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KAT. NR. 97-99 215 Originalveröffentlichung in: Busch, Werner ; Maisak, Petra ; Weisheit, Sabine (Hrsgg.): Verwandlung der Welt : die romantische Arabeske, Petersberg 2013, S. 215-216
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CHARLES PERCIER (1764-1838) UND PIERRE-FRAN(^OIS-LEONARD FONTAINE (1762-1853)
WANDDEKORATION AUS: RECUEIL DE DECORATIONS INTERIEURES
Paris: Percier/Fontaine 1801
Hamburger Kunsthalle,Bibliothek,Inv.Nr.
kb-1988-97k-39
Literatur: Ottomeyer 1981; Percier/Fontaine 1997;Garric2O12.
Macht man sichklar, dass Philipp Otto Runges .Zeiten- Arabesken aufWanddekorationsent
würfe zurückgehen,eine Funktion, dieRunge aus Gründen der Komplexität der Serie schließlichverworfen hat, dann ist esfraglos, dass die Tradition der ornamentalen Wandde korationfür die Genese von Runges .Zeiten nicht unwichtig ist. Die Geschichte dieser Traditionwar inNachstichen zugänglich,fer
ner lagen ungezählteWerkemitDekorations
entwürfen vor. Raffaels und Giovanni da Udi
nesvatikanische Loggiendekorationen dürfte Runge in den Nachstichen von Volpato (s.
Kat. Nr. 21ff.) gekannt haben,dochauch die
Dekorationsentwürfe zur Plafond-, Wand oder Türfüllungsgestaltung in der Berain-Ma- nierdes frühen Rokokowaren weit verbreitet.
Unmittelbar zeitgenössisch jedochwaren Per- ciers undFontaines 1801 publizierte Innen
dekorationsentwürfe. Die beidenArchitekten waren von 1800 bis 1802 mit dem Umbau und vor allem derkompletten Ausstattung von Napoleons 1799 erworbenem Schloss Malmaison beschäftigt. Malmaisonwar Na
poleons privaterRückzugsortmitseiner Gat
tin Josephine de Beauharnais. Percier und Fontaine prägten den einflussreichen Empire
stil der Napoleonära. Der Stilist gekennzeich
net durch einen ausgeprägten Eklektizismus.
Antik Römisches,Renaissancemotive,wieder
um mit denLoggiendekorationen des Vatikan im Zentrum, Pompejanischesoder durchaus auch die Tradition der Grotesken und der frü
hen, noch gänzlich symmetrischen Rokoko dekoration(Jean Berain, Claude III. Audran, s. Kat. Nr. 97) wurden zueinerMelange mit dennochunverkennbaren Eigenheiten. Percier konnte bei seinem langen Romaufenthalt von 1786-1791 an der französischen Akademie Material sammeln.So spielerisch die Zeich
nungen erscheinen, sie sind voll imperialer Motive und sie überziehen einfach alleAus
stattungsteile: Decken, Wände,Kamineinfas sungen, Türfüllungen, Möbel, selbst Stoffe.
Die Allgegenwärtigkeit, die je nach Funktion des jeweiligen Raumes durchaus variiert, er gibt dennoch einen identifizierbaren Stil. Die Unterteilungder Wände in zahlreichesymme trischangeordnete Kompartimente magRun
ges Unterteilung inInnenbild und Rahmen entgegengekommen sein, denn das Zentrum ist auch bei Percier und Fontaine häufig figür lich besetzt, während die zugeordneten Kom partimente ornamental verbleiben, so dass wir einmal stärker räumlich, einmalstärker flächiglesen. DasausgewählteBlattmiteiner Wanddekoration eines Schlafzimmers ist ge radezu von einem .horror vacuf gekenn
zeichnet. Die zentrale, ebenfallsgeschmückte Tür ist von Kompartimenten begleitet,die eine Füllevon Ornamentformen aufrufen, denen dieLockerheitderpompejanischen Wandmalerei letztlich abgeht. W. B.
216 V. ARABESKE WANDDEKORATION