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Altersgerechte Dosierung

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Academic year: 2022

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ahlreiche Entwick- lungs- und Rei- fungsvorgänge, die in die Arzneimittel- therapie miteinbezogen werden müssen, finden in den ersten Lebensmonaten und -jahren statt. Darüber hinaus verläuft die Entwicklung gleichaltriger Kinder in diesem frühen Le- bensabschnitt individuell sehr unterschiedlich. Eine medika- mentöse Behandlung muss in- folgedessen immer genau auf das jeweilige Kind abgestimmt werden. Daher sind Erkrankun- gen bei Neugeborenen und Säug- lingen bis zu einem halben Jahr auch kein Fall für die Selbstme- dikation, sondern gehören in die Hand eines Kinderarztes.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen Physiologische Besonderheiten im Säuglings- und Kindesalter führen zu gro- ßen pharmakodynamischen und -kinetischen Unterschieden. So differieren die Freisetzung des Wirkstoffs aus der Arzneiform, seine Aufnahme in den Blut- kreislauf, seine Metabolisierung, seine Verteilung im Organismus

und seine Ausscheidung je nach Entwicklungsstadium des klei- nen Patienten. Da sich die Pa- rameter zudem sehr schnell ver- ändern können, ist vor allem in den ersten Lebenswochen und -monaten besondere Vorsicht und eine ständige Dosisanpas- sung notwendig.

Physiologische Entwicklung berücksichtigen Bei Früh- und Neugeborenen (< 36.

Schwangerschaftswoche, 0 bis 28 Tage) ist die Metabolisierung über die Leber noch wenig ent- wickelt und die Nierenfunktion verringert. Die Halbwertszeiten nahezu aller Arzneimittel sind daher verlängert. Neben der Arz- neimittelelimination unterschei- det sich auch die -verteilung deutlich von der älterer Kinder.

Insbesondere bei den Frühgebo- renen sind das Gesamtkörper- wasser sowie der Extrazellular- raum deutlich erhöht, sodass wasserlösliche Arzneistoffe hö- her dosiert werden müssen.

Arzneistoffe, die sich im Fettge- webe verteilen, benötigen hin- gegen eine niedrigere Dosie- rung. Bei Säuglingen und Klein-

kindern (28 Tage bis 24 Monate) ist ein rasches Wachstum und eine schnelle Reifung der Orga- ne zu beobachten. Die Körper- zusammensetzung ähnelt spä- testens am Ende des zweiten Lebensjahres der von Erwachse- nen. Auch entspricht die Bin- dung der Arzneistoffe an Plas- maproteine weitgehend den Verhältnissen beim Erwachse- nen. Daher sind falsche Dosie- rungen im zweiten Lebensjahr nicht mehr so schlimm. Im Kin- desalter (2 bis 11 Jahre) verlang- samen sich Wachstum und Gewichtszunahme, sodass eine Dosisanpassung in größeren Intervallen erfolgen kann. Bei Dosisangaben werden die Kin- der aber meist noch in Klein- und Schulkinder unterteilt. Bei Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) entspricht die Dosierung von Arzneimitteln weitgehend der bei Erwachsenen. Die größte Herausforderung stellt in dieser Altersgruppe die Sicherstellung der Compliance dar. Jugendli- che wollen in die Arzneitherapie integriert werden und zuneh- mend selbst dafür die Verant- wortung übernehmen.

Fehldosierungen vermei- den Die PTA und der Apothe- ker können dazu beitragen, dass der kleine Patient die für sein Alter richtig ausgewählte Do- sierung wirklich erhält. Bei der Abgabe sollte die Dosierung er- läutert und anschließend auf der Verpackung eindeutig (keine Ab- kürzungen!) notiert werden. Op- timal ist darüber hinaus eine Markierung der Dosis auf der Dosierhilfe. Es kann nicht grund- sätzlich vorausgesetzt werden, dass der Arzt mit den Eltern über die Einnahme des ver- schriebenen Präparates gespro- chen hat. Einige Praxen gehen davon aus, dass der Beipackzet- tel ausreichende Informatio- nen liefert oder in der Apotheke notwendige Hinweise gegeben

76 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juli 2012 | www.pta-aktuell.de

PRAXIS ARZNEIMITTELTHERAPIE BEI KINDERN – TEIL 1

Altersgerechte Dosierung

Kinder stellen eine besondere Patientengruppe dar. Da sie auf Medikamente

viel empfindlicher als Erwachsene reagieren, kann eine falsche Anwendung bei

den Kleinen weitaus schwerwiegendere Auswirkungen haben.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juli 2012 | www.pta-aktuell.de 77 werden. Manchmal finden sich

auch undeutlich geschriebene oder zweideutige Angaben auf dem Rezept, die falsche Do- sierungen nach sich ziehen. So ist die Abkürzung ML nicht für alle verständlich und aus be- absich-tigen Messlöffeln wer- den schnell Milliliter gedeutet, die erhebliche Fehldosierun- gen mit sich bringen.

Vermerken Sie auch den Namen des Kindes auf der Verpackung.

Bei mehreren Kindern in der Familie kann es sonst schnell zu Verwechselungen bei wirkstoff- gleichen Präparaten kommen, was bei Wirkstoffen mit enger therapeutischer Breite (z. B. Pa- racetamol) problematisch sein kann.

Achtung: Arzneimittel nicht in Nahrungen einrühren Ge- ben Sie auch den Hinweis, Arz- neimittel möglichst nicht mit der Nahrung zu vermischen. El- tern möchten vor allem kleinen Kindern die Einnahme des Me- dikaments erleichtern, indem sie es gut schmeckenden Lebens- mitteln zusetzen. Kleine Men- gen an Marmelade, Obstmus oder Nuss-Nougat-Creme sind zur Verbesserung des Ge- schmacks zwar erlaubt. Honig darf bei Säuglingen wegen des möglichen Gehalts an Clostri- dium-botulinium Sporen nicht verwendet werden. Arzneimittel sollten aber nicht in größere Vo- lumina (z. B. in die Flaschen- nahrung, Breimahlzeit) einge- bracht werden. Die Gefahr, dass

das Kind nicht alles austrinkt oder aufisst, wird von den Eltern oft nicht bedacht und Unterdo- sierungen sind vorprogram- miert. Außerdem kann es unter Umständen zu unerwünschten Wechselwirkungen zwischen Be- standteilen des Lebensmittels (z. B. Kalzium) und dem Arz- neistoff kommen. Auch ist es möglich, dass später Nahrungs- mittel nicht mehr vom Kind ak- zeptiert werden, wenn sie zuvor mit bitteren Arzneimitteln im Geschmack verändert wurden.

Besser ist es, den schlechten Ge- schmack des Arzneimittels nach Applikation mit einem Schluck Wasser wegzuspülen.

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Gode Meyer-Chlond, Apothekerin SUCHE

NACH DER DOSIS

Es ist nicht möglich, die Dosis für ein Kind einfach linear nach dem Körper- gewicht aus der Erwach- senendosis abzuleiten.

Vielmehr muss neben dem Alter und dem Gewicht oftmals auch die Körper- oberfläche in die Über- legungen mit einbezogen werden. Verschiedene Dosisberechnungsregeln (Alters-, Körpergewichts- und Körperoberflächen- regel) stehen zur Berech- nung zur Verfügung. Für die tägliche Arbeit ist es am einfachsten, auf An- gaben aus der Literatur zurückzugreifen. Bewährt haben sich beispielsweise Nachschlagewerke wie die

„Pädiatrischen Dosistabel- len”, die Dosierungen für verschiedene pädiatrische Altersstufen auflisten.

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