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Bleigießen vorm Jahreswechsel

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Bleigießen vorm Jahreswechsel

Claudio Casula, 29.Dezember 2008

( http://spiritofentebbe.wordpress.com/2008/12/29/bleigiesen-vorm-jahreswechsel/ )

Danke, Danke. Dankeschön. Kein Applaus, bitte… Man muss wirklich nicht Nostradamus sein, um ein Szenario vorauszusehen, das im Fall eines israelischen Militärschlags so sicher ist wie das „Idbach al-Yahud“ in der Moschee. Wenngleich mitunter auch aus unerwarteten Ecken (ZDF heute journal!) erstaunlich differenzierte Töne zu vernehmen sind – die Phrasendreschmaschinen laufen aus gegebenem Anlass wieder auf vollen Touren. Alle ranzigen Redewendungen sind dabei, von der „unverhältnismäßigen Reaktion“ (Sarkozy) bis zur „Spirale der Gewalt“, in der Gaza laut Außenminister Steinmeier sogar zu „versinken“

droht, der Aufruf an „beide Seiten“, das Feuer einzustellen, die angemahnte „Gefahr eines Flächenbrands“ und natürlich der Klassiker, das idiotischste aller Argumente: die Behauptung, wenn man sich gegen den Terror wehre, würde das den Terroristen nur noch mehr Zulauf verschaffen.

Alles Mumpitz. Es ist genau dieses Denken und die daraus resultierende Vorsicht und Zurückhaltung, die zur gegenwärtigen Lage geführt hat. Es mag ja sein, dass sich ein mitteleuropäischer Symbolwiderständler in Mutlangen von Deeskalationsstrategien und gelben Leibchen mit der Aufschrift „Antikonfliktteam“ beeindrucken lässt, im Fall radikaler Djihadisten liegen die Dinge doch, mit Verlaub, ein wenig anders. Dort verhält es sich nämlich so: In Beirut, Gaza und Teheran gebärdet man sich umso dreister und aggressiver, je zurückhaltender und defensiver sich der jüdische Staat präsentiert. Bis zu dem Tag, an dem Israel den Fehler machte, Arafat und seine Horden vor die Tore Jerusalems zu holen, war nicht denkbar, dass einmal 125.000 Bürger in Reichweite palästinensischer Raketen würden leben müssen. Mehrere Zehntausend feindlich gesinnte Palästinenser unter Waffen, Hunderte von Selbstmordattentätern, Raketenschmuggel durch Tunnels in autonomes Gebiet – das ist das Ergebnis des Experiments, Sicherheit und Frieden durch Entgegenkommen, Gesten des guten Willens und einseitige Rückzüge zu erlangen. Um es klar zu sagen: Die Wertschätzung der Israelis für das menschliche Leben, die Scheu, ohne Not in den Krieg zu ziehen und die Sorge vor Verlusten (nicht nur vor eigenen) sind in den Augen islamistischer Fanatiker ein Zeichen der Schwäche, ein Signal, das sie zu immer heftigeren und brutaleren Angriffen ermutigt.

© 2008 bei kritiknetz.de, Hrsg. Heinz Gess, ISSN 1866-4105

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sie selbst zahllose Male brach, vor wenigen Tagen höchstselbst aufgekündigt. Über die Schuldfrage muss also nicht diskutiert werden. Worüber dann? Soll Israel den Beschuss seiner Bürger etwa tatenlos hinnehmen? Und wenn nicht: Warum wird Israel das Recht auf Notwehr immer nur theoretisch zugebilligt, im Fall der Anwendung aber zynisch als maßlose Überreaktion gegeißelt? Israel praktiziert keine Flächenbombardements sondern geht gezielt gegen Einrichtungen der Hamas vor, von Kasernen über Waffendepots bis zum Hass-Sender al-Aqsa TV. Und dazu hat das Land jedes Recht. Selbst der nicht gerade als Kriegstreiber bekannte Amos Oz heißt eine Militäraktion in Gaza ausdrücklich gut – was nur beweist, wie weit der kleine Haufen Unbelehrbarer wie Uri Avnery und seine durchgeknallten deutschen Groupies von der Wirklichkeit entfernt sind.

