Unterdurchschnittliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
Die Südschweiz macht flächenmässig gut ein Drittel der Schweiz aus, beherbergt aber mit rund 800 000 Einwohnern lediglich 11%
der Schweizer Bevölkerung. 2007 erwirt- schafteten die 450 000 Erwerbstätigen der Südschweiz rund 9% des nationalen Brutto- inlandprodukts (BIP). Die Analyse dieser Kerngrössen lässt erste Aussagen über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Süd- schweiz im Vergleich zum nationalen Durch- schnitt zu: Die Südschweiz weist eine unter- durchschnittliche Erwerbsquote (55%) auf.
Die Arbeitsproduktivität ist vergleichsweise niedrig und das BIP pro Kopf liegt mit rund 58 000 Franken deutlich unter dem gesamt- schweizerischen Durchschnitt (vgl. Tabelle 1).
Innerhalb der Grossregion zeigen sich aber deutliche Unterschiede. So liegt beispielsweise das BIP pro Kopf im Tessin auf dem Niveau der Gesamtschweiz, während dieser Wert im Kanton Graubünden um rund 10% und im Wallis gar um knapp 20% tiefer liegt.
Seit 1990 ist das Gefälle zwischen der Südschweiz und der Gesamtschweiz grösser geworden. Der Zuwachs des BIP betrug zwischen 1990 und 2007 im Durchschnitt le- diglich 0,9% pro Jahr, während in der Schweiz eine Wachstumsrate von 1,4% zu beobachten war (vgl. Grafik 1). Ein Grund hierfür liegt in der Rezession Mitte der Neun- zigerjahre, von welcher die Südschweiz stär- ker und länger betroffen war als die Ge- samtschweiz. Insbesondere der Einbruch der stark konjunkturabhängigen touristischen Nachfrage machte der Südschweiz heftig zu schaffen. Zudem wurden im Industriesektor aufgrund des zunehmenden Globalisierungs- drucks tief greifende Restrukturierungsmass- nahmen notwendig. Die Krise erreichte ihren Höhepunkt 1997, als die Arbeitslosenquote
in der Südschweiz mit 6,3% ihr Allzeithoch erreichte. Zwar konnte das Wirtschaftswachs- tum in der Südschweiz auch ab 1998 nicht ganz mit demjenigen der Gesamtschweiz mithalten. Das Gefälle hat sich aber nicht mehr so stark vergrössert wie zuvor.
Die unterdurchschnittliche Wirtschafts- entwicklung der Südschweiz spiegelt sich auch bei den Erwerbstätigenzahlen wider.
Die Zahl der Erwerbstätigen ist von 1990 bis 2007 durchschnittlich nur gerade um 0,3%
pro Jahr gestiegen (Schweiz: +0,6%). Erst im Jahr 2005 wurde das Beschäftigungsniveau von 1990 wieder erreicht.
Attraktive Wohnregion mit erfreulichem Bevölkerungswachstum
Bei dieser ernüchternden wirtschaftlichen Entwicklung ist es umso erfreulicher, dass die Bevölkerung eine relativ ausgeprägte Wachs- tumsdynamik aufzeigt. Die Bevölkerungszahl ist in der Südschweiz zwischen 1990 und 2007 jährlich um durchschnittlich 0,9% – und damit um 0,2 Prozentpunkte stärker – angestiegen als in der Gesamtschweiz (vgl.
Grafik 2). Speziell zu Beginn der Neunziger- jahre legte die Bevölkerungszahl kräftig zu.
Während im Wallis und im Kanton Grau- bünden in erster Linie die natürliche Be- völkerungsentwicklung für das Wachstum verantwortlich war, erhöhte sich die Bevölke- rungszahl im Tessin in erster Linie als Folge von Wanderungseffekten. Besonders für Rentnerinnen und Rentner nördlich der Al- pen übt das angenehme Tessiner Klima eine grosse Anziehungskraft aus. So liegt denn auch der Anteil der über 65-Jährigen im Tes- sin mit 19% deutlich über dem gesamt- schweizerischen Durchschnitt.
