Uber einige Vokalentsprechungen
in mongolischen Lehnwörtern im Tuvinischen
Von Nikolaus Poppe, Seattle
Zu den Besonderheiten der meisten lebendigen mongolischen Sprachen
gehört der Verlust der kurzen Vokale der nichtersten SUben ihrer ur¬
sprünglichen Artikulation und, in vielen FäUen, sogar der vollständige
Schwund der betreffenden Vokale. So z.B. werden die ursprünglichen
kurzen Vokale der nichtersten Silben im Khalkha durch unvollständig
artikulierte Murmelvokale vertreten^, die phonologisch als Schwa zu¬
sammengefaßt werden können^. Im Kalmückischen sind dieselben
Vokale sehr kurz und stellen in vielen FäUen Gleitlaute (glides) dar, die
eine genau bestimmbare Artikulation entbehren und deren Funktion von
silbentragenden Konsonanten übernommen wird^. In anderen mongoli¬
schen Sprachen, z.B. im Burjatischen, haben sich die Vokale als solche
ganz gut erhalten, jedoch haben sie ihre urspünglichen Artikulationen
auch dort eingebüßt und sich dem Vokal der ersten Silbe assimiliert,
z.B. xolo < *qola ,,weit" = mo. (Schriftmongolisch) qola id.
Obgleich das Schriftmongolische den ursprünglichen Vokahsmus der
nichtersten Silben im allgemeinen gut bewahrt hat, kommen auch dort
zahlreiche AssimilationsfäUe vor. So z.B. kommt das Wort moygol
„Mongole" im Schriftmongolischen nur in dieser Form vor, obgleich die
ursprüngliche Form *mor)gal war (vgl. z.B. bei Piano Carpini und
Rubruck). Ein anderes Beispiel ist mo. horo ,,grau", das auch in der
Geheimen Geschichte (GG) diese Form hat*, während dieses Wort auf
*bora zurückgeht, das im Wörterbuch Muqaddimat al-Adab belegt ist^.
Aus diesen Beispielen geht hervor, daß die Assimilation ziemhch hohen
Alters ist. In einigen FäUen hat sie sich schon im Altmongolischen, d.h.
in einer vorschriftlichen Periode vollzogen. Als Beispiel möge mo. altan
1 G. J. Ramstedt, „Das Schriftmongolische und die Urgamundart phonetisch
verglichen", JSF0uX.XI:2 (1903), S. 34. 36, 55.
2 J. C. Street, Khalkha Structure, Indiana University, Bloomington 1963,
S. 58ff., 70ff.
3 G. J. Ramstedt, Kalmückisches Wörterbuch, Helsinki, S. XI — XII. Vgl.
J. C. Street, „Kalmyk Shwa", American Studies in Altaic Linguistics,
Indiana University, Bloomington 1962, S. 263 ff.
* E. Haenisch, Wörterbuch zu Manghol un niuca tobca'an (Yüan-
ch'ao pi-shi), Geheime Geschichte der Mongolen, Wiesbaden 1962, S. 19.
» H.H. rionne, iVloHro.iibCKHH CJiGsapb IVlyKaflaHMar aJi-A^aS, 1— III,
MocKBa-JlCHHHrpa« 1938, S. 121. (Weiter Mu.)
8 ZDMG II8/I
114 Nikolaus Poppe
„Gold" dienen, das auf das alttürkische altun oder aüin ,,Gold"
ziuückgeht: altun müßte lautgesetzlich mo. * altun ergeben (wie qatun >
mo. qatun „Königin, Gattin eines Herrschers"), während aMin ein
*al6in ergeben hätte. Daraus folgt, daß es keineswegs leicht ist die
m-sprüngliche Klangfarbe eines Vokals in der zweiten oder dritten Silbe
wiederherzustellen.
Es ist bekannt, daß das uigurisch-mongolische Alphabet nur einen
Buchstaben für alle runden Vokale in den nichtersten Silben hat. Aus
diesem Grunde ist es in gewissen Fällen unmöghch den Vokal richtig
wiederherzustellen und, folglich, auch richtig zu transkribieren. Um ein
einheitliches System zu schaffen, haben wir einmal vorgeschlagen, nach o
der ersten Silbe in Stämmen nur o, in Suffixen aber nur u zu schreiben,
z.B. oroqu „eintreten"^. Dies ist keine ideale Lösung des Problems ge¬
wesen und es wurde später von uns erkannt, daß auf o der ersten Silbe
in den darauffolgenden SUben die Vokale a, o imd u auftreten konnten*.
Zuletzt gelang es uns zu entdecken, daß das ursprünghche u der zweiten
Silbe den Vokal o der ersten Sübe in gewissen Dialekten des Ordos-
Mongohschen in u verwandelt hatte, z.B. ord. muDu ,,Baum" = kh.
(Khalkha) moDDV id. = mo. modun id., während o der ersten SUbe vor
*a (und vor einem aus *a entstandenen o) unverändert geblieben war*.
