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Uni-Report : Jg. 16 Nr. 1 vom 12. Januar 1983

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UNI.REPORT

12. Januar 1983 JOHANN WOLFGANG GOETHE-UNIVERSITÄT FRANKFURT Jahrgang 16 . Nr. 1

@

Datenverarbeitung imKlinikum

Im Zeitalter der elektroni- schen Datenverarbeitung ist es fast selbstverständlich, daß der Einsatz moderner Datenverar- beitungsmethoden auch in Krankenhäusern, die von ih- rem wirtschaftlicher). Potential her Großbetrieben der Indu- strie nicht nachstehen, Einzug hält. Im Universitätsklinikum Frankfurt wird die elektroni- sehe Datenverarbeitung so- wohl im Verwaltungsbereich als auch in der unmittelbaren Krankenversorgung eingesetzt.

Während dieser Einsatz im Verwaltungsbereich das Universitätsklinikum hat ein jährliches Umsatzvolumen von etwa 280 Millionen Mark und beSChäftigt etwa 4000 Mitar- beiter - weit fortgeschritten ist, muß für die Datenverar- beitung in der Krankenversor- gung noch erhebliche Pionier- arbeit gleistet werden.

In den letzten Wochen konnte der Umbau eines ehemaligen Schwesternhauses in ein Funktionsgebäude mit einem Gesamtaufwand von ca. 5,5 Millionen Mark abgeschlossen werden. Dabei handelt es sich um ein Gebäude, das erstmals 1953 in Betrieb genommen wurde; die Herstellungskosten betrugen damals 1,2 Millionen Mark. Aufgrund zurückgegan- gener Nachfrage nach Wohn- heimplätzen und dringendem anderen Raumbedarf wurde Ende 1980 mit den Umbauar- beiten zur Herrichtung von Büroräumen für die Abteilun- gen Rechnungswesen und Technik der Verwaltung sowie die Abteilung für Dokumenta- tion und Datenverarbeitung des Zentrums der Medizini- schen Informatik begonnen.

Die Bauzeit betrug insgesamt zwei Jahre.

Die 1976 gegründete Abteilung für Dokumentation und Da,- tenverarbeitung war bis zu ih- rem Umzug mit ihren moder- nen und teuren EDV -Anlagen in der ehemaligen Baracke der Bauleitung des Zentralbaues provisorisch untergebracht.

Ihr Umzug gestaltete sich ins- besondere deshalb sehr schwierig, weil ein unter- brechungsloser Betrieb der Datenverarbeitungsanlagen gewährleistet sein mußte und es dazu erforderlich war, vor- übergehend auch Rechneran- lagen des Universitätsklini- kums Gießen in Anspruch zu nehmen.

Die Abteilung für Dokumenta- tion und Datenverarbeitung ist zur Erfüllung ihrer Aufgaben mit mehreren EDV -Anlagen ausgestattet. So verfügt sie über eine ausfallsichere Mehr- prozessoranlage für die patien- tengebundene Datenverarbei- tung, die Unterstützung der Krankenversorgung und die pa tien tenorien tierte Forschung sowie über einen Kompakt- computer für die sog. Verwal- tungsverfahren. Ein weiterer Rechner steht für die Befund- dokumentation und Arztbrief- schreibung zur Verfügung. Al- le Rechner sind über einen speziellen Netzverteiler mit der Telefonanlage des Klini- kums verbunden. Datenendge-

räte, das sind Bildschirme und Vor-Ort-Drucker, gibt es in praktisch allen Verwaltungs- stellen, vielen klinischen Zen- tren und in Forschungsberei- chen.

Im Bereich der Verwaltung wurde es im Zusammenhang mit der Einführung des kauf- männischen Rechnungswesens

zum

1. 1.

1982 notwendig, EDV-

Verfahren in der Finanzbuch- haltung, der Lagerverwaltung

und

der Patientenaufnahme und Abrechnung einzusetzen. Für die Aufnahme der ca. - 30 000 stationären und ca. 150000 am- bulanten Patienten im Jahr wurde ein eigenes EDV-Pro- gramm entwickelt, das auch in den Universitätsklinika Gie- ßen und Marburg eingesetzt wird. Dieses System entlastet vor allem auch den Pflege- dienst auf den Stationen, da für jeden aufgenommenen Pa- tienten ein sogenannter Etiket- tensatz erstellt wird, mit dem die Verwaltungsarbeit der Schwestern und Pfleger, z. B.

bei Anforderung von Röntgen- und Laborbefunden oder der Bestellung von Essen, erheb- lich vereinfacht wird.

In einer Patientendatenbank werden die Daten der hier be- handelten Patienten gespei- chert. Sowohl die behandeln- den Arzte als auch bestimmte lVIibrbeiter der Verwaltung können auf diese Patientenda-

tenbcm~

zurückgreifen. Der Verw2ltung ist es dadurch möglich. die zirka 60000 für die stätionär aufgenommenen Patienten anfallenden Rech- nungen schnell und mit einem vergleichsweise geringen Auf- wand zu erstellen. Vor allem aber werden über die Patien- tendatenbank dem

·

behandeln- den Arzt auch noch nach Jah-- ren die Patientendaten von al- len Behandlungen zur Verfü- (Fortsetzung auf Seite

2)

Zum

1.

Zum 2.

Die Johann Wolfgang Goethe- Universität erhält einen neuen Computer. Am 30. Dezember hat Präsident Hartwig KeIm den Kaufvertrag über einen Großrechner der Firma Sperry-Univac für zehn Millionen Mark unterzeichnet. Der Computer stammt aus der neuesten Entwicklung. Die Serie kommt erst Mitte dieses Jahres auf den Markt. In der Universität wird die Anlage An- fang 1984 aufgestellt und in Betrieb genommen. Der Computer wird als Hauptrechner für wissen- schaftliche Aufgaben in Lehre und Forschung eingesetzt. Er dient außerdem der Ausbildung von Studierenden. Neben der Universität werden auch die anderen staatlichen Hochschulen der Frank- furter Region an den Großrechner angeschlossen: die Fachhochschulen in Frankfurt und Wies- baden, die Musikhochschule Frankfurt und die Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Im Endstadium sollen über 200 Terminals mit der Anjage verbunden sehl. Die neue Anlage hat eine vielfache Leistung des alten Computers und wird die bisher bestehenden Engpässe bei der Datenverarbeitung beheben, (Das Foto zeigt Herrn Walter Haemmerle, Geschäftsführer der Sperl'Y-Univac Deutschland, und Universitäts- Präsident Prof. Dr. Hartwig KeIm bei der Unter- zeichnung des Kaufvertrages.)

Die nächste Ausgabe von UNI-REPORT erscheint am 26. Januar 1983. Redaktionsschluß ist am 17. Januar, 12.00 Uhr.

UNI-REPORT steht im Rahmen seiner Möglichkei- ten allen Universitätsmit- gliedern für Veröffent- lichungen zur Verfügung.

Bibliotheksführungen ?

~ Ja, bitte!

Bibliotheksführungen . für Erstsemester werden von der Stadt- und Universitätsbiblio- thek / Senckenbergischen Bi- bliothek bereits seit langem angeboten und durchgeführt.

Ziel dieser Veranstaltungen ist es, den neuen Studenten einen ersten Überblick über den Aufbau, das Dienstleistungs- angebot und die Benutzungs- möglichkeiten der Universi- tätsbibliothek zu geben. Die Führungen, die zirka eine Stunde dauern, sind fachspezi- fisch ausgerichtet und umfas- sen neben allgemeinen Hin- weisen auf Benutzungsord- nung und Anmeldeformalitä- ten eine kurze Darstellung der einzelnen Kataloge, ihres Auf- baus und ihrer Funktion, einen Besuch des für das Studien- fach relevanten Lesesaals, Be- Sichtigung der Lehrbuch- sammlung und des "Offenen Magazins" und - je nach Fach - Informationen über wichti- ge bibliographische Nachschla- gewerke.

Schließlich werden die Stu- dienanfänger darauf hingewie- sen, daß sie bei auftauchenden Schwierigkeiten die Dienste der Informationsstelle in An- spruch nehmen können.

kräfte vermittelt werden, wäh- rend die daran anschließenden- den speziellen Veranstaltungen - g, egebenenfalls auch im Zu- sammenhang mit praktischen Übungen - sowohl von Bi- bliothekaren als auch von in- teressierten Wissenschaftlern durchgeführt werden können.

Der Service der Erstsemester- führungen wird vor allem in den ersten Semesterwochen erfahrungsgemäß sehr stark in Anspruch genommen. Um hierbei besser planen und ko- ordinieren zu können, richtet die Bibliothek folgende Bitten an die mit der Betreuung von Erstsemestern befaßten Wis- senschaftler und Tutoren:

- Bitte kommen Sie nicht un- angemeldet zu einer Führung in die Universitätsbibliothek.

