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Frauen in der katholischen Kirche

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Academic year: 2022

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Frauen in der katholischen Kirche

Eine Diskursanalyse der medialen Aufarbeitung von Maria 2.0

MASTERARBEIT

eingereicht an der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

im Rahmen des Masterstudiums Medien

Zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Arts

Betreut von: O. Univ.-Prof. Dr. Hajnal Ivo

Innsbruck, im Oktober 2021

Steiner Elisabeth 01516916

csas9100@student.uibk.ac.at

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Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mich während der Anfertigung dieser Masterarbeit und während des gesamten Studiums unterstützt und motiviert haben.

Zuerst gebührt mein Dank Herrn O. Univ.-Prof. Dr. Ivo Hajnal, der meine Masterarbeit betreut und begutachtet hat. Für die hilfreichen Anregungen und die konstruktive Kritik bei der Erstellung dieser Arbeit möchte ich mich herzlich bedanken.

Ebenfalls möchte ich mich bei meinen WG-Mitbewohnerinnen und bei meinen Kommiliton*innen bedanken, die mich immer unterstützt und motiviert haben. Gerade durch den Austausch aus unterschiedlichen Fachbereichen und verschiedenen Inputs, konnte meine Masterarbeit diese Form annehmen.

Außerdem möchte ich Hanna, Ida, Rita und Markus für das Korrekturlesen meiner Masterarbeit danken.

Abschließend möchte ich mich bei meinen Eltern und bei meinem Bruder Mathias bedanken, die immer an mich geglaubt haben, mich bei allen meinen Arbeiten unterstützt haben und in jeglicher Lebenssituation für mich da sind. Ich weiß, dass ich sowohl ohne eure mentale, aber auch ohne eure finanzielle Hilfe, niemals die Möglichkeit gehabt hätte, meine Interessen so auszubauen. Danke für eure Motivation, eure Unterstützung, die Telefonate und das Zuhören.

Ich habe diese Arbeit nicht für mich geschrieben, sondern für all die mutigen Frauen, die keine Angst haben, für ihre Rechte zu kämpfen, die nicht aufgeben und mir deshalb ein Vorbild sind. Danke für eure Stärke.

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Inhalt

1. Einleitung ... 5

2. Methodische Vorgehensweise ... 8

2.1 Grundlagen der Diskursanalyse ... 8

2.2 Themenanalyse als Teil der Diskursanalyse ... 13

3. Frau in der katholischen Kirche – Damals und Heute ... 17

3.1 Das Bild der Frau vom Mittelalter bis zur Gegenwart ... 18

3.2 Kritik am Frauenbild der katholischen Kirche ... 25

3.3 Die Initiative Maria 2.0 ... 28

4. Fallbeispiel: Maria 2.0 in den Medien ... 33

4.1 Darstellung von Maria 2.0 in den Medien ... 33

4.2 Diskursanalyse von Maria 2.0 auf katholisch.de ... 41

4.2.1 Konkrete Analyse der Artikel von Maria 2.0 auf katholisch.de ... 42

4.2.2 Ergebnisanalyse ... 58

5. Exkurs: Observing vs. Engaging in der diskursiven Praxis ... 61

6. Fazit ... 68

7. Literatur ... 71

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5 1. Einleitung

Abschaffung männerbündischer Machtstrukturen (pat, 2019, spiegel.de)

Wir sind keine Revoluzzerinnen, aber jetzt reicht es (Scherf, 2021, süddeutsche.de) Maria 2.0 will männliche Macht nicht länger hinnehmen (dpa, 2021, zeit.de)

"Maria 2.0"-Gründerinnen verlassen katholische Kirche (mpl/epd, 2021, katholisch.de)

Das sind nur einige der Schlagzeilen, die sich im medialen Diskurs um das Themen- gebiet der Frauen in der katholischen Kirche und der Entstehung von Maria 2.0 finden lassen. Der Diskurs um die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche wird, wie diese Schlagzeilen zeigen, sowohl von innerkirchlichen als auch von nichtkirchlichen Privatmedien in den Blick genommen.

Unter einer Gender-Perspektive ist es höchst fraglich, wie die katholische Kirche mit der Gleichstellung von Frau und Mann und mit dem Sakrament der Weihe umgeht.

Genderstudies setzen sich für die Gleichberechtigung von Frau und Mann ein, doch in der katholischen Kirche ist diese Gleichstellung der Geschlechter noch weiter entfernt als in fast jedem anderen Bereich des öffentlich-gesellschaftlichen Lebens. Dies löst sowohl inner- als auch außerkirchlich viele Debatten aus.

Die Geschlechtergerechtigkeit fordert die gleichen Rechte für alle und nimmt in der westlichen Gesellschaft einen zentralen Stellenwert ein. Medien machen es sich zur Aufgabe, Frauen und andere benachteiligte Gruppen zu Wort kommen zu lassen und zugleich objektiv über aktuelle Entwicklungen zu berichten.

Viele Katholik*innen können und wollen die Situation nicht mehr hinnehmen, wie sie diese in der katholischen Kirche vorfinden, und protestieren. Eine Woche lang bestreikten katholische Frauen im Mai 2019 im gesamten deutschen Sprachraum unter dem Motto Maria 2.0 die katholische Kirche. Dadurch versuchten sie auf die Stereotypen und die starren unveränderten Muster aufmerksam zu machen und das Geschlechterkonzept der katholischen Kirche zu hinterfragen. Von den Aufständen wurde in zahlreichen deutschen Medien berichtet: Frauen fordern bis heute den Zu- gang zu Weiheämtern und die gleichen Rechte wie Männer. Die katholische Kirche verweigert im Kirchenrecht, dass Frauen in den gleichen Aufgabenbereichen wie Männer wirken können. Sie reduziert dabei auf das Geschlecht, Fähigkeiten und Ausbildung treten in den Hintergrund.

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6 In einer modernen, europäischen Gesellschaft sollte es möglich sein, dass sowohl Frauen als auch Männern die gleichen Rechte zuerkannt werden, auch in Religionsgemeinschaften. Diese Arbeit setzt sich damit auseinander, wie sich Medien in diese Diskussion einbringen und den Forderungen der Frauen dadurch Gehör schenken.

Es entwickelt sich daraus folgende Forschungsfrage: Welche Rolle spielen die Medien im Diskurs um die Rolle der Frau in der katholischen Kirche? Wie schildern sie die Bewegung Maria 2.0? Wie wird im Portal katholisch.de der Diskurs aufgearbeitet und welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? In diesem Fall dient die Untersuchung anhand der Seite katholisch.de nur als exemplarisches Beispiel. Es findet eine Fokussierung auf das Internetportal katholisch.de in den Jahren 2019–2021 statt. In diesen Jahren wird die Initiative Maria 2.0 von ihrer Entstehung bis zur heutigen Weiterentwicklung verfolgt.

Die Arbeit ist folgendermaßen aufgebaut: Um diese Forschungsfragen zu beant- worten, folgt im ersten Kapitel die Einleitung, im zweiten Kapitel eine Erläuterung der Methode der Diskursanalyse und die Klärung einzelner Begrifflichkeiten. Dabei spielt der Diskursbegriff, den Foucault entwirft, eine tragende Rolle. Die Themenanalyse und die Einteilung in unterschiedliche Kategorien bilden die Basis, welche eine Diskursanalyse möglich macht. Beide Theorien werden in diesem Kapitel beschrieben.

Im dritten Kapitel wird an den allgemeinen Diskurs der Frau in der katholischen Kirche angeknüpft. Verschiedene Frauenbilder vom Mittelalter bis zur Gegenwart werden in den Blick genommen. Während in der beginnenden Neuzeit die Frau als Mann mit Defekten galt, wurde sie in der frühen modernen Gesellschaft zum Gegenpol des Mannes stilisiert, die sich vor allem häuslich engagierte. Dieses Frauenbild wirkt bis heute in der katholischen Kirche als Idealvorstellung weiter. Das Bild kann der neu entstandenen Geschlechterforschung jedoch keinesfalls gerecht werden. Klare Konfliktlinien zur heutigen Gesellschaft, in der dieses Bild nicht mehr vertreten wird, werden sichtbar. Die Genderforschung nimmt nämlich die Ähnlichkeit aller Menschen in den Blick und zeigt klar auf, dass eine Zweiteilung, in männlich und weiblich, nicht legitimierbar ist. Neben den beiden Geschlechtern gibt es nämlich auch Menschen, die sich als divers begreifen. In einem weiteren Abschnitt des Kapitels wird der spezielle Umgang der Medien mit diesem Diskurs analysiert und auf die mediale Berichterstattung im deutschen Sprachraum Bezug genommen.

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7 Im vierten Kapitel tritt das Fallbeispiel Maria 2.0 und die Verbindung mit den unterschiedlichen Medien noch stärker in den Fokus. Zunächst wird die Darstellung von Maria 2.0 in den Medien skizziert. Dabei findet ein Vergleich zwischen der Dar- stellung in den außerkirchlichen Medien und dem innerkirchlichen Medium katholisch.de statt.

Der Anspruch ist aber nicht, die ganze Medienlandschaft des deutschen Sprachraumes in den Blick zu nehmen, sondern anhand ausgewählter Beispiele eine Tendenz zu entwickeln. Später werden konkrete Artikel analysiert. Um die Diskurs- analyse fundierter durchführen zu können, wird zunächst eine Themenanalyse erarbei- tet. Die Artikel werden diesen Kategorien, die den Text selbst betreffen zugeordnet.

