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Entrepreneurship und Menschen mit Behinderung. Entrepreneurship and People with Disabilities. Masterarbeit. Zur Erlangung des akademischen Grades

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Academic year: 2022

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Entrepreneurship und Menschen mit Behinderung

Entrepreneurship and People with Disabilities

Masterarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Arts in Social Sciences der Fachhochschule FH Campus Wien

Masterstudiengang: Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit

Vorgelegt von:

Tanja Dirnbacher

Personenkennzeichen:

c1310600053

ErstbetreuerIn / ErstbegutachterIn:

Mag. Peter Stepanek

ZweitbetreuerIn / ZweitbegutachterIn:

Prof. Dr. Thomas Beyer

Eingereicht am:

26.04.2017

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Erklärung:

Ich erkläre, dass die vorliegende Masterarbeit von mir selbst verfasst wurde und ich keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet bzw. mich auch sonst keiner unerlaubter Hilfe bedient habe.

Ich versichere, dass ich diese Masterarbeit bisher weder im In- noch im Ausland (einer Beurteilerin/einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.

Weiters versichere ich, dass die von mir eingereichten Exemplare (ausgedruckt und elektronisch) identisch sind.

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Kurzfassung

Entrepreneurship und Menschen mit Behinderung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Situation von Menschen mit Behinderung, die ein Unternehmen im Sinne eines Entrepreneurship gründen, und geht der Frage nach, welchen besonderen Herausforderungen sich Menschen mit Behinderung im Prozess der Umsetzung eines Entrepreneurship gegenübersehen. Anhand der Analyse von Fachliteratur und qualitativen Interviews mit GründerInnen mit Behinderung und GründungsberaterInnen wird dargestellt, wie Menschen mit Behinderung die Voraussetzungen für eine Unternehmensgründung erfüllen und mit welchen Strategien sie Schwierigkeiten beim Gründungsprozess begegnen. Darüber hinaus wird die Bedeutung von Behinderung für den Prozess der Unternehmensgründung hinsichtlich der Fremd- und Eigenwahrnehmung als UnternehmerIn mit Behinderung wie auch als Quelle der Generierung von innovativen unternehmerischen Gelegenheiten untersucht. Basierend auf den Forschungsergebnissen wird der Bedarf von unterstützenden Maßnahmen für GründerInnen mit Behinderung mit dem Ziel der Gleichstellung mit GründerInnen ohne Behinderung aufgezeigt.

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Abstract

Entrepreneurship and People with Disabilities

This thesis deals with the situation of people with disabilities who are establishing their own business in terms of an entrepreneurial venture and investigates the particular challenges people with disabilities are facing during the process of setting up their entrepreneurship. Through analysis of existing literature and qualitative interviews conducted with company founders with disabilities as well as advisors working in the field of founding consultation, it describes how people with disabilities meet the conditions required for establishing a business and which strategies they use when encountering difficulties in the process. Furthermore, this thesis discusses the significance of disability for the process of setting up a business with regards to external and self-perception as well as to acting as a source for generating innovative entrepreneurial opportunity and, building on its findings, identifies the need for supporting measures for business founders with disabilities to achieve the objective of equality.

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Abkürzungsverzeichnis

AMS Arbeitsmarktservice

Anm. d. Verf. Anmerkung der Verfasserin/des Verfassers BeinstG Behinderteneinstellungsgesetz

BGBl. Bundesgesetzblatt

BMASK Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz BRK Behindertenrechtskonvention

bzw. beziehungsweise

ca. circa

CRPD Committee on the Rights of Persons with Disabilities

ebd. ebenda

EPU Ein-Personen-Unternehmen

et al. et alii/aliae

etc. et cetera

EU Europäische Union

EU-SILC European Union Statistics on Income and Living Conditions

f. folgende [Seite]

ff. folgende [Seiten]

FSW Fonds Soziales Wien

I Interview

ICF International Classification of Functioning, Disability and Health

Nr. Nummer

OECD Organisation for Economic Co-operation and Development PAWI Problemlösung, Ausbaufähigkeit, Wettbewerb, Imitierbarkeit SMS Sozialministeriumservice

SWOT Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats

u.a. und andere/r

UGP Unternehmensgründungsprogramm

UN United Nations

USP Unique Selling Proposition/Point

vgl. vergleiche

WHO World Health Organisation

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Z Zeile

z.B. zum Beispiel

zit. n. zitiert nach

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Schlüsselbegriffe

Entrepreneurship

Unternehmensgründung Menschen mit Behinderung Behinderung

(10)
(11)

Inhaltsverzeichnis

1.EINLEITUNG ... 1

2.ENTREPRENEURSHIP ... 2

2.1. Definitionen von Entrepreneurship ... 3

2.1.1. Historischer Aufriss des Begriffs Entrepreneurship ... 3

2.1.2. Aktueller Diskurs zum Begriff Entrepreneurship ... 5

2.1.3. Abgrenzung des Begriffs Entrepreneurship ... 7

2.1.4. Arbeitsdefinition des Begriffs Entrepreneurship ... 7

2.2. Elemente von Entrepreneurship ... 8

2.2.1. EntrepreneurIn ... 8

2.2.2. Unternehmerische Gelegenheit... 10

2.2.3. Ressourcen ... 12

2.2.4. Innovation ... 13

2.2.5. Umwelt ... 15

2.3. Entrepreneurship als Prozess ... 17

2.3.1. Prozessphasen des Entrepreneurship-Prozesses ... 17

2.3.2. Dynamisches Effectuation-Modell ... 19

3.BEHINDERUNG ... 21

3.1. Modelle von Behinderung ... 21

3.1.1. Medizinisches Modell ... 21

3.1.2. Soziales Modell ... 22

3.1.3. Menschenrechtliches Modell ... 23

3.2. Definitionen von Behinderung ... 24

3.2.1. Definition von Behinderung in Österreich ... 24

3.2.2. Definition von Behinderung der Europäische Union ... 26

3.2.3. Definition von Behinderung der WHO ... 26

3.2.4. Definition von Behinderung der UN-Behindertenrechtskonvention ... 27

3.3. Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderung ... 28

3.3.1. Begriff der sozialen Reaktion ... 29

3.3.2. Struktur der sozialen Reaktion ... 29

3.3.3. Typologie der sozialen Reaktion ... 30

3.3.4. Veränderungsmöglichkeiten der sozialen Reaktion ... 32

4.ENTREPRENEURSHIP UND MENSCHEN MIT BEHINDERUNG ... 35

4.1. UnternehmerInnen mit Behinderung in Österreich ... 35

(12)

4.1.1. Zahlen ... 35

4.1.2. Förderinstrumente für GründerInnen mit Behinderung ... 37

4.2. Motive von GründerInnen mit Behinderung... 38

4.3. Hinderliche Faktoren ... 39

4.4. Förderliche Faktoren ... 41

5.UNTERSUCHUNGSDESIGN ... 43

5.1. Forschungsansatz ... 43

5.2. Untersuchungssample ... 45

5.3. Durchführung der Erhebung ... 46

5.4. Auswertungsmethode ... 48

6.AUSWERTUNG DER INTERVIEWS ... 49

6.1. Motive für Unternehmensgründung ... 49

6.1.1. Mangelnde Alternativen ... 49

6.1.2. Unzufriedenheit mit unselbstständiger Erwerbstätigkeit ... 50

6.1.3. Selbstbestimmung ... 51

6.1.4. Selbstverwirklichung ... 51

6.1.5. Vorbildfunktion des sozialen Umfeldes ... 52

6.1.6. Gesellschaftliche Veränderung ... 52

6.1.7. Wahrnehmung einer Marktlücke ... 53

6.1.8. Zweites Standbein ... 53

6.2. Voraussetzungen für Unternehmensgründung ... 54

6.2.1. Spezifische Eigenschaften ... 54

6.2.2. Fachliche Kompetenzen ... 55

6.2.3. Auseinandersetzung mit der Geschäftsidee ... 56

6.2.4. Spezifische Kompetenzen für Unternehmensgründung ... 56

6.2.5. Finanzielles Kapital ... 58

6.2.6. Voraussetzungen und Behinderung ... 58

6.3. Entwicklung der Geschäftsidee ... 60

6.4. Prozess der Unternehmensgründung ... 60

6.5. Herausforderungen bei der Gründung eines Unternehmens ... 62

6.5.1. Kompetenzen zur Gründung und Führung von Unternehmen ... 63

6.5.2. Informationsstellen und Beratungsangebote ... 64

6.5.3. Finanzielle Herausforderungen ... 64

6.5.4. Familiäres Umfeld ... 65

6.5.5. Räumlichkeiten ... 65

6.5.6. Akquise von Aufträgen ... 65

(13)

6.5.7. Gesundheit ... 66

6.5.8. Leistungsanforderung ... 66

6.5.9. Wirtschaftlicher Erfolg ... 67

6.5.10. Motivation ... 67

6.5.11. Herausforderungen und Behinderung ... 67

6.6. Strategien von Menschen mit Behinderung bezüglich Herausforderungen ... 70

6.7. Förderliche Faktoren bei der Gründung eines Unternehmens ... 71

6.7.1. Persönliche Einstellung ... 71

6.7.2. Wissen und Kompetenzen ... 72

6.7.3. Informations- und Beratungsstellen ... 72

6.7.4. Finanzielle Mittel ... 73

6.7.5. Familie und soziales Umfeld ... 73

6.7.6. Austausch mit Peers... 74

6.7.7. Kontakte ... 74

6.7.8. Unterstützende Dienstleistungen und Assistenzdienstleistungen ... 74

6.8. Bedeutung von Behinderung für die Gründung eines Unternehmens ... 75

6.8.1. Fremdwahrnehmung von UnternehmerInnen mit Behinderung ... 75

6.8.2. Eigenwahrnehmung von UnternehmerInnen mit Behinderung ... 77

6.8.3. Behinderung als Innovationsfaktor ... 77

6.9. Bedarf zur Förderung von Unternehmensgründungen durch Menschen mit Behinderung ... 78

6.9.1. Ermutigung von Menschen mit Behinderung ... 79

6.9.2. Optimierung des Angebots von Informationsstellen und Beratungsangeboten 79 6.9.3. Beratungsstellen für GründerInnen mit Behinderung ... 80

