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Archiv "Alt oder Kölsch: Auf ganzjährigen Karneval verzichten" (17.03.2000)

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lich als Geschäftsmann und somit als das, zu dem er in Zeiten knapper Ressourcen zunehmend geworden ist.

Das mag am Ego eines sich vormals an seinem Ethos messenden Standes kratzen.

Dennoch: Ich als Patient wür- de lieber den guten Ge- schäftsmann konsultieren, der mich zu meiner Zufriedenheit behandelt (sodass ich – natür- lich frühestens im nächsten Quartal – wiederkomme), als den patriarchalischen Besser- wisser, der aus dem unwe- sentlichen Wissensvorsprung, wie man ein Hüftgelenk ein- baut, das Recht ableitet, mich als unmündigen Schutzbefoh- lenen in Diminuierungsritua- le einzubauen. Daher plädie- re ich dafür, den Begriff des Kunden nicht vorschnell zu verwerfen.

Jürgen Horn, Königstraße 19 a, 66578 Schiffweiler

Suchterkrankung

Zu dem Beitrag „Alkoholkranke Ärz- te: Die Existenz steht auf dem Spiel“

von Alexandra Endres in Heft 1–2/2000:

Wenig objektiv

Ich freue mich sehr, dass das DÄ auf die Suchterkran- kungen bei Ärzten eingeht, und im ersten Teil des Arti- kels werden wichtige Infor- mationen weitergegeben. Ich möchte Sie dazu ermuntern, dieses immer wieder zu tun, weil es ein großes Problem ist.

Ich bin allerdings über- rascht, dass Ihre Berichterstat- tung wenig objektiv ist und ei- ne Fachklinik besonders „wer- bend“ darstellt. Wenn Sie über Behandlungsmöglichkeiten berichten, finde ich es wichtig, dieses objektiv zu tun, sodass ich mich veranlasst sehe, die-

sen Leserbrief zu schreiben.

Ich bin in zwei Vorständen bundesweiter Suchtverbände tätig und habe auch dort die- ses Thema angesprochen.

Dr. med. Thoma Redecker, Ärztlicher Direktor der Kli- nik am Hellweg, Fachkran- kenhaus für suchtkranke Män- ner, Robert-Kronfeld-Straße 12, 33813 Oerlinghausen

Alt oder Kölsch

Zu dem Feuilleton-Beitrag „Eine Fra- ge der Ideologie“ von Prof. Dr. phil.

Jörg Engelbrecht in Heft 9/2000:

Auf ganzjährigen Karneval verzichten

„Denn im Karneval – so weiß jeder Rheinländer – hört der Spaß auf.“ Endlich ein herzerfrischender anders- gearteter Beitrag, der sich an-

genehm abhebt von allen übrigen Artikeln im DÄ, bei denen wir nur noch wehmütig hinter den für uns Praktiker unerreichbaren tollen Ergeb- nissen einer grenzenlos weiter- eilenden, notwendigen medi- zinischen Forschung her- schauen dürfen, in dem Be- wusstsein, dass bei uns die begrenzte Finanzierung nur noch für begrenzte Behand- lungsmöglichkeiten reicht.

Ein Kollege drückte es kürzlich so aus: Was nützt mich das Lesen von Fortbil- dungslektüre, wenn ich die dort vorgestellten neuen Me- dikamente wegen Strafan- drohung bei Überschreitung meines Arzneimittel-Budgets erst in 15 Jahren nach Ablauf des Patentschutzes und nach Preissenkung als Generika verordnen kann, ich bis dahin aber längst vergessen habe, was ich heute darüber las, und

A-662 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 11, 17. März 2000

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zudem dann die Behandlung schon längst wieder anderen, neueren Standards unterwor- fen ist. Erfahrungsgemäß ist nämlich der Behandlungsver- such von gestern die Schul- medizin von heute und das obsolete Verfahren von mor- gen. Und vieles ist nach 15 Jahren obsolet.