- Melden Sie bitte eine Füh- rung etwa eine Woche vor dem gewünschten Termin bei der Informationsstelle an (Telefon:

2463 oder 133-205 bezie- hungsweise über Postnetz 7907-205).

- Beachten Sie bitte, daß die Gruppen möglichst nicht mehr als 15 Personen umfassen soll- ten.

Zum 3. Wir werden die Bibliothek weiter beobachten und gege- benenfalls wieder berichten.

Die Grundinformationen, um die es bei diesen Führungen geht, sollten sinnvollerweise durch bibliothekarische Fach-

Eine Berücksichtigung dieser

Bitten ermöglicht der Biblio-

thek eine sachgemäße Betreu-

ung und bietet den Studienan-

fängern bessere Informations-

möglichkei ten.

(2)

Seite 2 Mittwoch 12. Januar

Datenverarbeitung.

(Fortsetzung von Seite 1) gung stehen. So ist es für den Arzt besonders wichtig, sehr kurzfristig auf alle Informatio- nen bisheriger Behandlungen seines Patienten zurückgreifen zu können. Dies gilt zum Bei- spiel für Diagnosen, ange- wandte Therapien, Operatio- nen oder Risikofaktoren. Der schnelle Rückgriff auf bereits vorhandene Patientendaten ist immer dann lebenswichtig, wenn es sich um sogenannte Risikopatienten handelt.

Wertvoll ist die EDV-Unter- stützung aber auch bei der Be- handlung chronisch erkrankter Patienten, die zum Teil über Jahre im Frankfurter Klini- kum behandelt werden. Ty- pisch hierfür ist zum Beispiel die Betreuung von Patienten über viele Jahre in der Diabe- tiker-Ambulanz des Zentrums der Inneren Medizin.

Die Abteilung für Dokumenta- tion und Datenverarbeitung bat neben der Unterstützung der Krankenversorgung auch die Aufgabe, die BereiiChe For- schung· und Lehre durch EDV zu unterstützen und innerhalb des Fachgebietes medizinische Informatik Forschung und Lehre zu betreiben. Neben der betriebsorientierten und pa- tientenorientierten Datenver- arbeitung unterhält die ADD daher eine Reihe von Verfah- ren für Mediziner.

In diesem Zusammenhang ist das Forschungsproj ekt

"BAIK" zu nennen. BAIK steht für Befunddokumenta- tion und Arztbriefschreibung in Krankenhäusern. Pilotan- wendungen im Klinikum sind die Sektionsberichtsschreibung im Zentrum für Pathologie,

~ ' . .

Spezialdokumentationen über Wachstumshormonstörungen und für die Diabetikerambu- lanz im Zentrum der Inneren Medizin sowie weitere Doku- mentationen für die Herzchir- urgie und die Sportmedizin.

BAIK ist ein EDV-Verfahren, das die Befunddokumentation und Arztbriefschreibung im Krankenhaus mit modernen Textverarbeitungstechniken unterstützt und das, finanziert durch Bund und Länder, von dem Leiter der Abteilung für Dokumentation und Datenver- arbeitung, Professor Dr. med.

Wolfgang Giere, und seinen Mitarbeitern entwickelt und in Arztpraxen und auch in Mo- dellkrankenhäusern fast aller Bundesländer erI?robt wurde.

BAIK verbindet die Vorteile eines Textautomaten mit den Vorteilen computergestützter Dokumentation und Datenaus- wertung und entlastet ärztli- ches und Verwaltungspersonal bei Befundberichten und Arzt- briefschreibung. Der Einsatz von BAIK kommt letztlich auch dem Patienten zugute, denn die Verbesserung der Do- kumentation und die schnelle Weitergabe eines Befundes un- terstü tzen den Arzt bei der Be- handlung seines Patienten.

Insgesamt ist festzustellen, daß mit Abschluß der Umbaumaß- nahme die Abteilung Doku- mentation und Datenverarbei- tung des Zentrums der medizi- nischen Informatik und die Verwaltungsabteilungen Rech- nungswesen und Technik räumlich gut alJsgestattet sind und damit ihren Versorgungs- aufgaben für die Krankenver- sorgung besser nachkommen können.

,.' .~ Aus . den'Gremien

. - . .

Sitzung des Ständigen Aus- schusses III für Haushalts- angelegenheiten am

.

2. Dezem- ber 1982

In Ausführung der Stellenbe- wirtschaftungsvorschriften für das Haushaltsjahr 1982 hatte der Ausschuß über die Erbrin- gung von 19 sogenannten Dau- ersperren zu befinden, die fol- gendermaßen zugeordnet wur- den: vier Professuren, drei

Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter, sieben Stellen für sonstige Mitarbeiter sowie fünf Stellen für pädagogische Mit- arbeiter.

Einvernehmlich mit dem Fachbereich Erziehungswis- senschaften wurde der Schwerpunkt Erwachsenenbil- dung stellenplanmäßig neu strukturiert, so daß dieser Be- reich in Zukunft auch in Frank- furt durch eine C 4-Professur vertreten ist.

Einen besonderen Schwer- punkt der Sitzung bildete die Beschlußfassung über die Neu- strukturierung des Didakti- schen Zentrums. Bei Stellen- abzügen aus den bisher dem Didaktischen Zentrum zuge- ordneten Arbeitsbereichen er- folgte gleichzeitig der stellen- planmäßige Ausbau des neuge- schaffenen Arbeitsbereichs Deutsch als Fremdsprache.

Im Rahmen der beabsichtigten Eingliederung der Sportwis- senschaften in den Fachbe- reich 21 (bisher Ökonomie) wurden seitens des Haushalts- ausschusses die stellenplanmä- ßigen Voraussetzungen ge- schaffen.

Bei den Raumangelegenheiten hatte sich der Ausschuß mit der Neubelegung des Gebäudes Robert-Mayer-Straße 11 zu befassen? das durch die Erstel- lung eines Neubaus für die Physikalische Chemie in Nie-

derursel in 1984 frei wird. Vor- gesehen ist die Unterbringung von Teilen der Biochemie, Le- bensmittelchemie, Didaktik, Physik sowie der Polytechnikl

Arbeitslehre.

Sitzung des Ständigen Aus- schusses 11 vom 9. 12. 1982 Der StA für Organisationsfra- gen, Angelegenheiten der For- schung und des wissenschaftli- chen Nachwuchses (Il) hat in seiner Sitzung vom 9. 12. 1982 die Einfürhung eines allgemein verbindlichen "akademischen Jahres" beschlossen. Das aka- demische Jahr beginnt am 1.

Oktober und endet am darauf- folgenden 30. September. Nach dieser Regelung sollen sich in Zukunft die Amtszeiten der direkt gewählten. Gremien wie Konvent und Fachbereichsräte und die von ihnen eingerichte- ten Ausschüsse richten. Ebenso sollen die neugewählten Deka- ne und geschäftsführenden Di- rektoren ihr Amt zum 1. Okto- ber in Zukunft antreten. Diese neue Regelung tritt ab 1. Okto- ber 1983 in Kraft.

Weiterhin hat sich der StA II mit der Promotionsordnung des FachbereichS Informatik befaßt. Der Fachbereich Infor- matik als neuer Fachbereich hatte bisher keine eigene Pro- motionsordnung. Der Fachbe- reich Informatik wird sich in Zukunft an die neue Promo- tionsordnung der naturwissen- schaftlichen Fachbereiche an- schließen. Da diese noch nicht genehmigt ist, hat der Fachbe- reich Informatik den gegen- wärtigen Entwurf der neuen Prorpotionsordnung zur Ge- nehmigung vorgelegt. Der StA II hat diese mit geringfügigen Änderungen an den Senat wei- tergeleitet.

Ringvorlesung : Frauen an der Universität. Leserbrief von Prof. Dinges

im

Uni-Report vom 12.12.1982.

Prof. Dinges sorgt sich in sei- nem Leserbrief um die Wert- freiheit der Mathematik und anderer Wissenschaften

'

und will diese Disziplinen gegen Feministen verteidigen. Er macht sich Sorgen um den all- gemeinen Zugang zu den Hör- sälen mit den Worten: "Gibt es demnächst vielleicht auch wie- der einmal Veranstal tungen über ,deutsche Physik' nur für Arier?" Erstaunlich ist dabei nicht nur die Gleichstellung der Feministinnen mit den Na- zis, die sich logisch und sach- lich (für Prof. Dinges in dieser Reihenfolge; ich kenne ihn schließlich durch seine Plä- doyers!) nicht rechtfertigen läßt. Noch bemerkenswerter ist, daß der Mathematiker Din- ges zwar die Bemühungen von Nationalsozialisten um eine

"Deutsche Physik", nicht aber die um "Deutsche Mathema- tik"

(im

Gegensatz zur "Ge- gentypischen Mathematik") kennt. Die Geschichte des ei- genen Fachs ist Dinges wohl weitgehend unbekannt! Sonst könnte ihm auch nicht unbe- kannt sein, daß die Mathema- tik sich im Laufe der Zeiten (selbst der letzten zwei Jahr- hunderte) enorm gewandelt ha t, daß damalige Beweise heute nicht mehr anerkannt werden, daß besonders in der Mathematik sich ein männli- ches, schein-rationales und schein-abstraktes Denken durchsetzte. Falls Prof. Dinges dies abstreiten wird, bin ich gerne bereit, eine Podi- umsdiskussion zu organisieren, in der neben Vertreterinnen einer feministischen Wissen- schaft auch H. Breger (Mathe- matikhistoriker) und er teil- nehmen sollten, um den Wahr- heitsgehalt meiner Thesen zu untersuchen. (Viel davon fin- det sich 'übrigens schon in der letzten Nummer der wissen- schaftskritischen Zeitschrift Wechsel wirkung!)

