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Effekte von Dosierung und Alter abwägen

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STUDIE REFERIERT

506

ARS MEDICI 17 | 2020

STUDIE REFERIERT

Der im Juni 2019 publizierte umfang- reiche systematische Review mit Meta- analyse (1) zur optimalen Dosierung von Antidepressiva zur Behandlung der Major Depression (major depressive di- sorder, MDD) bei Erwachsenen in der akuten Phase der Erkrankung lieferte Hinweise für einen moderaten dosisab- hängigen Anstieg der Wirksamkeit bis zu einer Dosierung des jeweiligen Wirk- stoffs, die einem Äquivalent von 40 mg Fluoxetin pro Tag (40 mg/Tag FÄ) ent- sprach. Diese Steigerung der Ansprech- rate ging allerdings mit einem exponen- tiellen Rückgang der Verträglichkeit (Therapieabbrüche aufgrund von Ne- benwirkungen) unter Dosierungen von bis zu 80 mg/Tag FÄ einher. Derzeit lautet die Behandlungsempfehlung da- her, dass sich im unteren Bereich (20–40 mg/Tag FÄ) der zugelassenen Dosierun- gen (20–80 mg/Tag FÄ) bei der Mehr- heit der MDD-Patienten womöglich die bestmögliche Balance zwischen Effekti- vität und Tolerabilität erzielen lässt.

Allerdings sind in dieser Metaanalyse die Daten zu den Dosierungen nicht hin- sichtlich des Patientenalters adjustiert worden, das eine wichtige demografi- sche Kovariate der antidepressiven The- rapie darstellt. Denn mit höherem Alter der Patienten (> 60 Jahre) steigt das Ri- siko für klinisch signifikante kardiovas- kuläre, metabolische und neurologische Nebenwirkungen (NW) von Antide- pressiva, und deren Einnahme geht zu- dem oft mit Osteoporose, Stürzen und Knochenbrüchen einher.

Ziel der hier referierten Analyse von Lisa Holper von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, die auf dem- selben Datensatz (Datierungsansatz [2]:

Vergleich von 21 Antidepressiva; 522

randomisierte, kontrollierte Studien [RCT]) basierte, den auch der oben zitierte Review genutzt hatte, war es daher zu klären, inwieweit die dort ausgesprochenen Dosisempfehlungen unter Berücksichtigung des Patienten- alters entsprechend verändert werden müssten. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen einer Netzwerkmetaanalyse die nicht linearen Wechselwirkungen der Kovariaten Alter und Dosierung mithilfe eines entsprechend angepass- ten Bayes-Modells für Zufallseffekte statistisch ausgewertet. Anschliessend wurde versucht, aus den so erhaltenen Daten ausgewogene Behandlungsemp- fehlungen hinsichtlich Wirksamkeit (Ansprechen), Akzeptanz (Therapieab- bruch jedweder Ursache) und Verträg- lichkeit (Therapieabbruch aufgrund von NW) der jeweiligen Substanzen abzuleiten.

Agomelatin und Escitalopram bieten beste Balance

Wie die Auswertung ergab, lässt sich unter Berücksichtigung der kombinier- ten kovariaten Effekte von Dosis und Alter mit Agomelatin und Escitalopram in Dosierungen von bis zu 40 bezie- hungsweise 60 mg/Tag FÄ die beste Ba- lance hinsichtlich Wirksamkeit und Ver- träglichkeit bei Patienten im Alter zwischen 30 und 65 Jahren erreichen.

Desvenlafaxin (in der Schweiz nicht re- gistriert), Duloxetin, Fluoxetin, Milna- cipran (in der Schweiz nicht registriert) und Vortioxetin lassen sich auf Dosie- rungen von bis zu 20 bis 40 mg/ Tag FÄ eskalieren, während Bupropion, Citalo- pram, Mirtazapin, Paroxetin und Ven- lafaxin möglicherweise nicht in Dosie- rungen von mehr als 20 mg/Tag FÄ

verabreicht werden sollten. Amitripty- lin, Clomipramin, Fluvoxamin, Levo- milnacipran (in der Schweiz nicht regis- triert), Reboxetin, Sertralin und Trazodon brachten in diesem Zusam- menhang keinerlei Gewinn und können daher möglicherweise nicht für die anti- depressive Behandlung empfohlen wer- den. Auch für Patienten im Alter über 70 Jahre ergaben sich im Rahmen dieser Analyse mit keinem der in den einzelnen RCT eingesetzten Antidepressiva Vor- teile, was die Balance zwischen Alters- und Dosierungseffekten betrifft, da in dieser Altersgruppe die NW die Wirk- samkeit überwiegen.

Die Autorin der Netzwerkmetaanalyse folgert aus den Ergebnissen ihrer Unter- suchung, dass für Ärzte zur Beantwor- tung der Frage, welches Antidepressi- vum im Einzelfall den grösstmöglichen Nutzen verspricht, die Berücksichtigung der Wechselwirkungen zwischen Patien- tenalter und Dosierung die bessere Grundlage bietet, als beide Faktoren jeweils allein zu betrachten. RABE s Literatur:

1. Furukawa TA et al.: Optimal dose of selective serotonin reuptake inhibitors, venlafaxine, and mirtazapine in major depression: a systematic review and dose-response meta-analysis. Lan- cet Psychiatry 2019; 6(7): 601–699.

2. Cipriani A et al.: Comparative efficacy and accep- tability of 21 antidepressant drugs for the acute treatment of adults with major depressive disor- der: a systematic review and network meta-ana- lysis. Lancet 2018; 391(10128): 1357–1366.

Quelle:

Holper L: Optimal doses of antidepressants in de- pendence on age: combined covariate actions in Bayesian network meta-analysis. EClinical Medi- cine 2020; 18: 100219.

Interessenlage: Die Autorin der referierten Studie hat keinerlei Interessenkonflikte deklariert.

Antidepressiva bei Major Depression

Effekte von Dosierung und Alter abwägen

Die Autoren einer aktuellen Netzwerkanalyse haben versucht, die im Jahr 2019 erschienenen Dosie- rungsempfehlungen für Antidepressiva unter Berücksichtigung des Einflusses des Patientenalters neu anzupassen. Es zeigt sich, dass eine optimale Dosierung der Medikamente substanzspezifisch erfolgen sollte, wobei das Alter als begrenzender Faktor wirkt.

EClinical Medicine

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