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DER *LIMA-TEXT* UND DAS AMTSVERSTÄNDNIS DES ZWEITEN VATIKANISCHEN KONZILs

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DER *LIMA-TEXT* UND DAS AMTSVERSTÄNDNIS DES ZWEITEN VATIKANISCHEN KONZILs•

von Raphael Schulte OSB Vorbemerkungen:

Das mir fUr jetzt aufgetragene Thema lautet: Der 11l.ima Text'' und das Amtsver- ständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils. Dieses Thema ist schon in sich ge- Sf'hen so reich, daß es unmöglich ist, in einer Stund~ da.,.u Hinrelchendes zu sagen. Wir können nur einige Elemente dessen betrachten, was im Thena an sich angesprochen ist. Es kommt hinzu, daß aufgrund des vorhergegangrnen Referates zahlreH:he Fragen stehen geblieben sind, auf die so oder· so eine, "'·enngleich auch :imner noch vor·läufige Antwort erwar·tet wir·d. Auch das kann im besten Fall nur in Ansätzen gelingen. Zu sehr herrschen noch gegenseitige Mißve1·ständnisse bzw. Unklarheiten in fragE"n de-r rechten lnterpretation bestehender Texte, z.ß.

gerade auch des II. VatJkanischen Konz.ilb. Es möge das alles von vornherein beachtet. sein, damit keine falschen Erwartunge-n gehegt ""·erden. Es kann nur auf einiges eingegangen wer·den; alles andere nu.lß der· Düskussion, entschieden mehr soga•· bpäte•-e•• Arbeit Oberlassen bleiben. 1\cnn die Grundrichtw.g meiner Aus- führungen ve1·standen und einiger'1tlaßen ak.Leptiert wer·den könnte, wär·e für mei- nen Auft..r·ag schon viel gewonnen.

Einige Vorbemerkungen seien mir freilich trot.z der KUrze der· leit.. ge.!:it.at.tet.

Was ich in diesen Vor~rkungen sagen '"·erde, meine ich in allf'm Ernst, ohne daß wir näher auf Begrundungen und Absieherungen eing<>hen könnE'n. 'lan möge es im ökumenischen Geist verstehen und im Sinne einer· Setmsucht nach redlichem Zusanmenst.inmen begrei f<'n.

I) Als crstE's soll kurz, abe.- m.it umso größe•-em Kachelruck der freudeüber die- ses l.ima-Papier Au...'"Kln.l<'k gegeben "'·erden. Daß es Uberhaupt heute schon mög- lich ist., einen solchen Text zu verfassen, so unvollkonmen er noch sein mag, so kr·i tisch oder gar ablf'hncnd e-r~ von den verschiedenen Kirchen aufgefaßt wer- dm mag, auch von denen, die in ihren Vertretern selbst daran beteiligt 'ftaren, - daß e& überhaupt zu einem solchen Schritt gekcmnen ist, kann gar nicht hoch genug eingesc-hätzt "e•·den. Gerade diese Freude verpflichtet aber, um der Sache wilJ("n in hartem Ringen weiter?:uarbelten. IX-rn diene auch, was jetzt vorge-

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Neuwaldegg, 19.1.1985

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bracht '"':erden soll. E~ geht, dabei auch um Kritik, die jedoch keine billib>'P sein ~oll noch darf.

2) Es mag auf den et·~ten Blick pedantisch klinge-n, doch iöt. e~ eine Sache von größet~en\ Gewicht. Gemeint- .i ~t dj e lej det~ sehr schlechLe Übersetzung des ur-

~prtinglich in englischer· Sprache abgefaßt.en Textes von Lima. Sje ist. nicht nul' m:it beachtlich vielen H.ingeln behaftet., üst vielmehr in manchen Passagen aus- gesprochen falsch. Dadurch et·.!:ichej nen im deuL.!Schen Text zahlrt.üche Aussagen als zumindest äu.ßecst fragwür·djg, wenn nicht. inakzeptabel, ohne daß das in den ursprtinglichen Aussagen des Lima Textes bef.V"'Undet. wär·e. E~ ist 7.u hoffen, daß der geringe \ü~r't, der· auf die t.bersetzWlg gelegt. wurde, nicht eine tatsächlich vorhandene Unenl!:;chiedenhe:it in den beabsichtigten Aussagen offendeckt. Es ist zu bedauern, daß diese ~1ißl ich.kej l c1.uch die Re7eption, die erwünscht isL, mehr belastet, als es der Sache angemessen ist.

J) Wir sollten endlich oder jedenfall,; entschieden mehr, als es schon der Fall ist, unser·e Angste vor anderen :\usfonnuljetwtgen des gemeinsamen Glaubens abbauen. Warum müssen wit· irmlf't' einen solchen ~ed, darauf legen, daß ja jeder es so sagt, wie wir e~ ge""·ohnt sind" Wan.un imner wiede1· die Angst, hinter ei ncr neu-geltmgenen Formel verberge sich vennut lieh doch wiedel' das, was man glaubt, daß es der andere in Wirklichkeil meine Wld das man nicht akzeptier·en

l;u können vermejnt? Warum interpreLieren wjt• denn nicht.. alle~ ad bonarn parLen, wie es geste1n hier formuliert wtu·de? \\'an.un lassen wir· den jeweils anderen nicht den gemej nsamen Glauben in seiner Weise sagen und hören ihm zu, ohne ihm inmer wieder vorzuhalten, er müsse doch wegen seiner Traditjon eigentlich an- ders sprechen, nämlich in den altbekannten Ponneln, cüe man als 11konfessjoneJ- ler Gegner'11 mehr hUtet.., als es der andere innerhalb seiner Tradit..:ion Latsäch- lich selbst tut oder möchte. NatUrlich, sind solche alten Formeln einmal le- bendig Uberwunden, dann ist der alLbekannte Buhmann nicht mehr da - und was macht man dann mit seinen schönen Kontroversargumenten ... ?

4) Wir können in den Fragen der Konvergenzbemühllllgen im ökwnenischen Engage- ment. gar nicht anders denn in Emotionen reden. \Yir sollen das freilich nicht in einem vordergründigen Sirm tun. Aber wenn wir· Latsächl:i eh lUlter der verwundeten Einheit der Kirche Christi leiden - und hoffeoLlich tun wir es!

-, dann ist unser Bemühen notwendig emotionsgeladen, und das muß nicht zum Nachteil sein, solange wir die christ.liche Liebe nicht vergessen.

S) Dieser filnfte Punkt liegt mir fur die heutige Diskussjon am meisten am Her·- zen: \\'ir kennen alle die Diskrepanz zwischen W1Serem guLen \Vollen und dem oft schlechten Geli.ngen, die Diskrepanz zwischen unserer gesunden Lehre und unserer tatsächlichen Praxis. Daher die Bitte: Da ich als syst..ematischer Theo-

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loge zu sprechen aufgefor-dert. bin, halte man mir nicht die jeweil-5 bedenkliche Praxis vm·. Besprechen wj I' viellnehr zunächst miteinander das theologische Fun- dament, auf dem eine gesunde Praxis aufgebaut werden muß. Nicht weil uns die Theorie als Theorj e am Herzen liegt, machen wir uns die entsprechenden theolo- gischen Gedanken, sondern damit wir uns besinnen und schließlich ejnigermaßen klar wi&sen, was wir· eigentlich anzustreben haben (und was nicht), gegebenen- falls sogar gegen unsere eigene Praxis, weil wir erkennen, daß sie unserer längst. erkannten Einsicht widerspricht. So mUssen wir uns doch z.B. fragen, ob wir die 51.-rukt..uren ändern mÜ.."iSen, weil einige oder· vielleicht auch viele sogenannte Amtsträger ihr·en Dienst schlecht er·füllen? Ist denn der schlecht erfüllte Dienst. ein theologisches Argument gegen eine biblisch begründete Tra- dition? NatOrUch kann das Leben glaubender Christen auch die Theologie zur Eigenkritik fUhren. Es tut not, hier gut zu Wlterscheiden. Sprechen wir daher ztmächst von dem, was anerkannte Lehre ist bzw. wo wir auch unsere vermeint- lich klare Lehre zu diskutieren, gegebenenfalls auch zu ändern haben. Aufs Ganze gesehen, brauchen wir sicher eine Theologie, jedenfalls oft eine tiefer reichende als meist.. üblich.

