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Ein Psalm Asafs. Gott steht in der Gottesgemeinde und ist Richter unter den Göttern (Ps 82,1).

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Durch die Bibel Psalm 82-84

Gott, du bist der höchste Richter

In den letzten Psalmen Asafs, über die wir bereits gesprochen haben, ging es um Gottes Gericht an seinem Volk Israel. Mit Psalm 82 dehnt Asaf Gottes Richten auf alle Nationen der Erde aus. Es war Gottes Auftrag, das Volk Israel oder auch andere Völker zur Umkehr zu rufen und Gottes Willen zu offenbaren. Ein bekanntes Beispiel ist der Prophet Jona, dem Gott den Auftrag gab, die Stadt Ninive zur Umkehr zu rufen. Und diese nichtisraelitische Stadt hörte auf Gott und kehrte um. – Asaf beginnt Psalm 82 mit den folgenden Worten:

„Ein Psalm Asafs. Gott steht in der Gottesgemeinde und ist Richter unter den Göttern“ (Ps 82,1).

Wie in einer Vision sieht Asaf die Herrscher und Richter der Nationen vor Gott, dem einen großen König, versammelt. Sie sind Gott Rechenschaft schuldig über ihre Regentschaft und Gott legt seine Maßstäbe der Gerechtigkeit an. Wie im Alten Orient üblich, werden in der Sprache des Alten Testamentes Herrscher und Richter auch als „Götter“ oder „Söhne des Höchsten“ (vgl. Ps 82,6) bezeichnet. Sie sind sozusagen Stellvertreter Gottes, des himmlischen Königs. Im Auftrag Gottes gibt Asaf nun Gottes Rede an die Herrscher und Richter der Völker der Erde weiter. Gott spricht in Vers 2 zu ihnen:

„‚Wie lange wollt ihr unrecht richten und die Gottlosen vorziehen? Sela“ (Ps 82,2).

Der Gott Israels, der Gott, der sich in der Bibel vorstellt, ist der Schöpfer der ganzen Welt. Und damit sind alle Menschen und Völker ihm Rechenschaft schuldig, auch die Herrscher und obersten Richter der vielen verschiedenen Völker der Erde. Das ist zur Zeit Asafs, etwa um das Jahr 1000 vor Christus, für die Völker eine ungewöhnliche Vorstellung. Denn üblich war es, dass jede Region ihre eigenen sogenannten Götter hatte. Aber der Gott Israels macht seinen universalen Herrschaftsanspruch geltend. Er allein ist der wahre Gott; die sogenannten Götter der Völker sind falsche Götter. Daran lässt der Gott Israels keine Zweifel. Und deshalb spricht er nun zu den Herrschern und Richtern der Völker der Welt: „Warum richtet ihr unrecht? Wie lange wollt ihr damit noch fortfahren?“ In den Versen 3 und 4 wird Gott konkret, was nach seinen Maßstäben gerecht ist:

„‚Schafft Recht dem Armen und der Waise und helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht.

Errettet den Geringen und Armen und erlöst ihn aus der Gewalt der Gottlosen‘“ (Ps 82,3-4).

Gott schützt die Rechte der Schwachen. Das sind hier die Armen und die kleinen Leute, die Waisen, also Kinder, die ihre Eltern verloren haben, Menschen, die in Not geraten sind und alle, die Hilfe brauchen. Gott will nicht, dass ihr Recht einfach übergangen wird. Gott will nicht, dass die Menschen mit Rang und Namen und den notwendigen finanziellen Mitteln sich auf Kosten der schwächeren bereichern und deren Hilflosigkeit ausnutzen. Diese Ungerechtigkeit gab es schon zu Asafs Zeiten und auch heute muss diesen Tendenzen immer wieder gewehrt werden. Wir tun gut daran – als Einzelne und als Gesellschaft – Gottes Worte ernst zu nehmen und die Rechte der Schwachen vor der Willkür der Mächtigen und Einflussreichen zu schützen. Asafs Diagnose für seine Zeit ist ernüchternd. Das lesen wir in Vers 5:

„Sie lassen sich nichts sagen und sehen nichts ein, sie tappen dahin im Finstern. Darum wanken alle Grundfesten der Erde“ (Ps 82,5).