Tourismus als Schlüsselbranche
Um die volkswirtschaftliche Analyse zu vertiefen und die Wirtschaftskraft der Süd- schweiz besser zu erfassen, ist die Branchen- struktur ein sehr hilfreiches Instrument. Wie in den meisten Schweizer Regionen zählen in der Südschweiz der öffentliche Sektor, der Handel und der Finanzsektor zu den wich- tigsten Branchen (vgl. Grafik 3). Der relativ hohe Anteil des Finanzsektors ist dabei vor allem auf den starken Finanzplatz Lugano
Südschweiz – Tourismushochburg und vieles mehr
Martina Schriber Senior Economist, BAK Basel Economics Christian Hunziker
Economist, BAK Basel Economics
Im folgenden Regionenporträt wird die Leistungs- und Wettbe- werbsfähigkeit der Südschweiz (Kantone Graubünden, Tessin und Wallis) unter die Lupe ge- nommen. Der Fokus liegt auf der aktuellen Positionierung der Region und auf der wirtschaft- lichen Entwicklung seit 1990.
Als Erklärungsvariablen dienen die regionale Branchenstruktur, der Vergleich mit internationalen Konkurrenzregionen sowie die intraregionalen Wachstumsunter- schiede. Dank wunderschönen Landschaften, einer langen tou- ristischen Tradition und attrak- tiven touristischen Infrastruktu- ren ist die Südschweiz die Ferien- region der Schweiz schlechthin.
Es überrascht deshalb nicht, dass der Tourismus die eigentliche Leitbranche darstellt. Die gesamt- wirtschaftliche Entwicklung der Südschweiz zeigt sich unterdurch- schnittlich. Sie hat als Rand- und Bergregion mit strukturellen Defiziten zu kämpfen.
zurückzuführen. Dennoch sind die drei grössten Südschweizer Branchen im Ver- gleich zum nationalen Durchschnitt unterre- präsentiert, was für eine Berg- und Randre- gion aber nicht sehr überrascht.
Im Vergleich zur Gesamtschweiz über- durchschnittlich vertreten sind hingegen das Gastgewerbe, der Immobiliensektor, die Bau- wirtschaft, der Verkehr und der Detailhandel.
All dies sind Branchen, welche direkt oder indirekt stark vom Tourismus profitieren.
Zusammen machen sie knapp ein Drittel der Wertschöpfung in der Südschweiz aus. Zum Vergleich: In der Gesamtschweiz erwirtschaf- ten diese Branchen lediglich 23% der gesam- ten Wertschöpfung. Die Bedeutung des Tou- rismus geht also weit über die rund 5%
Wertschöpfungsanteil des Gastgewerbes hin- aus. Wertschöpfungsstudien aus den Kanto- nen Wallis und Graubünden verdeutlichen die Stellung des Tourismus als Schlüsselbran- che in der Südschweiz. Im Wallis wird der
Anteil des BIP, der auf die direkten und indi- rekten Effekte des Tourismus zurückzufüh- ren ist, auf rund ein Viertel geschätzt. Für Graubünden wird gar von einem Wertschöp- fungsanteil von 30% ausgegangen. Für die Tessiner Tourismuswirtschaft existieren zwar keine entsprechenden Studien. Experten ge- hen aber davon aus, dass dieser Anteil im Tessin bei rund 15% liegt.
Überdurchschnittliche Binnenorien- tierung im sekundären Sektor
Die Südschweiz scheint keine Hochburg der Exportgüterindustrie zu sein. Während der sekundäre Sektor in der Südschweiz rund 9,5% des Schweizer Industriesektors aus- macht, fällt der Anteil der wertmässigen Wa- renexporte mit lediglich 7% deutlich niedri- ger aus. Die stärkere Binnenorientierung der Südschweizer Industrie lässt sich durch die im Vergleich zum nationalen Durchschnitt abweichende Branchenstruktur erklären. So ist beispielsweise der stark binnenorientierte Bausektor übervertreten, während die export- orientierte Investitionsgüterindustrie deut- lich untervertreten ist. Trotzdem spielt die Investitionsgüterindustrie mit einem Wert- schöpfungsanteil von 6,5% in der Südschweiz eine wichtige Rolle. In Teilregionen – wie zum Beispiel dem unteren Prättigau (GR), in der Region um Steg (VS) oder im Bezirk Mendrisiotto (TI) – nimmt die Investitions- güterindustrie gar eine dominierende Stel- lung ein.
Auch die chemisch-pharmazeutische In- dustrie ist in der Südschweiz mit einem Wertschöpfungsanteil von 4,4% prominent vertreten. Vor allem im Wallis (z.B. Lonza und Syngenta) ist die chemisch-pharma- zeutische Industrie mit einem Anteil von 8,6% ein gewichtiger Sektor. Überdurch- schnittlich stark vertreten ist in der Süd- schweiz der Sektor Energie- und Wasserver- sorgung, was in erster Linie mit den für die Erzeugung von Spitzenenergie (Speicher- kraftwerke) günstigen topografischen Vor- aussetzungen zusammenhängt.