Aufgrund dieser Themenanalyse wird der gängige Diskurs, der in katholisch.de ausgetragen wird, ermittelt. Dieser wird mit den theoretischen Thesen verbunden und schließlich erfolgt ein Vergleich. Die Arbeit wird durch ein Fazit abgerundet. Am Ende erfolgen noch eine Ergebnisanalyse und ein Exkurs zu der Form der wissenschaftlichen Arbeit.

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8 2. Methodische Vorgehensweise

Der Diskurs mag dem Anschein nach fast ein Nichts sein – die Verbindungen mit dem Begehren und der Macht […] und der Diskurs – dies lehrt uns immer wieder die Geschichte- ist auch nicht bloß das, was die Kämpfe oder die Systeme der Beherrschung in Sprache übersetzt: er ist dasjenige, worum und womit man kämpft, er ist die Macht, deren man sich zu bemächtigen sucht. (Foucault 2010, 11)

In dieser Arbeit kommt die Methode der Diskursanalyse zum Einsatz. Darunter ist ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Methoden und theoretischen Zugängen zu verstehen, die in dem einen Begriff zusammengefasst sind. Diese Arbeit wird vor allem Bezug auf die genealogische-kritische Strömung nehmen. Sie knüpft an die Theorien Foucaults an und versucht, Strukturen und die Machtwirkung von Diskursen zu erklären. Um diese Diskurse besser ausarbeiten zu können, werden Kategorien gebildet, die anhand einer Themenanalyse aufgearbeitet werden. Diese Kategorien beziehen sich auf die Organisation Maria 2.0.

2.1 Grundlagen der Diskursanalyse

Das Wort Diskurs kommt aus dem lateinischen discursus und bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie umherlaufen, sich über einen Gegenstand ergehen. Unter der Diskursanalyse wird das Erforschen von unterschiedlichen Diskursen verstanden.

Foucault prägte den Begriff des Diskurses maßgeblich.

Als „Diskurse“ bezeichnet Foucault institutionalisierte Ordnungen spezialisierten Wissens, Denk- und Redeordnungen, wie sie etwa in Aussagen der „Wissenschaft“

vom Menschen erkennbar werden, die eine „Ordnung der Dinge“ nach Oppositionen wie wahr/falsch, normal/abnormal, vernünftig/wahnsinnig, männlich/weiblich begründen. (Deubel 2007, 160)

Es gibt unterschiedliche Zugänge zur Diskursanalyse: Zum einen die normativ- kritische Strömung, die vor allem auf die Analyse von Geltungs- und Legitimations- fragen in unterschiedlichen Diskussionen anspielt. Zum zweiten die analytisch- pragmatische Strömung. Diese bezieht sich auf unterschiedliche Theoriezugänge, die sich mit verschiedenen Aspekten auf die Strukturen auswirken. Die dritte Form der Diskursanalyse ist die genealogisch-kritische Strömung: Diese Strömung bezieht sich vor allem auf die Theorien, die Foucault entwickelt hat. Sie verfolgt das Ziel, Strukturen zu rekonstruieren und stellt die Machtwirkung des Diskurses und seine unterschiedlichen Strukturen ins Zentrum (Heindl 2015, 258). Die genealogisch- kritische Auslegung variiert zwar je nach Standort, jedoch lassen sich drei wesentliche Merkmale dieser Diskursanalyse festhalten:

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9 Erstens geht diese Art der Diskursanalyse davon aus, dass einzelne Sinneinheiten ihre Bedeutsamkeit erst in Verknüpfung mit anderen Sinneinheiten erhalten.

Zweitens formulieren Diskurse „[…] wer in legitimer Weise, von welchem Ort aus in einem Diskurs in Erscheinung treten darf und welche Inhalte, in welcher Form produziert werden dürfen“ (ebd. 261).

Drittens sind Diskurse Symbolsysteme, die mit Hilfe einer Systematik Gegenstände bilden, von denen sie sprechen. Mit dem genealogisch-kritischen Diskursbegriff werden kommunikative Interaktion und Machtentwicklungen von Diskursen in den Blick genommen. Dadurch entsteht ein Diskursverständnis, das mit einem schwachen Akteursbegriff verbunden ist. Der Akteur wird dabei weniger als Individuum, das bewusst Handlungen vollzieht, gesehen, sondern vielmehr als Rollenträger, der vom Diskurs geformt wurde. „Akteure produzieren, reproduzieren und transformieren zwar Diskurse, aber nur innerhalb der Grenzen, die ihnen der Diskurs auferlegt“ (Heindl 2015, 262).

Diese aufgezählten Punkte sind zentral für das zu behandelnde Forschungs- gebiet. Erstens: Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche kann durchaus in einen bereits bestehenden Diskurs eingebettet werden. Erst durch die Verknüpfung mit anderen Sinneinheiten wie Historie, Exegese, Gender-Forschung, Dogmen, aber vor allem durch die von Männern dominierte Machtstrukturen, kann erschlossen werden, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass die Frau in der katholischen Kirche nicht die gleichen Aufgaben erfüllen darf, wie der Mann und ein differenziertes Rollenverständnis vorherrscht. Doch nicht nur theologische Komponenten, sondern auch Einflüsse außerhalb der katholischen Kirche, wie beispielsweise mediale Berichterstattung oder Gruppen auf verschiedenen Kanälen der sozialen Netzwerke, befeuern die Debatte. Dabei fügt sich eine Sinnstruktur an die andere und ein Diskurs entsteht.

Zweitens: Im Diskurs um die Rolle der Frau in der katholischen Kirche werden zunächst vom Vatikan Regeln formuliert, wer in legitimer Weise, von welchem Ort aus in Erscheinung treten darf. Hierbei berufen sich diese auf die Tradition, also auf bereits seit langer Zeit bestehende und sich entwickelnde Diskurse, die zusätzlich durch das Kirchenrecht legitimiert werden. Viele Beschlüsse in der katholischen Kirche gelten als absolut. Außerdem gibt es in der katholischen Kirche kein Kontroll-

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10 organ, das sich außerhalb dieser Machtstrukturen bewegt, der Papst ist das Oberhaupt der Katholischen Kirche und seine Entscheidungen werden als unfehlbar angesehen.

Die katholische Kirche versucht den Diskurs durch genaue Regelungen, die unter anderem das Geschlecht betreffen, einzugrenzen und erhebt den Anspruch zu entscheiden, welche Inhalte in welcher Form ins Kirchenrecht aufgenommen werden.

Dabei gestaltet sie den Diskurs zwar mit, hat aber nicht den absoluten Anspruch auf Macht, den sie selbst erhebt. Denn in den Diskurs treten nicht nur die Meinungen und Regeln des Vatikans, sondern der Diskurs ist viel weiter zu fassen, andere Meinungen und Diskussionen finden darin ihren Platz. Initiativen wie Maria 2.0 und deren Auftritte in der Öffentlichkeit beeinflussen beispielsweise den Diskurs der Frau in der katholischen Kirche. Medien aller Art prägen und bestimmen den Diskurs mit, indem sie über die Geschehnisse und aktuellen Entwicklungen berichten. Der Diskurs findet sich also in den diskursiven Praktiken, die nicht nur sprachliche Welterfahrung umfasst. Er lässt sich nicht mit den fortschrittlichen Gedanken und den Anspruch an eine geschlechtergerechte Kirche verbinden. Durch die Einmischung verschiedenster Gläubiger verändert sich der Diskurs und die gesellschaftliche Sicht auf die Rechte der Frau in der katholischen Kirche. Den Medien wird dadurch eine zentrale Rolle zuerkannt: Indem Sie von aktuellen Entwicklungen, aber auch Ungerechtigkeiten berichten, feuern sie den Diskurs zusätzlich an und sensibilisieren die Gesellschaft für dieses Thema.

Drittens: Der Diskurs der Frau in der katholischen Kirche ist ebenfalls ein Symbolsystem. Durch Maria 2.0 und ihre Aktionen wird systematisch ein Gegenstand gebildet, von dem im Diskurs gesprochen wird und dem sich der Vatikan, ob er sich offiziell verweigert oder nicht, stellen muss. Durch solche Initiativen werden physische und soziale Realitäten gebildet, die von niemandem, auch nicht vom Vatikan, außer Acht gelassen werden können.

Anhand der Aufschlüsselung der Diskursanalyse wird dies noch einmal deutlich.

Deshalb ist sie ein zentrales und bedeutendes Instrument für folgende Arbeit. Sie zeigt auf, dass sich der Vatikan früher oder später, der gesellschaftlichen Realität stellen muss und Genderdebatten längerfristig nicht ignorieren kann, wenn er weiterhin zahlreiche Gläubige in der katholischen Kirche halten will. In manchen Situationen versperrt sich der Vatikan einer geschlechtergerechten Kirche. Er kann den gesellschaftlichen Ansprüchen und ethischen Überzeugungen nicht mehr gerecht

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11 werden. Eine Folge davon sind die zahlreichen Kirchenaustritte, deren Zahl besonders im deutschsprachigen Raum auffallend hoch ist. Dadurch entfremdet sich die katho- lische Kirche von vielen Milieus. Dabei entsteht in der Diskussion über dieses Thema eine Kluft zwischen Tradition und Moderne.