6.9.4. Sicherung finanzieller Ansprüche ... 81

6.9.5. Finanzielle Förderungen ... 81

6.9.6. Verbesserung der Rahmenbedingungen für Assistenzdienstleistungen ... 82

6.9.7. Verbesserung der schulischen und beruflichen (Aus)Bildung ... 83

6.9.8. Peer-Beratung ... 83

6.9.9. Ermöglichung einer selbstbestimmten Entscheidung ... 83

7.DISKUSSION DER ERGEBNISSE ... 84

8.CONCLUSIO ... 91

9.LITERATURVERZEICHNIS ... 94

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1. Einleitung

Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Thema Entrepreneurship und Menschen mit Behinderung und richtet dabei den Fokus auf die Bedingungen für eine erfolgreiche Unternehmensgründung im Sinne eines Entrepreneurship aus der Sicht von GründerInnen mit Behinderung.

Menschen mit Behinderung wird auch heutzutage gesellschaftlich immer noch eine tendenziell passive oder bedürftige Rolle zugewiesen, die mit dem Bild von UnternehmerInnen als leistungs- und durchsetzungsfähige Menschen nicht unbedingt vereinbar erscheint. Die Lebensrealität vieler Menschen mit Behinderung widerspricht diesem Vorurteil, indem diese täglich unter Beweis stellen, dass Menschen mit Behinderung Unternehmen gründen und führen können. Aus dieser Diskrepanz ergibt sich das Forschungsinteresse der Arbeit, die Situation von GründerInnen mit Behinderung zu untersuchen. Weiters richtet es sich auf die Rolle von Menschen mit Behinderung bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Geschäftsideen.

Den Hintergrund zur Forschungsfrage bilden einerseits Überlegungen, ob und in welcher Weise Menschen mit Behinderung die für die Umsetzung eines Entrepreneurship erforderlichen Voraussetzungen erfüllen. Diese Voraussetzungen umfassen bestimmte Fähigkeiten, Eigenschaften sowie Kompetenzen des Entrepreneurs bzw. der Entrepreneurin, persönliche und umweltbezogene Ressourcen als auch die unternehmerische Gelegenheit an sich. Andererseits liegt der Forschungsarbeit die Annahme zugrunde, dass Menschen mit Behinderung im Entrepreneurship-Prozess mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind.

Folglich lautet die Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit:

Welche besonderen Herausforderungen stellen sich bei der Umsetzung eines Entrepreneurship für Menschen mit Behinderung?

Ziel der Arbeit ist die Untersuchung spezifischer Herausforderungen, mit denen Menschen mit Behinderung bei der Gründung eines Unternehmens im Sinne eines Entrepreneurship- Prozesses konfrontiert sind, und mit welchen Strategien diesen Herausforderungen erfolgreich begegnet werden kann. Zudem soll ein möglicher Unterstützungsbedarf für Menschen mit Behinderung im Kontext von Unternehmensgründungen beleuchtet werden.

Der Innovationswert der Forschungsarbeit liegt darin, dass bislang keine qualitativen Untersuchungen zum Forschungsgegenstand „Entrepreneurship und Menschen mit Behinderung“ im deutschsprachigen Raum vorliegen.

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Als Erkenntniswert kann die Analyse von spezifischen Herausforderungen für Menschen mit Behinderung beim Prozess einer erfolgreichen Unternehmensgründung bezeichnet werden. Dadurch können sich in weiterer Folge Möglichkeiten ergeben, zukünftig geeignete Förderinstrumente zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung und zum Abbau von Barrieren zu entwickeln.

Für die Untersuchung der Forschungsfrage wird ein qualitativer Forschungsansatz gewählt.

Als Erhebungsinstrument wird das problemzentrierte Interview nach Witzel und als Auswertungsmethode die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring gewählt.

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen empirischen Teil.

Der Theorieteil setzt sich aus den Kapiteln Entrepreneurship, Behinderung sowie Entrepreneurship und Menschen mit Behinderung zusammen. Im Kapitel Entrepreneurship wird zunächst ein historischer Abriss des Begriffs Entrepreneurship, der aktuelle Forschungsstand und eine Abgrenzung zu anderen Begrifflichkeiten dargestellt. Danach werden die Elemente von Entrepreneurship und Entrepreneurship als Prozess beschrieben.

Das Kapitel Behinderung umfasst Modelle und Definitionen von Behinderung sowie Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderung. Der Inhalt des Kapitels Entrepreneurship und Menschen mit Behinderung beschäftigt sich mit Zahlen und Förderinstrumenten in Bezug auf GründerInnen mit Behinderung in Österreich, allgemeinen Motiven von GründerInnen mit Behinderung ebenso wie mit hinderlichen und förderlichen Faktoren für Unternehmensgründungen von Menschen mit Behinderung.

Der empirische Teil behandelt das der Arbeit zugrunde liegende Forschungsdesign mit Untersuchungssample, Erhebungsinstrument und Auswertungsmethode. Im Anschluss erfolgt die Auswertung der erhobenen Daten und die Diskussion der Ergebnisse in Hinblick auf die Forschungsfrage. Den Abschluss der Arbeit bildet die Conclusio.

2. Entrepreneurship

Das folgende Kapitel behandelt den begrifflichen Diskurs über Entrepreneurship unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung und des aktuellen Forschungsstandes.

Darüber hinaus werden die Elemente von Entrepreneurship und Entrepreneurship als Prozess dargestellt.

(17)

2.1. Definitionen von Entrepreneurship

Der Begriff Entrepreneurship kann sich laut Michael Fallgatter (2002: 18) sowohl auf Entrepreneurship als wissenschaftliche Teildisziplin bzw. Forschungsansatz als auch auf Entrepreneurship im Sinne einer unternehmerischen Aktivität beziehen. Zudem wird der Begriff Entrepreneurship auch mitunter auf einer innerbetrieblichen Ebene als Management-Tool oder als mitarbeiterInnenbezogene Maßnahmen mit der Bezeichnung Intrapreneurship verwendet. Entsprechend der Forschungsfrage behandelt dieses Kapitel den Definitionsdiskurs von Entrepreneurship als unternehmerische Aktivität.

Laut Literatur existiert bis dato keine einheitliche bzw. allgemein anerkannte Definition des Begriffs Entrepreneurship (vgl. Fritsch 2016: 7, Ripsas 1997: 57, Volkmann, Tokarski 2006: 2). Als Gründe werden einerseits die Auseinandersetzung mit dem Begriff Entrepreneurship von Seiten unterschiedlicher Fachbereiche angeführt. (vgl. Fritsch 2016:

7). Ähnlich sieht Fallgatter (2002: 13) in der Durchdringung aller Lebensbereiche durch die Marktwirtschaft mit ihrer Komponente UnternehmerInnentum – und somit auch ihrer speziellen Ausformung des Entrepreneurships – den Grund einer multiperspektivischen Betrachtung und somit disziplinübergreifender Analysen. Andererseits kann eine fehlende konsensuale Definition durch eine differierende Fokussierung auf einzelne Elemente von Entrepreneurship erklärt werden (vgl. Fueglistaller et al. 2016: 7). Um zu verstehen, warum bis heute teils divergierende Definitionen zum Begriff Entrepreneurship vorliegen, bedarf es eines kurzen Aufrisses seiner ideengeschichtlichen Entwicklung.

2.1.1. Historischer Aufriss des Begriffs Entrepreneurship

Ursprünglich stammt der Begriff Entrepreneurship vom lateinischen bzw. französischen Wort „prehendere“ bzw. „entreprendre“, das mit „unternehmen“ oder

„anstrengen“ übersetzt werden kann (vgl. Fallgatter 2002: 12).

Schriftlich dokumentiert tauchte der Entrepreneur erstmals im militärischen Bereich als eine Person auf, die die Rekrutierung von Söldnern und die Offerierung von militärischen Unternehmungen betrieb (vgl. ebd.: 12). Im ökonomischen Kontext trat der Begriff des Entrepreneurs ab dem 17. Jahrhundert in Erscheinung. Er wurde für Personen verwendet,

„die Verträge für öffentliche Aufträge abschlossen, neue landwirtschaftliche Techniken einführten oder eigenes Kapital in Industrien einsetzten“ (ebd.: 12). Durch den irischen Ökonomen Richard Cantillon wurde im 18. Jahrhundert das risikoimmanente Handeln von EntrepreneurInnen betont, welches als der Ankauf von Gütern und Dienstleistungen und

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späterer Verkauf eben dieser mit der Intention einer Gewinnerzielung beschrieben wurde.

Der Entrepreneur mit seinen unsicheren finanziellen Einkünften wurde hierbei in Kontrast zu ArbeiterInnen mit ihren sicheren Löhnen gesetzt (vgl. Kraus, Fink 2008: 2). Im 19.