Auf Grund dieser Beobachtung ist es nun möglich geworden, die Vokale
*u rmd o < *a in den nichtersten SUben genau zu unterscheiden, zumal
das erwähnte Wörterbuch Muqaddimat al-Adab zahlreiche Beispiele mit
a in der zweiten Sübe enthält, dem im Schriftmongolischen o ( < *a)
entspricht, vgl. Mu. dotara ,, inwendig" = GG, mo. dotora id.*
Das Wörterbuch Muqaddimat al-Adab, gewisse Dialekte des Ordos-
Mongolischen und der Tsongol-Dialekt des Burjatischen^ ermöglichen also
1 H. H. nenne, TpaMMaraKa nHCbMeHHO-MOHrcnbCKoro HSbiKa, MocKsa-
JlcHHurpaa 1937, S. 39.
" N. Poppe, Orammar of Written Mongolian, Wiesbaden 1954, S. 12.
Dementsprechend müssen auf ö der ersten Silbe die Vokale e, ö und ü auf¬
treten können.
' N. Poppe, „Remarks on the Vocalism of the Second Syllable in Mon¬
golian", HJAS 14 (1951), S. 191—195.
* Aus diesem Grunde ist es unrichtig mongyul „Mongole", boru „grau",
hotuyu(n) „junges Kamel" usw. zu schreiben wie diese Wörter in Lessings
Wörterbuch transkribiert werden, vgl. F. D. Lessino, General Editor, Mon¬
golian-English Dictionary, Compiled by M. Haltod, J. G. Hangin, S. Kas-
SATKiN, and F. D. Lessino, Berkeley and Los Angeles 1960, S. 121, 123,
542. Es sei hinzugefügt, daß der Verfasser dieses Aufsatzes mehrfach ver¬
sucht hat, seinen verstorbenen Frevmd, Professor Lessino, vom Gedanken
einer einheitlichen Wiedergabe des genmdeten Vokals in den nichtersten
Silben immer nur als u bzw. ü abzubringen.
* Poppe, „Remarks on the Vocalism of the Second Syllable in Mon¬
golian", S. 197 ff.
über einige Vokalentsprechungen 115
eine genaue Unterscheidung zwischen o < *a und *u einerseits imd
zwischen ö < *e und *ü anderseits. Diese Dialekte^ stehen jedoch nicht
vereinzelt da. Ihre Angaben werden aufs genaueste vom Tuvinischen,
also einer Türksprache, bestätigt, das zahlreiche Entlehnungen aus dem
Mongolischen hat.
Die tuvinische Sprache (früher das Sojotische, auch das Urjanchaische
genannt) besitzt die notwendigen Mittel, die Vokale der nichtersten SUbe
genau wiederzugeben. Abgesehen von russischen Lehnwörtern, die genau
nach den Regeln der russischen Rechtschreibung geschrieben werden,
richten sich aUe Wörter nach den Regeln der VokaUiarmonie, die Palatal¬
harmonie und Labialharmonie einschheßt. Mit anderen Worten, können
auf a, i, e, i keine gerundeten Vokale folgen, während auf gerundete
Vokale keine ungerundeten engen Vokale folgen können.
Vokal der ersten Silbe Vokal der folgenden SUbe
a a. i
i a, u
o a, u
u a, u
e e, i
i e, i
ö e, ü
ü e, ü
Aus-dieser Übersichtstafel folgt, daß o tmd ö im Tuvinischen in den
nichtersten SUben überhaupt nicht vorkommen*. Folghch kann das Tu¬
vinische ein mongoUsches a der zweiten Silbe nur mit a wiedergeben,
z.B. bogda „Buddha, Gott, heUig"* < Mong.*, vgl. mo. hogda „heihg",
vgl. aber GG hohdajbohdo. Ebenso karm ein o im Tuvinischen nur durch
a ersetzt werden, wobei zu merken ist, daß dieses o sekundärer Herkunft
ist und auf *a zurückgeht, aus dem es im Mongohschen infolge der
Labialisierung entstanden ist, z.B. tuv. bodal ,, Gedanke, Idee, Mei¬
nung" < Mong., vgl. mo. bodol id. von bodo- < *boda- ,, denken". Es ist
wichtig zu betonen, daß das mongolische Wort auf keinen FaU auf
*bodu- zurückgeführt werden kann, weil ein u der zweiten Silbe im
Tuvinischen nicht zu a werden kann. Ebenso verhält es sich auch mit
dem Vokal ä (der im Tuvinischen e geschrieben wird) : auf ö kann nur e
folgen, das auch das sekundäre mongoUsche ö < *e ersetzt, z.B. ödek
1 Einschließlich des in Mu. vertretenen westmittelmongolischen Dialekts.
2 (J). r. HcxaKOB, A.A. FlajTiMSax, FpaMMatHKa ryaHHCKoro H3WKa, MocKsa
1961, s. 45ff.
» TyBHHCKO-pyccKHH CJioBapb, nOÄ peflaKuueit A. A. riajibMÖaxa, MocKBa 1955.
* Mongolisch überhaupt, d.h. keine bestirrunte mongolische Sprache wie
z.B. Khalkha, Darkhat oder einer der oiratischen Dialekte.
8»
116 NiKon^TJS Poppe
„Mist, Stelle, wo Vieh steht" < Mong„ vgl. mo. ölög id. Somit kami für
die nichtersten Silben folgende Regel aufgestellt werden :
Mongolisch Tuvinisch
a a
o <*a a
e e
ö <*e e
Was *M und *ü anbelangt, so werden sie mit u bzw. ü wiedergegeben.