6) Was ist.. 11katholische Lehre11? Gerade auch hier bitte ich, zu sehen und anzu- erkennen, daß es die katholische Lehre überhaupt nicht gibt (wie ja auch nicht die evangelisch-lutherische, evangelisch-reformierte usw.). Lassen Sie es mich ganz hart sagen: Allch die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils ge- ben nicht, einfach die kat..holische Lehre wieder! ; dafUr reichen schon allein die Seiten der Dokumente nicht aus. Aber auch die tatsächlich vorhandene und berechtigte Mannigfaltigkeit der Glaubenseinsichten und Lebensformen können nicht in einem einzigen Konzil umfassend zur Sprache koomen. Wir gehen inmer wieder von der irrigen Auffassung aus, jedenfalls die katholische Kirche habe eine Institution, bei der rr\an die Lehre abfragen kann. Wieso konnte man denn während des II. Vatikanischen Konzils eine von römischen Theologen und Fach- leuten (die durchaus international bestellt waren) ausgearbeit..ete Kirchenkon- stitution schlicht verwerfen und den Auftrag zu einer völligen Neufassung er- teilen? Doch kawn, wenn es ein solches 11Lelll'amt11 gäbe, wie man oft meint, es in der katholischen Kirche ansetzen zu sollen. - Daher: Was das Zweite Vatika- nische Konzil sagt, und was ich nun sagen werde, ist sicher katholisch, aber eben nicht die verbindliche katholische Lehre vordergrUndigen Sinnes.

7) Schlj eßlich: Beachten wir das Entstehen der Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils! In einem =geheuer intensiven theologisch-synodalen Ringen sind die gemeinsamen Texte von Theologen und Bischöfen, Laien und sog. Amtsträgern, erarbeitet worden, der Zahl nach fast nicht zu Uberblicken. Darin sind sie

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n.i<.:ht ander~ .anzu~when, al.~ e::. für das Lint.-'1-Pctpier· gilt., wenn nicht. gar~ mehr·.

Denn es ~aren nicht Textempfänger, die "'ährend des Konzil~ ger-ungen haben;

v i(> lmchr dat~f, bei aJ len men.schlü:h-all7umenschli chen Ei n::::,chränkunger'\, die Ch über·all gibt.., gesagt "'er·dtm, daß hier Texte dW'ch zähe theologische Arbeit in brüderlichem Ringen lUn die \\"ahrheit entstanden sind, dje es wett sind, ent-- sprechend von aJlen Kirchen betrachtet. zu wer·den - was gerade nicht, bedeutet, sie heute w1d in Zukunft einfach blind 7U akzcpti er·en.

Nach diesen mir wichtig ct·scheinenden Vorbemer•k1..lllgen treten wir· nun ir1 WlSCr Thema ein. Aufgrund der bisherigen Diskussjenen habe ich mich entschlossen, einigermaßen dem Gang des Vor-refer:tt .. es zu folgen, "'·eil auf diese \\"eise viel- leicht schneller· und deullicher het""Vortrit.t, was mir wichtig z.u sein scheint, wenn wir zu.sanmenfinden wollen. Was ich vort..rage, hat er·~tens jene Ft~eudc

nicht, vergessen, von der ich eingangs sprach, möchte z""eiten~ eü1 Diskussions- stoff sein, nicht schon unwnstößliche Senlenz. Ft~ej lieh wer·de ich vot' allem aus der Hei 1 igen Schrift einiges vorbringen, Liber das wohl gesprochen, nicht aber eigentlich di.skutiert "·erden kam1.

I. Zu den grundlegenden Elementen des Amtsverständnisses gemäß dem Li- ma-Text und der Dogmatischen Konstitution über die Kirche des Zwel- ten Vatikanischen Konzils

Wir erinnern uns, was uns i nv,..'ischen darüber herausgesteilt worden ist., was die leitendC'n Ideen des Lima-Texteö zwn Amt. waren w1d sind. Wir wollen sehen, wie es damll in der Kirchenkonstitut-ion gehalten wurde, wn dann zu beiden ei- nige Bemerk~en zu machen.

1) für den L.i.ma-Tex-t, so härten wir, ist ein zweifacher· Zugang zum Amtsver- ständnis maßgeblich {gewesen); Das Amt wird von der Kirche als dem Volk Gottes her begriffen, dieses insgesamt verstanden als königliche Priester- schaft gemäß 1 Petr· 2; dann die BeLorumg der Funl<t-ion, d. h. daß der• Auftrag das Konstituierende des Amtes sei, nicht die besondere (durch eine "Weihe'' verliehene) Qualität des Amtsträgers. Als problematisch "urde und wird, wie die Diskussion dieses Zugangs erkennen ließ und läßt, empftmden, daß Uber das Zueinander von Aml und Gemeinde (wie es meist formuliert wird) zu wenig, je- denfalls WlZureichend gesprochen wir·d. Irgendwie fehlt in der Behandlung der Amtsfrage die Beachtung der Laien, so heißt es :imner wieder. Auffällig er- scheint zudem die eigenartige und bedenkenswerte Grundlegung der Lima-Aussagen durch Stellen der Heiligen Schrift. Dazu muß später· noch ausführlieh Stellung genomnen werden.

2) Wenn wil nWl sagen sollen, was die Leitlinien sind, die fUr die Texte des

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Zwt:::il.cu Vatikanischen Konzils maßgeblich waren und aus ihnen hinreichend deut- lich her-vort.ret,en, so können wir· in aller Kürze dieses sagen:

a) Kirche wir~d zunächst einmal, vielleicht gar vor allem begriffen als VoZ.k Gottes. Das ges< hl eht. in einer gewissen Weiterfilhrun.g oder Ergänzung zu dem VOI'heo viel fälbgst ausgewerteten Bild der Kirche als Leib Christi ( vgl. die gewicht i.ge En?yklj ka "l'-1yst.ici Corporis''). Aufs Ganze gesehen wird die Kirche, etwa in der Kirchenkonstitution, unter beiden Aspekten betrachtet, als Volk Gottt:Js wie als Leib Christi, und es wer·den die enLl:>IJrechenden theologischen Aussagen unt..er· Zuhilfenahme dieser Konzeptionen gewonnen. ßeze] chnend ist nLUl, daß dieses Volk Gottes in einem beachtenswerten Ausmaß troinitarisch beg1'ün.det ver·standen wird. Das wird ausführlich herausgestellt und sodann zahlreiche th(-;ologische und pastorale Konsequenzen daraus gezogen. \Yir können jetzt dar- auf nicht im ej nzelnen el ngehen. Daß aber das Trj ni tari.sche derart als ftmda- ment angesetzt wil'd, i~t nicht nur eine neue (oder wiedergewonnene) theolo- gü::;rh-theoretische Nuancien.mg. Und daher ist es zu bedauern, daß das noch viel zu wE·nig beacht.et.. wü·d, schon in der Theologie, umso weniger in der ek- klP--sialen Praxis. Die Konsequenzen für das Kirchen- und, vor allem, für das Amt .svet'ständnl s sind aber nicht zu übersehen. Denn:

b) die::;cr· ganzen Klr·che, dem ganzen Volk Wld daher a"l.Z.en seinen Gliedern wird zugesprochen, was für die Kirche als Volk Gottes gilt. Es ist tatsächlich auf diese Rejhenfolge der Darstellung in der Kirchenkonstitution zu achten. Nicht von der sog. Hier·archie her wird Kirche, werden gar die sogenannten Laien ver·standen. Vielmehr wird von der einen und ganzen Kirche als dem einen Volk Gottes und dem einen Leib Christi, der a] s so] eher· am Priestertum Jesu Christi part..i;dpiert., ve1·standen und entfaltet.., was es um einzelne Beauftra- gungen, 11 Ämter·", Charismen usw. in der Kirche ist und in welchem Sinn und je- wei 1 -Lgem Ausmaß sie an der einen Aufgabe der Kirche teilnehmen (wirklich te1.1.- nehmt·n, ohne daß dieses Teilnehmen nWl quantit-ativ mißverstanden würde). Mit allem Nachdruck, und vor aller weiteren Entfaltung, wird diesem ganzen Volk jenes Sein zugesprochen, von dem in 1 Petr 2 die Rede ist. Das will freilich besser verstanden sejn, als es gemeinhin geschieht (vgl. den Mißbrauch bzw.

die Fehlverwendung des Ausdrucks "Volk Gottes" wie sie sich heute oft zeigen:

Recht oft wird im sogenannten kirchlichen und liturgischen Sprachgebrauch die- ser· Ausdruck mit "Laien" identifiziert, wenn es z.B. heißt, in der Liturgie habe nicht nur der Ljturge, der Priester, seinen Teil; vielmehr müsse auch dem

"Volk Gottes" stets ein Tell zufallen, etwa die Fürbitten u.ä. Oder bedenken wil·, wie j ITITler noch fast wie selbstver•ständlich "Kirche" mit. "Hierarchie"

ident..ifiziert wird, wie die oft ver·wendete Fonnel offendeckt, die danach ver-

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langt, daß 11d1t> ~irtlu- t·ndli('h /ll dt>tn und dt..onl <•in \\or'l ,..;1~.C'n o..;olJ(·", hol-><·i

~chlicht illl dit• lC'IIILO!.-'-gt•dacht j,..t ).

