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Ein Psalm Davids, vorzusingen. Errette mich, HERR, von den bösen Menschen; behüte mich vor den Gewalttätigen (Ps 140,1-2).

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Durch die Bibel Psalm 140-143

Bitte um Hilfe gegen böswillige Menschen

Bei unserer Entdeckungsreise durch die Psalmen sind wir immer wieder auf Gruppen von Psalmen gestoßen, die inhaltlich zusammengehören, die ein bestimmtes Thema von verschiedenen Seiten beleuchten oder die eine bestimmte Abfolge nachzeichnen – wie zum Beispiel die fünfzehn Wallfahrtssalmen 120 bis 134. Der Psalm 140, den wir jetzt erreichen, steht dagegen in keiner erkennbaren Beziehung zu den vorausgegangenen Psalmen. Es handelt sich um ein Gebet Davids, der um Schutz bittet, weil böse und hinterhältige Menschen ihn umgeben. Und genau das hat dieser Psalm mit den nachfolgenden gemeinsam. Mehr aber nicht.

Wie wir wissen, stand David immer wieder mal unter großem Druck. Besonders belastend dürfte für ihn vor allem jene Zeit gewesen sein, als Saul, der noch amtierende König von Israel, zu verhindern versuchte, dass David einmal sein Nachfolger wird. Saul wurde fast wie von Sinnen, als er merkte, dass ein Teil des Volkes immer mehr Sympathie für David zeigte. Aus meiner Sicht wurde König Saul zu einem Mann der Gewalt. Zu einem Unhold, der mich aufgrund von einigen Wesenszügen sogar an den Antichristen erinnert, wie er im zweiten Thessalonicherbrief, Kapitel 2, vom Apostel Paulus beschrieben wird. Das ist vielleicht auch der Grund dafür, warum viele Christen heute Psalm 140 mitbeten können, obwohl sie nicht von einem eifersüchtigen und gewaltbereiten König verfolgt werden. Hier nun die beiden ersten Verse:

„Ein Psalm Davids, vorzusingen. Errette mich, HERR, von den bösen Menschen; behüte mich vor den Gewalttätigen“ (Ps 140,1-2).

Natürlich gibt es auch heute böse und gewalttätige Menschen. Verbrecher, für die ein

Menschenleben nicht viel zählt. Und in Ländern, in denen Krieg herrscht, sind selbstverständlich immer die anderen die Feinde, die es zu bekämpfen gilt. Doch ich möchte Ihren Blick, liebe Hörer, an dieser Stelle auf einen Feind lenken, der wirklich für jeden Christen eine Bedrohung ist. Die Bibel spricht vom sogenannten Antichristen, einem Gegenspieler Jesu Christi, der in der Zeit vor dessen Wiederkunft sein Unwesen treiben wird. Manche Bibelverse lassen allerdings den Schluss zu, dass es nicht nur den einen Antichristen gibt, sondern dass es schon jetzt Menschen auf der Erde gibt, die ganz in seinem Sinne tätig sind. So heißt es etwa im ersten Johannesbrief, Kapitel 2: „Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind nun schon viele Antichristen gekommen; daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist“ (1 Joh 2,18).

Als Christen brauchen wir keine Angst zu haben vor solchen „Antichristen“. Aber ernst nehmen, sollten wir sie schon. Denn sie versuchen, einen unguten Einfluss auf uns auszuüben; uns von Gott und von seinen Zielen abzubringen. Über die vielen Jahre meines Dienstes als Pastor habe ich immer gebetet: „Ach Herr, lass mich nicht unter den Einfluss oder die Gewalt böser Menschen geraten.“

Sicher können Sie sich vorstellen, dass ich dabei weniger an Einbrecher oder Entführer gedacht habe, als vielmehr an Leute, die mich womöglich auf ganz sanfte Art und Weise auf den falschen Weg bringen könnten. Manchmal ist es ja das Werk einer kleinen Clique innerhalb einer christlichen Gemeinde, dass zuerst der Pastor strauchelt und dann die ganze Gemeinde aus den Fugen gerät. Die beiden nächsten Verse aus Psalm 140 beschreiben hervorragend, wie sie dabei vorgehen. Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass David hier natürlich die Charaktereigenschaften seiner eigenen Feinde beschreibt. Und zwar geht es um Menschen, …

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„… die Böses planen in ihrem Herzen und täglich Streit erregen. Sie haben scharfe Zungen wie Schlangen, Otterngift ist unter ihren Lippen. Sela“ (Ps 140,3-4).