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Die Herrscher, die Mächtigen und Einflussreichen, an die sich Asaf in Gottes Namen wendet, wollen sich nichts sagen lassen. Sie schlagen Gottes Warnungen in den Wind. Doch dadurch bleiben sie im Dunkeln. Das Licht der Wahrheit Gottes hätte ihnen einen guten Weg gewiesen. Doch so bleibt das Unrecht bestehen und das zieht die ganze Welt ins Verderben. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie schnell sich die großen Weltmächte einander abgewechselt haben. Kein Weltreich der Antike hatte auf Dauer bestand. Gott lässt die Mächtigen nicht endlos gewähren. Er setzt ihnen eine Grenze. Und bleiben sie in ihrer Auflehnung gegen seine Rechtsmaßstäbe, stürzen sie. Das macht mich auch für unsere Zeit und die Zukunft zuversichtlich. Gott sieht das Unrecht. Und es wird am Ende nicht triumphieren. Dagegen hat jeder Einsatz für das Recht und die Gerechtigkeit nach Gottes Maßstäben seine Unterstützung. Deshalb lohnt sich jeder Einsatz dafür, auch wenn das Unrecht endlos

erscheint. – Noch einmal spricht Gott in Psalm 82 direkt zu den Machthabern der Völker, in den Versen 6 und 7:

„‚Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter und allzumal Söhne des Höchsten; aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie ein Tyrann zugrunde gehen‘“ (Ps 82,6-7).

Hier wird noch einmal deutlich: Gott setzt Regenten und Richter ein, die an seiner statt seine

Maßstäbe für Gerechtigkeit vertreten sollen. Und in diesem Sinne sind sie „Götter“ beziehungsweise

„Söhne des Höchsten“. Aber sie sind und bleiben sterbliche Menschen und werden am Ende ihrer Tage, wie jeder andere Mensch auch, vom Tod ereilt. Und dann werden sie vor dem einen wahren Gott stehen und Rechenschaft ablegen müssen über ihre Amtszeit.

Jesus zitierte diesen Vers, als einige der führenden Juden seine Gottheit anzweifelten. Sie beschuldigten Jesus der Gotteslästerung, weil er sich selbst als Gott bezeichnet habe. Der Jünger Johannes berichtet davon in seinem Evangelium, Kapitel 10, in den Versen 33 bis 38: „Die Juden antworteten ihm und sprachen: Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen, denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott. Jesus

antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz (Ps 82,6): ‚Ich habe gesagt: Ihr seid Götter‘? Wenn er die[jenigen] Götter nennt, zu denen das Wort Gottes geschah – und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden – , wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott – , weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn? Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubt mir nicht; tue ich sie aber, so glaubt doch den Werken, wenn ihr mir nicht glauben wollt, damit ihr erkennt und wisst, dass der Vater in mir ist und ich in ihm.“ Soweit dieses Zitat aus dem Johannesevangelium.

Jesus erklärt hier den anwesenden Juden, dass sie sich gerade zum Richter über ihn erheben. Und wer das tut, nimmt damit Gottes Platz ein. Viele Christen eifern ihnen darin nach. Sie erheben sich zum Richter über andere und machen sich damit schuldig. Paulus schreibt dazu: „Mir aber ist's ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir zwar nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist's aber, der mich richtet“ (1 Kor 4,3-4). Paulus sagt damit: „Eines Tages stehe ich vor Gott. Und deshalb richte ich nicht einmal mich selbst. Wenn Sie, liebe Hörer, beginnen, jemanden zu richten, dann tun Sie das, was allein Gott zusteht. Und ich denke nicht, dass er Ihnen die Erlaubnis dazu gegeben hat.

Anders ist das bei denen, die von ihrer Gesellschaft zur Rechtsprechung berufen wurden. Vor einigen Jahren war ich tief beeindruckt von dem Richter, der den Vorsitz in einer Gerichtsverhandlung gegen ein Ehepaar führte, das wegen Spionage angeklagt war. Der Richter war Jude und er erzählte, die Nacht vor der Urteilsverkündung habe er im Gebet verbracht. Das hat mich beeindruckt. Warum? Er war dabei, ein hartes Urteil zu verhängen. Er nahm dabei sozusagen Gottes Stelle ein, als er das

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Urteil festlegen musste. Ein Mensch in dieser Position sollte eine gottesfürchtige Person sein, die genau weiß, dass sie jetzt an Stelle eines höheren Richters Recht sprechen soll.

