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Einführung in den Schwerpunkt: Vorurteile

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Academic year: 2022

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«Welch triste Epoche, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil!» konstatierte Albert Ein- stein1.

Die Tatsache, dass sich Menschen, oft entgegen aller Be- weise, lieber ihre engen und falschen Meinungen und Vor-Urteile über andere Menschen (auch über Sachverhal- te oder das Geschehen in der Welt) bewahren, ist alt, weit verbreitet und trifft viele: «... die Amerikaner legen die Beine auf den Tisch, Deutsche essen Sauerkraut – im- mer, in allen Lebenslagen – und die Franzosen? Die haben’s mit den Weibern – man weiss das ja! –, trinken Champagner und sind leichtfertige Windhunde.», wie Kurt Tucholsky ironisch ausführt.

Doch bei solch eher harmlosen Feststellungen und Verall- gemeinerungen bleibt es oft nicht. Gefährlich wird es, wenn aus individuellen wie gruppen-/massenpsycholo- gischen Notwendigkeiten heraus andere mittels solcher Meinungen bzw. Vorurteilen zu «Den Anderen» stilisiert werden. Es sind ineinander verschränkte Prozesse, die ein «Wir» und ein «Sie», ein «Drinnen» und «Draussen»

hervorbringen, so, als gebe es scharfe Grenzen.

Die in den USA lehrende Sozialwissenschaftlerin Gita Stei- ner-Khamsi erfasste, mittels welcher Zuschreibungsschrit- te die Konstruktion kultureller Unterschiede erfolgt2: Zu- erst wird eine Gruppe von Menschen mit bestimmten Merkmalen, die sie gleichzeitig von «uns» unterscheiden, charakterisiert, als Zweites werden diese Merkmale abge- wertet und drittens wird nun ein Handlungsbedarf wahrgenommen. Es entstehen Deutungsmuster, wobei die Zuschreibungen an «Die Anderen» Schuldzuweisungen enthalten, durch die sie schliesslich leicht in die Sünden- bockrolle gedrängt und ausgegrenzt werden können.

Dies nun aber – das Beschuldigen von Sündenböcken – hat eine Jahrtausende alte Tradition. Es existiert «eine offensichtlich ubiquitäre Tendenz, die Last von Schuld ...

auf ein Drittes abzulenken, auf dieses Dritte zu projizie- ren»3, schreibt der Zürcher Psychoanalytiker Berthold Rothschild. Er nennt damit eine wesentliche Funktion von Vorurteilen: Anderen Menschen werden Eigenschaf- ten oder Verhaltensweisen zugeschrieben, die eigentlich zur eigenen Person (oder der eigenen Gruppe) gehören, die man aber nicht bei sich selber wahrnimmt/wahrneh- men will. Vielmehr «sieht» und bekämpft man sie am anderen Menschen – wie verheerend, das hat uns das 20. Jahrhundert mehrfach drastisch vor Augen geführt.

Zu den kennzeichnenden Merkmalen von Vorurteilen zählen, so viel wissen wir4: Sie weisen sich aus über ei- nen hohen Grad an Stereotypisierung, es besteht ein ho- her Grad an Emotionalität (eine eigentliche «emotionale Geladenheit»), Vorurteile gehen einher mit Ressentiments und Neid: «Neid gehört ja zum Vorurteil wie Pech zum Schwefel.»5. Es besteht ein starker Widerstand gegen die Veränderung des Vorurteils und man leugnet neue Fakten

– «Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber niemals ein Vor- urteil.» (Marie von Ebner-Eschenbach)

Wenn wir den Schwerpunkt in dieser Nummer gleich- wohl dem Thema Vorurteile widmen, so wissen wir, dass sich allein mit Kenntnis noch nichts ändert – wes- halb wir versuchten, je überraschende Sichten auf das Thema zu werfen.

Ueli Mäder zeichnet in seinem Beitrag «Vorurteile ergrün- den» nach, was wir durch einen behutsamen Umgang mit eigenen Meinungen und Sichten und der Akzeptanz von Unsicherheiten gewinnen können und lässt uns, gleichsam im Vorbeispazieren, Einblick nehmen in Stan- dardwerke zum Vorurteil. Wie leider auch der wissen- schaftliche Zugang keine Sicherheit vor falschen Wahrhei- ten bietet, zeigt Heinz Moser mit kecker Feder auf und benennt in seinem Artikel «Am Turm der Wissenschaft arbeiten» auch gleich, warum wir so leicht verführt wer- den können. Ruedi Isler und Thomas Hermann öffnen ih- re Arbeitsmappe zum Thema Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus, «Look Twice», und machen neugie- rig darauf, wie sich mit den neuen, frechen, verfremde- ten und sehr berührenden Bildern von Daniel Lienhard und den kurzen Kommentaren arbeiten lässt. Auch die Besprechung der DVD/CD-Rom «Bilder im Kopf» weist auf ein wertvolles Unterrichtsmittel hin, das an Seh- und Ar- gumentationsgewohnheiten rüttelt. Den Schwerpunkt schliesst der Artikel von Christa Hanetseder zu den bei- den Filmen «Die Welle» und «Blue eyed» ab, in denen Ju- gendliche durch ihre Lehrerin bzw. ihren Lehrer ganz un- mittelbar und durch das eigene Erleben Erfahrungen mit unheilvollen Identifikationen und blinden Ausgrenzun- gen machen.

Christa Hanetseder

Anmerkungen

1 Alle Aphorismen unter <<www.zitate24.de>>, 16.9.2008 2 Steiner-Khamsi Gita (1992). Multikulturelle Bildungspolitik in

der Postmoderne. Opladen.

3 Rothschild Berthold (1999). Den Bock zum Sünder machen. Die universelle Neigung, eigenes Verschulden auf Dritte abzuschie- ben. In: NZZ, Nr. 72, 27./28. März 1999, S. 89–90.

4 Siehe: Barres Egon (1978). Vorurteile. Opladen.

Fischer Lorenz & Wiswede Günter (1997). Grundlagen der Sozi- alpsychologie. München, S. 257ff.

Altvater Peter & Stamer Maren (2000). Alltägliche Fremden- feindlichkeit. Interpretationen sozialer Deutungsmuster. Mün- ster.

5 Klüger Ruth (2008). unterwegs verloren. Wien, S. 182.

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E i n f ü h r u n g i n d e n S c hw e r p u n k t : Vo r u r t e i l e

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