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Archiv "Terminologie: Die Scholastik hat uns eingeholt" (07.03.2003)

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Terminologie

Zu dem Beitrag „Die unwirkliche Wirklichkeit der Medizin – Grenzen der Standardisierung werden evident“ von Prof. Dr. med. Peter von Wichert in Heft 3/2003:

Unlogik treibt Blüten

Dem Autor ist zu danken. Er beschreibt vorbildlich, wel- ches Schindluder die Politik mit der Würde des Bürgers treibt. Hier wird keine

„Kochbuchmedizin“, sondern eine „Handlungsgehilfenme- dizin“ per Gesetz dekretiert.

Die Bürger der GKV werden unglücklich gemacht. Natür- lich wollen die Politiker und ihre praxisunerfahrenen me- dizinökonomischen Ordina- rien das nicht, aber darauf kommt es nicht an. Tatsache ist, dass die Unlogik bei den notwendigen Reformen hier groteske Blüten treibt. Prak- tisch bedeutet dies Ärzte- mangel (heute schon in den neuen Ländern), Frust bei Anbietern und Nachfragern, lange Wartezeiten, frühe Pra- xisschließungen, Therapieun- freiheit und weniger statt mehr Gesundheit für immer höhere Lohnnebenkosten.

Die Patienten sind verschie- den. Leitlinien können auch schaden. Sie zur Grundlage von Gesetzen mit wirtschaft- lichen oder sogar strafrecht- lichen Weiterungen zu ma- chen, kann man ein Verge- hen am deutschen Volk nen- nen. Man lese sich ein gutes deutsches oder englisches Lehrbuch der inneren Medi- zin durch: Erfahrung, Logik, Weisheit und guter Wille sind dort gut vertreten. Die deutschen Ärzte zu unbe- darften Akademikern zu

stempeln ist der Gipfel der Unverschämtheit. Es ist voll- kommen richtig, dass durch diese Pläne und Gesetze eine Entwissenschaftlichung der Medizin betrieben wird. Dies gilt sowohl für die evidence based medicine, das Disease und Health Technology Man- agement. Gesundheitsbüro- kraten leben blendend von ihren Bürokratieorgien, sie wollen eine Qualitätssteige- rung und erzwingen genau das Gegenteil. Die Frontsol- daten können sich noch so plagen, die Etappenschweine verlieren bei uns die meisten Kriege.

Dr. med. Karl-Heinz Weber, Parkstraße 8, 45478 Mülheim/Ruhr

Die Scholastik hat uns eingeholt

Es ist mir ein wirkliches Be- dürfnis, Herrn Prof. v. Wi- chert für sein außerordentli- ches Plädoyer der Vernunft zu danken.

Als Arzt, der seine Wurzeln in der Physiologie und Atho- physiologie hat und die letz- ten zehn Jahre ausschließlich mit der Betreuung und Be- handlung von MS-Patienten verbracht hat, kann ich leider nur bestätigen, wie schwer es ist, medizinisch vernünftiges und naturwissenschaftlich plausibles Gedankengut zu verbreiten, wenn EbM-Krite- rien nicht erfüllt bzw. nicht erfüllbar sind.

Andererseits muss ich miter- leben, wieweit EbM-getra- gene Leitlinien ungeachtet der individuellen Situation vieler Patienten völlig unkri- tisch durchgesetzt werden.

Ich befürchte, dass diese Wahrnehmung nicht auf die Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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MS beschränkt sein dürfte.

Nach 150 Jahren rasanten wissenschaftlichen Fort- schritts in der Medizin hat uns die Scholastik wieder eingeholt.

Dr. med. Olaf Hebener, Zum Kreuzblick 13, 67551 Worms

Undifferenziert

. . . Bedauerlich ist auch, wie undifferenziert Prof. von Wi- chert so völlig unterschiedli- che Aspekte wie evidenzba- sierte Medizin (EbM), Leitli- nien, DMP und medizinische Technologiebewertung (HTA) in seinem Beitrag ab- handelt. Es ist nicht der Raum in einem Leserbrief, auf die unterschiedlichen Wurzeln und Entwicklungsli- nien der skizzierten Entwick- lungen hinzuweisen. So viel sei aber bemerkt: Prof. von Wichert fällt auf den Diskus- sionsstand der 1980er-Jahre zurück, wenn er physiologi- sche Experimente und klini- sche Beobachtungen als des- halb erkenntnisleitend her- vorhebt, weil diese Formen des Erkenntnisgewinns auch in anderen Wissenschaftsdis- ziplinen vorherrschend seien.

