Erg¨anzungen zu Physik II Harmonische Wechselstr¨ome
Harmonische Wechselstr¨ ome
Die Stromkreisanalyse wird vereinfacht, wenn man komplexe Spannungen und Str¨ome einf¨uhrt. Wie bei der Behandlung mechanischer Schwingkreise sind nur die Realteile (bzw. Imagin¨arteile) dieser komplexen Ausdr¨ucke die physikalisch messbaren Gr¨ossen. Statt der reellen elektromotorischen Kraft (EMK)Vm= V◦ cosωtschreiben wir also Vm=V◦eiωt.
1) Ohmscher Widerstand
∼mV◦eiωt R Es ist Vm = V◦ eiωt = VR = IR , also I = (V◦/R)eiωt.StromIund SpannungVRhaben das
gleiche Argument in der Exponentialfunktion, sie sind also in Phase. t Vm
I(t)
2) Selbstinduktion
∼mV◦eiωt q oo oq L
Mit dem Kirchhoff’schen Gesetz ist V◦eiωt=LdI
dt ,also I= Z
dI = V◦ L
Z
eiωtdt= V◦
L 1 iω eiωt. -
I
? 6 m V
∼ Z F¨uhren wir die Abk¨urzung ZL:=iωL ein, so wird I= Vm ZL
=V◦eiωt ZL
.
ZL nennen wir Wechselstromwiderstand oder Impedanz der Selbstinduktion. Mithilfe des Impedanzbe- griffes gestattet die komplexe Schreibweise eine besonders einfache Darstellung der Strom-Spannungs- Beziehungen.Ztritt bei Wechselstr¨omen an die Stelle vonR. Wollen wir den messbaren Strom erhalten,
t Vm
I(t) so m¨ussen wir den Realteil bilden:
<{I(t)}=<{ V◦
iωL(cosωt+i sinωt)}= V◦
ωL sinωt . Der Strom hinkt umπ/2 hinter der Spannung nach, d.h. das Maximum vonI folgt zeitlich nach jenem der Spannung.
3) Kondensator
∼m
Vm C
Mit dem Kirchhoff’schen Gesetz ist V◦eiωt = VC = Q
C, und mit I= dQdt ist iω V◦eiωt= I
C, also I(t) =iω C V◦eiωt, und mit der
t Vm
I(t) Impedanz des Kondensators ZC := 1
iωC wird I= Vm ZC
=V◦eiωt ZC
.
Die reelle L¨osung lautet <{I(t)} =<{iωCV◦(cosωt+i sinωt)} =
−ω C V◦ sinωt – der Strom eilt der Spannung umπ/2 voraus.
4) Serienresonanzkreis
Alle drei Impedanzen sind in Serie hintereinander geschaltet. Mit dem Kirchhoff’schen Gesetz ist V◦eiωt
=I(R+ZC+ZL). Die komplexen Impedanzen d¨urfen addiert werden wie die Ohmschen Widerst¨ande
1
Erg¨anzungen zu Physik II Harmonische Wechselstr¨ome
∼m V◦eiωt
R oooqq L
C und damit ist I(t) = V◦eiωt
R+ZC+ZL
.
Mit den Impedanzen darf in komplexer Schreibweise wie mit Ohmschen Wider- st¨anden gerechnet werden.
F¨ur den Realteil erhalten wir
<{I(t)} = <
V◦
R+iωL+iωC1 eiωt
= <
V◦(R−i(ωL−ωC1 ))(cosωt+isinωt) (R+i(ωL−ωC1 ))(R−i(ωL−ωC1 ))
= V◦(Rcosωt+ (ωL−ωC1 ) sinωt) R2+ (ωL−ωC1 )2 =
V◦
q
R2+ (ωL−ωC1 )2
R2+ (ωL−ωC1 )2 cos(ωt−δ)
= V◦
q
R2+ (ωL−ωC1 )2
cos(ωt−δ) = I◦ cos(ωt−δ) (1)
mit tanδ=ωL−ωC1
R und I◦= V◦
q
R2+ (ωL−ωC1 )2
. (2) Hierzu wurde in der zweiten Zeile die trigonometrische Beziehung
”acosα+bsinα=A·cos(α−δ) mit A=√
a2+b2,tanδ= ab“ verwendet.
Die StromamplitudeI◦h¨angt in ¨ahnlicher Weise vonωab wie die Amplitude der station¨aren, erzwungenen Schwingung eines linearen, harmonischen Oszillators. Auch die WechselstromamplitudeI◦(ω) zeigt
tk 6 t1/2
t
Io b
Io max
+//2 0 Io max
2
0 <//2
Resonanz.I◦ erreicht seinen maximalen Wert I◦=I0,max=V◦
R , wenn ωL= 1
ωC, d.h. ω2=ω2◦= 1 LC . Die Resonanzfrequenz ist gerade durch die Thomson- Bedingung1 beim unged¨ampften LC-Schwingkreis gegeben. An dieser Stelle ist δ = 0, d.h. Strom und Spannung sind in Phase. Die Breite der Resonanz- kurve wird wie in der Mechanik durch die D¨ampfung, d.h. durchRbestimmt. Der genaue Vergleich von Gleichung (2) mit der Amplitude der erzwungenen mechanischen Schwingung zeigt, dassR/Lder mecha- nischen Gr¨osse b/m(mit b als Proportionalit¨atskonstante der D¨ampfung) entspricht. Somit k¨onnen wir auch die in der Mechanik hergeleitete Formel2 f¨ur die Halbwertsbreite der Resonanzkurve bei schwacher D¨ampfung (∆ω1/2 ' √
3b/m) ¨ubernehmen. Mit R/L anstelle von b/mist also die
”gesamte Breite bei halber H¨ohe”(FWHM = Full Width at Half Maximum):
∆ω1/2≈√ 3 RL .
Anwendung: Mit dieser Resonanz eines Schwingkreises wird bei Radio- oder TV-Empf¨angern selektiv eine Sendefrequenz herausgefiltert.
5) Parallelschaltung
∼m q q
q q R
RΩ
C
q oo ooq L
Die Rechnung l¨auft analog zum vorherigen Beispiel. Es sei nur noch erw¨ahnt, dass bei der Parallelschaltung von Impedanzen wie bei der von Ohm’schen Wi- derst¨anden gilt: 1
Ztot
=X
i
1 Zi
.
Als 2. D¨ampfung wirkt der Ohm’sche WiderstandRΩder Spule.
1Vgl. dazu die (noch folgenden) Erg¨anzungen
”Der Thomsonsche Schwingkreis“.
2Siehe Erg¨anzungen
”Der lineare Harmonische Oszillator“, Abschnitt 3, Gl.(26).
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