Niilwrhin bedC"ut<"t cl«::-.: \ur d~trn"'l, \Ao'enn die 1\us~agC'n des ~. Kapit~:~l~ der Kir chenkonslllul.iun vcll'gängi g a1 J Pn \'l·t•i t er•t•n tlnt<·t·scheidwl.gc'·n {.!.P test-·n, vf'r'slandeon Wld beuc:ht.et. sind, kiiruren ,jem Au!':isagen r·ichL.ig ~ingeor·dnet. tmd beg,T•iff<"n wet·- dt•n, die von deo glt icllc>t'ht'i.:>c vod1a.ndenen Vet·schü·denheilt::n innerhalb des eir1en k:i rchlictten Oi ei).Ste..c:; SJJT'echt?n. Qj t:" Aus=>agen d_j cscs Kap:i l.e.ls sind nicht.

ohne Gnmd t:'" difi' andc1·en gP~leJit: et·st in jenPn ed1altf'n diL·~e jhrpn r·Pch- ten Stellenwt 1, Nochmnls h.'ii'Ler· fmmuJier·t: 1-r·~t \\em1 das, was vom Volk Gal- tes insgesamt ur Sprache gphr';l.Ght. wüd, .!"Ogar· ununt ersC':hiC'de11 von at1.en C.l i(•

de111 cti ("_c;;e-s I kcs, karm übf'r haupt er·st. begri ff<-·n wcr·clf'n. wcts 7.u df'n ( ~pii.ler·

\)f>spt"'chPnPn •m'lc-t·sdüf'dlicht'n D.i~·n<=>lf\Ulktjonr·n ndC"t' Amtein fn dt~t" Kit•chc· ~<.;

~agt "ird. O;:•'~<·r hahfon keiu~ \\oancll·r·sh(•r· gf'holtPn ·\pt·ioris 711 Pntschcid<·n, wa~

dai:io Zweite V i kanüodu" Kon:t i I uni ('I' "1\rntu vt••·~t \•ht.. \1i l ~~1 I PI' nur \..-ilnschens-

"''('T--ten KJ;u·ht 1 wir·d 7\tlliichsl ~m<.l \-OI' ,\\ lrm ander·c•n gt·!-oa~t.., daß d;.s ganze \'olk Gottes lutd a Le seine· r.Ut·tll',. cl.ie e.inP J..önigJ1(hf' PI·if'stpr·schaft.. dJ.u·stellf'n, die Gott Sf'i1l">t. gebildet lUld auswr·Ust..et.. hat. AU."ilkückl j(·h wir·d heransgf'- stellt, di!.ß t unlers<hiedlidu·n Oif"ustf• aJJp ao dmr < inrn l'r i(•slea·st-•in JPsu Ctu·isti LeiJI· •ben, und eben n•u it- tt'i l-hnhf"n {was, nochmrds sei es gesag·t, keine quanti f iei't>Hde Katego1 ie i tit ; sif' ist biblisch verst.andr·n).

Was wir· so p•meinhin 11Amt11 c"'Ütet·seits, 11G<-rlrPiude11 odf"r' 111ajen" ander·erseits nennf'n, das "'itci att.sdJiickUdt in SC"itJer· Zuo1'drumg g,esehPn und bc"'t.ont. Atlßf"t'Clem wird hitli'eiclwnd klar•, eben nufgnutd de1 m;mnigfa.ltigen Ums(':hreibwtgen des je- weils Gemeinl,·n, daß ltier· adäqua-te Unte1·scheidw1gen, wie sie in ande1·en Geb·ie- ten möglich sein mögen, unmöglich sind w1d, werden sie ver·suchl, dif" Sache st.ets verfä]schen. (~1an denke z.ß. nur" dar·an, daß ja der· durch dje WeiJ"le mit dem minister:it·llen Priestert..um Belraute nichl etwa seine Tauf- und Finnbea.uf- tragung verliPrt, ihr vielmehr" nach wie vor zu entsprechen hat., wenngl('ich nun im konkreten ckklesialen Leben in einer für ihn neuen Weise.)

c) Ausdrücklich wird durch das Zweite VaLikanische Kon7iJ sodann her'Vor·gekehrt und thematisier-t., daß das, was im Sein der königlichen Prieslerschaft von Gott selbst grundgelegt wurde und grundgelegt bleibt, etwas ist, das sj eh nicht nur in Sakramenten, in VerkUncligung Wld Leitung usw. auszuwit"ken habe, sondern im gesamten ekklesial en Leben, ja im gesamten r eben des einen Volkes Gottes und seiner Glieder, nach itmen und außen, also auch in d_j t" Welt hinej n.

Ausdrücklich soll an dj eser St..elJ e dar· auf hingewiesen wer 'den, daß auch nach den Konzilsaussagen innerhalb der· Kirche und der in ihr vom Heiligen Geist wachgerufenen rharismen (zu denen auch das sogenannte Amt zählt!) mehr 11Eigen-

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ständigkeH," gegeben ist und gelebt werden soll und tatsächlich gelebt wird, als es erscheinen möcht..e, wenn man glaubt, in der· katholischen Kirche sei al- les w1d jedes, was zum wesentlich ekklesialen Leben gehört, durch 11Amtsstn.tk- turen" organisiert und gar gegängelt. Man denke nur an Entstehung und Weiter·- leben der Orden wie mancher ähnlicher Bewegungen in der Kirche. Diese entzie- hen sj eh keineswegs der OrdnWlg, diP von Gott her begründet in der Kirche gllL; sie ent..stehen und leben jedoch in einer solchen Freiheit, daß es so et- was wie f.xemption u .ä. gibt. (\Vas noch nicht heißt, daß sich nicht auch in der Kir·che imner wieder her•ausbildende Macht..str'Ukturen gelegentlich in unsachge- rechter· Weise dieser· rreiheiten bemächtigen wollten Wld wollen. Aber Miß- brauch, so er gegeben ist, bestätigt.. eigentlich nur das Geltende. )

d) Wir·d daher· gemäß dem Zweit-en Vat:il<anischen Konzil vom Amt gesprochen, so muß Wlbedingt auf folgende ~1omente geachtet werden: Dazu zunächst eine sprachliche Vor·bemerkwlg: die lateinischen Wör~ter· (munus, officium, ministe- riusn, potestas, auctor·itas usw. ) und die entsprechenden Übersetzungswörter im Deutschen gehen leider sehr oft.. nicht konfonn und z.usanmen; unterschiedliche Wörter wer·den ofL mit dernsf'!lben \Vort "Amt" wiedergegeben. Das bringt lUlflöt...ige Schwjer·igkeiten mit. sich, die leider größer·e Folgen haben, als es der Sache ent..spricht. Es sollt.e imner aufs neue der lateinische Text befragt werden.

Dann tret..en Nuru1cierungen zutage, die ungemein wicht..jg sind, will man wirklich sagen, was das Zweite Vat.ikanurn gesagt hat. Dieses spricht nämlich, werm es, wohlgemed<t, um ein besonderes Amt in der Kirche geht, das sich von anderen, eben&o gegebenen nnterscheidet, keineswegs nur von denen, die I.Jir - leider - nach wie vor als "Amtsträger" zu bezejchnen pflegen, sondern von a"Llen Glie- dern der· Kirche, wenn eben auch Wlterscheidend.