Diese beiden Verse erinnern mich an eine Beschreibung aus dem Römerbrief, Kapitel 3. Paulus schreibt dort: „Ihr Rachen ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen betrügen sie, Otterngift ist unter ihren Lippen; ihr Mund ist voll Fluch und Bitterkeit. Ihre Füße eilen, Blut zu vergießen; auf ihren Wegen ist lauter Schaden und Jammer, und den Weg des Friedens kennen sie nicht. Es ist keine Gottesfurcht bei ihnen“ (Röm 3,13-18). Eine schreckliche und Angst einflößende Beschreibung, nicht wahr? Doch wissen Sie, von wem der Apostel Paulus hier redet? Das steht unmittelbar in den Versen davor. Dort heißt es: „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner, der verständig ist;

da ist keiner, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer“ (Röm 3,10-12). Paulus spricht also von „den Menschen“ schlechthin. Sie sind es, die – aus Gottes Sicht betrachtet – mit ihren Zungen betrügen, die Otterngift unter ihren Lippen haben und die Bitterkeit und Zwietracht verbreiten. – Wechseln wir nun wieder zu Psalm 140.

In Vers 5 betet David:

„Bewahre mich, HERR, vor der Hand der Gottlosen; behüte mich vor den Gewalttätigen, die mich zu Fall bringen wollen“ (Ps 140,5).

Dieses Gebet, mit dem David einst um Schutz vor seinen Feinden bat – mit einiger

Wahrscheinlichkeit vor König Saul und seinen Leuten – , dieses Gebet können auch wir uns zu eigen machen, wenn wir befürchten müssen, dass uns Menschen von unserem Weg mit Gott abbringen wollen. Und noch viel mehr wird dieses Gebet seine Berechtigung haben zur Zeit der großen Trübsal, die im Neuen Testament vorausgesagt wird (vgl. Mt 24,21 und Offb 7,14). – Aus Psalm 140 lese ich weiter ab Vers 6. David beklagt:

„Die Hoffärtigen legen mir Schlingen und breiten Stricke aus zum Netz und stellen mir Fallen auf den Weg. Sela. Ich aber sage zum HERRN: Du bist mein Gott; HERR, vernimm die Stimme meines Flehens!

HERR, meine starke Hilfe, du beschirmst mein Haupt zur Zeit des Streits. HERR, gib dem Gottlosen nicht, was er begehrt! Was er sinnt, lass nicht gelingen, sie könnten sich sonst überheben. Sela. Das Unglück, über das meine Feinde beraten, komme über sie selber. Er möge feurige Kohlen über sie schütten; er möge sie stürzen in Gruben, dass sie nicht mehr aufstehen“ (Ps 140,6-11).

Soweit die Verse 6 bis 11. Diese Verse geben uns einen Eindruck davon, wie Davids Feinde nicht nur wegen ihrer Gewalttätigkeit, sondern auch wegen der geballten Gottlosigkeit von ihm gefürchtet wurden. Es geht also nicht nur darum, der Mächtigere zu sein, sondern auch darum, geistlich unbeschadet aus dem Konflikt mit ihnen hervorzugehen. Und das erinnert mich eben sehr stark an die Warnung aus dem ersten Johannesbrief, Kapitel 2, die ich vorhin vorgelesen habe. Danach gibt es nicht nur den einen Antichristen, der die Gläubigen in der Endzeit bedrängen wird, sondern es gibt jetzt schon Menschen auf der Erde, die ganz in seinem Sinne tätig sind.

Und dennoch weise ich darauf hin, wie schon öfter in meinen Auslegungen zu den Psalmen, dass Christen nicht so wie David beten sollten: „Das Unglück, über das meine Feinde beraten, komme über sie selber.“ Für Christen gilt die Anweisung aus dem Römerbrief, Kapitel 12: „Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: ‚Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.‘ Vielmehr, ‚wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen;

dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln‘. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“ (Röm 12,19-21). Soweit der Apostel Paulus in seinem Brief an die Christen in Rom. Mit anderen Worten:

„Hüte dich davor, bitter zu werden. Lass dich nicht von Hass und Rachegedanken leiten. Denn das wird dich von einem Leben aus Glauben abhalten.“ Liebe Hörer, Gott selbst wird sich um solche

