Artikulatorische Analyse der Lippenbewegungen in Schwas:
Akzentuierung, Wortposition und Schwa-V- Schwa Koartikulation.
Jonathan Harrington IPDS, Kiel.
Artikulatorische Analysen der Akzentuierung (Satzbetonung)
• Grössere Gesten
• Ausdehnung vom Vokalraum
(zB: De Jong, 1995; Harrington, Fletcher, Beckman, 2000;
Harrington, Fletcher, Roberts, 1995 und andere)
Vielleicht mehr Koartikulation innerhalb als zwischen prosodischen Einheiten
• Bell-Berti & Harris, 1979, perzeveratorische übertrifft
antizipatorische Koartikulation in pKVKp = p[KVKp]F, wo […]F = Fuss
• Kompatibel mit Konsonantenstärkung zu Beginn von
prosodischen Einheiten (Keating, Fougeron, Cho) voraussagbar
Transkonsonantische V-V Koartikulation
(Öhman, 1966)
Stimuli, Sprecher
Here’s the Seargant Mabibber plan.
It can’t be the Seargant Mabibber plan, she’s only a corporal.
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Paradigmatische Variationen des Vokals
[ e (‘mabibber/bebber/babber/bubber/bobber/boober’) Akzentuiert Unakzentuiert
Aufnahmen von Bewegungsdaten mit Carstens EMA
• Obere und unteren Lippe
• Zungenrücken 1 cm and 2 cm hinter der Zungenspitze
• Kiefer
Lippenöffnung
0 100 200 300 400
Dauer (ms)
Akustisches Signal m
5 mm
b b p
Lippenöffnung: (ObLx – UnLx )2 + (ObLy – UnLy)2 (Byrd, Phonetica 2000;57:3–
16)
Etikettierung der Lippenöffnung
ObL = Oberlippe, UnL = Unterlippe, x/y horizontale/vertikale Bewegung
Fragestellungen…
1. Akzentuierung
(a) Wo? In der betonten Silbe? Im Fuss? Im gesamten Wort?
(b) Wie? zB syntagmatische Stärkung?
(Silverman & Pierrehumbert, Harrington, Fletcher, Beckman, 2000) = größere Verengung in Ks, größere Öffnung in Vs.
2. V auf Schwa Koartikulation
Deutlichere perzeverative als antizipatorische Wirkungen?
3. Akzentuierung x Koartikulation
(a) Paradigmatische Ausdehnung vom Vokalraum (de Jong, 1995)?
(b) Größere oder kleinere V-auf-Schwa Koartikulationseffekte in Schwas akzentuierter Wörter?
1.82.22.6
0 100 200 300 400 500 600
-15-5515
Dauer (ms)
-15-5515
cmcm/s
[] [b] []
(a) Größe , (b) Dauer, (c) Höchstgeschwindigkeit [m]
a
b
c
1. Akzentuierung: Parameter
cm/s
Lippenöffnung
Geschwindigkeit
SPRECHERIN KC
* * * *
* * * *
* * * *
SPRECHERIN SP
* * * *
* * * *
* * *
0.5 cm10 cm/s60 ms
SPRECHERIN ZS
*
*
* *
Größe
Höchst-Geschwindigkeit
Dauer
[m [b [b [p
initial final
[m [b [b [p
initial final
[m [b [b [p
initial final
akzentuier t
unakzentuiert * p < 0.01 * p < 0.01 und sig.
Vokal-Interaktion
Berechnung von: Va - Vu
Va,Vu: Die Lippenöffnung gemittelt pro Vokalkategorie in akzentuierten (Va) und unakzentuierten (Vu) Wörtern zu 7 Zeitpunkten
Akzentuiert, unakzentuiert (gemittelt in 'mabebber')
m b e b p
1. Akzentuierung: fortgesetzt
syntagmatische Untersuchung
-1.001.52.5 (mm)
Durchschnittlicher Unterschied in der Lippenposition zwischen
akzentuierten und nicht-akzentuierten Vokalen pro Vokal-Kategorie
V= [ e Œ
m b V b p
zB ist im Durchschnitt die Lippenöffung vom ersten [1.5 mm größer in akzentuierten mabebber im Vergleich zu unakzentuierten mabebber
Sprecherin KC
Lippenöffnungsunterschied
0510
m b V b p
ZS
-5051015
SP
V= [ e Œ
180220260
2. V auf Schwa Koartikulation
Inwiefern wird die Lippenöffnung in [mb] (initial) und [bp]
(final) von der Vokalkategorie beeinflusst (unabhängig von der Akzentuierung)?
