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Datei öffnet in neuem Fenster Landtagspräsident Dr. Rößler: "Stunde der parlamentarisch getragenen Exekutive" - Rede zur Eröffnung der Sondersitzung des Sächsischen Landtags am 9. April 2020 (PDF; 284 kB)

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Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler zur Eröffnung der 8.

Sitzung des 7. Sächsischen Landtags am 9. April 2020

Verehrte Kolleginnen und Kollegen,

ich heiße Sie herzlich willkommen zur 8. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags.

Heute ist vieles anders. Wir sind in einer außergewöhnlichen Situation. Wir kommen nicht in dem uns vertrauten Plenarsaal, sondern unter dem Dach des Kongresszentrums zusammen. Wir sitzen mit großem Abstand zueinander. Und wir tragen hier im Saal Stoffmasken, um uns gegenseitig vor Ansteckung zu schützen.

Meine Damen und Herren, wir nehmen mit diesen zumutbaren Einschränkungen den Gesundheitsschutz sehr ernst. Zugleich erfüllen wir als Abgeordnete unsere Pflicht, uns heute zu versammeln und wichtige Beschlüsse zu fassen. Das ist kein Widerspruch, sondern eine demokratische Notwendigkeit!

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Der Gegenstand der heutigen Sitzung stellt uns inmitten der Corona-Pandemie vor eine besondere Herausforderung. Um den Weg für eine Kreditaufnahme nach Artikel 95 Absatz 5 unserer Verfassung frei zu machen, muss der Landtag mit der Mehrheit von zwei Dritteln seiner Mitglieder entscheiden. Die Vollversammlung des Landtags ist also unerlässlich.

Ich danke Ihnen, verehrte Abgeordnete, ebenso wie ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke, dass wir das hier in dieser professionellen wie praktikablen Weise hinbekommen. Das Ansteckungsrisiko soll für alle Beteiligten so gering wie möglich sein.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, in diesen Tagen hören wir immer wieder, nun sei die Zeit der Exekutive. Das stimmt: In Zeiten wie diesen müssen Regierungen und Verwaltungen auf allen Ebenen zügig anpacken. So auch im Freistaat Sachsen, wofür ich Ministerpräsident Michael Kretschmer und allen, die mit ihm an dieser ungeheuer großen Aufgabe arbeiten, sehr herzlich danke.

Jedoch ist und bleibt die Exekutive auch in einer Krise klarer Teil unserer parlamentarischen Demokratie. Schon gar nicht wird die parlamentarische Demokratie außer Kraft gesetzt.

Der Sächsische Landtag ist und bleibt als Verfassungsorgan und wichtigste Volksvertretung unverändert handlungsfähig – für die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land.

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Eine derart weitreichende politische Entscheidung wie sie heute auf der Tagesordnung steht, die uns in der aktuellen Situation hilft, uns aber erhebliche finanzielle Lasten für die Zukunft aufbürdet, bedarf unbedingt der Debatte und am Ende – wenn die erforderliche Mehrheit es will – auch der Legitimation durch dieses Hohe Haus.

Der starke Staat, den wir nun benötigen, kann nur ein starker demokratischer Rechtsstaat sein. Ein Staat mit Gesetzesbindung von Regierung und Verwaltung. Ein Staat, in dem das Parlament seiner Verantwortung in jeder Weise nachkommen kann. Wenn überhaupt, dann ist jetzt die Stunde der parlamentarisch getragenen Exekutive.

Eine Zeit wie diese, meine Damen und Herren, ist vor allem aber eine Zeit der Menschen und der Menschlichkeit. Unser Dank gilt deshalb uneingeschränkt allen, die in diesen Wochen unter größten Anstrengungen unser Land am Laufen halten.

Ich danke all denen, die unser Gemeinwesen sicher durch diese Krise geleiten, darunter dem medizinischen Personal, den Altenpflegerinnen und Altenpflegern, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Apotheken oder Supermärkten, den Polizistinnen und Polizisten und ganz vielen mehr.

Besonders danke ich den Ehrenamtlichen und Freiwilligen, die jetzt in allen Bereichen mit anpacken und zeigen, was mit Gemeinwohl alles möglich ist. Auf Sie ist Verlass und Ihnen gebührt unser Dank.

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Ebenso möchte ich mich an die Menschen im Land richten, die gegenwärtig harte Beschränkungen ihrer Freiheiten auf sich nehmen. Ich kenne niemanden, dem es leichtfällt, soziale Kontakte zu begrenzen und weitgehend zu Hause zu bleiben. Doch eine ungebremste Verbreitung des Coronavirus würde vor allem zu Lasten der alten und kranken Menschen gehen und auch vor jungen Leuten nicht haltmachen. Daher benötigt unsere Gesellschaft besonders jetzt die soziale Verantwortung jedes Einzelnen. Bleiben Sie bitte zu Hause. Handeln Sie solidarisch. Wenn wir viel zu verlieren haben, müssen wir es umso mehr schützen.

Die aktuelle Situation ist eine ungekannte Bewährungsprobe für unseren Freistaat. Ich bin davon überzeugt, dass wir sie gemeinsam bestehen werden. In solchen Zeiten zeigt sich auch, welchen Wert parlamentarische Kultur und verantwortlich handelnde Politik haben.

Ja, es geht in dieser Situation sogar um die Gesamtverantwortung für das Allgemeinwohl in unserem Land, die wir gemeinsam tragen.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, zeigen wir heute alle miteinander, dass unsere parlamentarische Demokratie auch in der Krise ein unverzichtbarer Stabilitätsanker ist.

Vielen Dank.

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