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Angelegenheiten kümmern. Meine Erfahrung ist immer wieder die gewesen, dass Gott irgendwann eingreifen und sich mit denen befassen wird, die versuchen, Gottes Werk zu hintertreiben und zu behindern. Übergeben Sie die Sache einfach Gott. Und versuchen Sie stattdessen, der Person, die Ihnen übel mitgespielt hat, etwas Gutes zu tun. Vielleicht wird es Ihnen dadurch gelingen, sie zum Guten zu bekehren. – Zurück zu Psalm 140. Dort erreichen wir jetzt Vers 12:

„Ein böses Maul wird kein Glück haben auf Erden; ein frecher, böser Mensch wird verjagt und gestürzt werden“ (Ps 140,12).

Lassen Sie es mich ganz bewusst positiv ausdrücken: Der Sieg ist sicher, wenn wir den Pfad des Glaubens nicht verlassen. Im ersten Johannesbrief, Kapitel 5, lesen wir: „Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat“ (1 Joh 5,4). Man könnte auch sagen: Alles Falsche, jede Lüge wird irgendwann entlarvt werden. Der Satan war ein Lügner von Anfang an, und es gibt heute viele Schurken, die seinem Beispiel folgen.

Aber der Tag wird kommen, an dem sie alle als Lügner entlarvt werden. – Weiter ab Vers 13:

„Denn ich weiß, dass der HERR des Elenden Sache führen und den Armen Recht schaffen wird. Ja, die Gerechten werden deinen Namen preisen, und die Frommen werden vor deinem Angesicht bleiben“

(Ps 140,13-14).

BITTE UM BEWAHRUNG VOR SÜNDE

Soweit der Schluss von Psalm 140; weiter geht es mit Psalm 141. Es handelt sich ebenfalls um einen Psalm Davids und wieder geht es anscheinend um eine persönliche Angelegenheit. Gut möglich, dass die Flucht vor König Saul auch diesmal den Hintergrund bildet. Ich lese die Verse 1 und 2:

„Ein Psalm Davids. HERR, ich rufe zu dir, eile zu mir; vernimm meine Stimme, wenn ich dich anrufe.

Mein Gebet möge vor dir gelten als ein Räucheropfer, das Aufheben meiner Hände als ein Abendopfer“ (Ps 141,1-2).

Ein Bibelausleger hat einmal gesagt: „David muss richtig verliebt gewesen sein. Verliebt in das Gebet.“ Denn er vergleicht es hier mit einem Räucheropfer, also mit dem würzigen Wohlgeruch, der aus der Stiftshütte emporgestiegen ist, wenn Weihrauch auf dem Altar verstreut wurde. „Mein Gebet möge vor dir gelten als ein Räucheropfer.“

Um wie süßer Wohlgeruch zu sein, muss das Gebet allerdings von einem gehorsamen Leben unterstützt werden. Ich sage ganz bewusst nicht, dass ein vollkommenes Leben in Gehorsam die Bedingung für eine Gebetserhörung sei. Aber wenn jemand betet, sollte er mit seinem Leben dahinterstehen und den Wunsch haben, Gott gehorsam zu sein. Die Vorstellung, dass es Gott gleichgültig sein könnte, wie wir leben, ist ein grober Irrtum. Jesus Christus hat einmal gesagt: „Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.“ Doch sogleich fügte er hinzu: „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten“ (Joh 14,14-15). Wenn Sie erwarten, dass er auf Ihre Gebete antwortet, so sollten Sie ihm also gehorsam sein. Im Namen Jesu zu beten, bedeutet, mit dem ganzen Leben dahinterzustehen! – Aus Psalm 141 lese ich nun Vers 3:

„HERR, behüte meinen Mund und bewahre meine Lippen!“ (Ps 141,3).