Abgesehen davon, dass Meta- analysen auch z. B. in der Atomphysik oder in der Psy- chologie seit langem ange- wandt werden, war es gerade ein entscheidendes Argument der EbM, auf die „scientific evidence“ aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) zurückzugreifen, weil diese sich als zuverlässiger (mit we- niger Bias behaftet) erwiesen haben. Das hat auch nichts mit „Entwissenschaftlichung“

der Medizin zu tun, wie Prof.

von Wichert darstellt. Die Durchführung, aber eben auch die kritische Bewertung klinisch relevanter RCTs er- fordert eine weitergehende wissenschaftliche Qualifikati- on als die bloße Rezeption von Lehrbuchwissen. Gerade dies ist der edukatorische Ef- fekt von EbM.

Priv.-Doz. Dr. med. Matthias Perleth, MPH,AOK-Bundesverband, Dependance Berlin, Rungestraße 3–6, 10179 Berlin

Es gibt Nachholbedarf

In seinem Beitrag entwickelt Prof. von Wichert ein Zerr- bild der so genannten „evi- dence based medicine“, das dringend einer Richtigstel- lung bedarf:

Evidence based medicine (EbM) wird von ihren führenden Vertretern als „the process of systematically find- ing, appraising, and using con- temporaneous research find- ings as the basis for clinical decisions“ definiert. Es han- delt sich keineswegs – wie von Herrn Prof. von Wichert be- hauptet – um eine „Entwis- senschaftlichung“ der Medi- zin, die Ärzte davon entbin- det, sich „zu einem Problem ihres Patienten Gedanken (zu machen)“, und stattdessen da- zu verführt, einfach nur „einer Studie (zu folgen)“. Vielmehr ist es ein Konzept, das ver- sucht, durch eine Standardi- sierung des Vorgehens bei der Analyse wissenschaftlich er- hobener Daten die Qualität von Therapieentscheidungen bei einzelnen Patienten zu verbessern. In diesem Prozess genießen randomisierte Stu- dien zu Recht einen höheren Stellenwert als im Labor durchgeführte Experimente, ohne dass diese per se ausge- schlossen würden, wie Prof.

von Wichert behauptet. Auch Metaanalysen haben in der EbM ihren festen Platz. Wer allerdings glaubt, dass eine Sammlung von nach definier- ter Methodik erstellter Meta- analysen – wie die der Cochrane Collaboration – medizinisches Lehrbuchwis- sen ersetzen kann, der wird in der Tat enttäuscht sein. Wer sie ihrem Ziel entsprechend zu nutzen weiß, nämlich als Plattform, die systematische Übersichtsarbeiten erstellt, aktuell hält und verfügbar macht, dem wird sie gute Dienste erweisen.

Teile des Konzeptes der EbM mögen nicht neu sein, wie Herr Prof. von Wichert rich- tig anmerkt. Dies allein schmälert aber nicht ihren Wert für die Zukunft der Me- dizin. Auch eine Rückbesin- nung auf alte Tugenden kann

ja von Zeit zu Zeit hilfreich sein! Ob alt oder neu, eine in- tensivere Um- oder zumin- dest Auseinandersetzung mit den Inhalten und Zielen der EbM kann die Gesundheits- versorgung in Deutschland nur voranbringen. Dass es hier durchaus Nachholbedarf gibt, sollten auch wir Ärzte nicht verschweigen.

Literatur beim Verfasser Florian Buchkremer, Jenaer Straße 7, 69214 Eppelheim

Spendenaufruf

Zu dem Leserbrief „Wann hört der Betroffenheits-Irrsinn auf?“ von Dr. med. Klaus Pillhatsch in Heft 5/2003, der sich auf den Spenden- aufruf von Bundesärztekammerprä- sident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe in Heft 51–52/2002 bezog:

Ich begrüße diesen Aufruf

Sind wir in Deutschland wie- der so weit, dass schamlos und öffentlich und sogar im DÄ die Verbrechen der Na- zis geleugnet werden dürfen?

