SAATTECHNIK
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Herma nn J . Heege, Kiel, und Bened i kt Feld haus, Gießen kleinsten Quad rate die Sensordaten der ersten beiden Säulen ( hell in B ild 1) für die seh r kleinen Korna bstände wegzulas
sen . Für die a uf diese Weise per Compu
ter ermittelte Exponentialverteilung wird trotzdem u nterstellt, daß die Samenab
stände bei 0 beginnen . Das Sensordefizit bei den sehr kleinen Samena bstä nden wird som it durch das Com puterpro
gramm kom pensiert. Details des R echen
progra m mes sind an a nderer Stelle [3, 4]
veröffentlicht.
Samen zählen
Regelung nach Samenzahlen bei Dril lmaschinen
Die Einstellung und Kontrolle von Sägerä
ten nach Samenzahl je Flächeneinheit mit Hilfe optischer Sensoren ist nur bei Einzelkornablage üblich. Bei Sämaschi
nen mit Volumendosierung dagegen ermöglicht die ungleichmäßige Samenfol
ge bisher keine präzisen Signale der optischen Sensoren.
Es wird gezeigt, daß bei diesen Geräten dann die genaue Samenzahl erfaßt wer
den kann, wenn der Sensor nur die größeren Samenabstände mißt. Zu diesem Zweck wird im Programm des Regelcom
puters berücksichtigt, daß die Samenab
stände in der Säleitung einer Exponenti
alverteilung entsprechen. Die darauf basierende teilflächenspezifische Rege
lung von Drillmaschinen wird behandelt.
D
er Pflanzen bau definiert d ie Saatmenge durch die Samenza hl je Flächeneinheit Die Landwirte h ingegen stel
len die Dri l l maschinen nach Saatmasse in kg/ha ein. Sie versuchen dad urch, die er
forderliche Samenzahl je Flächeneinheit zu erreichen. Das gelingt keineswegs im
mer. Abweichungen entstehen durch un
terschiedlichen Radschlupf bei festem oder lockerem Acker sowie bei trockenem oder feuchtem Boden ; sie ergeben sich a uch durch Änderungen in der Schütt
d ic hte, die wegen der Volumendosierung bei Drillmaschinen von B elang ist. Die Sch üttd ichte a ber variiert mit der Pflan
zenart, der Sorte, der Herku nft und als Folge von Vi brationen im Saatgutbehälter, die das Absetzen des Saatgutes beein
flussen. Schließlich können große Abwei
chungen durch die variierende mittlere Kornmasse der Samen entstehen. Diese schwankt bei den europäischen Weizen
sorten zwischen 40 bis 55 mg.
Alle genannten U nzulänglichkeiten würden durch eine zuverlässige R ege
l u ng nach Samenzahlen je Flächenein
heit beseitigt. H ierfür ist als Signalgeber zunächst ein optischer Sensor für die d u rch die Säleitung fallenden Sa men nötig.
Prof em. Dr. Hermann J. Heege ist im Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik der Universität Kiel tätig, Max-Eyth-Straße 6, 241 18 Kiel; e-mail: landtechnik@ilv. uni
kiel.de
Dr. Benedikt Feldhaus war wissenschaftlicher Mitarbeiter im gleichen Institut und istjetzt bei der Werth Meßtechnik in Gießen tätig.
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Sensorische Erfassung der Samenzahlen Die Voraussetzungen für die sensorische Erfassung der Samenzahlen sind bei Ein
zelkornsaat deutlich günstiger als bei Drillsaat Die Samenabstände nach Zeit entsprechen bei Einzelkornsaat einer Normalverteil ung mit ei nem Variations
koeffizienten zwischen 10 und 20 % bei gut eingestellten Geräten. Bei Drillsaat hingegen entsteht d urch die Volumendo
sierung und die langen Säleitungen eine Exponentia lverteilung mit einem Variati
onskoeffizienten von rund 1 00 %.
Bild 1 : Samenzählen durch den Sensor und die Exponentialvertei
lung Fig. 1 : Seed recording
Zählfehler der Sensorik
Die Zä h lfeh ler des optischen Sensors mit oder ohne Kom pensation d u rch das Com
puterprogra mm wurden d u rch Vergleich mit der tatsächlichen gelieferten Samen
zah l ermittelt. Die Daten ohne Kompen
sation durch das Computerprogram m entsprechen d e n gestrichelten und hellen Säulen in B i ld 1 .
