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Archiv "PRÄ UND POST: Wer macht den Bock zum Gärtner?" (19.12.1987)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

LESERBRIEFE

PRÄ UND POST

Zu dem Beitrag „Klares Nein zu Prä und Post" in Heft 43/1987:

Verfälschte Ergebnisse

Herr Häußler kommt zu dem erstaunlichen Schluß:

„Wer Kostenentlastung will, darf nicht den ohnehin schon teuersten Sektor unseres Ge- sundheitswesens noch zusätz- lich für die ambulante Ver- sorgung öffnen. Das hieße, den Bock zum Gärtner zu machen."

Herr Häußler übersieht hier einen ganz wesentlichen Punkt des Krankenhauswe- sens: Die hohen Vorhalteko- sten. Vom Krankenhaus wird im allgemeinen erwartet, daß es der ambulanten Versor- gung qualitativ und quantita- tiv noch etwas zuzusetzen hat, sonst würden ja nicht die ambulant unzureichend be- herrschbaren Fälle dem Krankenhaus zugeführt wer- den. Die hier vorgehaltene Medizin muß also auf einem relativ hohen Niveau rund um die Uhr zur Verfügung stehen, egal, ob sie tatsäch- lich in Anspruch genommen wird oder nicht. Wenn dann in die Behandlungskosten pro Patient auch diese Vor- haltekosten einfließen, wer- den die Ergebnisse — vergli- chen mit den Kosten in den Praxen — gehörig verfälscht.

Wenn man die Behand- lungskosten im Krankenhaus tatsächlich mit den Behand- lungskosten in einer Praxis vergleichen will, muß man die Vorhaltekosten im Kran- kenhaus herausrechnen. Es wäre darüber nachzudenken, ob die GKV auch in den Krankenhäusern nur den tat- sächlichen Behandlungsanteil bezahlt, der dann sicherlich dem in der niedergelassenen Praxis einigermaßen ver- gleichbar wäre. Die Vorhal- tekosten wären dann . . . von anderen Institutionen . . . zu tragen. Auch Rettungshub- schrauber, Brücken, Schu- len, Rathäuser, Standesäm- ter, Straßen, besonders aber Polizei und Militär (die Ko- sten für Militär bestehen glücklicherweise seit 40 Jah-

ren ausschließlich aus Vor- haltekosten; an den militäri- schen Vorhaltekosten tritt je- doch in letzter Zeit zuneh- mend öffentliche Kritik auf.

Wenn man aber sieht, wie die medizinischen Rettungssyste- me ausgebaut werden, kön- nen an der Vorhalte-Absicht für aufwendige Medizin kei- ne Zweifel aufkommen) usw.

werden wegen der hohen Vorhaltekosten nicht von den einzelnen, diese in Anspruch nehmenden Bürgern, voll be- zahlt. Es käme zum Beispiel niemand auf die Idee, bei ei- ner Anzeige bei der Polizei die hier tatsächlich angefalle- nen Kosten, nach der „Voll- kostenmethode" berechnet, zu bezahlen.

Völlig unsinnig ist jedoch die Meinung, die ambulante Inanspruchnahme des in den Kliniken teuer vorgehaltenen Gerätes, Personals usw. wür- de die Medizinkosten in die Höhe treiben. Da dieses Ge- rät, Personal usw. ohnehin vorhanden ist, kann m. E. ei- ne höhere Inanspruchnahme die Kosten der Einzelmaß- nahme nur senken. Für das verordnete Stillstehen der Krankenhauseinrichtung muß jedoch andererseits er- satzweise bei den niederge- lassenen Ärzten weiteres Ge- rät beschafft und weiteres Personal eingestellt werden, um dort den Mehranfall zu bewältigen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie dadurch letzten Endes Effektivkosten eingespart werden sollen, in- besondere wenn man die Sa- che vom übergeordneten Standpunkt aus betrachtet.