Ja, jedes Mal wenn Sie über jemanden ein Urteil sprechen, nehmen Sie Gottes Stelle ein. Eltern sollten sich dessen bewusst sein. Was sagt Gott zu den kleinen Menschen, die bei ihren Eltern aufwachsen: „Ihr Kinder, seid gehorsam den Eltern in allen Dingen; denn das ist wohlgefällig in dem Herrn“ (Kol 3,20). Aber warten Sie einen Moment, denn es geht noch weiter: „Ihr Väter, erbittert eure Kinder nicht, damit sie nicht scheu werden“ (Kol 3,21). Eltern erhalten von Gott den Auftrag, ihren Kindern auf ihrem Weg ins Leben zu helfen und sie zu ermutigen. Das ist eine sehr schöne Aufgabe. Und Gott ist dabei das Vorbild für die Eltern. Gott, der voller Liebe, Geduld und

Barmherzigkeit ist. Das ist ein hoher Maßstab. Und Eltern bleiben unvollkommen darin. Aber Eltern, die Gott kennen und von Gottes Geist geführt und erneuert werden, können – bei aller

Unvollkommenheit – ihren Kindern viel Gutes mitgeben.

Psalm 82 ist ein beindruckender Psalm. Gott lässt die Machthaber und Richter auf der ganzen Welt wissen: „Achtet sehr genau darauf, dass ihr gerecht richtet und eure Völker gerecht regiert. Dazu habe ich euch eingesetzt, an meiner statt. Und vergesst nicht: Auch wenn ihr dieses Mandat von mir erhalten habt, ihr seid sterbliche Menschen. Und ihr werdet mir Rechenschaft ablegen müssen.“ – Asaf schließt in Psalm 82 mit Vers 8:

„Gott, mache dich auf und richte die Erde; denn du bist Erbherr über alle Nationen!“ (Ps 82,8).

Alle Nationen, die ganze Welt, sie gehören Gott, dem Gott Israels. Das ist der Gott, der sich uns in der Bibel vorstellt. Das ist der Gott, der in seinem Sohn Jesus Mensch wurde. Wie viel Unrecht und Not herrscht auch heute in unserer Welt! Ich kann in Asafs Gebet mit einstimmen. Möge Gott sich aufmachen und Recht schaffen in unserer Welt! Eines Tages wird Gott das endgültig tun. Durch seinen Sohn Jesus wird die ganze Welt gerecht gerichtet werden. Und Gott helfe uns, bis dahin für Gottes Recht und Maßstäbe einzustehen – in der Gewissheit, dass wir darin seine Unterstützung haben.

VERSCHWÖRUNG DER VÖLKER GEGEN ISRAEL UND GEGEN GOTT Wir erreichen nun Psalm 83. Dort heißt es in Vers 1:

"Ein Psalmlied Asafs" (Ps 83,1).

Der Psalm 83 ist der letzte Psalm in einer Reihe von elf Psalmen, die allesamt von Asaf verfasst wurden. Dazu kommt noch Psalm 50 – das ergibt insgesamt zwölf Psalmen aus seiner Feder. Asaf lebte zur Zeit des Königs David, der viele Kriege zu führen hatte. Psalm 83 ist ein Hilferuf nach Gerechtigkeit und eine dringende Bitte an Gott, sein Volk angesichts der Übermacht der Feinde nicht im Stich zu lassen. Asaf schreibt in den Versen 2 und 3:

„Gott, schweige doch nicht! Gott, bleib nicht so still und ruhig! Denn siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben das Haupt“ (Ps 83,2-3).

Asaf sieht im Angriff auf Gottes Volk einen Angriff auf Gott selbst. Menschen, die sich gegen Gott auflehnen, können sich sogar bis zum Hass auf Gott hinreißen lassen. In den Versen 4 und 5 lesen wir:

„Sie machen listige Anschläge wider dein Volk und halten Rat wider die, die bei dir sich bergen.