Durch die Methode der Diskursanalyse erscheinen Themengebiete zunächst komplex und es ist unmöglich, den ganzen Diskurs zu skizzieren, weil dieser schwer fassbar ist. Dies zeigt sich in den drei kurz aufgegriffenen Punkten, die auf den Diskurs der Frau in der katholischen Kirche übertragen wurden. Durch die Diskursanalyse werden gesellschaftliche Sinnstrukturen nachgezeichnet und miteinander in Beziehung gesetzt. Der methodische Gegenstand ist auf die spezifischen Erfordernisse von Diskursanalysen angepasst: Das Thema der Frau in der katholischen Kirche mit dem Fallbeispiel Maria 2.0 und dessen Wirkung auf die Medien ist ein Anwendungs- beispiel, das durchaus sinnvoll mit der Diskursanalyse behandelt werden kann. Viele Aspekte, sowohl politische, religiöse, aber auch gesellschaftliche spielen in diesem Diskurs eine zentrale Rolle. Medien greifen die unterschiedlichen Diskurse auf und bilden eine Möglichkeit, über diese zu diskutieren. Sie gestalten Diskurse aktiv mit, sind keine neutralen Beobachter, sondern integrieren sich aktiv mit ihrer Berichterstattung.

Bei der Diskursanalyse handelt es sich um eine Text- und Ideenanalyse. Sie nimmt nicht nur den Zeichengebrauch in den Blick, sondern „[…] die Konstruktions- prozesse selbst, also die Bedeutungsgenerierung als strukturierten Aussagezusammen- hang und regulierte Handlung“ (Keller 2011, 12). Wird von der genealogisch- kritischen Diskursanalyse ausgegangen, beschäftigt sich die Diskursanalyse mit gesellschaftlichen Effekten von Diskursen.

Als Diskurse bezeichne ich institutionell-organisatorisch regulierte Praktiken des Zeichengebrauchs. In und vermittels von Diskursen wird von gesellschaftlichen Akteuren im Sprach- bzw. Symbolgebrauch die soziokulturelle Bedeutung und Faktizität physikalischer und sozialer Realität konstituiert. (ebd.)

Die Bedeutung von Zeichen, Symbolen, Dingen und Umständen ist wandelbar:

Sowohl sozial, räumlich und historisch verändern sich Diskurse immer wieder. Durch den konkreten Zeichengebrauch findet eine Konservierung, eine Veränderung oder eine Bestätigung statt. Dabei kann jeder Diskurs vielfältig analysiert und interpretiert werden (ebd.). Diskurse gehen also über einen einzelnen Satz oder Text hinaus.

Menschliches Erkenntnisvermögen, zwischenmenschliche Kommunikation und

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12 gesellschaftlich konstruierte Wirklichkeit sind in irgendeiner Weise immer an sozial- geprägte und zuvor bedingte Regeln gebunden. Sie ergeben sich aus Sinnordnungen und Sinnsystemen, die vorgeprägt wurden (Heindl 2015, 259).

Die Diskursanalyse ist als Forschungsperspektive der Überzeugung, dass Wissen nicht auf rein objektiver Wahrnehmung und Erfahrung, die in der Realität gemacht wurden, beruht. Vielmehr bestimmen soziale und gesellschaftliche Konstruk- tionsleistungen den Diskurs. Beim Thema der Frau in der katholischen Kirche ist dies spannend, weil unterschiedlichste Sinneinheiten miteinander in Verbindung treten. In diesem Fall kann von einer komplexen Konstruktion von Wirklichkeit gesprochen werden, die historisch gewachsen ist und auf Tradition und Dogma aufbaut. In diesem Themenfeld gibt es die unterschiedlichsten Diskurse. Um die Problematik zu veranschaulichen, wird aber der Fokus auf Maria 2.0 gelegt. Es wird ersichtlich, wie sich der Diskurs durch die entstehende Gruppierung gewandelt hat und dadurch wieder mehr Präsenz in den Medien und in der Öffentlichkeit erlangt. Die Berichterstattung wird sowohl von öffentlich-rechtlichen, von privaten als auch von innerkirchlichen Medien behandelt. Auf diese Weise lassen sich ausgehend von Texten und Bildern, diskursive Zusammenhänge erschließen. Interessant ist, dass diese Diskursentwicklung nicht vom Vatikan, der sich selbst als Legitimationsgeber präsentiert, ausgeht, sondern von den Frauen selbst, die für ihre eigenen Rechte kämpfen und ihre Stimme erheben. Nun könnte zunächst behauptet werden, der Kampf der Frauen sei ein sinnloses Unterfangen. Die Diskursanalyse wird jedoch aufzeigen, dass dem nicht so ist: Durch das Aufbegehren der Frauen wird der Diskurs erweitert.

Es wird Zeit, dass in der katholischen Kirche der Emanzipationsprozess voranschreitet.

Durch Zusammenschlüsse wie Maria 2.0 können diskursive Praktiken verändert werden. Ziel dieser Arbeit wird es sein, die neu entstandenen diskursiven Konstrukte und Strukturen zu rekonstruieren. Dies beschreibt Andreas Heidl in seinen Ausführungen:

So geht es etwa bei der Analyse von Rechtfertigungsstrategien nicht um die Identifikation einer individuellen rhetorischen Strategie eines Textes, sondern um die Rekonstruktion der damit verbundenen überindividuellen Geltungsgründe und die Betrachtung der zugrunde liegenden kollektiven Erzählung. In ähnlicher Weise zielt die diskursanalytische Untersuchung kommunikativer Interaktionen nicht alleine auf den Austausch von Botschaften, sondern immer auch auf die strukturellen Bedingungen und die inhaltlichen Voraussetzungen kommunikativer Prozesse.

(Heidl 2015, 264)

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13 Um die Methode der Diskursanalyse jedoch umsetzen zu können, braucht es eine konkrete Technik, die aber nicht sofort für die Durchführung empirischer Unter- suchungen geeignet ist. Damit der diskursanalytische Prozess expliziter aufgearbeitet werden kann, wird mit Hilfe einer Themenanalyse gearbeitet. Zunächst bilde ich in einem weiteren Schritt unterschiedliche Kategorien. Der erste Schritt, um diese Diskursanalyse durchzuführen ist es, den inhaltlichen und theoretischen Rahmen abzustecken, gleichzeitig aber die theoretisch-methodische Brille auf die Rolle der Frau in der katholischen Kirche zu übertragen.

In diesem Kapitel wurden die diskurstheoretischen Grundlagen erklärt und der Sinn der Methode wurde präzisiert. Wegen der Vielfalt der diskursanalytischen Ansätze ist es von zentraler Bedeutung, den eigenen Forschungsgegenstand zu präzisieren und die verwendete Methode breit aufzuschlüsseln. Die Datenquellen für die Diskursanalyse wurden definiert, nämlich die Artikel zum Fallbeispiel Maria 2.0 in katholisch.de aus dem Jahre 2019–2021. Die Legitimation und das Auswahl- verfahren dieses Mediums wird in einem späteren Kapitel vor der Durchführung der Feinanalyse der empirischen Daten thematisiert. Dabei erkläre ich, wieso ich mich in meinen Untersuchungen auf diese Datenquelle stütze.

2.2 Themenanalyse als Teil der Diskursanalyse

Um die Feinanalyse der empirischen Daten durchzuführen, wird eine Themenanalyse, die sich auf unterschiedliche Themenbereiche, welche Maria 2.0 betreffen, verwendet.

Die unterschiedlich erfassten Themen werden schließlich auf die genealogisch- kritische Diskursanalyse übertragen.

Als erste Kategorie wird der Kontext einer Aussage berücksichtigt.

Die Situiertheit und Materialität einer Äußerung oder Aussage geben Aufschluss über die gesellschaftlichen Kontextbedingungen. Dadurch kann es gelingen, die Rekonstruktion der Sprechposition und die Identifikation von Ort und Praktik zu erkennen. Der erschlossene Kontext stellt wichtige Indizien für die gesellschaftlichen und medialen Rahmenbedingungen dar (Heindl 2015, 226).

Als zweite Kategorie wird die formale Struktur analysiert. Aus der sprachlichen Struktur lassen sich wichtige Einflüsse auf den Diskurs erkennen. Die Präsentation, die Konvention und Einhaltung bestimmter Textgattungen wirkt auf den/die Leser*in.

