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Zur Inschrift des Mesa'.
Von Franz Praetorius.
In dem auf Zl. 7 mit ■'iny beginnenden Satze wird das
zweite Verbum, ai23''l (Zl. 8), allgemein als aTsn gedeutet: „Und
^Omri nabm das ganze (?) Land Medeba ein und wohnte darin
seine Tage und die Hälfte der Tage seines Sohnes, vierzig Jahre
lang'. Nehmen wir (wie in obiger Übersetzung) 'Omri als Subjekt
von att3"'T, so müssen wir uns mit einem unerhört schiefen Ausdruck
des beabsichtigten Gedankens abfinden ; nehmen wir aber Israel als
Subjekt von aci, so entsteht eine nicht minder unerträgliche Härte
und Unverständlicbkeit des Ausdrucks. Aus dieser Altemative ist
man bisher nicht herausgekommen.
Ich glaube , die Stelle deutet mit großer Wahrscheinlich! 'i
darauf hin, daß hier Terminus technicus ist: a-min „(eine
Besatzung) hineinlegen", pass, aiäirt; vielleicht auch a;ä^ „drinliegen
(von einer Besatzung)". Also: „Und 'Omri nahm das ganze (?)
Land Medeba ein und legte eine Besatzung hinein (aci'l) seine
Tage und die Hälfte der Tage seines Sohues, vierzig Jahre lang".
Die auch hier noch fühlbare, wenn auch wesentlich gemilderte
Schiefheit des Ausdrucks schwindet vollständig, sobald wir das
Passivum lesen : ,. . . und es ward eine Besatzung hineingelegt
(a«ji"i) seine Tage und die Hälfte der Tage seines Sohnes, vierzig Jahre lang". Oder auch: „und es lag eine Besatzung darin (ac;;])'.
Auch in dem auf Zl. 18 mit bNIC "pm beginnenden Satze
möchte ich lesen attäi"] (Zl. 19): „Und der König von Israel baute
Yahas und legte eine Besatzung hinein bei seinem Kampfe mit mir."
Trotz des Suffixes in dem nun folgenden nisnaii.
In diesen beiden Stellen, in denen Me§a' von israelitischen
Königen spricht, bedient er sich des kurzgefaßten aci, ohne die
Besatzung näher zu bezeichnen. Anders, wo er von sich redet.
Nämlich Zl. 13: „ und ich legte als Besatzung hinein die Männer
•)-na und die Männer n'nntt".
Eines andern Ausdruckes bedient sich Mgsa' in dem Zl. 19 a. E.
mit aNai2 npNl beginnenden Satze. „Und ich nahm aus Moab
Bd. LIX. 8
34 Praetoriu», Zur Insclirift des Meia'.
200 Mann, all seine iön, und brachte sie nach Yahas und nahm es
in Besitz, um es zu Dibon hinzuzufügen." Wenn es sich hier etwa
um einen Kriegs zug mit den 200 Mann handelte, so hätte sich
M§§a' sicher nicht so kurz ausgedrückt; außerdem steht ja unmittelbar vorher ,und Kamos vertrieb ihn vor mir", womit die kriegerische
Handlung gegen Yahas abgeschlossen erscheint. — Ich glaube, daß
Me§a' mit dem anderen Ausdruck (nicht awNi !) auch einen anderen
Sinn beabsichtigt hat. Allgemein ist- die Schreibung loi aufgefallen
(für ©Nl). Aber es handelt sich hier m. E. gar nicht um ttjttl
.Häuptling", sondern gerade um das Gegenteil, um län ,arm,
gering". Dazu paßt der Ausdruck npNi, der auch stehen könnte,
wenn das Objekt eine Sache wäre. Also : »und ich nahm aus Moab
200 Mann, lauter geringe Leute, und brachte sie u. s. w.". Diese
besitzlosen Leute siedelt MeSa' in dem von der israelitischen Besatzung
freigewordenen Yahas an, dadurch die Stadt tatsächlich zu einer
moabitischen Kolonie machend (pi"i \y ncob).
ZL 8 f. «Und Kamos gab es (Medeba) zurück in meinen Tagen"
sieht durchaus nicht nach einer Eroberung durch MeSa' aus,
denn vielmehr nach einer freiwilligen Räumung seitens der Israeliten,
d. h. nur insofern freiwillig, als die Moabiter hierbei noch nicht
als offene Peinde in Betracht kommen. Wenn die Angabe 2 Kön. 1,1,
daß Moab erst nach Ahab's Tode von Israel abgefallen sei, der
Wahrheit entspricht, so könnte nach dem Wortlaut der Inschrift
die Wiedergewinnung von Medeba durch die Moabiter sehr wohl
noch unter Ahab's Regierung stattgefunden haben ; denn auch mir
scheint es einleuchtend (vgl. Lidzbarski, Ephem. I, 144), daß die
Wiedergewinnung von Medeba den im weiteren Verlauf der Inschrift
erzählten Ereignissen zeitlich vorangeht.