T = 1 7, 8 ms
2
� optische Erfassung optical record Exponentialverteilung expon. function
3 4
by the sensor and the Relativer Samenabstand 111
exponential distribu-tion c.._ ________Relative seed ____
_
_distance ___111 ______..jl n Bild 1 sind d ie relativen Samenab
stände nach Zeit für die Drillsaat darge
stellt. Die relativen Samenabstände sind das Verhältnis zwischen den jeweiligen a bsoluten Abständen u nd dem M ittelwert a ller Abstä nde. Die Sä ulen entstammen den Daten des optischen Samensensors, wäh rend die durchgezogene Kurve der mehrfach für die Drillsaat bestätigten Ex
ponentialverteilung [ 1 , 2, 3] e ntspricht.
Es ist deutlich erkennbar, daß der opti
sche Samensensor d ie sehr kleinen Korn
a bstände nicht erfaßt. Samen, d ie mit sehr geringem Abstand oder direkt ne
beneinander durch die Sensorstrah len fallen, werden nämlich jeweils als nur ein Korn registriert. Die u n m ittel bar oberhal b der kleinen, nicht erfaßten Abstände l ie
genden Klassen sind dad urc h ü berreprä
sentiert.
Die Kompensation dieses Sensordefizites ist möglich, indem bei der Ermittlung der Kurve für die Exponentialverteilung von vornherein a uf die ungenauen Daten für die seh r kleinen Samenabstände verzich
tet wird . Für die Lösung des Problemes bietet es sich daher an, bei der Regressi
onsrech n u ng nach der Methode der
Der Zählfeh ler ohne Kom pensation er
höht sich erwartungsgemäß m it der Korn
frequenz.
Bei der G etreidesaat wird ü blicherweise m it Kornfrequenzen im Bereich zwischen 50 und 90 Körnern je Sekunde gearbei
tet. Es entsteht dabei eine negative Ab
weichung zur tatsächl ichen Samenza h l von 10 bis 17 % ( Bild 2). D i e Kom pensa
tion über das Regressionsprogram m des Com puters verringert den Zählfehler sehr erheblich. Im Bereich der für Getreide ü b l ichen Kornfrequenzen liegt der Zä hl
fehler immer unter 1,5 % . Der optische Sensor inklusive Zäh lfehlerkom pensation liefert somit genügend präzise Signale für d ie Anwendung. Das gilt nicht n u r für den in B ild 2 benutzten Weizen, sondern auch für andere Getreidearten [3] .
Regelungstechnik
Der optische Sensor in der Samenleitung liefert die Zäh lsignale an den Regelcom
puter mit integriertem R egressionspro
gra m m für d ie Kompensation des Zä h l
fehlers ( Bild 3). Wen n die Ergebnisse der Ausgleichsrechnung von der eingegebe
nen a ngestrebten Samenza h l a bweichen , wird e i n e elektrisch betriebene H u bspin-
53. Jahrgang LANDTEC H N I K 4/98
· · · - · · ·
5 Sensordefizit durch Regression kompensiert
r..
Sensor-deficit compensated for by regression 0 - - --20
40 60 0 1 0
Samenfrequenz [Hz]
Seed - frequency [Hz]
0 1 00 200 300 400
Samen je m2 Seeds per m2 del betätigt, die dann das Übersetzungs
verhä ltn is für den Antrieb der Säwel le verändert. Der Regelcom puter erhält gleichfa lls Signa le von ei nem Geschwin
digkeits-Aufnehmer, damit d ie Samenfre
q uenz ständig der jeweiligen Fa hrge
schwindigkeit angepaßt wird . Regelergebnisse
Die Präzision einer Regeltech n i k hängt ab von der Verstärkung in nerhalb des Sy
stems. Die Verstä rkung sollte der Reakti
on des Übersetzungsverhältnisses auf die Samenfreq uenz angepaßt werden. Wenn die Verstärkung Ü berreaktionen verur
sacht. können exzessive Schwankungen in der Samenza h l entstehen.
Abgesehen von d iesem regeltechni
schen Problem ergibt sich d ie Frage, wie
viel Samen jeweils für einen Regeldurch
ga ng vom optischen Sensor erfa ßt werden sollten. Je mehr Sa men für einen Regel
d u rchga ng nötig sind, desto langsamer reagiert verständlicherweise das System . Bei z u wenig Sa men j e Regeldurchga ng ist a ndererseits davon a uszugehen, daß gleichfa lls größere Schwa nkungen um die angestrebte Soll-Samenza h l entstehen.