Anders ausgedrückt: „HERR, lass nicht zu, dass meine Lippen und mein Leben einander

widersprechen.“ Wir brauchen nur an Davids unglückliche Liebesbeziehung mit Batseba zu denken, die ja mit einem anderen Mann verheiratet war. Diese Sache widersprach allem, was man von einem

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gottesfürchtigen Menschen erwarten konnte. Deshalb sollten auch Christen Gott darum bitten: „Lass mich nicht am Sonntag für die eine Sache beten und am Montag etwas anderes leben.“ – Ich lese weiter ab Vers 4:

„Neige mein Herz nicht zum Bösen, gottlos zu leben mit den Übeltätern; ich mag nicht essen von ihren leckeren Speisen. Der Gerechte schlage mich freundlich und weise mich zurecht; das wird mir wohl tun wie Balsam auf dem Haupte. Mein Haupt wird sich dagegen nicht wehren. Doch ich bete stets, dass jene [nämlich die Bösen und Gottlosen] mir nicht Schaden tun“ (Ps 141,4-5).

Diese beiden Verse konfrontieren uns mit der Tatsache, dass wir inmitten einer bösen Welt leben und es auch immer wieder mit gottlosen Menschen zu tun bekommen. Das ist auch nicht schlimm oder grundsätzlich verkehrt. Ein Schiff auf dem Ozean ist ja ebenfalls etwas ganz Normales. Erst dann, wenn sich ein Teil des Ozeans im Schiff befindet, wird es gefährlich. Will sagen: Wenn ein Kind Gottes in der Welt lebt, ist das in Ordnung. Aber wenn ein Kind Gottes so handelt wie die Welt und nach ihren Wertmaßstäben lebt, dann ist Gefahr im Verzuge! Ein Christ kann dann auch nicht erwarten, dass Gott seine Bitten erhört. In Psalm 66 heißt es: „Wenn ich Unrechtes vorgehabt hätte in meinem Herzen, so hätte der Herr nicht gehört“ (Ps 66,18). Denn Gott hat nicht versprochen, das Gebet des Bösen zu erhören. Stattdessen wird uns im fünften Kapitel des Jakobusbriefes gesagt:

„Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist“ (Jak 5,16). Und im ersten Johannesbrief, Kapitel 3, lesen wir: „Was wir bitten, werden wir von ihm empfangen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm wohlgefällig ist“ (1 Joh 3,22). Zurück zu David. Er wollte, dass Gott seine Lippen hütet. Er wollte nicht, dass sein Herz sich bösen Dingen zuneigt. Wir sollten seinem Beispiel folgen, wenn wir wollen, dass unsere Gebete vor dem allmächtigen Gott Bestand haben und von ihm gehört werden. – Weiter ab Vers 8; David betet:

„Ja, auf dich, HERR, sehen meine Augen; ich traue auf dich, gib mich nicht in den Tod dahin. Bewahre mich vor der Schlinge, die sie mir gelegt haben, und vor der Falle der Übeltäter“ (Ps 141,8-9).

David betet, dass er nicht in die Falle tappt, in die ihn die Übeltäter locken wollen. Das erinnert mich daran, dass der Teufel ständig versucht, uns in eine Falle zu locken. Dabei gebraucht er alle

möglichen Hilfsmittel. Leider kennen wir viele seiner Fallen nicht. Mein Eindruck ist: Oftmals sind wir unverständiger als die alten Korinther, denen Paulus immerhin vorgeworfen hat, fleischlich gesinnt zu sein. Dennoch schrieb er an sie: „Es ist uns wohl bewusst, was der Satan im Sinn hat“ (2 Kor 2,11).

Einige von uns scheinen dagegen über Satans Methoden jämmerlich unwissend zu sein. Deshalb lassen Sie uns wie David darum beten, dass wir von allem Bösen erlöst werden, damit unsere Gebete wirksame Gebete sein können. – Wir kommen nun zum nächsten Psalm; Psalm 142:

HILFERUF IN SCHWERER BEDRÄNGNIS

„Eine Unterweisung Davids, als er in der Höhle war, ein Gebet“ (Ps 142,1),

so steht es in Vers 1. Und damit stecken in diesem kurzen Vers zwei wichtige Informationen. Erstens wurde der Psalm niedergeschrieben, um dem Zuhörer oder Leser etwas beizubringen, denn er wird als Unterweisung bezeichnet. Und zweitens erfahren wir über den äußeren Anlass Folgendes: „als er“, also David, „in der Höhle war“. – Vers 2:

„Ich schreie zum HERRN mit meiner Stimme, ich flehe zum HERRN mit meiner Stimme“ (Ps 142,2).