Um den Spuk des islamistischen Terrors in Israel und den Gebieten ein für allemal zu beenden und endlich eine Option für ernsthafte Verhandlungen zu schaffen, wird die Hamas aus dem Verkehr gezogen werden müssen. Das weiß man in der EU, in den arabischen Staaten und nicht zuletzt in Gaza und Ramallah selbst. Erinnert sich noch jemand an die Schwüre von den „geöffneten Toren zur Hölle“, an die angekündigten „Flächenbrände“, an die angeblich unweigerlich zunehmende Zahl der Selbstmordattentate? Seit Israel 2003 endlich in die Offensive ging, fuhren fast nur noch Terroristen zur Hölle, in Amman und Kairo hatten die Menschen Besseres zu tun als sich an einer Intifada zu beteiligen und die Selbstmordattentäter blieben dank Militäreinsätzen und Sperranlage draußen, was in Israelkritikerkreisen noch immer für große Betroffenheit, Wut, Trauer, Zorn und Entsetzen sorgt.

Selbstverständlich gibt es im Krieg militärische Lösungen, die Deutschen sollten das selbst am besten wissen, auch wenn sich diese Binse immer noch nicht bis zu den Hobbyanalysten gewisser Lokalredaktionsstuben in Oldenburg oder Pforzheim herumgesprochen hat.

Wie sagte Ex-Innenminister Schily doch mal so schön? Wer den Tod will, kann ihn haben.

Das gilt auch und vor allem für die Terroristen der Hamas, die gestern noch frohlockten, Israel werde es nicht wagen, zurückzuschlagen, heute herumgreinen und sich als Opfer gerieren und morgen schon wieder ihr hässliches Haupt erheben würden, um auf dem Rücken der eigenen Leute weiter Krieg zu führen. Es sei denn, sie erleidet einen Schlag, von dem sie sich nie wieder erholt, was sich gewiss auch nicht wenige Palästinenser wünschen, denen der Konflikt bis zur Halskrause steht. Nur wer der Hamas, und sei es auch nur indirekt, das Wort redet und Israels legitime Selbstverteidigung anzweifelt, kann offensichtlich nicht genug davon bekommen.

Und ein Letztes: Der Nahostkonflikt köchelt nur deswegen gewöhnlich auf kleiner Flamme,

weil die Hamas nicht so kann, wie sie will, und Israel nicht so will, wie es kann. Das lässt sich

ändern. Sollte die IDF nur einen Bruchteil ihrer Stärke einsetzen mit dem Ziel, die Hamas in

Gaza zu Fall zu bringen, ist die islamistische Mörderbande schon bald eine hässliche Fußnote

der Geschichte, ein Betriebsunfall der menschlichen Zivilisation. Und ihr Schicksal

möglichen Nachahmern eine Warnung, dass sich Terror auf Dauer nicht auszahlt. In der “very

tough neigborhood” (Ehud Barak), mit der Israel es zu tun hat, ist das nicht weniger als eine

Überlebensfrage. Operation Gegossenes Blei gibt Anlass zur Hoffnung, dass sich Israel

wieder auf den Geist von Entebbe besinnt. Endlich..

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So wird man Nahostkorrespondent - Eine Anleitung

Von Claudio Casula, 12.April 200

Mach dir keine Sorgen: Obwohl der israelisch-arabische Konflikt schon etliche Jahrzehnte währt und hochkomplex ist, ist für den Berichterstatter kaum Grundwissen erforderlich. Es ist auch gar nicht nötig, den unwissenden Leser oder Zuschauer mit Fakten zu nerven und das ganz dicke Brett zu bohren. Ein simples Bild ist gefragt.

Und die Sache ist ganz einfach: Israel ist die stärkere Partei in diesem Konflikt (Bad Guy), die Palästinenser die Underdogs (Good Guy). Nach diesem Muster biegen wir die Ereignisse vor Ort zurecht. Du wirst sehen, es geht wie von selbst.

Vorbemerkung

Israel ist klein, gerade mal so groß wie Hessen, der Konflikt mit den Palästinensern im Vergleich zu anderen Kriegen lokal und eher begrenzt, auch von der Opferzahl her. Gerade mal zwei Tote pro Tag im Durchschnitt während der "Intifada". Das soll uns aber nicht anfechten. Tu so, als wäre jeder scheele Blick eine Meldung wert. Und wenn im Darfur in drei Jahren 180.000 Menschen niedergemacht werden - ein Toter in Gaza, ein paar neue Häuser in einer Siedlung, eine Demo, täglich dargebracht, vermitteln unserer Kundschaft: Da vor allem geht es um die Wurst.

Die Leute glauben längst, dass der Kampf um Israel/Palästina der Konflikt unserer Zeit ist, und wir arbeiten daran, dass es so bleibt.

