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Brief an die FDP

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Berlin, 17.10.2017

Sondierungsgespräche und Koalitionsverhandlungen Sehr geehrter Christian Lindner,

eine freie Gesellschaft muss es allen Menschen garantieren, jederzeit, an jedem Ort, ohne Angst und Anfeindung verschieden zu sein. Diskriminierung und Ausgrenzung sind zudem eine Gefahr für die Demokratie und schaden auch dem gesellschaftlichen Zu- sammenhalt.

In Ihren Antworten zu unseren Wahlprüfsteinen versprechen Sie: „Wir Freie Demokra- ten halten Homo- und Transphobie für genauso wenig akzeptabel wie Rassismus und Fremdenhass. Sie sind der Boden, auf dem Gewalt und Diskriminierung gedeihen. Wir stehen für Vielfalt und Wertschätzung in der Gesellschaft.“ Daher setzen auch Lesben, Schwule, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) große Hoffnun- gen auf die anstehenden Sondierungsgespräche und Koalitionsverhandlungen.

In jahrzehntelangen Kämpfen wurden Fortschritte bei der rechtlichen Anerkennung und gesellschaftlichen Akzeptanz von LSBTI erkämpft und gewonnen. Gleichzeitig werden sie im Alltag auch heute noch benachteiligt, verleugnet, beleidigt oder angegriffen.

Ihre Grundrechte auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, auf körperliche Unversehrtheit und Nicht-Diskriminierung werden auch durch staatliche Politik eingeschränkt oder nicht vollständig garantiert.

Zugleich zeigen die Entwicklungen der letzten Jahre, dass eine zukünftige positive Ent- wicklung keineswegs selbstverständlich ist. Rechtspopulistische Homogenitätsvorstellun- gen, völkische Ausgrenzungsideologien und religiös-fundamentalistische Bewegungen sind auch durch die Abwertung von LSBTI geprägt und gewinnen an Auftrieb. Diese Entwicklung betrachtet der Lesben- und Schwulenverband mit großer Besorgnis.

In den kommenden Jahren gilt es eine offene und demokratische Gesellschaft zu ver- teidigen und zu stärken. Wir möchten Sie daher bitten, bei den anstehenden Sondie- rungsgesprächen folgende Themen mit auf die Tagesordnung zu setzen:

FDP-Bundesgeschäftsstelle

Bundesvorsitzender Christian Lindner Reinhardtstraße 14

10117 Berlin

LSVD · Postfach 103414 · 50474 Köln

Bundesgeschäftsstelle Hülchrather Str. 4 50670 Köln

Tel.: 0221-925961-0 Fax: 0221-925961-11 E-Mail: lsvd@lsvd.de Internet: www.lsvd.de

Bank für Sozialwirtschaft Konto Nr. 708 68 00 BLZ: 370 205 00

BIC: BFSWDE33XXX

IBAN: DE 3037020500 0007086800

Steuer-Nr. 27/671/51328 VR 12282 Nz

Amtsgericht Charlottenburg

Mildtätiger Verein - Spenden sind steuerabzugsfähig

Offizieller Beraterstatus im Wirtschafts- und Sozialaus- schuss der Vereinten Nationen Mitglied im Deutschen Paritä- tischen Wohlfahrtsverband (DPWV)

Mitglied der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA)

Mitglied im Forum Menschen- rechte

(2)

 einen effektiven Nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von LSBTI- Feindlichkeit u.a. mit einem Bund-Länder-Programm zum Monitoring, zur Prä- vention und zur Ahndung von lsbti-feindlich motivierter Hasskriminalität

 die Ergänzung von Artikel 3, Absatz 3 im Grundgesetz um die Merkmale der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität. Gerade vor dem Hinter- grund des zunehmenden Rechtspopulismus ist der verfassungsmäßige Schutz des bisher Erreichten ein dringendes Gebot der Stunde. Darüber hinaus wäre die Sichtbarkeit und Repräsentanz von LSBTI in unserer Verfassung ein klares Bekenntnis, dass sie zu dieser Gesellschaft gehören und ein Recht darauf ha- ben, angst- und diskriminierungsfrei zu leben.

 eine menschenrechtsbasierte Gesetzgebung zur Anerkennung der Ge- schlechtsidentität. Diese ist angesichts des bestehenden Leidensdrucks für trans- und intergeschlechtliche Menschen sowie eines Reformstaus im Bereich des Transsexuellenrechts dringend anzugehen.

 die rechtliche Anerkennung von Regenbogenfamilien, d.h. insbesondere ei- ne im Anschluss an die Eheöffnung folgerichtige Gleichstellung von Kindern, die in eine gleichgeschlechtliche Ehe hineingeboren werden, sowie die Modernisie- rung des Familienrechts, um die gelebte Familienrealität in Deutschland auch gesetzlich abzusichern

 die Umsetzung einer menschenrechtskonformen LSBTI-inklusiven Flücht- lings- und Integrationspolitik. Länder, in denen homosexuelle Handlungen strafrechtlich verboten und LSBTI Unterdrückung und Verfolgung ausgesetzt sind, dürfen nicht zu „sicheren Herkunftsstaaten“ deklariert werden.

 ein glaubwürdiges weltweites Eintreten für Entkriminalisierung und Akzep- tanzförderung von LSBTI in der Auswärtigen Politik und Entwicklungszusam- menarbeit

Es geht um Selbstbestimmung und Zusammenhalt, um Freiheit und Respekt für Vielfalt, kurz um die große Frage, in welchem Deutschland wir leben werden und wollen.

Bitte leiten Sie unser Schreiben auch an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Ihrer Partei an den Sondierungsgesprächen weiter.

Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen

Henny Engels Axel Hochrein

LSVD-Bundesvorstand LSVD-Bundesvorstand

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