A 1264 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 27–28|
7. Juli 2014DATENKOMMUNIKATION
Nützliche E-Dienste für Ärzte
Die Ende 2013 gegründete KV Te- lematik GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung mit Sitz in Berlin, wird künftig Telematik- Dienstleistungen für die Kassen- ärztlichen Vereinigungen (KVen) und die niedergelassenen Ärzte er- bringen. „Wir sind keine Konkur- renz zur Industrie“, betonte Florian Fuhrmann, Geschäftsführer des Un- ternehmens, bei der Gesundheits- IT-Kongressmesse ConhIT in Ber- lin. Ziel sei es vielmehr, gemein- sam mit den Herstellern von Pra- xisverwaltungssystemen (PVS) die IT in den Arztpraxen „zu revolutio- nieren“.
Über den ärztlich kontrollierten Kommunikationskanal KV-Con- nect, der auf dem sicheren Netz der KVen beruht und bereits in allen zertifizierten PVS-Systemen inte-
griert ist, sollen system- und organi- sationsübergreifende Kommunika- tionsprozesse direkt aus der jeweili- gen Praxissoftware heraus ermög- licht werden. „Der Vorteil für die Industrie liegt darin, dass KV-Con- nect die Dienste aus den Portalen der KVen ins Praxisverwaltungs- system der Ärzte bringt“, erläuterte Fuhrmann.
Bisher steht nur die „1-Click- Anwendung“ für die einfache On- line-Abrechnung der Ärzte und Psychotherapeuten mit den KVen als KV-Connect-Dienst bereit, doch jetzt sollen sukzessive weitere An- wendungen spezifiziert und reali- siert werden. So wird laut Fuhr- mann der elektronische Arztbrief bereits ab dem vierten Quartal über KV-Connect zur Verfügung stehen.
Einige PVS-Hersteller hätten den E-Arztbrief bereits umgesetzt und befänden sich derzeit im Testbe- trieb, berichtete Fuhrmann. Die endgültige Spezifikation hierfür soll im Juli vorliegen. Als weitere Pro- jekte könnten das sichere Mailing, die elektronische Abwicklung von Disease-Management-Programmen, die Labordatenübertragung und die Prüfung der Arzneimitteltherapiesi- cherheit folgen.
Die Aufgabenverteilung bei der Zusammenarbeit: Die KV Telematik
GmbH sorgt für die Weiterentwick- lung der Clients und stellt diese den PVS-Anbietern zur Verfügung. Zu- dem übernimmt sie die Konzeptio- nierung und Spezifizierung von An- wendungen sowie den Betrieb der Testumgebung und des Produktiv- systems. Die Softwarehersteller hin- gegen sorgen für die Einbindung des KV-Connect-Clients ins PVS, setzen die Spezifizierungen in der Arztsoft- ware um und können sich an der Weiterentwicklung der Spezifikatio- nen beteiligen. Ebenso liegt der Ver- trieb von Anwendungen und von KV-Connect weiterhin bei den Sys- temherstellern.
Ein Online-Portal unter der Adresse https://partnerportal.kv-tele matik.de informiert über die Pro- jekte der KV Telematik GmbH und soll die Zusammenarbeit mit KVen und Industrie unterstützen. Voraus- sichtlich ab Mitte Juli soll die Web- site auch einen Bereich für Ärzte enthalten.
Befürchtungen seitens der Indus- trie, mit diesem Vernetzungsprojekt der KVen werde letztlich eine teure Parallelstruktur zur geplanten bun- desweiten Telematikinfrastruktur (TI) aufgebaut, beantwortete Fuhr- mann dilatorisch: „Wir warten nicht auf die fertige TI, sondern wir ha- ben die Zusage vom Bundesge- sundheitsministerium, dass wir als Netz der KVen mit unseren Anwen- dungen, wenn es soweit ist, an die Telematikinfrastruktur angeschlos-
sen werden.“ KBr
FÖRDERMASSNAHME
Innovationsplattform
Das Bundesministerium für Bil- dung und Forschung (BMBF) will die Zusammenarbeit zwischen in- novativen Medizintechnikunterneh- men, Krankenhäusern und Investo- ren verbessern. Ziel der Fördermaß- nahme ist es, Industrie-in-Klinik- Plattformen aufzubauen, in denen die Unternehmen gemeinsam mit den Kliniken an Produktentwick- lungen vor Ort arbeiten. Die enge räumliche Kooperation, kurze We-
ge und der rasche fachliche Aus- tausch zwischen Industrie und Kli- niken sollen dazu beitragen, die Produktentwicklung stärker als bis- her am tatsächlichen Versorgungs- bedarf und -ablauf auszurichten.
Die Förderung richtet sich so- wohl an junge und etablierte Unter- nehmen wie an Krankenhäuser und Plattformbetreiber. Für den Aufbau solcher Industrie-in-Klinik-Platt- formen stellt das BMBF in den
kommenden vier Jahren bis zu 30 Millionen Euro zur Verfügung (In- fos: www.bmbf.de/foerderungen).
Im Rahmen des 2011 begonne- nen Nationalen Strategieprozesses
„Innovationen in der Medizintech- nik“, an dem sich neben dem BMBF auch die Bundesministerien für Wirtschaft und für Gesundheit beteiligen, wurde auch die Informa- tionsplattform www.medizintechno logie.de vorgestellt. Sie soll künftig alle wichtigen Informationen zum Innovationssystem Medizintechnik bündeln und so einen Überblick über Forschung, Förderung und Re- gulation ermöglichen. KBr
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