Das Verhältnis ist genau dasselbe wie im Jakutischen^, z.B. jak. bodo
„eigenartiges Aussehen, Charakter usw." < mong. boda^, jak. doyoloy
„lahm" < mong. dogolay id.* usw. Mit anderen Worten, wenn das
Jakutische in der zweiten Silbe ein o oder das Tuvinische in der zweiten
SUbe ein a aufweist, so gehen diese Vokale auf o ( < *a) zurück,
nicht aber auf *«*, z.B. mo. qobor (nicht aber qobur) ,, selten, gering an
Zahl" (angesichts des jak. xobor „hungrig, mager"), mo. oyimo- (aber
nicht oyimu-) ,, waten" (angesichts des jak. oimö- ,, waten", mo. olom
(nicht olum) „Furt" (angesichts des jak. olom), mo. toqo (nicht toqu,
vg. jak. 6oyo) „SeitenteUe der Stirn", mo. tolbo (nicht aber tolbu, vgl. jak.
tolhon) „Flecken, Punkte", mo. oygobi (nicht aber oygu6a, vgl. jak.
or)o6o) ,,Boot" usw.*
Um jetzt zum tuvinischen a in den nichtersten SUben zurückzukehren,
sei bemerkt, daß es auf zwei verschiedene Arten interpretiert werden
kann. Es kann zunächst direkt auf *a zurückgehen, d.h. das betreffende
Wort kann zu einer Zeit entlehnt worden sein, als das Mongolische in
den nichtersten SUben noch *a hatte. Dementsprechend würde das
tuvinische e direkt auf mongolisches *e zurückgehen. Andererseits ist
aber möglich, daß die betreffenden tuvinischen Wörter auf Formen
zurückgehen, die schon o (bzw. ö) in den nichtersten Silben hatten, daß
folghch das tuvinische a (bzw. e) für o (bzw. ö") substituiert worden ist,
weil im morphophonemischen System des Tuvinischen von breiten Vo¬
kalen nur a (bzw. e) auf o (bzw. ö) folgen können. Ebenso ist es mög¬
hch, daß im Jakutischen die Vokale o (ö) der nichtersten Silben infolge
des Systemzwanges auf jakutischem Boden entstanden sind, wie es
1 In seiner wertvollen und interessanten Arbeit ist KaeuzyiSski leider
nicht näher auf die Vertretungen der Vokale der nichtersten Silben in
mongolischen Lehnwörtern im Jakutischen zu sprechen gekommen. Vg. St.
Kaeuzyi^ski, Mongolische Elemente in der jakutischen Sprache, Warszawa
1961.
2 Kaeuzyistski, op. cit., p. 132.
3 Kaeuzynski, op. cit., p. 27.
* Aus diesem Grunde muß die Transkription eiiüger mongolischer Formen
bei Ka£UZYNSKI korrigiert werden.
5 Kaeuzyi^ski, op. cit., pp. 17, 36, 41, 51, 56, 57.
über einige Vokalentsprechungen 117
Kalttzynski nicht ohne Grund annimmt^. Jedoch ist es auch möghch,
daß o und ö zm- Zeit der Entlehnung schon im Mongolischen existierten,
d.h. sich aus *a bzw. *e unter dem Einfluß des o bzw. ö entwickelt
hatten. Wie dem auch sei, eins ist bestimmt, nämlich, daß das tuvinische
o (bzw. e) der nichtersten Silben kein *u (bzw. *ü) wiedergibt, sondern
nur auf *a (bzw. e) oder *o < *a (bzw. *ö < *e) zurückgeführt werden kaim.
Nach diesen allgemeinen Feststellungen wollen wir Beispiele bringen*.
Der Vokal *a
tuv. hoda ,,ein Stück Vieh, Figur im Schachspiel, groß", vgl. jak.
bodo ,, eigenartiges Aussehen, Gesicht" < *boda : mo. boda, GG, P bodo
,, Stück Vieh, Gegenstand, Substanz", kh. bod ,, Großvieh, Figur im
Schachspiel, Vieheinheit bei Schätzungen imd in der Statistik", kaim.
bod" ,, wahres Wesen, Großvieh".
tuv. bodagan ,, Kameljunges unter einem Jahr" < *botagan : Mu.
botayan, mo. botogonjbotoqa, GG botohan, kh. botgo, kaim. hottyyvn id.
tuv. bodal ,, Gedanke, Idee, Vorstellung, Meinung", vgl. jak. bodoyolö-
„annehmen, voraussetzen" von *boda- : mo. bodol „(bedanke, Idee" von
bodo- < *boda- ,, denken, schätzen", kh. bodol „Gedanke, Idee", kaim.
bodl „das Denken".
tuv. bogda , .Buddha, Gott, heilig", vgl. jak. boydo ,, tapfer, majestä¬
tisch" < *bogda : mo. bogda, GG hohdajbohdo ,, heilig, weise".
tuv.'bom ,, Reste der sauren Milch; das, was nach der Herstellung des
Milchbranntweins übrigbleibt, d.h., Art Maische" < *boJa : mo. bojo, kh.