Die dritte zu analysierende Kategorie ist die Themenanalyse, beziehungsweise in dem Fall dieser Arbeit die qualitative Themenanalyse, die den Gegenstand Maria 2.0 in unterschiedliche Themenbereiche einordnet. Diese Themen werden anhand des

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14 medialen Diskurses aufgearbeitet. Dabei wird der historische und theologische Kontext nicht vernachlässigt, der Fokus liegt jedoch auf dem medialen Kontext. Bei der verwendeten Methode dieser Arbeit handelt es sich um keine klassische Inhaltsanalyse, denn in diesem Fall gibt es keine Kategorienbildung mittels quantitativer und qualitativer Methoden. Vielmehr kann bei folgender Arbeit von einer Themenanalyse gesprochen werden, die stark an der Auffassung der Content Analysis bzw. Inhaltsanalyse der US-Amerikanischen Forschung, wie es Drisko und Maschi beschreiben, anknüpft (Drisko, Maschi 2016 57ff.). In dem Werk von Drisko und Maschi wird zwischen basic content analysis und more interpretive approaches to content analysis unterschieden. In der Masterarbeit Frauen in der katholischen Kirche - Eine Diskursanalyse am Fallbeispiel Maria 2.0 und dessen mediale Aufarbeitung wird die zweite Methode zur Analyse des Gegenstandes verwendet. Drisko und Maschi beschreiben die more interpretive approaches to content analysis folgendermaßen:

In interpretive content analysis, however, meaning is not simply „contained“ in the text […] [it] goes beyond descriptive questions of “what” and “how” and continues on to inferences about “why,” “for whom,” and “to what effect”. It is neither merely literal nor necessarily solely descriptive in purpose. (ebd. 58)

Anhand der Interpretation von Maschi und Drisko wird eine zweite Möglichkeit der Aufarbeitung durch die Methode der Inhaltsanalyse gegeben, die nicht starren Mustern folgt, sondern viel mehr Interpretationsspielraum bietet und unterschiedliche Frage- möglichkeiten und einen interpretativen Ansatz in den Blick nimmt. In meiner Analyse werde ich mich auf die Themenanalyse, die Ähnlichkeiten von der von Maschi und Drisko beschriebenen Inhaltsanalyse aufweist, stützen: Die Themenanalyse erfolgt anhand der unterschiedlichen Artikel aus inner- und außerkirchlichen Medien. Bei dieser Methode sind die Bezüge nicht nur im Text der einzelnen Medien zu finden und werden wie bei der klassischen Inhaltsanalyse mit quantitativen oder qualitativen Kriterien aufgearbeitet, vielmehr wird der Kontext und die unterschiedlichen Themenbereiche in die Methodenausarbeitung miteinfließen. Dabei hat die Masterarbeit den Anspruch einen diskursanalytischen Rahmen zu schaffen, der aber gleichzeitig konkrete Themen in den Blick nimmt und diese qualitativ und interpretativ aufarbeitet. Die Stärke der Themenanalyse besteht darin, die Artikel in ein Kategorie- System einzugliedern und dadurch eine Einteilung zu generieren. Das Material wird in Einheiten zerlegt und nacheinander aufgearbeitet. Gerade in diesem Themenbereich

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15 wird nicht nur eine kontextfreie Untersuchung des Themengebietes der Frau in der katholischen Kirche angestrebt. Vielmehr wird das gesamte Thema anhand Kategorien analysiert und aufgearbeitet. Dabei werden aber historische und gesellschaftsbezogene Hintergründe nicht außer Acht gelassen, sondern in den Kontext der Themenanalyse miteinbezogen. Historische Vorkenntnisse und die wissenschaftliche Realität und Kontextbezogenheit spielen eine zentrale Rolle (Tschiggerl 2019, 101). Ziel dieser Themenanalyse ist es, nicht Inhalt und Bedeutung gegenüberzustellen, sondern diese in Kontext zu setzen. Es werden zwar unterschiedliche Kategorien entwickelt, die aber dennoch miteinander in Zusammenhang stehen. Eine Kritik von Tschiggerl an der klassischen Inhaltsanalyse ist, dass der/die Forscher*in aus der „dialektischen Gleichstellung ausgeschlossen“ (ebd. 102) wird. Bei dieser Themenanalyse ist dies jedoch nicht der Fall, ganz im Gegenteil, der/die Forscher*in wird konkret in die Arbeit miteinbezogen. Gerade die Erfahrung einzelner Menschen, die ebenfalls in den Artikeln beschrieben werden, werden durch die Themenanalyse aufgegriffen und in die Arbeit integriert. Bei dieser Themenanalyse werden nicht einzelne Bestandteile gezählt, vielmehr erfolgt die Interpretation der Inhalte durch die „[…]Einbeziehung des Entstehungskontextes des zu analysierenden medialen Bedeutungsangebotes.“

(ebd. 106) Durch die Bildung des Kategoriensystems und die Systematisierung gelingt es, eine regelgeleitete und nachvollziehbare wissenschaftliche Arbeit zu gestalten.

Die verwendete Methode weist eine Ähnlichkeit zu der Methode des Close Reading auf: Bei dieser Themenanalyse steht ebenfalls das genaue Lesen und Inter- pretieren im Fokus. „Bei der Untersuchung schreiben wir dem Text selbst seine Bedeutung ein, machen durch die Verwendung einer nachvollziehbaren Methode aber deutlich, wie und warum wir das tun“ (ebd. 107). Gerade durch die Kategorienbildung gelingt es, unterschiedliche Themen herauszuarbeiten und aufeinanderfolgende Schritte nachvollziehbar zu machen. Passt eine Aussage nicht zu den erschlossenen Kategorien, wird aus dem bestehenden Material heraus eine neue Kategorie formuliert.

Das Ergebnis ist ein Set von Kategorien, das für die Diskursanalyse verwendet werden kann. Es stellt sich die Frage, wie die textförmigen Medien von katholisch.de ausgewertet werden können.

In diesem Fall handelt es sich um die Seite katholisch.de, die sich mit dem Fallbeispiel Maria 2.0 in einer eigenen Rubrik beschäftigt. Durch diese Explikation

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16 wird definiert, um was es sich beim untersuchten Gegenstand handelt und das Explikationsmaterial wird systematisiert.

Die Kategorien werden in einem späteren Schritt erläutert und befassen sich immer mit der Frau in der katholischen Kirche mit Fokus auf den deutschen Sprachraum. Sie werden ausgeführt und mit Aussagen der Artikel unterlegt. Sie werden schließlich mit Hilfe eines diskurstheoretischen Fokus interpretiert und generiert. Folgende Kategorien werden nicht von einer bestehenden Grundlage übernommen, sondern selbst gebildet (Mayring 2016, 118) und in die Themenanalyse integriert. Dabei hat sich folgendes Verfahren bewährt:

1.) Definition der Kategoriesysteme: Es wird analysiert, welche Textbausteine einer Kategorie zuzuordnen sind.

2.) Ankerbeispiele: Konkrete Beispiele untermauern diese Kategorie und haben eine prototypische Funktion.

3.) Kodierregeln: Bei Abgrenzungsproblemen zwischen den Kategorien werden Regeln formuliert, die eine eindeutige Zuordnung möglich machen.

Für die Interpretation dieser Kategorien, welche bei der Themenanalyse verwendet werden, kommen unterschiedliche Strukturmuster zur Anwendung. Zum einen wird die Phänomenstruktur herausgearbeitet. Das Ziel dieser Perspektive ist es, das Problem oder das Faktum, systematisch zu beschreiben. Maria 2.0 setzt sich mit unterschiedlichen Aktionen für Geschlechtergerechtigkeit ein. Durch die Frage nach Ursachen und Kontextfaktoren ergeben sich unterschiedliche Handlungsstrategien und Konsequenzen, die das Thema der Rolle der Frau in der Kirche aufgreifen und unterschiedliche, sich entwickelnde Phänomene behandeln. Die Phänomenstruktur bildet die Grundlage für die beiden nächsten Interpretationsmuster: Das zweite Muster, mit dem operiert wird, ist das Deutungsmuster. Dieses Interpretationsschema bezieht sich auf den Inhalt, deutet diesen und verbindet unterschiedliche Strukturmuster. (ebd.

278ff.)

Die Analyse von Deutungsmustern hat ebenfalls einen wichtigen Stellenwert. Dadurch wird in der Feinanalyse ein erstes Zwischenergebnis möglich. (ebd.)

Am Ende dieser Schritte und der durchgeführten Themenanalyse sollte ein Ergebnis stehen, das den Diskurs der Rolle der Frau in der katholischen Kirche an ein Beispielmedium knüpft und dadurch eine Feinanalyse zulässt.

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17 3. Frau in der katholischen Kirche – Damals und Heute

Nachdem dieser Begriff und die Vorgehensweise geklärt wurden, werde ich nun systematisch ins Thema und die Theorie einführen. Im Zentrum steht dabei, wie sich der Diskurs im Laufe der Zeit entwickelt hat und wie es dazu kommen konnte, dass gesellschaftlich, fortschrittliche Entwicklungen bis heute, ins 21. Jahrhundert, nicht von katholischen Machtstrukturen aufgeweicht wurden und immer noch präsent sind.

Mit Beginn der Moderne hat sich ein fundamentaler Strukturwandel in der Gesellschaft vollzogen. Die vormoderne Gesellschaft, die vor allem in unterschied- liche Gesellschaftsschichten eingeteilt war, wurde immer mehr durch eine Gesellschaft abgelöst, die sich anhand ihrer Funktionen definiert. Die Politik emanzipierte sich zunehmend von der katholischen Kirche. Die Wirtschaft und das Sozialsystem entwickelten sich eigenständig und die ständischen und hierarchisch gegliederten Strukturen begannen zunehmend zu zerfallen (Karle 2006, 22). Frauen wurden durch ihren eigenen Kampf für Geschlechtergerechtigkeit und vielen feministische Vorreiterinnen in der Gesellschaft immer mehr Rechte zuerkannt. Während Frauen in der modernen, europäischen Gesellschaft, zumindest in der Wahl ihrer Berufe, die gleichen Rechte wie die Männer besitzen, ist dies in der katholischen Kirche noch nicht der Fall. Frauen dürfen das Priesteramt nicht ausführen, dies ist einzig Männern vorbehalten. Doch der Einsatz für eine geschlechtergerechte Kirche steigt. Durch Plädoyers und eine klare Stellungnahme in der Öffentlichkeit verändert sich der Diskurs.

