Straßenverkehr
Defizite in der Verkehrs- erziehung
Häufigste Ursache für Unfälle mit Kindern
D
efizite in der Verkehrser- ziehung zählen zu den häufigsten Ursachen für Un- fälle mit Kindern im Stra- ßenverkehr. Die Bundesre- gierung betont in ihrer Ant- wort auf eine große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion, dass Unfälle vor allem durch man- gelnde Kenntnisse der grund- legenden Verkehrsregeln ent- ständen, Kinder sich zum Bei- spiel beim Überschreiten der Fahrbahn falsch verhielten.Es falle Kindern oft schwer, sich auf die konkrete Ver- kehrssituation zu konzentrie- ren. Das Bundesverkehrsmi- nisterium habe dem in ihrem
„Programm für mehr Sicher- heit im Straßenverkehr“ mit einem Schwerpunkt auf Schul- verkehrserziehung Rechnung getragen. Als weitere Ursa-
chen für Unfälle mit Kin- dern nennt die Bundesregie- rung auch Mängel in der Straßenraumgestaltung sowie ein wenig umsichtiges Verhal- ten erwachsener Verkehrs- teilnehmer.
Im Jahr 2002 sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 216 Kinder un- ter 15 Jahren im Straßenver- kehr getötet worden, davon sind 104 in einem PKW mit- gefahren, 63 sind als Fuß- gänger und 42 als Fahrradfah- rer ums Leben gekommen.
Schwer verletzt wurden 7 533 Kinder. Bei den im PKW getöteten Kindern stellt die Bundesregierung einen Rück- gang von 50 Prozent fest.
Demzufolge ist die Zahl der in den letzten zehn Jahren im Straßenverkehr verunglückten Kinder um 54 Prozent zurück- gegangen.
Nach Angaben des Deut- schen Verkehrssicherheitsra- tes ist das tatsächliche indi- viduelle Verkehrsrisiko für Kinder, die als Radfahrer oder Fußgänger unterwegs sind, jedoch gestiegen. Dies werde deutlich, wenn die Zahlen der Unfallstatistik zu der sinkenden Anzahl von Kindern ins Verhältnis ge- setzt werden.
Zur Vermeidung von Un- fällen mit schweren Kraft- fahrzeugen sollen neue Fahr- zeuge mit mehr als 7,5 Ton- nen künftig mit sechs Spie- geln ausgerüstet werden. Ei- ne entsprechende EG-Richt- linie ist am 29. Januar in Kraft getreten und muss von allen EU-Mitgliedsstaaten bis zum 26. Januar 2005 in nationales Recht übernommen werden.
Ziel ist es, den „toten Winkel“
zu beseitigen. PB
Großbritannien
Konferenz
deutscher Ärzte
Rund 2 000 deutsche Ärzte arbeiten in England.
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ie erste Konferenz deut- scher Ärztinnen und Ärz- te, die in Großbritannien ar- beiten, findet am 26. Juni in Oxford statt.Veranstalter sind die Marburger-Bund-Stiftung und die Deutsch-Englische Ärztevereinigung. Ziel ist es, ein Netzwerk für die schät- zungsweise 2 000 deutschen Ärzte zu knüpfen, die im briti- schen Gesundheitswesen tä- tig sind. Den Veranstaltern zufolge werden aber auch Ärzte erwartet, die bereits nach Deutschland zurückge- kehrt sind, sowie solche, die Interesse an einer Tätigkeit in Großbritannien haben. Infor- mation und Anmeldung: Mar- burger-Bund-Stiftung, Dr.Magdalena Benemann, Tele- fon: 02 21/97 31 68 15, Fax:
9 73 16 78, E-Mail: stiftung@
marburger-bund.de. EB A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 234. Juni 2004 AA1625
Chronische Darmentzündungen
Neues Krankheitsgen entdeckt
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orscher des Nationalen Genomfor- schungsnetzes (NGFN) haben ein weiteres Krankheitsgen entdeckt, das chronisch entzündliche Darmerkran- kungen verursachen kann (Nature Ge- netics 2004; 36: 5). Es trägt die Bau- anleitung für das Protein DLG5, das im Stützgerüst von Zellen der Darm- schleimhaut vorkommt und deren sta- bilen Zusammenhalt garantiert. Krank- heitserreger und körperfremde Stoffe können dadurch nicht in die Darm- schleimhaut eindringen. Bei Menschen mit verändertem DLG5-Gen und somit fehlerhaftem DLG5 fehlt diese Barrie- re. Die Folge können dauerhafte Ent- zündungen des Darmes sein.M
it der Entdeckung des DLG5-Gens auf dem Chromosom 10 nahm das Kieler Forscherteam um Prof. Dr.med. Stefan Schreiber einen weiteren Meilenstein zum Verständnis der chro- nischen Darmentzündungen. Bereits im Herbst 2001 war es den Wissen- schaftlern gelungen,Veränderungen im CARD15-Gen mit dem Auftreten von Morbus Crohn zu assoziieren. Es trägt ebenfalls die Information für ein Ei- weiß, das bei der Abwehr von Bakteri- en im Darm eine wichtige Rolle spielt.
Das DLG5-Gen entdeckten die For- scher bei der Analyse des Erbguts von 422 Geschwisterpaaren mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung. Wei- tere Untersuchungen von Betroffenen (schätzungsweise bis zu 300 000 Pa- tienten leiden in Deutschland an Mor- bus Crohn oder Colitis ulcerosa) er- gaben, dass mehrere Varianten des DLG5-Gens existieren. Zwei davon er- höhen das Krankheitsrisiko beträcht-
lich. So verdoppelt sich mit dem Aus- tausch eines einzigen Gen-Buchsta- bens im DLG5-Bauplan die Wahr- scheinlichkeit des Auftretens einer chro- nischen Darmentzündung. Bei vielen Menschen mit dem Fehler im DLG5- Gen ist gleichzeitig das CARD15-Gen verändert.
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twa zeitgleich zu dieser Publikation haben internationale Genomfor- scher – darunter Wissenschaftler des Deutschen Humangenomprojektes und des NGFN – die weltweit größte Da- tenbank der Genfunktionen veröffent- licht. Innerhalb von zwei Jahren ge- lang es ihnen, mehr als 20 000 der etwa 30 000 menschlichen Gene mit In- formationen zu ihrer Funktion zu do- kumentieren. Es wird erwartet, dass dieses Archiv einen internationalen Standard für die Analyse von Genakti- vitäten und humanen Erkrankungen setzt. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann AkutDas Verkehrsrisiko für Kinder im Straßenverkehr nahm zu.
Foto:ddp