Jahrhundert entwickelte sich das Verständnis des Begriffs des Entrepreneurs hin zu einer Person, die zusätzlich zur Risikobereitschaft zielbewusst unternehmerische Chancen zu nutzen weiß und den ökonomischen Wandel fördert. Dies begriffliche Weiterentwicklung vollzog sich vor dem Hintergrund der industriellen Revolution in Deutschland und dem damit verbundenen technischen Fortschritt und Beginn von Massenproduktion (vgl.

Fueglistaller et al. 2016: 5).

Durch den österreichischen Ökonomen Joseph Alois Schumpeter ist der Begriff Entrepreneurship seit dem 20. Jahrhundert bis heute eng mit dem Begriff der Innovation verbunden. Laut Schumpeter weisen wirtschaftliche Prozesse einen zyklischen Charakter auf. Neue Zyklen werden jeweils durch innovative Handlungen eingeleitet, die am Markt zu grundlegenden Veränderungen führen (vgl. Fritsch 2016: 6f.). Das Wesen von EntrepreneurInnen zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht selbst als ErfinderInnen in Erscheinung treten, sondern Erfindungen aufgreifen und diese mittels eines innovativen Prozesses in den ökonomischen Kreislauf einbringen bzw. wirtschaftlich nutzbar machen.

EntrepreneurInnen zielen folglich darauf ab,

„die Produktionsstruktur zu reformieren oder zu revolutionieren entweder durch die Ausnützung einer Erfindung oder, allgemeiner, einer noch unerprobten technischen Möglichkeit zur Produktion einer neuen Ware bzw. zur Produktion einer alten auf eine neue Weise [...]“ (Schumpeter 2005 [1947]: 214).

Dabei können sich die Elemente dieses innovativen Prozesses inputbezogen wie zum Beispiel durch eine neue Kombination vorhandener Ressourcen oder outputbezogen wie zum Beispiel durch die Entwicklung bzw. Generierung neuer Produkte, Verfahren, oder Absatzmärkte darstellen (vgl. Grichnik et al. 2010: 6). Die Schumpeter'sche Beschreibung von EntrepreneurInnen kann grundsätzlich als enge Definition bezeichnet werden, da nur eine geringe Anzahl von innovativen UnternehmerInnen mit ihrem Handeln so großen Einfluss wie von Schumpeter beschrieben auf wirtschaftliche Entwicklungen ausüben kann (vgl. Fritsch 2016: 7).

Der britisch-US-amerikanische Ökonom Israel Kirzner stellt im Gegensatz zu Schumpeter bei seiner in den 1970er Jahren entwickelten Definition von Entrepreneurship die Person des Entrepreneurs bzw. der Entrepreneurin und die unternehmerische Gelegenheit (Opportunity) in den Mittelpunkt. EntrepreneurInnen werden hier als auf die anhaltende

(19)

Beschaffung und Auswertung von Informationen gerichtet gezeichnet, die zu einer gewinnbringenden Verwertung von unternehmerischen Gelegenheiten führen (vgl. Blum, Leibbrand 2001: 12). Anders als bei Schumpeter verändern EntrepreneurInnen nach Kirzner nicht den Markt grundlegend, sondern tragen zu dessen Optimierung bei, indem sie vorhandene Marktmöglichkeiten effizienter nutzen (vgl. Fritsch 2016: 8).

Die Definition von Entrepreneurship des US-amerikanischen Ökonomen Peter Drucker verbindet die Elemente Innovation und unternehmerische Gelegenheit und erweitert diese um die Begriffe der Ressourcen und der Veränderung: „[…] the entrepreneur always searches for change, responds to it, and exploits an opportunity. […] Entrepreneurs, by definition, shift resources from areas of low productivity and yield to areas of higher productivity and yield“ (Drucker 1985: 28). Für Drucker müssen EntrepreneurInnen folglich nicht unbedingt neue Produkte oder Dienstleistungen erfinden, sondern können mit ihrem Unternehmen, ausgehend von bereits existierenden Produkten oder Dienstleistungen, mittels Neukombinierung von Ressourcen und Veränderung von etablierten unternehmerischen Prozessen, Konzepten oder Methoden Produktivitätssteigerungen und Innovation erzielen (vgl. Drucker 1985: 21f.).

In den 1990er Jahren verlagerte sich der Fokus im wissenschaftlichen Forschungsdiskurs bezüglich Entrepreneurship auf die Person des Entrepreneurs bzw. der Entrepreneurin.

Dieser personenzentrierte Ansatz beschäftigte sich vor allem mit den erforderlichen Eigenschaften und Attributen von EntrepreneurInnen, blendete jedoch andere konstitutive Elemente von Entrepreneurship wie etwa die unternehmerische Gelegenheit aus (vgl.

Fueglistaller et al. 2016: 7).

2.1.2. Aktueller Diskurs zum Begriff Entrepreneurship

Als gemeinsamer Schnittpunkt der gegenwärtigen Entrepreneurshipforschung kann das Verständnis von Entrepreneurship als „eine auf Veränderung abzielende Tätigkeit“ (Fritsch 2016: 9) genannt werden. Dies äußert sich insbesondere in der Betonung des Prozesscharakters von Entrepreneurship, wie folgende Definitionen verdeutlichen:

 „Entrepreneurship beschreibt die Entdeckung, Bewertung und Ausschöpfung unternehmerischer Handlungsfelder zur Schaffung neuer Güter und Dienstleistungen“ (Fallgatter 2002: 18).

 „...Entrepreneurship als […] Prozess der Identifikation neuer unternehmerischer Gelegenheiten und Umsetzung in marktfähige Produkte und

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Dienstleistungen“ (Fueglistaller et al. 2016: 7).

 „...Entrepreneurship [bezieht sich, Anm. d. Verf.] auf diejenigen unternehmerischen Aufgabenkomplexe, die zur Generierung neuer institutionalisierter Geschäftsgrundlagen in situationsadaptierter Weise wahrgenommen werden müssen, um den Prozess von deren Generierung bis zu deren nachhaltiger Etablierung erfolgreich zu gestalten“ (Freiling 2006: 17).

 „...Entrepreneurship als ein Prozess der Wertgenerierung […], bei dem eine einzigartige Verbindung von Ressourcen dazu eingesetzt wird, eine wirtschaftliche Gelegenheit zu ergreifen“ (Kraus, Fink 2008: 4).

Die Beschreibung des prozessualen Charakters von Entrepreneurship ist eng verbunden mit dem US-amerikanischen Ökonomen Howard Stevenson, dessen Forschungsarbeiten für den gegenwärtigen begrifflichen Diskurs bezüglich Entrepreneurship große Bedeutung aufweisen (vgl. Fallgatter 2002: 18, Fueglistaller et al. 2016: 7). Stevenson hob in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung der Generierung und Nutzung von Ressourcen für den Entrepreneurship-Prozess hervor. Für ihn kann von Entrepreneurship gesprochen werden

„whenever opportunity which requires resources beyond those controlled is being pursued“ (Stevenson, Jarillo 1990: 23). Ressourcen tragen hier nicht nur zur Erzeugung von Innovation – wie bei Schumpeter (1912: 158) – bei, indem sie neu kombiniert werden, sondern müssen laut Stevenson auch zum Teil gänzlich neu geschaffen bzw. aktiviert werden, um den Prozess von Entrepreneurship erfolgreich zu durchlaufen. Zudem sieht Stevenson die Person des Entrepreneurs bzw. der Entrepreneurin als nicht vernachlässigbaren Faktor des Prozesses und der Forschung von Entrepreneurship an, wobei er eine klare Unterscheidung zwischen (angeborenen) Eigenschaften und (erworbenen bzw. erwerbbaren) Fähigkeiten vornimmt. Letztere erachtet Stevenson als für den Entrepreneurship-Prozess als konstitutiv (vgl. Stevenson, Jarillo 1990: 23).

Fallgatter (2002: 18f.) beschreibt Entrepreneurship als sozialen Prozess und bringt somit die Dimension der Umwelt kontextuell ein, die in Form von unterschiedlichen AkteurInnen qualitativ Einfluss nimmt.

Entrepreneurship kann somit zusammenfassend als Prozess bezeichnet werden, der in seiner Spezifität die Elemente Person des Entrepreneurs bzw. der Entrepreneurin, unternehmerische Gelegenheit, Ressourcen, Umwelt und Innovation als bestimmend inkludiert.

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2.1.3. Abgrenzung des Begriffs Entrepreneurship

Als wesentlich im Zusammenhang mit Entrepreneurship gilt laut Fachliteratur dessen Abgrenzung zu den Begriffen Unternehmertum und Unternehmensgründung. Gerade im deutschsprachigen Raum werden diese Begriffe oftmals synonym verwendet werden, da

„im Deutschen für den Anglizismus ,Entrepreneurship‘ weder ein Äquivalent noch eine eindeutige […] Übersetzung [existiert]“ (Fallgatter 2002: 13).

Für Freiling (2006: 21) handelt es sich beim Unternehmertum um einen Oberbegriff, dem Entrepreneurship als eine Subkategorie zugeordnet werden kann. Dementsprechend ist jede/r EntrepreneurIn zugleich UnternehmerIn, jedoch muss nicht jede/r UnternehmerIn auch EntrepreneurIn sein.