Nach wie vor· j,st. es Brauch, unter "Amtst..rägem" in der Kirche nur die zu ver~­

stehen, denen gemäß der Sprechweise der Kirchenkonstitution das "ministerielle Priestert.wn" 7ukormnt. Ohne Zweifel ist das sogenannte hierarchische Dienstamt ein Amt besonderer· Beauftragung, Ennächtigung Wld Vollmacht. Aber es ist eben nicht.. das einzige Amt.. in der· Kirche überhaupt. Es ist unglücklj eh, daß wir im Deutschen den Ausdruck "Amt 11 derart eingeengt verstehen und verwenden. Dadurch wird es uns sprachlich ungemein schwer·, die Aussagen des Konzils wiederzuge- ben. Vom einen Priestertum Jesu Christi leiten sich laut Konzil unterschiedli- che Dienstämte1· ab, die aLle unabdingbar ekklesial-notwendige Dienste sind, soll Ki1·che sein nnd leben (notwendig, weil von Gott so begründet j vgl. die

etll..~i-wechenden Au..co:sagen etwa in J Kor in Bezug auf die vom Heiligen Geist ge- gebenen Dienst<" und Charismen; auch Eph und Kol). Gerade im Blick auf die Eu- chadstü•feier sagt es die Kirchenkonstitution recht deutlich: "In der Teil-

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nahme am t•uch;-u·i~lh.chen lt>i~•· .•. ul,)(•11Whmen altE' ('l bei det• lilur·gischC'Jl Handltu'g ihl~("n je eigt"nPn :) Teil, . . . nicht lUilf'I'Mhi(•ds1os, S<.ll\lkr·n ,it-"det in seinet· Wei~c" (n. ll ). Ods~eltx• kon•nt öften~:t, g('Ol.iil~ de1 .it-\ .. t·i l:ie.en ~achP, die besprochen wü·d, vot· ciC"n Bljck. mit P.J'Oßf'I' Klal'lw.il und I ind1·inglichke:il gerade auch im Kapilel übt>1· den Laikat. (r-s i::ol ul.wl#,Pn~ ituclt o.,;innvoller·, V<.)lll Laikat zu ~prechen a]s von df'n Laien. dt•nrt dC&~ Krul/ i I \Pt'bteht dt·n Pkkle~dalcn

·\uflrag der ~ogenarmten Lal(~n gf't·ach: als ein Amt, unlet·schieden vom minislC"·

riellen Prie~tprtum, mit eigenen \ulgaben br-t t~<lut. clit> cliesc-'m p.er·adc 11icht LU

fallen; vgl. 11 31 lmd weiter.)

\o.i.ll rnan den 1nn dieser· Konzilsaussagen ,~echt ver·:-;;Lehen, dann l't'kw·r·a·r·t.. mdlt am besten aul das Ver·ständnis des Leibes Cht•ü,.;Lj, wie Paulus diP!->C'!-. Bild in Rtm 12, 1-16 und in I Kot· 12.4 31 ver~endet. Da wi nl j.a ~~r·ade lltH'auN;!.t:'sLell t , daß aLLe Gl il·der ei11J.nclPr und fOn~ntallder· Gl iedcr·, d. i. Oj1·rwr ~ir1U; kein Glied kann de~ Dienstes eine.s ander·en entsag;en wollen. J\uch ist kPio t:lnzelneb GJied bO, daß es alle~ 111 sich t1·age (und dahPt' VC't11röge), \\i.l!-. dC'tn lc-ib aJs r;cmz_en zukomnt • Daher: KE" in l" i rv iges Amt in dE"r Kj r<.;he kann unt f't AbsC"hung von dt·n ander·en .\mtem und w"'ltt•r Absehw1g de::-o Ange\lo·Jeb<'llt-t{~in~ auf den Dienst. der anderen überh<.~.upt auch nur, verstanden wet·den \ofc.Ülen. Es vt~I·ftil.":>cht daher cUc lehraussagc- des Zweilen Vat-ikanischen Kon.l'i ls, we1u1 mau die k i I'C:hl i <.:h<'n Amts- funktjonen auf jene beschränkt versteht, von denen wir· l<'ider· i.mnct• mu· reden,

\loenn es um die Kontrover 'Se oder um die Konvc1·gen.l' J n der sogena1mten Amt sfr·age g·eht. So wir·d der Laikat ausdrücklich ö.]s Amt vei'stantlen, dd..s näherhin tun- schrieben wir·d, es ats Amt von anderen Ämtern wlt..ei·schejdend. Im Sinne der biblisch vet·st.andenen Teilnahme am einen Prieste1·tum Je~'U Christi nehmE-n sie, nicht anders als das sogenannte ministerielle Priesled.um del' durch die Weihe besonders Beauftragten, am priester·lichen, königljchen w1d prophetischen Amt Christi t..eil, Uben es fr~ej lj eh auf ihre Weise aus, gemäß dem unLcr·schiedlichen Auftrag, den sie von GotL her· haben ( vgl. n. 51). Nur dann, wt>nn gesehen und akzeptiert wü~d, daß aLLe Glieder der Kirche Dienstfunktionen (wlver-wf'chselba- rP und unvertretbare!) aufeinanderhin haben, die nur im ?-ti.teina.ndei wirksam sein können, nur dann und erst dann wil"d dem Kirchen- w"'ld Amt.sver·st.ändnis des Zweiten Vatikanischen Konzils Gerechtigkeit geschenkt. \Vürd~ man, anders ge- wendet, das Kapitel Uber den Laikat nicht mitbeachten, und zwar· mil demselben Gewicht wie dem Uber die Bischöfe und Priester, so \lo'llrde man nur eine Seite df".s Amtsverständnis zu Sprache bringen w1d es daher vet·fälschen.

e) Dasselbe wird noch einmal sichtbar, wenn wir nun auf etwas, wie nti r·

scheint, Wlgemein Wichtiges hin".,eisen. Anders als es beim Lima-Text der fall ist, versteht das JI. Vatikanumein jedes AmL in der Kirche vom Priester-

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sein Jesu Christi her. Amt, was inmer das näherhin sei und tDD welches es sich inmer handeln mag, wird begriffen als Teilhabe an dem einen Amt, mit dem Jesus Christus von Gott Vater, Jahwe, beauftragt war und ist. Ein jedes Amt in der Kirche ist daher, soll es katholisch verstanden werden, so zu sehen. Näherhin wird es vom Konzil begriffen aus der soeben schon vorgestellten, wenngleich nur eben angesprochenen und eigentlich zu entfaltenden Theologie des Haupt- seins J esu Christi im Blick auf die Kirche als seinem Pl eroma, bzw. von dem her, was der Heilige Geist Gottes in der Kirche an Leben, Lebensfunktionen und daher an Dienstämtern für- und untereinander wachruft W1d begeistert. Was im- mer in der Kirche als Leben und daher als Dienst aufeinanderhin vorliegt und begriffen sein will, muß so verstanden werden. Nicht aus soziologischen Gege- benheiten oder Notwendigkeiten, so berechtigt sie auch sein mögen und berück- sichtigt sein wollen, nicht aus ihnen zuerst, sondem aus einer von Gott Vater her vorliegenden Grundkonstitution seiner Kirche, d.h. vom vollen Priestersein Jesu Chri'lti her wird begriffen, was es um die gottbegründeten Strukturen der Kirche ist (wobei 11Leib11, "Haupt", "Glieder" usw. im neutestamentlichen Sinn verstanden sein wollen} . Das scheint mir äußerst wichtig zu sein: Amt, was im- mer es näherhin sei, wird als Teilhabe am Amt Christi begriffen und ist daher nie ein in sich Stehendes oder überhaupt zu erfassen ohne diesen alles ent- scheidenden Bezug. Dieser darf dabei gerade nicht nur theologisch-begründend und theoretisch bleibend gesehen werden; er ist lebendige Wirklichkeit: Wo im- mer ein Amt "ausgeUbt11 wird, handelt in Wirklichkeit Jesus Christus in seinem Priestertum und der mit einem besonderen Amt in der Kirche Beauftragte (wer immer er sei} mit ihm, im Sinne der schon mehrmals angesprochenen Partizipa- tion. Diese "Struktur" besteht - auch das sei nochmals betont, da es im Lima- Text nicht so erscheint - nicht zuerst, insofern Jesus Christus seinerseits so etwas verfUgt hätte, sondern aufgrund der Personalkonstitution Jesu Christi als der von Gott Vater bestellten Sühne (er ist die Versöhnung, die Gott durch die Dahingabe dieses seines Sohnes wirkt) wie als des ihr zugeordneten Prie- sters (wie es der Hebräerbrief versteht; siehe dort) . Es fällt hier besonders auf, daß der Lima-Text im Blick auf dieses Amt erstaunlich schweigsam ist, was dessen Sakramentalität angeht, mit der ja das soeben Herausgestellte gemeint ist. Wenn so von der Sakramentalität des Amtes zu sprechen ist, darm ist an dieser Stelle und im Blick auf unseren Fragepunkt nicht gesagt und gemeint, die besonderen Amtsträger, wie wir sie gängig verstehen, hätten die Sakramente zu verwalten (was in sich gesehen ja keine falsche Aussage ist, aber das Ent- scheidende nicht sagt). Vielmehr umgekehrt: Nur aufgrund der Teilnahme am Amt Jesu Christi (die der Geist schenkt und womit er daher beauftragt) ist der be-