Diese Dissonanz, zwischen dem Vatikan, der auf starren Regeln beharrt, und Frauen, die sich mutig und selbstsicher zu Wort melden, regt Diskussionen an: Zum einen predigt die katholische Kirche von den gleichen Rechten für alle und dass jeder einzelne Mensch von Gott geliebt ist. Zum anderen wird aber ein gängiges Raster von Zweigeschlechtlichkeit vertreten,

die zweifelsfrei und bipolar alle Menschen entweder der einen oder der anderen Geschlechterklasse meint zuordnen zu können und ihnen einen bestimmten Habitus, bestimmte Verhaltensweisen und einen bestimmten Lebensstil zuschreibt […] (Karle 2006, 253f.)

Diese Erfahrung machen Frauen, die sich gängigen Rollenmustern nicht mehr fügen wollen. Bei gleicher Ausbildung dürfen nur geweihte Männer die Leitungsfunktion für eine Pfarrgemeinde übernehmen. Es existiert ein rein strukturelles Rollenverständnis.

Viele Frauen wollen sich dies nicht mehr bieten lassen. Sie sehen nicht ein, dass an

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18 historisch gewachsenen, im deutschen Sprachraum längst überholten Diskursen festgehalten wird.

Die Anfänge des christlichen Glaubens liegen etwa 2000 Jahre zurück. Um den Diskurs und seine Einbettung besser zu verstehen, wird nun die Entwicklung der Frauengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart skizziert. Dabei wird das Geschichtsverständnis, das von Foucault vertreten wird, in den Diskurs der katholischen Kirche integriert. Foucault übernimmt viele Ideen für seine Theorien von den Poststrukturalisten, unter anderem das Geschichtsverständnis, das für die Entwicklung von Diskursen eine zentrale Bedeutung hat. Das Verständnis von Geschichte, Subjekt und Sprache, das vom Poststrukturalismus entwickelt wurde, beeinflusst seine Theorie. Der Poststrukturalismus geht davon aus, dass die Entwicklung der Geschichte nicht teleologisch ist. Foucault ist ebenfalls der Meinung, dass sich die Geschichte nicht immer Richtung Fortschritt bewegt. Der Annahme von Einheit, Totalität und Abgeschlossenheit tritt ein völlig neues Geschichtsbild entgegen: nämlich eines, das von Zufällen, Diskontinuitäten, Auf- und Abwärtsverläufen geprägt ist. Die Diskurse bestimmen die Geschichte. Sie können sich im Laufe der Zeit verändern, können aber auch innerhalb einer Epoche vielfältige und verschiedene Formen annehmen. Ein einzelnes Werk regt durch verschiedene Sekundärwerke und Interpretationen zugleich ganz unterschiedliche Diskurse an (Foucault 2010, 19). Außerdem beeinflussen die gesellschaftlichen Diskurse bestimmte Themen, beispielsweise die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. Es entwickeln sich völlig neue Muster, die durch diese Interpretation ganz neue Ergebnisse liefern.

3.1 Das Bild der Frau vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Im Mittelalter mussten viele Frauen, genauso wie ihre Männer, für das Einkommen sorgen. Durch die Einteilung in Stände, spielten höher gestellte Frauen in der Gesellschaft und vor allem auch in der Wirtschaft eine große Rolle. Kindererziehung war in der Oberschicht meist Aufgabe der Mägde und Ammen. Dabei waren vor allem der soziale Rang und der Stand maßgebend für die Behandlung der Frauen.

Es war im Mittelalter jedoch die aristotelische Auffassung verbreitet, dass Frauen Mangelwesen und somit defizitäre Männer seien. Dabei waren die Menschen damals überzeugt, dass Frauen hierarchisch unter den Männern stehen würden, da alle

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19 Menschen dem männlichen Geschlecht angehörten. Die Gottesbildlichkeit von Frauen wurde stark in Frage gestellt (Felber 2009, 145ff.). Damals herrschte folgende Vorstellung: Frau und Mann wurde die gleiche Anatomie zugeschrieben, der einzige Unterschied war, dass das Geschlechtsorgan des Mannes nach außen und das der Frau nach innen gestülpt war (Karle 2006, 23). Theologen wie Albertus Magnus, Wilhelm von Auxerre und Thomas von Aquin unterstützten diese nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen völlig falschen Annahmen, argumentativ. Thomas von Aquin stellt das männliche Wesen in den Vordergrund, das weibliche Wesen kann laut seiner Interpretation immer nur in Bezug auf das Männliche eine Weiterentwicklung erfahren (Felber 2009, 148f.). Dies veränderte das Bild der Frau zum Negativen und schränkte ihre Eigenständigkeit ein. Viele Frauen wollten sich diesen Überzeugungen aber nicht beugen: Sie setzten sich dem starren Bild entgegen, verfassten literarische Texte oder weiteten ihre Macht in der Kirche als Äbtissinnen oder Klostervorstände aus. Dadurch gelang es ihnen, zumindest teilweise für ihre Rechte einzustehen.

Ab der Renaissance war es Frauen aus höheren Schichten plötzlich möglich, Bildung in Anspruch zu nehmen. Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert wurden heftige Debatten über das Verhältnis von Frauen und Männern geführt. Viele Frauen schlossen sich zusammen, bildeten beispielsweise literarische Zirkel und äußerten dort frei ihre Meinung. In diesen Zirkeln wurde heftig über die Gleichheit von Frau und Mann debattiert. Trotz des Einsatzes vieler couragierter Frauen wie Teresa von Ávila, Mary Ward, Anna Maria von Schuhmann usw. blieb die dominante Auffassung in der Gesellschaft, dass das Idealbild des Menschen der Mann sei (Felber 2009, 158). Das Bild, dass die Frau nur eine defizitäre Form des Mannes sei, wurde weiterhin von einem Großteil der Gesellschaft vertreten. Diese Ansicht überdauerte auch die Gegenreformation.

Im 19. Jahrhundert wurde durch die Ausdifferenzierung von Erwerbs- und Familienleben eine Polarisierung der Geschlechter in Gang gesetzt, die zu der für lange Zeit in der Gesellschaft etablierten Geschlechtertypik führte. „Männer werden dabei Rationalität, Aktivität, Autonomie und Dominanz, Frauen hingegen Emotionalität, Passivität, Fantasie, Intuition und Fürsorge zugeschreiben“ (Karle 2006, 24). Männern wird durch diese Stereotypen mehr Macht zuerkannt.

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20 Macht hat Einfluss auf den gesellschaftlichen Stellenwert, aber auch auf die Entscheidungen und Überzeugungen, die von einem Individuum getroffen werden können. Dabei dient die Ansicht Foucaults dazu, dass wir niemals außerhalb von Macht sind, sondern dass jeder einzelne seinen eigenen Machtinteressen folgt (Foucault 2010, 15). Durch die Trennung der Geschlechter entsteht ein gewisses Machtpotenzial (Knapp 2012, 243).

Der Diskurs zur Rolle der Geschlechter im 19. Jh. wird durch Medizin, Anthropologie, Psychologie und Psychoanalyse weiterentwickelt. Die Vorstellung von zwei Geschlechtern, mit jeweils spezifischeren Eigenschaften, setzt sich sowohl in der Wissenschaft als auch in der Gesellschaft durch. Maßgebend für die Rolle der Frau in der Vormoderne waren spezifische Rechte und Pflichten der Frau in einem Haushalt.

Der Mann stand diesem noch als Geldgeber vor. Während in der Vormoderne noch Frau und Mann in einem Haushalt einer bestimmten Ordnung folgten, ist dies in der Moderne anders: Durch die Ablösung der Stände entstand „eine bipolare, universell geltende Geschlechtertypik“. Das hierarchische Verhältnis von Mann und Frau änderte sich. Sie werden zu Wesen sui generis, das heißt, dass sie sich in ihrer Unterschiedlichkeit perfekt ergänzen. Nur Frau und Mann zusammen können sich im gegenseitigen Miteinander und durch das Einsetzen ihrer spezifischen Fähigkeiten realisieren (Karle 2006, 22f.). Diese Vorstellung wurde von der katholischen Kirche übernommen und wird bis heute noch von vielen, vor allem konservativen Kreisen, vertreten.

Einzelne Frauenbewegungen protestierten jedoch im 20. Jahrhundert gegen dieses Frauenbild. Die Kritik bezog sich vor allem auf die strikte Einteilung in zwei Geschlechter und die Zuordnung spezifischer Eigenschaften, aus denen sich ein stereotypisches Frauen- und Männerbild entwickelte. Dabei werden Frauen nur auf den emotionalen Part reduziert, Selbstbestimmung und Leitung wird dabei aufgrund des Geschlechts nicht als „passend“ für die Frau eingestuft. Diese Auffassung akzeptierten schon damals viele Frauen nicht: Eine, die sich für Geschlechtergerech- tigkeit einsetzte, war die Philosophin, Schriftstellerin und Genderforscherin Simone de Beauvoir (9. Januar 1908 in Paris; † 14. April 1986). Sie argumentierte in Anleh- nung an die Theorien von Karl Marx, dass die Bedingungen und Möglichkeiten für die Realisierung der Freiheit des Menschen in der politischen Gleichheit aller liegt und dass hierbei nicht zwischen den Geschlechtern unterschieden werden darf (König

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21 2016, 175). In ihrem Werk Das andere Geschlecht, das sie nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu schreiben begann, schildert sie eine umfassende kulturgeschichtliche Analyse der Frau und geht dadurch auf das asymmetrische Geschlechterverhältnis ein.