Engelbert Schramm (Student, FB Biologie)

Weibliche Wissenschaft

* im

weiblichen Getto

An der Universität wird eine Ringvorlesung über Fragen

"weiblicher Wissenschaft" an- gekündigt, die mit dem Ver- merk versehen ist: nur für Frauen. Es ist dies, meines Wissens nach, die erste wis- senschaftliche Veranstal tung an der Universität Frankfurt seit 1945, von der eine be- stimmte Gruppe von Universi- tätsmitgliedern gekenn-

Zentraler Wahlvorstand

Der Konventsvorstand der Universität hat in seiner Sit- zung am 3. Januar 1983 für die im kommenden Sommerseme- ster anstehenden Wahlen zum Konvent und zu den Fachbe- reichsräten folgenden Zentra- len Wahlvorstand' gebildet:

Gruppe Professoren: Professor Dr. Friedrich Wächter, FB Physik (Vertreter: Professor Dr. Ernst Mohler, FB Physik);

Gruppe Wissenschaftliche Mit- arbeiter: Dr. Helmut Müller, FB Physik (Vertreter: Dr. Jörg Kujaw, Didaktisches Zentrum);

Gruppe Studenten: Michael Theis (Vertreter: Konrad Rem- mele);

Gruppe Sonstige Mitarbeiter:

Christa Schimmelpfennig, Prä- sidialabteilung/Vertreterin:

Heidemarie Barthold, Pla- nungsgruppe)

zeichnet durch unveränderba- re phy.siologische Merkmale - von der Teilnahme ausge- schlossen wurde.

Ich halte dieses Verbot für wi- derrechtlich; darüber hinaus - und mir wichtiger erschei- nend - betrachte ich das Vor- gehen der für die Ringvorle- sung verantwortlichen Frauen als eine Absage an das Prinzip zwischenmenschlicher ra tiona- ler Kommunikation, in dem al- lein der Gesprächspartner als potentiell gleichwertiges We- sen anerkannt wird; ein Prin- zip, das die Grundlage des in zi vilisierten Gesellschaften existierenden Wissenschafts- verständnisses bildet und des- sen Verletzung den Zerfall der Wissenschaft - und der Uni- versität - in eine Vielzahl miteinander nicht mehr kom- munizierender oder kommuni- kationsfähiger Gruppen impli- ziert. Es bleibt Frauen - wie Mitgliedern jeder anderen Gruppe - unbenommen, sich ihre Freunde, Partner, Be- kannten frei nach selbstge- wählten Kriterien auszusu- chen. Denn es ist Teil unseres Freiheitsbegriffs, daß man sich im nichtöffentlichen Bereich mi t Menschen umgeben kann, in deren Gesellschaft man sich wohl fühlt, wobei religiöse, rassische, ethnische oder ge- schlechtsspezifische Kriterien natürlich relevant sein kön- nen. Dies gilt jedoch nicht für den öffentlichen Bereich und schon gar nicht für den wis- senschaftlichen. Mit Recht verachten wir den unseligen Begriff einer "jüdischen" oder

"arischen" Physik oder Mathe- matik. Ich halte es für uner- träglich, daß ein Thema wie

"women's studies" - sofern es nicht in einer privaten Frau- envereinigung besprochen werden soll - unter erzwun- genem Ausschluß nichtweibli- cher U ili versi tä tsangehörigen verhandelt wird. Es ist für mich auch ein merkwürdiges Verständnis von Emanzipation;

wenn hier, im Namen einer

"weiblichen Wissenschaft" der intellektuellen Diskussion aus- gewichen wird; wenn Frauen sich in ein Getto zurückziehen, in dem sie sich gegenseitig die Annahme bestätigen können, es gäbe so etwas wie eine spe- zifisch weibliche Art, mit wis- senschaftlichen Fragen umzu- gehen; eine Annahme, die selbst wieder nur in offener Diskussion (auch mit Män- nern) anhand konkreter Ge- genstände erhärtet werden könnte. Frauen leisten hier ei- ner erneuten Diskriminierung und Abwertung Vorschub und laufen damit Gefahr, die fort- schrittliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte zu reversie- ren; die geschlechtsunspezifi- sche Anerkennung von Frauen als "Menschen" zu erschweren;

eine Anerkennung, die den meisten Männern unserer Ge- sellschaft zugegebenermaßen angesichts der durch Sozialisa- tion, kommerzialisiert über- steigerte Betonung ge- schlechtsspezifischer Merkma- le und genetisch-sexuell fun- dierter Triebstrukturen her- vorgerufenen Fixierung auf

"das Weibliche" nicht leicht

fällt.

Als in den USA der Su-

preme Court das Prinzip von

UNI-' REPORT

"separate but equal" in der Behandlung der Schwarzen formulierte, wurde dies mit Recht als eine dünn verhüllte Form der Rassendiskriminie- rung verstanden. Das Gleich- heitsprinzip verlangt - zu- mindest im öffentlichen Be-

'

reich "Farbenblindheit";

d. h. die Behandlung und Be- wertung eines jeden als Indi- viduum und nicht als Mitglied dieser oder jener

"Gruppe".

Frauen, die nicht bereit sind, dieses Prinzip im Wissen- schaftsbetrieb anzuerkennen, verlassen die "community of scholars" und geben damit auch ihren Anspruch auf, von ihren Kollegen (und Kollegin- nen - Frauen, die den Begriff einer- spezifisch "weiblichen Wissenschaft" nicht teilen) als gleichberechtigte Diskussions- partner behandelt zu werden.

Die Tatsache, daß wir, aus ei- ner patriarchalischen Tradi- tion kommend, in einer Gesell- schaft leben, die nach wie vor Frauen diskriminierende pa- triarchalische Züge trägt, ist keine Rechtfertigung, das uni- versalistische G leichhei ts- prinzip, das allein normative Basis für die erreichten Fort- schritte ist, zu desavouieren und damit eine potentiell "re- aktionäre" Politik zu beför- dern.

Prof. Dr. Kurt L. Shell (FB Gesellschaftswissenschaften)

*

Nochmals zum Thema "Olet"

(Uni-Report vom

15. 12.) Ich dachte immer, das Rau-

chen von Zigarren, das Rau- chen von Zigaretten oder das Rauchen von Pfeifen sei nicht erwünscht.

Nun ist sogar das "Rauchen von Kommilitonen ...

"

verbo- ten.

Maßlos traurig.

Christ el Schlicht

- *

"Der Bindest1'~ch in Ih1'er Georg_ Voigt-Straße tut mi1' sehr weh"

In dem Beitrag der Dezember- Ausgabe des Uni-Report "Jo- hann( - )Wolfgang(-)Goethe- Universität" erwähnt der Ver- fasser JP auch Erich Kästners Kampf gegen den zwar gut ge- meinten, aber falsch verstan- denen Bindestrich. Von ihm, Kästner - so hieß es - , sei die Verfügung überliefert, "daß man, wolle man schlon eine Schule oder ähnliche Institu- tionen nach ihm benennen, beim Bindestrich Zurückhal- tung üben solle, da er seinen Namen zu Lebzeiten ja auch nicht mit Bindestrich geschrie- ben habe".

Erich Kästners Antipathie ge- gen den Bindestrich an der falschen Stelle hörte nicht hin- ter seinem eigenen Namenszug auf. Als er 1"969 auf Einladung des Instituts für Jugendbuch- forschung in unsere Universi- tät kam, nahm er erst einmal die Postanschrift der ihn ein- ladenden Betriebseinheit untier die Lupe. Der Nachsatz seiner Zusage, zu kommen, lautete nämlich: "Der Bindestrich in Ihrer Georg Voigt-Straße tut mir sehr weh!"

Ich kann Kästner (noch im- mer) gut verstehen.