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troffene Beauftragte, wer inmer es sei, am sakrament...alen Geschehen "bearntet11 mit-beteiligt Wld daher, werm man will, priesterlich tätig. (Denken wir hier, um die Vielfalt entsprechender sakramentaler Amtserfüllungen schlaglichtartig zu sehen, an die Ehe als Sakrament nach katholisch-gültigem Verständnis, so- lange es giLt (und es gilt! ) , daß "SakramenLenspendung" sakramentaler Amts- vollzug ist. )

f) Nun wird freilich im Zweiten VaLikanischen Konzil auch von besonderen Amts- funktionen eigener Art. gesprochen W1d daher von einen Dienst, den wegen seiner speziellen Beauft..ragung ein ihm eigener- - wenn man so sagen soll und darf - Dienst-Name zukomnt. An s; eh müßte nach der schon dargelegten Grundauf- fassw;g des Konzils natürlich einem jeden der Wlt.erschiedlichen Ämter• in der Kirche der ihm eigene Name zu.komnen. Hier• ist.. nWl zu sehen W1d als Faktum zur Kenntnis zu neh:nen, daß es - vielleicht bedauerlicherweise - auch dem II. Va- tikam.un nicht gelungen ist, zu einer eindeutigen (wie wir es möchten) Bestim-

D1ll'l.g der 11lnhalte" der verschiedenen Beauftragungen und daher der Amtsfunktions-

umschreibungen zu gelangen. Das liegt in vielen Fällen schon dar· an, daß man kaum um analoge Begriffe herumkomnt, will man ekklesiale funkLionen umschrei- ben. Denken wir schon an den Begriff der Priesterschaft oder des Priestertums (Priesterseins), wie es Jesus Christus, dann wie es der Kirche zukoornt, dann wie es das sog. Allgemeine und wie es das vom KonzH so genannLe ministerielle Priestertwn ausmacht: was J esus Christus im eigentlichsten Sirme (wenn man es so sagen darf) zukommt, verleiht er participative und daher im entsprechenden analogen Sinn der Kirche als seinem Leib, und in ihr den verschiedenen Beauf- tragungen je auf ihre Weise. Für alles das je einen besonderen Namen haben zu wollen, übersteigt wahrscheinlich die Möglichkeiten unserer Sprache. Wird das gesehen, und manches andere dazu, dann versteht man, daß es auch dem Konzil nicht gelingen konnte, eine bestimmte Inadäquatheit der Begriffe und Namen wie auch der Abgrenzungen der Aufgabenstellungen zu vermeiden oder zu überwinden.

Sehr bezeichnende Beispiele dafür wären die jeweiligen Umschreibungen der

"Stände" in der Kirche, wie das Konzil es versucht hat, insbesondere im Blick auf das ministerielle Priestertum, auf den Laikat, auf Ehe und Ordensstand.

Wichtig ist dabei aber, dafür den Grund zu erkennen. Er liegt, wie schon ange- deutet, im folgenden: Das in der Taufe begründete sogenannLe Allgemeine Prie- stertum aller Glaubenden (d.h. Getauften aufgrund der Taufe, gegebenenfalls die Firmung eingeschlossen) ist und bleibt einem jeden Getauften, welchen kon- kreten besonderen Dienst er darüberhinaus ( ! ) auch immer noch aufgetragen be- konmen mag. Der Ausdruck "Allgemeines Priestertwn11 wird daher schon in einem doppelten, nicht Wlivoken, sondern analogen Sinn verstanden: einmal ist ge-

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meint das ganze Volk Gottes, als ganzes ("königliche Priesterschaft"), gemäß der schon alttestamentlichen und dann der neutestamentlichen Begrifflichkeit;

dann ist damit gemeint jene Begabung und Beauftragung, die durch die Taufe (und Firmung) begründet wird, und das heißt rechtens, wenn auch analog, Teil- habe an jenem Priesterschaftsein der Kil'che (die selbst als Leib des Priesters Jesus Christus verstanden wird). Nun bleibt es aber bei keinem Getauften so, daß schon sein ganzes konkretes Christ- und daher Gliedsein in der Kirche in seinem besondel'en Gliedsein angegeben wäre. Vielmehr empfängt ein jeder (!) Christ Uber jenes Getauftsein noch das ihn je eigene Glied-charisma, und gege- benenfalls im Laufe seiner individuellen Lebensgeschichte in der Kirche auch noch einen besonderen Auftrag, der jene Grundbeauftragung nicht aufhebt, sie vielmehr spezifiziert. Das kann im einzelnen der Laikat ~in, oder auch das ministerielle Priestertum - wn nur einmal diese zu nennen, da sie einigermaßen faßbar, angebbar, weil mit bezeichenbaren Beauftragungen zu benennen tmd gleichsam als "Gruppen" anzugeben sind. Denn es sollte in alle diesem nie Ubersehen werden, daß es im Cl'U'istlichen nie um Ämter und Funktionen solcher- art geht, die einen Beruf neben der Existenz, gar einen Job darstellen; viel- mehr ist Berufung und Beauftragung ("Weihe") eine so persönliche, d.h. die Person total einfordernde "Sache", wie es für die Taufe ohnehin klar ist.

Was es daher mit dem auf sich hat, was wir heute das besondere Amt zu nennen gewohnt sind, ist auf diesem Hintergrund zu sehen und zu interpretieren, frei- ljch auch zu leben. Seine Aufgaben und Funktionen können einfach nicht adäquat und umfassend eindeutig angegeben werden. Das gilt z.B. (wir können nur Bei- spiele aufführen) für das sogenannte Lehl'amt. Bei ihn ist doch gut zu unter- scheiden ( zumal wieder, wenn wir den deutschen Ausdruck so ununterschieden für Unterschiedliches setzen). Lehramt gemäß dem Zweiten Vatikanischen Konzil, d.h. der Auftrag zu lehren, meint zunächst tatsächlich diese Befähigung und Beauftragung, das christliche Glaubensgut zu ve~tteln, nach innen zur Aufer- bauung der je anderen aufgrund entsprechender existentieller Situationen (El- tern zuhause; Lehrer in der Schule; Katecheten und Priester in der Gemeinde;

Bischöfe für die Kirche; usw.), nach außen im Sinne der Mission. Gemeint ist daher zunächst einmal die Evangelisation, die Verktind.igung des Evangeliums!, d.i. die Vermittlung der einen, gemeinsamen Glaubenslehre, gegebenenfalls auch ihre Verteidigung nach innen und außen. Da8u bestellt sind aber alte Getauf- ten! Das hindert freilich gerade nicht, daß die Kirche auch die besondere Be- auftragung kennt, die einzelnen oder einer besti.rtmten 11Gruppe11 zufällt., näm- lich auf die Grenzen, auf Gefahren u.ä. ausdrticklich zu achten ( ''Wächteramt"

als Teit des Lehramtes). Dieses Wachen kann freilich aus der Natur der Sache

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gar nicht geschehen, es sei denn, andere betätigen sich im Dienst am propheti- schen Air." der Kirche bzw. der Verkündigung des Evangeliums, gelegen oder unge- legen. Wir müssen hier die entsprechende Dynamik ekklesialen Lebens und Leh- rens sehen. We1· eirmal Bischof und als solcher Wächter der Lehre sein wird, empfängt das dazu notwendige Wissen und Urteilsvermögen gerade nicht magisch kraft einer (falsch verstandenen) "Weihe"; vielmehr hatte er zuvor ein Hören- der zu sein, ein Lernender, Wld das jenen Gliedem der Kirche gegenüber, die mit dem Glaubensgut Uberhaupt betraut sind (und das sind alle!; hier gilt der sensus fidelium in Glaubenssachen, dem das Konzil wieder einen hohen Stellen- wert einräumt) bzw. die besonders berufen sind, dem intellectus fidei der Kir- che zu dienen (dazu gehören die Theologen als periti, ohne daß sie es allein wären, die hier genarmt werden müssen) .

