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Predigt über 1.Kor.12,12-27 am

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Predigt über 1.Kor.12,12-27 am 20.06.2021

12 Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. 13 Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Grie- chen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist ge- tränkt.

14 Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.

15 Wenn nun der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum gehöre ich nicht zum Leib!, gehört er deshalb etwa nicht zum Leib? 16 Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum gehöre ich nicht zum Leib!, gehört es deshalb etwa nicht zum Leib? 17 Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? 18 Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein je- des von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat. 19 Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? 20 Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer. 21 Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht;

oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht. 22 Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns

schwächer erscheinen, die nötigsten; 23und die uns weniger ehrbar erscheinen, die umkleiden wir mit besonderer Ehre;

und die wenig ansehnlich sind, haben bei uns besonderes Ansehen; 24 denn was an uns ansehnlich ist, bedarf dessen nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem ge- ringeren Glied höhere Ehre gegeben, 25 auf dass im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder einträchtig füreinan- der sorgen. 26 Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glie- der mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.

27 Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ein Glied.

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Liebe Gemeinde!

Eigentlich wollten wir uns im zweiten Teil unseres KGR-Ta- ges mit verschiedenen Bildern und Aspekten von Gemeinde beschäftigen. Und deshalb sollten an dieser Stelle verschie- dene Kirchengemeinderät*innen vor Ihnen stehen und das Bild vorstellen, das ihnen wichtig und bedeutsam ist. Aller- dings ging uns gestern am Ende die Zeit aus und wir kamen nicht mehr dazu, dieses Vorhaben durchzuführen. Statt dessen habe dann ich eines der biblischen Bilder von Ge- meinde, die wir schon in der Schriftlesung kennengelernt haben, ausgewählt und möchte dazu ein paar Gedanken weitergeben. Ich habe dazu das Bild vom Leib ausgesucht:

Die Gemeinde als Leib Christi, dessen einzelne unterschied- lichen Glieder wir sind. Ich möchte dazu mit einer kurzen Geschichte beginnen.

Ein Wasserträger in Indien hat zwei große Eimer. Diese hän- gen links und rechts an einer Tragestange. Jeden Tag legt er diese Stange quer über seinen Nacken; er geht zum Fluss und holt Wasser. Einer der Eimer aber hat einen Sprung und leckt, während der andere ganz ist. Jedes Mal, wenn der Wasserträger nun vom Fluss zurück zu seinem Haus kommt, ist der versehrte Eimer halb leer geworden. Natürlich ist der heile Eimer stolz, dass er seine Aufgabe vollkommen erfüllt.

Das Gefäß mit dem Sprung ist aber niedergeschlagen, weil es so unbrauchbar ist.

Deshalb sagt es eines Tages am Fluss zu dem Wasserträger:

„Ich schäme mich und entschuldige mich bei dir. Ich habe doch einen so hässlichen Sprung. Und dadurch läuft unter- wegs immer die Hälfte des Wassers heraus. So werde ich dir auch heute nur die halbe Leistung abliefern.“ Dem

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Wasserträger tut dieser Eimer leid, weil er sich so wertlos vorkommt. Doch er antwortet nur: „Wenn wir jetzt mitei- nander wieder zurückgehen, dann bitte ich dich: Schaue, was du am Rande - unseres Weges siehst: Tatsächlich be- merkt der beschädigte Eimer auf dem Nachhauseweg, dass entlang des Sträßchens wunderbare Blumen blühen.

Als sie zuhause angekommen sind, sagt der Wasserträger zu dem undichten Gefäß: „Hast du bemerkt, dass die Blu- men nur auf deiner Seite des Weges gewachsen sind? Das kommt daher, dass ich schon immer von deinem Sprung ge- wusst habe. Und deshalb säte ich bewusst auf deiner Seite des Weges Samen aus. Und jedes Mal, wenn wir vom Fluss zurückgekommen sind, hast du diese Blumen gegossen. So konnten sie mit deiner Hilfe aufblühen. Wenn du nicht ge- nau so wärest, wie du bist, würde es diese Blumenpracht am Wegrand nicht geben. Der eine Eimer, der keinen Sprung hat, sorgt dafür, dass ich genügend Wasser zuhause habe. Und du sorgst dafür, dass diese wunderschönen Blu- men wachsen, die mir meinen täglichen Weg zum Fluss ver- schönern. Wie könnte ich auf einen von euch beiden verzich- ten?