Für dich ist der Job ideal: Du wohnst in Tel Aviv, kannst tagsüber im Mittelmeer baden und abends bequem in deinem Lieblings-Pub ein Bierchen zischen. Wenn du ein bisschen Action haben willst, brauchst du nur 15 km nach Osten zu fahren. So einen Konfliktherd findest du kein zweites Mal

Fakten

Geh sparsam mit Fakten und bestätigten Meldungen um. Saftige Gerüchte und vorschnelle Anschuldigungen sind viel aufregender. Erinnere dich an Muhammed al-Dura. Oder an das "Massaker von Jenin". Heiko Flottau hat damals geschlagene zwei Wochen lang in der SZ sehr farbenfrohe Schauergeschichten von "500 Toten" gebracht, von Männern, die auf der Erde nebeneinander gelegt von Panzern überrollt wurden etc. In solchen Fällen setzt du die Glaubwürdigkeit deiner Gewährsleute einfach voraus. Entpuppt sich die Geschichte hinterher als grandiose Ente, ist das kein Drama. Eine Entschuldigung wird dein Blatt / dein Sender ohnehin nicht bringen. Oder du setzt wie Flottau einen drauf und machst dich am Ende noch über den "Fehlschlag" der israelischen Armee lustig, die eben doch nur zwei Dutzend Terroristen erwischt hat.

Wenn es um die Ursachen für die "Al-Aqsa-Intifada" geht, ignoriere das Geständnis des palästinensischen Kommunikationsministers Faludji, der schon vor Jahren zugab, dass die Gewaltwelle Monate im Voraus geplant war. Wärme statt dessen zum x-ten Mal die ranzige These von Sharons Kurzbesuch auf dem Tempelberg als "Provokation" auf.

Opfer

Tote liefern spektakuläre Bilder. Die Araber zeigen die ihren gerne her, die Juden aus Pietätsgründen nicht. Also bringen wir auch nur die arabischen. Außerdem ist bei palästinensischen Begräbnissen

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Wichtig: Unbedingt vermeiden, dass man israelische Opfer sieht. Nach jedem Anschlag liegen in den Krankenhäusern Dutzende Schwerverletzte herum. Bekommt der deutsche Medienkonsument die zu sehen, könnte er auf die Idee kommen, dass auch Israelis Opfer des Konflikts werden.

In die Opferstatistik packen wir übrigens unterschiedslos alles rein, was bei dem Konflikt zu Tode kommt: Selbstmordbomber und ihre Opfer, Siedlerkinder und gezielt liquidierte Terror-Chefs, Zivilisten und Soldaten, nicht uniformierte Gunmen und Gelynchte, Kollateralschäden und Bewaffnete, die beim Überfall auf eine Ortschaft erschossen werden etc. Der Vorteil des undifferenzierten Bodycounts: Wer am Ende mehr Tote zu beklagen hat, egal ob Kombattanten oder Fahrgäste im Linienbus, ist im Recht.

Bilder, Bilder, Bilder

Die Medienpräsenz in Israel und Palästina wird dich überraschen. Dort drängeln sich mehr Journalisten als in ganz Afrika. Um jeden Steinewerfer stehen sechs Kameramänner und Fotografen herum. Dein arabischer Fotograf weiß schon, welche Motive gefragt sind, etwa wenn ein Panzer des Weges kommt und ein kleiner Junge zur Schleuder greift. Solche Gelegenheiten ergeben sich zuhauf, ja täglich, wohingegen man sich vom nächsten Busbombenattentat in Tel Aviv überraschen lassen muss. Da sind dann nun mal keine Bilder möglich.

Ursache und Wirkung

Geschieht ein solcher Anschlag, können wir davon ausgehen, dass die israelische Armee gegen die Urheber vorgeht. Dann sind wir wieder dabei. Wichtig: Die üppige Verwendung des Wortes

"Vergeltung", auch wenn es sich um eine absolut vertretbare Maßnahme zum Schutz der Bürger handelt. Der Wiedererkennungswert ("alttestamentarische Rachsucht") ist beträchtlich und delegitimiert die Aktion. Bemühe das Bibelwort "Auge um Auge, Zahn um Zahn" bei jeder Gelegenheit.

Es geht da zwar um Entschädigungsregelungen, aber das weiß eh kein Mensch. Erwischt die israelische Armee einen Chefterroristen per Rakete in seinem Auto, machen wir auf mit "Israel greift

Gaza-Stadt an".