Klaus Doderer

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(3)

Mikrochirurgische Methoden in der Unfallchirurgie

rekonstruiert wird. In der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, die bei Operationen am Innen- ohr schon immer auf das Mi- kroskop angewiesen war, wird diese Methode auch auf andere Bereiche ausgedehnt.

Im Klinikum hofft man, die mikrochirurgischen Erfahrun- gen in Zukunft auch stärker für die Replantation abge- trennter Gliedmaßen nutzen zu können. Die ständige Ein- satzbereitschaft eines Opera- tionsteams ist dafür Voraus- setzung, was bisher weder per- sonell noch räumlich realisiert werden kann. Geplant ist jetzt, gemeinsam mit anderen Kran- kenhäusern der Umgebung ei- nen Replantationsdienst für das Rhein-Main-Gebiet einzu- richten, wobei der Bereit- schaftsdienst im Wechsel übernommen wird. Das Pro-

j

ekt liegt dem Hessischen So- zi21minister zur Entscheidung

vrr. G. R.

Mehr als eine halbe Million Menschen werden jährlich in der Bundesrepublik bei Unfäl- len im Straßenverkehr ver- letzt,

13

000 sterben. Die Schwere der Unfälle hat mit den steigenden Geschwindig- keiten erheblich zugenommen.

Im Straßenverkehr gibt es Mehrfachverletzungen von Kopf, Brust- und Bauchraum, Weichteilen und Knochen, die sonst kaum auftreten. Die Be- handlung ist äußert langwierig und erfordert eine enge Zu- sammenarbeit verschiedener Disziplinen, die meist nur in großen Kliniken möglich ist.

Im Frankfurter Universitäts- klinikum hat die Versorgung schwerverletzter Unfallopfer eine lange Tradition. Die Not- versorgung übernimmt die Ab- teilung für Traumatologie im Zentrum der Chirurgie (Un- fallchirurgie), sie koordiniert die Zusammenarbeit mit ande- ren Abteilungen des Klini- kums, behandelt Knochenbrü- che und Weichteilverletzungen und replantiert abgetrennte Gliedmaßen. Die Betreuung von Mehrfachverletzten hat sich in den vergangenen Jah- ren zum Schwerpunkt der Ab- teilung entwickelt, auch aus dem überregionalen Bereich werden Patienten eingewiesen.

Über eine neuartige Technik, schwerverletzte Gliedmaßen zu erhalten, berichteten der Leiter der Abteilung, Prof. Dr.

Pannike, und die Oberärzte Dr.

Siebert und Dr. Soeder in ei- nem Pressegespräch.

Nach den ersten lebenserhal- tenden Sofortmaßnahmen

-

ist bei Unfallopfern mit mehrfa- chen schweren Verletzungen die Wiederherstellung der sta,- bilisierenden Funktion des Skeletts und die Behebung von Weichteilschäden . eine wichti- ge Voraussetzung der weiteren Behandlung. Für schwere Knochenbrüche stehen heute wirkungsvolle Operationsver- fahren zur Verfügung. Sie las- sen sich jedoch nur unter gro- ßem Risiko oder gar nicht an- wenden, wenn der Bruch von einem ausgedehnten Weich- teilschaden begleitet wird.

Stellt man zuerst den Knochen wieder her und versorgt die Weichteile später, kann es zu Infektionen kommen, die den Patienten stark gefährden. Ein intakter Weichmantel ist au- ßerdem wesentlich für die Durchblutung des Knochens und damit für die Heilung des Bruchs.

Daß man heute von dem frü- her üblichen Schema "zuerst der Bruch - dann die Weich- teile" abgehen und beides gleichzeitig behandeln kann, ist einer Technik zu verdan- ken, die in der Unfallchirurgie des Klinikums seit fünf Jahren erfolgreich angewendet wird.

Durch einen "äußeren Festhal- ter" (Fixateur externe) wird die Schadensstelle außen über- brückt und die Gliedmaße oh- ne Gips oder Schienen stabili- siert. Bruch und Weichteile sind frei zugänglich, der v- er-

letzte Knochen kann durch körpereigenes Gewebe, kon- servierten Fremdknochen oder anorganisches Knochenmaterial vervollständigt werden und richtig zusammenwachsen, Verletzungen von Haut und Muskeln werden gleichzeitig mit mikrochirurgischen Me- thoden behandelt.

Nur durch Transplantation von Haut-Muskel-Lappen aus anderen Körperregionen kön- nen große Weichteilschäden verschlossen werden. Die man- gelnde Durchblutung dieser Transplantate war bisher ein großes Problem. Jetzt erlaubt die Mikrochirurgie - Chirurgie unter dem Mikroskop - feinste Gefäße von nicht mehr als ein, zwei Millimetern Durchmesser zusammenzunähen und die Transplantate an das Gefäßsy- stem im Wundbereich anzu- schließen, so daß sie gut durchblutet werden. Der Kno- chen heilt unter dem Schutz des dicken Lappens. Allmäh- lich bildet sich der transplan- tierte Muskel zurück, die Gliedmaße erhält wieder an- nähernd natürliche Proportio- nen. Mit den gefürchteten "of- fenen Beinen" ist nicht zu rech- nen, da die verheilte Wunde auch stärkeren Belastungen gewachsen ist.

Die Arbeitsgruppe Mikrochir- urgie in der Unfallchirurgie des Klinikums hat bisher 14 Patienten mit dieser

Method~

behandelt, alle mit Erfolg. Das Transplantat kommt aus dem Schulter-Brust-Bereich, es ist ein Haut-Muskel-Lappen, der über nur ein Gefäß versorgt wird (Latissimus-dorsi-Lap- pen). Bis zu

20

mal 40 Zenti- meter große Lappen können übertragen werden, eine Grö- ße, die bei anderen Verfahren nicht erreicht wird. Die offene Stelle an Brust und Schulter wird problemlos verschlossen und wächst zu. Eine derartige Transplantation dauert 8 bis

12

Stunden, für den Patienten ei- ne hohe Operationsbelastung.

In der Regel bleibt es jedoch bei einem Eingriff, während andere Methoden meist meh- rere

. Nachoperationen erfor-

dern.

Traten großflächige Weichteil- verletzungen in Verbindung mit mehrfachen Knochenbrü- chen früher als Schuß- oder Explosionsverletzungen im Krieg auf, so sind heute - je- denfalls in der Bundesrepublik - in erster Linie motorisierte Zweiradfahrer betroffen. Sie sind überproportional an Un- fällen im Straßenverkehr be- teiligt, durchaus nicht immer schuldhaft. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren ständig gestie- gen,

1981

waren es über 50000.

Die meist jugendlichen Opfer, mehr als die Hälfte sind zwi- schen

18

und

21

Jahre alt, müssen schwere Schäden für ihr weiteres Leben hinnehmen, wenn nicht wirksam geholfen werden kann.

Neben den menschlichen Pro- blemen wirft dies - wie der

Gut sehen - besser fahren!

Unter dem Motto "Gut sehen - besser fahren"

veranstalten die Barmer Ersatzkasse und die Deut- sche Verkehrswacht in der Universität einen Seh- test. Vom 17. bis 21. Januar können alle Mitglieder der Universität ihre Sehkraft überprüfen lassen.

Die Tests werden täglich von 10 bis 16 Uhr durch- geführt. Der Stand ist vor dem Studentensekreta- riat im Sozialzentrum aufgebaut. Die Teilnahme ist kostenlos.

Ärztliche Direktor und Dekan Professor Müller im Pressege- sprach bemerkte auch volkswirtschaftliche Probleme auf. Für Behandlung und Fol- gekosten einer komplizierten offenen Unterschenkelfraktur muß zum Beispiel rund eine halbe Million Mark ausgege- ben werden. Mit den neuen mikrochirurgischen Methoden werden die Gliedmaßen besser wiederhergestellt, dem Pati- tenten wird ein normales Le- ben erleichtert und Behand- lungs- und Folgekosten wer- den verringert. Zuvor aller- dings sind auch hier Investi- tionen erforderlich. Wichtig-

stes technisches Hilfsmittel ist ein Mikroskop mit bis zu

32-

fach er Vergrößerung. Die Chirurgen müssen außerdem besonders ausgebildet werden und ständig trainieren, um ei- ne ruhige Hand zu haben.

Die Unfallchirurgie im Klini- kum verfügt heute über drei mikrochirurgisch ausgebildete Oberärzte. Sie ist am Theodor- Stern-Kai nicht die einzige Abteilung, die mikrochirurgi- sche Methoden anwendet. In der Neurochirurgie und der Augenheilkunde gibt es spe- zielle Arbeitsgruppen ebenso wie in der Kieferchirurgie, wo zum Beispiel nach schweren

Die Bronzen von Riace

Zum Winckelmannsfest des Archäologischen Instituts

Anläßlich des vom Archäologi- schen Institut und vom Liebieg- haus veranstalteten Winckel- manntages, der jährlich zur Wiederkehr des Geburtstages von Johann Joachim Winckel- mann

(1717 - 1768)

gefeiert wird, hielt Professor Dr. Wer- ner Fuchs aus Münster am 9.