Dass die Kenntnis, dass Ein- zelne ein weniger schreckli- ches Schicksal hatten als die Masse der Fremdarbeiter, da- zu berechtigt, zu behaupten, Fremdarbeiter sei ein glückli- cheres Schicksal gewesen, als in der DDR oder einem an- deren Ostblockland leben zu müssen? Ist es erlaubt, neben all dem Entsetzlichen auch noch Hohn über die Opfer auszugießen?

Ja, ich bin betroffen, ich bin in den Augen dieses Leser- briefschreibers ja wohl sogar

irrsinnig, aber wenn das die einzige Möglichkeit ist, mich von diesem Mann abzuset- zen, werde ich den Titel „Ir- re“ gerne tragen.

Ich nehme an, Herr Dr. Pill- hatsch kennt auch jede Men- ge glücklicher Überlebender von Auschwitz, die sich nach den Zeiten, in denen sie mei- stens ein Dach über dem Kopf, geregelte Mahlzeiten und anständige Arbeit hat- ten, zurücksehnen. Allerdings hatten sie keine „Freifahrt- scheine nach Hause“, aber dafür welche ins Jenseits (die die Angehörigen oftmals auch noch bezahlen muss- ten), aber das zeigt doch nur die große Güte der Nazis, die ihnen dadurch das Leben von

„Jahrzehnten kommunisti- scher Herrschaft“ ersparten.

PS: Und hat es keine einzige positive Zuschrift zu der Auf- forderung des BÄK-Präsi- denten gegeben? Dann sage ich jetzt, ich begrüße diesen Aufruf, auch wenn ich mich nicht verantwortlich fühle, ich fühlte mich auch nicht für das Elbhochwasser verant- wortlich. Hat Herr Pillhatsch in dem Zusammenhang auch von „Betroffenheitsirrsinn“

gesprochen?

Dr. Elisabeth-Christine Heun, Rahlstedter Straße 29, 19057 Schwerin

Vergleich war deplatziert

Auch ich hatte vor wenigen Monaten Gelegenheit, einen ehemaligen holländischen Zwangsarbeiter kennen zu lernen, der in einer Rüs- tungsfabrik meines Heimat- ortes arbeiten musste.

Auch wenn Herr Kollege Pillhatsch es als offensicht- lich durchaus harmlos und positiv darstellt (Knete hat gestimmt!), sehen es die mei- sten Betroffenen nicht so. Sie mussten im Land des Aggres- sors, der ihre Heimat besetzt hielt, zwangsweise wie im oben geschilderten Fall dafür sorgen, dass der Waffennach- schub funktionierte. Allein das ist schon eine Infamie!

Der holländische alte Herr berichtete, dass er sich im Ge- gensatz zu russischen und A

A618 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 107. März 2003

B R I E F E

E-Mail

Briefe, die die Redaktion per E-Mail erreichen, wer- den nur veröffentlicht, wenn sie ausdrücklich als „Leser- brief“ bezeichnet werden.

Voraussetzung ist ferner die vollständige Anschrift des Verfassers (nicht die bloße E-Mail-Adresse). Die Re- daktion behält sich bei Le- serbriefen jederzeit Kür-

zungen vor.

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polnischen Zwangsarbeitern anfangs nach der Arbeit noch frei im Ort bewegen durfte.

Trotz seiner bezahlten Tätig- keit habe er stark unter Hun- ger gelitten und sei schon nach wenigen Monaten er- heblich untergewichtig gewe- sen. Er selbst sei bis auf Aus- nahmen auch korrekt behan- delt worden, anders als die als

„Untermenschen“ (nazi- deutsch) bezeichneten Zwangsarbeiter aus den östli- chen Ländern. Sie lebten in Massenunterkünften (Ba- racken) unter erbärmlichen Bedingungen und durften keine privaten Kontakte zu Deutschen haben. Sie beka- men auch keinen Urlaub. Er habe russische und ukraini- sche Arbeitskolleginnen ge- habt, die Lehrerinnen, Kran- kenschwestern und Dolmet- scherinnen waren und in Deutschland unter miesen Bedingungen Maschinenar- beiten verrichten oder Fa- brikhallen schrubben muss- ten, und alles für ein Volk, welches in der Zwischenzeit ihr Heimatland zerstörte und Familienangehörige um- brachte. Übrigens zog es der oben zitierte Herr vor, anläss- lich eines Urlaubs in Holland in den Untergrund zu gehen.

