Rudolf Meyer: Die Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 1
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5 | Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 5/1
1 Verkündung Wilhelm I., K önig von Preußen, zum Deutschen Kaiser.
Aufgaben
a
Das Gemälde von Anton von Werner (5.1) ist eine Auftragsarbeit.Versuche eine Bildinterpretation.
b
Weshalb hatte Frankreich kein Interesse daran, dass im Osten ein Nationalstaat „Deutschland/Deutsches Reich“ entstand?
c
Die Kaiserproklamation1 fand im traditionsreichen Spiegelsaal des Schlosses von Versailles bei Paris statt – und nicht etwa in der neuen Reichshauptstadt Berlin. Welche Wirkung musste das in Frankreich zwangsläufig haben?d
Gib eine Stellungnahme zum Proklamationstext aus damaliger und aus heutiger Sicht.Material
5.1
Kaiserproklamation am 18. Januar 1871 im Spiegel saal von Schloss Versailles5.2
Der Text der Proklamation des Deutschen KaisersWilhelm I., Deutscher Kaiser 1884 in Generalsuniform
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Material 5.2
Der Text der Proklamation des Deutschen Kaisers
Nach Verhandlungen zwischen den süddeutschen Ländern und Preußen im November/Dezember 1870 erfolgte am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles die Proklamation des preußischen Königs Wilhelm I. (1797–1888) zum ersten Deutschen Kaiser. Dieses erfolgte mit der Annahme der Kaiserwürde durch den preußischen König Wilhelm I. als Primus inter Pares (lateinisch: Erster unter Gleichen) unter den deutschen Fürsten. Bismarck wurde Reichskanzler des Deutschen Reiches und verlas die Kaiserproklamation an das deutsche Volk vor den anwesenden Vertretern der deutschen Fürsten und Länder in Versailles.
Die von Bismarck verlesene Proklamation an das deutsche Volk über die Annahme der deutschen Kaiserwürde durch den König von Preußen:
Quellen: Kohl, Horst (Hrsg.): Die Begründung des deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer, Leipzig 1912, S. 92 f. Und in: Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, R 673.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, nachdem die deut- schen Fürsten und freien Städte den einmütigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reichs die seit mehr denn sech- zig Jahren ruhende deutsche Kaiserwürde zu erneuern und zu überneh- men, und nachdem in der Verfassung des Deutschen Bundes die entspre- chenden Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, dass Wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vaterland betrachtet haben, diesem Ruf der verbündeten deutschen Fürsten und Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwürde anzunehmen.
Demgemäß werden Wir und Unsere Nachfolger an der Krone Preußens fortan den kaiserlichen Titel in allen Unseren Beziehungen und Ange- legenheiten des Deutschen Reiches führen, und hoffen zu Gott, dass es der deutschen Nation gegeben sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segensreichen Zukunft entgegenzuführen. Wir übernehmen die kaiserliche Würde in dem Be- wusstsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängig- keit Deutschlands, gestützt auf die geeinte Kraft seines Volkes, zu verteidigen. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, daß dem deutschen Volke vergönnt sein wird, den Lohn seiner heißen und opfermutigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem Vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherung gegen erneute Angriffe Frankreichs gewähren.
Uns aber und Unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht an siegreichen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Frie- dens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung.
Gegeben Hauptquartier Versailles, den 17. Januar.
Wilhelm
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Textquellen
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Augstein, Rudolf, in: Wilhelm von Sterneburg (Hrsg.): Die deutschen Kanzler: von Bismarck bis Schmidt, Königstein 1985.
Bremm, Klaus-Jürgen: Das Zeitalter der Industrialisierung, Theiss/WBG, Darmstadt 2014.
Brief aus Berlin (27): Zum Bismarckjahr 2015, in: „Mitteilungen“, Theodor Fontane Gesellschaft e. V.
Clark, Christopher: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947; Übers.: Richard Barth, Norbert Juraschitz, Thomas Pfeiffer © 2007, Deutsche Verlags-Anstalt, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH.
Deutsch-französische Materialien für den Geschichts- und Geographieunterricht (www.deuframat.de);
Fischer, Fritz, Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18 (1961), Düsseldorf: Droste 1984.
Fontane, Theodor: Gedicht „Wo Bismarck liegen soll“.
de.wikisource.org/wiki/Wo_Bismarck_liegen_soll_%28Fontane%29
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Kroll, Frank-Lothar: Berliner LeseZeichen, Ausgabe 05/0 (www.berliner-lesezeichen.de).
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Kürenberg, Joachim von: War alles falsch? Das Leben Kaiser Wilhelms II., Athenäum, Bonn 1951.
Munzinger, Paul: 31. März 2015, 200 Jahre Bismarck – Dämon außer Dienst (www.suedeutsche.de).
Neitzel, Sönke: In: Zeitalter der Weltkriege. Wie die Weltkriege entstanden, In: Informationen zur politischen Bildung Nr. 321/2014 (www.bpb.de/izpb/183855/wie-die-weltkriege-entstanden?p=all)
Osterhammel, Jürgen: Lebensverhältnisse und Milieus, Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.):
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Ullrich, Volker: Die nervöse Großmacht. Aufstieg und Untergang des Deutschen Kaiserreichs. 6. Auflage, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2006.
Ullrich, Volker: Kaiser Wilhelm II. – Prinz und Bummelknabe. In: Die Zeit Campus, Nr. 4/2008, Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, R 673.
Wippermann, Karl: Deutscher Geschichtskalender 1897, Band 2., Leipzig: Grunow, 1898. Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift, Heft 6/1997 (www.berlinische-monatsschrift.de).
Abbildungen
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Ölgemälde der Proklamation des preußischen Königs Wilhelm I. als Deutscher Kaiser in Versailles (3. Version des Gemäldes, 1885) von Anton von Werner (Bismarck-Museum Friedrichsruh), commons.wikimedia.org/wiki/File:Wernerprokla.jpg.
Wilhelm I., Deutscher Kaiser in Generalsuniform, Kabinett-Fotografie, Wilhelm Kuntzemüller, commons.wikimedia.org/wiki/File:Kaiser_Wilhelm_I._.JPG?uselang=de