Dezember einen Vortrag über

"Die Bronzen von Riace".

Di'ese beiden bronzenen Sta- tuen wurden

1972

am Capo Riace in Calabrien aus dem Meer geborgen, in jahrelanger Arbeit restauriert und

1981

in provisorischen Ausstellungen in Florenz und Rom der Öf- fentlichkeit bekanntgemacht, bevor sie im Museum von Reg- gio di Calabria ihren endgülti- gen Standort fanden. Die über- lebensgro.Qen, nackten Krieger gelten als griechische Origi- nalwerke aus der Mitte des 5.

Jhs. v. Chr. Von großem Aus- maß ist ihre Bedeutung für die Kunstgeschichte der griechi- schen Klassik, darüber hinaus geben sie wertvolle Hinweise über die Technik des antiken Bronzegusses.

Die Statuen unterscheiden sich deutlich voneinander. Der Kopf von Figur A ist durch reiche Haar- und Barttracht gekennzeichnet. Figur Bist durch die Filz- oder Lederkap- pe auf dem Kopf kenntlich, die als Unterlage für den nun ver- lorenen Helm diente. Nicht mehr erhalten sind auch die Waffen; beide hielten in ihren linken Armen runde Schilde.

In der Rechten werden bei A ein Speer, pei B ein Schwert zu ergänz, en sein.

Ursprünglich glänzten die Sta- tuen im Goldton der Bronze, von dem sich

· in andersfarbi-

gem Material gefertigte Ein- zelteile - Brustwarzen, Mund, Zähne, Augen - absetzten. Die dunkelgrün-bläuliche Patina, in der sie sich jetzt zeigen, ist Ergebnis des Oxydationspro- zesses. Eine sehr gute Vorstel- lung von dem Aussehen grie- chischer Statuen in der Antike vermittelt jetzt die vor weni- gen Wochen im Park des Lie- bieghauses aufgestellte Bronze- rekonstruktion der Athena- Marsyas-Gruppe des Myron.

Durch die Analyse des Stand- rnotivs ("antistrophischer Par- allelrhythmus"), des Aufbaus der Figuren, der Bildung der Einzelformen und durch zahl- reiche stilistische Vergleiche entscheidet sich Fuchs für die attische Herkunft der Statuen.

Sie sollen im gleichen Atelier gearbeitet sein, wofür auch Entsprechungen in technischen Einzelheiten angeführt werden können.

Auf Grund der Zeitstellung der Statuen und anderer Über- legungen hält es Fuchs für wahrscheinlich, daß die Bron- zen von Riace Originalwerke des Phidias oder seiner Werk- statt sind. Damit ergibt sich auch ein Vorschlag für die ur- sprüngliche Aufstellung der Krieger. Sie gehörten nach Fuchs zu dem Weihgeschenk, das die Athener um 455 v. Chr.

vom Zehnten der Beute aus der Schlacht bei Marathon nach Delphi geweiht haben. In dem vielfigurigen Weihge- schenk am Eingang der Heili- gen Straße waren neben Athe-

.

na, Apollon und Miltiades die mythischen Könige Athens und Heroen der attischen Phy- len dargestellt. Die Krieger von Riace sind rhythmisch nicht aufeinander bezogen und könnten in dieser Gruppe nicht unmittelbar nebeneinan- der gestanden haben.

Wie die Statuen ins Meer ge- langten, kann man nur vermu- ten. Vielleicht sollten sie in an- tiker Zeit von Delphi nach Rom gebracht werden, wobei es zu einem Schiffbruch vor der Meerenge von Messina kam.

Es ist zu bedauern, daß viele Gäste wegen des großen An- drangs im Liebieghaus keinen Platz finden konnten. Die Hö- rer standen an den Wänden und drängten sich an den Tü- ren. Auch Kollegen und Stu- denten aus Mainz, Heidelberg und Gießen - letztere waren mit einem gemieteten Omnibus gekommen - mußten wieder umkehren. Die Veranstalter möchten sich bei ihnen und den vielen Angehörigen unse- rer Universität entschuldigen, die keinen Einlaß gefunden haben und auf diese Weise auch von dem Empfang nach dem Vortrag ausgeschlossen blieben, bei dem das Liebieg- haus die Gäste großzügig be- wirtet hat. Götz Lahusell

Am

28.'

Januar spricht Edil- berto Formigli (Restaurator der Bronzen von Riace) über

"Die Bronzen von Riace - technische Probleme". De1' Vortrag beginnt um

17.15

Uhr im Archäologischen Institut, Gräfstraße

16"

Raum 801.

(4)

Seite 4 Mittwoch 12. Januar

Stammbaum des Menschen

Reiner Protsch datiert die Dame von Kelsterbach

Die Entwicklung zum Men- schen konnte in den vergange- nen Jahren dank vielfältiger Funde immer weiter zurück- verfolgt werden. Auch wenn die Details im Stammbaum des Menschen unter den Wissen- schaftlern noch umstritten sind, weiß man doch, daß spä- testens vor rund vier Millionen Jahren in Ostafrika die ersten Hominiden auftraten Der Au- stralopithecus afarensis ist e'indrucksvoll durch "Lucy"

und die "Familie" belegt. Die Erfindung des Werkzeugs wird im allgemeinen dem Homo ha- bilis zugeschrieben, der vor zwei Millionen Jahren oder früher erschien. Erster Künst- ler unter unseren Vorfahren aber, von dem nicht zuletzt die prächtigen Wandmalereien und Gravuren in den Höhlen Nordspaniens und Südfrank- reichs zeugen, war der anato- misch moderne Mensch, in Eu- ropa als Homo sapiens sapiens oder Homo sapiens europaeus vertreten.

robuster als diej enigen von Comb Capelle und Brünn, aber alle haben die Anatomie der heute lebenden Rassen.) Seit verhältnismäßig kurzer Zeit gibt es zumindest für einige Funde verläßlichere Datierun- gen, nicht zuletzt dank des Ra- diokohlenstoff-Verfahrens und des später entwickelten Ami- nosäure-Verfahrens, das erst- mals

1969

an der Universität von Kalifornien in San Diego von Professor Reiner Protsch und Professor Jeffrey Bada auf Knochen angewandt wur- de.

Bei der von dem amerikani- schen Nobelpreisträger Wil- lard Libby entwickelten Ra- diokohlenstoff-Datierung wird die Tatsache genutzt, daß ra- dioaktiver Kohlenstoff 14 bei der Nahrungsaufnahme von Menschen und Tieren und bei der Assimilation von Pflanzen in den Organismus dringt und

erst von dort aus über

alle

Kontinente verbreitet. Der Forscher verweist auf Fossi- lien, die in Süd- und Ostafrika gefunden wurden. Doch nicht alle 'Wissenschaftler teilen sei- ne Ansicht. Zu oft mußten schon Datierungen und Ein- ordnungen von Schädelfrag- menten und Knochen in den Stammbaum unserer Vorfah- ren später revidiert werden.

Zum anderen ist in der Palä- anthropologie immer mit

,

Fundlücken zu rechnen, die ei-

ne andere Entwicklung vor-

,

täuschen. So muß wohl auch

offenbleiben, ob der Kelster- bach-Mensch erst wenige Ge- nerationen, bevor die Dame

,

von Kelsterbach lebte, von Afrika aus nach Europa einge- wandert war.

Nähere Aufschlüsse über die Entwicklung des Menschen in Europa verspricht sich der

,Forscher,-

dessen Arbeit teils von der Deutschen For- schungsgemeinschaft mitge- tragen wird, vor allem von der Untersuchung von Höhlen in Jugoslawien, von denen einige auch Malereien aufweisen. Er- folgversprechend scheint nicht

Die Dame von Kelsterbach zuletzt die Erforschung der Höhle von Velika Pecina nörd- lich von Zagreb zu sein, die Schädelfragmente vom Nean- dertaler und vom modernen Menschen enthält. Ein im ver- gangenen Jahr geborgener Rest eines anatomisch moder- nen Menschen aus dieser Höh- le wurde erst in diesen Tagen von Protsch und seinen Mitar- beitern in Zusammenarbeit

UNI-REPORT

mit Professor Mirko Malez vom Paläontologischen Institut der Universität Zagreb datiert.

Er ist nach der Analyse mit dem Aminosä,ure-Verfahren etwa

29000

bis

30000

Jahre

alt. Günter Paul

(Aus -der Frankfurter Allge- meinen Zeitung vom

14. 12.

1982, mit f'teundlicher Geneh- migung des Ve'rlags).

Noch in den vierziger Jahren hatte man angenommen, dieser moderne Mensch habe sich aus dem Neandertaler entwickelt.