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‚Wohlan!‘, sprechen sie, ‚Lasst uns sie ausrotten, dass sie kein Volk mehr seien und des Namens Israel nicht mehr gedacht werde!‘“ (Ps 83,4-5).

Asaf spricht hier von den Feinden Gottes, die Gott so sehr hassen, dass sie alles, was an ihn erinnert, ausrotten wollen. Das richtet sich hier vor allem gegen Gottes auserwähltes Volk, das Volk Israel.

Nun sehen wir uns einen Abschnitt des Psalms an, der sich schwer in die Geschichte Israels, soweit sie uns bekannt ist, einordnen lässt. Das sind die Verse 6 bis 9:

„Denn sie sind miteinander eins geworden und haben einen Bund wider dich gemacht: die in den Zelten von Edom und Ismael wohnen, Moab und die Hagariter, Gebal, Ammon und Amalek, die Philister mit denen von Tyrus; auch Assur hat sich zu ihnen geschlagen, sie helfen den Söhnen Lot.

Sela“ (Ps 83,6-9).

Assur ist Assyrien. Die „Söhne Lot“ waren Moab und Ammon. In diesen Versen nennt Asaf viele Völker oder kleinere Stämme, die sich im Verlauf der Geschichte gegen Israel gewandt haben. Es fällt auch auf, dass die meisten davon unmittelbare Nachbarn Israels waren. Aus meiner Sicht nennt Asaf sie hier einfach stellvertretend für alle Versuche von Machthabern oder Völkern, das Volk Israel zu bekriegen und am liebsten für immer loszuwerden. Immer wieder sah sich Israel als Volk durch Feinde bedroht. Und in den übrigen Versen des Psalms bittet Asaf Gott, seinem Volk wieder zur Seite zu stehen, so wie er es in der Vergangenheit immer wieder getan hatte. So zum Beispiel in den Versen 10 und 11:

„Mach's mit ihnen wie mit Midian, wie mit Sisera, mit Jabin am Bach Kischon, die vertilgt wurden bei En-Dor und wurden zu Mist auf dem Acker“ (Ps 83,10-11).

Asaf ruft sich und den Hörern des Psalms Gottes Hilfe in der Vergangenheit in Erinnerung. Gott hatte seinem Volk gegen diese Feinde geholfen. Das können wir im Buch der Richter nachlesen. Ich denke, es geht Asaf hier weniger darum, den Feinden Israels Böses zu wünschen, sondern vielmehr darum, durch die Vergangenheit ermutigt zu werden. Denn Gott hat damals aus höchster Not errettet. Und das kann er jederzeit wieder tun. Und Asaf bittet Gott darum. – Ich lese die Verse 14 bis 16:

„Mein Gott, mache sie wie verwehende Blätter, wie Spreu vor dem Winde. Wie ein Feuer den Wald verbrennt und wie eine Flamme die Berge versengt, so verfolge sie mit deinem Sturm und

erschrecke sie mit deinem Ungewitter“ (Ps 83,14-16).

Die Spreu, die vom Weizen getrennt und vom Wind verweht oder verbrannt wird: Das ist ein Bild für Gottes Gericht. Interessanterweise wendet es Johannes der Täufer später zunächst einmal auf die Pharisäer und Sadduzäer an. Das waren Angehörige der führenden Schichten im jüdischen Volk zur Zeit Jesu und sehr religiöse Leute. Johannes der Täufer sagte zu ihnen, dass auch sie umkehren müssen zu Gott und sich einiges in ihrem Leben ändern muss, sonst wird Gott auch sie richten durch den kommenden Messias. Der Messias war derjenige, den Gott senden würde, um sein Volk zu erretten. Johannes der Täufer sprach dabei von Jesus (vgl. Mt 3,7-12). – Asaf schließt Psalm 83 mit den Worten in Vers 19:

„So werden sie erkennen, dass du allein HERR heißest und der Höchste bist in aller Welt“ (Ps 83,19).