Er wurde von seiner späteren Frau unter lebensgefährli- chen Umständen versteckt gehalten. Hätte er das ris- kiert, wenn seine Zwangsar- beit so erquicklich gewesen wäre, wie es Dr. Pillhatsch darstellt? Wenn Dr. Pillhatsch von „so genannten Opfern“

schreibt, betrachte ich das als Verhöhnung vieler Tausender Zwangsarbeiter, von denen ja auch eine beträchtliche An- zahl in Deutschland umge- kommen ist.

Die Sache mit der kollekti- ven Verantwortung ist ein an- deres Thema. Aber vergessen sollten es gerade wir Deut- sche niemals! Es war und ist ein großes Unrecht. „Verbre- chen“ wäre in meinen Augen der korrektere Ausdruck.

Übrigens: Der Vergleich mit den deutschen Zwangsarbei- tern war wohl völlig deplat- ziert, denn sie war eine Folge der deutschen Aggression,

die ja bekanntermaßen an Grausamkeit alles bis dahin in Kriegen Erlebte in den Schatten stellte. Deshalb bil- lige ich keinesfalls die Be- handlung deutscher Zwangs- arbeiter im Ausland, aber sie ist für mich begreiflich.

Elisabeth Holland-Cunz, Am Denkmal 6, 98544 Zella-Mehlis

Ökonomie

Zu dem Kommentar: „Unter dem Diktat der Ökonomie – Auf gefähr- lichen Pfaden“ von Dr. med. Alfred Möhrle in Heft 5/2003:

Kapital und Arbeit gleichverpflichten

Ökonomie ja, aber bitte so:

Hierzulande erarbeiten die 20- bis 60-Jährigen zz. ca.

2 100 Milliarden Euro (BIP).

Von 14,3 % Gesundheitslei- stungen sind 80 % (ca. 240 Milliarden Euro) für die Menschen über 60 Jahre. Für Rente werden 220 Milliarden Euro einbehalten. 80 % allen inländischen Besitzes gehört den Bürgern über 60 Jahre, die Arbeitswelt zahlt ihnen für Zinserträge sowie an Mie- te und Pacht ca. 560 Milliar- den Euro, insgesamt also 1 020 Milliarden Euro oder 48 % der volkswirtschaftli- chen Gesamtleistung. Wer hat jemals ein solches Vertei- lungssystem erlebt? Kapital- erträge sind frei von Sozialab- gaben – kommen aber aus Arbeit! Selbstverständlich gibt es in Deutschland dieje- nigen fleißig gewesenen Al- ten, die heute nur von ihrer Rente leben. Für diese und die lohnabhängig arbeitende Bevölkerung mit ihren Kin- dern gilt natürlich die gefor- derte Mittelbegrenzung, nachdem sie neben Rente und Krankenkasse o. g. Ren- dite erarbeitet haben. Denn ohne diese „Produktivität“

würde ihnen doch gar nicht erst Arbeit „gegeben“. Die sozialbeitragspflichtige Lohn- summe liegt heute unter 50 % BIP, den Rest gibt es schon ohne Sozialbindung, davon den Großteil für die

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Alten. Deshalb sind die Lohnnebenkosten so hoch!

Sollte Rendite irgendwann sozialversicherungspflichtig werden (Urteil des BVG!), halbierten sich die Beitrags- sätze für Arbeitnehmer und -geber. Die Bevölkerung hätte

ŒGeld für eine satte Ge- sundheitspolitik,mehr Geld für sinnvolle Arbeit,

Žmehr Geld für die Jugend,

weniger Arbeitslose. Arbeit lohnte sich wieder. Der Staat bekäme sogar mehr Steuern.

Eins geht eben nur, systema- tischer Geiz im profitablen Geldsystem oder Versorgung im Sozialsystem. Wer aber beides für sich durchsetzen will, der rationiert eben bei denen, die sowieso schon fast alles bezahlen.

Dr. Dieter Petschow,

Am Kielenkamp 35, 30855 Langenhagen

Wissenschaftsrat

Zu dem Beitrag „,Medical Doctor‘ in der Diskussion“ von Susanne Lenze in Heft 1–2/2003:

Großer Regelungsbedarf

Mir scheint, dass hinsichtlich obiger Problematik die alte DDR einen guten Weg ge- wiesen hatte: Wie die Absol- venten anderer Studiengän- ge, zum Beispiel in der Che- mie oder der Biologie, er- warb der Medizinstudent mit dem abschließenden Examen den Grad eines „Dipl.- Med.“. Dieser Titel wies den Studienabsolventen als aka- demisch Graduierten aus;

wer die Prämissen für die

ärztliche Tätigkeit erfüllte, führte darüber hinaus den Ti- tel „Arzt“.