Gesetzgeber, Priester, Philosophen, Schriftsteller und Gelehrte haben alles eingesetzt, um zu beweisen, daß die Unterordnung der Frau im Himmel gewollt und für die Erde nützlich sei. Die von Männern geschaffenen Religionen spiegeln denselben Herrschaftswillen wider: Aus den Legenden von Eva und Pandora haben sie Waffen geschmiedet. Sie haben sich die Philosophie und die Theologie dienstbar gemacht. (Beauvoir 1991,18)

Ende der 1960er Jahre wandelte sich schließlich wiederum das Verständnis des Frauenbildes. Frauen integrierten sich aktiv am gesellschaftlichen Leben. Diese Möglichkeiten erhielten Frauen durch den Kampf für ihre Rechte, aber auch durch Bildungsreformen, welche den Anspruch hatten, allen Menschen, egal welchem Ge- schlecht oder welcher Ethnie sie angehören, das Recht auf Bildung zu ermöglichen.

Ein weiterer zentraler Grund für die Emanzipation der Frau waren sicherlich die neu auf den Markt gekommenen Empfängnisverhütungsmittel. Dadurch konnte die Frau selbstbestimmt entscheiden, ob sie schwanger werden wollte oder nicht. Durch diese unterschiedlichen Entwicklungen wurden festgefahrene Strukturen aufgebrochen:

Studium, Berufsleben, Alleinleben und Scheidung wurden nun für jeden möglich. Der Verzicht auf Nachkommen, Ehe und Heterosexualität konnte individuell von jeder Frau getroffen werden. Ein Bruch mit der bestehenden Moralphilosophie und der gesellschaftlichen Entwicklung fand statt (König 2016, 175).

Auf wissenschaftlicher Basis entwickelten sich neue Erkenntnisse. Durch die historische Aufarbeitung wurde ersichtlich, dass sich das Frauenverständnis erst im Laufe der Zeit entwickelt hat und Frauen für ihre Emanzipation kämpfen mussten. Es wurde deutlich, dass das geschlechterspezifische Verhalten von Frauen und Männern kaum durch das biologische Geschlecht (sex) erklärt werden kann, sondern viel mehr auf Grund gesellschaftlicher Konventionen und Praktiken (gender) entwickelt wird.

Durch diese wissenschaftliche Erkenntnis änderte sich das Verständnis vom Geschlecht: „Es ist nicht mehr plausibel, Zugangsbeschränkungen zu bestimmten Funktionssystemen und Leistungsrollen (Berufszweigen) am Geschlecht festzu- machen“ (Karle 2006, 30), schreibt Karle. Dies macht aber die katholische Kirche, indem sie in ihren Strukturen und ihrem Leitungssystem verharrt.

Niemand sollte aufgrund von Geschlecht, der Hautfarbe oder Herkunft kategorisch ausgeschlossen werden (ebd.). Diese Entwicklungen setzten sich in den

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22 meisten gesellschaftlichen Bereichen, zumindest theoretisch, durch, beispielsweise auch in der evangelischen Kirche. Das Frauenordinariat wurde fast in allen Ländern, die evangelisch geprägt waren, zum Usus. Dadurch ist die Hälfte des gesamten Theologiestudiums und ein Drittel der Priesterschaft weiblich besetzt. Doch auch in der evangelischen Kirche wirkt in der Praxis noch das etablierte Rollenverständnis weiter: Die Heiratserlaubnis von Priesterinnen wird von konservativen Kreisen immer wieder in Frage gestellt, die meisten Führungspositionen, wie beispielsweise das Bischofsamt, werden in der evangelischen Kirche meist von Männern ausgeführt und die meisten sozialethischen Ansätze gehen von einem klassischen Verständnis von Männlichkeit und Weiblichkeit aus. Dennoch hat sich die evangelische Kirche vielmehr der Gesellschaft angepasst und verweigert Frauen nicht den Priesterdienst, wie zum Beispiel die katholische Kirche.

In der römisch-katholischen Kirche ist es bis heute nicht erlaubt, dass Frauen das Priesteramt durchführen. Irmgard Fischer, eine Theologin, schreibt dazu:

Denn so lange noch nicht einmal eine Gleichstellung der Geschlechter im kirchlichen Recht erreicht ist, verbleiben Frauen in Führungspositionen in der Rolle von Almosenempfängerinnen: Es steht ihnen rechtlich nicht zu, letztgültige Entscheidungen zu treffen und die Gestaltung des kirchlichen Lebens zu bestimmen […] (Fischer 2009, 28)

In der römisch-katholischen Kirche fand mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) der Versuch statt, Frauen den gleichen Stellenwert wie Männern einzu- räumen. Konzilien sind Treffen von Bischöfen aus verschiedensten Gemeinden zur Klärung von Organisations- und Glaubensfragen in der katholischen Kirche. Diese sind laut der katholischen Kirche vom Heiligen Geist inspiriert und die Beschlüsse können prinzipiell nicht revidiert werden (Brennecke 2001, 1656). In den Schriften Lumen Gentium und Gaudium et Spes, die beide beim Zweiten Vatikanischen Konzil entstanden sind, wurden den Frauen kleine Rechte eingeräumt: Sie waren in den verschiedenen Bereichen des Apostelamtes der katholischen Kirche erwünscht (AA 9) und ihr Verlangen nach Gleichstellung im sowohl rechtlichen als auch im faktischen Sinn wurde in den Schriften integriert (GS 9).

Unsere Zeit aber erfordert keinen geringeren Einsatz der Laien […] dringende Notwendigkeit des Laienapostolats liegt auch in dem unerkennbaren Wirken des Heiligen Geistes, der den Laien heute mehr und mehr das Bewußtsein der ihnen eigentümlichen Verantwortung schenkt […] (Rahner 1966, 389f. GS 9)

Nicht nur der Dienst der Frauen in der katholischen Kirche wurde mit dem Zweiten Vatikanum aufgewertet, sondern man bezog die Kirchenmitglieder viel mehr ins

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23 Geschehen mit ein. Damit wurde allen Kirchenmitgliedern die Teilnahme am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Jesu Christi zugesichert (LG 32), was theologisch eine große Auswirkung hat. Hierbei wurden explizit alle Menschen in den Blick genommen. Das Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils war es, Frauen zu fördern und diese vor allem viel stärker in die Kirchenleitung zu integrieren.

Durch die drei darauffolgenden Päpste, die eine andere Haltung vertraten, wurden die Forderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils jedoch wieder zurückgedrängt.

Frauen werden zudem von allen anderen Ämtern, also dem Lektorat und Akolythát (Dienst in der Liturgie der Kirche) ausgeschlossen. Ämter werden nämlich dadurch definiert, dass sie auf Dauer ausgerichtet sind (can. 145 § 1). Frauen dürfen aber kein Amt ausfüllen, sondern nur fallweise solche Aufgaben übernehmen (can.

230 § 1).

Das kirchliche Gesetz, welches die Frauen betrifft, wurde 1983 in den Codex Iuris Canonici (CIC) aufgenommen und hat bis heute in der katholischen Kirche keine Änderung erfahren. Darin ist festgehalten, dass Frauen aufgrund ihres weiblichen Geschlechts kein geweihtes Amt ausführen dürfen. Sie werden vom Diakonat, vom Priester- und vom Bischofsamt ausgeschlossen. Dadurch können sie keine Leitungspositionen wahrnehmen. Diese sind nämlich an die Weiheämter gekoppelt (Deutsche Bischofskonferenz, 2017, Codex des kanonischen Rechts).

In diesem Fall wird spirituelle Macht missbraucht, um die Interessen einzelner in der katholischen Kirche zu legitimieren. Gleichzeitig wird in einem weiteren Paragrafen folgendes betont:

Zur Übernahme von Leitungsgewalt, die es aufgrund göttlicher Einsetzung in der Kirche gibt und die auch Jurisdiktionsgewalt genannt wird, sind nach Maßgabe der Rechtsvorschriften diejenigen befähigt, die die heilige Weihe empfangen haben.

(can. 129 § 1, 2001, 51)

Dieser Gesetzesabschnitt lässt noch Interpretationsspielraum zu, während im can.

1024 ganz klar geschrieben steht: „Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann“ (can 1024, 2001).

Die Machstruktur der katholischen Kirche ließ sich, obwohl dies ausdrücklich im Zweiten Vatikanischen Konzil gewünscht wurde, nicht verändern. Die drei Päpste Papst Johannes Paul II, Papst Benedikt XVI und Papst Franziskus, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil an der Spitze der katholischen Kirche standen, vertraten nicht das emanzipierte und offene Frauenbild, sondern beriefen sich auf das

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24 vorkonziliare Modell. Dieses ist im 18. Jahrhundert entstanden und basiert auf einer genauen Rolleneinteilung der Geschlechter. Dabei wurde dieses Bild verabsolutiert und es wurde als ein von Gott legitimiertes und durch kirchliche Tradition gefestigtes Bild dargestellt (Karle 2006, 190-198). Die katholische Kirche entwickelte eine bestimmte Sozialethik: Um diese zu legitimieren, bezieht sie sich, wie in ihrer Argumentation auf die Bibel, nämlich auf die Schöpfungsgeschichte. In dieser wird argumentiert, dass der Mensch als Frau und Mann geschaffen wurde:

Da sagte der Mensch: Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Männin […] heißen, denn vom Mann ist sie genommen.

