SCM als lediglich erweiterter Logistikkonzep- tion bis hin zur Interpretation des SCM als umfassende Managementphilosophie (vgl. hierzu auch KOTZAB, 2000). Der vorliegende Beitrag orientiert sich in Anlehnung an HAHN (2000) an nachfolgender Definition, wonach SCM verstanden werden kann als

§ die Planung, Steuerung und Kontrolle

§ des gesamten Material-, Dienstleistungs-, Informations- und Geldflusses

§ innerhalb eines Netzwerkes von Unternehmen,

§ die innerhalb einer Wertschöpfungskette bei der Entwicklung, Erstellung und Verwertung von Sachgütern und/oder Dienstleistungen partnerschaftlich zusammenarbeiten,

§ um Effektivitäts- und Effizienzsteigerungen zu erreichen sowie

§ den Marktanteil und die Erträge zu erhöhen.

Die in der Nahrungsmittel- und Konsumgüterindustrie derzeit vorwiegend zum Einsatz kom- menden Instrumente des Supply Chain Managements sind:

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§ ECR (Efficient Consumer Response)

§ CPFR (Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment)

§ Vendor-Managed-Inventory-Konzepte

§ EDI (Electronic Data Interchange) bzw. Web-EDI

Gemeinsam ist diesen Instrumenten, daß sie stark logistikorientiert und auf das Management der Supply Chain zwischen (Lebensmittel-) Einzelhandel und Konsumgüterindustrie ausge- richtet sind. Weitere Instrumente sind z.B. die kundenorientierte Produktentwicklung und die dazu gehörende Prozess- und Ressourcengestaltung. Die zuletzt genannten Instrumente sind von besonderer Bedeutung, wenn die Landwirtschaft und ihre Vorstufen in kundenorientierte Versorgungsketten eingebunden werden sollen.

3 Supply Chain Management in der fleischerzeugenden Kette

Gerade im Bereich der Fleischwirtschaft ist durch die Krisen und Skandale der jüngsten Ver- gangenheit die Notwendigkeit des Aufbaus kontrollier- und steuerbarer Versorgungsketten, die bis in den landwirtschaftlichen Betrieb und darüber hinaus reichen, deutlich geworden.

Das Management dieser Ketten ist von erheblicher Komplexität, da sich die Supply Chain für das Produkt Fleisch über eine Vielzahl von Unternehmen erstreckt (Abb. 1).

Die oft bemühten Schlagworte „Transparenz“, „Rückverfolgbarkeit“ und „Gläserne Produkti- on“ machen deutlich, daß eine der Hauptaufgaben des SCM in der fleischerzeugenden Kette vorerst im Management der kettenübergreifenden Informationsflüsse liegen wird.

Notwendig ist, daß der Warenfluß in der Supply Chain durch einen alle produktions- und qualitätsrelevanten Daten umfassenden Informationsfluß begleitet wird. In die entgegenge- setzte Richtung müssen ebenfalls Information reibungslos fließen können. Dadurch wird eine effiziente Anpassung der Produkte und der Produktionssysteme an die Bedürfnisse und Wün- sche der Kunden ermöglicht (DLG, 2001).

4 Informations- und Managementsysteme in der fleischerzeugenden Kette

Aufgabe eines Informations- und Managementsystems in der fleischerzeugenden Kette ist die Sicherstellung eines reibungslosen Datenflusses sowohl stromabwärts (downstream), also zum (End-) Kunden hin, als auch stromaufwärts (upstream), also in Richtung der landwirt- schaftlichen Produktion und ihrer Vorstufen.

Dadurch sollen ermöglicht werden (ALBERS, 2001):

§ Herkunftssicherung

§ Rückverfolgbarkeit

Abb. 1: Modell einer Supply Chain in der Fleischerzeugung

Produzenten von Futter- mitteln, Tier- arzneimitteln, Zuchttieren, etc.

Schlachtung Landwirt-

schaftliche Betriebe

Information Ware

Verarbeitung Lebensmittel- einzelhandel

Zerlegung Verbraucher

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§ Lieferantenbewertung

§ verbesserte Beratung der landwirtschaftlichen Erzeuger

§ Optimierung von Produktionsprozessen

§ Aussagen zu Produkt und Prozeß

Zu den Daten, die in einem derartigen System stromabwärts transportiert werden können, gehören z. B.:

§ Tierdaten (Ohrmarkennummer, Herkunft, Alter, Rasse)

§ Fütterung

§ Art der Haltung

§ Medikamentöse Behandlungen

§ Ergebnisse (unabhängiger) Betriebskontrollen (Audits)

§ Bestandsdaten und voraussichtliche Liefertermine

§ Stammdaten des landwirtschaftlichen Betriebes (Name, Adresse, etc.)