Bild 4 zeigt Versuchsergebnisse bei ei
ner angepaßten Verstärkung, d ie sich a uf
Stellungsanzeige Position-indicator
stufen I. Getriebe
&
Bodenantrieb Ground-drive 0C=:J
Coc\"d'�ter
000
[iJ
000
500
Fahrgeschw. = 2 m/s Travel speed = 2 m/s
Reihenabst. = 1 o cm Row distance = 10 cm
140 600 700
Bild 2.· Zählfehler der Sensorik
Fig. 2: Deviation from seeds actually deliver
ed
einen Ü bergang von 300 a uf 400 Samen je m2 beziehen . Es ist erkennbar, daß d ie Regelkurven sehr ungleichmäßig verlau
fen , wenn wen iger a ls 100 Samen je Durchgang erfaßt werden. Die Regelkur
ve für 200 Samen je Durchga ng hingegen steht nach der G leichmäßigkeit des Ver
laufes derjen igen m it 500 Samen je Durchgang n icht nach . Es reichen also 200 Samen je Durchgang für einen steti
gen Regelverlauf aus.
Folgerungen für den Einsatz
Der mittlere Korna bsta nd innerhal b der Reihe beträgt bei Getreide u m 2 cm . Daraus folgt, daß bei 200 Samen je Re
geld urchgang jeweils auf eine Fa hr
strecke von 4 m ein Signal entfä l lt. Das Regelsystem ist daher für die teilflächenspezifische Aussaat einsetzbar.
Der Ei nfl uß des Radschlupfes, der Sch üttd ichte des Saatgutes und der m itt
leren Samenmasse auf d ie Pfla nzenza h l j e Flächenein heit sind beseitigt. Der La ndwirt kann die ausgebrachte Samen
zah l je Flächeneinheit a uf einem Mon itor in der Tra ktorkabine überwachen .
Bild 3: Regelsystem für die Samenzahl
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Geschwindigkeits-Aufnehmer Speed - sensor Fig. 3: Closed loop control system for seedL----�---J numbeß 53. Jahrgang LANDTEC H N I K 4/98
Literatur
B ücher sind m it • gekennzeichnet [ 1 ] • Heege, H. J.: Die Gleichstand-, Drill- und
B reitsaat des Getreides u nter besonderer Berücksichtigung der flächen mäßigen Korn
verteilu ng. KTL-Berichte ü ber Landtechnik, Nr. 1 12 , 1967
[2] Speelmann, L.: The seed d i stribution in bands of cereals. Journal of Agricultural Engineering Resea rch , London, 20, 0975), H. 1, S. 35 ff [3] • Feldhaus, 8. : Samenzählen und Regelung bei Sämaschinen mit Volumendosierung.
Forschungsbericht Agrartechnik des Arbeits
kreises Forsch u ng und Lehre, VDI-MEG , Band 302, 1997
[4] Feldhaus, 8.: Samenzählen bei Drillmaschi
nen. Landtechnik 52 ( 1996), H. 1, S. 10 ff.
- ,.._ 400 Samen Je Durchgang
" -+--500
}
___._ 300 seeds per run - · - 200
&
I I i I�\ 1 I j /o I · I h 115 I f f �I I I 12� I I Iisb
Zahl der Regel-Durchgange Number or conlrol - runs
Bild 4: Regelung von 300 auf 400 Samen je m2
Fig. 4: C/osed loop control from 300 to 400 seeds per m2
Schlüsselwörter
Teilflächenspezifisches Drillen, Regelung, optischer Sensor für Samenzählen, Expo
nentialverteil u ng
Keywords
Site specific drilling, closed loop control, opical sensing of seed n u m bers, expo
nential d istribution
Vorschau
Für d ie Oktober-Ausgabe I h rer LAN D
TECH N I K sind unter anderem folgen
de Beiträge geplant:
• Kartoffeln zur Stärkegewinnung
• Reinigungsorgane in R ü benrodern
• Radarsensoren a uf dem Prüfstand
• Prozeßrechner zur Sta llklimasteue
rung
• Zertifizierung landwirtschaftlicher Betriebe
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