Das Verhältnis von Unternehmensgründung und Entrepreneurship kann unterschiedlich dargestellt werden. So bezeichnen Grichnik et al. (2010: 12f.) den Begriff Unternehmensgründung als enger gefasst und eher auf formal-juristische und technisch- organisatorische Aspekte bei der Errichtung eines Unternehmens bezogen, wohingegen Entrepreneurship sich eher mit Gesichtspunkten wie unternehmerisches Denken, Entscheiden und Handeln bezogen auf den Gründungsprozess beschäftigt. Für Fallgatter (2002: 19f.) beinhaltet der Begriff Entrepreneurship den Prozess von Unternehmensgründungen. Umgekehrt handelt es sich jedoch nicht bei jeder Unternehmensgründung um ein Entrepreneurship. Fallgatter schließt hierbei die Errichtung eines Unternehmens aus einem bereits bestehenden Unternehmen sowie so genannte Existenzgründungen von Unternehmensgründungen im Sinne eines Entrepreneurship aus, wobei unter Existenzgründung „eine Replizierung meist weithin bekannter und akzeptierter Unternehmungskonzeptionen“ (Fallgatter 2002: 23) ohne hinreichenden Innovationswert verstanden wird. Die Schwierigkeit der Unterscheidung zwischen Unternehmensgründungen in Form von Entrepreneurships und Existenzgründungen liegt vor allem darin, dass eine Klassifizierung oftmals erst aus nachträglicher Sicht vorgenommen werden kann (vgl Fallgatter 2002: 24).

2.1.4. Arbeitsdefinition des Begriffs Entrepreneurship

Wie oben ausgeführt existiert keine einheitliche Definition von Entrepreneurship. Je nach Fachgebiet werden einzelne Elemente von Entrepreneurship bei der jeweiligen Definition in den Vordergrund gerückt. Grichnik et al. (2010: 6) betonen, dass sich in diesem Kontext nicht von richtigen oder falschen Definitionen sprechen lässt, sondern diese je nach der

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Erfüllung ihrer zielgerichteten Zwecke zu beurteilen sind.

Eine Arbeitsdefinition muss daher einerseits unter Berücksichtigung der Forschungsfrage und andererseits konsensorientiert in Bezug auf den aktuellen Begriffsdiskurs entwickelt werden. Da der prozessuale Charakter von Entrepreneurship (vgl. Fallgatter 2002: 17) und zentralen Begriffe wie unternehmerische Gelegenheit, Ressourcen und Innovation als Gemeinsamkeit zahlreicher Definitionen in Erscheinung treten, lautet die Arbeitsdefinition der vorliegenden Forschungsarbeit wie folgt:

Entrepreneurship ist ein „auf Veränderung abzielender“ (Fritsch: 2016: 9) Prozess, in dem durch Identifikation und Nutzung unternehmerischer Gelegenheiten neue Dienstleistungen, Produkte, Verfahren oder Absatzmärkte mittels innovativer Kombination vorhandener Ressourcen bzw. Beschaffung neuer Ressourcen erfolgreich auf dem Markt generiert werden.

2.2. Elemente von Entrepreneurship

Als Kernelemente von Entrepreneurship werden in der Literatur der bzw. die EntrepreneurIn selbst, die unternehmerische Gelegenheit, Ressourcen, Innovation und Umwelt angegeben (vgl. Fueglistaller et al. 2016: 7, Volkmann, Tokarksi 2006: 83).

2.2.1. EntrepreneurIn

Die wissenschaftliche Forschung beschäftigt sich mit der Person des bzw. der EntrepreneurIn, da sie als zentrale Akteurin des Entrepreneurship-Prozesses angesehen wird, indem von ihr unternehmerische Gelegenheiten bewertet und umgesetzt werden (vgl.

Fueglistaller et al. 2016: 3). Es stellt sich somit die Frage nach den erforderlichen Fähigkeiten, des Erwerbs dieser Fähigkeiten und den Motivationen von EntrepreneurInnen.

Mit der individuellen Ebene von Entrepreneurship in Form des bzw. der EntrepreneurIn beschäftigen sich die ökonomische und die behavioristische Denkschule. Die ökonomische Denkschule sieht EntrepreneurInnen als TrägerInnen von Rollen an, mit denen sie verschiedene Funktionen in ihrem Unternehmen wahrnehmen können:

 RisikoträgerIn: Aufgrund der Diskrepanz zwischen investierten Ressourcen und unsicherem Gewinn müssen EntrepreneurInnen bereit sein, Risiken einzugehen.

 ArbitrageurIn: EntrepreneurInnen erkennen Preisunterschiede auf dem Markt und erzielen durch ihr unternehmerisches Handeln eine Optimierung des Marktes und persönlichen Gewinn.

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 InnovatorIn: Durch eine neue Kombination von Ressourcen, Entwicklung neuer Produkte bzw. Produktionsprozesse oder Erschließung von neuen Absatzmärkten tragen EntrepreneurInnen zur Weiterentwicklung des Marktes bei.

 KoordinatorIn von knappen Ressourcen: EntrepreneurInnen ermöglichen anhand der Akquirierung von benötigten, aber nicht vorhanden Ressourcen und der Organisation ihres Einsatzes die Umsetzung von unternehmerischen Chancen (vgl.

Fueglistaller et al. 2016: 72f.).

Der behavioristische Ansatz befasst sich mit Persönlichkeitsmerkmalen von EntrepreneurInnen, die als bestimmend für das individuelle unternehmerische Handeln bewertet werden. Neben einer Vielzahl von positiv besetzten Attributen wie etwa unternehmerische Wachsamkeit, Kreativität, Initiative und Gestaltungswille, Durchsetzungswille und -fähigkeit, Risikobereitschaft, Eigenverantwortlichkeit, Selbstverwirklichungsstreben und Innovationskraft (vgl. Fritsch 2016: 8) können drei zentrale Charakteristika aus der Forschungsliteratur abgeleitet werden:

 Leistungsmotivation: Leistungsbereitschaft bzw. -motivation als innerer Antrieb, sich gegenüber anderen zu behaupten und eigene unternehmerische Ziele erfolgreich umzusetzen, gilt als Kerneigenschaft von EntrepreneurInnen.

 Selbstwirksamkeitserwartung: Damit wird die intrinsische Überzeugung von EntrepreneurInnen bezeichnet, aufgrund der persönlichen Kompetenz und dem eigenen Kontrollvermögen mögliche Herausforderungen und Hürden im Verlauf des Prozesses von Entrepreneurship zu meistern.

 Risikoeignung: EntrepreneurInnen sehen sich wie UnternehmerInnen im Sinne von ExistenzgründerInnen gewissen Risiken gegenüber. Sie neigen jedoch eher dazu, in risikobehafteten Situationen auf darin enthaltene Chancen zu fokussieren (vgl.

Fueglistaller et al. 2016: 74f.).

Einen weiteren relevanten Aspekt bezüglich der Person des bzw. der EntrepreneurIn behandelt die Frage nach dem Erwerb von spezifischen Eigenschaften. Pott und Pott (2015: 34f.) verweisen in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung von Herkunftsfamilie, schulischer und beruflicher Ausbildung sowie persönlichen Erfahrungen. Die familiäre Sozialisation wirkt in Form der Weitergabe von Werten, die sich in damit einhergehenden Eigenschaften manifestieren, und der Wahrnehmung der beruflichen Tätigkeit der familiären Bezugspersonen als Vorbildfunktion. Kinder, die in Familien von UnternehmerInnen bzw. EntrepreneurInnen aufwachsen, erhalten daher von klein auf

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Zugang zu diesen Persönlichkeitsmerkmalen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass diese Kinder selbst einmal diesen Weg einschlagen. Ebenso können unterschiedliche Formen der Aus- und Weiterbildung sowohl unterstützend als auch begrenzend auf die Ausformung von für Entrepreneurship förderlichen Eigenschaften wirken. Als dritter Faktor tragen persönliche Erfahrungen dazu bei, unternehmerische Fähigkeiten zu entwickeln. Forschungsergebnisse zeigen, dass dies oftmals als ein langsam reifender Prozess aus Schlüsselerlebnissen und praktischen Erprobungen im Sinne von

„Learning by Doing“ von späteren EntrepreneurInnen erlebt wurde (vgl. Pott, Pott 2015:

36f.).

Die für die Person des bzw. der EntrepreneurIn erforderlichen hilfreichen Fähigkeiten sind daher generell nicht als angeborene Merkmale zu attestieren, wie bereits von Drucker und Stevenson festgestellt wurde: „[…] everyone who can face up to decision making can learn to be an entrepreneur and to behave entrepreneurially. Entrepreneurship, then, is behavior rather than personality trait“ (Drucker 1985: 26). „We understand this skills not as traits of character […], but as knowledge that results from training and experience that has been accumulated over the years [...]“ (Stevenson, Jarillo 1990: 23). Ihre Entwicklung wird vielmehr durch den Umstand des Lernens begünstigt, sei es durch kindliche Sozialisation, schulische bzw. berufliche Förderung oder spezielles Training (vgl. Blum, Leibbrand 2001: 47f.).

Die Motivation von EntrepreneurInnen, ein Unternehmen zu gründen, lässt sich laut Kraus und Fink (2008: 54f.) in Push-Faktoren und Pull-Faktoren unterteilen. Zu den Push- Faktoren zählen Beweggründe, die sich vornehmlich aus einer Vermeidung von negativen Situationen wie etwa „Arbeitslosigkeit [...], Probleme am Arbeitsplatz, finanzielle Schwierigkeiten [oder, Anm. d. Verf.] Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit, welche keine angestellte Beschäftigung finden kann“ (Kraus, Fink 2008: 54), speisen.

