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Starke Silben und Spracherwerb

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Academic year: 2021

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Starke Silben und Spracherwerb

Phonetische Modelle des Spracherwerbs Hauptseminar Phonetik SoSe 2007

Prof. Dr. Jonathan Harrington

Referentin: Larissa Nubert

(2)

Fragestellung

Welchen Beweis gibt es bei Erwachsenen für eine rhythmisch/metrische Segmentierung- Strategie („metrical segmentation strategy“

= MSS), um neue Wörter aufzudecken?

(3)

Einleitung

• Frage: Wie können Hörer in der

gesprochenen Sprache Wörter erkennen und deren Bedeutung wahrnehmen?

• Problem: Die Wortgrenzen sind im

Sprachfluss nicht immer eindeutig

gekennzeichnet!

(4)

 Wieso funktioniert die Worterkennung dennoch (fast) immer problemlos?

 Welche Mechanismen werden zur

Erkennung angewandt?

(5)

Gliederung

I. 3 Theorien zur Worterkennung II. Studien/Ergebnisse

• Studie/Ergebnisse Culter/Norris 1988: MSS

• Studie/Ergebnisse McQueen et al. 1994

• Studie Cutler/Butterfield 1992

III. MSS „metrical segmentation strategy“

(6)

I. Theorien zur Worterkennung

3 Theorien:

• Der sequenzielle Prozess

• Der prosodische Segmentierungsprozess

• Der Konkurrenzprozess

(7)

1. Theorie zur Worterkennung

Der sequenzielle Prozess:

• Die Wörter werden der Reihe nach von links nach rechts wahrgenommen.

• Annahme: Der Onset des nächsten Wortes

kann erst dann erkannt werden, wenn das

aktuelle Wort erfolgreich erkannt worden

ist.

(8)

Voraussetzung für die sequenzielle

Erkennung: Die Wörter müssen vor ihrem Offset „einzigartig“ sein und als diese

erkannt werden.

Probleme:

• Die meisten Wörter werden erst nach ihrem Offset als eindeutig erkannt.

• Einbettung von Wörtern, sowie Suffixe erschweren den Erkennungsprozess.

Bsp. boy - boycott, run – running – runner

(9)

2. Theorie zur Worterkennung

Der prosodische Segmentierungsprozess

• Die Worterkennung erfolgt über den

Prozess der lexikalischen Segmentierung.

• Basis: Die prosodische Struktur der Sprache

• Prinzip der MSS

(10)

Der prosodische

Segmentierungsprozess

Modell:

• Es gibt Annahmen darüber, wo Wortgrenzen wahrscheinlich auftreten und dadurch wird gefolgert, wo es angemessen ist mit dem lexikalischen Zugang („lexical access“) zu beginnen.

• MSS:

 Starke Silben setzten die Segmentierung in Gang

(11)

3. Theorie zur Worterkennung

Der Prozess der wortinternen Konkurrenz:

SHORTLIST (Norris, 1994)

• 2 Stufenmodell

• 1. Phase: Aktivierung:

Eine Kandidatenmenge wird als „Shortlist“ angelegt

• 2. Phase: Konkurrenz:

Die verbleibenden Kandidaten werden zu einem

Netzwerk verbunden, und durch laterale Inhibition

weiter verringert, bis das Zielwort erkannt ist.

(12)

Theorie: Kombination aus SHORTLIST und MSS

• McQueen et al. (1994), Norris et al. (1995) Annahme:

• Wörter mit starker erster Silbe werden stärker aktiviert, als Wörter mit schwacher erster Silbe.

• Aktivierung nur an diesen Stellen (MSS); nicht mehr an jeder möglichen Stelle (SHORTLIST)

• Konkurrenz Effekte sind größer für schwach-

starke, als für stark-schwache Wörter.

(13)

II: Studien/Ergebnisse

• Cutler/Norris (1988): Annahme der MSS

• McQueen et al. (1994) und

Cutler/Butterfield (1992): Unterstützung

und Erweiterung der Theorie der MSS

(14)

Studie Cutler/Norris 1988

• MSS = „metrical segmentation strategy“

• Vorschlag: Die lexikalische Erkennung

wird bei Akzentsprachen (Bsp. Engl.) durch metrische Segmentierung in Gang gesetzt.