Während also unsere Pati- enten aus dem Krankenhaus mit aktuellen Medikamenten eingestellt entlassen werden, soll ich sie mit Medikamenten weiterversorgen, die vor 15 Jahren aktuell waren. Oder sollen wir unsere Therapie bei Rekonvaleszenten nach Krankenhausaufenthalt ein- leiten mit den freudigen Wor- ten zum Empfang: „Oh, Sie sehen aber gut erholt aus, glatte 15 Jahre jünger . . .?“

Hier ein Angebot an die Politiker: Ärzte und Patienten verzichten zukünftig auf das Privileg eines ganzjährigen Karnevals im Gesundheitswe- sen – so schwer uns die Um- stellung auch fallen wird – zu- gunsten einer Budgetierung auf die üblichen närrischen Wochen. Als Gegenleistung öffnen die Politiker dann die inflexible Begrenzung der Fi- nanzierung des Gesundheits- wesens. Schließlich schafften sie ja auch die Öffnung des Ei- sernen Vorhangs . . .

Dr. med. Dieter Feldmann, Schulstraße 5, 37431 Bad Lau- terberg

Israel

Zu dem Beitrag „Medizin und Antise- mitismus: Deutsch-israelischer Dia- log“ von Gisela Klinkhammer in Heft 5/2000:

Dialog weder möglich noch erwünscht

Nach der Lektüre Ihres Artikels fragte ich mich, wie man das Treffen in Yad Vashem als „Deutsch-israeli- schen Dialog“ bezeichnen kann. Dialog bedeutet, dass beide Seiten ihren Stand- punkt darlegen und dann dar- über reden können. In Yad Vashem hat aber nur die eine Seite geredet. Die deutschen

Ärzte haben wie immer bei deutsch-jüdischen Kontakten nur schuldbewusst die Köpfe gesenkt und allem zuge- stimmt, ohne ihrerseits anzu- sprechen, was auf jüdischer Seite nicht in Ordnung ist oder war.

Auch noch so großes Un- recht verbietet nicht, über Un- recht zu reden, das der be- geht, dem seinerseits Unrecht zugefügt wurde. Unrecht kann nicht durch anderes Unrecht gesühnt werden. Dies ist in anderem Kontext allgemein anerkannter Konsens. Nur wenn es um Juden und Deut- sche geht, gilt dieser Konsens nicht mehr, weil die Juden dies so wollen.

Gerade das Beispiel Wal- ser zeigt, welche Kampagne Kritik an Juden trotz aller Anerkennung des ihnen zu- gefügten Unrechts auslöst.

An dieser Stelle ein Wort für Walser einzulegen war den deutschen Teilnehmern of- fensichtlich nicht möglich.

Nun kann ich mir lebhaft Ihr Entsetzen vorstellen bei dem Gedanken, das Deutsche Ärzteblatt sollte eine öffentli- che Kritik an Juden üben. So weltfremd bin ich nicht, dies zu erwarten. Man begeht nicht kollektiven Selbstmord. War- um aber muss das DÄ unbe- dingt auch noch den täglichen Holocaust mitmachen, wenn doch klar ist, dass ein echter Dialog gar nicht möglich und nicht erwünscht ist. Geht es auch Ihnen nur darum, in selbstquälerischer Weise un- sere Schande hinauszuschrei- en? Warum nicht einfach den Mund halten beziehungsweise nichts darüber schreiben?

Bevor ich bei Ihnen jetzt aber ganz in der antisemiti- schen Ecke lande, möchte ich Folgendes klarstellen:

Bedingt durch den Beruf meines Vaters, wusste unsere Familie schon vor Kriegsende mehr über die Judenverfol- gung als die übrige Bevölke- rung. Unsere Eltern sprachen schon damals offen mit uns über das Unrecht, das Juden angetan wurde, und gingen da- mit ein großes Risiko ein, das nur der abschätzen kann, der in einem totalitären Regime

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mit Aushorchung der Kinder nicht linientreuer Familien gelebt hat. Nach Kriegsende gehörten wir zu den Multipli- katoren bei der Verbreitung der Wahrheit über die Gräuel der Konzentrationslager, als die Mehrheit unseres Volkes das Grauenvolle nicht glauben und nicht wahrhaben wollte, und wir ließen uns dafür schief ansehen oder beschimpfen.