605, kaim. boz° id.
tuv. bora ,,grau", vgl. jak. borolxoi von *bora : Mu. bora, mo., GG, H
boro, kh. bor, kaim. bor" id.
tuv. covalay ,, Trauer, Leiden, schwere Krankheit", vgl. jak. soboloy
,, Bezahlung, Lohn, Mühe, Qual" < *fobalay : mo. jobalay ,,Qual, Leiden"
GG joba- ,, leiden", H jobolay ,,Qual, Milbe, Schwierigkeit", kh. zowloy ,, Leiden, Qual, Mühe", kaim. zowfy id.
tuv. doktar , .Hindernis" < *totqar^ : mo. todqar, kh. totgor, kaim.
totxvr id.
1 KaluzyiSski, op. cit., p. 24.
2 Abkürzungen: tuv. ■— tuvinisch; jak. — jakutisch; kh. — khalkha;
kahn. — kalmückisch; bur. — burjatisch; H — M. Lewicki, La langue
mongole des transcriptions chinoises du XIV-e siecle, Le Houa-yi yi-yu de
1389, II, Vocabulaire-Index, Wroclaw 1959; P — N. Poppe, The Mongolian
Monuments in hP'ags-pa Script, Second Edition, Translated and edited by
John R. Kbuegeb, Wiesbaden 1957.
' Die tuvinische Form doktar ist durch Metathese und in Arüehnung an
doktä- „stehen bleiben" entstanden: ,, Hindernis" — ,,wo man stehen bleiben muß".
118 Nikolaus Poppe
tuv. domak „Rede, Satz", vgl. jak. domox ,,Rede" < *domaq : mo.
domog „Legende, Sage, Geschichte", GG domohdi „Schwätzer", kh.
domog, kaim. domoG ,,Sage, Greschichte".
tuv. dora , .schlechter, schlimmer", vgl. jak. doro in doro kör- ,, ver¬
achten" (,,als niedrig betrachten") < *dora : Mu. dora ..unten", mo doora id.. GG döro, H dorajdoro, kh. dor, kaim. dor" ..unten, schlechter".
tuv. doram&ila- ..beschimpfen, erniedrigen, lästern" < *doramjila- : Mu
doramfilaba ..er beschimpfte". GG döramjila- ..verachten", mo. dorom-
]ila- „erniedrigen, unterdrücken", kh. doromjlo- ,, beschimpfen, erniedri¬
gen", kaim. dorrndE- ,, verachten, unterdrücken, erniedrigen".
tuv. kodan ..Hof. Stelle, wo ein Haus steht, Herde", vgl. jak. xoton
„Hürde" *qotan : Mo. qotan ..Umzäunung", mo. qota ..Umzäunung, Stadt,
Mauer", GrG hoton ,, Hürde, Umzäunung", hotot ..Mauern", kh. xot ..Stadt.
Jurten. Lager, Umzäunung, Hürde", kaim. xot/xotn „Zaun. Hürde,
Stadt".
tuv. okta ,,ganz und gar. gänzlich" < *oqta : mo. ogto, kh. ogt, kaim.
okt^ id.
tuv. oUa „Fund, Gewinn, Vorteil" < *ol]a : mo. olja ..Beute. Ge¬
winn", Mu. olja ,, Beute", GG olja ..Wertgegenstände. Beute", kh. 0Z3
..Fund. Beute, Einkommen", kaim. oh" id.
tuv. omak ..lebhaft, fröhlich, behend" < *omaq : mo. omog ..Stolz", GG omoÄ ..Tapferkeit". H omoa; ..Macht, Stolz", kh. omog ..Stolz", kaim. cmvG ..Stolz. Frechheit".
tuv. omak ..Volkstum, Nationalität", vgl. aber jak. omuk „zu einem
Volkstum gehörend. Volk" < *omaql*obaq : mo. omogjoboq ..Sippe",
GG oboh „Famihe", kh. owog , .Sippe, Familienname", kahn. omvG
„Sippe".
tuv. onza ..speziell, besonder, besonders, ausschließlich" < *cmJta : mo.
onta ,, ausschließhch. besonders", kh. one id.. kahn. oiüs" id.
tuv. onzagai ..besonders, spezifisch, charakteristisch", vgl. jak.
onyoyor ..hervorragend", onyoi- ..hervorragen, hervorstehen" < *on&a- gai : mo. ontogai < *on6agai, kh. oncgoi ,, besonders, ausschheßhch", vgl. mo. onöoyi- ,, hervorstehen".
tuv. oygada ..Trog zum Füttern der Haustiere", vgl. jak. oyoioj
oyoio ..Boot" < *or)gala : Mu. onqala ..Boot", mo. oygota, ord. oygoH'so ..Trog, Boot", kh. oygoc ..Boot".
tuv. oray ,.spät". vgl. jak. oroi ..Höhe, Spitze" < *orai : GG orai
„spät", P horayi , .Scheitel, Gipfel", mo. oroi ..Scheitel. Gipfel, spät", kh.
oroi id., kahn. ora ,,spät". Das tuvinische Wort kann eine späte Ent¬
lehnung aus einem oiratischen Dialekt sein.