Chemie/Pharma und Finanzsektor als Wachstumstreiber
Neben der Branchenstruktur spielt bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Leistungs- fähigkeit einer Region auch die Analyse der Wachstumsperformance der Branchen eine wichtige Rolle. Als wichtigster Wachstums- treiber im beobachteten Zeitraum (1990–
2007) zeichnete sich die chemisch-pharma- zeutische Industrie aus. Sie erreichte in der Südschweiz ein Wachstum von stolzen 7%
pro Jahr.
Index 1990 = 100 Erwerbstätige Südschweiz BIP Südschweiz
Erwerbstätige Schweiz BIP Schweiz
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 95
100 105 110 115 120 125 130 135
Quelle: BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 1
Entwicklung des realen Bruttoinlandprodukts und der Erwerbstätigen der Südschweiz, 1990–2007
Südschweiz Schweiz
BIP pro Kopf (nom.) in CHF 57 723 66 954
Arbeitsproduktivität (nom.) in CHF 103 825 115 192
Volkseinkommen pro Kopf (2005) in CHF 42 251 54 336
Exportvolumen (Waren) in Mio. CHF 13 110 193 335
Arbeitslosenquote in % 3.2 2.8
Tabelle 1
Südschweiz – Kennzahlen 2007
Quelle: BAK, SECO, BFS, OZD / Die Volkswirtschaft
Auch der Finanzsektor konnte der Süd- schweizer Wirtschaft wichtige Wachstums- impulse verleihen. Im Untersuchungszeit- raum konnte die Wertschöpfung jährlich um durchschnittlich 3,7% gesteigert werden.
Zugpferd war dabei der Tessiner Bankensek- tor, der in der zweiten Hälfte der Neunziger- jahre von einer markant steigenden Nachfra- ge in der Vermögensverwaltung profitieren konnte.
Eine sehr positive Entwicklung weist auch die Südschweizer Uhrenindustrie auf. Sie ist allerdings in Bezug auf die Gesamtwirtschaft relativ unbedeutend und konnte daher kaum grosse Wachstumsimpulse liefern. Bedeuten- der waren diesbezüglich die Beiträge der Bereiche Verkehr und Kommunikation, In- vestitionsgüterindustrie sowie Energie- und Wasserversorgung (vgl. Grafik 4).
Tourismus: Von der Wachstumsbremse zum Wachstumstreiber?
Die Südschweizer Tourismuswirtschaft musste seit 1990 empfindliche Verluste hin- nehmen. So lag die 2007 registrierte Zahl der Hotelübernachtungen um rund 5% tiefer als noch im Jahr 1990. Vor allem Mitte der Neun- zigerjahre und zu Beginn des neuen Jahrtau- sends nahmen die Einbrüche ein gravierendes Ausmass an. Gründe für die Baisse in der Südschweizer Tourismuswirtschaft waren un- ter anderem in den fehlenden Investitionen in der Hotellerie und in der zunehmenden Konkurrenz durch Fernmärkte zu finden.
Zusätzlich machten der Südschweizer Touris- muswirtschaft die kostenbedingten Preis- nachteile und die mangelnde Zusammenar- beit der touristischen Leistungsträger zu schaffen. Vom Rückgang waren nicht nur das Gastgewerbe, sondern auch tourismusnahe Branchen sowie die Vorleistungsbranchen – wie beispielsweise das Baugewerbe – betrof- fen. Die schwache Performance der Schlüssel- branche Tourismus erklärt auch einen grossen Teil der gesamtwirtschaftlich unbefriedigen- den Entwicklung.
