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108 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2017 | www.diepta.de

I

n der CVS Pharmacy – neben Walgreens eine der bedeu- tendsten Apothekenketten in den USA – erwartet sie im Ge- gensatz zu einer deutschen Apotheke keinerlei Beratung, sofern sie ihr Arzneimittel an dem Ausgabenschal- ter abholt, der mit einem Pharmacy Technican besetzt ist. Das Berufsbild des Pharmacy Technican entspricht

noch am ehesten dem einer PTA – auch wenn dieser Vergleich äußerst gewagt ist und lediglich auf der Ge- meinsamkeit basiert, dass er wie seine deutsche Kollegin kein Phar- mazie-Studium absolviert hat.

Der Pharmacy Technician wird in der Übersetzung nicht nur als Phar- mazie-Techniker, sondern auch als Pharmazie-Assistent oder als Phar-

mazie-Helfer bezeichnet. Insbeson- dere letztgenannter Begriff dürfte die berufliche Tätigkeit am genauesten bezeichnen, denn im Gegensatz zur deutschen PTA ist sein Aufgabenge- biet wesentlich enger gefasst. So be- steht die Hauptaufgabe darin, ver- schriebene Medikamente unter der Aufsicht des Apothekers zu dosieren und abzugeben. Dazu muss man wissen, dass die Kommunikation im Zusammenhang mit verschrei- bungspflichtigen Medikamenten grundsätzlich anders abläuft als in Deutschland.

Packungen werden individuell zusammengestellt Während hier- zulande der Arzt eine bestimmte Pa- ckungsgröße verordnet, werden in Amerika individuelle Arzneimittel- mengen ausgegeben. Das hat auch damit zu tun, dass amerikanische Krankenkassen nicht gleich für die volle Arzneimittelmenge aufkom- men wollen und die Gesamtmenge unterteilt ist. Die dadurch erforderli- chen Nachbestellungen werden „re- fills“ genannt.

Sofern der Patient versichert ist, muss er einen sogenannten co- pay-Betrag zahlen. Ohne Kranken- versicherung muss der Patient die Kosten vollumfänglich übernehmen.

Anders als in Deutschland ist in Amerika eine bemerkenswert große Zahl an Menschen nicht versichert.

In der Regel werden die Abgabemen- gen per Fax oder telefonisch vom Arzt an den Apotheker kommuni- ziert. Bevor der Pharmacy Techni- cian die erforderliche Arzneimittel-

Besser als ihr Ruf

Wenn die mexikanische Haushaltshilfe Santa in eine Apotheke geht, überlegt sie zuerst, ob sie ihre Medikamente in einem Supermarkt einkauft oder doch lieber zur näher gelegenen CVS-Apotheke fährt.

PRAXIS APOTHEKEN IN DEN USA

© Claus Ritzi

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2017 | www.diepta.de

menge zusammenfasst und dann ein Label kreiert, das in Form einer Banderole den Inhalt der Pa- ckung beschreibt, hat der Apotheker die Verschreibung des Arztes auf Sinnhaftigkeit geprüft. Das bedeutet nicht nur, dass er das Medikament als solches checkt, sondern es auch im Kontext anderer Arzneimittel prüft, die der Patient ansonsten noch zu sich nimmt. Dieses Verfahren wird auch Doppelcheck genannt.

Die Abgabe am Schalter erfolgt dann in der Regel völlig ohne Beratungs- gespräch. Selbst die in Deutschland üblicherweise gestellte Standard- frage, für wen denn das Medikament bestimmt sei, entfällt zugunsten eines Small-Talks. Und wer es ganz bequem haben will, kann seine be- stellten refills auch am drivethru- Schalter wie bei McDonald’s ab- holen.

Wird ein Beratungsgespräch für not- wendig erachtet, wendet sich der Kunde an einen extra dafür einge- richteten Schalter, den consultation counter. Hier darf ausschließlich ein approbierter Apotheker Medika- mente abgeben.

Übrigens unterscheiden sich die Kompetenzen und die Ausbildungs- wege des Pharmaceuticial Technican von Bundesland zu Bundesland.

Während Jim, der rangoberste Phar- maceutical Technican des Teams, das Santa am Ausgabenschalter ihrer CVS-Apotheke im kalifornischen San Luis Obispo antrifft, eine zwei- jährige Ausbildung nachweisen kann, ist es durchaus möglich, dass seine Kolleginnen und Kollegen in einem anderen Bundesstaat lediglich einen viermonatigen Fernlehrgang absolviert haben. Unter Umständen wurden die Lerninhalte in Abend- kursen während einer anderen be- ruflichen Tätigkeit online erarbeitet.