tuv. oran ,,Land, Staat. Welt, Stelle. Region", vgl. jak. orön „Land",
aber oron „Bank in der Jurte" (Entlehnungen aus verschiedenen mongoh-
über einige Vokalentsprechimgen 119
sehen Dialekten zu verschiedener Zeit) < *oran : Mu. oran „Stelle,
Platz", GG oron ,,Sitz, Thron, Lager", H oro(n) , .Stelle, Platz, Würde",
oron „anstatt, an Stelle von", P orana „an Stelle von", mo. oron
,,Land, Stelle", kh. oron id., kahn. orn id.
tuv. ozaJ ,, langsam, zögernd", vgl. jak. osol ,, Fahrlässigkeit" < *osal :
Mu. osal ,, Fehler", GG osolda- „fahrlässig sein, keine Achtung haben", H
osolda- ,,faul sein, fahrlässig sein", mo. osol „Fahrlässigkeit, Fehler", kh.
osol id., kaim. osl ,,faul, langsam".
tuv. solagai ,,liidi, linkshändig, linkisch", vgl. jak. soloyoi , .Tauge¬
nichts" < *solagai : mo. sologai, kh. solgoi ..link", kaim. solyä ..links¬
händig, Linkhand".
tuv. Sda „Spitzname, Deckname. Pseudonym", vgl. jak. solo ,, Würde,
Rang" < *&Za : Mu. 6ola ,,Sieg", mo. 6ola ..Titel", kh. col ..Würde, Titel", col ög- ..einen Spitznamen geben", kahn. tsol" ,, Titel. Ehrentitel, Preis. Diplom".
tuv. toda ,, deuthch. ausführlich" < Hoda : mo. todo, kh. tod, kaim.
tod" „klar, deutlich". Vgl. das folgende Wort.
tuv. todargai ,, deutlich, bestimmt, konkret, ausführhch" < Hodarqai :
mo. todorqai, kh. todorxoi, kaim. todj-zä „deutlich, bestimmt". Vgl. das
vorhergehende.
tuv. xovar ..selten, schwer zu finden, selten vorkommend", vgl. jak.
a;o6or ..spärlich, ungenügend" < *qobar : mo. qobor, kh. xowor, kahn.
xotDf „selten, selten vorkommend".
tuv. xolbaMi ,, Verbindung, verbindend, grammatische Kopula", vgl.
jak. xoß>ö- ..vereinigen, verbinden, vermischen" < *qoU)ä- : Mu. qolba-
„verbinden, vereinigen", GG holbaran Conv. modale von qolba-ra-, mo.
qolba-jqolbo-, kh. xoU)0- „vereinigen, verbinden".
tuv. xoptak ,, gierig, gefräßig", vgl. jak. xoptöx ,, Verleumder, Klat-
scher"^ < *qdbdaq : mo. qobdog, kh. xowdog, kahn. xobdvO „gierig, hab¬
gierig".
tuv. xora ..Schaden", xoran ,,Gift" < *qora(n) : mo. qoora ,.Gift", Mu. qora ..Gift", GG hör „Gift", GG horon id.. H a;or ..Schaden", kh.
a;or „Gift, Schaden", kaim. xorn ..Gift".
tuv. dönen ..vier Jahre alter Ochs oder Stier (auch Kamel od. Pferd)" <
*dönen : Mu. dönen üker ..vier Jahre alter Ochs", mo. dönen ,,vier Jahre
altes männliches Haustier", kh. dönön, kahn. dönn id.
tuv. dörbeltin „Viereck, Quadrat, quadratisch, Karo im Kartenspiel" <
*dörbelfin : mo. dörbelfin ,. viereckig, Viereck", kh. dörwöljin, kahn.
dörwldzn id.
1 Das jakutische xoptöx ist nur der Form nach mit dem mongolischen
qobdag zu vergleichen. Bedeutungsmäßig steht es den mongolischen qobla-
„verleumden" und qoblal „Verleumdimg" von qob „Verleumdung" näher.
120 NIKOLA.US Poppe
tuv. möge „stark, Ringkämpfer", vgl. jak. böyö ,, stark" < *böke : mo., Mu. böke „stark", GG bökö ,, Ringkämpfer, Held", aber bökele- ,, stärken", kb. böx , .stark, Ringkämpfer", kaim. bök" id.
tuv. mögen ,, Kamelhöcker" < *böken : Mu. böketü ,, einen Höcker ha-
hend"lbökön ,, Höcker", GG bögötür „einen krummen Rücken habend", mo. bökön ,, Höcker", kahn. bökn ,, Höcker".
tuv. möigge „ewig, unsterblich" < *mör)ke : mo., GG möyke ,,ewig", P
moyk'ejmoyk'a ,,ewig", kh. möyx id., kaim. möyk^ id.^
tuv. ödek ,,Mist, SteUe, wo Vieh steht", vgl. jak. ötöx ,, SteUe, wo
Vieh steht" < *ötek : mo. ötög, kh. ötög ,,Mist, Miststaub", kahn.
ölG „Briketts aus Kuhmist, die als Heizungsmaterial dienen".
tuv. ölcei kezik ,, Glück, Erfolg" < *ölfei keSik : mo. öljei keäig
,, Glück", GG ölfei, kh. öl^i, kahn. ölzs „Glück, Erfolg".
tuv. öle ,,grau", vgl. jak. ölö turuya ,, großer weißer Kranich" <
*öle :mo.,GGö7e „grau", kh.öZ ftwraZ ,, grau", kaim. ö'Z* ,, grau gesprenkelt".
tuv. örtek ,, Preis" < *örtek : mo. örtegjörlög, kh. örtög ,,Wert".
tuv. öyek ,,FeU oder Haut auf dem Bauch eines Tieres" < *öyek : mo.