Jeder Mensch wird eines Tages erkennen, dass allein der Gott Israels, der Gott, der sich Abraham, Isaak und Jakob offenbarte, dass allein er Gott ist. Spätestens wenn Gott durch Jesus die ganze Welt richten wird, wird das jeder Mensch erkennen. Aber Gott will eigentlich etwas ganz anderes. Zitat:

„So sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von

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euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?“ (Hes 33,11). So spricht Gott durch den Propheten Hesekiel schon im Alten Testament. Paulus formuliert es im Neuen Testament so: „Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Umkehr leitet?“ (Röm 2,4). Gott ist geduldig mit uns.

Er will uns mit all seiner Güte begegnen. Er will uns alle unsere Ablehnung ihm gegenüber vergeben.

Gott will, dass wir zu ihm umkehren und leben, damit wir nicht erst im Gericht erkennen, dass Gott wirklich der Herr ist. Ich wünsche Ihnen das sehr, dass Sie Gottes Güte erkennen mögen und seine Vergebung annehmen, falls Sie das noch nicht getan haben.

SEHNSUCHT NACH GOTTES GEGENWART

Die Reihe der elf Asaf-Psalmen endet mit Psalm 83. Der Psalm 84 ist ein Psalm der Söhne Korach. Er ist ein Lied, das gesungen wurde. Das erfahren wir aus Vers 1. Ich lese:

„Ein Psalm der Söhne Korach, vorzusingen, auf der Gittit“ (Ps 84,1).

Wie Asaf gehörten auch die „Söhne Korach“ zum Stamm Levi. Diesen Stamm Israels hatte Gott dazu erwählt, den Dienst an seinem Heiligtum zu versehen. Gottes Heiligtum war anfangs die Stiftshütte, später der Tempel in Jerusalem. Die „Söhne Korach“ waren die Nachkommen des Leviten Korach, der sich mit zweihundertundfünfzig anderen Israeliten gegen Mose und Aaron erhoben hatte und von Gott dafür gerichtet wurde (vgl. 4 Mose 16). Die Nachkommen Korachs wurden von David zum Dienst am Tempel eingesetzt, den sein Sohn Salomo errichten sollte. Aus den Chronikbüchern wissen wir, dass sie schon davor die Torhüter an der Stiftshütte gewesen waren, aber auch als Sänger dienten (vgl. 4 Mose 26,10-11; 1 Chr 9,19; 9,31; 12,6; 26,1-19; 2 Chr 20,19). Ich sehe darin einen Hinweis auf Gottes Gnade, dass die Nachkommen des Leviten Korach, der von Gott für seinen Aufruhr so hart gerichtet wurde – , dass sie trotzdem als Mitarbeiter an Gottes Heiligtum eingesetzt wurden. Und darüber hinaus werden sie in zwölf Psalmen in der Überschrift genannt, so dass wir heute immer wieder an sie erinnert werden (vgl. Ps 42-49; 84; 85; 87; 88). Gottes Gnade ist einfach nicht zu übertreffen. – In Psalm 84 kommen wir nun zu den Versen 2 und 3:

„Wie lieb sind mir deine Wohnungen, HERR Zebaoth! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott“ (Ps 84,2-3).

Wecken diese Worte eine Sehnsucht in Ihrem Herzen? Eine Sehnsucht nach Gottes Gegenwart?

Denn Gottes Tempel war vor allem der Ort, den Gott erwählt hatte, um unter seinem Volk

gegenwärtig zu sein. „Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN.“ In den Vorhöfen des Tempels trafen sich die Menschen, die Gottes Gegenwart suchten. Haben Sie eine Sehnsucht nach Gemeinschaft mit Menschen, die mit Gott leben wollen? Ich habe den Eindruck, dass in manchen christlichen Gemeinden nicht viel christliche Gemeinschaft zu finden ist.

Stattdessen gibt es dort mehr Klatsch und Tratsch und negative Kritik als alles andere. Doch es gibt auch wunderbare Gemeinden in unserem Land. Ich hoffe, in Ihrer Nähe gibt eine Gemeinde, in der das Wort Gottes gepredigt und Jesus verherrlicht wird. Wenn das der Fall ist, sollten Sie dort die Gemeinschaft mit anderen Christen suchen. Das ist der Ort, an dem Sie im Glauben wachsen und Gottes Segen erfahren werden.