Gründungen aufgrund von Push-Faktoren werden daher auch als unfreiwillige Gründungen – sich aus einer finanziellen Notlage oder drohender Arbeitslosigkeit ergebend – bezeichnet. Als Pull-Faktoren – freiwillige Gründungen fördernd – werden eher Motive wie Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und Umsetzung eigener Ideen genannt (vgl.

Halberstadt et al. 2008: 54f.).

2.2.2. Unternehmerische Gelegenheit

Unternehmerische Gelegenheiten werden als „Situationen, in denen neue Zweck-Mittel-

(25)

Beziehungen möglich sind und Produkte oder Dienstleistungen verkauft werden können“ (Fueglistaller et al. 2016: 38), definiert. Sie stellen also Chancen dar, anhand einer neuen Zusammensetzung des Verhältnisses zwischen verwendeten Mitteln – Ressourcen – und anvisierten Zwecken Gewinne durch die Veräußerung von Gütern zu erzielen.

Auf die Frage nach dem Ursprung von unternehmerischen Gelegenheiten bieten zwei Theorien unterschiedliche Erklärungsmodelle an: der Entdeckungs- und der Entstehungsansatz. Beide Ansätze sehen die Unvollkommenheit des Marktes als Grundlage für neue unternehmerische Gelegenheiten an (vgl. Fueglistaller et al. 2016: 40).

Beim Entdeckungsansatz (Discovery), der auf Kirzners Anschauung zurückgeht, werden neue Zweck-Mittel-Beziehungen gefunden, indem EntrepreneurInnen über besondere Informationen verfügen, deren Identifizierung sie aktiv verfolgen bzw. für deren Wahrnehmung sie eine überdurchschnittliche Eignung besitzen. Unternehmerische Gelegenheiten existieren folglich bereits, müssen jedoch entdeckt werden (vgl.

Fueglistaller et al. 2016: 41).

Der Entstehungsansatz (Creation) hingegen, der sich an Schumpeters ökonomischen Positionen orientiert, geht davon aus, dass unternehmerische Gelegenheiten geschaffen werden müssen. EntrepreneurInnen kreieren neue Zweck-Mittel-Beziehungen im Rahmen von iterativen Prozessen, indem sie Handlungen setzen, auf die Rückmeldung des Marktes achten und ihre Handlungen in adaptierter Form fortsetzen. Die für die Entwicklung von neuen unternehmerischen Gelegenheiten benötigten Informationen werden erst in diesem Prozess gewonnen (vgl. Fueglistaller et al. 2016: 43f.).

Das Vorliegen einer unternehmerischen Gelegenheit ist allein für sich noch nicht ausreichend, um den Prozess des Entrepreneurship zu durchlaufen. Sie muss erst auf ihren Wert hin von der Person des bzw. der EntrepreneurIn bewertet werden (vgl. Grichnik et al.

2010: 81f.). Dabei stehen EntrepreneurInnen vor der Schwierigkeit, dass der Wert neuer unternehmerischer Gelegenheiten in überwiegendem Maße auf Vermutungen basiert. Eine tatsächliche Nutzung von unternehmerischen Gelegenheiten bedarf somit neben der Beurteilung durch EntrepreneurInnen auch deren Vermögens und Bereitschaft, mit gegebenen Unsicherheiten fertig zu werden (vgl. Grichnik et al. 2010: 84).

Zur Bewertung von unternehmerischen Gelegenheiten werden in der Fachliteratur verschiedene Methoden genannt:

 Opportunity Assessment Plan: Diese Methode zielt auf Analyse der unternehmerischen Idee, des potentiellen Marktes und des Entrepreneurs bzw. der

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Entrepreneurin ab und wird als zeit- und kostensparender Vorlauf eines Businessplans bezeichnet (vgl. Fueglistaller et al. 2016: 107).

 SWOT-Analyse: Ursprünglich als Instrument zur Analyse der Positionierung von Unternehmen gegenüber der Konkurrenz verwendet, indem durch eine Gegenüberstellung von innerbetrieblichen – Stärken und Schwächen – und umweltbezogenen – Chancen und Risiken – Faktoren mögliche Strategien erarbeitet werden können, kann die SWOT-Analyse auch für Bewertung unternehmerischer Gelegenheiten in Form einer Opportunity- und Umweltanalyse verwendet werden (vgl. Fueglistaller et al. 2016: 106).

 PAWI-Modell: Das Modell beurteilt das Potential unternehmerischer Gelegenheiten anhand der Faktoren Problemlösungskompetenz, Ausbaufähigkeit, Wettbewerb und Imitierbarkeit (vgl. Pott, Pott 2015: 47f.).

2.2.3. Ressourcen

Fueglistaller et al. (2016: 38) verstehen unter Ressourcen „alle Mittel (finanzielle, physische, menschliche, technologische, soziale und organisatorische), die einem Unternehmen bei der Umsetzung einer Idee nutzen“.

Nach dem ressourcenorientierten Ansatz bzw. der so genannten Ressource-based-view- Theorie können diese Mittel in tangible und intangible Ressourcen unterteilt werden.

Tangible Ressourcen werden als greifbar beschrieben und manifestieren sich in Form von physischem und finanziellem Kapital. Zu den intangiblen Ressourcen, die hingegen nicht direkt greifbar sind, werden Human-, Sozial- und Organisationskapital gezählt. Das Humankapital umfasst Wissen und Kompetenzen in Gestalt von EntrepreneurIn und MitarbeiterInnen. Immaterielle Ressourcen wie das Verfügen über Netzwerke und Kontakte werden zum Sozialkapital gerechnet. Das Organisationskapital wird letztendlich als intellektuelles Eigentum verstanden, zu dem etwa innerbetrieblich entwickelte Handlungsprozesse oder Informationssysteme gehören (vgl. Grichnik et al. 2010: 167f.).

Die Bedeutung von Ressourcen für Entrepreneurship kann auf Basis der Fachliteratur in Form folgender Parameter zusammengefasst werden:

 Aktivierung

 Akquise

 Wettbewerbsvorteil

(27)

 Innovationsfaktor

Zum einen können Ressourcen an sich noch nicht zur erfolgreichen Umsetzung einer unternehmerischen Gelegenheit beitragen. Es bedarf der Person des Entrepreneurs bzw. der Entrepreneurin Ressourcen wahrzunehmen sowie zu entwickeln, zu akquirieren, zu koordinieren und letztendlich einzusetzen (vgl. Fueglistaller et al. 2016: 11, 73).

Zum anderen zeichnen sich Ressourcen oftmals durch ihre Knappheit aus, weshalb EntrepreneurInnen diese von anderen ökonomischen AkteurInnen erlangen und somit auch in Beziehungen nach außen treten müssen (vgl. Fueglistaller et al. 2016: 11f.).

Die Ressource-based-view-Theorie sieht in der Verfügbarkeit von Ressourcen den Garant für unternehmerisches Handeln, insbesondere als entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber KonkurrentInnen am Markt (vgl. Freiling 2006: 104).

Letztlich ermöglicht eine Neukombination von vorhandenen Ressourcen den Innovationscharakter einer unternehmerischen Gelegenheit, wie sie von Schumpeter (1912:

158) als Charakteristikum von Entrepreneurship definiert wird.

2.2.4. Innovation

Der Stellenwert des Begriffs Innovation für den Prozess des Entrepreneurship zeigt sich unter anderem darin, dass eine Vielzahl an Definitionen in der einschlägigen Fachliteratur zu finden ist:

 Innovation als die kreative Zerstörung des Bestehenden durch UnternehmerInnen (vgl. Schumpeter 1912: 157).

 „Innovation is the specific instrument of entrepreneurship. It is the act that endows resources with a new capacity to create wealth“ (Drucker 1985: 30).

 „Innovation […] als neue Problemlösung technischer, wirtschaftlicher, organisatorischer oder sozialer Art, die im Unternehmen oder am Markt umgesetzt wird“ (Volkmann, Tokarski 2006: 85).

 „Innovation ist die Umsetzung einer Idee oder einer Erfindung in marktfähige Produkte oder Dienstleistungen, die einen neuen oder erhöhten Kundennutzen generieren“ (Lattmann, Mazunder 2007: 35).

Die zentralen Merkmale von Innovation, die sich diesen Definitionen entnehmen lassen, umfassen zum einen den Veränderungscharakter von Innovation in Bezug auf marktwirtschaftliche Strukturen, indem durch die Entwicklung u.a. neuer Produkte oder Dienstleistungen Verdrängungsmechanismen zwischen Unternehmen stattfinden. Zum

(28)

anderen wird der Begriff Innovation auch mit einem Mehrwert in Beziehung gesetzt, da die auf Innovation beruhenden Produkte oder Dienstleistungen zur Steigerung des gesellschaftlichen Wohlstandes, der wirtschaftlichen Problemlösungskompetenz und des Nutzens für KonsumentInnen beitragen.

In diesem Zusammenhang wird auch nochmals die Beziehung zwischen Innovation, Ressourcen und Entrepreneurship deutlich: Innovation wird hier in deutlicher Abgrenzung zum Begriff Erfindung (Invention) verstanden, insofern eine Invention noch keine Innovation darstellen muss. Eine Invention steht vielmehr am Anfang eines Innovationsprozesses, in dessen Verlauf neue Produkte oder Dienstleistungen durch die Anwendung einer Invention mit Hilfe von neuen Ressourcenkombinationen umgesetzt werden (vgl. Volkmann, Tokarski 2006: 83).

