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Häufige Fehler bei der Blutzucker- kontrolle

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ARS MEDICI 16 2007

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F O R T B I L D U N G

Eine effektive Selbstkontrolle des Blutzuckers ist beim Diabetiker unabdingbare Vorausset- zung für eine gute Einstellung. Doch bereits bei der Blutentnahme und der Bedienung der Messgeräte lauern zahlreiche Fehlerquellen, die der Patient kennen sollte.

G E R H A R D -W. S C H M E I S L

Millionen von Diabetikern müssen sich täglich selbst Blut ent- nehmen und aus den BZ-Werten Konsequenzen für ihre Thera- pie ziehen. Nicht nur bei «Anfängern» mit noch unzureichen- der Schulung und fehlendem Training, sondern auch bei zahl- reichen «Langzeit-Diabetikern» kann man Fehler beobachten, die eine optimierte Blutzuckereinstellung verhindern.

Die Blutentnahme an der Fingerkuppe

Der bei der Blutentnahme verspürte Schmerz ist für zahlreiche Diabetiker lästiger und ärgerlicher als die eigentliche Injektion des Insulins selbst. Die Hände eines Menschen, insbesondere deren Fingerkuppen, sind mit unzähligen Nervenenden wie Fühler bestückt – eine schmerzhafte Blutentnahme ist daher nahezu vorprogrammiert. Sticht man allerdings die Finger- kuppe nicht in der Mitte, sondern seitlich an, ist der Einstich weniger schmerzhaft, weil sich im Zentrum der Fingerkuppe die meisten Nervenenden befinden. Darüber hinaus erlauben moderne Stechhilfen die Einstellung von bis zu elf verschiede- nen Stichtiefen. So kann jeder Patient die für sich richtige Stich- tiefe herausfinden.

Alternative Messstellen

Eine noch bessere Möglichkeit einer schmerzarmen Blutent- nahme ist die Verwendung von Testgeräten, die es erlauben, alternative Messstellen anstelle der Fingerkuppe (AST-Geräte = Alternate Site Testing) zu verwenden (Tabelle 1). Die Test- streifen für diese Geräte benötigen so wenig Blut (in der Regel

0,3–4 µl), dass bereits ein winzig kleiner Einstich in die ober- flächlichen Hautschichten für eine Blutzuckermessung genügt.

Die Blutentnahme erfolgt mittels einer ganz normalen Stech- hilfe.

Alternative Messstellen – neben der Fingerkuppe – sind insbe- sondere Hand- und Daumenballen, aber auch Ober- und Unter- arm sowie Oberschenkel, Wade und Bauch.

Die an alternativen Messstellen gewonnenen Blutzuckerwerte stimmen allerdings nicht immer mit den zur gleichen Zeit an der Fingerkuppe gemessenen Blutzuckerwerten überein. So macht sich eine aktuelle Blutzuckerveränderung zum Beispiel

■ postprandial

■ nach einer Insulin-Injektion

■ nach körperlicher Betätigung

bei Messung am Unterarm im Vergleich zur Messung an der Fingerkuppe mit einer Verzögerung von etwa einer halben bis einer Stunde bemerkbar. Dies könnte im Extremfall dazu füh- ren, dass eine Hypoglykämie bei Messung am Unterarm zu spät entdeckt wird.

Häufige Fehler bei der Blutzucker- kontrolle

Fallstricke beim Diabetesmanagement

■■

■ Nicht zur falschen Zeit an der falschen Stelle den Blutzucker messen – der gemessene Wert könnte zu falschen, gegebenenfalls sogar fatalen Thera- pieentscheidungen führen.

M M M

M e e e e rr rr k k k k ss ss a a a a tt tt zz zz

Tabelle 1:

Geräte zur Blutentnahme an alternativen Messstellen

One Touch®UltraEasy und One Touch®Ultra 2 (Lifescan)

FreeStyle®Mini, FreeStyle®Freedom (Abbott Diabetes Care)

Ascensia®Contour (Bayer Diabetes Care)

Akku Chek®Compact Plus (Roche Diagnostics)

GlucoMen®Visio (Menarini)

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Eine mögliche Ursache für diese Verzögerung könnte sein, dass der Arm schlechter durchblutet wird als die Finger. Indem man die Haut an der entsprechenden alternativen Messstelle mas- siert, lässt sich die Durchblutung deutlich verbessern, die Zeit- verzögerung aber nicht ganz aufholen. In Zeiten, in denen der Blutzucker nur geringen Schwankungen unterliegt, wie zum Beispiel

■ präprandial

■ vor dem Schlafengehen

■ nachts

ist eine Messung des Blutzuckers an einer alternativen Mess- stelle ohne Risiko möglich (Tabelle 2). Eine Messung im Bereich von Hand- oder Daumenballen liefert sogar bei einem raschen Blutzuckeranstieg oder -abfall, wie zum Beispiel nach dem Sport, verlässliche Werte.