Die jüngste Vergangenheit lässt aber auf einen Aufschwung hoffen. Zwischen 2005 und 2007 hat die Zahl der Hotelübernach- tungen jährlich um rund 3% zugenommen, und auch die Investitionen in die Tourismus- wirtschaft haben spürbar zugelegt. Die mit- telfristigen Wachstumschancen sind für die Südschweizer Tourismuswirtschaft durchaus intakt. Die lange touristische Tradition, die erwiesenermassen hohe Attraktivität der Landschaft und des touristischen Angebotes sowie die zentrale Lage im Herzen Europas bieten die dazu notwendigen Voraussetzun- gen. Auch bei der preislichen Wettbewerbsfä- higkeit haben sich deutliche Verbesserungen
Index 1990 = 100
Volkseinkommen Südschweiz Bevölkerung Südschweiz
Volkseinkommen Schweiz Bevölkerung Schweiz
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 95
100 105 110 115 120 125 130 135 140 145 150 155
Quelle: BFS, BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 2
Entwicklung von Bevölkerung und Volkseinkommen der Südschweiz, 1990–2005/07
In %
Wertschöpfungsanteil Differenz zur Schweiz
–5 0 5 10 15 20
Öffentlicher Sektor Handel
Finanzsektor Immobilien
wesen Baug
ewerbe
Verkehr/KommunikationInvestitionsgüterindustr ie
Unternehmensbez. Dienstleistungen Übriger sekundärer Sektor
Gastg ewerbe
Chemisch-phar maz. Industr
ie
Energie- und W asser
versorgung
Übrige Dienstleistungen Landwir
tschaf t
Uhrenindustr ie
Quelle: BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 3
Regionale Branchenstruktur der Südschweiz, 2007
Anteil der nom. Bruttowertschöpfung an der Gesamtwirtschaft in % und Differenz zur Schweiz in Prozentpunkten
eingestellt. Die gegenwärtigen Anstrengungen in Bezug auf die Destinationsbildungsprozes- se deuten darauf hin, dass die Problematik der mangelhaften Zusammenarbeit der tou- ristischen Leistungsträger angegangen wird.
Wenig schmeichelhafter internationaler Vergleich
Zur internationalen Positionierung der Südschweizer Wirtschaft ist ein Vergleich mit Regionen, die eine ähnliche Struktur aufwei- sen, hilfreich. Die Auswahl fiel entsprechend auf neun touristisch geprägte Vergleichsre- gionen aus dem Alpenraum. Zusätzlich wur- de mit Katalonien eine Tourismusregion aus dem Mittelmeerraum ausgewählt. Als aussa- gekräftige Indikatoren für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit dienen das BIP pro Kopf im Jahr 2006 und das BIP-Wachstum im Zeitraum von 1990 bis 2006. Um die interna- tionale Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden die jeweiligen Werte zu Kaufkraftpa- ritäten (PPP) umgerechnet.
Die Südschweiz fällt als Schlusslicht bei der langfristigen Wachstumsdynamik auf.
Zusammen mit der Nachbarregion Piemont ist sie die einzige Region, deren reales BIP weniger als 1% pro Jahr gewachsen ist. Ge- messen am BIP pro Kopf liegt die Südschweiz zusammen mit der Zentralschweiz im besse- ren Mittelfeld (vgl. Grafik 5).
Die Wachstumsleader sind die beiden Re- gionen Slowenien und Katalonien. Das hohe Wachstum in Slowenien wird durch das tiefe Niveau relativiert und ist aufgrund der Lan- desgeschichte Anfang der Neunzigerjahre nur schwer mit den anderen Regionen ver- gleichbar. Katalonien hat vom Boom der zu Beginn der Neunzigerjahre sanierten Metropole Barcelona und von einer starken demografischen Expansion profitiert. Die höchsten BIP-pro-Kopf-Werte werden in den Regionen Tirol und Trentino-Alto Adige re- gistriert. Die beiden Regionen sind auch be- züglich der Wachstumsdynamik gut posi- tioniert. In Trentino-Alto Adige konnte der Tourismus für die gesamte Wirtschaft spür- bare Wachstumsimpulse aussenden. Im Tirol hingegen zeigt sich das Wachstum breit ab- gestützt. Das Tirol profitierte – wie die meis- ten österreichischen Regionen – von den Wachstumsimpulsen, welche der EU-Beitritt und der damit verbundene einfachere Markt- zugang mit sich brachten.
Wachstumszentren im Einzugsgebiet der Metropolen und Cluster
Neben dem internationalen Vergleich bie- tet sich auch ein intraregionaler Vergleich für die Analyse der Wirtschaftsregion Süd-
In %
–4 –3 –2 –1 0 1 2 3 4 5 6 7 8
Chemisch-phar maz.