Drucker (1985: 35) führt sieben Quellen für Innovation an:

 Unerwartetes: Unerwartete Erfolge bedürfen einer genauen Analyse der Entstehungszusammenhänge und von Strategien zur organisierten unternehmerischen Verwertung (Drucker 1985: 56)

 Unstimmigkeit: Damit wird die Diskrepanz zwischen dem Ist-Zustand eines Produktes bzw. einer Dienstleistung und den Annahmen bzw. Erwartungen diesbezüglich bezeichnet – beispielsweise eine Servicedienstleistung für KundInnen (Drucker 1985: 57f.).

 Prozessoptimierung: Produktionsprozesse oder Dienstleistungsprozesse werden nach ihrem Optimierungsbedarf analysiert (Drucker 1985: 69).

 Strukturelle Veränderungen: Aufgrund von Marktveränderungen wie beispielsweise der Entstehung neuer Absatzmärkte oder des Niedergangs veralteter Branchen kann Innovationspotential entstehen (Drucker 1985: 76).

 Demographie: Demographische Veränderungen in Bezug auf Population, Altersstruktur, Arbeit, Ausbildungsstatus und Einkommen bieten Potential für innovative Prozesse (vgl. Drucker 1985: 88).

 Werte: Entwicklungen bezüglich der Veränderung von Wertvorstellungen auf einer gesellschaftlichen und individuellen Ebene können Innovationen in Gang setzen, da es parallel zu einer Veränderung von Bedürfnissen kommt. Eine besondere Bedeutung weist hier der zeitliche Faktor auf, da ein rasches innovatives unternehmerisches Handeln in Hinsicht auf ein großes Konkurrenzfeld aufgrund der allgemeinen Wahrnehmbarkeit von veränderten Wertvorstellungen erforderlich

(29)

ist (vgl. Drucker 1985: 104f.).

 Neues Wissen: Auf Wissen basierende Innovationen können wissenschaftlicher, technischer oder sozialer Natur sein. Ein besonderes Charakteristikum ist hier die oftmals lange Zeitspanne von der Wissensentwicklung bzw. -entdeckung, seiner produktionsbezogenen Umsetzung und deren Anwendung durch Innovationsprozesse (vgl. Drucker 1985: 107).

2.2.5. Umwelt

Die Umweltbedingungen für ein Entrepreneurship können auf unterschiedliche Weise dargestellt werden, je nachdem welche Perspektive unmittelbar eingenommen wird.

Fueglistaller et al. (2016: 13) unterteilen die Einflussfaktoren der Umwelt in eine regionale und eine gesellschaftliche Ebene. Die regionale Ebene umfasst die Anzahl von Unternehmen in einem spezifischen wirtschaftlichen Bereich und den Grad der Beziehungsintensität zwischen diesen Unternehmen. Demnach bietet eine größere Anzahl von Unternehmen Ressourcen in Form von Know-how oder Vernetzungsmöglichkeiten für EntrepreneurInnen an, jedoch besteht ebenso ein größerer Pool von KonkurrentInnen. Auf der gesellschaftlichen Ebene sind kulturelle Normen und Werte sowie die Politik angesiedelt. Auch diese Komponenten können in positiver als auch negativer Weise starken Einfluss auf die Gründungsentscheidung und den Umsetzungsprozess eines Entrepreneurships nehmen. So kann eine gesellschaftlich offene Haltung gegenüber Unternehmen zu einem verstärkten Gründungsverhalten führen, da EntrepreneurInnen in ihrem Vorhaben ermutigt werden und zuversichtlicher hinsichtlich einer erfolgreichen Akquise der von ihnen benötigten Ressourcen sind. Ebenso besteht ein Zusammenhang zwischen politischen bzw. gesetzlichen Regulierungen und Gründungsverhalten.

Zum letzten Punkt kann jedoch kritisch angemerkt werden, dass die Einstellung gegenüber Unternehmen und politische Aktivitäten auch regional variieren können, sodass diese Faktoren auch der regionalen Ebene von Umweltbedingungen zugeordnet werden können (vgl. Fritsch 2016: 52). So bezeichnet Fritsch das regionale Umfeld als einen Filter, der globale und nationale Rahmenbedingungen verstärken oder auch abschwächen kann (vgl.

Fritsch 2016: 51).

Ein anderes Modell der Darstellung der Umweltbedingungen bieten Pott und Pott (2015:

17ff.) an, indem sie die Umwelt in Form der AkteurInnen aufschlüsseln, die Einfluss auf EntrepreneurInnen nehmen:

(30)

 Familie: Diese sollte im Idealfall Unterstützung und ehrliche Kritik bieten.

 Freundes-/Bekanntenkreis: Hier wird zwischen FreundInnen und Bekannten unterschieden. FreundInnen weisen je nach Intensität der Beziehung dieselben Funktionen wie die der Familie auf. Bekannte werden zum persönlichen Netzwerk gezählt. Sie können selbst als KundInnen oder als Kontakte zu anderen potentiellen KundInnen, LieferantInnen, etc. fungieren und somit bei der Überwindung von Hindernissen helfen.

 InvestorInnen/Banken: Da die Finanzierung oftmals über die Gründung eines Unternehmens entscheidet und diese nicht immer persönlich abgedeckt werden kann, sind InvestorInnen und Banken wichtige Umweltfaktoren.

 MitarbeiterInnen: Zu Beginn eines Unternehmens steht die Arbeitskraft des bzw.

der EntrepreneurIn häufig für sich alleine. Der Auswahl und Anstellung eines bzw.

einer ersten MitarbeiterIn kommt gerade für ein kleines Unternehmen besondere Bedeutung zu, da finanzielle Ressourcen mitunter knapp sind und optimal genutzt werden sollten.

 LieferantInnen/PartnerInnen: Die Beziehung zwischen LieferantInnen und PartnerInnen in Form von anderen Unternehmen stellt eine Geschäftsbeziehung dar, für die Vertrauen und Qualität der erbrachten Leistungen essentiellen Wert haben – vor allem auch hinsichtlich finanzieller Dependenzen.

 KundInnen: Diese Gruppe nimmt als Umweltfaktor einen besonders hohen Stellenwert ein, da es sich dabei um die Basis des unternehmerischen Erfolges handelt.

 Öffentlichkeit/Medien: Gerade neue Medien bieten UnternehmerInnen eine kostengünstige Möglichkeit an, mit potentiellen KundInnen in Kontakt zu treten und das eigene Unternehmen zu präsentieren.

 Konkurrenz/Wettbewerb: Dieser Umweltfaktor buhlt um dieselben KundInnen bzw. Absatzmärkte. Das Ziel liegt hier in der Erlangung von Wettbewerbsvorteilen und der Generierung eines Mehrwerts für die KundInnen.

 Staat: Der Staat nimmt zum einen direkten Einfluss auf das Gründungsverhalten in Form von Gesetzen und Subventionen. Zum anderen bezieht sich sein indirekter Einfluss auf die Gestaltung und Förderung einer bestimmten gesellschaftlichen Haltung gegenüber Unternehmensgründungen.

Das Modell von Pott und Pott kann als systemisches Modell verstanden werden, das den

(31)

Fokus auf die Interaktionen zwischen EntrepreneurInnen und ihrer Umwelt setzt und auch die Bedeutung „weicherer“ Faktoren wie Familie und persönliches Umfeld einbezieht.

2.3. Entrepreneurship als Prozess

Im Folgenden wird der prozessuale Charakter von Entrepreneurship näher beleuchtet, indem einerseits Entrepreneurship als Prozess im Sinne der Identifikation, Bewertung und Umsetzung unternehmerischer Gelegenheiten dargestellt wird. Andererseits wird das so genannte Effectuation-Modell als dynamischer und zyklischer Prozess in Bezug auf die Generierung von Entscheidungen und Zielen vorgestellt.

2.3.1. Prozessphasen des Entrepreneurship-Prozesses

Am Beginn des Entrepreneurship-Prozesses steht die unternehmerische Gelegenheit, die wie in Kapitel 2.2.2. beschrieben entweder durch „die Suche nach neuen Informationen oder die Verarbeitung vorhandener Informationen in neuer Form“ (Fueglistaller 2016: 37) entsteht.

Die unternehmerische Gelegenheit durchläuft dann die drei Phasen des Entrepreneurship- Prozesses:

 Erkennen

 Evaluieren

 Nutzen (vgl. Fueglistaller et al. 2016: 14)

Die Erkennungsphase ist vor allem durch die Wahrnehmungsfähigkeit von unternehmerischen Gelegenheiten durch die Person des bzw. der EntrepreneurIn geprägt.

EntrepreneurInnen müssen auf der Suche nach unternehmerischen Gelegenheiten auf das so genannte Marktpotential achten, welches durch „ein Ungleichgewicht zwischen einer zu erwartenden Marktnachfrage und der aktuellen Marktnachfrage“ (Pott, Pott 2015: 6) entsteht. Unter Marktnachfrage wird die Nachfrage von KundInnen in einem bestimmten Marktsegment verstanden. Es kann sich dabei beispielsweise um ein bestimmtes Bedürfnis oder Problem von KundInnen handeln, das bis dato durch bestehende Angebote am Markt noch nicht befriedigt oder gelöst werden konnte (vgl. Pott, Pott 2015: 6). Desgleichen kann dieses Marktpotential wie in Kapitel 2.2.4. dargelegt auf einer fälschlichen Einschätzung von eben beispielsweise angenommenen KundInnenbedürfnissen im Verhältnis zu ihren tatsächlichen Bedürfnissen beruhen (vgl. Drucker 1985: 57f.).