Wir glaubten an eine Versöh- nung mit den Juden (nicht an ein Vergessen oder Totschwei- gen der Verbrechen). Wir standen auch voll hinter den Wiedergutmachungsleistun- gen und waren uns bewusst, dass damit das Unrecht nicht etwa abgegolten werden konn- te. Auch heute bin ich mir des ungeheuren Unrechts an den Juden und der über- großen Schuld, die unser Volk auf sich geladen hat, bewusst.

Aber heute fällt es mir schwer, an eine Versöhnung zu glau- ben, so wie die Juden sich heu- te verhalten. Da man niemand zur Versöhnung zwingen kann, werden wir mit unserer Schuld alleine fertig werden müssen.

Die Würde des Menschen ist unantastbar, auch die Wür- de der deutschen Menschen nach dem Holocaust. Wer dies bestreitet, muss sich fra- gen lassen, ob er die Men- schenrechte noch anerkennt.

Dr. med. Wolfhart-Dietrich Schmidt, Aachener Straße 9, 72760 Reutlingen

Tief betroffen

. . . Ich bin weder ein Freund der SPD noch ein Freund der Palästinenser.

Darüber hinaus bewundere ich die Juden ihrer großen wis- senschaftlichen und kulturel-

len Leistungen wegen. Trotz- dem, oder gerade deshalb, muss ich . . . Stellung nehmen: Mein Vater wurde 1929, meine Mutter 1932 und ich 1961 geboren. Wir alle waren weder im Krieg noch vom Al- ter her in der Lage, bewusst in der Zeit des Dritten Reichs zu denken. Selbst Herrn Schrö- der, der sich gerade für eine Entschädigung der Zwangsar- beiter eingesetzt hat, wird An- tisemitismus unterstellt. Als Bürger werde ich diese Ent- schädigung zahlen, weil die In- dustrie ihren ohnehin gerin- gen Anteil noch steuerlich ab- setzen darf. Dies ist pervers im höchsten Maße, denn die, die an den Naziverbrechen ver- dient haben, sollten auch be- zahlen. Insofern sollte eine vollständige Liste dieser Per- sonen, die von diesen scheuß- lichen Verbrechen profitiert haben (Aktionäre, Fabrikbe- sitzer, Lobbyisten etc.), un- berücksichtigt ihres Glaubens und ihrer Nationalität, erstellt und veröffentlicht werden, und dann sollten diese zahlen!

Nur diese, die damals davon profitierten, sollten geächtet werden und büßen, und nicht die, die jetzt vielleicht un- glücklicherweise Beteiligun- gen an irgendeinem Unter- nehmen erworben haben. Ich besitze im Übrigen keinerlei Aktien oder Beteiligungen.

Der Hass, der sich im Artikel im DÄ gegen uns alle, nur weil wir Deutsche sind, und gegen die Palästinenser, nur weil sie Palästinenser sind, richtet, macht mich tief betroffen. Ich kann nur hoffen, dass dadurch nicht wieder Gegendruck ent- steht, der rechten Populisten den Weg bereitet.

Dr. med. Andreas Pfeifer, Kernerstraße 13, 74189 Weins- berg

Nachrichtlich

Der Redaktion gehen zunehmend Zuschriften „nach- richtlich“ zu, darunter auch so genannte „offene Briefe“.

Adressat ist in allen Fällen ein Dritter. Die Einsender erhof- fen sich allerdings eine Veröffentlichung des Leserbriefes.