Eine solche Regelung lässt ausreichend Spielraum für ei- ne akademische Promotion.

Die Problematik eben dieser akademischen Promotion aber ist vielschichtig.

Natürlich gibt es sie in selte- nen Fällen, die Dissertati- onsthemen ohne wissen- schaftlichen Wert und die so genannten Doktorarbeiten, deren Niveau dasjenige einer Diplomarbeit vielleicht nicht einmal errreicht. Beides dürf- te aber heute zur Ausnahme geworden sein. Ein größeres Problem stellt die oftmals schlechte Betreuung der Doktoranden durch „Dok- torväter“ dar, die sich eher als „Rabenväter“ erweisen.

Aus eigener Beobachtung kenne ich Fälle, in denen Doktorväter die Ergebnisse ihrer Doktoranden selbst für ihre Karriere (z. B. Publika- tionen zum Zwecke der Er- langung einer außerplan- mäßigen Professur) verwer- tet und sich dann nicht mehr um ihre Doktoranden gekümmert haben. Auch die Verwendung von Ergebnis- sen der Doktoranden für die eigene Habilitation ist nach meinen Beobachtungen schon vorgekommen, gele- gentlich mit der Konsequenz, dass die Dissertation des Doktoranden im Sande ver- lief. Hier besteht meines Er- achtens ein großer Rege- lungsbedarf . . .

Prof. Dr. med. Hans Schwering, Marien-Hospital Euskirchen, Gottfried- Disse-Straße 40, 53879 Euskirchen

A

A620 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 107. März 2003 B R I E F E

Abwanderung

Meinung zum Internet-Forum und diversen Beiträgen im DÄ:

Verfahrene Situation

Ich lese und höre in letzter Zeit in allerlei Publikations- organen der Fach- und Lai- enpresse von medizinischem und nichtmedizinischem Führungspersonal, Politikern und so genannten Standes- vertretungsorganisationen

oder auch direkt von Führungsverantwortlichen zahllose Klagen darüber, dass kein medizinischer Nach- wuchs mehr zu akquirieren sei und eine Abwanderung von Kräften, soweit sie noch vorhanden sind, in andere Bereiche oder in das Ausland stattfände und Universitäts- absolventen primär schon den kurativen Sektor mie- den. Die Ursache hierfür ist sehr einfach – wenn auch den klagenden Personen offenbar

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(gewollt?) nicht bewusst – und sehr kurz auszudrücken:

Wenn die Assistenzärzte in der Sichtweise des Führungs- personals und der nichtärztli- chen Berufsgruppen, die dem Führungspersonal oft we- sentlich mehr am Herzen zu liegen scheinen als ihre jun- gen Kollegen, in der Klinik- hierarchie noch hinter der Kaffeemaschine im Schwe- sternzimmer rangieren, so darf man sich nicht wundern, dass dieser Abwanderungs- trend ungebrochen anhält.

Die verbleibenden Kollegen haben dann auch nicht zeitle- bens Lust, die durch den Mangel verursachte Mehrbe- lastung durch unbezahlten Raubbau an ihrer körperli- chen und psychischen Inte- grität, die immerhin verfas- sungsgemäß verbrieftes Recht eines jeden Bürgers ist, sowie Mobbing und be- rufliche Perspektivlosigkeit als nettes Dankeschön für ge- leistete Arbeit zu kompensie- ren. Auch die „Standesorga- nisationen“ mit ihren schwachsinnigen Weiterbil- dungsordnungen und Fortbil- dungsrichtlinien tragen nicht unerheblich zu der verfahre- nen Situation bei, sind sie doch teilweise regelrechte Druckinstrumente für die Assistenten.