Der Umstand, ob und in welcher Weise das Marktpotential einer unternehmerischen

(32)

Gelegenheit von EntrepreneurInnen erkannt wird, hängt von ihren jeweiligen kognitiven Eigenschaften, Fähigkeiten und Vorkenntnissen ab. Fueglistaller et al. (2016: 15f.) weisen in diesem Zusammenhang auf die besondere Bedeutung von Kenntnissen über Märkte, die Versorgung von Märkten und KundInnenprobleme hin.

In der Evaluierungsphase wird die Eignung zur wirtschaftlichen Nutzung einer unternehmerischen Gelegenheit überprüft. Dabei hängt die Beurteilung der Eignung sowohl von der Art der unternehmerischen Gelegenheit als auch von der persönlichen Einschätzung des Entrepreneurs bzw. der Entrepreneurin ab. Bezogen auf die zu evaluierende unternehmerische Gelegenheit muss sie aus Perspektive der EntrepreneurInnen einen größeren Wert als mögliche alternative unternehmerische Gelegenheiten versprechen. Die Opportunitätskosten müssen demgemäß als kleiner erscheinen (vgl. Fueglistaller et al. 2016: 16). Pott und Pott (2015: 7) beschränken den Vorgang der Evaluierung einer unternehmerischen Gelegenheit auf die Analyse ihrer Profitabilität – unabhängig von einem Vergleich mit alternativen unternehmerischen Gelegenheiten. Die Einschätzung bezüglich der Umsetzbarkeit einer unternehmerischen Gelegenheit durch die Person des bzw. der EntrepreneurIn basiert nach Fueglistaller et al.

(2016: 16) im Kern auf den beiden Eigenschaften Optimismus und Risikoneigung. So kann theoretisch dieselbe unternehmerische Gelegenheit von verschiedenen EntrepreneurInnen gemäß der Ausprägung dieser beiden Eigenschaften unterschiedlich bewertet werden.

Als Instrumente zur Evaluierung von unternehmerischen Gelegenheiten eignen sich neben einer Wirtschaftlichkeitsanalyse – beispielsweise in Form des SWOT- oder PAWI-Modells wie in Kapitel 2.2.2. erörtert –, die Erstellung eines Businessplans (vgl. Pott, Pott 2015: 7) oder eine Meilensteinplanung, mittels derer der Gründungsprozess in Phasen aufgegliedert wird und die Überprüfung der Erreichung gesetzter Meilensteine ermöglicht (vgl.

Fueglistaller et al. 2016: 16).

Die Nutzungsphase beinhaltet die Umsetzung der unternehmerischen Gelegenheit, die entweder zur Gründung eines eigenen Unternehmens oder zum Verkauf der unternehmerischen Gelegenheit führt. Ob tatsächliche eine Unternehmensgründung erfolgt, hängt unter anderen davon ab, inwieweit die unternehmerische Gelegenheit nicht auch in einem bestehenden Unternehmen umgesetzt werden kann, wie hoch die Eintrittsbarrieren in den jeweiligen Markt sind und ob die Umsetzungskosten aufgebracht werden können (vgl. Fueglistaller et al. 2016: 17f.).

Pott und Pott (2015: 8) zählen auch die Wachstums- und Stabilisationsphase zur

(33)

Nutzungsphase dazu, in denen die Ziele der EntrepreneurInnen wie etwa ein angestrebter Umsatz, Gewinn oder eine anvisierte Größe des Unternehmens erreicht und gehalten werden.

Grundsätzlich bauen die einzelnen Prozessphasen aufeinander auf. Sie können aber auch – wie bereits in Kapitel 2.2.2. angemerkt – im Sinne eines iterativen Prozesses ablaufen oder spätere Prozessphasen können bereits in der ersten Phase mitgedacht werden (vgl.

Fueglistaller 2016: 16).

Donald Kuratko und Richard Hodgetts (2007: 44) weisen in diesem Kontext auf den nicht zu vernachlässigenden Punkt hin, dass in jedem Entrepreneurship-Prozess auch die Möglichkeit des Scheiterns liegt und jeder Misserfolg sich in Form von ökonomischen, psychischen und sozialen Kosten auswirkt.

2.3.2. Dynamisches Effectuation-Modell

Das dynamische Effectuation-Modell wurde von der Entrepreneurship-Forscherin Saras Sarasvathy entwickelt, ausgehend von der Frage, wie sich Entscheidungsprozesse von erfahrenen EntrepreneurInnen bei durch Unsicherheiten und Risiken gekennzeichneten unternehmerischen Vorhaben gestalten (vgl. Sarasvathy 2008: 12). Dabei stellte sich heraus, dass die Mehrheit der befragten EntrepreneurInnen bei der Umsetzung neuer Geschäftsideen auf vorhandene Ressourcen wie persönliche Interessen, eigenes Wissen sowie existierende Netzwerke setzte und angefertigten Prognosedaten weniger Bedeutung beimaß (vgl. Faschingbauer 2013: 248).

Der Begriff Effectuation kann grundsätzlich als eine spezifische Art des Denkens und Handelns – „als Kontrolle, Formung und Kreation der Zukunft, ohne selbige vorherzusagen“ (Faschingbauer 2013: 249) – definiert werden, die zur Entwicklung von unternehmerischen Gelegenheiten verwendet wird.

Das Effectuation-Modell bildet einen Gegenpol zum regulären linear-kausalen Modell von Problemlösungen. „Causation processes take a particular effect as given and focus on selecting between means to create that effect. Effectuation processes take a set of means as given and focus on selecting between possible effects that can be created with that set of means“ (Sarasvathy 2001: 245). Während bei linear-kausalen Prozessen Überlegungen angestellt werden, wie ein bereits vorhandenes bzw. vorgegebenes Ziel erreicht werden kann und welche Ressourcen dazu benötigt werden, wird bei Effectuation-Prozessen von vorhanden Ressourcen ausgegangen und die Frage gestellt, welche Ziele damit erreicht

(34)

werden können (vgl. Faschingbauer 2013: 22ff.).

Im dynamischen Effectuation-Modell bilden somit die zu Beginn eines Vorhabens existierenden Mittel – persönliche Fähigkeiten, Wissen und bestehende Kontakte – die Grundlage für erzielbare Ergebnisse, die sich erst durch das Durchlaufen eines zyklischen Prozesses ergeben. Im Rahmen dieses Prozesses tritt der bzw. die EntrepreneurIn in Interaktion mit anderen Personen. Dadurch können Vereinbarungen entstehen, die eine Ausweitung von Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten nach sich ziehen. Je öfter dieser Prozess wiederholt wird, desto konkreter und stabiler entwickelt sich ein endgültiges Ziel.

Unsicherheiten werden dadurch abgebaut und die aktive Gestaltung der Umwelt nimmt zu (vgl. Faschingbauer 2013: 26f.).

Das Effectuation-Modell beruht auf fünf Prinzipien, die die Logik von Effectuation veranschaulichen:

 Mittelorientierung: Um eine unternehmerische Gelegenheit umzusetzen, gehen EntrepreneurInnen von ihren vorhandenen Mitteln aus. Anhand dieser Mittel kreieren sie neue Ziele, anstatt „neue Wege zu finden um gegebene Ziele zu erreichen“ (Fueglistaller et al. 2016: 45).

 Leistbarer Verlust: Aufgrund des Unsicherheitsfaktors bei der Umsetzung von unternehmerischen Gelegenheiten werden nur so viel an Mitteln investiert, wie im Falle eines Scheiterns verkraftbar ist, um auch danach handlungsfähig zu bleiben (vgl. Faschingbauer 2013: 64f.).

 Umstände und Zustände: Unerwartet auftretende Ereignisse im Prozessverlauf werden nicht als Störung sondern als Chance für Innovation und Weiterentwicklung erlebt (vgl. Faschingbauer 2013: 78f.).

 Vereinbarungen und Partnerschaften: Partnerschaften werden nicht aufgrund einer vorhergehenden Analyse bzw. Festlegung von Kriterien eingegangen, sondern richten sich nach der Bereitschaft zur Kooperation von potentiellen PartnerInnen.

Vertrauen und Vereinbarungen bilden die Basis von Kooperationen (vgl.

Faschingbauer 2013: 95f.).

 Steuern ohne Vorhersage: Gemäß der Maxime von Effectuation, dass die Zukunft nicht vorhersagbar, aber auch nicht festgeschrieben ist, konzentrieren sich EntrepreneurInnen in diesem Modell auf die Faktoren bzw. Aktivitäten, die sie kontrollieren können und erhöhen dadurch ihre Erfolgschancen (vgl. Sarasvathy 2008: 91).

(35)

Die Bedeutung des Effectuation-Modells für Entrepreneurship liegt im Besonderen darin, dass es gerade für die Situation von EntrepreneurInnen, die durch Unsicherheit, Knappheit von Ressourcen und Risiko geprägt ist, ein passendes Instrument bietet, welches mittels des Durchlaufens von dynamischen und zyklischen Prozessen und geleitet von den fünf Prinzipien zur Entwicklung innovativer unternehmerischer Gelegenheiten, Abbau von Unsicherheitsfaktoren und zur aktiven Umweltgestaltung beiträgt.

Das Effectuation-Modell entspricht weitgehend dem Schumpeter'schen Ansatz, bei dem innovative unternehmerische Gelegenheiten nicht entdeckt, sondern von EntrepreneurInnen neu erschaffen werden.

