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Griechenland: Neue Hilfskredite sind nicht das Problem

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Nr. 32/2015 14. August 2015

DGB Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Griechenland: Neue Hilfskredite sind nicht das Problem

Die griechische Regierung hat sich mit den Gläubiger- Institutionen auf Bedingungen für neue Hilfskredite ge- einigt. Die zusätzlichen Gelder sind nötig, um einen Zahlungsausfall des Landes und schlimmere Konse- quenzen für Griechenland und die Eurozone zu verhin- dern. Dennoch wird hierzulande erneut Widerstand ge- gen ein neues Hilfspaket laut. Deutschland habe in der Krise „genug gezahlt“ – so die Parole.

Aber diese Argumentation ist falsch: Bisher hatte der deutsche Steuerzahler gar keine Kosten. Die deutsche Staatskasse hat von der Euro- und Griechenlandkrise sogar profitiert, wie eine neue Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) aufzeigt. Das IWH be- ziffert den Gewinn, den der deutsche Fiskus seit 2010 aus der Eurokrise gezogen hat, auf mindestens 100 Mil- liarden Euro. Grund ist die Zinsersparnis bei deutschen Staatsschulden: Durch die Unsicherheiten auf den Fi- nanzmärkten stieg in der Eurokrise die Nachfrage nach sicheren Geldanlagen wie deutschen Staatsanleihen.

Die Nachfrage nach den deutschen Schuldscheinen drückte die Zinsen, die Refinanzierung wurde für die deutsche Regierung zum Schnäppchen (siehe Grafik).

Hinzu kommt, dass Griechenland Zinsen für die Hilfskre- dite zahlte. Zwischen 2010 und 2014 hat Deutschland so rund 360 Millionen Euro Zinsen kassiert.

Kosten kommen auf den deutschen Staat erst zu, wenn die Griechenland-Kredite ausfallen. Paradoxerweise ha- ben ausgerechnet die Reform-Auflagen, die von den Gläubigern gegenüber Griechenland durchgesetzt wur- den, die Wahrscheinlichkeit eines solchen Zahlungsaus- falls erhöht: Die erzwungenen Renten-, Sozial- und Lohnkürzungen und der krasse öffentliche Sparkurs ha- ben Wirtschaftsleistung und Steuereinnahmen massiv gedrückt und die Arbeitslosigkeit ansteigen lassen. Eine

denkbar schlechte Ausgangslage für eine Entschuldung.

Die Schuldenquote ist entsprechend sogar gewachsen.

Daher ist es gut, dass das jetzt ausgehandelte neue Re- form-Paket einen weniger radikalen Sparkurs vorsieht, als ursprünglich befürchtet: So muss im laufenden Jahr kein Primärüberschuss (Haushaltsüberschuss ohne Zins- ausgaben) erzielt werden. Sinnvoll ist auch, dass kon- krete Maßnahmen zur Bekämpfung von Korruption und Schwarzarbeit vorgesehen sind, dass die Funktion von Statistikbehörde und Verwaltungen gestärkt, Steuerhin- terziehung und -umgehung bekämpft werden sollen.

Zu kritisieren ist der nach wie vor bestehende Glaube an Austerität und Kürzungen: Massenentlassungen sol- len wohl vereinfacht, die Nachwirkung von Tarifverträ- gen verkürzt, Rentenzahlungen gesenkt werden. Das al- les reduziert tendenziell Einkommen und Kaufkraft. Von der Fiskalpolitik werden weiter negative Konjunkturef- fekte ausgehen, positive Impulse zur Ankurbelung der Wirtschaft sind nicht ausreichend vorgesehen.

Genau solche Impulse müssen jetzt dringend folgen:

Eine Investitionsoffensive, vor allem im Energiesektor, kann kurz- und langfristig Wachstum generieren. Zu- dem braucht es eine Schuldenkonferenz, um eine Schul- denumstrukturierung bzw. ein Schuldenmoratorium zu erreichen. So bekäme Griechenland Luft zum Atmen.

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