Pflanzt ein Terrorist am Straßenrand eine Bombe, wird dabei von einer Patrouille erwischt und erschossen, titeln wir "Israelis erschießen Palästinenser". Am Ende bleiben so nicht die palästinensischen Aktionen hängen, sondern die israelischen Reaktionen. Genial, nicht?

Die Mauer

Die von Israel errichtete Sicherheitsanlage besteht zu 96 Prozent aus High-Tech-Zaun, aber wir bleiben beim Terminus Mauer, das ist plakativer und erinnert an das Berliner Monstrum. Vermeide, den rasanten Rückgang der Terroranschläge um 80 Prozent zu erwähnen und weise statt dessen darauf hin, dass der Bau der "Mauer" manche Unbill für die palästinensischen Anrainer mit sich bringt.

Fahre notfalls 50 Kilometer am Zaun entlang, bis du ein Mauerstück findest, das du filmen kannst, gern mit einem palästinensischen Jungen davor, der einen Esel an der Leine führt. Alternativ: ein altes Mütterchen mit Kopftuch, das einen Checkpoint passiert oder mit einem schwer bewaffneten Soldaten disputiert.

Empöre dich über acht Meter hohe Betonteile und lass außer Acht, dass sie dort errichtet wurden, wo früher Gewehrschützen auf Autos und doppelstöckige Linienbusse schießen konnten.

Akzeptiere die Klage, die Sperranlage sei ein Hindernis für den Frieden, obwohl sie erwiesenermaßen ein Hindernis für Terroristen ist.

Friedensgegner

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Radikale kaum Zulauf haben. Erkläre deshalb jeden zum Hardliner, der sich rechts von Uri Avnery befindet.

Lässt du mal einen Israeli zu Wort kommen, was möglichst selten der Fall sein sollte, dann nimm einen wie Avneri oder auch Moshe Zimmermann. Die sprechen praktischerweise auch beide deutsch.

Jeder Mainstream-Israeli, der aus guten Gründen Zweifel am Friedenswillen des palästinensischen

"Partners" hat, ist für uns ein Gegner des Friedens an sich. Ganz wichtig: Stelle die Linken als die wenigen guten Israelis dar, die Siedler als das Böse schlechthin und ignoriere die breite Mitte der Gesellschaft. Sorge dafür, dass vor allem Soldaten, bewaffnete Siedler und orthodoxe Juden in deinen Berichten auftauchen.

In der palästinensischen Gesellschaft gibt es kaum echte Demokraten, deshalb gehört eine säkulare Terrororganisation wie Fatah schon in die Schublade "gemäßigt", auch wenn noch der letzte Likudnik mehr Demokratieverständnis besitzt als diese maskierten und Kalaschnikows schwingenden Kohorten. Danach kannst du die Hamas ruhig "radikal" oder besser "militant" nennen und guten Gewissens von "Radikalen" oder "Extremisten auf beiden Seiten" sprechen.

Mach alles gleich. Zwar stehen sich in diesem Konflikt zwei sehr unterschiedliche Parteien gegenüber, nämlich auf der einen Seite eine pluralistische parlamentarische Demokratie mit freier Presse, Gewaltenteilung etc., vom Wählerwillen auf Friedenskurs getrimmt, auf der anderen ein von korrupten Revoluzzern und Warlords kontrollierter rechtsfreier Raum, in dem allerhand Milizen ungehemmt wachsen und gedeihen, die ein Interesse am fortwährenden Kriegszustand haben, um von ihrem völligen Versagen auf allen Gebieten abzulenken. Du aber musst den Eindruck erwecken, dass da zwei irgendwie gleich geartete Konfliktparteien miteinander zu Potte kommen können. Vergiss die herkömmliche Weisheit, dass man für den Frieden zwei braucht, für den Krieg aber bereits einer genügt.

Hintergrundinformationen

Absolut tabu. Wenn du erst einmal anfängst, Teilungspläne, israelische Friedensofferten oder arabische Kompromissunfähigkeit zu erläutern, verunsicherst du nur die Leute, die den Beginn des Konflikts mit der Eroberung der Westbank und Gazas 1967 ansetzen und lediglich zwischen Besetzten und Besatzern unterscheiden wollen. Lass es!

Die Palästinenser

Hab Verständnis. Hab noch mehr Verständnis. Egal, was sie treiben, ob Lynchmorde an Kollaborateuren oder Jubelfeiern nach einem Massaker in Jerusalem, ob sie israelische Flaggen verbrennen und "Tod den Juden!" rufen oder Straßen nach Suizidmassenmördern benennen, ob sie Kinder als Kanonenfutter missbrauchen oder unehelich schwanger gewordene Frauen zur Wiederherstellung der Familienehre in den Märtyrertod schicken. Merke: An allem ist "die Besatzung"

schuld, zehn Jahre Autonomie hin oder her.