Wer nun einwenden möchte, dass es doch merkwürdig sei, dass die Aus- bildung je nach Bundesstaat variiere, sollte sich die Größe dieser Bundes- staaten vor Augen führen – die ja teilweise mit der Ausdehnung von Deutschland vergleichbar sind.

Größeres Aufgabenspektrum im Hospital Während der Pharma- ceutical Technician in der normalen Vor-Ort-Apotheke unter Umstän- den auch für die Bevorratung der Medikation verantwortlich sein kann, muss er diese Aufgabe in der Krankenhaus-Apotheke zwingend mit übernehmen. Die Hilfskraft ist auch häufig für die Inventur zustän- dig und prüft das Verfallsdatum der Arzneimittel. Neben dem Ausfüllen von Bestellscheinen prüft der Phar- maceutical Technician auch den bei den verschiedenen Firmen be- stellten Medikamenten-Eingang. In der Klinik-Apotheke gehört es auch zu seinem Aufgabenbereich, dass er beispielsweise Injektionen präparie- ren muss.

Im Hinblick auf den Patienten pflegt die Hilfskraft am Computer auch dessen Medikationsprofil. Und auch die Kommunikation mit den Versi- cherungen fällt in der Regel in sein Tätigkeitsfeld. Der Assistent muss sich also mit den Formularen für die Versicherungen auskennen und muss im gegebenen Fall auch Geld von ihnen einfordern.

Ein weiterer Schwerpunkt besteht darin, Gerätschaften in der Kranken- haus-Apotheke zu säubern und de- ren Funktionsfähigkeit zu überprü- fen. Selbstverständlich muss der Pharmaceutical Technican auch die allgemeine Fach-Terminologie einer Apotheke beherrschen.

Studium patientenorientiert Auch wenn deutsche Touristen auf den ersten Blick den Eindruck ha- ben, dass das amerikanische Apothe- kenwesen einfach zu locker sei, so ist dieses Urteil nicht ganz fair. Denn wenn man die Ausbildung der US- Pharmazeuten ins Visier nimmt, so wird zwar schnell klar, dass das Stu- dium in Amerika andere Schwer- punkte hat als hierzulande – diese haben aber auch ihre Vorteile. Der größte Unterschied dürfte darin be- stehen, dass die Kommunikation mit den Patienten, den Ärzten und dem Pflegepersonal aktiv geschult wird.

So werden beispielsweise in Kursen

anhand von Fallbeispielen in Klein- gruppen die Zugänglichkeit, die Kos- ten und die Qualität von pharmazeu- tischen Behandlungen diskutiert.

PTAs, die ohnehin versiert sind im Umgang mit Patienten und ein Phar- mazie-Studium erwägen, könnten – entsprechende Sprachkenntnisse vo- rausgesetzt – durchaus überlegen, einige Semester in Übersee zu absol- vieren.

Bemerkenswert ist auch der Um- stand, dass es teilweise an pharma- zeutischen Universitäten – wie etwa im Bundesstaat Florida – während der ersten beiden Studienjahre kei- nen Chemiekurs mit Laborarbeit, also keine Titrationen, keine ins- trumentelle Analytik und keine Syn- thesechemie gibt. Stattdessen dreht sich fast die Hälfte der pharmazeuti- schen Inhalte um den Bereich der Klinischen Pharmazie mit Kursen etwa zur Pharmakotherapie.

Im dritten und vierten Jahr durch- laufen die Studenten neben den Uni- Veranstaltungen ein elf Monate dau- erndes Praktikum, das sich aus mehreren Stationen zusammensetzt.

Pflichtstationen sind Allgemein- medizin, ambulante Versorgung und öffentliche Apotheke sowie eine Auswahl zwischen Pädiatrie, Geria- trie und Onkologie. Zur Auswahl stehende Stationen sind Kardiologie, Intensivmedizin, Ernährung, Psych- iatrie, Notfallmedizin oder Toxiko- logie. Dass der Praxisbezug im Vor- dergrund steht, wird auch deutlich, wenn beispielsweise während des Studiums im „CVS Pharmacy Tea- ching Laboraty“, also in einer Art kleinem Apothekennachbau, unter- richtet wird. Sollte Santa eines Tages also tatsächlich ein Gespräch mit einem Apotheker wünschen, wird sie vermutlich äußerst verständlich und kompetent beraten. ■

Claus Ritzi, Pharmajournalist (wdv)

Referenzen

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