Die Alternative kann also nur lauten: Abschaffung der Vorhaltekosten im Kranken- haus, damit auch Abschaf- fung der Krankenhäuser, oder: Der Zivilisation ent- sprechende hohe Vorhalte- kosten in den Krankenhäu- sern und dann nach Möglich- keit günstige Auslastung, um die effektiven Kosten zu sen- ken.

Dr. med. Manfred Wolf- rum, Chefarzt Radiologie und Nuklearmedizin, Städti- sches Krankenhaus, 3340 Wolfenbüttel

Wer macht

den Bock zum Gärtner?

Mein schlechtes Gewissen als Krankenhausarzt wird durch Ihren Artikel wieder einmal wachgerüttelt. Wer an einer Milliarde DM Defizit der GKV 1986 schuld ist, darf sich wohl kaum zum Thema Wirtschaftlichkeit äußern.

Zugegeben, vielleicht sind manche Krankenhausärzte in geschäftlichen Angelegen- heiten nicht so bewandert wie ihre niedergelassenen Kolle- gen. Das heißt aber noch lan- ge nicht, daß sie nicht sparen können. Der Sektor Kran- kenhaus wurde von den Krankenkassen oft stiefmüt- terlich behandelt, was schon die Berechnung der Stellen- pläne noch nach Anhaltszah- len des Jahres 1969 unter- streichen dürfte.

Vielleicht befürchtet Herr Professor Häußler, daß das Pendel wieder einmal in die andere Richtung ausschlagen könnte, nachdem die Kassen- ärzte in letzter Zeit doch eini- ge Aufgabenkomplexe eigen- mächtig den Krankenhaus- ärzten abgenommen haben.

Mich wundert nur, daß in un- serem demokratischen Staat nicht alle Beteiligten (Kas- senärzte, Krankenkassen, Patienten und Krankenhaus- ärzte) bei Entscheidungen über die Zulassung zur ambu- lanten Diagnostik der Kran- kenhäuser gehört werden.

Noch mehr erstaunt mich, daß wir von freier Arztwahl

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reden, wenn der Patient nicht mehr wählen kann, sondern zum Beispiel für eine ambu- lante Koloskopie nur noch in eine Praxis in die Nachbar- stadt kann, wenn er nicht die Vorschriften durch eine ko- stenintensive stationäre Auf- nahme im heimatlichen Krankenhaus umgeht.

Warum kann je nach Wunsch des Patienten oder der zu erwartenden Schwie- rigkeiten bei Untersuchun- gen oder Nachbehandlungen nicht beides nebeneinander möglich sein: Ein kollegiales Zusammenarbeiten bei „Prä und Post" der niedergelasse- nen Kollegen und der Kran- kenhausärzte zum Wohle des Patienten?

Dr. med. Helmut Stein- acker, Internist Tropenmedi- zin, Krankenhaus des Diako- niewerkes, 8806 Neuendet- telsau

Schmerzgrenze

Die Ausführungen („striktes Nein Häußlers zu einer prästationären Diagno- stik und poststationären The- rapie durch das Kranken- haus") können nicht mehr ohne Kommentar hingenom- men werden. Eine Fachgrup- pe zumindest, und zwar die der Radiologen und Nuklear- mediziner, muß sich jetzt wirklich verhöhnt vorkom- men: der neue EBM, sollte er in der jetzigen Form beste- hen bleiben, wird eine Mög- lichkeit vorstationärer Dia- gnostik auf jeden Fall ver- nichten: eine zu erwartende Umsatzeinbuße von 30%, wie sie mir von meiner KV Südwürttemberg anhand des Quartals 1/87 in einer Ver- gleichsrechnung bestätigt wurde, bedeutet für eine Pra- xistyp mit einem Unkosten- anteil von ca. 70-80% das AUS. Wo . . . soll also noch eine radiologische oder nu- klearmedizinische vorstatio- näre Diagnostik im nächsten Jahr erfolgen? .. .

Dr. Gotthold Hiller, Ra- diologe und Nuklearmedizi- ner, Im Vogelherd 1, 7430 Metzingen

A-3496 (8) Dt. Ärztebl. 84, Heft 51/52, 19. Dezember 1987

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