• Unterschiedliche Silbenstruktur:

starke vs. schwache Silben

(15)

• Starke Silben (s): Silben mit Vollvokal, tragen Erst- oder Zweitakzent

• Schwache Silben (w): Silben mit

reduziertem Vokal, meistens [ə], tragen

keinen Akzent

(16)

Experiment Cutler/Norris 1988

• „word-spotting task“: Erkennung von realen

Wörtern eingebettet am Beginn von zweisilbige Pseudo-Wörter

• Zeitmessung  Folgerung wie schnell (leicht) oder langsam (schwer) die Erkennung war.

Bsp. Erkennung von mint in /m І nte І f/ (stark-starke

Silben) und /m І ntəf/ (stark-schwache Silben)

(17)

MSS

• Starke Silben setzten die Segmentierung in Gang.

• Starke Silben sind meist der Onset von lexikalischen Wörtern und somit wird an diesen Stellen der lexikalische Zugang begonnen. (s. Cutler/Butterfield)

• Wichtig: Ein prälexikaler Mechanismus

muss starke Silben im Wortfluss erkennen.

(18)

Cutler/Butterfield 1992

• Annahme: starke Silben sind meist die initialen Silben von lexikalischen Wörtern

• „Misperception“-Experimente; die Hörer bekamen unverständliche/schwer verständliche

Wortäußerungen und sollten aufschreiben, was sie gehört haben

• „Misperceptions“ treten an Wortgrenzen auf

• Mögliche Fehler: Grenzen hinzufügen oder tilgen

(19)

Ergebnis Culter/Butterfield

 vor starken Silben werden Grenzen

eingefügt; vor schwachen Grenzen getilgt

 Grenzeinfügung vor starken Silben führt zur Wahrnehmung von lexikalischen

Wörtern; Grenzeinfügung vor schwachen

Silben spricht für grammatikalische Wörter

(20)

Folgerung:

 Starke Silben sind meistens die initialen Silben von lexikalischen Wörtern, während schwache Silben meistens nicht wortinitital sind und verstärkt bei grammatikalischen Wörtern auftreten.

• Engl.: 90% der Inhaltswörter beginnen mit

starker Silbe; ca. 75% aller starken Silben

sind die initialen Silben von Inhaltswörtern

(Cutler/Carter, 1987)

(21)

Ergebnis Cutler/Norris 1988

Annahme war:

• Starke Silben setzten die Segmentierung in Gang.

• Starke Silben sind meist der Onset von

lexikalischen Wörtern und somit wird an

diesen Stellen der lexikalische Zugang

begonnen.

(22)

Ergebnis Cutler/Norris:

• Zu erkennende Zielwörter (s) (am Beginn von Wörtern) sind schwieriger in ss-

Pseudo-Wörtern zu erkennen, als in sw.

Bsp.: mint in /m І nte І f/ (stark-starke Silben) ist schwieriger zu erkennen, als in /m І ntəf/

(stark-schwache Silben)

(23)

 Zielwörter schwieriger zu erkennen in ss, als sw

Grund:

• MSS besagt, dass an starken Silben eine Segmentierung ausgelöst wird, also hier: an der zweite Silbe /te

І

f/ in

/m

І

nte

І

f/ (ss) wird eine Segmentierung ausgelöst (die zweite Silbe von der ersten getrennt) : und somit die Erkennung von mint behindert wird.

• Bei /m

І

ntəf/ (sw) ist das Erkennen von mint einfacher, weil die schwache Silbe /təf/ keine Segmentierung

auslöst.

 Bestätigung der MSS: Segmentierung bei starken Silben

(24)

McQueen et al. 1994

• SHORTLIST-Modell: Aktivierung und Konkurrenz

• Annahme: SHORTLIST und MSS als

Kombinationsmodell der Worterkennung.

 Stärkere Aktivierung (SHORTLIST) der

starken Silben (MSS)

(25)

Experiment McQueen et al. 1994

• Worterkennungstest wie bei Cutler/Norris

• Erkennung von realen Wörtern in zweisilbigen Pseudo-Wörtern, am Beginn oder am Ende

Bsp.: mess in /nəmεs/ (ws) und /dəmεs/ (ws)

 Zielwörter am Ende

Bsp.: sack in /sækrəf/ (sw) und /sækrək/ (sw)

 Zielwort am Anfang

(26)

Experiment McQueen et al.