MeSa' redet (Zl. 7) ausdrücklich von dem »ganzen (?) Lande
Medeba", das 'Omri in Besitz genommen und Kamos ihm, dem
Mesa', zurückgegeben habe. Also nicht von der Stadt Medeba.
Unmittelbar darauf und unvermittelt fährt MeSa' fort: »Und ich
baute pMbsa . . und baute ^ni-ip*. Das läßt darauf schließen,
daß sowohl "jsabya wie "in-iip zum »ganzen (?) Lande Medeba"
gehören, also nahe der Stadt Medeba lagen. Da über die Lage von
■jn'^lp (O'^r^'^p) verschiedene Meinungen geäußert worden sind, so
kann dieser Gesichtspunkt wohl hervorgehoben werden.
Es ist mehrfach bemerkt worden, daß aiiJNi (Zl. 12) »und
ich nahm gefangen" darauf deutet, daß unter dem folgenden Objekt
eine Person zu verstehen ist. Wenn ich nun vermutungsweise
übersetze »und ich führte von dort gefangen fort den Ariel, ihren
(der Stadt, oder des Volkes) Hauptmann, und schleppte ihn vor
Kamos in n^ip", so veranlaßen mich dazu Stellen assyrischer In¬
schriften , die berichten , daß die Bevölkerung oder Besatzung der
eroberten Stadt niedergemetzelt, der Hauptmann aber lebendig ge¬
fangen worden sei. MeSa' gibt einigermaßen zu verstehen, daß er
Praetorius, Zur Inschrift des Meia'. 35
den Hauptmann , als erlesensten Teil der Kriegsbeute , vor Kamos
ceopfert habe ; vgl. Robertson Smith, Religion der Semiten, deutsch
von Stühe, S. 311. — Der Name könnte auch bNi'iis gelesen werden;
ich ziehe bN"''iN oder auch bs^iNdeshalb vor, weil "'bN'iN als
gaditischer Name überliefert wird, und weil es sich auch hier um
na (Zl. 10) handelt. Die Bedeutungssphare von mn ist lediglich
aus dem vermuteten Zusammenhange erschlossen.
Ich habe den Eindruck, als handle es sich in dem auf Zl. 25
mit TnD beginnenden Satze um Opferung israelitischer Ge¬
fangener für die Gründung von nnip ; woran wohl schon Ganneau
gedacht hat.
1) ZI. 17 f. nehme ich nicht ''bt*1N an, sondern "»bD TN.
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Hottentottische Laute und Lehnworte im Kafir.
Von Carl Meinhof.
[Fortsetzung.]
15. Ich lasse eine Liste von Stammwörtern folgen, aus denen
hervorgeht, daß die überwiegende Mehrzahl der allgemeinen Bantu¬
stammwörter auch im Kafir vorhanden ist, und daß alle diese
Stämme nur Laute enthalten, die im Schema zu II, 10 stehen.
yaka „bauen".
akha „ein Haus bauen".
umu-yaka 3. „Jahr".
i-hya'ka 9. „Jahr".
Davon mit Beibehaltung des Prä¬
fixes hy: u-hya'ka (? 14.?) „Jahr"
um-hyd'ka 3. „Jahr".
yak-ama 11. „sich „aufsperren".
as-ulca 1., e. „sich trennen von",
vgl. akh-ama 11. „den Mund
aufsperren, gähnen".
umu-yana 1. „Kind".
uhy-ana 1. „Sohn".
yan-ilca „in der Sonne trocknen".
an-e'ka „zum Trocknen an der
Luft ausbreiten".
umu-yanga 1. „Arzt".
i-hyahgi 9. „Arzt".
um-hyahgi 1. desgl.
Davon iHku-hyahga „ärztliche
Kunst ausüben".
-yaiuja „Handfläche".
is-anza 7. „Hand".
yava „teilen".
a^ba „teilen".
0 *
umu-yel% 3. „Mondschein".
uny-ezi 1. „früh morgens".
yenda „gehen".
enda „sich verheiraten" (von der
Braut, die aus des Vaters
Hause geht).
Bei den Fingu: Vom Bräutigam:
„zum Wobnplatz des Vaters
der Braut gehen".
um-endo 3. „Weg, Straße".
am-endu 6. „Kraft, Ausdauer
zum Laufen, Reisen".
yia „gehen".
ya „gehen".
yi-ama, yi-ma 11. „stehen".
ma (ema) „stehen", doch vgl.
Nama mä.
ama-yiyi 6. „Wasser".
ama-nzi 6. „Wasser" mit Aus¬
lassung der ersten und Nasa¬
lierung der zweiten Silbe. Da¬
von unter Beibehaltung des
ma-Präfixes u^bu-ma-nzi 14.
„Nässe".
yik-ala 8, b. „bleiben, wohnen".
sala „sitzen, bleiben, wohnen".