Viel Funde und Datierungen lassen diesen Schri tt in der Entwicklung jedoch als äu- ßerst unwahrscheinlich er- scheinen; denn der Neanderta- ler nebst den neandertaloiden Formen von anderen Konti- nenten und der moderne Mensch bevölkerten, wie man inzwischen weiß, vor rund

30000

Jahren gemeinsam die Erde. Im übrigen ist der Nean- dertaler äußerst robust, der moderne Mensch dagegen gra- zil, und es dürfte

.

Schwierig- keiten bereiten, diesen Sprung entwicklungsgeschichtlich zu erklären.

-

dort ein dynamisches Gleich- gewicht mit Kohlenstoff

12

er- zeugt. Stirbt ein Lebewesen, wird der Kohlenstoffaustausch mit der Umgebung unterbro- chen, und der Gehalt an radio- aktivem Kohlenstoff 14 nimmt

nach einem bekannten Zerfalls- gesetz ab. Damit läßt sich das Alter von Knochen- und Ge- werbeteilen bestimmen. Beim Aminosäure-Verfahren wird wie bei der Radiokohlenstoff- Datierung das Kollagen unter- sucht, die weiche, organische Substanz in den Knochen. Das Alter ergibt sich bei diesem Verfahren aus gewissen Ver- änderungen in zwei von etwa

20

Aminosäuren des Kollagens, nämlich in der Asparagin-

Säure und im Isoleuein.

Workshop der Uni-Big-Band

Solange der Neandertaler nur durch Schädelfunde belegt war, mochte der Schluß noch zulässig sein, der Übergang sei durch den Gebrauch besserer Werkzeuge eingeleitet worden.

So habe der moderne Mensch nicht mehr die kräftigen Kau-

werkzeuge seiner Vorfahren benötigt.

Doch inzwischen wurden von Jean-Louis Heim achtzehn in La Ferrassie (Frankreich) ent-.

deckte Skelette des Neanderta- lers untersucht, die

.

auch un- terhalb des Schädels gut erhal- ten waren und keinerlei An- satz für die grazilere Form des Homo sapiens europaeus er- kennen ließen. Im Unterschied zum modernen Menschen hatte der Neandertaler nicht nur mas- sive Zähne, eine fliehend'e Stirn und einen durchgehenden und extrem ausgebildeten Au- genbrauenbogen, sondern auch insgesamt einen robusten Kör- perbau. Nac1;l einer Datierung aus dem vergangenen Jahr sind die Skelette aus La Fer- rassie etwa

27 000

bis

28 000

Jahre alt. Noch ein wenig jün- ger ist vermutlich der eben- falls im vergangenen Jahr da-

-tierte Neandertaler von St. Ce-

saire (Belgien), der vor etwa

26000

bis

28000

Jahren lebte.

Damals existierte bereits der moderne Mensch. Er ist welt- weit schon früh belegt. Aller- dings sind' die Datierungen

nicht überall zufriedenstel- Iend. Das Alter der europäi- schen Exemplare, nach ihren ersten Fundorten Cro-Magnon und Comb Capelle in Frank- reich sowie Predmost und Brünn in der Tschechoslowa- kei benannt, wurde nur an- hand des Alters der Schichten, in denen sie lagen, mit

28000

bis

30000

Jahren testim:in(

'(Die Fossilien von Cro-Magnon

und Predmost·

'sind -ein wenig

Im Jahr 1978 konnte die Ar- beitsgruppe von Professor Protsch, der 1973 an der Uni- versität Frankfurt wechselte, den Fund eines modernen Menschen aus dem Raum Pa- derborn mit dem Radiokohlen- stoff-Verfahren auf

27 400

Jahre und mit dem Aminosäu- re-Verfahren auf etwa

26 000 ,Jahre datieren. Im selben Jahr

bestimmten diese Arbeitsgrup- pe und Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in Los Angeles erstmals auch das Alter der "Dame von Keüster- bach", eines Schädels aus dem Cromagnonkreis, der schon

\952

in der Grube Willersin bei Kelsterbach südwestlich von Frankfurt gefunden worden war. Der Schädel dürfte zu- nächst im Sumpf des sich da- mals noch dort erstreckenden Mainbogens gelegen haben.

Später versandete er und wur- de zum Fossil.

In den vergangenen Monaten sind die Radiokohlenstoff- und die Aminosäure-, Messungen in Frankfurt mehrfach

.

wieder- holt worden. Beide Verfahren ergaben einheitlich ein Alter von etwa

32000

Jahren. Damit ist die Dame von Kelsterbach der früheste datierte Fund ei- nes anatomisch modernen Menschen in Europa - etwa

4000

bis

6000

Jahre älter als der Neandertaler von St. Ce- saire. Die Datierung wird im

,übrigen durch ein-e histologi-

sche Untersuchung von Mi- chael Schultz von der Univer- sität Göttingen gestützt, der erst vor wenigen Wochen zei- gen konnte, daß die Minerali- sierung des Schädels der "Da- me" genauso weit fortgeschrit- ten ist wie die Mineralisierung von Mammutknochen aus der- selben Fundschicht, für die ebenfalls ein Alter von

30 000

bis

32000

Jahren ermittelt worden war.

Nach Meinung

r von Protsch'

'stammt der moderne Mensch·

'aus Afrika und hat sich später

Welche Bedeutung kommt der Big Band im gegenwärtigen praktizierten Jazz zu? Ist die Musik in dieser Besetzung heutzutage ein modifiziertes Klischee ihrer Blütezeit, der vierziger Jahre? Ha t sie sich seit dieser Zeit, auch nur an- nähernd vergleichbar mit dem Combo-Jazz, musikalisch wei- teren twickel t?

Dies sind Fragen, die in einem gen aue ren Betrachter und Liebhaber des modernen Jazz Zweifel an der Aktualität der Big Band aufkommen lassen.

Die Gründe, auf die sich dieses Defizit im größer orchestrier- ten Jazz zurückführen läßt, sind im wesentlichen vor ei- nem sozialen Hintergrund zu sehen, und so gibt es in del Bundesrepubliknur wenige

'

namhafte progressive Ensem-

.

bles, die

.

Entwicklungen des

.

modernen Rock-Jazz auf

dH~

Big-Band-Besetzung

·

anwen- den Dazu rechnet auch Klaus Lenz

'

mit seiner "Jazz- und Ro('k-Maschine". Im Rahmen Lmserer Uni-Musik-Veranstal- tungen hat er als Gastdozent einen dreitägigen Workshop der "Uni-Big-Band Frankfurt"

vom

19.

bip

21.

November

1982 . gele~teL

Was er in diesen drei Tagen den Musikern der Uni- Big-Band an musikalischen QUctli1üten vermittelte, dürfte wohl t'el jecem Workshop- Teilnebmer eie oben genann- ten Zweifel 'beseitigt haben. In se. iner intensiven WO'rkshop-

Rückmeldung zum SS 1983

Die Rückmeldeunterlagen werden an alle Studieren- den der Universität Frank- furt verschickt. Jeder stu- dent, der sein Studium hier fortsetzen möchte, muß sich bis zum 1. März 1983 rüC'k- melden.

,

Die Mi tarbei ter im Se- kretariat bitten, sich

mög-

lichst frühzeitig rückzu- meiden, am besten noch vor den Semesterferien. Das Se- kretariat ist geöffnet:

montags bis freitags von

8.30

bis 11.30 Uhr.

Arbeit - es wurde etwa sieben Stunden pro Tag geprobt - fordf·rte Klaus Lenz nicht nur Exaktheit in jazzspezifischer Rhythmik, mndern er demon- strierte dne große Bandbreite neuer Klangkonzeptionen für die Big Band, die durch Phra- sicrungstechniken des moder- nen Jazz, durch eine genaue Dynamikr-lrbeit, sowie durch die Erweiterung des Harmo- nie::;pektrums erzielt werden.

Letzteres kam in dem Stück

"Angel Eyes", einer Jazzballa- de von Lenz für modernen Big - Band -J azz arrangiert sehr deutlich zum Ausdruck.

Aber auch Stücke anderen Charakters hatte Klaus Lenz für den Workshop ausgesucht.

So stand "A breeze has sprung up" für eine mehr an Rockjazz orientierte Big-Band-Musik während "Back to the soul", bis in die Satztechnik gehend, die Tradition des Blues widerspie-

gelt.

.