V= [ e Œ
m b b p KC
Quantifizierung der Koartikulation
Berechnung vom dem Anteil der erklärten Varianz (2 = 'Eta-Quadrat'), der auf die
Unterschiede zwischen Vokalkategorien zurückzuführen ist.
2. V auf Schwa Koartikulation (fortgesetzt)
Œ
20 25 30 35
Je mehr eine Verteilung (---) von den Unterschieden zwischen den Kategorien beeinflusst wird, umso größer 2 (0 2 1)
2(Vokal) hoch
O EUIAV
25 30 35
2(Vokal) niedrig
Lippenöffnung (mm) Lippenöffnung (mm)
Wahrscheinlichkeit
Df Sum Sq Mean Sq F value Pr(>F) as.factor(Akzent) 1 24.7 24.7 0.5447 0.4614 as.factor(Vokal) 5 168.2 33.6 0.7411 0.5936 as.factor(a):as.factor(v) 5 252.9 50.6 1.1142 0.3545 Residuals 180 8171.0 45.4
2 = Sum Sq/ Sum sq
8616.813
2 (Vokal) = 168.2/ 8616.813 = 0.01951998
Bedeutet: 1.95% der Varianz in der Verteilung wird durch die Unterschiede in den Vokalkategorien verursacht
2('Eta-Quadrat') Berechnungen
-200 -100 0 100 200 0.00.20.40.6
2
m b V b p
Sprecherin KC: 2 (Vokal)
* NS * * * * *
Durchschnittliche Dauer (ms) im Verhältnis zum V
Die Unterschiede zwischen den Vokalkategorien üben einen
signifikanten Einfluss auf die Lippenöffnung im ersten [b] aus (p <
0.01); und sie erklären etwas mehr als 10% der Varianz in der Verteilung zu diesem Zeitpunkt.
-200 -100 0 100 200
0.00.20.40.6
-200 -100 0 100 200
0.00.40.8
m b V b p m b V b p
2
Durchschnittliche Dauer (ms) im Verhältnis zum V
ns ns * * * * *
* ns * * * * *
Sprecherin SP: 2 (Vokal) Sprecherin ZS: 2 (Vokal)
0.00.20.40.60.81.00.00.20.40.60.81.0
2
2
m m m
b b b
Erste Silbe
Letzte Silbe
KC ZS SP
2(Vokal), alle Sprecherinnen
3. V-auf-Schwa Koartikulation und Akzentuierung
2 (akz. V) wird größer sein, wenn die Vokalkategorie einen stärkeren Einfluss auf die Lippenöffnung in akzentuierten im Vergleich zu unakzentuierten Wörtern ausübt.
Vergleich: 2 (akzentuierte Vokale) mit 2 (unakzentuierte Vokale) zu den Zeitpunkten von
Lippenöffnungmaxima/minima in m, b, V, b, , p
-200 0 200
0.00.40.8
-200 0 200
0.00.40.8
-200 0 200
0.00.40.8
2
m b V b p
akzentuiert unakzentuiert KC
ZS
SP
2
2
Relative Dauer (ms)
Zusammenfassung
SPRECHERIN KC
* * * *
* * * *
* * * * [m [b [b [p
initial final
1. Grössere vielleicht
kräftigere Gesten zu Beginn des Wortes
2. Akzentuierungseffekte
• Akzentuierung ist Wortakzentuierung (im gesamten Wort verteilt)
• Verursacht eine syntagmatische K-V Verdeutlichung für alle Vokale
• Weniger Unterstützung fuer einen erweiterten paradigmatischen Kontrast im Vokal (Vokalausdehnung) (contra de Jong, 1995 und Harrington, Fletcher & Beckman, 2000)
KC, [], akzentuiert, unakzentuiert
• Stärkere perzeveratorische als antizipatorische Koartikulationseffekte
3. Koartikulation
• Kaum einen Einfluss von Akzentuierung
-200 -100 0 100 200
0.00.40.8
m b V b p
2
* ns * * * * * SP: 2 (Vokal)
Die antizipatorische Koartikulation kann eine Stelle, in der sie völlig blockiert wird, überbrücken – die
antizipatorische Koartikulation ist daher abstrakt und kognitiv (geplant) und nicht 'automatisch' auf das nächste Phonem angewiesen