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Chinas «Bordeaux»

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 12/08

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ANGELAKREIS-MUZZULINI, WEINJOURNALISTINBERNERZEITUNG info@wine-abc.ch

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m Gegensatz zur Schweizer Bevölkerung, die im Durchschnitt pro Kopf und Jahr etwa 37 Liter Wein konsumiert, bringen die 1.3 Milliarden Bier und Reis- wein liebenden Chinesen es zurzeit auf rund einen Viertelliter. Kein Wunder, dass sich da der Weinkon- sum auf eine kleine finanzkräftige Schicht konzen- triert und die Weinproduzenten aus aller Welt grosses Absatzpotenzial wittern. «Wer in China Wein trinkt, kauft ihn nicht, wer Wein kauft, verschenkt ihn», er- zählt der österreichische Weinprofi Kurt Schwarzen- berger aus seinem chinesischen Alltag. Wein ist im bevölkerungsreichsten Land der Erde immer noch ein fast unerschwingliches Luxusgut. Weinspezialist Schwarzenberger führt im Bezirk Changli, der chine- sischen Provinz Hebei, gemeinsam mit dem Besitzer Gernot Langes-Swarowski und dem Chinesen Ren Jing die Bodega Langes. «Changli», schwärmt er, «er- innert an den bekannten Badeort Jesolo an der italie- nischen Adriaküste. Hier lebt die Bevölkerung vom Sommertourismus sowie vom Obst- und Weinbau.»

Chinas «Bordeaux»

«Goldene Küste» nennt sich der 270 km südöstlich von Peking und 12 km vom gelben Meer entfernte Landstreifen, wo das 1999 vom Swarowski-Besitzer gegründete Weingut im vergangenen Jahr den Ertrag von 600’000 kg eingebracht hat und rund eine halbe Million Flaschen abgefüllt werden. Auf 70% des ef- fektiven Potenzials schätzt Schwarzenberger diese

Menge des erst achtjährigen, 188 ha grossen Rebbau- betriebs. Das Gut mit rund 300 Mitarbeitern befindet sich an bester Lage, denn in der als «Bordeaux von China» bezeichneten Provinz herrschen mit heissen Sommertagen und kühlen Nächten ideale Weinbau- bedingungen. Hebei repräsentiert etwa 15% der 260’000 ha umfassenden Gesamtrebfläche Chinas.

Von Osten bis Nordwesten

Die wichtigsten Weinbauregionen liegen an der Ost- küste und ziehen sich von Shanghai bis an die Gren- ze zur Mongolei. Neben Hebei sticht die zwischen dem Golf von Bohai und dem gelben Meer gelegene Halbinsel Shandong am Unterlauf des gelben Flusses (Huang He) als exzellentes Weingebiet hervor. Diese Region produziert nahezu die Hälfte des chinesi- schen Weins. Hier gedeihen die klassischen Europäer- Reben wie Chardonnay, Riesling, Chenin blanc, Ge- würztraminer, Müller-Thurgau, Sauvignon blanc bei den Weissen und bei den Roten Cabernet Sauvignon, Blaufränkisch, Gamay, Malbec, Merlot, Pinot noir, Sa- peravi und Syrah am besten. Weitere Gebiete sind Ti- anjin, Liaoning und Jilin. Grösstes Weinbaugebiet ist indessen das im Nordwesten gelegene Xinjiang, das einen Drittel der chinesischen Rebfläche umfasst.

Grosse Investitionen

Rund 30 Mio. Dollar hat die Firma Gernot Langes- Swarovski & Co. in Wattens in Tirol in das von ein- zelnen Bauern erworbene riesige Grundstück und den Aufbau des hochmodernen Rebguts investiert.

Alle Maschinen, die Kellerausrüstung und auch das Know-how der Weinbau- und Weinbereitungskunst stammen aus Europa. Weil der Import europäischer Eiche viel zu teuer zu stehen käme und China im Nor- den über riesige Eichenbestände verfügt, veranlasste die Geschäftsleitung kurzum den Bau einer eigenen Barrique-Fabrik. 4000 Barriques werden hier pro Jahr hergestellt, 10’000 sollen es in wenigen Jahren sein.

Besonders stolz ist Schwarzenberger jedoch auf das Herzstück des Weinbetriebs, die in den Fels gebaute, kirchenhohe Kellerei, wo der Wein in 1200 Barriques auf verschiedenen Etagen heranreift.

Weingut als PR-Instrument

«Unser Wein ist eigentlich nur für den chinesischen Markt inklusive Makao, Hong Kong und Taiwan ge- WEINBAU

Das Reich der Mitte entdeckt den Wein

China gilt als kommende Wirtschaftsmacht. Auch auf dem Weinmarkt ist mit dem Reich der Mitte in Zukunft zu rechnen. In der Provinz Hebei leistet der österreichische Weinprofi Schwar- zenberger mit dem Weinbaubetrieb «Bodega Langes» Starthilfe. Das Branchenwachstum von 20% pro Jahr weckt bei den Chinesen das Interesse am Wein.

Chinas Weinbaure- gionen. (Grafik: Ber- ner Zeitung)

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 12/08 11 dacht», beantwortet der Chinakenner Schwarzenber-

ger die Frage nach den wichtigsten Absatzgebieten des chinesischen Weins. Doch das Weingut ist auch für die offizielle Beziehungspflege vor Ort wichtig.