Der Workshop brachte wohl für jeden Musiker der Uni-Big- Band einen großen Zugewinn wenn auch Lenz' musikalische Forderungen, die sich aus sei- ner anspruchsvollen Profi- Praxis ableiten, für die Band manchmal zu hoch angesetzt waren und noch nicht erfüllt werden konnten. Schwierig wurde es auch für die Big Band an den Stellen, an denen

,sich die Überkapazität der

Band - Saxophon und Trom- petensa tz sind zum Teil dop- pelt besetzt - nachteilig auf den Gesamtklang auswirkte, während andere Klangmög- lichkeiten auf Grund fehlender Instrumente nicht ausge- schöpft werden konnten. Dem starken Interesse entspre- chend, das die Studierenden und die anderen Mitglieder unserer Universität dem prak-

. tischen

Big-Band-Musizieren

entgegenbringen, ist geplant, im Rahmen der Uni-Musik ein weiteres größeres jazz-rock- orientiertes Ensemble einzu- richten, um dadurch auch die übersetzung der Uni-Big- Band zu vermeiden.

Bereits seit einiger Zeit ist die Uni-Big-Band eine AnlaufsteI- le für Musiker, vorn,ehmlich Bläser, die die Möglichkeit des

gemeinsamen anspruchsvollen zeitgenössischen jazz- und rockorien tierten Musizierens in größerer Besetzung nicht missen möchten. Diese Musik bietet unter anderem einen wertvollen Freiraum zu eige- ner Improvisation. Deshalb ist es zu begrüßen, wann immer an Hochschulen und Schulen, dank einer engagierten Lehr- kraft, solche Big Bands ins Le- ben gerufen werden, deren musikalischer, pädagogischer und sozia-ler Wert wohl nicht weHer erörtert werden muß.

-Der Workshop der "Uni-Big-

Band Frankfurt" stellte von daher ein Novum für die Frankfurter Musikszene dar, inCiem er einer solchen großen GI upre von Musikern, - die Band

zf.!1.lt 22

Mitglieder - , die Möglichkeit einer intensi-

.

ven

mu~ikalischen

Bildung bot. De'r Schreiber dieser

' Zei- ,"

1en, selbf.t Mitglied der Big Band, hat als Teilnehmer am

\Vc:rkshop die musikalischen Ent wÜ'klungen dieser drei Ta- ge sehr genau mitverfolgen können. Aufgrund des erfreu- lichen Ergebnisses, das am Sonntagabend, dem

21.

No- vember, im If).stitut für Musik- pädagogik im Rahmen eines

abschließenden

Workshop- Konzerts vorgetragen wurde, ist auch für nächstes Jahr ein

Work~hop

geplant, und man hofft, dies zu einer festen Ein- richtung der Uni-Musik werden zu lassen. Das Programm die- ses Abends wurde so zusam- mengestellt, daß in der ersten Hälfte Einspielungen aus der Zeit vor dem Workshop zu hö- ren waren, während die zweite Hälfte aus Stücken bestand,

. die in den drei Tagen erarbei-

tet worden sind. Der Unter- schied im Anspruch und in der Gestaltung trat deutlich zuta- ge. Wenn auch, einem Work- shop- Konzert entsprechend,

nicht

jede musikalische Inten- tion erfüllt werden konnte und nicht jeder Ton gelang, der an diesem Abend geblasen, ge- zupft, gegriffen oder geschla- gen wurde, "es war jedenfalls

viel

Liebes dran", um mit den Worten von Klaus Lenz

.

ein Fazit zu ziehen.

Axel Grote

(5)

Anitra Karsten 80

Aus Anlaß des 80. Geburtsta- ges von Frau Prof. Dr. Anitra Karsten am 11. Dezember wur- den am 15. Dezember im Rah- men einer Veranstaltung der Universität des 3. Lebensalters ihre Verdienste um diese Ein- richtung und die soziale Geron- tologie gewürdigt. Dekan Prof.

Dr. Günther Böhme hob be- sonders ihre Zielstrebigkeit und Unbeirrbarkeit hervor, ohne die es wohl kaum zur Gründung der Universität des 3. Lebensalters gekommen wä- re. Eine Mitarbeiterin und eine Hörerin überreichten Frau Prof. Karsten Blumen und ein Geschenk.

Frau Prof. Dr. Heide Kallert skizzierte dann den Werde- gang und die wissenschaftli- chen Schwerpunkte der For- schungsarbeit von Frau Prof.

Karsten:

"Aus Anlaß von Frau Karstens 80. Geburtstag möchte ich ein paar Worte im Namen des In- stituts für Sozialpädagogik

'

und Erwachsenenbildung

'sa':'

gen, in, dem Frau Karsten

' seit

1974 wirkt.

.

Auf Anregung des verstorbe- nen Prof. Simonsohn erhielt sie eine Honorarprofessur und nimmt seither kontinuierlich Lehraufträge wahr. Simonsohn war der Meinung, daß "Soziale Gerontologie", wie Frau Kar- sten sie vertritt, in enger Ver- bindung zur Sozialpädagogik stehen sollte, und er war, ebenso wie sie, davon über- zeugt, daß die Gegenstände der Sozialpädagogik nur im inter- disziplinären Zusammenhang angemessen zu bearbeiten sei- en.

Frau Karsten hat in dem Band

"Psychologie in Selbstdarstel- lungen" sehr schön beschrie- ben, wie sie selbst um das Jahr 1950 zur Gerontologie gekom- men ist. Der unmittelbare An- knüpfungspunkt war die Vor- urteilsforschung, zu der sie durch ihre Forschungsarbeit in Ann Arbor, Michigan, USA, angeregt wurde. Ihr sei deut- lich geworden, daß kaum eine andere Gruppe von Menschen innerhalb unserer Gesellschaft so stark mit Vorurteilen belegt sei wie die alten Menschen, und daß

· Altersforschung ge-

nau an diesem Punkt ansetzen müsse, wo die jüngeren

, Mi t-

glieder der Gesellschaft

· ein

bestimmtes Bild, bestim:mte Erwartungen an die Älteren herantragen und wo die

Älte~

ren dieses Bild zum Teil für sich bereits übernommen ha- ben und es dadurch zu bestäti- gen scheinen.

Frau Karsten war zunächst in ihrem Heimatland Finnland im Rahmen der Finnischen Ge- sellschaft für Gerontologie forschend und organisierend tätig, baute aber zugleich auch Kontakte zu Forschern und Vereinigungen in anderen Ländern

' auf und pflegt diese

Verbindung bis heute. 1960 kam sie wieder nach Deutsch-

'

land, das sie 1939 verlassen hatte, arbeitete zunächst in ge- rontologischen Forschungspro- jekten und lehrt seit 1964 das Fach "Soziale Gerontologie" an der Universität Frankfurt.

Innerhalb des Diplomstudien- gangs Sozialpädagogik galt es für Frau Karsten, den thema- tischen Bereich "Soziale Ge- rontologie" neu zu etablieren.

Sie tat dies, indem sie kontiul.f,;.

ierlich Seminarveranstaltun- gen zu Themen der Alternsfor- schung und Altenhilfe anbot und indem sie Forschungs- und Praxisproj ekte in diesem Bereich anregte oder selbst in- itiierte. Frau Karsten hat in den Jahren ihres Wirkens eine große Zahl von Studenten da- zu angeregt, sich für Fragen der sozialen Gerontologie zu

interessieren, sich in Diplom- arbeiten und Dissertationen oder als Mitarbeiter von Pro- jekten intensiv und zum Teil über Jahre mit diesem Bereich zu befassen und dabei eng mit ihr zusammenzuarbeiten. Und sie hat mittelbar eine Reihe von Absolventen des Diplom- pädagogikstudiums den Zu-.

gang zu einem heute wichtig gewordenen Berufsfeld ermög- licht.

Frau Karsten lehrte die Stu- denten, die Probleme des AI- terns als eingebettet in ein so- ziales Feld zu sehen des SEm wirkende Kräfte zu ~ntersu­

chen seien - eine Sicht, die ihr als Schülerin von Kurt Le- win seit ihrer eigenen Studien- zeit selbstverständlich war und die in der Diskussion u~

die Aktionsforschung im so- zialpädagogischen Feld in den 70er Jahren sozusagen wieder- entdeckt wurde und zu neuer Aktualität gelangte.

Otto-Klung-Preis für Prof. W. A. Herrmann

Ein weiterer Bereich von Akti- vitäten innerhalb des Instituts für Sozialpädagogik und Er- wachsenenbildung .fand Frau Karstens besonderes Interesse.

Es waren dies die Bemühun- gen - vor allem von Studen- tinnen und Diplompädagogin- nen - mehr frauenspezifische Themen in den Studiengang einzubeziehen.

Prof. Dr. Wolfgang

A.

Herr- mann (Fachbereich ,Chemie) ist der diesjährige Otto-Klung- Preis für Chemie verliehen worden. Die Auszeichnung ist nach einem Berliner Kauf- mann benannt, der testamen- tarisch v, erfügt hat, daß der Preis im jährlichen Wechsel an den besten deutschen Chemi- ker bzw. Physiker verliehen wird, wobei der jeweilige Preisträger möglichst nicht äl- ter als 40 Jahre sein soll. Der Preis ist zur Zeit mit 37000 Mark dotiert. Die diesjährige Preisverleihung erfolgte im Rahmen eines Festkolloquiums am 3. Dezember in der Freien

Universität Berlin, wobei No- belpreisträger

E.