Über den genauen Anlass, warum David so verzweifelt war, erfahren wir leider nichts. Ebenso wenig in welcher Höhle sich David aufhielt, als er auf diese Weise Gott um Hilfe anflehte. Im ersten

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Samuelbuch, Kapitel 24, wird die Höhle von En-Gedi erwähnt. König Saul wollte in dieser Höhle seine Notdurft verrichten. Was er nicht ahnte: David und seine Leute befanden sich weiter hinten in der Höhle und für sie wäre es ein Leichtes gewesen, den König zu töten. Doch David verschonte ihn und schnitt heimlich nur einen Zipfel von dessen Gewand ab – als Beweisstück dafür, wie nah er ihm gekommen war. Früher lag die Höhle von En-Gedi in einem ziemlich unwegsamen Gebiet; heute gibt es dort eine Straße, die von Jericho entlang des Toten Meeres nach Masada führt. Trotzdem kann man auch als Tourist gut nachvollziehen, dass diese Höhle sehr gut geeignet war, um sich zu verstecken.

Im Zusammenhang mit David wird im Alten Testament aber auch noch die Höhle Adullam erwähnt.

Dorthin ging er, als er Israel zum ersten Mal verließ, um König Saul zu entkommen. Ich vermute, dass sich Psalm 142 eher auf diese Situation bezieht. Denn damals hatte David große Angst vor Saul.

Zusammen mit David brachten sich allerlei Männer in Sicherheit, „die in Not und Schulden und verbitterten Herzens waren“, so berichtet das erste Samuelbuch am Anfang von Kapitel 22. Etwa vierhundert Männer gesellten sich damals zu ihm; eine illustre Schar von Leuten, die nichts mehr zu verlieren hatten. Hören Sie nun aus Psalm 142, was David damals – möglicherweise in der Höhle Adullam – gesagt hat. Ich lese Vers 3:

„Ich schütte meine Klage vor ihm aus und zeige an vor ihm meine Not“ (Ps 142,3).

Mit anderen Worten: David legte Gott alles vor, was in seinem Herzen war und was ihm auf der Seele brannte. Das ist die Art und Weise, wie auch Sie und ich beten sollten. Die Vorstellung, dass wir Gott alles erklären und unser Verhalten vor ihm rechtfertigen müssten, wenn wir zu ihm beten, ist falsch. Vielmehr können wir direkt zur Sache kommen und Gott ungefiltert alles sagen, was uns bedrückt. David sagt: „Ich zeige an vor ihm meine Not.“ Wir sollten es genauso machen, denn wir können Gott alles erzählen. Er hat ein offenes Ohr für uns. Wie mit einem Freund können wir über alles mit ihm reden. Über unseren Ärger, damit er uns tröstet. Über unsere unbändige Freude, damit er uns hilft, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Wir können Gott anvertrauen, was uns in unserem Leben nicht gefällt, damit er uns hilft, etwas daran zu ändern oder über die Sache

hinwegzukommen. Wir können ihm unsere geheimen Sehnsüchte verraten, damit er unser Verlangen reinigt; über unsere Verwundungen des Herzens sprechen, damit er sie heilt. Ihn

interessiert auch unsere Gleichgültigkeit gegenüber dem Guten, das verdorbene Interesse am Bösen, unsere Eitelkeit, die uns in Versuchung bringt, und unsere geistliche Instabilität. Mit allem können wir zu Gott, unserem Vater, kommen. Haben Sie Zweifel daran, dass es so ist? Nun, blicken wir einfach auf zwei Menschen, die sich lange kennen und einander vertrauen. Sie haben keine Geheimnisse voreinander. Es gibt nichts, worüber sie nicht miteinander diskutieren können. Und selbst wenn sich der eine mal im Ton vergreift: Sie legen ihre Worte nicht auf die Goldwaage. Ohne Hemmungen reden sie aus der Fülle ihres Herzens. Darum möchte ich behaupten: Gesegnet sind die, die solch einen vertrauten und vorbehaltlosen Umgang auch mit Gott haben.

Richten wir unseren Blick nun wieder auf David. In Vers 3 sagt er: „Ich schütte meine Klage vor ihm aus und zeige an vor ihm meine Not.“ Als junger Mann wurde David zum König Israels gesalbt. Doch über viele Jahre blieb König Saul der amtierende König und trachtete David nach dem Leben. Die Jagd schien niemals aufzuhören. Einmal beklagte sich David, er fühle sich wie ein Rebhuhn (vgl. 1 Sam 26,20): ständig auf der Flucht. Vermutlich in dieser Situation erhebt David seine Stimme zu Gott und spricht – ich lese weiter ab Vers 4:

„Wenn mein Geist in Ängsten ist, so nimmst du dich meiner an. Sie legen mir Schlingen auf dem Wege, den ich gehe. Schau zur Rechten und sieh: da will niemand mich kennen. Ich kann nicht entfliehen, niemand nimmt sich meiner an“ (Ps 142,4-5).

