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P H Y S I K I M A L LTA G

44 Physik Journal 11 (2012) Nr. 2 © 2012 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

V

ermeintliche Originalsoftware oder Luxuskleidung zu Schleu- derpreisen gehören schon lange zu manchen süd ostasiatischen Touristenmärkten dazu wie das schwüle Wetter. Doch die Produkt- und Markenpiraterie hat längst größere Dimensionen erreicht: Da werden Ersatzteile und Kompo- nenten plagiiert, teilweise sogar komplette Maschinen oder Geräte.

Erst kürzlich hat der deutsche Sa- nitärhersteller Hansgrohe gegen einen chinesischen Wettbewerber geklagt und gewonnen: Die chine- sische Joyou AG muss die Produk- tion und den Vertrieb der kopierten Armatur unverzüglich einstellen (Abb. 1). Allein der deutsche Maschi- nen- und Anlagenbau beziffert den jährlichen wirtschaftlichen Schaden durch Plagiate auf mehr als sechs Milliarden Euro. Kein Wunder, dass immer mehr Hersteller nach Wegen suchen, ihre Produkte fälschungs- sicher zu machen. Dabei gewinnen technische Kopierschutzmaßnah- men zunehmend an Bedeutung, greifen sie doch an der Wurzel des Übels an: Sie verhindern es, eine völlig identische Kopie herzustellen.

Inzwischen gibt es viele markt- reife Verfahren, die das Fälschen von Produkten unmöglich machen oder zumindest erschweren. Grob lassen sie sich in vier Kategorien einteilen, die sich aus der Ziel- setzung ergeben: Bestätigung der

Authentizität, Erstöffnungsschutz, Vertriebskontrolle und Produkt- haftung.#) Eine wichtige Gruppe von Schutzverfahren sind Pigmente, die aufgrund ihrer – meist optischen – Eigenschaften ein Produkt eindeu- tig kennzeichnen. Diese Pigmente sind in Etiketten oder direkt ins Produkt eingearbeitet. Neu sind solche Verfahren nicht: Bei Geld- scheinen, Tickets oder Urkunden finden sie schon seit Jahrzehnten Anwendung. Der Nutzer oder Hersteller kann in diesen Fällen anhand der Schutzmerkmale aber nur erkennen, ob die Pigmente vor- handen sind oder nicht. Bei einem neueren Verfahren lassen sich die Produkte dagegen nach Ferti- gungschargen unterscheiden. Dies geschieht anhand der spektrosko- pischen Charakteristika der einge- setzten Pigmente. Die Wirksamkeit des Schutzes steigt dadurch, die Pigmente dienen quasi als Finger- abdruck. Besteht der Verdacht, dass ein Produkt gefälscht ist, können Hersteller, Händler oder Käufer mit relativ geringem Aufwand die Echtheit überprüfen, indem sie den spektroskopischen Fingerabdruck mit einer Datenbank abgleichen, in der die Spektren der Produkt- chargen hinterlegt sind.

Dieses Verfahren beruht auf Pigmenten aus anorganischen Par- tikeln, die ähnlich wie moderne

Leuchtstoffe in Energiesparlampen lumineszieren: Nach Anregung mit UV-A-Strahlung einer Wellenlänge von 320 bis 400 nm leuchten sie im sichtbaren Bereich. Die Pigmente bestehen aus Metall oxidkristallen, denen Fremdstoffe in geringen Mengen beigemischt sind. Dafür eignen sich Erdalkalimetalle, aber vor allem Seltene Erdmetalle, weil Wechselwirkungen mit dem Wirtsgitter ihre Emissionslinien im Optischen nicht beeinträchtigen.

Ihre Emissionslinien weisen eine geringe Halbwertsbreite auf, weil zur Emission nur die Übergänge innerhalb der f-Orbitale beitragen, die bei den Seltenen Erden erstmals besetzt sind (Abb. 2).

Für die Herstellung liegen die Metalloxide als Pulver vor. Das Gemisch wird auf Temperaturen jenseits von 1000 °C erhitzt, damit die Ionen sich durch Diffusion auf einer mikroskopischen Ebene möglichst gleichmäßig im Material verteilen. Das Resultat sind die gewünschten Pigmente mit einem Durchmesser zwischen einem und zehn Mikrometern. Prinzipiell sind diese Pigmente in nahezu beliebigen Mengen herstellbar.

Jede Charge weist ein charakte- ristisches Emissionsspektrum auf, dessen Linien sich aufgrund der eingesetzten Konzentration und Kombination der Metalloxide in

n Erkennbar echt

Mithilfe von technischen Produktschutzverfahren lassen sich Original und Fälschung unterscheiden. Lumineszenzpigmente spielen dabei eine wichtige Rolle.