öyöke, kh. öyöxl „der Unterleib, der untere Teil des Bauches".
tuv. tögerik ,,rund" < *tögerik : mo. tögerig, Mu. tögerik ,,rund,
Diskus", GG tögörigei „rund", H tögörik id., P t'ök'örigee ,, Kreis", kh.
tögrök ,, Kreis, rund", kaim. tög^rdO „rund"*.
tuv. tölge ,,Los", vgl. jak. tölkö ,, Schicksal, Schicksalsbestimmung,
Vorzeichen" < *tölke : Mu. tölge ,,Omen", GG tölge ,,Los", H tölgeöi ,, Wahrsager", mo. tölge < *tölke ,,Los", kh. tölög ,, Vorzeichen, Los", kahn. tölg' ,, Wahrsagerei".
tuv. törel , .Verwandte, Sippe, Stamm" <*törel, vgl. jak. töo - „ge¬
boren werden" : Mu. törelki ,, angeboren", GG törelki ,, Leben, Geburt"/
törülki, mo. töröl ,, Geburt", kh. töröl ,, Verwandte", Kaim. törl ,, Ver¬
wandte, Herkunft".
Der Vokal *u
tuv. cogdur ,, Mähne des Kamels, die langen Haare am Hals eines
Kamels oder Ochsen" < *]ogdur : mo. fogdur, ord. DzuODur, kh. ^ogdor
,, lange Haare am Halse, Mähne eines Kamels, Löwen usw."
tuv. cogum ,, genau so, ganz so, wahrhaftig" < *6oqum : mo. coqum
ord. Dzuxum ,, wahrhaftig, wirklich, richtig gesagt, ganz genau", kh.
tuxam id., hur. soxom ,, genau, klar, wirkhch".
^ Das jakutische möyü ,, Wasser der Unsterblichkeit" ist augenscheinlich
keine Entlehnimg aus dem Mongolischen sondem geht auf das alttürkische
bäygü „ewig" ziuück.
2 Das Jakutische hat jedoch tögürük, das wahrscheirüich eine neue Ent¬
lehnung darstellt.
über einige Vokalentsprechungen 121
tuv. kodu „Magen, Vogelkropf" < *qotu : kaim. xot" id.
tuv. ordu , .Palast" < *ordu : mo. ordu, ord. urDu, kh. ord id.. vgl. H
und GG ordo (eine assimilierte Form) id.
tuv. orvur ,,das Aussehen, äußere Erscheinung. Gesichtszüge" ^*obur:
mo. obur, kh. owor, kaim. owg- id.
tuv. äodugur ..schwanzlos" (gewöhnhch von Pferden gesagt) <
*§odu^ur : kh. sodgor ..kurz und dünn" (Schwanz), kaim. Sod<yvr ..hinten
zu klein, als ob hinten etwas fehlte", vgl. kahn. äodä- ..keinen Schwanz
oder einen kleinen Schwanz haben", mo. Soduyi- id.
tuv. xomdu ..Kiste, Truhe. Schachtel" < *qobdu : mo. qobdu, kh.
xowd id.. kaim. xobd" ,, Köcher. Kasten für Pfeile".
tuv. xomudal ..Klage. Beschwerde" < *gomudal : mo. gomudal, kh.
gomdol, ord. Gummuml , .Klage. Beschwerde".
tuv. xowul ..Wasserrinne" < *qobul : mo. qobul, kh. zowil „Rinne", kaim. xowl id., vgl. kahn. xoufidl , .Rinne".
Der Vokal *ü
tuv. bölgüm ..Gruppe. Kreis. Verein" < *bölgüm : mo. bölgüm, kh.
bülgem < *bölgüm id.
tuv. bömbük ..Kugel. Ball" < *bömbük : mo. bömbög(ön), kaim.
bömh^gf , .ballförmig, kugelrund" zu kaim. bömbi- ..rund sein", mo.
bömbüyi- id.
tuv: bömbürzek ..Erdball. Globus" < *bömbür6eg : mo. bömbür6eg, kh.
bömbörcög, kahn. bömbftsaG ..Ball. Kugel, Erdkugel".
tuv. cönük ,, altersschwach" < *jönük < *jönik : mo. jönig, kh
^önög, ord. Dzönök, kahn. zow^G id. von mo. /om-, kh.jöwö- ,, altersschwach
werden".
tuv. mögüde- ,.den Kopf verlieren, in Panik geraten" < *möküde- <
*meküde- : mo. mökü- < *mekü-, kh. möxö- ,, umkommen, aussterben" ord.
mö^xö- ..ein Unglück über sich ergehen lassen, Schwierigkeiten haben",
kahn. mök°d°-jmökt^- ,,arm oder leer sein, alles entbehren". Vgl. mo.
meküs ..schwach".
tuv. möygün „Silber. Geld" < *mäygün : mo. möygün, GG müygün
H mürßgn kh. möygiön), ord. muuygm, kaim. möygn ..Silber. Geld".
tuv. mörgül ..Gebet. Gottesdienst", vgl. jak. mürgüi- „sieh verneigen,
sich verbeugen, huldigen" < *mörgül : mo. mörgül. ,, Verneigung, Gottes¬
anbetung, Glaube", GG, H mürgü- „sich verneigen", kh. mörgö- id.,
mörgöl , .Verneigung, Gottesdienst", ord. mmrgm - ,,sich verneigen", kaim.
mörg"- ,.sich verneigen".
tuv. örgül ..Gabe, Geschenk" < *örgül : mo. ergül id. von ergü-
schenken", kh. örgöl ,, Geschenk" von örgö- , .geben" (wörtl. ..empor¬
heben").