Diese Geschichte, liebe Gemeinde, veranschaulicht in schö- ner Weise, was der Apostel Paulus hier über die Gemeinde sagt: Sie ist eine Gemeinschaft von Menschen mit ganz un- terschiedlichen Begabungen, aber auch Grenzen. Und jeder ist wichtig und unverzichtbar. Da unterscheidet sich eine Kirchengemeinde etwas von einem Verein. Wer in einem Fußballverein ist, der muss Fußball spielen können und zu- dem wissen, in welchem Tor er den Ball unterbringen soll.

Wer im Orchester spielt, sollte wissen, dass das hohe C nicht nur ein Orangengetränk ist. Und wer in einem Chor

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singt, sollte mit seiner Stimme in die Nähe des Tones gelan- gen, der gerade dran ist, sonst macht er seinen Mitsängern keine große Freude – und den Zuhörern auch nicht. In ei- nem Verein verbindet eine bestimmte Fähigkeit oder ein gemeinsames Interesse die Menschen miteinander.

In der Gemeinde Jesu ist das etwas anders. Da verbindet uns laut Paulus der Heilige Geist, der uns in der Taufe zu Gottes Kindern gemacht hat. Aber dann hört es auch schon ziemlich auf mit den Gemeinsamkeiten. Wenn wir die ein- zelnen Glieder am Leib Christi betrachten, begegnen uns völlig unterschiedliche Charaktere mit völlig unterschiedli- chen Begabungen.

Da gibt es Fortschrittliche, die immer auf der Höhe der Zeit sind und jede Neuerung mitmachen, und daneben Konser- vative, die an Vertrautem und Bewährtem festhalten und sich nur unter Todesandrohung und Lebensgefahr Neuem öffnen.

Es gibt Praktiker, die Probleme anpacken noch bevor sie entstanden sind, und Theoretiker, die sie erst dann lösen, wenn sie schon gar nicht mehr bestehen.

Es gibt sensible Menschen, die schon spüren wie die Stim- mung in einem Raum ist bevor sie ihn betreten. Und dane- ben gibt es gefühlskalte Holzklötze, die scheinbar über- haupt kein Einfühlungsvermögen haben. Erstere sind oft gute Seelsorger, die sich in andere hineinversetzen können.

Die Letzteren sind Menschen, die festgefahrene Situationen und Strukturen verändern können, weil sie ohne Rücksicht auf Verluste die Dinge auf den Punkt bringen und sagen, was Sache ist,.

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Das Tolle ist: Wir brauchen sie alle in der Gemeinde. Wir brauchen alle diese unterschiedlichen Charaktere mit ihren unterschiedlichen Begabungen, die sich manchmal schein- bar unversöhnlich gegenüberstehen und sich in Wahrheit doch wunderbar ergänzen. Keiner kann alles und keine muss alles können. Nicht einmal ein Pfarrer, auch wenn eine Gemeinde das manchmal meint und überzogene An- sprüche an ihn hat.

Wohl dem, der sich diesen Ansprüchen entziehen kann.

Und v.a. wohl der Gemeinde. Denn es ist besser, wenn er das tut, was er wirklich kann und was seine Bestimmung ist.

Einer, der nicht singen kann, sagt den Chor besser nur an.

Oder wenn einer die Schriftlesung im Gottesdienst macht, sollte er möglichst nicht der einzige sein, der glaubt, dass er gut lesen kann. Das Schöne ist ja, dass er dafür etwas ande- res besonders gut kann. Und das soll er machen, denn ge- nau da wird er gebraucht.

Unser Problem ist, dass wir oft viel zu stark auf unsere Defi- zite fixiert sind und denken: Das muss ich noch besser kön- nen und jenes sollte ich auch noch lernen. Aber das ist eine zutiefst ungeistliche Sichtweise. Sie entspricht überhaupt nicht dem Bild, das Paulus von einer Gemeinde hat. Nein, was ich nicht gut kann, davon soll ich die Finger lassen. Das sollen andere tun, die es besser hinbekommen.