Nun folgt in Psalm 84 eine wundervolle Beschreibung. Die Nachkommen Korachs dienten anfangs in der Stiftshütte, das war ja sozusagen ein mobiler Tempel, den die Israeliten bei ihrer Wanderung durch die Wildnis der Steppe mitnehmen konnten. Später dann führten die Nachkommen Korachs ihre Aufgaben im Tempel in Jerusalem fort. Und dabei sahen sie dies – ich lese Vers 4:

„Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen – deine Altäre, HERR

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Zebaoth, mein König und mein Gott“ (Ps 84,4).

Ich gehe davon aus, dass Spatzen und Schwalben ihre Nester an den Gebäuden des Tempelareals bauten. Derjenige, der Psalm 84 geschrieben hat, kannte den Tempel gut. Und wenn er sich dort umsah und nach oben schaute, erblickte er die Nester und sagte sich: „So möchte ich auch leben.

Ganz nah will ich mich bei Gott niederlassen.“ Jesus rückte einmal die kleinen Spatzen ins

Rampenlicht und sagte, für unser Leben mit Gott können wir von ihnen eine Menge lernen. Diese Vögel scheinen auf den ersten Blick ziemlich wertlos zu sein; hunderttausende gibt es von ihnen.

Manchmal sind sie uns sogar lästig, bringen manches durcheinander, wenn sie sich zum Beispiel an unserem Frühstückstisch auf der Terrasse zu schaffen machen. „Dreckspatz“ sagen wir sogar. Jesus sah diese kleinen Vögel so: „Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater“ (Mt 10,29). Nicht ein einziger kleiner Spatz fällt auf die Erde, ohne dass Gott, der Vater im Himmel, es mitbekommt. Bei Gott sind wir geborgen und bestens aufgehoben. – Ich fahre in unserem Psalm fort mit Vers 10:

„Gott, unser Schild, schaue doch; sieh doch an das Antlitz deines Gesalbten!“ (Ps 84,10).

Die „Söhne Korachs“ können sagen: „Gott, unser Schild.“ Gott ist unser Schild, unser Schutz. „Sieh doch an das Antlitz deines Gesalbten!“ Der Gesalbte war zunächst einmal der König Israels, der zu diesem Amt mit Öl gesalbt wurde. Aber die Könige Israels, aus der Linie des Königs David, waren die Vorläufer des eigentlichen Königs, der der wirkliche Gesalbte war. „Der Gesalbte“ heißt im

Hebräischen „hamaschiach“. Ins Deutsche wurde dieser Titel als „der Messias“ übernommen. Auf ihn wartete Israel Jahrhunderte, bis er schließlich kam. Es ist Jesus aus Nazareth, ein Nachkomme Davids. Deshalb wird Jesus im Neuen Testament auch häufig als „Sohn Davids“ angesprochen.

Zugleich ist Jesus der Sohn Gottes und offenbarte Gottes Angesicht auf der Erde. – Zum Abschluss möchte ich Sie noch auf Vers 11 hinweisen:

„Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause als wohnen in der Gottlosen Hütten“ (Ps 84,11).

Die Nachkommen Korachs sind überzeugt: „Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend.“

Und die Tür zu hüten am Heiligtum Gottes, das war ihre Aufgabe. Denn sie waren die Torhüter am Heiligtum Gottes, anfangs am mobilen Tempel, der Stiftshütte, später am Tempel in Jerusalem. Im Grunde genommen sagen sie hier: „Meine Arbeit ist mir lieber, als ein reicher Mensch zu sein, der Gott nicht kennt und weit weg von ihm lebt.“ Es gibt ja Leute, die am Sonntagmorgen auf ihre Uhr schauen, um zu sehen, ob der Prediger seine Zeit überzieht. Die Nachkommen Korachs sehen das anders. Sie sagen: „Ich verbringe lieber einen Tag in Gottes Haus, als tausend Tage irgendwo anders.“ Was für ein herrlicher Psalm ist das! Und was für eine Ermahnung für viele von uns.

Ins Deutsche übertragen/deutsche Fassung von Steffen Brack

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