#) Einen guten Über- blick über die Verfahren liefern die Technologie- datenbanken auf www.

produktpiraterie.org und www.conimit.de

Produkte wie die Abisolierzange (hin- ten), das Kabelmesser (gelb) oder die Ke- ramikteile (ganz rechts) lassen sich mit Lumineszenzpigmenten markieren. UV-

Licht bringt den Echtheitsnachweis. Her- steller können sogar Produktchargen aufgrund der spektroskopischen Charak- teristika der Pigmente unterscheiden.

Tailorlux

Abb. 1 Original (links) und Kopie (rechts) sind auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden. Bereits im Februar 2011 hatte der chinesische Hersteller für seine Kopie den wenig rühmlichen Plagiarius-Preis erhalten. Diese Initiative gegen Ideenklau zeichnet besonders dreiste Plagiate aus.

Plagiarius-Preis

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© 2012 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 11 (2012) Nr.2 45

Michael Vogel, vogel_m@gmx.de

Lage und Intensität unterscheiden.

Die Technologie ist heute so weit entwickelt, dass ähnlich wie bei einem Baukasten aus der Wahl der Leuchtstoffe das gewünschte Emissionsspektrum resultiert.

Rein rechnerisch lassen sich allein mit Seltenen Erdmetallen, de- ren Emissionslinien im „richtigen“

Bereich des Spektrums liegen und die nicht radioaktiv sind, durch un- terschiedliche Konzentrationen des Leuchtstoffs im Wirtskristall mehr als 300 Milliarden spektral leicht unterscheidbare Pigmentvarianten herstellen – mehr als genug also, um eine sehr große Zahl von Pro- duktchargen fälschungssicher zu machen. Entsprechende Laborge- räte können natürlich im Spektrum noch feinere Details differenzieren.

In der Praxis soll ein Hersteller oder Händler allerdings ein Pro- dukt bereits mit einem einfachen Handspektrometer eindeutig iden-

tifizieren können. Alles andere wäre zu langwierig und teuer.

Smarte Kontrolle

Es gibt bereits billige Geräte für die Fälschungskontrolle. Künftig dürf- ten jedoch Smartphones die ideale Plattform für solche Handspektro- meter bilden. Schließlich nutzen ihre Fotofunktionen zunehmend Sensorik und Algorithmen, um die spektrale Zusammensetzung des Umgebungslichts bei der Aufnahme zu analysieren und die Farbbalance im Bild automatisch zu korrigieren.

Letztlich ist das nichts anderes als eine einfache Form der Spektrosko- pie. Smartphones hätten auch die kommunikationsseitige Anbindung zu der Datenbank mit den Refe- renzspektren „an Bord“.

Die bei dem Schutzverfahren verwendeten Pigmente sind hart,

säurefest, inert und hitzebestän- dig. Sie lassen sich daher in sehr viele unterschiedliche Materialien einbringen, ohne dass sie deren Eigenschaften beeinflussen: in Kunststoffe, Pulver, Pasten, Glas, Keramik, Farben oder Lacke. Oft genügen schon Mengen im ppm- Bereich für ein ausreichend starkes spektroskopisches Signal. Wie viel Pigmente nötig sind, hängt aber letztlich von der konkreten Anwen- dung ab.

Ein Hersteller von elektrischen Bauteilen sieht sich z. B. mit Plagi- aten konfrontiert, die Kurzschlüsse verursachen. Nun markiert er be- stimmte Teile seiner Produkte mit Pigmenten, um sie von illegalen Kopien unterscheiden zu können.

Ein anderer Anbieter versieht die Gehäuse seiner Elektrogeräte mit einem Klarlack, in dem sich die Lumineszenzpigmente befinden.

Und ein Hersteller von Haushalts- waren arbeitet solche Pigmente in ein kleines Kunststoffteil ein, das an den Produkten von außen sichtbar ist. In diesem Fall reicht bereits eine einfache LED-Lichtquelle aus, um die Pigmente so stark anzuregen, dass sich auch ohne Mess gerät zeigt, ob es sich um ein Original oder eine Fälschung handelt. Ge- meinsam ist allen Anwendungen, dass für die Käufer die Produkte wie bisher aussehen – erst eine UV- Lichtquelle bringt den Unterschied ans Tageslicht.

Michael Vogel Abb. 2 Das Beispiel des Wirtsgitters

InBO3 verdeutlicht das Baukastenprinzip bei den Farbpigmenten: Das linke Emis- sionsspektrum stammt von Europium, das ins Wirtsgitter eingebracht worden

ist, das rechte von Terbium. Beide Emis- sionslinien haben eine relativ geringe Halbwertsbreite, wären also auch bei gleichzeitiger Einbringung der Ionen ins Wirtsgitter gut zu unterscheiden.

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2

300 335 370 405 440 475 510 545 580 615 650 685 720 755 790 825

InBO3:Eu

Wellenlänge in nm

normierte Intensität

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2

300 335 370 405 440 475 510 545 580 615 650 685 720 755 790 825

InBO3:Tb

Wellenlänge in nm

normierte Intensität

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