Wir wollen hier abbrechen, was diesen WtSren ersten Punkt angeht. Wir halten fest: Das Zweite Vatikanische Konzil hat eine Grundlage geliefert, die, wenn sie nur beachtet. wird, eine größere und intensivere Gemeinsamkeit er-reichen lassen kann, als es gemeinhin den Anschein hat, größer und tiefer mei.ne ich, auch als es der Lima-Text vermag. Die Konzilstexte sind zudem christus-gebun- dener, als es die interkonfessionellen Gespräche bisher erreicht haben. Frei- lich bleibt etwas zu tun, was zwar im Zweiten Vatikanum schon beachtet ist, doch imner nocll zu wenig, und leider noch weniger rezipiert wurde und zur Aus- wirkung gekomnen ist. Mit dem, was ich jetzt meine, bin ich auch schon beim dritten angekündigten Punkt dieses ersten Abschnittes. Es sei herausgestellt an den Fragen, die gemäß dem Lima-Text als die heute wichtigen erscheinen. 3) Im Lima-Text n. 6 des Amts-Kapitels heißt es: "Wenn sich die Kirchen daran

machen, diese Unterschiede zu überwinden, müssen sie ihren Ausgangspunkt bei der Berufung des ganzen Volkes Gottes nehmen. Eine gemeinsame Antwort muß auf folgende Fragen gefunden werden: Wie ist das Leben der Kirche nach dem Willen Jesu Christi und unter der Leitung des Heiligen Geistes zu verstehen und zu ordnen, so daß das Evangelium verbreitet und die Gemeinschaft in Liebe auferbaut werden kann?" (deutscher Text S. 30). Nun ist aber einfach nicht zu übersehen, daß das ganze Neue Testament nicht müde wird, in:rner wieder von Je- sus Christus als von dem zu sprechen, "den der Vater gesandt hat 11 • Es weist von Jesus weg stets auf Gott, den Vater als den, der das Heil wirkt; das frei- lich durch seinen menschgewordenen Sohn. Gott Vater ist es, der in seinem Rat- schluß Wesen und Auftrag zunächst einmal Jesu, dann aber auch der Kirche be- st.inmt hat. Jesus sagt das imner wieder; er lebt, wirkt, handelt im Gehorsam, d · h · im Auftrag des Willens des Vaters. Auch die Apostelbriefe sehen es so, Wld so zuerst, ja vor allem 80. Das ist an sich so offenkundig, daß es fast

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wie Pedanterie aussieht, darauf mit solchem Nachdruck hinzuweisen. Daher ist wnso mehr zu fragen: Wie kann es korrmen, daß die ungernein wichtige Aussage des Paulus - um nur einmal ein ungemein deutlich sprechendes Beispiel zu bringen - in 2 Kor 5-6 llberhaupt mit keiner Silbe im Lima-Text vorkorrmt, eine Stel-

le, die ja gar nicht allein steht, was ihre Sachaussage zu Wl.Serer Frage an- geht. Spätestens da wird doch sichtbar, daß der mit einem kirchlichen Amt Be- traute zwar in der "Stellung" und "Funktion" Jesu Clu'isti steht (vgl. 2 Kor 5,20), aber das doch so, daß es Gott Vater ist, der wirkt, der durch und in diesem Beauftragten wirkt, wie es zuvor so ja auch schon in Bezug auf Jesus Christus gesagt ist ( vgl. v. 18 u. 19). Und wieso llbersehen wir, daß Paulus, da er in 2 Kor durchaus von einigen als besondel'S Beauftragten in der Kirche spricht, sagt: Im einen und selben Heilsereignis, eben im Kreuz, hat Gott Va- tel' die Versöhnung gewirkt und den Dienst der Versöhnung gestiftet. Im einen und selben Handeln Gottes, eben im Kreuzesereignis, hat er die Welt mit sich versöhnt und mit dem Wort, d.h. mit dem Mitwirken in diesem seinem Handeln der Versöhnung beauftragt. Das eine und selbe Werk Gottes stiftet das Heil und den beaondePen Heilsdienst, der folglich, wenn einmal das Heil sakramental vermit- telt werden soll und daher Heilsvermittlung sakramentales Geschehen ist, auch selbst sakramental verstanden sein will ( vgl. zu diesem ganzen Fragekcmplex:

R.Schulte, Mitarbeiter Gottes. Theologische Überlegungen zur Sakramentalität des kirchlichen Amtes, in: Leiturgia - Koinonia - Diakonia (FS Kard. König), hrsg. v. R.Schulte, Wien 1980, 391-427). Diese Beauftragung vollzieht sich als Gottes Beauftragung je heute in einer jeder rechtsmäßigen kirchlichen Ordina- tion - um es hier einmal in dieser Kürze so zu sagen. Diese ist aber Tat Got- tes des VatePa, wennanders Paulus recht hat. Und, was auch nicht einfach llber- sehen werden kann, sondern gerade in der Amtsfrage beachtet sein will: der Ausdruck "Wort der Versöhnung" bedeutet gemäß der Sprache des Paulus nicht nur und nicht zuerst die Verkündigung der Predigt (in unserem heutigen Verständ- nis, also Wort dem Sakrament gegenllbergestellt) , sondern die Tat, das Werk der Versöhnung. Daher bezeichnet Paulus die, die wir heute (im engen Sinn) Amts- träger nennen, in ihrem besonderen Dienst ausdrücklich und vielleicht gar är- gerniserregend als "Mitarbeiter Gottes des Vaters" (vgl. 2 Kor 6,1). Daher richtet. sich an uns die Frage, zumal auch in der kontroverstheologischen Fra- gestellung: Wieso wehren wir uns so sehr gegen dieses besondere Amt? Irre ich, wenn ich meine, daß dieser Nachholbedarf eines guten biblischen Fundamentes für unser Amtsverständnis uns alle aus unseren verfestigten Bahnen endlich herauslösen könnte, um zur Fülle, also zur rechten Katholizität schon des Ver- stehens w1d dann eben auch zur gemeinsamen Praxis in aller Offenheit und Man-

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nigfaltigkeit konrnen zu können?

fügen wir doch eirunal die Texte des Zweüen Vatikanischen Konzils und solche Texte wie den von Lima (und andere, zuvor vei~faßte) ohne Ängste zusarrmen! Wir werden erstaunt sein, was dann an Gemeinsamem herauskorrmt, so daß uns darob wieder - angst wer-den kann, weil wir dann bemerken, daß noch eine ganz ander·e Umkehr (Metanoia) nottut, die uns vielleicht manches Liebgewordene verlassen lehrt. Aber: Wo!. ten wir nun Ökumene oder nicht? und: wie verstehen wir sie?:

im Sinne des Jeden-ihn-selbst-sein-Lassen (was eine schlechte Toleranz wäre) cx:ler im Sinne der um alles zu erhaltenden Verschiedenheit.. als solche, in einer möglichst lockeren Einheit (die dann letztlich keine wäre) oder aber einer wahren Einheit im Geiste des Evangeliums?