Hake nicht nach, wenn Saeb Erekat von "40 years of occupation" spricht und Osloer Abkommen und

Selbstverwaltung souverän ausklammert.

Unterschlage, dass die Roadmap in erster Linie von der PA Maßnahmen gegen den Terror fordert.

Akzeptiere, dass Kompromisse seitens der Palästinenser nicht möglich sind, weil sie ihre Maximalforderungen als "heilige Rechte" ansehen und jedes Entgegenkommen als Verrat.

Lass sie jammern. Lass sie noch mehr jammern. Über Landkonfiszierungen und abgeholzte Olivenbäume, Mauerbau und Checkpoints und darüber, dass sie nicht mehr in Israel arbeiten dürfen.

Halte dich nicht mit Erklärungen der Ursachen für jede dieser Maßnahmen auf. Dafür bleibt im unserem Tagesgeschäft keine Zeit. Schließlich können wir über alles reden, aber nicht über 1:30.

Gefahren

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wollten. Oder an die Jubelszenen in Ramallah am 11. September. Man hat die ausländischen Reporter damals in einem Hotel eingesperrt, bis das Happening vorbei war. Also halte den Ball flach.

In Israel geschieht dir nichts. Die Linken sind dir sogar gern behilflich, wenn du Israel anprangerst, und die breite Masse ist ohnehin nichts anderes gewohnt.

Geht es in den Gebieten mal etwas heftiger zur Sache, bleib cool. Wozu hast du all die arabischen Freelancer, die als Fotografen und Kameramänner vor Ort sind? Mach dir den doppelten praktischen Nutzen klar: du musst das Bildmaterial nicht einmal sichten.

Wenn du für das Fernsehen arbeitest, spare dir das Anlegen der schusssicheren Weste für den Aufsager am Abend auf, damit man auch sieht: Hei-ho, der traut sich aber was als Krisenreporter!

Kleines Wörterbuch

Die dezente Zurückhaltung, die wir bei der Berichterstattung aus Frankreich oder Australien üben, darfst du an deinem neuen Arbeitsplatz getrost ablegen. Werte nach Herzenslust, greife tief in die Phrasenkiste, gehe großzügig mit Euphemismen und Hyperbeln um.

Terrorist: Militanter, Kämpfer, Radikaler, Bewaffneter Terroranschlag: Angriff, Zwischenfall

Terrorwelle: Intifada, Aufstand, Unruhen, Widerstand, Ringen um Unabhängigkeit Militäraktion gegen Terroristen: blutige Vergeltung, Rache, Drehen an der Gewaltspirale Israelischer Politiker: Hardliner

Palästinensischer Diktator: charismatischer Führer Arabischer Märchenerzähler aus Jenin: Augenzeuge Zaun: Mauer

Liquidierung einer "ticking bomb": ungesetzliche Tötung Andauernde Gewalt: Waffenstillstand, Hudna

Steine- und Molliwerfer, Gewehrschütze: Demonstrant

Chef einer islamistischen Terrororganisation: spiritueller Führer Dessen Stellvertreter: Kinderarzt

Beachte: Palästinenser nie im Aktiv erwähnen! Palästinenser werden erschossen, aber sie ermorden niemals Israelis. Sprengt ein Terrorist einen Bus in die Luft, titeln wir neutral: "Anschlag in Tel Aviv".

Oder: "Nahost: Tote bei Selbstmordattentat". Nie die Urheber erwähnen. Zwar werden die Bomber immer von einer Organisation losgeschickt und sind nur ein Rädchen in der Maschinerie des Terrors.

Sprich aber trotzdem von einer "Verzweiflungstat", das gibt den Human Touch.

Halte Äquidistanz zu Tätern und Opfern und sei stolz auf deine Unabhängigkeit und Neutralität. Wenn laut einer EU-Studie 59 Prozent der Europäer und 65 Prozent der Deutschen Israel als größte Gefahr für den Weltfrieden ansehen, ist das zu einem erheblichen Teil dein Verdienst.

Wenn du alle Ratschläge dieses Handbuches beherzigst, hast du besonders gute Chancen, bei Arte, beim ZDF, beim stern oder bei der Süddeutschen Zeitung

unterzukommen.

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