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Donnerstag, 13. November 2014 Gottmadingen aktuell Seite 5

Gegen das Vergessen

Eindrucksvolle Einweihung des Synagogenplatzes

Randegg lö. Mit einer bewegenden Feier unter Teilnahme des Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Konstanz, Peter Stiefel, Rabbiner Avigdor Stern und einer großen Zahl von Mitbürgern wurde nach einem langen Prozess zur Frage der Ge- staltung unter Beteiligung der Bürgerschaft am Gedenktag der Reichspogromnacht der Synagogenplatz eingeweiht.

Es wurde eine Feier des Erin- nerns und gegen das Vergessen, feierlich umrahmt vom Musik- verein Randegg unter der Lei- tung von Ralf Schrul, in der Au- torin Annegret Braun auf Spu- rensuche ging, mit der aufrüt- telnden Lebensgeschichte von Erich und Else Kahn berührte und zum Nachdenken anregte:

eine junge Familie mit ihrer klei- nen Tochter Ruth, die damals über der Synagoge wohnte, die am 10. November 1938 ge- sprengt wurde. Dies sei eine der eindrucksvollsten Gedenkfeiern gewesen, die er seit langem er- lebt habe, zeigte sich Benjamin Nissenbaum, Ehrenvorsitzender der IGK Konstanz, gleichzeitig von der großen Resonanz der Bevölkerung beeindruckt. Auch wenn Leben durch nichts zu er- setzen sei, sei es wichtig, wach- zurütteln, was durch die Nazio- nalsozialisten zerstört worden sei, betonte Peter Stiefel.

»Wir stehen hier auf dem Platz der ehemaligen Synagoge, ei- nem prägenden Bau entlang der Hauptstraße, von dem nichts übrig geblieben ist«, so Bürger- meister Michael Klinger in seiner Ansprache, und fuhr fort: »Dass wir heute hier stehen, zeigt, wir vergessen nicht. Erinnern und Zeichen setzen, das sind wir den Opfern schuldig«. Man habe der Erinnerung eine neue Form ge- geben und den unscheinbaren Platz aus der Vergessenheit und Abgeschiedenheit herausgeholt

und in die Mitte des Dorfes ge- rückt. Darauf verwies auch Ar- chitektin Thea Siegenführ vom Architekturbüro Gassner & Sie- genführ, die den Gestaltungs- prozess Revue passieren ließ.

Von Anfang an sei klar gewesen, dass man Erinnerungen bauen müsse: »Erinnerungen an die Ju- den, die hier zu Hause waren, und Erinnerung an die Synago- ge, die hier stand«. Ein Prozess, gespickt mit Überraschungen, der die Mikwe zu Tage brachte, die geschützt in der Erde geblie- ben sei. Der Abbruch der baufäl- ligen Mauer erwies sich im Nachhinein als Glücksfall, mit ihm kam das Material Stahl ins Spiel. Mit dem dünnen Stahl wurde die Grundfläche der Synagoge umrissen, wobei die Leere die fehlende Synagoge deutlich mache. Der dicke Bal- ken mit den netzartig nahe bei- einander liegenden Namen der Juden, die dem Nationalsozialis- mus zum Opfer gefallen sind, soll die Vorbeifahrenden auf diesen Platz aufmerksam machen.

Ein Erfolg auch für Dieter Fleischmann und Otto Schuler.

Beide Bürger hatten sich in den sieben Jahren der Gespräche und Planungen für die Umgestaltung dieses Platzes engagiert. »Er ist zwar anders geworden, als ich wollte, aber ich bin mit dem Er- gebnis voll und ganz einverstan- den«, zeigte sich Dieter Fleisch- mann zufrieden über das, was geschaffen wurde.

Feierlich umrahmte der Musikverein Randegg die Einweihungsfeier.

Viele Bürger waren zur Einweihung des Synagogenplatzes gekom-

men. Fotos: Löffler

Sie mahnten gegen das Vergessen: (von links) Felix Spektor, stellver- tretender Vorsitzender der IKG Konstanz, Rabbiner Avigdor Stein, Peter Stiefel, Vorsitzender IKG Konstanz, Monique Nissenbaum und Benjamin Nissenbaum, Ehrenvorsitzender der IKG Konstanz, Archi- tektin Thea Siegenführ, Dieter Fleischmann, Bürgermeister Michael Klinger und Autorin Annegret Braun.

Auf Spurensuche

Autorin erinnert an verbrecherischen Zeitgeist 1938

Randegglö. »Erinnern, das ist vielleicht die qualvollste Art des Vergessens und vielleicht die freundlichste Art der Linderung dieser Qual!« - Zeilen, die die Le- bensgeschichte von Erich und Else Kahn widerspiegeln, die An- negret Braun unter dem Titel

»Nachgetragene Würde – nach- getragene Liebe« in einem Buch festgehalten hat. Es ist eine be- wegende Familiengeschichte, auf deren Spurensuche sich die Autorin gemacht hat und die ne- ben der Erinnerung gleichzeitig aufruft zum Wachsein, um den Anfängen zu wehren.

Erich Kahn, der Kantor der jü- dischen Gemeinde, war an die- sem Tag nicht zu Hause, als SA- Männer am 10. November 1938 den Synagogenschlüssel ver- langten, um ihre Sprengsätze zünden zu können.

Während ihre Tochter, die da- mals fünfjährige Ruth, gerettet werden konnte und zu ihren

Großeltern nach Haifa entkam, kamen Else und Erich Kahn im KZ Stutthof bei Danzig ums Leben.

»Die Nazis haben die Juden zwar umgebracht, aber sie haben sie nicht tot gekriegt. Durch die Er- innerung an ihre Lebensge- schichten hier und heute an die- sem Platz werden sie lebendig bleiben«, dankte die Autorin für die Gestaltung des Synagogen- platzes. Denn die Spurensuche nach dem Leben von Else und Erich Kahn sei der Anfang und das Ziel, etwas gegen den ver- brecherischen Zeitgeist von 1938 zu setzen.

Die heute 81-jährige Ruth, die ihr Leben lang das Verwaistsein mit sich getragen habe, hat drei Kinder groß gezogen und ist stolz auf neun Enkel und eine Urenkelin. In Stuttgart erinnern zwei Stolpersteine vor dem Haus, in dem sie vor ihrem Abtransport ins KZ gewohnt haben, an Else und Erich Kahn.

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