II. Zu einigen Aussagen des Lima-Textes in Gegenüberstellung zum Amts- verständnis des II. Vatikanischen Konzils

Es kann sich jetzt aus Zeitgründen nur um eine Auswahl von Texten und Aussagen handeln, die wir kurz besprechen möchten. Diese Auswahl ist nicht- zuletzt durch das bestimmt, was sich auf dieser Tagung an fragen herausgestellt hat, die von besonderem Interesse oder von besonderer Brisanz sind. Anderes, viel- leicht ebenso Wichtiges, muß für jetzt übergangen und weiterer Arbeit anheim- gegeben sein.

1) In einem ersten Punkt möchte ich auf das überall herrschende inadäquat-e Verständnis von Kirche hinweisen, das in allen unseren Texten gegeben is~.

Der Grund dafilr liegt in der Sache: 11Kirche11 wird schon im Neuen Test...ament un- terschiedlich gesetzt, einmal für das, was wir heute Universalkirche nennen, den Leib Christi; sodann gibt es den Plural 11Kirchen11, womit u.a. die Ortskir- chen gemeint sind, die Gemeinden. Wenn wir auch heute noch diesen inadäquaten oder analogen Sinn für 11K.irche11 beibehalten, so können wir darin auch die Of- fenheit erkennen, die auf Gemeinsamkeit ohne Uniformität hindrängt-. Tatsäch- lich werden wir durch diesen schon im NT begründeten Sprachgebrauch auf ein wesentliches Element des Geheimnisses der Kirche Gottes hingewiesen, und wir sollten es beachten, gerade auch in unseren ökumenischen Bemühungen. 11Kirche"

ist zunächst einmal von Gott Vater selbst her das eine Volk Gottes, die eine Kirche Jesu Christi als dessen Leib, vom Heiligen Geist beseelt. In diesem Sinn kann es für Kirche keinen wie immer gearteten Plural geben! Glieder die- ser einen Kirche sind folglich atte Getauften, WBiL G<Jtaufte. Viele unserer Aussagen über die 11Kirche11 beziehen sich auch tatsächlich auf die so verstan- dene Gemeinschaft aller Glaubenden, eben des einen Volkes Gottes. In ihm mag es Unterschiede, gar Streit und Gegeneinander geben; solange sich alle an Je-

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sus Christus und seine Fülle halten, sind sie alle eins und unter·einander Bru- der (auch "'enn sie sich streiten). In diesem offenen Sinn sind die entschei- denden Aussagen der Kirchenkonstitution zu ver·stehen. Und daher wird dieser Si.rm des Kirche-Seins den Konfessionen nie abgesprochen. "Kirche" meint nun aber oft auch das, was wir "Ortskirche" nennen, d.h. die Gemeinschaft. der Glaubenden innerhalb einer best:iJrrnten Region, einer (Groß )Stadt, eines Staa- tes, einer Kult .. ur; gemeint ist. etwa das, was wir heute den Bereich einer Diö- zese oder gegebenenfalls einer Bischofskonferenz nennen. Das Eigenartige ist, daß diese Ortskirchen (für die Ubrigens nun der Plural rechtens zu setzen ist!) die "Kirche" im ersten Verständnis am Ol't vollgUltig realisieren und darstellen. Sie sind in ihrem ekklesialen Leben gerade nicht ein Teit der ei- nen Kirche in einem quantitativ zu verstehenden Sinn. Sie sind vielmehr Kirche im ersten Sinn. Das freilich dann und nur solange, als sie sich von den ande- ren Ortskirchen nicht nur nicht absondern, vielmehr sich ausdrücklich in Koi- nonia mit ihnen verstehen und daher jene Einheit nicht als gleichgUltig oder unbedeutend ansehen, sie vielmehr ausdrücklich besorgen. Auch diesen Ortskir- chen eignet keineswegs eine Uniformität, wennglei eh die in ihr mögliche Man- nigfaltigkeit aus der Natur der Ortskirche sich nicht mehr auf so viele Manen- te erstrecken kann, wie es fllr die Universalkirche gilt. Sodann ve~enden wir den Ausdrück "Kirche" heute (seit einigen Jahrhunderten) auch fUr die sich konfessioneLL unterscheidenden Glaubensgemeinschaften. Oieee Unterscheidung ist folglich innerhatb jener einen Kirche jenes grundlegenden ersten Verständ- nisses anzusetzen, wenngleich wir das irnner wieder vergessen. Ob eine bestinm- te sich konfessionett unterschieden verstehende "Kirche" tatsächlich als wahre Kirche jenes ersten Verständnisses (und als Ortskirche gegebenenfalls auch im zweiten Sinn) begreift, das kann nur sie selbst sagen und bestimmen. Das hängt nämlich davon ab, ob und in welchem Ausnaß sie sich zur FUlle des Kircheseins im ersten Sinn bekennt, ob und in "elchern Engagement sie sich um die Einheit der einen Kirche ausdrUcklieh benilllt, in Gemeinschaft mit allen anderen - oder aber nicht. Davon, allein davon wird abhängen, ob eine bestinmte kirchliche Gemeinschaft als Kirche zu verstehen ist oder nicht, :inmer noch abgesehen von der Beurteilung ihrer konfessionellen Eigenttlmlichkeiten.

Es sieht so aus, daß die verschiedenen Texte diese Offenheit des Kirchenbe- griffs meistens sehen, ihn aber nicht voll auswerten. Die Kirchenkonstitution, wie auch das ÖkumeniSIILISdekret., ver..endet tatsächlich den offenen, grundlegen- den Sinn von "Kirche" Wld erweist sich so als erstawllich offen auf ökumeni- sches Miteinanderreden. Es ist nicht richtig, zu sagen, dort werde den konfes- sionell verstandenen Kirchen das Kirche-Sein als solches abgesprochen. Daß Un-

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terscheidungen gemacht werden, ist verständlich, da dadw'ch versucht wird, den anderen gegenüber gerecht zu sein. AHe Getauften wer'<len ohne Bedenken als Brüder bezeichnet und damit als Angehörige des einen Volkes Gottes des Vater·s anerkannt.

2) Ein Ausdruck des Zweiten Vatikanischen Konzils erregt nach wie vor Ärger- nis, weil er meistens mißver~standen wird; es ist der Ausdruck "defectus or- dinis". Dazu wäre viel zu sagen. Wichtig ist vor allem, ihn zunächst eirunal in seinem gemeinten lateinisch verstandenen Sinn zu erkermen. Das hat vor al- lern aus dem Kontext zu geschehen, j n dem er steht. Dann gih: Er will gerade das Gegenteil von dem sagen, was als Vorwurf inmer wiederholt wird. Was mir aber wichtiger zu sein scheint, ist dieses: Das Konzil behauptet gerade nicht, alle anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften hätten "defectus", der ka- tholischen Kirche und iJlr allein ermangele es aber an nichts, als sei sie die einzige Kirche, die heilig und makellos ist. Ausdrücklich werden die Fehler, ja SUnden auch und gerade der römisch-katholischen Kirche bekannt. Wir sollten in diesem Zusanmenhang doch auch nicht solche Gesten vergessen - und es waren mehr als nur Gesten! -, wie sie Papst Paul VI. gesetzt hat mit seinem öffent- lichen, an die anderen Kirchen gerichteten Schuldbekenntnis, das er a ts Papst abgelegL hat für die SUnden und Fehlverhalten zumal der römisch-katholischen Kirche der Vergangenheit, besonders jener Zeit, die die Reformation heraus- führte. - Ob nun tatsächlich ein defectus, in welcher Sache auch immer, vor- liegt, das bestirrmen die christlichen Gemeinschaften selbst, indem sie sich nämlich distanzieren - oder nicht distanzieren - von dem, was die eine Gemein- schaft aller Kirchen, eben die eine Kirche, als unabdingbar notwendig und als unaufgebbar erachtet und daher im Namen GotLes rechtens voneinander unterein- ander fordert, daß es bekannt und gelebt werde. Daher ist es keineswegs ein einseitiges Urteil, wenn von defectus die Rede ist. Ob der Vorwurf jeweils zu Recht besteht, ist im brüderlichen Gespräch festzustellen. Hier liegt das wei- te Feld möglicher und notwendiger ökumenischer Klarstellungen, die allerdings von allen Seiten in jener Offenheit und Hörbereitschaft zu erringen sind, wie es christlichen Brüdern ansteht.