24 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu einem Fleisch werden. 25 (Elberfelder Genesis 2, 23.25)

An dieser Stelle wird ersichtlich, wie das Bild in der Bibel, das historisch gewachsen ist, die Entscheidungen des Vatikans beeinflusst und dadurch Ungleichheiten legiti- miert. Zahlreiche Theolog*innen beschäftigten sich mit dieser Aussage. Obwohl grundsätzlich eine größere Vielfalt der Geschlechter gegeben werden sollte, wird dieses Bild auf die Gesellschaft übertragen und prägt die Katholik*innen. Dabei wurde das Bild, das in der Bibel gekennzeichnet wird, verabsolutiert und lange Zeit nicht von den Katholik*innen selbst in Frage gestellt.

Die späteren Päpste setzten sich nicht für die Aufhebung der Geschlechterrollen in der katholischen Kirche ein. Papst Johannes Paul II. schreibt in seinem Apostolischen Schreiben zum Vorbehalt der Männer auf die Priesterweihe, „[…] daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich Gläubige der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“ (Johannes Paul II., 1994). Seit 1994 hat sich nicht viel geändert. Joseph Aloisius Ratzinger meinte sogar in seinem Schreiben an die Bischöfe der Katholischen Kirche über die Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Kirche und in der Welt, dass Mann und Frau komplementär geschaffen sind. (Papst Benedikt XVI, 2004). Damit stellt er sich konkret gegen wissenschaftliche Überzeugungen und Erkenntnisse, die sich längst in der Gesellschaft etabliert haben. Papst Franziskus, der momentan im Amt ist, stellt sich ebenfalls gegen die Zulassung von Frauen zum Weiheamt. In seinem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Querida Amazonia hält er fest, dass durch die Weihe „ […] eine Klerikalisierung der Frauen“ (Papst Franziskus, 2020) stattfinden würde und dies zu einer Missachtung der von Frauen durchgeführten Dienste führen könnte. Dabei wird wieder in aller Deutlichkeit sichtbar: Frauen in der

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25 katholischen Kirche werden zwar mit Worten umschmeichelt, werden aber in ihren Tätigkeitsfeldern degradiert. Dies bedingt einen Klerikalismus, der Frauen ausschließt, diesen Ausschluss aber beschönigt. Macht konzentriert sich somit immer noch auf einzelne Personen. Von Gleichheit der Geschlechter und den Blick auf die Kompetenz von Frauen, wird zumindest im Vatikan nichts spürbar, außer an den lobenden Worten, die für sie gefunden werden. Taten zumindest folgen nicht.

3.2 Kritik am Frauenbild der katholischen Kirche

Die katholische Kirche ist in vielen europäischen Ländern in der Krise, wie in katholisch.at beschrieben wird: Mit Stichtag 31. Dezember 2020 gab es in Österreich 4,91 Millionen Katholik*innen, während es laut der amtlichen Statistik 2019 noch 4,98 Millionen Katholik*innen gab. Dies entspricht einem Rückgang von rund 1,5 Prozent (Kirchliche Statistik, 2020). Diese Kirchenaustritte können vielfältige Gründe aufweisen, oft sind Austritte geprägt von persönlichen negativen Erfahrungen, aber auch wegen struktureller Probleme, Missbrauchsskandalen oder anderen Ungerechtig- keiten, wie beispielsweise der Unterdrückung der Frauen, treten viele Menschen aus der Kirche aus.

Weltweit finden Protestaktionen gegen diese Unterdrückung der Frauen in der katholischen Kirche statt. Die Proteste gehen jedoch nicht nur von den westlichen Ländern aus, sondern lassen sich auch auf anderen Kontinenten finden. In Brasilien können sich beispielsweise 78 Prozent der Frauen vorstellen, Weiheämter zu empfangen.

In Europa finden zahlreiche Aktionen statt. Dabei entwickelten sich unter- schiedliche Aktionen, welche auch im deutschen Sprachraum großen Anklang und mediale Aufmerksamkeit finden, wie etwa Maria 2.0, die 2019 in Münster entstand und sich schnell im gesamten deutschen Sprachraum verbreitete (Hagenschneider 2020, 24).

In Österreich wurde die Idee eines Frauen*Volksbegehrens umgesetzt. Dieses wurde 2018 von einer halben Million Menschen unterschrieben. Dabei stehen die Chancengleichheit und Wahlfreiheit aller Menschen im Mittelpunkt: Eine gerechte Arbeitswelt wird gefordert, in der Macht, Geld und Arbeit geteilt werden. Dadurch soll Gerechtigkeit, Gleichwertigkeit und Fairness zwischen den Geschlechtern entstehen.

Außerdem fordert das Frauen*Volksbegehren den Kampf gegen die Armut, die

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26 Ermöglichung von Wahlfreiheiten und eine Gesellschaft, in der Vielfalt gelebt werden darf. Dabei wird Selbstbestimmung gefördert, Gewalt verhindert und Schutz gewährt.

Diese Forderungen betreffen Menschen in allen Gesellschaftsschichten, können sich aber auch auf die Gleichstellung der Frau in der römisch-katholischen Kirche übertragen lassen. Dabei kann der gesellschaftspolitische Ansatz auf den Diskurs der katholischen Kirche übertragen werden. (Eines für alle: Neue Forderungen für uns alle, 2017).

Außerdem entwickelte sich in Österreich das Format bleiben erheben wandeln für Gleichstellung in der katholischen Kirche. Hierbei wurden ebenfalls unter- schiedliche Aktionen gestartet, wie beispielsweise im Jahr 2019, als verschiedene Frauen, die in der katholischen Kirche in Österreich tätig sind, ein gemeinsames Werk verfassten: 50 Tage 50 Frauen ist ein Buch, in dem jede Frau einen ganz individuellen Beitrag zu ihrem Verhältnis und den Schwierigkeiten mit der katholischen Kirche verfasst hat. Die Beiträge werden laufend ergänzt. (bleiben.erheben.wandeln 2020, 11- 231). Diese Frauen verbinden die gleichen Visionen: Sie fordern einen Wandel in der katholischen Kirche: „Kirche ist auf Grund einer theologisch fundierten Anthropologie der Gleichheit/Ebenbildlichkeit Gottes Vorreiterin in der Welt für die Gleichstellung der Geschlechter.“ (https://bleibenerhebenwandeln.wordpress. com/visionen/, 2021) Zugleich fordert die Initiative bleiben.erheben.wandeln Sichtbarkeit: Frauen und Männer sollen gleichwertig Liturgie gestalten können. Auf der Ebene der Macht wird eine Veränderung angestrebt: Leitungsfunktionen in der katholischen Kirche sollen gerecht zwischen Frau und Mann verteilt werden. Der vierte Punkt der Forderung ist die Berufung: Vielfalt soll anerkannt und kirchlich bestätigt werden. Weiheämter sollen von Frauen und Männern gleichzeitig als Dienst für die gesamte Bevölkerung ausgeübt werden. (ebd.) Diese Forderungen zeigen, dass die Initiative bleiben.erheben.wandeln, in ihrem Spirit eng mit der Initiative Maria 2.0 verbunden ist. Leider verwehrt der Vatikan, wie zuvor erläutert, die notwendigen Veränderungen, um eine geschlechtergerechte Kirche weiter voranzutreiben.

In der Schweiz schloss sich im Mai 2020 die #JuniaInitiative zusammen. In diesem Fall kämpfen Frauen ebenfalls um den sakramentalen Dienst, zu dem sie sich berufen fühlen. Sie streben eine Vielfalt der Lebenswege an. Sie kritisieren, dass das spenden der Sakramente, die Zeichen der Nähe Gottes sind, nur auf das zölibatäre

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27 Weihepriestertum beschränkt werden (https://juniainitiative.com/, 2021).

Die#JuniaInitiative macht auf Missstände aufmerksam.

Doch nicht nur im deutschen Sprachraum wird für unterschiedliche Rechte gekämpft, sondern Organisationen und Einrichtungen auf der ganzen Welt setzen sich für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der katholischen Kirche ein. Es gibt weltweite Initiativen: Der Catholic Women`s Council (CWC) ist ein weltweiter Dachverband von römisch-katholischen Netzwerken, der sich für die Rechte der Frauen in den unterschiedlichen Ländern und für ihre Gleichberechtigung in katholischen Ländern einsetzt. Sie fordern die Ordination für Frauen:

Es schmerzt uns zutiefst, dass die Ordination von Frauen als ein Vergehen gegen die Sakramente angesehen wird. Wir möchten darauf hinweisen, dass das Streben der Frauen nach der Ordination nichts Anderes ist als ein Streben nach der Anerkennung der Gleichheit und Würde der Frauen auf Augenhöhe mit den Männern in der Kirche.

(https://juniainitiative.com/, 2021)

Der Kampf für Rechte von Frauen in der katholischen Kirche wird also weltweit mit unterschiedlichen Initiativen gestartet. In Kontinenten wie Afrika und Lateinamerika finden ebenfalls Proteste und ein starkes Engagement der Frauen statt. Unzählige Frauen versuchten sich in der Amazonas-Synode einzubringen, denn auch dort wurden die Situation und die fehlenden Rechte der Frauen kritisiert.