Grundsätzlich veröffentlicht das DÄ allerdings nur Origi- nal-Zuschriften. Gleichwohl werden auch nachrichtlich übermittelte Texte in der Redaktion sorgfältig gelesen. DÄ

Gynäkologie

Unerlässliches Werk

Hans A. Hirsch, Otto Käser, F. Anton Iklé unter Mitwirkung von Eva Neeser: Atlas der gynä- kologischen Operationen ein- schließlich urologischer, prokto- logischer und plastischer Eingrif- fe, 6., unveränderte Auflage, Ge- org Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1999, XIV, 716 Seiten, 1 242 Abbildungen, 11 Tabellen, ge- bunden, 498 DM

Das vorliegende Buch stellt ein unerlässliches Werk für einen Gynäkologen in der Ausbildung oder einen ferti- gen Facharzt dar. Von den klei- neren diagnostischen und the- rapeutischen Eingriffen über abdominale und vaginale Ope- rationen mit und ohne Sen- kungszustände sowie bei gut- artigen und tumorösen Er- krankungen, bis zu radikalen und ultraradikalen Karzinom- Operationen einschließlich der paraaortalen Lymphonodek- tomie werden alle Operatio- nen der äußeren und inne- ren Genitalorgane beschrie- ben. Die Mammachirurgie wird bei gut- und bösartigen tumorösen Erkrankungen so- wie bei Formänderung umfas- send behandelt. Ebenso wer- den urologische und prokto- logische Eingriffe einschließ- lich plastisch rekonstruktiver Eingriffe von ausgewiesenen Fachspezialisten beschrieben.

Der eigentlichen Beschrei- bung des Operationsablaufs wird die Pathophysiologie der entsprechenden Erkrankung vorangestellt. Die präoperati- ve Diagnostik, die indikations- bezogene Wahl des Operati- onsverfahrens, die bildlich und verbal hervorragend beschrie- benen einzelnen Operations- schritte erlauben eine präzise anatomische Vorstellung und ermöglichen dem grundausge- bildeten Gynäkologen die komplikationsfreie Durchfüh- rung eines jeden beschriebe- nen Eingriffs. Hier hilft beson- ders die kritische Beurteilung der verschiedenen Operati- onsverfahren, wobei auch die in der Literatur angegebenen Erfolgs- und Komplikations-

raten, insbesondere bei der präoperativen Aufklärung der Patientin, sehr hilfreich sind.

Endoskopische Operati- onstechniken werden nur am Rand erwähnt, obwohl nach Expertenaussage 90 Prozent der herkömmlichen gynäko- logischen Operationen heut- zutage auch endoskopisch durchgeführt werden können.

Deren Nichtbehandlung be- deutet jedoch keine Schmäle- rung des Wertes des vorlie- genden Werkes. Die Zukunft muss entscheiden, ob die mi- nimalinvasive gynäkologische Chirurgie ohne Erfahrung in der herkömmlichen gynäko- logischen Chirurgie zu erler- nen ist und in welchem Aus- maß sie diese ersetzen kann.

Heinrich Fendel, Köln

Psychophysiologie

Kein Buch für Praktiker

Michael Myrtek: Gesunde Kranke – kranke Gesunde.Psy- chophysiologie des Krankheits- verhaltens, Verlag Hans Huber, Bern, Göttingen u. a., 272 Seiten, kartoniert, 59 DM

Der Titel macht neugierig.

Die Frage nach Gesundheit und Krankheit der Menschen, mit denen wir es täglich zu tun haben, ist permanent von Be- deutung für die Entscheidun- gen, die zu treffen sind, auch wenn uns dies nicht bewusst ist. Das Buch trägt eine solche Fülle von Fakten aus verschie- densten Bereichen zusam- men, dass auch der interessier- te Leser wohl bald dazu über- geht, sich auf die Zusammen- fassungen am Ende der einzel- nen Kapitel zu beschränken.

Der Verlag nennt als Ziel- gruppen: Psychologen, Ärzte, vor allem in der Rehabilita- tion, medizinische Soziolo- gen, Psychophysiologen, Ex- perten im Gesundheitssy- stem, Studenten der Psycho- logie und Medizin. Sie alle werden von diesem Buch profitieren. Aber ein Buch für Praktiker scheint das nicht unbedingt zu sein.

Christian Laugs, Lübeck

Referenzen

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