Und wenn ich es trotzdem tun muss, weil es vielleicht per Dienstauftrag zu meinem Job gehört, dann soll ich es mit gutem Gewissen schlecht machen und daneben mit Freude und Elan die Dinge gut machen, die ich kann. Da kommt al- lemal mehr dabei heraus, als wenn ich meine ganze Energie in Dinge stecke, die ich eh nie gut hinbringe und dann keine

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Zeit und Kraft mehr für das habe, was mir wirklich liegt und wo mein Herz schlägt. Es ist besser, Stärken zu fördern als zu versuchen, Defizite zu beheben.

Ich soll aber auch nicht umgekehrt, mich für etwas Besseres halten, bloß weil ich in einem Bereich besser bin als andere.

Denn ich bin auf die Gaben der anderen in anderen Berei- chen angewiesen, weil sie da Dinge zustande bringen, die ich vielleicht nicht einmal im Blick habe.

Übrigens, wenn wir in die Kirchengeschichte schauen, dann waren fast alle bedeutenden Männer und Frauen von einer gewissen Einseitigkeit geprägt, Menschen mit Macken, Ecken und Kanten.

Nehmen wir doch nur den Apostel Paulus selbst: Ein

schwieriger Charakter, mit dem keiner wirklich gut auskom- men, geschweige denn zusammenarbeiten konnte. Er hatte keine sehr einfühlsame Art, sondern sagte seinen Gegnern knallhart, was Sache ist. Den Knigge hatte er sicherlich nicht auf dem Nachttisch liegen. Aber keiner hat die Dinge so sehr auf den Punkt gebracht und das Evangelium so zum Leuchten gebracht wie er. Wie arm wären wir, wenn dieser Kämpfer vor dem Herrn nicht gewesen wäre.

Oder nehmen wir ein Gegenbeispiel: Paul Gerhardt – ein Zauderer und ein von Gewissensbissen geplagtes Sensibel- chen vor dem Herrn. Aber er hast in seiner einfühlsamen Art Gedichte und Lieder geschrieben, die bis heute andere abholen in ihrer Verzagtheit und ihnen neue Hoffnung und neuen Mut machen.

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Und so gab es und gibt es die unterschiedlichsten Charak- tere in der Geschichte der Kirche: schrullige Originale wie den alten Flattich, der einfach das Herz am rechten Fleck hatte; hochintelligente Theologen, die den Unterschied zwi- schen einer Schraube und einem Nagel nur vom Hörensa- gen kennen, und vor Güte glühende Diakoniker, denen es egal ist, ob ihre theologische Begründung für den Dienst am Nächsten examenstauglich ist oder nicht.

Und das Wunderbare ist: Das alles ist für die Gemeinde Jesu kein Problem, solange, ja solange sie sich besinnt auf den einen Heiligen Geist, dem sie sich verdankt. Wenn sie sich von diesem Geist leiten lässt, erfährt sie sich in ihrer Vielfalt als reich beschenktes Wunder Gottes.

Dort allerdings, wo wir die anderen, auch die Andersden- kenden, nicht mehr als ein Geschenk dieses Geistes verste- hen, wo wir beginnen, uns in unserer Geistlosigkeit für geistreicher zu halten als die anderen, da bekommen wir Zustände wie in Korinth, wo ein Wettstreit darüber begann, wer der Wichtigste ist und welche Gaben die geistlichsten sind.

Aber mit diesem Streit amputieren wir uns selbst und ma- chen aus dem Leib Christi einen Torso. So verschieden wir sind, - als Glieder am Leib Christi gehören wir zusammen wie die beiden Eimer in unserer Geschichte: Mag der eine auch ständig voll sein und der andere nicht ganz dicht (ich rede von den Eimern), so gehören sie doch zusammen und ergänzen sich, manchmal in einer ganz ungeahnten Weise.

Und weil der Heilige Geist mit Sicherheit die Gabe der Weisheit hat, wird er schon wissen, warum er auch den ei- nen oder anderen schrägen Vogel zum Glauben berufen

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und der Gemeinde als dem Leib Christi eingefügt hat. Die Frage ist höchstens, wo, aber nie ob ich einen Platz in der Gemeinde Jesu habe. Wohl der Gemeinde, in der das nicht nur der Heilige Geist begriffen hat. Amen.

Vaihingen, den 20.12.2021 Pfarrer Matthias Krauter

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