• Keine Ergebnisse gefunden

und die Kirchen BANNAUFHEBUNG EINMAL ANDERS Luther

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Aktie "und die Kirchen BANNAUFHEBUNG EINMAL ANDERS Luther"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

BANNAUFHEBUNG EINMAL ANDERS Luther und die Kirchen

Daß in der römischen Liturgie ein seit dem Mittelalter überlieferter „Ritus zur Lösung der Exkommunikation eines bereits Verstorbenen" existiert, mag manchem als makaberes Relikt aus längst verflossener Zeit erscheinen. In der Tat ist es so, daß viele Ritualbücher diözesa•

ner Prägung (sei es aus grundsätzlichen Erwägungen, oder weil man das Formular kaum benö- tigte) die Konsequenz zogen, und das Modell nicht mehr aufnahmen bzw. auf den römischen Band verwiesen. Dort blieb es, bis ins

20.

Jahrhundert abgedruckt, für viele höchstens als Fossil oder Anschauungsmaterial „wie es einmal war" bzw. ,,was es alles gab", erhalten.

Dennoch scheint es, als habe die Vorlage (unbeschadet freilich entbehrlicher Details) mehr Bedeutung als die eines Museumsstücks. Etwas übertrieben ausgedrückt könnte man meinen, daß sie noch nicht verschwinden durfte, weil sie noch eine Aufgabe zu erfüllen hat.

Zunächst einmal wäre zu erwägen, daß die grundsätzliche Seite ins Auge sticht. Da sich die katholische Kirche ja bis ins

19./20.

Jahrhundert (sogar bei Nebensächlichkeiten) im Glanz absolutistisch-unfehlbarer Manier gefiel, ist es erfreulich, daß daneben dennoch - sei es auch oft nur durch Fossilen - die „Kehrseite" wachgehalten wurde. Besser gesagt: es gibt eine Revi- sion - auch bei der Kirche!

Die Sache hat darüber hinaus aber heutzutage eine ganz aktuelle Seite. Von evangelischen Gremien - und nicht nur von dort - ist der Wunsch ausgesprochen worden, der Bann gegen Martin Luther möge aufgehoben werden. Dazu kommt, daß die Zeit der Reformation gerade im Jahre

1971

noch von anderswo her beschworen wird, nämlich durch das Jubiläum eines weiteren bedeutsamen Mannes dieser Epoche: Albrecht Dürer. Man hat in diesem Zusammen- hang schon gesagt, kaum eine Phase sei dem Reformationsjahrhundert ähnlicher als die ge- genwärtige. Nun, das bleibe dahingestellt. Jedenfalls wird uns, bei Luther und Dürer, immer klarer, daß man die teilweise recht einseitige Vereinnahmung dieser Persönlichkeiten für eine Konfession auf die Dauer kaum halten kann. Der Graben läuft auch hier zwischen den Fron- ten.

273

https://doi.org/10.20378/irbo-55370

(2)

Was hat das alles mit dem obigen Formular zu tun? Klammern wir nebensächliche und zeit- bedingte Details aus, ergibt sich, daß das in Frage stehende Muster bei einem Fall vorsieht, daß man zunächst zum Grabe des Verstorbenen (Exkommunizierten) zieht. Im Rahmen eines kurzen Gebetsgottesdienstes hat eine „Absolution" ihren Platz, als deren Kern man den Satz des Liturgen ansehen darf: ,,ich gebe dich der Gemeinschaft der Glaubenden zurück"!

Konfessionelle Schranken werden heute mehr und mehr abgebaut, weil man sieht, daß das Gemeinsame stärker ist als das Trennende. Der Satz: ,,(Martin Luther) du wirst der Gemeinde Christi zurückgegeben", wäre mehr als eine liturgische Geste. Man könnte sich denken, daß Ver- treter der christlichen Kirchen zu einem Besuch am Grabe des Reformators einladen. Dort würden alle seiner gedenken (was nach christlichem Verständnis mehr heißt als historische Reminiszenz) und sich brüderlich die Hand reichen. Zunächst einmal deshalb, weil die Versam- melten in diesem Manne ein Stück von sich selbst erkennen und in ihm verschiedene Linien zusammenlaufen; der dort Bestattete war ja Reformator, aber auch (katholischer) Priester und Ordensmann. Aber noch mehr. Martin Luther ist „Bruder aller Christen", weil er „Bruder

1

Christi" war. An das Grab eines Bruders sollen ja alle kommen, er gehört allen „Verwand- ten".

Es scheint, als zählte das erwähnte Formular - über das „was" und „wie" zeitgenössischer Feier brauchte man nicht zu streiten - zu den Dingen, die über Jahrhunderte hinweg daran erinnern, daß eine wichtige kirchliche „Rechnung" noch nicht beglichen ist. Es wäre jedenfalls mehr gewesen, als ein liturgisches Fossil!

HERMANN REIFENBERG

274

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

LUCAE OPUS EFFIGIES HAEC EST MORITURA LUTHERI AETHERNAM MENTIS EXPRIMIT IPSE SUI Das heißt übersetzt: „Des Lucas Werk ist dies Bild der sterb- lichen Gestalt Luthers,

LUCAE OPUS EFFIGIES HAEC EST MORITURA LUTHERI AETHERNAM MENTIS EXPRIMIT IPSE SUI Das heißt übersetzt: „Des Lucas Werk ist dies Bild der sterb- lichen Gestalt Luthers,

»Sonderedition« der bereits erwähnte, verhältnismäßig preiswerte, vollständige Nachdruck aller Abteilungen der Ausgabe mit separaten »Begleitheften« zur ers- ten Orientierung

Luther litt über weite Strecken seines Lebens an teilweise schweren, sogar lebens- bedrohlichen Krankheiten, die zum großen Teil auch auf die ausschwei- fende und

Nach der Reflexion über Luthers Ausgangsfrage und das diesem zugrunde liegende Gottesbild (Gott als Richter) bietet es sich an, Informationen zum Leben im Kloster ein- zubringen..

fried Röser: Lernzirkel Luther und die Reformation uer Verlag Situation der Kirche; Luther und sein Werdegang Intention: Informationen über die Bedeutung des Ablasses bis

Dann informierst du dich in den Infokarten unter "Station 1" über den Lebenslauf von Luther.. Station 2 Luther wird Mönch - Drehscheibe Station 2 Luther wird Mönch

Das Mittelalter – Martin Luthers Zeit Einführung und didaktisch-methodische Hinweise5. Das Leben