• Annahme: Die Erkennung von Zielwörtern wird durch Konkurrenten erschwert.

mess in /dəmεs/ ist schwieriger zu erkennen, da hier die Konkurrenten domestic, domesticated auftreten.

mess in /nəmεs/ ist somit einfacher zu erkennen, weil es keine Konkurrenten gibt.

sack in /sækrəf/ ist schwieriger (Konkurrent sacrifice)

zu erkennen, als in /sækrək/ (keine Konkurrenten)

(27)

Ergebnis McQueen et al. 1994

• Kombinationsmodell SHORTLIST und MSS

• SHORTLIST: der lexikalische Zugriff ist effektiv an allen mögliche Stellen möglich

• MSS: lexikalischer Zugang ist effektiv bei starken Onsetsilben möglich

 Durch die Kombination der Modelle ergibt sich

nun eine Steigerung (stärke Aktivierung) für nur

die lexikalischen Kandidaten, die mit einer starken

Silbe im Onset beginnen.

(28)

Erkennung von Zielwörtern:

 Die Erkennung von Zielwörtern in ws-Pseudo- Wörtern ist einfacher als in sw-Wörtern. (=MSS)

• Antworten sind schneller, als auch akkurater in ws (da hier: Segmentierung; stärkere Aktivierung,

Segmentierung direkt am Onset des Zielwortes), als in sw-Pseudo-Wörtern (da hier: keine

Segmentierung)

 Die Erkennung ist schwieriger, wenn die

Zielwörter Onsets von realen längeren Wörtern

waren; einfacher bei richtigen Pseudo-Wörtern.

(29)

Fig. 1:

- ws = größere Aktivierung, leichtere Erkennung

- Zielwort am Ende

- Konkurrenten: weniger Aktivierung, Erkennung schwieriger

- Keine Konkurrenten: stärker Aktivierung

Quelle: McQueen et al. 1994, S. 626

(30)

Fig. 2:

- sw = geringere

Aktivierung, schwierigere Erkennung

- Zielwort am Beginn

- Konkurrenten: weniger Aktivierung, Erkennung schwieriger

- Keine Konkurrenten:

stärkere Aktivierung

(31)

Fig. 1 schwach-stark

größere Aktivierung, leichtere Erkennung Fig. 2 stark-schwach

Geringere Aktivierung, schwierigere Erkennung

(32)

Tabelle: Reaktionszeiten für ws vs. sw Wörter

Nonword onsets

Stress pattern Word onset Target matched Target unmatched WS

RT (ms) 665 558 569

Error rate (%) 44 26 24

Example /dəmεs/ /nəmεs/ /kləsæk/

SW

RT (ms) 843 847 843

Error rate (%) 57 45 46

Example /sækrəf/ /sækrək/ /mεstəm/

Schnellere Reaktion bei ws-Pseudo-Wörtern im Gegensatz zu sw-

Pseudo-Wörtern

(33)

III: MSS

• Worterkennung mit Hilfe von lexikalischer Segmentierung im Sprachfluss

• Bei Akzentsprachen wie dem Engl. (s vs. w)

• Annahme, wo Wortgrenzen wahrscheinlich sind: vor starken Silben

• Prälexikalischer Vorgang: Erkennung der starken Silben

 Starke Silben = Onset von lexikalischen Wörtern

 Starke Silben setzen die Segmentierung in Gang

 Segmentierung an diesen starken Silben und hier:

„lexical access“

(34)

MSS

• Worterkennungsantworten sind sowohl schneller, als auch akkurater in ws, als in sw-Wörtern.

• ws sind im Vorteil, weil sie am Onset der zweiten (starken) Silbe segmentiert werden (= sogleich der Onset des gesuchten Zielwortes)

• Diese Annahme beruht darauf, dass vom Hörer

angenommen wird, dass eine starke Silbe wortinitial ist (der Beginn eines neuen lexikalischen Wortes).

 Hörer wenden eine Strategie an, bei der sie

Sprachsignale am Anfang von jeder starken Silbe

segmentieren.

(35)

MSS

• Initiale starke Silbe spricht meist für ein lexikalisches Wort

 Mit Hilfe der Segmentierungs-Strategie kommt es zu einer zuverlässigen

Worterkennung der starken Silben und

somit der lexikalischen Wörter.

(36)

Literatur:

- McQueen, J.M., Norris, D., & Cutler, A. (1994). Competition in spoken word recognition: Spotting words in other words. Journal of Experimental Psychologie: Learning, Memory, and Cognition, 20(3), 621-638

- Culter, A. & Butterfield, S. (1992). Rhythmic Cues to speech

segmentation: Evidence from juncture misperceptions. Journal of Memory and Language, 31, 218-236.

- Norris, D., McQueen, J.M. & Culter, A. (1995). Competition and

segmentation in spoken-word recognition. Journal of Experimental

Psychologie: Learning, Memory, and Cognition, 21(5), 1209-1228

Abbildung

Fig. 1  schwach-stark

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