Viele hochrangige Politiker und Wirtschaftsleute aus der Provinz, der Staatsregierung und aus Europa zählen zu den Gästen der Bodega Langes. Auch für die chinesischen Swarowski-Gäste in Europa wird ein Kontingent verschifft, denn die Chinesen offenbaren sich als äusserst patriotisch.

Erst seit Kurzem wichtig

Trotz des Nachweises, dass die Chinesen schon in der Antike Wein herstellten, spielte die «Grapewine»-Pro- duktion in China noch bis weit in die Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts keine grosse Rolle. Grund da- zu gab der kaiserliche Erlass im 14. Jahrhundert, die Reben durch Getreide zu ersetzen. In den letzten zehn Jahren hat sich der Weinbau gemäss der in Paris domizilierten Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) zum wichtigsten Wachstumsmotor des Landes entwickelt. Die Jahresproduktion stieg seit Anfang der Neunzigerjahre um das Dreifache auf 360 Mio. Liter an. Damit liegt China hinter Spanien, Frankreich, Italien, Amerika und Argentinien weltweit auf Platz sechs der grössten Wein produzierenden Länder. Heute hat sich das Wachstum bei 20% einge- pendelt. Weil der Staat Partnerschaften mit ausländi- schen Investoren, Önologen und Weinfachleuten kräf- tig unterstützt, dürfte Chinas Weinbaubranche auch in den kommenden Jahren kräftig weiter wachsen.

Interesse am Wein erwacht

Mit dem Branchenwachstum steigt bei den Chinesen auch das Interesse am Wein. Wurde ein Korkgeruch lan- ge Zeit nicht als Fehler anerkannt, sondern dem Eigen- geschmack des Weins zugeschrieben, setzt sich die Kunst des Verkostens nach westlicher Art in Liebhaber- kreisen langsam durch. Erste Degustationszirkel haben sich gebildet. Und vom 23. bis 26. September 2007 fand in Yantai, der heimlichen «Weinhauptstadt Chinas» in der Region Shandong während der traditionellen Obst- und Weinbaumesse «Intervitis Interfructa China» erstmals das

«China Yantai International Wine Festival» statt. Durch die Mitwirkung der OIV, das eine baldige Mitgliedschaft der Chinesen begrüssen würde, erhielt die Veranstaltung ohne Zweifel internationale Aufmerksamkeit.

Kurt Schwarzenberger freut sich über den konti- nuierlichen Besucheranstieg ausländischer Gäste auf der Bodega Langes mit dem luxuriösen Gästehaus.

Wenn die mehrheitlich unveredelten Reben von der Reblaus verschont bleiben, dürfte auch auf dem eu- ropäischen Weinmarkt schon bald mehr Wein aus China zu entdecken sein.

Quellen

www.bodega-langes.com, www.wein-plus.de, www.best-of-wine.com, www.messe-stuttgart.de, www.oiv.int

WEINBAU

Die «Top 10» erzeugen vier Fünftel der Gesamtproduktion

Durch Partnerschaften mit ausländischen Unternehmen, Önologen und Weinfachleuten wurden seit 1990 über 100 neue Weinbaubetriebe gegründet. Heute zählt China rund 500 Weinproduzenten. Doch 80% der gesamten Weinproduktion fallen auf die zehn grössten «Weinfabriken».

Zu den wichtigsten Weingütern gehören:

Unternehmen Provinz Ausländischer Partner, Homepage Yantai Changyu Winery Yantai www.changyu.com

Great Wall Torres Winery Shasheng Bodega Miguel Torres (Spanien) www.grapewallofchina.com

Dynasty Winery Tianjin Rémy Martin, www.dynasty-wines.com Weilong (Great Dragon) WineryLongkou

Huadong Winery Shandong Besitzer: Hiram Walker Wines & Spirits (HK) Ltd, ein Unternehmen des britischen Gross- konzerns Allied Domecq

Dragon Seal Beijing Pernod-Ricard, www.dragonseal.com Hua Xia Winery Anhui www.huaxia-greatwall.com Marco Polo Winery Italienische Investoren

L’Empire du Milieu découvre le vin

La Chine est considérée comme une grande puissance économique naissante. Sur le marché du vin aussi, l’Empire du Milieu est en train d’émerger. Les 1.3 milliards de Chinois, grands amateurs de bière et d’eau-de-vie de riz, apprécient aussi le vin: ils en consomment environ un quart de litre par tête d’habitant (contre 37 L/par tête d’habitant pour la population suisse). Le vin reste un luxe presque inabordable dans le pays le plus peuplé de la planète. L’Autrichien Gernot Langes-Swarovski a compris depuis des années quel potentiel recelait le marché chinois et il a construit sur la «Côte d’or»

à 270 km au sud-est de Pékin son domaine Bodega Langes qui s’étend sur une superficie de 188 ha.

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ÉSUMÉ

Wenn die mehrheitlich unveredelten Reben von der Reblaus verschont bleiben, dürfte auch auf dem europäischen Weinmarkt schon bald mehr Wein aus China zu entdecken sein. (Foto: Bodega Langes)

Referenzen

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