Industr ie Finanzsektor
Uhrenindustr ie
Verkehr/KommunikationInvestitionsgüterindustr ie
Energie- und W asser
versorgung Öffentlicher SektorImmobilien
wesen Handel
Unternehmensbez. Dienstleistungen Übriger sekundärer Sektor
Baug ewerbe
Landwir tschaf
t
Gastg ewerbe
Übrige Dienstleistungen
Quelle: BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 4
Regionales Branchenwachstum der Südschweiz, 1990–2007
Durchschnittliches jährliches Wachstum der realen Bruttowertschöpfung in %
Reales BIP-Wachstum p.a. in %, 1990–2006
BIP pro Kopf 2006 (in 1000 USD, nominal) Schweiz Westeuropa (17)
Rhône-Alpes
Provence-Alpes- Côte d’Azur
Zentralschweiz
Piemont
Trentino-Alto Adige
Kärnten Tirol
Slowenien
Südostbayern
Katalonien
Südschweiz
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0
25 30 35 40
Quelle: BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 5
Die Südschweiz im Vergleich mit anderen Regionen
BIP pro Kopf der Bevölkerung 2006 und BIP-Wachstum 1990–2006
Anmerkung: BIP pro Kopf in 1000 USD zu aktuellen Preisen und PPP 1997; Wachstumsraten basierend auf USD zu Preisen von 2000 und PPP 1997.
im Einzugsgebiet des Finanzzentrums Luga- no konnte das reale BIP zwischen 1990 und 2007 deutlich gesteigert werden. Zusätzlich zeigt auch eine Reihe von Gemeinden am Südportal des Gotthards eine positive Wachs- tumsdynamik. In diesem stark durch die Bauwirtschaft dominierten Gebiet hat insbe- sondere der zurzeit laufende Bau des Gott- hard-Basistunnels stark zur BIP-Entwicklung beigetragen (Sondereffekt). Die dynamischs- ten Gebiete des Kantons Graubünden liegen im Bündner Rheintal und im unteren Prätti- gau. Sie profitieren dabei von den Wachs- tumsimpulsen des Technologie-Clusters im Rheintal.
Die Regionen mit dem stärksten Bevölke- rungswachstum decken sich weitgehend mit den oben identifizierten Wirtschaftswachs- tumsräumen. Eine überdurchschnittliche de- mografische Entwicklung weisen zudem ei- nige Tourismuszentren – wie beispielsweise Zermatt, Saas-Fee, Verbier oder das Oberen- gadin – auf (vgl. Grafik 7). Diese internatio- nal bekannten Destinationen sind nicht nur als Ferien-, sondern auch als Wohnregionen für Wohlhabende aus der ganzen Welt be- liebt.
Neat als Chance
Die vorangehende Analyse hat gezeigt, dass die wirtschaftliche Entwicklung der Südschweiz unterdurchschnittlich ausfällt.
Die Südschweiz hat als Rand- und Bergregi- on mit strukturellen Defiziten zu kämpfen.
Um in Zukunft einen dynamischeren Wachs- tumspfad einnehmen zu können, müssen die durchaus vorhandenen Potenziale optimal genützt werden. Für die Talregionen gilt es, die Wachstumsimpulse der angrenzenden Metropolitanräume und Wirtschaftscluster optimal zu nutzen. In den Berggebieten gibt es insbesondere im Tourismus und im Ener- giesektor noch brachliegende Potenziale.
Eine grosse Chance für die Südschweiz bietet die Neat. Sie bringt die Südschweiz näher zum bevölkerungsreichen Schweizer Mittel- land und eröffnet daher – nicht nur im Tou- rismus – neue Wachstumschancen.
schweiz an. Die subregionale Analyse zeigt, dass die Wachstumszentren der Südschweiz vor allem im Einzugsgebiet von Metropolre- gionen und Wirtschaftsclustern liegen (vgl.
Grafik 6). Dies gilt in besonderem Ausmass für die Region um Monthey, aber auch für das gesamte Unterwallis, das im erweiterten Einzugsgebiet des dynamischen Metropoli- tanraumes Genf-Lausanne-Vevey/Montreux liegt. Im Tessin ist ein ähnliches Phänomen zu beobachten: Besonders in den Gemeinden
< = 0% < = + 1.2% < = + 2.4% > + 2.4%
N 40 km
Quelle: BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 6
Reales BIP-Wachstum der Südschweiz nach Gemeinden, 1990–2007 Durchschnittliche jährliche Veränderung in %
< = 0% < = 0.8% < = 1.6% > + 1.6%
n n e
N 40 km
Quelle: BAK Basel Economics / Die Volkswirtschaft Grafik 7
Bevölkerungswachstum der Südschweiz nach Gemeinden, 1990–2007 Durchschnittliche jährliche Veränderung in %