Dr. Peter Bock,Im Heienbach 38, 36199 Rotenburg/Fulda

Ostdeutschland

Zu der Glosse „Jammern“ von Dr. med. Thomas Böhmeke in Heft 4/2003:

Hilfeschrei

Dieser Beitrag hat mich sehr bewegt. Ich bin die Ehefrau eines nun 60-jährigen Arztes (Gemeinschaftspraxis Radio- logie). Seit 1992 besteht die Gemeinschaftspraxis. Ich würde Herrn Dr. Böhmeke gern in die Praxis im Osten Deutschlands einladen. Ich glaube, damit will er sich nicht belasten. Dort wird er erfahren, was Jammern ist. Er hätte diese Qualen nicht aus- halten mögen. Zehn Jahre

nur Kampf und kein Ende.

Schreiben Sie doch einmal über die Praxen im Osten, schauen Sie doch mal genau hin, was sich im Osten Deutschlands abspielt. Wir sind noch lange nicht in Deutschland angekommen.

Es gibt kein Erfolgserlebnis für uns, die Menschen wer- den krank. Niemals hätte ich geglaubt, dass wir Ostdeut- schen den Bürgern im We- sten so egal sind. Es gibt kei- ne Behörde, die sich unserer Angelegenheiten annimmt.

Kein Jammern, sondern ein Hilfeschrei!

Ulrike Taubert,

Engelsdorferstraße 9, 04451 Panitzsch

Dritte Welt

Zu dem Leserbrief „Gerechtere Handelsbedingungen vonnöten“

von Dr. med. Hermann Schweiger in Heft 5/2003:

Eigenhilfe anmahnen

In den meisten Ländern der Zweiten, aber auch der Drit- ten Welt gibt es ausgespro- chen reiche Leute, Familien, Clans, die ihr Geld im Aus- land anlegen und arbeiten lassen, anstatt es für die Ver- besserung der Lebensbedin- gungen der Infrastruktur, überhaupt des Aufbaus ihres Landes einzusetzen. „Blind- wütige“ Entwicklungshilfe, NGOs u. a. setzen häufig am falschen Ende an. Es wäre Aufgabe der Politiker der In- dustrieländer, der internatio- nalen Organisationen, IKRK, Rotary, Lions, Kiwa- ni, Zonta, nationaler und in- ternationaler Ärzteorganisa- tionen, auf die eingangs er- wähnten Schichten, Kollegen hinzuwirken, sich für ihr Land, ihre Mitmenschen zu engagieren, um das unwürdi- ge Betteln um westliche Hil- fe zu mindern, wenn nicht so- gar zu beenden. Erst wenn diese Eigenhilfe nicht mehr möglich, erschöpft sein soll- te, dürfte die Hilfe der Er- sten Welt einsetzen, aber erst dann!

Prof. Dr. H.-J. Maurer,Obere Flurstraße 11, Enzisweiler, 88131 Bodolz

Neueingänge

Medizin/Naturwissenschaft S. Petrasch, G. Ehninger (Hrsg.):

Hämatologie/Onkologie Update 2002.Aktuelle Onkologie, Band 118. W. Zuckschwerdt Verlag, München u. a., 2002,VIII, 305 Sei- ten, kartoniert, 44,90A

Detlef Suhr: Krankheiten, die Geschichte schrieben. Über den medizinischen Faktor in der Welt- geschichte. Verlag Neue Literatur, Jena, Plauen, Quedlinburg, 2002, 80 Seiten, gebunden, 8,90 A Han Chaling: Leitfaden Tuina.

Die manuellen Techniken in der TCM. Urban & Fischer Verlag, München, Jena, 2002, 488 Seiten, Softcover, 64,95 A

Angela Matyssek: Rudolf Vir- chow. Das Pathologische Muse- um.Geschichte einer wissenschaft- lichen Sammlung um 1900 (Schrif- ten aus dem Berliner Medizinhisto- rischen Museum, Band 1). Stein- kopff Verlag, Darmstadt, 2002,VIII, 173 Seiten, 91 Abbildungen, 49,95 A Deutsches Krebsforschungszen- trum (Hrsg.): Krebsforschung heute. Berichte aus dem Deut- schen Krebsforschungszentrum 2002. Steinkopff Verlag, Darm- stadt, 2002, 366 Seiten, 19,95 A Wolfgang Hellenthal: Physik für Mediziner und Biologen.7., neu bearbeitete Auflage, Wissenschaftli- che Verlagsgesellschaft mbH, Stutt- gart, 2002, XVI, 384 Seiten, 286 Ab- bildungen, kartoniert, 23,50 A Heiner Berthold (Hrsg.): Klinik- leitfaden Arzneimitteltherapie.2.