§ Transportdauer

§ Ergebnisse von Rückstandsuntersuchungen und Salmonellenmonitoring

§ Schlachtkörperbezogene Daten (pH, Muskelfleischanteil, intramuskulärer Fettgehalt)

§ Daten zur Produktionshygiene im Schlachthof

Stromaufwärts können z.B. folgende Daten transportiert werden:

§ Informationen über Abverkäufe

§ Ergebnisse von Produkteignungs-/Qualitätsprüfungen

§ Preis-/Abrechnungsinformationen

§ Schlachtergebnisse/Klassifizierung

§ Ergebnisse von Rückstandsuntersuchungen und Salmonellenmonitoring

§ Schlachtkörperbezogene Daten (pH, Muskelfleischanteil, intramuskulärer Fettgehalt)

§ Informationen zur kundenbezogenen Prozessoptimierung (best practice)

Durch den Einsatz web-/internetbasierter Systeme wird den berechtigten Nutzern ein zeit- und ortsunabhängiger Zugriff auf die für sie bestimmten Daten der Supply Chain ermöglicht.

Aufgrund eines standardisierten Datenin- und -output kann die Einheitlichkeit der Daten ge- währleistet werden. Eine zentrale Verwaltung des Systems ermöglicht seine kontinuierliche Weiterentwicklung.

5 Praxisbeispiel: Datenverbund der Südost-Fleisch Altenburg

Ein Informations- und Managementsystem, wie es in Abschnitt 3 vorgestellt wurde, hat die zur Südfleisch-Gruppe gehörende Südost-Fleisch GmbH (SOF), Altenburg, aufgebaut. Basie- rend auf dem INFOSYS FLEISCH der MAiS GmbH, Leipzig, wurde ein sog. Datenverbund errichtet. Kernelement ist eine Datenbank, auf deren Inhalte landwirtschaftliche Erzeuger, Erzeugergemeinschaften, externe Kontroll- und Beratungseinrichtungen, Schlachthof (d.h.

SOF) und externe Nutzer (d.h. Kunden) Zugriff haben bzw. deren Inhalte von den genannten bereitgestellt werden. Der Aufbau des Systems und die wesentlichen Daten sind in Abbildung 2 dargestellt.

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103 6 Zusammenfassung und Ausblick

Webbasierte Informations- und Managementsysteme ermöglichen einen reibungslosen Fluß von produktions- und qualitätsbezogenen Daten in beide Richtungen einer Supply Chain. Eine Fortentwicklungsmöglichkeit besteht in der Verknüpfung mit bereits in den landwirtschaft- lichen Betrieben eingesetzten Softwarelösungen wie z.B. Kuh- oder Mastplanern. Ohne gro- ßen Mehraufwand könnten so noch deutlich mehr Informationen für die Versorgungskette bereitgestellt werden. Umgekehrt ließen sich z.B. Schlachtergebnisse in der betrieblichen Software analysieren.

7 Literatur

ALBERS, M. (2001): Informationssysteme in der Fleischwirtschaft -Chancen und Perspekti- ven-. Vortrag im Rahmen des Kolloquiums „10 Jahre MAiS: Marktorientiertes Mana- gement in der Fleischerzeugung“ am 28.11.2001 in Leipzig

DLG (Hrsg.) (2001): Verbraucherschutz in Land- und Ernährungswirtschaft. Frankfurt

HAHN, D. (2000): Problemfelder des Supply Chain Management. In: WILDEMANN, H. (Hrsg.) (2000): Supply Chain Management. München

HILLE, T. (2001): Qualitätsfleischprogramm für Schinkenproduktion. Vortrag im Rahmen der Lahnsteiner Tagung am 30./31.10.2001 in Lahnstein

KOTZAB, H. (2000): Zum Wesen von Supply Chain Management vor dem Hintergrund der betriebswirtschaftlichen Logistikkonzeption – erweiterte Überlegungen. In:

WILDEMANN, H. (Hrsg.) (2000): Supply Chain Management. München Zentral-regionale

DB INFOSYS FLEISCH

Lieferantenbewertung anhand der Schlacht- und Gesundheitsdaten

Schlachthof

Gesundheitsmonitoring

Organbefundung

Schlachtkörper- befundung

Probenahme Salmonellen Schlachtprozeß

Gewichtsermittlung

Klassifizierungsdaten

pH-Wert

Videoanalysedaten

Schlachtdaten INFOSYS

Landwirtschafts- betrieb

Zuordnung zu Betrieben als Grundlage der

Abrechnung Warenwirtschafts-

system

VVE / EZG

Schlachtdaten INFOSYS Herdenmanagement

Schlachtdaten INFOSYS und andere Module

Checklisten- und Befund- datenerfassung, DB ge- stützte Auswertungen

Externe Nutzer

z.B. überregionale DB, Kunden

Externe Kontroll- und Beratungseinrichtungen

Befund- und Labordaten- management

Abb. 2: Datenverbund der Südost-Fleisch (HILLE, 2001)

Abbildung

Abb. 1:  Modell einer Supply Chain in der Fleischerzeugung
Abb. 2: Datenverbund der Südost-Fleisch (H ILLE , 2001)

Referenzen

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