3. Behinderung

Im folgenden Kapitel werden die unterschiedlichen Modelle von Behinderung vorgestellt und in einen Kontext mit den aktuellen Definitionen des Behindertenbegriffs in Österreich, auf EU-Ebene, der WHO und der UN-Behindertenrechtskonvention gestellt. Im Anschluss wird die Wahrnehmung von Behinderung aus einer soziologischen Perspektive untersucht.

3.1. Modelle von Behinderung

In der Fachliteratur werden das so genannte medizinische und das soziale Modell im Rahmen eines historischen Entwicklungszusammenhanges angeführt (vgl. Kastl 2010, Cloerkes 2007). Von Theresia Degener (2015) werden diese Ansätze um das menschenrechtliche Modell von Behinderung erweitert.

3.1.1. Medizinisches Modell

Das medizinische Modell, das in der Mitte des 20. Jahrhunderts entstand (vgl. Cloerkes 2007: 14), kann als

„Denkweise verstanden [werden, Anm. d. Verf.], die Behinderung nur unter dem Gesichtspunkt einer naturwissenschaftlich fassbaren Schädigung oder Funktionsbeeinträchtigung betrachtet und den Status behinderter Menschen, ihre Lebensmöglichkeiten, aber auch die Interventionsmöglichkeiten von dieser Schädigung bzw. ihrer rehabilitativen Kompensation her versteht“ (Kastl 2010: 48).

Behinderung wird im medizinischen Modell ausschließlich auf die vorliegende Beeinträchtigung bezogen und liegt quasi in der behinderten Person selbst. Eine Verbesserung des Zustandes von betroffenen Personen bedarf einer medizinischen Behandlung, rehabilitativer Maßnahmen und persönlicher Bewältigungsstrategien

(36)

bezüglich der Akzeptanz des eigenen Schicksals (vgl. Waldschmidt 2005: 17).

Die gesellschaftliche Dimension von Behinderung wird in diesem Modell ausgeblendet und kommt nur insofern zum Tragen, als dass Behinderung als Abweichung eines Normalzustandes betrachtet wird (vgl. Degener 2015: 155) und Vorbehalte gegenüber Menschen mit Behinderung den inneren Prozess der persönlichen Annahme der eigenen Situation erschweren können (vgl. Waldschmidt 2005: 17). Als Grund für einen möglichen Ausschluss von gesellschaftlicher Teilhabe wird die Behinderung selbst angesehen (vgl.

Degener 2015: 155f.).

Die Rolle von Menschen mit Behinderung im medizinischen Modell kann mit einem Objekt-Status verglichen werden: Menschen mit Behinderung als Objekte von – u.a.

medizinischen – Autoritäten, die über die eigene Person als Ganzes oder in Teilen urteilen, und Menschen mit Behinderung als Objekte von staatlicher Fürsorge in Form von Sozialleistungen, die auch stets Kontrolle implizieren (vgl. Waldschmidt 2005: 17).

Für Degener (2015: 156) besteht ein weiteres Merkmal des medizinischen Modells von Behinderung in der „Minderung der Menschenrechtsfähigkeit“ von Menschen mit Behinderung, welche sie mit der Anführung von gesetzlichen Regelungen wie etwa in Bereichen der Psychiatrie, Sachwalterschaft oder Betreuung untermauert.

3.1.2. Soziales Modell

Das soziale Modell von Behinderung wurde in den 1980ern als Gegensatz zum medizinischen Modell und als Folge des politischen Diskurses der Behindertenbewegung entwickelt (vgl. Kastl 2010: 49).

Dem sozialen Modell zufolge ist „Behinderung […] kein Ergebnis medizinischer Pathologie, sondern das Produkt sozialer Organisation. Sie entsteht durch systematische Ausgrenzungsmuster, die dem sozialen Gefüge inhärent sind“ (vgl. Waldschmidt 2005:

18). Behinderung wird demnach nicht als eine Abweichung von einem Gesundheitsbegriff gesehen, die an einer Person festgemacht werden kann, sondern als soziales Konstrukt.

Ausschluss von Partizipation erfolgt nicht aufgrund der Behinderung, sondern aufgrund von gesellschaftlichen Barrieren.

Dieser Logik folgend nimmt das soziale Modell eine Unterscheidung zwischen den Begriffen „impairment“ (Beeinträchtigung) und „disability“ (Behinderung) vor. Mit

„impairment“ ist die körperliche Beeinträchtigung oder die Beeinträchtigung eines

(37)

körperlichen Prozesses gemeint, Hingegen bezieht sich „disability“ auf eine soziale Diskriminierung und Ungleichstellung (vgl. Kastl 2010: 49).

Die Forderung des sozialen Modells nach der Beendigung von sozialer Benachteiligung und der gesellschaftlicher Teilhabe sieht eine solche durch die Änderung gesellschaftlicher Verhältnisse und nicht durch die von Menschen mit Behinderung bedingt (vgl.

Waldschmidt 2005: 18).

Als wesentliche Kritikpunkte am sozialen Modell von Behinderung führt Waldschmidt (2005: 20ff.) die Rolle der Körperlichkeit und die Problemorientierung an. So bemängelt sie einerseits, dass der körperliche Aspekt von Behinderung – ausgedrückt im Begriff

„impairment“ – in diesem Ansatz als (natur)gegeben und wiederum als dem medizinischen Bereich verhaftet angenommenen wird. „Impairment“ als körperlicher Ausdruck von Behinderung könnte genauso gut Ergebnis eines Prozesses sozialer Konstruierung sein, den das soziale Modell jedoch nicht berücksichtigt. Zum anderen wird dem sozialen Modell von Behinderung ein problemzentrierter Fokus attestiert, indem es die eingeschränkte Partizipation von Menschen mit Behinderung als Folge gesellschaftlicher Exklusion anprangert, aber ein „positives Behindertenverständnis“ ausklammert.

3.1.3. Menschenrechtliches Modell

Das menschenrechtlichen Modell von Behinderung „gründet […] auf moralischen Prinzipien einer Behindertenpolitik, in deren Mittelpunkt die Menschenwürde steht“ (Degener 2015: 156).

Das Kernelement des menschenrechtlichen Modells bezieht sich auf die Absolutheit der Menschenrechte, die von Geburt an auf alle Menschen anzuwenden sind und keine Einschränkung aufgrund biologisch differenter Funktionsfähigkeit widerfahren können (vgl. Degener 2015: 157).

Dabei ist das menschenrechtlichen Modell nicht als Gegenpol, sondern als Weiterentwicklung des sozialen Modells zu verstehen, da dieses sich vor allem auf die Analyse von diskriminierenden gesellschaftlichen Mechanismen und die Forderung nach einer Antidiskriminierungspolitik fokussiert (vgl. ebd.).

Das menschenrechtliche Modell hingegen möchte die Behindertenpolitik auf eine neue Ebene stellen, die auch die positiven Rechte von Menschen mit Behinderung wie wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte behandelt (vgl. Degener 2015: 158) und

(38)

Behinderung als „Teil gesellschaftlicher Vielfalt“ wertschätzt bzw. respektiert (vgl.

Degener 2015: 159f.).

Laut Degener (2015: 157) wurde mit der UN-Behindertenrechtskonvention ein Paradigmenwechsel hin zu einer Behindertenpolitik im menschenrechtlichen Sinn vorgenommen, da hier erstmals explizit die Rechte von Menschen mit Behinderung dem Katalog der Menschenrechte zugeordnet wurden, in dem bis dato lediglich die Merkmale Religion, Geschlecht und ethnische Herkunft formuliert waren.

3.2. Definitionen von Behinderung

Im Folgenden werden einige Definitionen von Behinderung bzw. das Begriffsverständnis von Behinderung von österreichischer Seite, auf EU-Ebene und von internationalen Organisationen wie der WHO und den Vereinten Nationen behandelt. Die Auswahl der definitionsgebenden AkteurInnen erfolgte auf Basis der Relevanz und den Auswirkungen, mit denen die jeweilige Bedeutung von Behinderung für Menschen mit Behinderung in Form von Gesetzen und politischen Maßnahmen verbunden ist.

Es wird in diesem Kapitel deutlich, wie schwierig sich die Festlegung auf eine umfassende bzw. multidimensionale Definition von Behinderung gestaltet und welche Implikationen damit verbunden sind.

3.2.1. Definition von Behinderung in Österreich

Auf Ebene der österreichischen Politik liegt keine eindeutige bzw. umfassende Definition des Begriffs Behinderung vor.

Die Gründe dafür liegen zum einen im Charakter des Behindertenwesens in Österreich als Querschnittmaterie bezüglich des Kompetenztatbestandes von Seiten des Bundes und der Länder (vgl. BMASK 2009: 4). Dabei werden einzelne Bereiche wie die Sozialversicherung, das Arbeitsrecht und das Gesundheitswesen der Kompetenz des Bundes durch die Bundesverfassung zugewiesen. In anderen Bereichen wie etwa der Bedarfsorientierten Mindestsicherung liegt eine Aufteilung zwischen Gesetzgebungsfunktion des Bundes und Vollziehungsfunktion der Länder vor. Sofern in der Bundesverfassung keine Kompetenzzuteilung vorgenommen wird, sind die Länder zuständig (vgl. Behindertenbericht 2009: 42). Eine somit notwendige Einigung zwischen Bund und Ländern bezüglich einer einheitlichen Definition von Behinderung konnte bislang nicht erreicht werden. Alfred Steinhuber (2000: 11) nennt als möglichen Grund

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