122 Nikolaus Poppe
tuv. örüm „Bohrer" < *örüm : mo. örüm, ord. turum, kh. öröm
„Bohrer, Drillbohrer".
Die obigen Beispiele zeigen, daß die breiten Vokale (d. h. a, o < *a, e,
ö < *e) und die engen Vokale (d.h. u und ü) der nichtersten Silben in
mongolischen Lehnwörtern im Tuvinischen auseinander gehalten werden.
Die Angaben des Tuvinischen werden dabei nicht nur vom Jakutischen
sondern auch vom Altaitürkischen (alt.)^ bestätigt. So z. B. entspricht tuv.
doygurak ,, Taschenmesser" dem kh. toygorog ,, Taschenmesser, Rasier¬
messer", das nur auf mong. *toygurag zurückgeführt werden kann, was
auch durch das alt. torpirak „Taschenmesser, Rasiermesser" bewiesen
wird. Angesichts dieser Entsprechungen muß ord. t'oijqoro^ ,, Rasier¬
messer" als Entlehnung aus einer anderen mongolischen Sprache be¬
trachtet werden, weü man im Ordossischen H'uygurak erwarten würde
Ebenso verhält es sich mit tuv. olhuk ,,Sitz, Bock eines Fahrzeuges" <
mong. *6ümq, mo. dUmg, kh. olhog , .Polster, Matratze". Das mongolische
Wort geht augenscheinlich nicht auf *olhag zurück, wenn das Caghatai-
sche auch olbaq ,, Steppanzer, Wattepanzer" hat: da im Öaghataischen
der Vokal o in den nichtersten Silben nicht vorkam, so konnte das
mong. olhog < *olhug nur als olbaq wiedergegeben werden. Daß die Assi¬
milation des Vokals der zweiten SUbe in diesem Wort alt ist, ersieht
man daraus, daß das Jakutische olhox ,, Sitzmatratze" hat, das auf mong.
*olhog < *olhug zurückgeht. Das ord. olhol^ geht ebenfaUs auf die
assimilierte Form *olhog zurück.
Dagegen ist das tuv. u in orulga ,, Einkommen, Einkünfte, Gewinn"
sekundären Ursprungs, weil der primäre Stamm *ora- „hineingehen" ist:
vgl. ord., GG, H oro-, Mu. ora- ,,hineüigehen". Es gibt nämlich zahl¬
reiche Wörter, die im Tuvinischen mit dem aus dem Mongolischen ent¬
lehnten Suffix -Igaj-lge gebildet sind, z.B. amdazUga „Gewohnheit" von
amdazi- < mong. amtaSi- ,,sich gewöhnen", argizilga „Verkehr, Ver¬
kehrsmittel" von argiS- „mit einander verkehren", ayannazUga „Ein¬
klang" von ayannaS- „in Einklang sein", ayanrudga „Reim" von ayanna-
,, Reime machen, in Versen sprechen", hastirilga „das Dreschen" von
bastir- ,, dreschen", hizidilge ,, Subskription, VorbesteUung (z.B. einer Zei¬
tung)" von hizit- „schreiben lassen, subskribieren" von mong. hi&i-
„schreiben" < uig. büi- , .schreiben", damtidilga , .Übergabe. Weiterbe¬
förderung" von damtit- ,, weitergeben" von mong. damfi- id.. deygilge
,,Wohlernährtheit" von deygi- ..wohlernährt sein", doygudulga ..Tadel"
von doygut- < mong. doygud- ..tadeln", särilga ..Umlauf. Umsatz" von
sär- „in Umlauf bringen", saigarilga ..Analyse" von saigar- ..analysieren",
sanazilga ..Verrechnung. Bezahlung" von sanaS- „mit einander rechnen,
1 Als QueUe dient uns H. A. Gackakob h T. M. Tomakoba, OüpoTCKO
pyccKHH cjiOBaBb, MocKsa 1947.
über einige Vokalentsprechungen 123
verrechnen", sorulga ,,Ziel, Aufgabe" < mong. jorilqa ,,Ziel, Absicht,
Aufgabe" von mong. fori- ,, streben, ein Ziel verfolgen, sich ein Ziel
stecken", sürzulga ,, Seßhaftigkeit" von sürzu- ,, seßhaft werden" <
mong. süriSi- ,, seßhaft werden" usw. Die Form orulga verdankt ihr u
der zweiten Silbe der Analaogie : viele mit dem Su&.-lga gebildeten Wörter
•weisen entweder den Auslautsvokal des primären Stammes u oder den
Bindevokal u auf.