3) Ein weiteres, schwierig erscheinendes Kapitel kann mit dem Stichwort "apo- stolische - bzw. bischöfliche oder Weihe-Sukzession" angegeben werden. Da- von wird in beiden Dokumenten ausführlich gesprochen. Es erscheinen nicht we- nige Konvergenzen. Trotzdem dürften hier noch manche Mißverständnisse herr- schen, die es dringend auszurät.unen gilt. So meine ich, daß sich die katholi- schen Lehräußerungen mit denen des Lima-Textes in den Grundzügen des Verständ- nisses der apostolischen Sukzession auf biblischer Grundlage weitgehend zusam-

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menfllgen lassen. Mir ist aber nicht bekannt., daß katholischerseits die aposto- tische Sukzession näher definiert sei als bischöfliche verengten Sj nnf"s, so als ob von ander·en notwendigen Elenenten dabei abzusehen sei oder abgesehen werden könnte. Noch weniger scheint es mir der Kirchenkonstitution zu entspre- chen, zu sagen, nach ihren Aussagen sei die bischöftiche Sukzession im ver-eng- ten Sinn die Garantie der Kont-inuität und der Einheit der Kirche, so nämlich, daß dabei von allen anderen Gliedern der Kirche abstrahiert. werden könnte.

Zwar gibt es ohne Bischöfe keine apostolische Sukzession. Das heißt aber gera- de nicht: Die Bischöfe, sie allein, seien in ihrer Sukzession (gleichsam un- tereinander) schon die volle Garantie der Kontinuität des Glaubens und der entsprechenden Einheit der Kirche. Es ist vielmehr alte, inmer wiederholte ka- tholische Tradit-ion, daß überall dort, wo gemäß der Intention Jesu Christi ge- handelt wurde und wird ("geweiht" und das Amt weitergegeben wird), wo also die Intention herrschte und herrscht, zu tun, was Jesus Christus aufgetragen hat, dort auch hinreichend das vorliegt, was als eigentlicher 'rt.'ert Wld Inhalt der sogenannten Sukzession festzuhalten ist. Nicht ohne Grund gibt es die Unter- scheidung zwischen gültiger und erlaubt-er·, rechtmäßiger Weihe. Daher gilt auch, daß uberall dort, wo man Bestinmtes ausdrücklich und erklärtennaßen nicht wollte, solches auch nicht vermittelt und tradiert worden ist. Daher hilft hier nur die Tatsachenfeststelltmg, in der freilich, wegen der 11Sache", t.m die es gehl-, die Annahne der bona fides nach katholischem Verständnis ewe große Offenheit, sogar Zugestandnisse möglich macht.

4) Wenn die Ordinat-ion zur Frage steht, so ist ohne Zweifel zunächst nach dem t-atsächlich vertretenen Verständnis dieser Ordination, nach der Lehre, dann aber auch nach der entsprechenden Praxis zu fragen, ob sie Wld wie sie vollzo- gen wird. Hier stehen noch einige Grundsatzfragen an, deren Klärung erst wei- tere Schritte möglich macht. So z. B. : Ist es so, wie der Lima-Text fonruliert, daß die Kirche ordiniert, um so "die Sendung der Apostel weiterzufühl'en zu su- chen11, oder müssen wir nicht alle viel deutlicher sehen, daß das Geschehen der Ordination ein Geschehen von Gott Vater her ist, der im Heiligen Geist beruft und in die Amtsteilhabe Jesu Christi in dem Sinne einfühl't, wie er es für sei- nen Sohn tat? Und daß daher die Ordination die "Garantie" ihrer Berechtigung und Vollmachtsverleihung (wenn wir so nach dtn' "Garantie" dafür fragen, es hier nicht mit Menschenwerk zu tun zu haben) tatsächlich bei Gott, in Gott selbst hat? Wenn wir hier wieder nachdrücklicher trinitarisch denken Wld des- gleichen vom Priestertum Jesu Christi her, dann ist das gerade nicht einfach rur eine theologisch-theoretische Nuancierun,g 11platonischer BedeutWlg", son- dem berlihl't unser Amtsverständnis und unsere AmtsausUbung radikal. Es ist je-

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denfalls katholische Lehre und Praxis (wenngleich diese auch immer wieder de- fektuös ist), daß die Feststelltmg, ob jemand von Gott berufen ist, nicht bei ihm, auch nicht bei den Amtsträgern allein, sondern beim gana:en Volk Gottes (konkret: bei der Heimatgemeinde sowie bei denen, die den Kandidaten betreuen und daher kennen) liegt. Eine katholisch recht-verstandene Priesterweihe ist gerade keine Privatsache, auch nicht etwas, das innerhalb einer 11Amtsgruppe11 ausgemacht und abgemacht würde.

S) Der Lima··Text hat die Fragen nach dem Petrus- und dem Papstamt nicht behan- delt. Das ist zunächst zur Kenntnis zu nehmen und es sjnd daraus keine un- berechtigten Vorwürfe zu machen. Man kann und muß nicht immer über alles re- den. Andererseits zeigt sich aber auch, daß das Sprechen über das Petrus- und/

oder Papstamt nicht, auch nicht auf Zeit, ausgek.lamnert sein kann, wenn vom Amt in der Kirche die Rede ist und sein soll, zumal in ökumenischer Absicht.

Denn das Amt, das jetzt zur Diskussion steht, enthält ja auf jeden Fall auch das Leitungsamt. Das ist stets auch das Amt, dem in ausdrücklicher Weise die Sorge um die Einheit der Kirche - als Gemeinde, als Kirche am Ort, Drtskirche, als Kirche größeren Bereichs bis hin zur Universalkirche - anvertraut ist. So ist zu erkennen: Spätestens wenn es um die übergemeindliche Sorge, um das Re- gionale geht, dann stehen die entsprechenden Fragen an. Die Sorge um die Ein-

hei~ der Kirche und um deren Besorgung ist schließlich gerade nicht etwas, das erst beim Bischof oder gar beim Papst anzusetzen wäre; das geht die Kirche Oberhaupt, und daher ein jedes Glied auf seine Weise an , die sich von der Stelle seines Gliedseins in dem einen Leib Christi herleitet. Daher sollte in komienden Gesprächen diese Frage nicht ausgeklanmert, auch nicht auf Zeit bei- seite gelassen werden. Sie erweist sich ja als eine, an der sich mehr ent- scheidet, als es zunächst den Anschein hat, nämlich unser wirkliches Kirchen- verständnis, das nicht einen Teil beiseitelassen darf.

Zwn Schluß möchte ich eine Bitte äußern: Sagen wir einander, was wir als unab- dingbare Elemente unseres Glaubens aufgrund unserer je eigenen Tradition er- kennen zu sollen meinen. Reden wir nicht i.nmer dem je anderen ein, was er doch, wie wir meinen, bekennen mUsse, wenn er, wie man dann sagt, sich selbst treu bleiben will. Wir müssen, ja wir sollen uns ja gerade nicht treu bleiben in dem, was in steter Metanoia überwunden werden muß! Suchen wir doch in den Aus- sagen des jeweils anderen gerade jene Elemente, mit denen wir auf die gemein- same zukünftige Glaubensaussage hin zuschreiten können, und werfen wir uns nicht immer wieder gegenseitig jenes Gepäck auf den RUcken, das wir längst ha- ben liegen lassen, weil wir verantwortet erkarmt haben, daß es nicht zur christlichen Last des Kreuzes gehört. Ja, erleichtern wir uns gegenseitig die

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Last, indem wir WlS gegenseitig glauben, auch wenn wir nicht mehr sehen zu können meinen, wie dann dieser Katholik noch Katholik, Wld wie dieser Luthera- ner noch Lutheraner usw. bleibe. Wir müssen das ja gerade nicht bleiben! Wir wollen doch alle Ch.Piaten sein, Geschwister, durchaus mit Eigen-Arten, doch jenseits aller unchristlichen Eigen-sinnigkeit o Handeln wir gemäß 1 Kor 8: Die (in sich gute, richtige! ) Erkenntnis bläht auf; die Liebe aber erbaut o Sie steht über aller Erkenntnis - ohne ihr zu widersprechen. Dann erreichen wir, was das Ziel ist: Auf daß wir alle eins sind, gerade auch in unserer Euchari- stia vor Gott!

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