In Afrika wurde den Frauen, die keine Stimme haben, eine Stimme gegeben: In Accra, Ghana wurde 1989 der Circle African Women Theologians gegründet. Das zentrale Anliegen des Circles war es, theologische Literatur von Frauen über ihren eigenen Glauben, der in Verbindung mit Kultur und Kontinent steht, zu veröffentlichen. Der Circle wurde Sprachrohr für die Afrikanischen Frauen, in ihrem Kampf gegen die Armut und Ungerechtigkeit. Soziale Anliegen wie Gender, Armut und Marginalisierung, aber auch Sprache und der Kampf um Gerechtigkeit in der Kirche und in sozialen Prozessen bilden zentrale Anliegen des Circles. (Ayanga, 2021).

Menschen schließen sich in Netzwerken zusammen, die weltweit agieren und sich für die Rechte der Frau einsetzen. Zahlreiche Initiativen werden geschaffen und Netzwerkarbeit betrieben. Solche Netzwerke, die sich für die Gleichstellung der Frau einsetzen, wären beispielsweise Voices of Faith, das immer wieder zahlreiche Aktionen startete oder #overcomingsilence. Mehr als die Hälfte der Katholik*innen sind Frauen. Grundlegende Entscheidungen, die die gesamten Strukturen und

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28 Weiterentwicklungen treffen, werden jedoch nur von Männern getroffen. Dadurch werden Entscheidungen einseitig. Durch die Initiative können Frauen ihre eigene Stimme im Internet zum Ausdruck bringen. Dabei werden sehr viele Menschen auf der ganzen Welt dazu animiert, selbst ihre Erfahrungen niederzuschreiben und dadurch eine Stimme zu hinterlassen. Bisher wurden beim Projekt 1656 Stimmen und Mei- nungen angeführt, diese werden immer wieder laufend ergänzt. Diese Kampagne betrifft die Führungs- und Entscheidungspositionen in der katholischen Kirche.

Außerdem finden sich auf dem Portal ebenfalls Ziele und Ressourcen, an denen diese Organisation arbeitet. Diese Ziele sind präzise formuliert: Sie fordern ein Stimmrecht für Frauen an Synoden, die Übernahme von Führungsrollen im Vatikan, außerdem fordert die Initiative einen offiziellen Veränderungsprozess auf allen Ebenen der katholischen Kirche in den Führungsrollen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Botschafterin zu werden, es finden globale Gebete für Gerechtigkeit statt und es wurden unterschiedliche Broschüren entwickelt, die in vielen Sprachen zugänglich sind. (#overcomingsilence, unter: https://overcomingsilence.com/?lang=de#).

Das Catholic Women’s Council kämpft für die gleichen Rechte. Hierbei handelt es sich um eine Organisation, die sich weltweit für die Rechte von Frauen einsetzt. Es versteht sich selbst als eine globale Dachgruppe römisch-katholischer Netzwerke, die sich für die Würde und Gleichberechtigung in der katholischen Kirche stark macht.

Darin schließen sich katholische Frauengruppen und -netzwerke aus fünf unterschiedlichen Kontinenten zusammen und kämpfen durch lokale und virtuelle Initiativen für die Rechte der Frau in der katholischen Kirche. Dazu zählen

„Begegnungen, Vorträge, gemeinsame Gebete, Gespräche, künstlerische Ausdrucks- formen, Konzerte, Debatten, Tanz, Fahrradtouren und vieles mehr“ (Würde und Gleichberechtigung, https://www.catholicwomenscouncil.org/de/, 2021).

3.3 Die Initiative Maria 2.0

Schweigen spricht Bände.

Es ist der Klang von

Ungerechtigkeit, Gleichgültigkeit, Ungleichheit.

Entscheidungen, die uns alle betreffen,

dürfen nicht nur von der Hälfte von uns geäußert werden

Manche haben geflüstert.

Manche haben geredet.

Manche haben gebrüllt.

(29)

29

Wir sind Stimmen der Veränderung […]

Und ohne unsere Stimmen Verharrt die Hälfte der Kirche in Schweigen

(#overcoming silence, https://overcomingsilence.com/?lang=de#, 2021)

Dieses Gedicht ruft dazu auf, dass sich die katholische Kirche und ihre Mitglieder nicht in Schweigen hüllen. Die Medien trugen zur Aufklärung zahlreicher Skandale der katholischen Kirche bei. Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hat viel Schrecken und Unmut aufgerufen. Frauen machten durch unterschiedliche Aktionen auf die Missstände in der katholischen Kirche aufmerksam. Durch die Aktion „Macht Licht an!“ forderten Frauen 2018 die deutschen Bischöfe auf, den Missbrauchsskandal aufzuklären und eine Anlaufstelle für Betroffene einzurichten. Außerdem waren die Forderungen der Frauen, nicht Macht und Weihe zu verbinden und dadurch die Ungleichheit von Strukturen zu fördern. Frauen hatten die Hoffnung, dass die Lösung solcher Probleme in Reformen und nicht im Kirchenaustritt zu finden sei.

(Hagenschneider 2020, 20ff.)

Im Frühjahr 2019 wurde die Initiative Maria 2.0 in Münster in Westfalen ge- gründet und verbreitete sich schnell im gesamten deutschen Sprachraum. Ihr Anliegen war eine Reform und kein stillschweigender Austritt vieler Gläubiger. Auf ihre Anliegen wollten die Frauen mit unterschiedlichen Aktionen aufmerksam machen und für ihre Gleichstellung kämpfen. Dabei wurden zahlreiche Netzwerke geschaffen, die sich über Ländergrenzen hinweg erstreckten und die unterschiedlichsten Frauenorganisationen in den Blick nehmen. „Die Frauen nennen sich Maria 2.0, eine Graswurzelbewegung (…). Graswurzelbewegungen imitieren Prozesse von unten nach oben (bottom-up) statt der üblichen Prozesse von oben nach unten (top-down)“

(ebd. 24). Durch ein solches Vorgehen wird der Diskurs verändert. Menschen, die die Einseitigkeit und Ungerechtigkeit sehen, versuchen, durch diskursive Praktiken eine Veränderung anzustreben. Dabei war es das Ziel, Kirche wieder Dynamik zu geben und Veränderung anzustreben. Auf ihrer Website beschreibt Maria 2.0, durch welche Entwicklungsphasen die Initiative gegangen ist.

Frauen trafen sich regelmäßig zu einem Lesekreis, in dem Evangelii gaudium, das erste Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, gemeinsam gelesen wurde.

Dabei kamen die aktuellen Machtstrukturen und die Situation in der katholischen

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30 Kirche zur Ansprache. Trotz vieler Reforminitiativen ist es immer noch so, dass wenige geweihte Männer für den gesamten Rest der Gemeinschaft entscheiden. Für die Frauen von Maria 2.0 war das Stillschweigen keine Option und sie starteten mit einem offenen Brief an Papst Franziskus mit 42.349 Unterschriften und bald darauf wurde Maria 2.0 gegründet. Die Initiative selbst versteht sich als „keine Gruppe einer bestimmten Gemeinde, sondern eine freie Initiative von Frauen.“ (Maria 2.0., https://www.mariazweipunktnull.de/)

Im offenen Brief, den sie aus Anlass des Sondergipfels am 21.-24. Februar 2019 zum Thema der sexualisierten Gewalt an Papst Franziskus richteten, forderten die Frauen die Aufhebung des Pflichtzölibats, den Zugang von Frauen zu kirchlichen Ämtern und kein Amt mehr für diejenigen, die anderen physisch oder psychisch schwer geschadet hatten. (ebd.) Diese Forderungen wurden durch einen Kirchenstreik unterstützt. Die Frauen betraten keine Kirche mehr und leisteten keinerlei kirchliche Dienste. Vielmehr informierten und diskutierten sie vor den Kirchen. Medien berichteten im gesamten deutschen Sprachraum über die Entwicklungen und Forderungen der Initiative Maria 2.0. Viele Unterstützer*innen und Aktivist*innen im gesamten deutschen Sprachraum schlossen sich Maria 2.0 an. (Hagenschneider 2020, 26f.) Sie riefen zu Aktionen, Andachten und Gebeten auf. Hagenschneider beschreibt dazu ihre eigene Erfahrung:

Ich habe mich am „Kirchenstreik“ beteiligt. Für mich war der Verzicht auf die sonntägliche Eucharistiefeier tatsächlich nicht leicht. Ich begriff mein Tun als

„Hungerstreik“. Ich wies darauf hin, dass uns in wenigen Jahren – in vielen Teilen der Welt ja bereits heute- am Sonntag keine Eucharistiefeier mehr zusammenführen wird. (ebd. 28)

Maria 2.0 hat natürlich durch ihre Provokationen Kritik hervorgerufen. Die Aktivist*innen beriefen sich jedoch darauf, dass Diskussion und christliche Feiern vor der katholischen Kirche stattgefunden hatten. „Dass bei manchen Wortgottesfeiern auch Brot verteilt wurde, hielten einige für ein Sakrileg. Sie sahen darin einen unge- hörigen Angriff auf das eucharistische Monopol des Weiheamtes“ (ebd. 29). Zur gleichen Zeit entwickelte sich eine Gegenbewegung mit dem Namen Maria 1.0 oder Maria braucht kein Update. Hierbei vertraten Frauen ein völlig anderes Frauenbild, das sich an die Trennung von Frau und Mann anlehnt. Diese haben auch eine Website, auf der sie ihre Standpunkte darstellen: Für Sie steht fest, dass nur Männer zu Priestern geweiht werden dürfen. Dazu schreiben Sie folgendes: „Beim Abendmahl hat Jesus

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