Nicht alle tuvinischen Formen stellen regelrechte Entwicklungen dar.
So z.B. gibt es im Tuvinischen eine Reihe schriftmongolischer Lehnwör¬
ter, die die schriftmongolische Form behalten und den morphophonemi¬
schen Regeln des Tuvinischen widersprechen wie z.B. ületpüröin
,, Proletarier" < mo. üiledhüritin ,, Arbeiter" : auf e sollte im Tuvinischen
nicht ü sondern i folgen. Dagegen widerspricht das tuv. yadamik
,,arm" nicht dem schriftmongolischen yadamag ,,arm", weil es neben der
letzteren Form im Schriftmongolischen auch yadamug , ,arm' ' gibt : letztere
ist eine hj^erkorrekte Form, die in das Tuvinische durch mongolische
Zeitungen gedrungen ist.
Was dagegen das tuv. bayir ,, Festtag" anbelangt, so geht es nicht auf
mo. bayar ,, Freude, festliche Angelegenheit, Feiertag" zm-ück sondern
auf kh. Bayytr = kahn. bayf ,, Freude, freudiges Ereignis, Fest". Ebenso
gebt tuv. dämil , .Aufseher" auf kh. därrud ,, Schulze, Starost" = mo.
dayanud ,, Beauftragter" zinück, wobei neben der angeführten tuvinischen
Form auch die richtigere, d.h. regelrechte. Form dämal vorkommt.
Abgesehen von den hier besprochenen wenigen Ausnahmen sind die
oben aufgestellten Regeln durchaus konsequent und zuverlässig. Daraus
folgt, daß die Angaben der tuvinischen Sprache ebenso wie die des
Altaischen, Jakutischen und anderer Türksprachen für die Rekonstruk¬
tion des ursprünglichen Vokahsmus der nichtersten Silben im Mongoh¬
schen von großer Bedeutung sind und unbedingt berücksichtigt werden
müssen^.
1 In diesem Zusammenhange sei bemerkt, daß eine vergleichende Unter¬
suchung der mongolischen Lehnwörter im Tuvinischen, Altaitürkischen,
Abakantürkischen und Jakutischen lohnend wäre.
Sanskrit pälägall und pälägaläs.
von ViTTOEE Pisani, Mailand
Im 15. Band (1966) des 'Journal of the Oriental Institute, M. S. Uni¬
versity of Baroda' (S. 403—405) ist ein Aufsätzchen von M. A. Mehen-
DAiiE über skr. päZögraZi erschienen, ein Wort, das, sagt Mehend ale, , .oc¬
curs only at a few places in the ritual literature. It is the name of the
fourth, and in rank supposed to be the lowest, wife of a king". Derselbe
Verfasser führt eine Stelle aus der Beschreibung des Opfers A9vamedha im
(Jatapatha-Brähmana (13.14.1. 8) an und fügt einige Worte aus dem
Kommentar zur Stelle 13. 2. 6. 7 desselben Brähmana hinzu, welche be¬
sagen, daß ,,the fourth and lowest wife of the King the Pälägaü. though
present at the sacrifice, does not take part in this ceremony, probably
on account of her low-caste origin, as the daughter of a messenger or
courier", mit dem Zusatz : ..the meaning 'daughter of a messenger' {düta-
putrl) has been assigned to pälägall in a commentary called the Sanksi-
ptasära on the Kätyäyana iSrauta Sütra 20. 1. 12. It is obviously based on
pälägala which means a messenger [düta)". Das Uebrige von Mehenda-
LES Aufsatz ist dem Wort pälägala- gewidmet und der Bedeutung, die es
in der Ueberlieferung hat. und dafür schlägt der indische Gelehrte als
Etymologie das Sternchenwort *parä-gara- (daraus *palägala- in einem
Z-Dialekt) vor. eigentlich 'einer, der in fernen Ländern oder bei anderen
ißt', was mir nicht besonders einleuchtet.
Hier interessiert mich vorläufig weniger der pälägalä- und seine
Etymologie als die pälägall, über die in Mayehofees Kurzgefaßtem ety¬
mologischem Wörterbuch des Altindischen (II 263) das Folgende zu lesen
ist: „pälägaldh m. etwa: Läufer. Bote dazu wohl auch pälägall
("kalt) f. die vierte Frau eines Fürsten Nicht erklärt". In der An¬
merkung, wo ohne Ueberzeugung einige etymologische Versuche anderer
angeführt werden, sagt Mayehofee weiter: ..SB u.a. pälägall und das
davon vielleicht erst rückgebildete pälägala-". Während also das erste
Mal Ma5rrhofer wenig überzeugt ist. daß pälägall auf pälägalä- zurück¬
geht, denkt er das zweite Mal geradezu, daß pälägalä- eine Rückbildung
aus pälägalt sein könnte — dann wäre pälägall das prius.
Nim scheint es mir. daß die Betrachtung der pälägalt als Tochter eines
Boten nur auf der Herleitung des Wortes aus pälägalä- beruht : was den
Vorschlag Mayehofees betrifft, nämhch daß das Maskulinum erst aus
dem Femininum rückgebildet sein könnte, so trifft derselbe wohl ins