O. Fischer (TU München) - der erste akademische Lehrer Herr- manns - die Laudatio hielt. In seiner Dankrede wies Prof.

Herrmann auf die Verdienste seiner Lehrer Prof: Dr. E.

O.

Fischer, Prof. Dr. H. Brunner und Prof. Dr. P. S. Skell um seine wissenschaftliche Lauf- bahn hin; die Auszeichnung mit dem Otto-Klung-Preis be- zeichnete er als das Verdienst seiner Mitarbeiter. (Das Bild zeigt Prof. Herrmann an einem Molekülmodell seiner Organo- metall-Verbindungen.) Frau Karsten verfolgte ihre

Ziele mit unbeirrbarer Stetig- keit und erreichte 1977 daß

"Soziale Gerontologie'" als Wahlpflichtfach innerhalb des Studienrichtung Sozialpädago- gik eingeführt wurde und daß die Studenten seither ihre stu- dien mit einer Prüfung in die- ses Fach abschließen können.

Eine mehr nach außen gehen- de und größere öffentliche An- erkennung wird ihren Bemü- hungen eigentlich erst jetzt nach vielen Arbeitsjahren zu- teil.

Lateinamerika heute

Persönlich lehrt sie durch ihr lebendiges Beispiel, daß auf die Frage "Wann ist ein Mensch eigentlich alt?" die Angabe einer bestimmten Zahl von Jahren - 65, 70 oder gar 80 - keineswegs eine zurei- chende Antwort ist. Auch mit 80 Jahren ist Frau Karsten - im Sinne des erwähnten Vor- urteils - noch nicht alt. Ich wünsche Ihnen, daß das auch im neuen Lebensjahr so blei- ben möge."

Äthiopische Volksmalerei

Das Frankfurter Institut für La teinamerikanische Sozial- forschung (FILS) veranstaltet vom 24. bis 29. Januar ein Symposium zum Thema "La- teinamerika heute". Die Ver- anstaltung findet im Haupt- gebäude der Universität und in den Räumen der Evan- gelischen Studentengemeinde, Lessingstraße, statt.

Programm:

Montag, 24. Januar

11 Uhr: Eröffnung der Latein- amerikanischen Woche in der Camera, Gräfstraße

15 Ullr: Politische Perspekti-

Das Frobenius-Institut veranstaltet mit Unterstützung der Frobenius-Gesellschaft und der Frankfurter Sparkasse von 1822 in der Zeit vom 17. Januar bis 11. Februar im Kunden- zentrum der Frankfurter Sparkasse, Neue Mainzer Straße 49-53, eine Ausstellung über "Äthiopische Volksmalerei".

.

Dabei werden Malereien und Gegenstände des äthiopischen Kunsthandwerks aus den Sammlungen des Froberüus-Insti- tuts gezeigt.

Im Zusammenhang mit der Ausstellung werden folgende drei Vorträge gehalten. Sie finden jeweils um 19.30 Uhr im Vortragssaal der Frankfurter Sparkasse von 1822 statt.

Montag, 24. Januar

Prof. D r. Ei k e Hab er

I

a n d Frobenius-Institut; Frank-

furt:

.

'

Äthiopische Volkskirche und äthiopische Kultur.

~ontag,

31. Januar

Direktor D r. Wal t e r Rau n i g, Staatliches Museum für Völkerkunde,

~ünchen:

Klassische äthiopische Malerei.

Freitag, 4. Februar

Prof. D r. He i n r ich Sc h

0

11 er, Juristische Fakultät der Universität

~ünchen,

früher Universität Addis Abeba:

Volkstümliche Justiz in Darstellungen der äthiopis(!hen Volksmalerei.

.

ven im Veränderungsprozeß La teinamerikas

20 Uhr: Kulturveranstaltung in der Pupille

Dienstag, 25. Januar

11

Uhr: Vortrag "Nicaragua heute"

15 Uhr: Podiums veranstaltung

"Frauen und Partizipation in Lateinamerika"

19 Uhr: Eröffnung der peruani- schen Malereiausstellung (Barckhausstraße 1-3) 20 Uhr: Eröffnung der Aus- stellung "Moderne Zeiten in

den Anden"

.

(ESG, Lessingstraße) Mittwoch, 26. Januar

11 Uhr: Vortrag (Thema noch nicht bekannt)

15 Uhr: Podiumsdiskussion

"Die Kirci:le in Lateinamerika"

20 Uhr: Folkloreabend in den Räumen der

.

ESG, Lessing- straße

Donnerstag, 27. Januar 11 Uhr: Vortrag "Die Bauern- bewegung in Peru - reformi- stisch?"

15 Uhr: Podiumsveranstaltung :

"Modernisierung oder Ent- wicklung?"

20 Uhr: "eRlC" (Kolumbiani- scher Film). 10. Indianer-Kon-

. greß (Pupille)

Freitag, 28. Januar

11 Uhr: Vortrag und Film "Die Indianer in den Anden"

15 Uhr: Podiumsveranstaltung

"Literatur und Ideologie: Zur Rolle der Schriftsteller"

20 Uhr: Pantomime Chiclayo (In den Räumen der KSG, Beethovenstraße)

Samstag, 29. Januar

20 Uhr: Salsa-Fest (Näheres auf dem Plakat tur Latein- amerika-Woche)

. Konvent tagt

Der Konvent der Universi- tät Frankfurt tagt am Mitt- woch, 19. Januar, ab 14.15 Uhr in der Camera, Gräf- straße.

Auf der Tagesordnung ste·- hen u. a.:

Wahl eines Vizepräsidenten der Universität Frankfurt.

Elfter Rechenschaftsbericht des Präsidenten.

Paul Roediger t

Im 92. Lebensj

ahr

ist

am

5.

Dezember 1982 Dr. Paul Roedi- ger gestorben. Roediger hatte sich im Wintersemester 1914/15 als' Student mit der Matrikel- nummer 1 an der Frankfurter Universität immatrikuliert und sich nach dem Staatsexamen im Jahr 1917 zum Inter- nisten ausbilden lassen. In sei- ner Praxis im Frankfurter Westend arbeitete er länger als ein halbes Jahrhundert.

Neue Sprecher der Juso-Hochschulgruppe

Auf der

.Semesterhauptver-

sammlung am 14. Dezember wählte die Juso-Hochschul- gruppe ein neues Sprecherkol- lektiv. Als gleichberechtigte Sprecher wurden Franz J osef Hauke (Wirtschaftswissen- schaften), Steffie Mohr (Erzie- hungswissenschaften) sowie Hjalmar Schuck (Rechtswis- senschaften) bestimmt. Die zu- künftige Arbeit der Jusos soll auf folgenden Feldern liegen:

- den Minderheiten-AStA an seinem Anspruch messen, bzw. seine verkrusteten Strukturen angreifen, - die studentischen Interes-

sen in einem gesamtgesell- schaftlichen Kon text be- trachten, diskutieren und einbringen

- sowie versuchen, die Uni- versität zu einem Diskus- sionsforum grüner, undog- matischer und links sozial- demokratischer Politikan- sätze zu

·machen.

Der Personalrat informiert

Der Schreibfehlerteufel schlug zu. Mitte Dezember 19S2 haben alle Bediensteten den Tätig- keitsbericht des Personalrates für den Berichtszeitraum Ok- tober 1981 bis Dezember 1982 erhalten. Leider hat sich hier ein Schreibfehler eingeschli- chen, der genau das Gegenteil von dem aussagt, was der Per- sonalrat kritisiert. Es muß auf Seite

2

im ersten Absatz natür- lich heißen: "Der Personalrat verurteilt diese Ungleichbe- handlung der verschiedenen Beschäftigtengruppen durch Bundesregierung und Bunde's- tag."

. Änderung der hessischen Urlaubsverordnung

Die Urlaubsverordnung für die Beamten im Lande Hessen ist am 16. November 1982 geän- dert worden. Danach gilt rück- wirkend ab 1. Januar 1982 für alle Arbeiter, Angestellten und und Beamten folgende Ur-

. laubstabelle :

Bei einem Lebensalter bis zu 30 Jahren

=

25 Arbeits- tage,

über 30 bis 40 Jahre = 27 Ar- beitstage,

über 40 bis 50 Jahre = 3'0 Ar- beitstage,

über 50 Jahre = 33

Arb~itstaget

Referenzen

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allen Universitätsmitglie- dern für Veröffentlkhungen zur Verfügung. mitteln vor allem auch Woh- nungen für Gäste und Räume für Begegnungen notwendig. Die Universität

j st es wesentlich geringer und wird ungleich flexibler prakti- ziert als in den meisten CDU- regierten Bundesländern. b) Durch den Haushaltsent- wurf 1983 sollen

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