Auflage, Urban & Fischer Verlag, München, Jena, 2003, XIV, 1279 Seiten, PVC-Umschlag, 44,95 A Karin Dietrich: Medizinische Fachkunde für Arzthelferinnen.

Verlag Europa-Lehrmittel, 42781 Haan-Gruiten, 2002, X, 414 Sei- ten, zahlreiche Abbildungen, kar- toniert, 27 A

Matthias Kunert, Ludger J. Ul- bricht: Praktische Echokardio- graphie. Lehrbuch und CD- ROM mit Video-Atlas. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2003, XVII, 346 Seiten, 140 Abbildungen, 26 Tabellen, zahlreiche Videosequen- zen, kartoniert, 74,95A

Peter Hofmann (Hrsg.): Dys- thymie.Diagnostik und Therapie der chronisch depressiven Ver- stimmung. Springer-Verlag, Wien, New York, 2002, VIII, 93 Seiten, 4 Abbildungen, broschiert, 29,80 A Eberhard J. Wormer: Bipolar.Le- ben mit extremen Emotionen. De- pression und Manie. Ein Manual für Betroffene und Angehörige.

Droemersche Verlagsanstalt Th.

Knaur Nachf., München, 2002, 224 Seiten, gebunden, 14,90 A

Wolfgang Schulz, Harald Darius, Gisbert Kober: Cardiovascular Therapy. Evidence-based Medi- cine – Questions and Answers –.

2nd edition, Medpharm Scientific Publishers, Stuttgart, 2002, XIX, 514 pages, 36 figures, 22 tables, 38 study charts, hardcover, 49 A Okwudili Alexander Okafor:

Gesundheits- und Krankenhaus- wesen in Nigeria von 1900 bis 2000. Verlag Murken-Altrogge, Herzogenrath, 2002, 173 Seiten, kartoniert, 18 A

Johann Caspar Rüegg: Psychoso- matik, Psychotherapie und Ge- hirn. Neuronale Plastizität als Grundlage einer biopsychosozialen Medizin. 2., aktualisierte und erwei- terte Auflage, Schattauer GmbH, Stuttgart, New York, 2003, XII, 201 Seiten, kartoniert, 29,95 A

Versorgungsstrukturen Barbara Rabaioli-Fischer, Si- bylle Kraemer (Hrsg.): Von Fall zu Fall.Antragstellung und Fall- dokumentation in der kognitiven Verhaltenstherapie. Pabst Science Publishers, Lengerich u. a., 2002, 186 Seiten, kartoniert, 20C Hardy Landolt: Das soziale Pfle- gesicherungssystem.Eine Darstel- lung der sozialen Pflegeleistungen des Bundes und der Kantone unter besonderer Berücksichtigung der Spital-, Heim- und Hauspflegelei- stungen. Stämpfli Verlag, Bern, 2002, 160 Seiten, 37,50 C Ralph Grossmann, Klaus Scala:

Intelligentes Krankenhaus. In- novative Beispiele der Organisati- onsentwicklung in Krankenhäu- sern und Pflegeheimen. Springer- Verlag, Wien, New York, 2002, 208 Seiten, 6 Abbildungen, 24,80 A Zentrale der Deutschen Ärzte- schaft zur Qualitätssicherung in der Medizin (Hrsg.): Leitlinien- Clearing-Bericht „Asthma bron- chiale“.Schriftenreihe der Ärzt- lichen Zentralstelle Qualitätssi- cherung, Band 9, Zuckschwerdt Verlag, München,Wien u. a., 2001, 173 Seiten, broschiert, 14,90 C Gunnar Stierle: Das Neue Praxis- Handbuch für Ärzte von A–Z.

Band 1. Steuern & Recht, EDV &

Organisation, Personal & Mitar- beiter,Arzt Spezial. Das Wichtigste für Aufbau und Führung einer er- folgreichen Arztpraxis, 4. Erg.- Lfg. 2002, Stand: 1. Dezember, Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 2002, Loseblattausgabe, 24,18A Ulrich Schwabe, Dieter Paffrath (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Re- port 2002.Aktuelle Daten, Ko- sten, Trends und Kommentare.

Springer-Verlag, Berlin, Heidel- berg u. a., 2003, 1000 Seiten, 50 Abbildungen, 100 Tabellen, bro- schiert, 29,95 C

Referenzen

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