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Das war tatsächlich Davids Lage, als er zum ersten Mal den Königshof verließ, um sich vor Saul in Sicherheit zu bringen. Aber wie wir gesehen haben, schlossen sich ihm später vierhundert Männer an. Ich denke, dass David dafür dankbar war, auf diese Weise Unterstützung zu bekommen. – Ich lese weiter ab Vers 6:

„HERR, zu dir schreie ich und sage: Du bist meine Zuversicht, mein Teil im Lande der Lebendigen.

Höre auf meine Klage, denn ich werde sehr geplagt. Errette mich von meinen Verfolgern, denn sie sind mir zu mächtig. Führe mich aus dem Kerker, dass ich preise deinen Namen. Die Gerechten werden sich zu mir sammeln, wenn du mir wohltust“ (Ps 142,6-8).

Soweit die letzten Verse von Psalm 142. Ich denke, dass David hier in einem bildlichen Sinne von einen „Kerker“ spricht, um damit auszudrücken, wie ausweglos ihm alles erscheint. Dennoch vertraut er darauf, dass Gott in herausholen kann aus dieser Lage. Ebenso versteckt sich David vor Saul, um nicht von ihm getötet zu werden, und bittet gleichzeitig Gott um Schutz. Was kann man daraus schlussfolgern? Ich meine, dass David einerseits seinem Herrn vertraut. Aber dass er andererseits auch seinen geheiligten gesunden Menschenverstand gebraucht. Sich leichtfertig wie ein Rebhuhn von König Saul erlegen zu lassen, das kommt für David überhaupt nicht in Frage.

BITTE UM VERSCHONUNG UND LEITUNG

Zu guter Letzt möchte ich jetzt noch auf Psalm 143 eingehen. Wieder handelt es sich um einen Hilferuf Davids. Er hat offenbar keine Skrupel, Gott sein Herz zu öffnen, wann immer ihm danach ist.

Vers 1 lautet:

„Ein Psalm Davids. HERR, erhöre mein Gebet, vernimm mein Flehen um deiner Treue willen, erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen“ (Ps 143,1).

David beruft sich auf Gottes Treue und Gerechtigkeit, um eine Antwort von ihm zu erhalten. Ist das nicht genau das, was auch Christen tun sollen, wenn sie sündigen? Im ersten Johannesbrief, Kapitel 1, lesen wir: „Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit“ (1 Joh 1,9). Wie David sollen wir uns auf der Grundlage von Gottes Treue und Gerechtigkeit an ihn beziehungsweise an seinen Sohn Jesus Christus wenden. – Zurück zu unserem Psalm, aus dem ich nun Vers 6 lese. David spricht zu Gott:

„Ich breite meine Hände aus zu dir, meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land. Sela“ (Ps 143,6).

Ich habe selbst einmal miterlebt, wie es in der Wüste anfing auf den Sandboden zu regnen. Es regnete und regnete und regnete, und das dürre Land hat das Wasser einfach aufgesogen. David hat dieses Bild vor Augen und sagt: „Meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land.“ Und dann fügt er hinzu – weiter ab Vers 7:

„HERR, erhöre mich bald, mein Geist vergeht; verbirg dein Antlitz nicht vor mir, dass ich nicht gleich werde denen, die in die Grube fahren. Lass mich am Morgen hören deine Gnade; denn ich hoffe auf dich. Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir. Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden; zu dir nehme ich meine Zuflucht. Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn“ (Ps 143,7-10).

Soweit die Verse 7 bis 10. Sie zeigen noch einmal, dass David sein ganzes Vertrauen auf Gott setzt.

Gott ist seine Zuflucht und seine einzige Hoffnung. Und er betet: „Lehre mich tun nach deinem

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Wohlgefallen, denn du bist mein Gott.“ Das sollte auch für jeden Christen, für jedes Kind Gottes ein Herzensanliegen sein.

Ins Deutsche übertragen von Kai-Uwe Woytschak

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