Kodierung der Blutzuckermessgeräte

Es gibt immer noch Blutzuckermessgeräte, die beim Anbrechen einer neuen Packung Teststreifen durch Einlegen eines neuen Code-Chips oder per Tastendruck kodiert werden müssen. Dies ist bei Verwendung eines neuen Testgeräts unbedingt zu über- prüfen. Bei falscher Codenummer stimmt auch das Mess- ergebnis oft nicht. Beim Anbrechen einer neuen Packung Teststreifen ist also immer zu überprüfen, ob der Code auf der Packung mit dem Code in der Geräteanzeige übereinstimmt.

Saubere Hände, kein Quetschen

Das Waschen der Hände kurz vor der Blutentnahme – am bes- ten mit warmem Wasser (zur zusätzlichen Förderung der Durchblutung) und das sorgfältige Abtrocknen sind wichtig für eine exakte Messung (Tabelle 3). Denn Spuren von Zucker an den Fingern zum Beispiel

■ nach dem Essen von Obst (Fruchtzucker)

■ bei feuchten Händen

■ bei der Verwendung von bestimmten Hautcremes

können eine Verfälschung der Blutzuckerwerte nach sich ziehen. Eine Desinfektion der Finger, wie früher üblich mit Alkohol, ist eher schädlich, da selbst kleine Spuren von Alkohol

auf dem Finger die Blutzuckermesswerte verfälschen können.

Da die neuen Blutzuckermessgeräte sehr wenig Blut benötigen, ist das früher häufig gesehene «Quetschen» des Fingers nicht mehr notwendig.

Allerdings sieht man immer wieder, wie Patienten zur Blutgewinnung ihre Finger in Augenhöhe halten, um besser stechen zu können. Dabei entleeren sich jedoch die Blutgefässe, die Finger werden blass und fahl. So kann kaum mehr ein Bluts- tropfen gewonnen werden und ein Quet- schen der Finger ist quasi unabwendbar.

Deswegen sollte man die Hände am bes-

ten herunterhängen lassen, sodass sich das Blut staut. Jetzt kann ganz leicht mit einer Stechhilfe das Blut gewonnen wer- den. Dies sollten Sie bei der Schulung Ihrer Patienten am besten auch demonstrieren.

Sollte die Blutmenge dennoch nicht ganz ausreichen, kann bei den meisten heute verwendeten Teststreifen/Geräten innerhalb von 30 bis 60 Sekunden ein weiterer Tropfen gewonnen und so die Blutzuckermessung dennoch abgeschlossen werden.

Dr. med. Gerhard-W. Schmeisl Internist/Angiologie Diabetologie, Sozialmedizin Deegenbergklinik D-97688 Bad Kissingen E-Mail: schmeisl@deegenberg.de

Interessenlage: Der Autor deklariert Vortragstätigkeit für Abbott Dia- betes Care, temporäre Beraterfunktion bei Roche Diagnostics sowie Teilnahme an einem Advisory Board der Firma Lilly.

Diese Arbeit erschien zuerst in «Der Allgemeinarzt» 6/2007. Die Über- nahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autor.

Tabelle 2:

Wann ist eine Blutzuckermessung an alternativen Messstellen sinnvoll und ungefährlich?

Testung an Fingerkuppe, Daumenballen, Testung auch an anderen alternativen

Hand Körperstellen, z.B. Arme, Beine, Bauch

■bis zu 2 Std. nach körperlicher ■morgens unmittelbar nach dem

■Aktivität ■Aufstehen

■bis zu 2 Std. postprandial ■vor den Hauptmahlzeiten

■bei Verdacht auf eine Hypoglykämie ■vor der nächsten Insulin-Gabe

■vor körperlicher Betätigung

■zwischen den Hauptmahlzeiten

Tabelle 3:

Voraussetzungen für den Erhalt exakter Blutzuckerwerte

■Saubere, gewaschene und trockene Hände

■Keine Desinfektion der Finger

■Trockene Teststreifen; geöffnete Teststreifenröhren über Nacht, z.B. im Bad (Feuchtigkeit), können die Messwerte verfälschen

■Kodierungen von Messgerät und Teststreifen müssen identisch sein

■Auf die Aussentemperatur achten:

eine Messung ausserhalb der angegebenen Bereiche (häufig +40ºC/-1OºC) verfälscht die Werte

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